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Channel: Aus der Stadt – Fränkischer Anzeiger
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Auftrag mit Leben gefüllt

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Gemeinschaftsbeirat setzt auf seiner ersten Sitzung wichtige Impulse

ROTHENBURG – Die direkte Beteiligung von Bürgern an politischen Entscheidungen in der Tauberstadt nimmt Fahrt auf: Es gibt sie zwar erst seit wenigen Monaten, doch in dieser Zeit waren Inklusions-, Familien-, Jugend-, Migrations- und Seniorenbeirat bereits sehr aktiv, wie sie in der jüngsten und ersten Sitzung des Gemeinschaftsbeirats unter Beweis stellten. Die Palette an konstruktiven Vorschlägen beeindruckte nicht zuletzt auch den Oberbürgermeister.

In der ersten Sitzung des Gemeinschaftsbeirats kamen viele Vorschläge auf den Tisch.Foto: Scheuenstuhl

In der ersten Sitzung des Gemeinschaftsbeirats kamen viele Vorschläge auf den Tisch. Foto: Scheuenstuhl

Was gibt es bereits in der Stadt? Was müsste verbessert werden? Wo ist Bedarf für Neuerungen? Gleich nach ihrer Gründung galt es für die verschiedenen Beiräte eine inhaltliche Struktur in ihren jeweiligen Themenbereich zu bringen. In der Sitzung des Gemeinschaftsbeirates in der Topplerschul-Aula unter dem Vorsitz von Herbert Holzinger stellten sie ihre ersten Erkenntnisse vor.

Aufgrund des zeitlichen Rahmens stecken viele Vorhaben natürlich noch in den Kinderschuhen. Aber die Gremien können auch konkrete Erfolge vorweisen. Migrationsbeirats-Vorsitzender Roberto Mandosi berichtete, dass der Migrationsbeirat schon über 295 Menschen mit Migrationshintergrund unterstützen konnte, wie etwa sie in Arbeit zu bringen.

Wohnungen sind rar

Ein konkreter Vorschlag an die Verwaltung von Seiten des Migrationsbeirats ist, ein Begrüßungspaket für Neubürger – auch ohne Migrationshintergrund – zu schnüren. Ein wichtiges Thema, das den Aktiven im Migrationsbeirat auf den Nägeln brennt, ist die Wohnsituation in Rothenburg. „Wir bekommen viele Anfragen deswegen“, erklärte Roberto Mandosi. Von den Stadtverantwortlichen wollte man deshalb wissen, was in der Zukunft geplant sei. Oberbürgermeister Walter Hartl, der wie Vertreter der Verwaltung und der Stadtratsfraktionen als nicht stimmberechtigtes Mitglied im Gemeinschaftsbeirat sitzt, bestätigte das Wohnraumproblem.

Allerdings, so das Stadtoberhaupt, habe man sich im Wohnraumpakt Bayern für den sozialen Wohnungsbau positioniert und im aktuellen Haushalt 90000 Euro für die Sanierung der städtischen Wohnungen bereitgestellt. Es gehe auch nicht nur um die Masse an freien, sondern vielmehr auch um bezahlbaren Wohnraum. Der Bedarf sei größer, als die Stadt allein abdecken kann. Deshalb seien ebenso private Immobilienbesitzer gefragt. Denn es gebe durchaus freien privaten Wohnraum, auch in der Altstadt, der nicht vermietet ist.

Umfrage zu Deutschkursen

Der Migrationsbeirat führte zudem eine kleine Umfrage durch, wie es um den Bedarf an Sprachkursen in Rothenburg steht. Aufgrund der vielen Rückmeldungen versuchte er etwas auf die Beine zu stellen. Drei Kurse sind letztlich zu stande gekommen. Die Teilnehmer sind keine Flüchtlinge, sondern Migranten aus beispielsweise Griechenland, Kroatien und Osteuropa.

Im Evangelischen Gemeindehaus im Heckenacker lernen 56 Interessierte an acht Samstagen in jeweils drei Stunden die Grundlagen der deutschen Sprache. „Es gibt aber noch viele, die ebenfalls einen Deutschkurs belegen wollen“, betonte Roberto Mandosi. Ab Herbst steht man aber vor einem Problem, denn die jetzigen Schüler wollen weitermachen und neue Schüler möchten mit den Kursen beginnen. Der Migrationsbeirat ist deshalb auf der Suche nach größeren Räumlichkeiten. Zudem ist die Finanzierung zu klären. Jeder Teilnehmer zahlt 40 Euro. Ein weiterer Teil stammt aus einem Arbeitgeberfonds. Für den Rest hoffte der Migrationsbeirat auf die Mitglieder im Gemeinschaftsbeirat. Einstimmig beschlossen diese, 1500 Euro aus der Gemeinschaftskasse der Beiräte an den Migrationsbeirat für die Finanzierung der Kurse zu überweisen. Und das nächste Projekt steht schon in den Startlöchern: Eine Deutschförderung für die Grundschulkinder aus Migrantenfamilien.

