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Gleich mal losgelegt

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Freundeskreis für das Reichsstadtmuseum gegründet

ROTHENBURG – Der Freundeskreis zur Unterstützung des Reichsstadtmuseums hat sich am Montagabend in der „Glocke“ gegründet und den Vorstand gewählt. Ehe sich der Vorsitzende Andreas Oft versah, hatte er schon seinen ersten offiziellen Auftrag.

Museumsleiter Dr. Hellmuth Möhring (v.li) mit dem Freundeskreis-Vorstand: Max-Stephan Zimmer, Barbara Wittstatt-Oft und Andreas Oft. Es fehlt Dr. Konrad Bedal. Foto: Schäfer

Schneller als gedacht, ist der neue Amtsinhaber in die städtischen Verhältnisse involviert. Er soll den Antrag des Freundeskreises umsetzen und den Stadtrat bitten, die bereits beschlossene dreimonatige Schließung des Reichsstadtmuseums von Januar bis März „zu überprüfen“ und eine „unterbrechungsfreie Zugangsregelung zu gewährleisten“. Das Reichsstadtmuseum ist hochdefizitär. Einsparungen erhofft sich der Stadtrat im personellen Bereich. Während der saisonalen Schließung kann auf Reinigungskräfte und Kassenaufsicht verzichtet werden. Die Auswirkungen auf die Finanzen und die Besucherzahlen wird man noch sehen.

Freundeskreis-Mitglied Klaus Wagner fürchtet, es wird eine Abwärtsspirale geben. Er sieht in der Schließung einen Negativeffekt in der Bevölkerung und bei Rothenburg-Besuchern. Damit würden die Probleme noch größer. Klaus Wagner und sein Bruder Frank, der in Rothenburg geboren ist, haben ihren Zweit-Wohnsitz in einem Haus am Marktplatz und sind mit der Stadt eng verbunden. Ihr Onkel Richard Wagner hat ihnen 1995 das Haus vererbt, das sie dann saniert haben.

Im Keller des Hauses erlebten die Brüder die schreckliche Bombennacht beim Luftangriff am 31. März 1945. Nach dem Krieg war ihr Onkel der erste Vorsitzende des Vereins Alt-Rothenburg und als Photograf tätig. Seine hinterlassenen zirka 15000 Bilder sind im Reichsstadtmuseum archiviert und teilweise erschlossen worden, sagt Klaus Wagner.

Verbindungen geknüpft

Von seinen guten Verbindungen aus der früheren Tätigkeit im Kulturreferat am hessischen Ministerium profitiert das Reichsstadtmuseum bei der nächsten großen Sonderausstellung zum Thema Martin Monnikendam. Der jüdisch-niederländische Maler wirkte um 1922 in Rothenburg und hat viele Stadtansichten gemalt, die im Frühjahr 2019 in der Schau zu sehen sein werden und aus verschiedenen großen Museen Amsterdams stammen. Anlass für die Sonderausstellung ist die Schenkung von 44 Aquarellen des Malers aus einer Stiftung an die Stadt Rothenburg.

Museumsleiter Dr. Hellmuth Möhring kann Unterstützung gut brauchen, denn er ist weitgehend Einzelkämpfer bei den Abläufen. Neben den Ausstellungen, derzeit läuft die Schau „Die Tauber“ und nach Martin Monnikendam folgt der Bilderzyklus unter dem Motto „Die weiße Schale“ des Nürnberger Künstlers Udo Kaller, steht auch die konzeptionelle Weiterentwicklung des Museums an, die mit der Namensänderung einhergeht.

Die ab nächstem Jahr geltende Umbenennung auf „RothenburgMuseum“ ist umstritten. Der Schritt sei unnötig und kostenaufwändig, ist immer wieder zu hören. Der Museums-Freundeskreis, dem auch Alt-Rothenburg angehört, machte keinen Hehl aus seiner ablehnenden Haltung. Selbst der langjährige Rechtsdirektor der Stadt, Albert Schmitt, er leitete die Gründungsversammlung des Freundeskreises und half bei der juristischen Ausarbeitung der Vereinssatzung mit, kann die Stadtrats-Entscheidung zur Namensänderung „nicht nachvollziehen“.

Die anwesende Stadträtin Jutta Striffler hat den Beschluss mitgetragen. Eine klare Mehrheit war dem Vorstoß des Rothenburger Touris­mus­chefs gefolgt, der mediale Gründe im digitalen Zeitalter ins Feld führte und den Begriff „Reich“ nicht zuletzt deshalb streichen wollte, um Irritationen zu vermeiden. Die Winterschließung des Museums versuchte Jutta Striffler damit zu rechtfertigen, dass die drei Monate auch eine Chance böten, das Depot mit eingelagerten Beständen zu sichten und auf Vordermann zu bringen. Ihr Angebot zur Mitarbeit musste der Museumsleiter ausschlagen. Die Arbeit an kontaminierten Objekten sei nur mit Atemschutzmaske, Brille, Schutzkittel und Handschuhen möglich. Den Antrag des Freundeskreises an den Stadtrat sieht sie als einen „Impuls“ von gsellschaftlicher Relevanz, den der Stadt­rat aufgreifen sollte.

Der neugewählte Vorsitzende wurde beauftragt, einen offiziellen Brief zu verfassen und damit in die Situation hineinkatapultiert. Andreas Oft ist mit einer Rothenburgerin verheiratet, die im Haus Burggasse 9 aufgewachsen ist.

Barbara Wittstatt-Oft hat das Haus von ihrem Vater geerbt. Die Eheleute leben in München, wollen aber versuchen „vermehrt in Rothenburg zu sein. Barbara Wittstatt-Oft, eine gelernte Buch- und Papierrestauratorin, seit 25 Jahren an der Bayerischen Staatsbibliothek tätig, kümmert sich um die Finanzen des Freundeskreises. Ihr Mann, er hat Kunstgeschichte und Literatur studiert und noch ein Grafikstudium drangehängt, nutzt die durch Eigeninitiative geschaffenen Freiräume, um Neues anzugehen. Er will seine Erfahrungen mit drucktechnischen Dingen ins Reichsstadtmuseum einbringen.

Als stellvertretender Vorsitzender stellte sich Max-Stephan Zimmer zur Verfügung. Der Wirtschaftsinformatiker ist am Verwaltungsgericht Ansbach tätig. Zum Reichsstadtmuseum pflegt der Klingengassen-Bewohner eine gute, nachbarschaftliche Beziehung. Schriftführer Dr. Konrad Bedal wurde in Abwesenheit gewählt. sis


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