Reichsstadttage: Großaufgebot an Darstellern und Besucherandrang
ROTHENBURG – Die gute alte Zeit wurde am Wochenende in der Tauberstadt von den über 1000 Mitwirkenden der Historien-Gruppen wieder zum Leben erweckt. Die Reichsstadt-Festtage erwiesen sich erneut als Besuchermagnet für Historien-Freunde und Rothenburg-Begeisterte aus Nah und Fern.

Publikumsmagnet auf der Stöberleinsbühne: Ritter im Kampf Mann gegen Mann. Fotos: Scheuenstuhl
Die meisten Besucher kamen in Zivilkleidung angereist. Daneben kann man von Jahr zu Jahr eine immer größere Anzahl an Pärchen oder Grüppchen ausmachen, die auf eigene Faust sich in ihr – mal mehr, mal weniger authentisches – Gewand werfen und als Individualisten durch die Tauberstadt flanieren. Andere Touristen wiederum fanden sich frisch vom Kreuzfahrtschiff herunter plötzlich unvermittelt in dem Rothenburger Mittelalter-Trubel wieder.
Das Gros der Gäste kam aber bewusst, um den bunten und vielseitigen Streifzug durch die Geschichte mitzuerleben, angefangen bei der Ernennung Rothenburgs zur Reichsstadt durch König Rudolf von Habsburg 1274 bis hin zum Niedergang infolge des Anschlusses an das Königreich Bayern durch Napoleon 1802. Diese für das Schicksal der Stadt entscheidenden Ereignisse wurden für die Besucher als Schlaglichter auf dem Marktplatz aufgeführt.
Ansonsten hieß es die verschiedenen teils ortsgebundenen, teils herumziehenden Gruppen bei einem Spaziergang durch die Stadt zu entdecken. Wobei man sich einfach mit dem internationalen Besucherstrom treiben lassen konnte. Denn sobald irgendwo eine Trommel, Pfeife oder Glocke ertönte, wurde man wie magisch in diese Richtung gezogen. So konnte man eigentlich die meisten Historien-Szenen gar nicht verpassen.
Neben der Darstellung des damaligen täglichen Lebens sowie Musik, Tanz, Gerichtsverhandlung und Gaukelei gab es auch Schaukämpfe und ein Ritter ließ sich sogar unter seine Rüstung schauen. Abgesehen von den vielen einheimischen Mitwirkenden, zog es auch auswärtige Gruppen nach Rothenburg. So sammelten sich besonders viele Historien-Gäste um König Rudolf I., dessen Hofstaat an der Schafscheune sein Lager aufgeschlagen hatte. Die Reichsstadttage seien für sie der krönende Abschluss der Saison, meinte eine der dort siedelnden Sarazenen.

Zeitenwende: Frauen erobern ihren Platz in der Malerei.
Thematisch ein wenig abseits des derben, bodenständigen Mittelalters mutet der Malerwinkel am Plönlein an, der die Aufbruchstimmung in der Malerei Anfang der 20. Jahrhunderts zeigt. Freitag und Samstag war der Wettergott den Teilnehmern und Besuchern noch gewogen. Am Sonntag trübte das unbeständige Wetter jedoch die Lust am Historien-Spektakel. mes