Rothenburger Zeidlerverein begeht Jubiläum mit Mittelfränkischem Imkertag
ROTHENBURG – Sie ist zwar nur wenige Millimeter klein, doch am Sonntag kommt die Biene ganz groß raus, wenn der Mittelfränkische Imkertag im Reichsstadt-Gymnasium zu Gast ist. Dem hiesigen Zeidlerverein fällt die besondere Ehre der Ausrichtung zu, da er heuer sein 150-jähriges Bestehen feiert.

Emsiger Flugbetrieb: Die Wendung „fleißiges Bienchen“ kommt nicht von ungefähr. Foto: Budaker
Und weil die Kombination aus Mittelfränkischen Imkertag und rundem Geburtstag bereits vor zehn Jahren so gut geklappt hat, hatten die Vereinsoberen auf Bezirksebene erneut die Idee, ihre Zusammenkunft in der Tauberstadt stattfinden zu lassen. Das hiesige Gymnasium als Veranstaltungsort hierfür auszuwählen kommt nicht von ungefähr.
Alfred Wegele, Vorsitzender des Zeidlervereins Rothenburg, widmete sich dort nicht nur jahrelang der Weitergabe seines mathematischen und physikalischen Wissens an die Schüler, sondern gründete dort auch eine Imkergruppe. Diese ist vor gut einem Jahr jedoch an die Mittelschule umgezogen. Mit dem Imkertag möchte man auch nun eine Art „würdigen Abschluss“ für das Projekt am Entstehungsort gestalten, so der pensionierte Pädagoge.
Als sich das große Jubiläum am Horizont abzuzeichnen begann, machte sich Alfred Wegele daran, die Vereinsgeschichte zu durchforsten – eine recht mühsame Angelegenheit, nicht nur aufgrund der Entzifferung der alten Schriftarten. Überhaupt erst an einige der schriftlichen Zeugnisse heranzukommen war gar nicht so einfach. So wurde er hinsichtlich des Protokollbuchs für die Jahre von 1898 bis 1911 fündig. Doch von den Aufzeichnungen für den Zeitraum von da an bis ins Jahr 1927 sowie von dem Gründungsdokument fehlt jede Spur.
Fest steht jedoch, dass der Zeidlerverein Rothenburg einer der ältesten seiner Art in Mittelfranken ist. Er wurde 1868 von sieben Imkern gegründet, die damals Georg Haag zu ihrem ersten Vorsitzenden wählten. Vierzehn Jahre später konnte sich der Verein über bereits rund 100 Mitglieder freuen und sich dadurch des Titels „zweitgrößter Imkerverein Mittelfrankens“ rühmen.
Öffentliche Festveranstaltung
Heutzutage sind nur noch 29 Mitglieder in dem Verein organisiert – mit einem Altersdurchschnitt von 65 Jahren. Alfred Wegele möchte deshalb gerade junge Neu-Imker dazu ermutigen, sich dem Verein anzuschließen. Denn auch hier werde man als Anfänger von den erfahrenen Zeidlern nach Kräften unterstützt, betont er. Wer bereits ein gewisses Interesse an der Imkerei hegt oder aber allgemein mehr über die herausragende Bedeutung der Biene für das Ökosystem wissen möchte, der ist am Sonntag im Reichsstadt-Gymnasium gern gesehen. Die Festveranstaltung ist nämlich öffentlich.
Besonders der Vortrag um 10.05 Uhr von Karsten Burghard vom Zeidlerverein Nürnberg verspricht interessante Einblicke für Nicht-Imker. Unter dem Titel „Bienen und Bestäubung – Zusammenhänge erkennen und fördern“ geht der Bienenfachwart auf die Honigbienenarten ein und erklärt, wie wichtig sie sind. Zudem thematisiert er die Bedeutung des Pollens und nimmt die Funktion der Ameisen bei der Vermehrung von Pflanzen unter die Lupe sowie deren Nutzen für die Bienen. Schließlich geht er auch auf die Bestäubung und Befruchtung der Obstgehölze ein und zeigt dabei Möglichkeiten zur Trachtverbesserung auf.
Nach einer Mittagspause und Grußworten referiert um 13.45 Uhr Dr. Nicole Höcherl über „Kleiner Beutekäfer und Asiatische Hornisse – die neuen Bienenschädlinge“. Die Veranstaltung wird mit einer Imker- fachausstellung von Volker Schüßler vom Gebsattler Zeidler-Nachbarverein umrahmt.

Auf das große Jubiläum vorbereitet: Alfred Wegele, Vorsitzender des Rothenburger Zeidlervereins. Foto: Scheuenstuhl
Gewisse Umbrüche
Mag es auch keine konkreten Aufzeichnungen zu einigen Abschnitten der Vereinsgeschichte geben, so steht außer Frage, dass auch die Imker aus Rothenburg und dem Umland gewisse Umbrüche im Zeidlerwesen miterlebten. Da wäre etwa die Entwicklung von der Korbimkerei hin zur Verwendung von Hinterbehandlungsbeuten und anschließend – etwa in den 50er Jahren – von Magazinbeuten.
Bereits vor der Vereinsgründung durchlebte die Honiggewinnung einige Erneuerungen. So erfand etwa im Jahr 1853 August Baron von Berlepsch den „Mobilbau“, sprich die heute gängigen Rähmchen, die man in die Beute einhängen und auch wieder herausnehmen kann. Und 1865 entwickelte Major Franz Edler von Hruschka die Honigschleuder. Wie bei fast jeder Kulturtechnik gibt es auch in der Imkerei jene Zeidler, die bei der Gewinnung des flüssigen Goldes so ursprünglich wie möglich vorgehen möchten.
Die voranschreitende Entwicklung der Landwirtschaft brachte die Bienen in Bedrängnis: Die Ackerraine verschwanden und auch die alte Bauernregel „Bevor man eine Wiese mäht muss sie drei Farben haben“ wurde über Bord geworfen. Zudem findet sich auch in vielen Privatgärten dank steinerner Gestaltungselemente wenig Blühendes für die Bienen, die hinsichtlich der Menge gar nicht mal so anspruchsvoll sind. „Schon zwei Quadradmeter freut die Biene“, weiß Alfred Wegele, der die Liebe zur Imkerei von seinem Vater geerbt hat.
Eine Stadtbiene habe es in dieser Hinsicht oft besser als eine Landbiene, meint der 70-Jährige, der sogleich lobend hinterherschiebt: „In Rothenburg gibt es aber noch viele Ecken, wo etwas blüht.“ Und auch die vermeintliche Frontstellung zwischen Imkern und Landwirten gibt es in dieser Form nicht mehr. Stattdessen hat man viele Kooperationspunkte entdeckt, so Alfred Wegele. Ohne Frage eine wichtige Entwicklung für die Biene, die laut Umweltbundesamt, das drittwichtigste Nutztier nach Rind und Schwein ist. mes