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Channel: Aus der Stadt – Fränkischer Anzeiger
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Seine Stimme erheben

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Eine prominente Persönlichkeit im konfessionellen Zeitalter

ROTHENBURG – Beim deutsch-ungarischen strafrechtsgeschichtli­chen Seminar am Mittelalterlichen Kriminalmuseum konnten Studierende, Lehrende und Wissenschaftler aus Ungarn und Deutschland auch in diesem Jahr auf eine spannende und lehrreiche Veranstaltung in authentischer rechtshistorischer Umgebung zurückblicken.

Die Teilnehmer des deutsch-ungarischen Seminars: Wissen austauschen, Neues lernen.

Die Teilnehmer des deutsch-ungarischen Seminars: Wissen austauschen, Neues lernen.

Der Vortrag von Prof. Dr. Dr. Eric Hilgendorf (Universität Würzburg), zu dem das Kulturforum und das Kriminalmuseum eingeladen hatten, lieferte einen interessanten Einblick in das Leben und Wirken des Jesuiten und Aufklärers Friedrich Spee, einem der wichtigsten Kritiker des Hexenwahns der Frühen Neuzeit. Mit seinem berühmten Werk, der „Cautio Criminalis“, sprach sich Spee in für seine Zeit ungewöhnlich deutlicher Weise gegen die damaligen Hexenverfolgungen aus und riskierte auf diese Weise Leib und Leben.

Dabei sind die „Cautio“ und andere aufklärerische Werke wie jene von Beccaria keinesfalls antiquiert. In China gelten sie für kritische Jurastudenten noch heute als Geheimtipp und werden unter der Hand weitergereicht, berichtete Prof. Hilgendorf, der auch in China Vorlesungen hält.

Nach seinen Ausführungen zu Fried­rich Spee, den Gründen des Hexenwahns sowie der Gesetzeslage in der frühen Neuzeit gelang es dem Referenten, einen Bogen bis in die heutige Zeit hinein zu spannen. Wie soll der moderne Rechtsstaat und die Gesellschaft umgehen mit den Herausforderungen der Flüchtlingskrise, Migration und Terrorangst? Auch die Paralleljustiz im religiösen Bereich mahnt, dass selbst im Jahr 2016 die aufklärerischen Ideen verteidigt werden müssen!

Gerade diese Punkte wurden am Ende des Vortrages unter der Moderation von Prof. Dr. Arnd Koch (Universität Augsburg) lebhaft diskutiert zwischen Referent, studentischen Teilnehmern und dem inte­ressierten Rothenburger Publikum. Und wieder einmal zeigte sich, dass die Vergangenheit durchaus lehrreich sein kann zur Bewältigung aktueller Herausforderungen. kc


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