Rothenburg präpariert sich zeitig für die Reiterlesmarktphase
ROTHENBURG – Unübersehbar: In Rothenburg haben die Vorbereitungen auf die nahende Reiterlesmarktzeit begonnen. Der Christbaum auf dem Marktplatz ist aufgestellt. Im Lichthof des Rathauses und auf dem Kirchplatz sind die ersten Buden platziert. An den Toren hängen die Weihnachtssterne und grüßen hinaus vor die alte Stadtummauerung.

Der Rothenburger Marktplatz mit seinen Patrizierhäusern zeigt sich jetzt schon im vorweihnachtlichen Schmuck. Fotos: Weber
All jene, die dazu beitragen, der Altstadt ihr vorweihnachtliches Kleid anzulegen, haben derzeit eine Menge zu tun. In erster Linie gefordert ist dabei der Bauhof. Phasenweise fährt er in diesen Wochen gleich bis zu drei Handvoll Leute für dieses Kapitel auf. Mit dem Aufstellen des Christbaums auf dem Marktplatz und der Montage der mit jeweils 105 Glühbirnen bestückten Sterne am Klingentor, am Galgentor, am Rödertor und am Spitaltor ist auch in diesem Jahr der Anfang gemacht worden.
Rund zehn Meter hoch und gleichmäßig gewachsen ist die Fichte, die für die nächsten Wochen bis ins neue Jahr hinein vor dem Rathaus die Blicke auf sich zieht. Sie stammt einer langjährigen guten Tradition folgend aus einem Privatgarten in der Stadt. Dort hatte sie eine zu stattliche Größe erreicht, musste weichen und darf nun noch in besagter Ehrenfunktion dienen. Aus welchem Garten genau der Baum kommt, wollte Bauhof-Leiter Andreas Keitel auf Anfrage unserer Redaktion mit Hinweis auf den Datenschutz nicht bekanntgeben.
Hochsensible Sache
Beim Christbaum auf dem Marktplatz handelt es sich auch in anderer Hinsicht um eine hochsensible Angelegenheit. Das zeigt sich jedes Jahr in den Reaktionen, wenn er steht. In einem Schreiben an die Redaktion macht ein alter Rothenburger seinem Ärger Luft. Es sei diesmal ein gut gewachsenes, aber mickriges Exemplar. Dazu noch sieben Wochen vor Weihnachten aufgestellt: „Unglaublich. So macht man ein Fest kaputt.“ Oder solle er ganzjährig stehen bleiben? Versehen etwa mit dem Hinweis auf die Läden der immerwährenden Weihnacht, meint besagter Leser.
Auf dem Reiterlesmarkt soll diesmal unter dem Strich wesentlich weniger Fichtengrün zu Dekorationszwecken verwendet werden als bisher, kündigt Marktleiter Fritz Fetzer an. Zuletzt waren dort 250 Nadelbäume verteilt, um Rückfronten von Buden, Zwischenräume zwischen den Verkaufsständen oder auch andere Passagen zu schmücken.
„Wir gehen auf 150 zurück,“ betont Fetzer. Zum einen seien die Verkaufsstände alle auch von hinten in einem solch präsentablen Zustand, dass es nichts zu kaschieren gebe. Lediglich zwischen den Buden gelte es die Lücken dekorativ zu schließen. Zum anderen wolle man eine unnötig hohe Zahl an Baumleichen vermeiden.
Zwischen dem gotischen Teil des Rathauses und dem Verwaltungsgebäude am Grünen Markt wird für den Reiterlesmarkt volle Durchfahrtsbreite benötigt. Das Gerüst für die Kaisersaal-Renovierung muss deshalb abgebaut und dann im nächsten Jahr wieder aufgebaut werden.
Insgesamt 66 Fieranten und Vereine werden ihr Angebot feilhalten auf dem Reiterlesmarkt 2018, davon 28 in städtischen Buden. Im Feuerkessel fällt kurzfristig ein Stand wegen Krankheit weg. Die Formation werde deshalb dort etwas aufgelockert, kündigt Fetzer an. Das Hallenbad-Restaurant ist in der Passage diesmal wieder mit seiner Spezialität vor Ort. Es könnte unter anderem von der Auflockerung profitieren. Außerdem werde es unter den Anbietern auf dem Markt einen zusätzlichen mit Schals und Mützen geben, so Fetzer.
Im Rathausgewölbe darf ein weiterer Anbieter („Bernsteinrute“) sein Sortiment anbieten. Der Bauhof hat in seiner Werkstatt dafür die Voraussetzung geschaffen und einen zusätzlichen Stand für die dortige Verkaufszeile gebaut und lackiert.

Alexandra Wohlfahrt übernimmt mit ihren Kolleginnen das Betreuen der Krippe.
Neue Hände für die Krippe
Für die Krippe im Lichthof des Rathauses kündigt sich ein Übergang in jüngere Hände an. Annemarie Hellenschmidt hatte viele Jahre die Figuren und das Aufstellen betreut. Im vergangenen Jahr sprang, nachdem sie das aus Altersgründen aufgegeben hatte, der Bauhof ein. Jetzt signalisiert Alexandra Wohlfahrt vom Amt für Messen und Märkte, dass sie sich zusammen mit ihren Kolleginnen Anita Zweidinger und Claudia Settler dieser Aufgabe annehmen wird.
Früher wurden Ausgaben für den Reiterlesmarkt haushaltstechnisch aus dem Topf „Wintermärchen“ des Rothenburg Tourismus Service (RTS) bestritten. Seit Jahren gilt aber laut Stadtratsbeschluss die Verrechnung in einem eigenen Posten, wie Stadtkämmerer Franz Fisch betont. Konsequenz: Die einst erreichte schwarze Null für den Reiterlesmarkt ist einem Defizit gewichen. Das übernimmt die Allgemeinheit. -ww-