Bedeutendes Windsheimer Geschlecht mit Staudt verbunden
ROTHENBURG – In neuer Blüte erstrahlt seit einiger Zeit das auf den alten Streichturm in der Klingentorbastei zurückgehende Wohnhaus mit dem schönen Eingangsportal. Dessen restauriertes buntes Wappen weist auf eine enge Verbindung mit der Familie von Keget aus Bad Windsheim hin, die sogar in die Familie von Staudt einheiratete.

In einer gewaltigen Torbastei-Anlage thront das jetzt renovierte Turmhaus. Fotos: diba
Das heute von Dr. Wolfgang Scheurer mit Familie bewohnte und jetzt von ihr renovierte Haus ist in seinen Grundfesten Bestandteil der gewaltigen Wehranlage. Vor allem vom Graben her erkennt man den Charakter des ursprünglichen Streichturms.
Bei den Arbeiten trat dank des Wappens am Eingangsportal die Verbindung zur benachbarten ehemaligen Reichsstadt zutage. „Leider ist die gesamte Hausgeschichte nicht bekannt, aber wir vermuten, dass die von Kegets das Haus möglicherweise als Sommerfrische genutzt haben könnten”, erzählt Dr. Scheurer.
Das Familienwappen datiert auf 1785 und fällt zeitlich mit der Existenz des Rothenburger Keget-Zweiges zusammen. Im Innern über dem barocken Eingang zum Streichturm, dessen gewaltige Mauern noch sichtbar sind, existiert das Wappen ein zweites Mal.
„Wir haben es mit der umfassenden Außenrenovierung nach Vorgabe des Schragschen Wappenbuches wieder in die heraldisch korrekte Farbgebung bringen lassen“, erläutern die Scheurers, die das reizvolle Haus in „historischer Traumlage“ 1987 von Lehrer Erich Mayer bzw. den Erben erworben haben. Zu Beginn des letzten Jahrhunderts wohnte kein Geringerer als der bekannte im englischen Manchester geborene Maler Arthur Wasse in der Klingentorbastei 1a und zwar ab 1895 bis zu seinem Tod 1930, während seine zweite Frau Fanny Pittar (1869 in Brighton geboren) betagt im Jahr 1954 in Rothenburg starb.

Dr. Wolfgang Scheurer und Gattin am Portal
Das einstige Künstlerdomizil hat sich der Rothenburger Arzt und Stadtrat mit seiner Familie stilvoll eingerichtet, aber den Räumen die einstige Dunkelheit und Schwere durch helle Farbe und passende Möblierung genommen. Die Bauunterlagen des Hauses sind wie bei vielen anderen leider nicht mehr vorhanden, für die Häuserforschung sehr bedauerlich, wie Stadtarchivarin Angelika Tarokic betont.
Besonderes Wohngefühl
An des Malers Zeit im Haus erinnern noch alte Fotografien, die das Reichsstadtmuseum neben der wertvollen Wasse-Galerie mit den der Romantik zugeschriebenen 58 Werken besitzt. In einem solchen Haus zu wohnen ist schon etwas Besonderes, zumal es in den Grundfesten Bestandteil einer Art Torburg war, deren Lage am Talhang ihr ein seltenes Gepräge verleiht. Das hatten wohl auch die von Kegets vor 231 Jahren erkannt, als sie das einmalige Haus bewohnten.
Dem Senatorengeschlecht der Kegets verdankt Windsheim sein barockes Gesicht. Über fünf Jahrhunderte war das aus dem Handwerksstand stammende Geschlecht in der Nachbarstadt prägend. Augustin von Keget wurde 1677 auch Bürgermeister und 1698 noch kaiserlicher Oberrichter. Er war damals zusammen mit seinem Bruder auf das Rothenburger Gymnasium geschickt worden. Augustins Sohn Johann Christoph (1678 geboren) heiratete die Rothenburger Senatorentochter Felicitas Kraus.
Johann Georg Keget, geb. 1711, begründete den Rothenburger Zweig der Familie. 1734 heiratete er Margareta Dorothea von Staudt, hiesige Bürgermeisterstochter, wurde Bürger und Ratsherr. In 32 Dienstjahren begleitete er mehrere Pflegen. Nach Absetzung wegen einer Ungenauigkeit erhielt er trotzdem eine gute Pension und lebte zurückgezogen noch bis 1776 (alle Angaben nach Alfred Roth, „Fränkische Familienkunde“, 1980).
Im Jahr 1841 starb hier der letzte Namensträger, so dass die Familie Keget wieder aus der öffentlichen Wahrnehmung verschwand. Nun aber gerät die Haus-Geschichte durch das vom Atelier Pallas farbenprächtig restaurierte Wappen, das gerne von Touristen fotografiert wird, nochmal in den Blickpunkt. diba