„Butzfasching“-Riege lief erneut zu Höchstform auf
ROTHENBURG – Was approbierte Mediziner tunlichst vermeiden sollten, nämlich den Finger in die Wunde ihres Patienten zu legen, taten die Humor-Doktoren des „Butzfaschings“ mit umso größerer Freude und Kreativität. Ihr „Opfer“: Die Diskussion um das Rothenburger Krankenhaus und den Klinikverbund sowie alle anderen Themen, die bei den Bürgern für Kopfschütteln, Verärgerung und Frustration sorgen.
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Die Puppen sind los: Dr. Bob (Juan Paton Sanchez) kümmert sich mit seinen Krankenschwestern Miss Piggy (Kerstin Nägelein, links) und Janice (Gabi Sommerkorn) um den Patienten (Michael Sommerkorn). Fotos: Scheuenstuhl
Wenn Lachen die beste Medizin ist, dann dürften am Samstagabend alle Gäste „pumperlgsund“ den Gasthof „Butz“ verlassen haben. Denn die engagierte Faschingsriege brachte in gewohnt unterhaltsamer Weise einfallsreiche und scharfsinnige Darbietungen auf die Bühne. Aber auch die vielen „Narren“ im Publikum haben sich mächtig ins Zeug gelegt, um dem diesjährigen Motto „Es rockt das Krankenhaus“ auch optisch zu entsprechen.
Medizinalrat a. D. Dr. Erasmus Hindemit (alias Hans Kraus) kehrte aufgrund des Ärztemangels aus dem Ruhestand zurück, um die fachliche Leitung der „neu konzipierten Scherzkatheterstation“ im „Butz“ zu übernehmen. In dieser Funktion informierte er zunächst über die vorhandenen Fluchtwege. Allerdings können die Notrutschen nicht benutzt werden, „da die erforderlichen Geländer noch nicht geliefert wurden“.
Enttäuschen musste er all jene, die neben einer Damen- und Herrentoilette auch eine Gender-Toilette erwartet haben. Deren Einbau verzögere sich wegen „diverser Haushaltssparmaßnahmen bis zum Jahr 2030“. Dies ist aber gar nicht so schlimm, denn Studien haben ergeben, dass sie „im direkten Vergleich mit einem Parkautomaten den Gast nicht zum längeren Verbleib anregt“.
Überregionale Körperteile
Dr. Erasmus Hindemit appellierte an die Gäste „nicht vor Mitternacht nach Hause zu gehen, um den Fernsehgenuss der Anwohner nicht zu stören“. Ebenso eindringlich bat er, auf die Gesundheit zu achten, denn die pathologische Abteilung sei komplett an das Klinikum Ansbach verlegt worden. Dort wühlen jetzt die Drei von der Pathologie – Hilde Kistenfeger, Eva Förster-Kern und Edith Hümmer – „in überregionalen Körperteilen“.
Und dabei sind sie auf einen ganz besonderen Fund gestoßen: ein Bein aus Rothenburg vom Philosophenweg, das „bestimmt die Unterschriftensammler dort hingeschmissen“ haben. Denn dann müsse nicht nur eine Artenschutzprüfung neu gemacht werden, sondern gleich noch eine „prähistorische Untersuchung“. Aber eigentlich gäbe es ja andere Möglichkeiten, sich der Leichenteile zu entledigen, nämlich die Grüngutcontainer. Denn „die von dr Stood hewwe doch gsocht, dass die Leit doa alles Mögliche neischmaaße“.
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Die Drei von der Pathologie (v.l.): Edith Hümmer, Hilde Kistenfeger und Eva Förster-Kern.
Geisterbahn bis ins Museum
Findig sind die Drei von der Pathologie aber auch in anderen Bereichen. Beim Thema Sonntagsöffnung solle man einfach ein paar Rosenkränze und „dem Söder sei Kreuz ins Fenster“ hängen und schon darf man wieder aufmachen. Und eine Geisterbahn in den Stollen und Keller des Brauhauses könnte nicht nur eine Lösung für die Entsorgung überzähliger Gliedmaßen aus der Pathologie sein. Wenn man die dann bis zum RothenburgMuseum fahren lässt, hätte man dort schon einmal den ersten Besucheransturm.
