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Channel: Aus der Stadt – Fränkischer Anzeiger
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„Blaue Flecken in allen Farben“

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Landgericht Gera setzt Prozess um den Tod der kleinen Leila mit Zeugenbefragungen fort

GERA – Am dritten Verhandlungstag im Prozess um die in Jena bei einem Ferienaufhalt getötete 9-jährige Leila aus Rothenburg sagten ein Freund des Mädchens sowie der Polizist aus, der am 4. Septembert 2014 als erster in der Wohnung eintraf.

Wie die Ostthüringer Zeitung berichtete, belastete der Freund der Grundschülerin den Lebensgefährten der Tante. Dieser soll Leila bei den Ferienaufenthalten in Jena misshandelt haben. Der Schüler berichtete, dass er Leila beim Spielen kennengelernt habe. Sie habe ihm erzählt, dass sie nicht gern nach Jena fahre. „Sie hat gesagt, dass es wegen ihres Onkels so sei“, sagte der 13-Jährige. Leila habe ihm erzählt, dass jener ihr den Arm herumgedreht oder sie lange unters Wasser gedrückt habe. Beim Ferienaufenthalt in Jena im Jahr zuvor hatte sich das Kind den Arm gebrochen. Die Familie hatte behauptet, sie sei von der Schaukel gestürzt. Ärzte bezweifelten dies wegen der besonderen Form des Bruches. Der junge Zeuge hatte zu Hause erzählt, was ihn Leila berichtet hatte, so der Bericht weiter. Nach dem Tod von Leila im September 2014 ging er mit seiner Mutter zur Polizei, um dies zu Protokoll zu geben. Leila hatte ihm auch die markante Frisur des Onkels beschrieben – die Beschreibung passt auf jene des Angeklagten. Die vierte Strafkammer hörte auch den Polizisten, der am 4. September 2014 als erster in der Wohnung eingetroffen war. Über die Notrufzentrale sei gegen 9.30 Uhr die Information von einem schwer verletzten Mädchen in Lobeda-Ost hereingekommen. „Als wir eintrafen, waren der Rettungswagen und der Notarzt schon da“, sagt der Polizeibeamte. „Mir geht es nicht aus dem Kopf, wie das Mädchen auf dem Bett gelegen hat. Sie war übersät von blauen Flecken in allen Farben.“ In der Wohnung seien die Oma und der Uropa anwesend gewesen. Während der Senior ihn nicht habe verstehen wollen, habe die Oma widersprüchliche Angaben gemacht. „Sie berichtete von Sturzgeräuschen. Sie seien ins Zimmer geeilt und hätten das Mädchen in einer Urin­lache auf dem Boden liegen gesehen“, schilderte der Polizist die Aussagen der Oma. Merkwürdig sei gewesen, dass das Mädchen nun auf dem Bett lag und die Kleidung trocken war. Die Oma habe ihm gesagt, sie habe die Sachen gewechselt. Der Notarzt habe sofort signalisiert, dass eine Sturzverletzung unwahrscheinlich sei. Angesprochen auf die blauen Flecken habe die Oma gesagt, dass Leila schnell welche bekomme, erinnerte sich der Polizist. Er berichtete, dass er im Hausflur von einer Nachbarin angesprochen worden sei. Aus der Wohnung seien oft lautstarker Streit zu hören gewesen, so auch am Abend zuvor und am Morgen gegen 8.30 Uhr. Die Oma gab an, ab 7.30 Uhr in der Wohnung gewesen zu sein. Ihre Tochter sei um 8 Uhr gegangen. Die Rettungsdienst-Mitarbeiter versuchten, das Kind zu reanimieren, und brachten Leila gegen 10 Uhr ins Klinikum. Wie sich bei der späteren rechts­medizinischen Untersuchung herausstellte, war das Kind bereits in den frühen Morgenstunden gestorben. Vor der Abfahrt ins Klinikum habe der Notarzt noch zu ihm gesagt: „Finden sie den, der das getan hat.“ Angeklagt ist der 24 Jahre alte Freund der Tante wegen Totschlags und schweren sexuellen Missbrauchs. Vor Gericht stehen auch die Oma und die Tante wegen unterlassener Hilfe­leistung und Misshandlung Schutzbefohlener durch Unterlassen. Die Angeklagten haben sich bislang nicht zu den Tatvorwürfen geäußert. Heute wird der Uropa vernommen, der mit in der Wohnung lebte. tz


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