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Die Gunst der Stunde nicht genutzt

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Korn-Halle räumte Rothenburger Künstlerbund einen breiten Raum zur Entfaltung ein

ROTHENBURG – Ernüchterung trotz Potenzial und Ideen: Die Gruppenausstellung des Rothenburger Künstlerbundes in der Korn-Halle mit ihrer Stahl-Glas-Architektur weckte die Neugierde auf ein spannendes Kunst-Raum-Erlebnis. Bei der Eröffnung am Freitagabend muss­ten Betrachter gestehen, dass sie die Schau nicht wirklich prickelnd finden.

  „Sonnenuntergang“ in besonders intensiven Farben von warm bis rötlich: Fotokunst von René Bissbort.

„Sonnenuntergang“ in besonders intensiven Farben von warm bis rötlich: Fotokunst von René Bissbort.

Profi-Künstler brauchen ein breites Kreuz. Nicht nur, weil man ihnen zurückblickend nur vielmals anerkennend auf die Schultern klopfen kann. Groß ist auch die Zahl der realisierten Ausstellungen und Projekte. Zwischen Euphorie und Ernüchterung gab es viel konzeptionelle Beständigkeit und einige neue Ideen. Neben den regelmäßigen Kunstschauen im ehemaligen Tanz- und Fleischhaus am Marktplatz bot der vorübergehende Ortswechsel in den eindrucksvollen lichtdurchfluteten Glaspalast neue Ansätze im künstlerischen Schaffensprozess. Doch verschiedene Teilnehmer der Vernissage ließen verlauten: „Der Ausstellung fehlen die Wow- und Aha-Effekte.“ Oder: „Dem Konzept liegen eher Klimmzüge für die Kunst zu Grunde.“

Der Titel der Ausstellung „Tradition trifft Tradition“ weckt Erwartungen auf einen großen Wurf mit Objektfülle und vielschichtigen Aspekten: spielerisch, lustvoll, tragisch, komisch, trauernd, überraschend. Das Ergebnis wirkt eher uninspiriert. Beteiligt sind siebzehn Künstlerbund-Mitglieder, darunter der Vereinsvorsitzende Peter Nedwal, sein neuer Stellvertreter Alexander Fabi und die städtische Kulturbeauftragte Johanna Kätzel. Sie hielt die Einführungsrede zur Eröffnung der Ausstellung. Erläuterungen zur Schau oder zu einzelnen Exponaten gab es nicht.

„Musikabend“ in Rothenburg: von Eichi Takeyama.  Fotos: sis

„Musikabend“ in Rothenburg: von Eichi Takeyama. Fotos: sis

Stattdessen war der Blick rückwärts gewandt auf 90 Jahre Rothenburger Künstlerbund. Johanna Kätzel verwies in ihren Ausführungen darauf, dass die Gruppe sich nach dem Krieg für den Wiederaufbau der zu vierzig Prozent zerstörten Altstadt engagierte. In Anerkennung der großen Verdienste überließ die Stadt dem Künstlerbund 1954 die Erdgeschossräume des damals als städtische Gewerbehalle genutzten sogenannten Fleischhauses zur dauerhaften Nutzung für Ausstellungen – bis heute.

Aktuell zählt der Künstlerbund etwa 120 Mitglieder. Ein „harter Kern“ aus zwanzig aktiven Künstlern bestreitet die regelmäßigen Ausstellungen. In den letzten Jahren kamen einige jüngere Künstler hinzu, die mit dazu beitragen, die lange währende Tradition des Vereins weiter zu tragen und mit neuen Impulsen zu beleben, so Johanna Kätzel.

Die aktiven Mitglieder des Vereins stemmen jedes Jahr mehrere Ausstellungen, die in der Regel über mehrere Monate zu besichtigen sind, wie die traditionelle Jahresaussteltung, die im Advent beginnt, und die Frühjahrsausstellung. Im letzten Jahr bewerkstelligte der Verein sogar sechs Ausstellungen. Darunter eine Einzel­ausstellung von Hans-Gustaf Weltzer oder eine Ausstellung in Kombination mit einer aufwändigen Fotoaktion als Beitrag zum Rothenburger Märchenzauber. Auch das Heranführen jüngerer Generationen an bildende Kunst sei dem Verein ein Anliegen und finde Ausdruck in den inzwischen regelmäßig stattfindenden Schülerausstellungen in Zusammenarbeit mit der Oskar-von-Miller-Realschule.

In ihrer Rede würdigte die städtische Kulturbeauftragte und Künstlerin das über 20-jährige Engagement des Autohauses Korn für die Kultur. Peter Korn setzt die Arbeit seines verstorbenen Vaters, Karl Korn, erfreulicherweise fort. „Das Prädikat qualitätvoll ist geblieben und unter der Regie von Robert Hellenschmidt ist aus der Reihe eine weit über die Stadt hinaus wirkende Institution geworden“, unterstrich Johanna Kätzel.

Die Stadt sei dankbar für dieses „hochwertige Kulturangebot“, betonte Oberbürgermeister Walter Hartl und fügte an: „Es zählt zu den Glanzpunkten im Rothenburger Veranstaltungsreigen“. Die Qualität stehe im Vordergrund. Mit der „richtigen Mischung“ aus Konzerten, Kabarett, Ausstellungen und hin und wieder Vorträgen, konnte die Korn-Kulturreihe auch Künstler gewinnen, „die üblicherweise auf weitaus größeren Bühnen spielen.“

Der vielgelobte Hausherr sagte weitere Unterstützung zu. „In einer Zeit der leeren öffentlichen Kassen zeigt unser Haus mit seinem Kulturprogramm auch eine gesellschaftliche Mitverantwortung“, sagte Peter Korn. Eine erfolgreiche Kulturreihe auf hohem Niveau zu halten, „bedarf ein hohes Maß an finzanziellen und personellen Mitteln, Risikobereitschaft und eine gründliche Planung, was wir dank Robert Hellenschmidt immer bravourös halten konnten.“

Bei Sekt, Schnittchen und unterhaltsamen Programm mit unvergesslichen Stücken aus der Swing-Ära, präsentiert von der Band „Jazz for fun“, klang die Veranstaltung gesellig aus. Die Ausstellung ist noch bis 30. März zu sehen: Montag bis Freitag von 9 bis 18 Uhr, samstags von 9 bis 14 Uhr. Die Galerie am Marktplatz stellt der Künstlerbund den Preisträgern der Jugendstiftung Schmidt für die Präsentation ihrer Arbeiten zur Verfügung. Wie berichtet, lobt die Jugendstiftung ihren ersten Kunstpreis aus – unter Federführung des Künstlerbund-Vorsitzenden Peter Nedwal. Bewerbungsschluss war schon. Die fachliche Beurteilung erfolgt durch eine Expertenjury. sis


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