Die Technische Prüforganisation obliegt bei Sicherheitskontrollen strengen Auflagen
ROTHENBURG – Im neuen TÜV-Dienstleistungszentrum an der Ansbacher Straße herrscht bereits reger Betrieb. Marcel Müller (19) aus Neusitz hat gerade die praktische Motorradprüfung mit Bravour bestanden. In der Prüfhalle lässt ein Electrolux-Mitarbeiter an seinem freien Tag die Hauptuntersuchung am Auto durchführen. Der Standort in Rothenburg wird als Außenstelle von Ansbach geführt.

Der Betrieb läuft: Als Außenstelle von Ansbach wird die neue TÜV-Einrichtung in Rothenburg geführt.
Mit dem Umzug von Neusitz nach Rothenburg hat sich der TÜV an einer starken Verkehrsader angesiedelt mit durchschnittlich 18000 Fahrzeugbewegungen pro Tag. Angesichts steigender Wettbewerbssituation mit den Werkstätten wählte das technische Dienstleistungsunternehmen einen markanten Standort, der automatisch Aufmerksamkeit auf sich zieht. Das auffällige Bauwerk mit Prüfhalle und Bürotrakt samt Außenwerbung ziehen die Blicke auf sich. Niederlassungsleiter Gerhard Dingeldein ist voll des Lobes über die gute Übereinkunft mit dem Familienbetrieb Döhler als Investor des Neubaus auf dem alten Betriebsgelände: „Wir haben den besten Standort bekommen, der möglich war.“ Als Generalunternehmer übernahm die Wachsenberger Firma Stein die gesamten Bauleistungen für das Objekt.

Motorradführerschein bestanden: Prüfer und Fahrlehrer gratulieren Marcel Müller. Foto:sis
Das Aufgabengebiet von Gerhard Dingeldein umfasst die vier Landkreise Ansbach, Weißenburg-Gunzenhausen, Roth und Neustadt. Rothenburg ist einer der zehn Standorte in diesem Bereich. Seit 1998 ist der gelernte Diplom-Ingenieur als amtlich anerkannter Sachverständiger bei der Prüforganisation tätig. Dies setzt ein abgeschlossenes Studium Maschinenbau oder Fahrzeug- beziehungsweise Elektrotechnik mit entsprechenden Qualifikationen durch Fach- und Sachwissen voraus. Vor vier Jahren wurde Gerhard Dingeldein in die Position mit Führungsverantwortung befördert.
In Deutschland sind die TÜV-Gesellschaften überwiegend in den drei großen Holdings TÜV Süd, TÜV Rheinland und TÜV Nord organsisiert. Daneben gibt es die konzernunabhängigen TÜV Thüringen und TÜV Saarland. Alle nehmen hoheitliche Aufgaben auf den Gebieten der Fahrzeug-Überwachung, des Fahrerlaubniswesens und der Geräte- und Produktsicherheit wahr. Dazu gehören auch Ausnahmegutachten für Mähdrescher oder Sondertransporte mit überdimensionalen Abmessungen.
In der breiten Öffentlichkeit ist der „TÜV“ vor allem über die Hauptuntersuchung für Kraftfahrzeuge bekannt, auch wenn mittlerweile häufig von anderen Organisationen geprüft wird, da das frühere Monopol für diese Prüfung Ende der 80er Jahre aufgelöst wurde. „TÜV geprüft“ ist umgangssprachlich ein Qualitätssiegel mit hohem Bekanntheitsgrad und Ansehen bezüglich Neutralität und Sachkunde. Die Marke „TÜV“ ist geschützt.
Alle Gesellschaften, die „TÜV“ in ihrem Namen führen, gehören zu mindestens 25,1 Prozent einem Technischen Überwachungsverein, der als Selbsthilfe-Organisation der deutschen Wirtschaft vom Staat mit den genannten hoheitlichen Aufgaben beliehen ist. Die TÜV Süd AG ist nicht börsennotiert, sie gehört zu 74,9 Prozent dem Technischen Überwachungsverein mit seinen Mitgliedern und zu 25,1 Prozent einer Stiftung. Mit dem auffälligen Rothenburg-Standort und längeren Öffnungszeiten erhofft sich der TÜV „einen Zuwachs an Kunden“. Auch Autobahnvignetten für Österreich und die Schweiz sind in der Einrichtung erhältlich, ebenso Feinstaubplaketten und die für runde Geburtstage beliebten T-Shirts mit der Aufschrift „Ohne erkennbare Mängel.“
Etwa 80 Prozent der Fahrzeuge, die beim TÜV vorfahren, bekommen aufs erste Mal die Plakette. Bei Verkehrsteilnehmern, die den Wagen regelmäßig warten lassen, liegt die Quote sogar bei 95 Prozent. Vom Gesetzgeber sind dem TÜV enge Rahmenbedingungen gesetzt. „Ein nicht funktionierendes Abblendbirnchen bedeutet, dass wir keine Plakette zuteilen dürfen“, erläutert Gerhard Dingeldein. „Da ist die Werkstatt im Vorteil und kann das defekte Teil leicht austauschen.“ Wer den TÜV überzieht, riskiert eine „vertiefte Hauptuntersuchung.“ sis