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Alpenüberquerung im Ballonkorb

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Rothenburger Luftfahrtunternehmen erweitert mit europäischem Lizenzrecht sein Angebot

ROTHENBURG – Rothenburgs einziger hauptberuflicher Ballonpilot, Georg Reifferscheid, wird zukünftig nicht nur Alpenüberquerungen, sondern auch Pilotenausbildung für Ballonfahrer anbieten.

Seit April 2015 gilt in Deutschland europäisches Luftrecht. In dieser Woche unternahm der Rothenburger Ballonfahrer eine Fahrt nach der neuen Verordnung. Mit im Korb stand der Luftfahrzeugprüfer Georg Leupold. Der Bad Königshöfer ist Inhaber einer Ballonschule und seit vielen Jahren offiziell berechtigt, bundesweit Prüfungen zum Ballonpiloten abzunehmen. Aus diesem Anlass kam er auch nach Rothenburg. Bei der Ballonfahrt erfolgte die Überprüfung, ob Georg Reifferscheid, seit 1993 hauptberuflicher Ballonpilot, zukünftig europaweit als Flugprüfer für Ballonpersonal eingesetzt werden kann.

Dabei ging es nicht um technische Prüfungen des Ballons, sondern um Prüfungen für Pilotenschüler die eine Ballonpilotenlizenz (BPL) erwerben möchten und um Piloten, die gewerblich Ballon fahren möchten und sich deshalb jährlich überprüfen lassen müssen. Der Pilot weist einmal pro Jahr sein fahrerisches Können bei einer „Checkfahrt“ vor einem zugelassenen Prüfer nach. Gleichzeitig war die Fahrt eine Prüfungsfahrt für die Größenklasse C, das sind Ballone von 6001 bis 10500 Kubikmeter. Außerdem war es die erste Fahrt mit einem gebrauchten Ballon von 7000 Kubikmeter, den Georg Reifferscheid kürzlich von einem Holländer aus Rotterdam gekauft hat. Pilot und neun Passagiere finden Platz im Korb. In erster Linie hat er diesen Ballon für Alpenüberquerungen erworben, da er ab diesem Winter kommerziell Alpenüberquerungen anbieten will. Vorher ist er für ein Luftfahrtunternehmen aus Bad Tölz Alpenüberquerungen gefahren, hat diese aber nicht selber angeboten. Bei Alpenüberquerungen wird dieser Ballon mit Pilot und vier bis fünf Passagieren und viel Gas sowie Sauerstoff beladen, Aus meteorologischen Gründen können Alpenüberquerungen nur im Winter (November bis März) durchgeführt werden. Im Winter steht die Sonne nicht hoch genug am Horizont und hat deshalb nicht genug Kraft um Aufwinde (Thermik) zu erzeugen. Deshalb kann man im Winter und dann auch nur tagsüber mit einem Heißluftballon fahren. Für die große Strecke über die Alpen von etwa 250 bis 300 Kilometer, benötigt man etwa drei bis fünf Stunden und schnellen Nordwind in der Höhe. Das ist normalerweise etwa drei bis fünf Mal im Winter möglich. In Rothenburg wird Georg Reifferscheid diesen großen Ballon nur für Gruppen und an den Wochenenden einsetzen, um Kundenwünsche besser erfüllen zu können bei günstiger Wetterlage. „Die Nachfrage ist nach wie vor auch im dreiundzwanzigsten Jahr äußerst gut“, sagt Georg Reifferscheid. Zwischen 100 und 120 Ballonfahrten absolviert er durchschnittlich pro Saison von Mitte April bis Mitte Oktober. Seit der Gründung seines Unternehmens „Happy Ballooning“ Anfang der 90er Jahre hat er bereits 15000 Passagiere befördert.

Sicher gelandet nach der Übungsfahrt mit dem großen Heißluftballon. Fotos: ml/sis

Sicher gelandet nach der Übungsfahrt mit dem großen Heißluftballon. Fotos: ml/sis

Bevor der gebürtige Bonner sein Hobby zum Beruf machte, war er als Kriminalbeamter bei einer Spezial­einheit, einem mobilen Einsatzkommando, in Köln tätig, danach als Sachbearbeiter für Raub und Fahndung bei der Kripo in Bonn. Mit dem Umzug nach Rothenburg machte sich der damalige Hobbyballonfahrer selbstständig. Er ist lizenziert für alle Ballon-Größenklassen und Mitglied im Deutschen Freiballon-Sportverband. Derzeit hat Georg Reifferscheid fünf Ballone. Zwei mit 4000 Kubikmeter (Rath und Forum), die er hauptsächlich einsetzt. Hier fahren fünf Passagiere mit. Der große Ballon mit 7000 Kubikmeter bietet Platz für neun Passagiere (oder 4 bis 5 Alpenüberquerer). Einen Ballon mit 2600 und einen mit 3000 Kubikmeter nutzt er für Ausbildungsfahrten und Fahrten für Paare, die auf ihrer Reise durch die Lüfte außer dem Piloten niemand dabei haben wollen. Durch die Einführung des europäischen Luftrechts ist es verwaltungsrechtlich weniger aufwendig, Pilotenausbildung für Ballonfahrer anzubieten. Also wird Georg Reifferscheid zukünftig nicht nur Alpenüberquerungen sondern auch Pilotenausbildung anbieten. Auf einem kleinen Ballon ist es für Schüler einfacher zu lernen. Außerdem müssen Pilotenschüler – und das ist neu – zukünftig auch Alleinfahrten während der Ausbildung durchführen. Auch dafür benötigt man kleinere Ballone. sis


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