Auch wenn man die Pathologie nach Ansbach ziehen lassen musste, die chirurgische Abteilung in Rothenburg ist, laut Dr. Hindemit, „auf höchstem Niveau“ – vor allem in Sachen Schönheitsoperationen. Sandra Wittmann, die auf ihre zum Krankenhaus-Clown umgeschulte Freundin Sabine Hassel trifft, kann davon ein Lied singen.
Mit ihrem Haken bei „divers“ wollte sie sich eigentlich nur die ganze Palette der möglichen körperlichen Optimierungen gönnen. Nun hat sie eine neue Identität – irgendwas eben zwischen Frau und Mann. Immerhin könne sie so noch Pfarrsekretärin für St. Johannis werden, tröstet Sabine Hassel sie, denn in der entsprechenden Stellenanzeige stand „männlich, weiblich, divers“.
Eine Million für Beamtengehirn
Sandra Wittmann sieht sich eher in der Marketingabteilung des Krankenhauses, um mitzuhelfen das in Deutschland einzigartiges Angebot zur Rettung des Rothenburger Krankenhauses bekannter zu machen, nämlich Gehirntransplantationen. Das Denkorgan eines Nobelpreisträgers kostet dabei nur 5000 Euro. Das einer verbeamteten Person komme allerdings auf 1 Million Euro – es ist ja schließlich „noch vollkommen ungebraucht“.
Neben dieser genialen Finanzierungsidee kann man am „Butz“-Krankenhaus auch stolz darauf sein, einen Teil der Muppet-Show als Aushilfsnotfallteam – natürlich spezialisiert auf tierische Patienten – bekommen zu haben. Und sogleich torkelt auch schon ein Schwein (Michael Sommerkorn) auf den Untersuchungstisch. Während sich Miss Piggy (Kerstin Nägelein) und Janice (Gabi Sommerkorn) um ihn kümmern, fehlt von Dr. Bob (Juan Paton Sanchez) zunächst jede Spur. Er hat keinen Parkplatz gefunden, was auch kein Wunder ist, denn „seit die Parkgebühren am Krankenhaus billiger sind als in der Stadt, parkt da Gott und die Welt“. Doch schließlich steht die Diagnose für den Patienten fest: „Ein saumäßiger Drehwurm“, weil er im Kreisverkehr steckengeblieben ist. Als nächstes ist das (Reeb-)Huhn an der Reihe, das sich einen Allergieschock aufgrund der Milben im Jahrzehnte alten Teppich der Stadtbücherei zuzog.
Neben Einzelhandel begraben
Bei der Therapie nimmt sich das Fachpersonal einfach ein Beispiel am Bundesverkehrsminister. „Wir setzen die Grenzwerte für Milbenbefall wie beim Feinstaub einfach herauf“, beschließt Dr. Bob. Das Ergebnis: der Patient stirbt. Aus dem Hintergrund ertönt der bissige Kommentar von Waldorf (Siggi Hornung) und Statler (Günter Egner): „Und begraben wird er am Sonntag“ – „Direkt neben dem Rothenburger Einzelhandel“.
Die nächste Einlieferung in die Tierklinik ist ein Hund, der Brötchen kaufen wollte und während des langen Wartens in einer hiesigen Bäckerei –“hinten wurden wohl gerade Rühreier zubereitet“ – eine Unterzuckerung erlitt. Natürlich haben auch in diesem Fall die zwei nörgelnden Alten eine Weisheit parat: „Willste Brot, brauchste Zeit“ – „Gaaaanz viel Zeit“.
Obwohl auch die Mitglieder der Sanitäterä-Band (alias Sixbag) das eine oder andere Wehwehchen hatten, unterhielten sie die Gäste im Anschluss an die Darbietungen bis spät in die Nacht hinein. mes