Der 15-köpfige Familienbeirat gab der Verwaltung ebenfalls Denkanstöße mit auf den Weg. Vorsitzende Uta Maria Rudolph stellte dem Oberbürgermeister eine Handreichung aus Baden-Württemberg vor, auf deren Basis man die Familienfreundlichkeit der eigenen Kommune analysieren kann. Zwar legt sich die Tauberstadt durchaus ins Zeug, wenn es um ihre jüngsten Einwohner geht, wie das Bild von der Einweihung des Spielplatzes am Hornburgweg zeigt (wir berichten noch). Aber besser geht bekanntlich ja immer.

Oberbürgermeister Walter Hartl stimmte mit der Vorsitzenden überein, dass man sich „im Miteinander“ mit diesem Thema auseinandersetzen werde. Ebenfalls einbezogen möchte der Familienbeirat bei der Erhebung des Betreuungsbedarfs von Kindern in Rothenburg werden, die die Stadt im Herbst angehen möchte. Gerade bei der Betreuung im Grundschulalter bestehe eine „enorme Nachfrage“, so Uta Maria Rudolph.

Eine Arbeitsgruppe des Familienbeirats ist derzeit emsig in der Stadt unterwegs. Sie prüft anhand einer selbst erstellten Checkliste, ob die hiesigen Museen hinsichtlich Angebot, Preis, Ausstattung und dergleichen geeignet und attraktiv für Kinder und Familien sind.

Jugendforum neu gestalten

Im Jugendbeirat machte man sich Gedanken, wie der eigene Raum für die Jugendlichen in der Mehrzweckhalle genutzt werden kann. Man wolle die Örtlichkeit „entspannt halten“ und „multifunktional nutzen“, trug die Jugendvertreterin Theresa Strobl vor. Ihr eigenes Gremium möchten die Heranwachsenden mittels eines Band-Wettbewerbs bekannter machen. Ein Sorgenkind der städtischen Jugendarbeit ist das Jugendforum, das nur spärlich angenommen wird. Der Beirat möchte versuchen, die Veranstaltung in einem kleineren Rahmen abzuhalten, um so Hemmschwellen für die Jugendlichen abzubauen.

Im Seniorenbeirat wurden zwei Arbeitgemeinschaften gegründet. Eine befasst sich mit sozialen Einrichtungen. Vorsitzender Dr. Paul Kerscher führte hierfür die Wegwarte als Beispiel an, die Ehrenamtliche für ihre Nachbarschaftshilfe sucht. Die zweite Arbeitsgemeinschaft kümmert sich intensiver um das Thema Barrierfreiheit. So möchte man mit Fotos die Verwaltung auf die größten „Baustellen“ hinweisen. Zudem schlägt der Beirat vor, eine Einstiegstreppe ins große Becken des Hallenbades einzubauen. Geselligkeit und Bewegung möchte man den älteren Mitbürgern durch die Aktion „auf Rädern zum Essen“ (statt „Essen auf Rädern“) bieten, bei der Senioren zum Essen zusammengebracht werden.

Ein wichtiger Arbeitsschwerpunkt für den Inklusionsbeirat ist unter anderem die Öffentlichkeitsarbeit. Man wolle deshalb etwa einen Tisch in der Bücherei zu dem Thema Inklusion gestalten lassen und auch mit zwei Ausstellungen darauf aufmerksam machen. Auch der barrierefreie Bahnhof steht auf der Wunschliste des Inklusionsbeirats. Vorsitzender Herbert Holzinger hofft, dass hierbei endlich etwas vorangeht. Auch der letzte Schritt zur Verwirklichung des Stadtplans für Behinderte lässt zurzeit noch auf sich warten.

Busse für die Bürger

Ebenso Handlungsbedarf sieht er bei dem Vorhaben „Bürgerbus“, also einem Bus beziehungsweise Busnetz, das hinsichtlich Fahrplan und Zugänglichkeit am tatsächlichen Bedarf orientiert ist. Oberbürgermeister Walter Hartl sagte deutlich, dass momentan der öffentliche Personennahverkehr ein „Abfallprodukt vom Schulbusverkehr“ ist.

Allerdings sei kurzfristig keine Veränderung möglich, weil sich der Inhaber der aktuellen Konzession dagegen wehre. Es ist aber wichtig die Änderungswünsche zu sammeln. Denn sie können beim nächsten Verfahren zur Konzessionsvergabe, das in ein paar Jahren ansteht, als Bedingungen formuliert werden, hob Oberrechtsrat Michael Sommerkorn hervor.

Abschließend sprach Walter Hartl allen Mitgliedern der Beiräte ein „großes Kompliment“ aus für die Bandbreite an Themen. Dies sei eine Bestätigung, dass man mit der Bürgerbeteiligung „auf dem richtigen Weg“ sei. Die nächste Sitzung des Gemeinschaftsbeirats findet voraussichtlich im Oktober statt. mes


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