Auf der historischen Kegelbahn rollten die ersten Kugeln
ROTHENBURG – Feste soll man bekanntlich feiern wie sie fallen – deshalb ließ man sich im Wildbad auch nicht durch das trübe, regnerische Wetter von der geplanten Eröffnung des Biergartens abhalten. Und wo man schon so gesellig beisammen war, nutzte man die Gelegenheit für eine besondere Premiere: Die ersten Kugeln durften auf der sanierten Kegelbahn geschoben werden.

Die Gäste verfolgten interessiert die Ausführungen zur fast fertigen Kegelbahn-Instandsetzung. Foto: Scheuenstuhl
Ganz nach dem Motto „Jetzt erst recht“ zog man im Wildbad das geplante Programm mit Musik, Grillen und Kegeln trotz aller Widrigkeiten durch. Schließlich befindet sich die Tagungsstätte in der sehr komfortablen Situation, mit dem Theatersaal einen sehr schmuckvollen Ausweichort anbieten zu können, wo sich das reichhaltige Grillbuffet ebenso genießen lässt wie auf der Terrasse. Das Rothenburger Oldtime Jazz Quartett sorgte dabei für eine passende musikalische Begleitung.
Ausdauer und Beharrlichkeit bewies man aber nicht nur bei der Aufrechterhaltung dieses Termins, sondern auch mit dem, so Wildbad-Leiter Pfarrer Herbert Dersch, „neuen Glanzpunkt“ des Parks. Die historische Kegelbahn, die sich an den Hang schmiegt, steht vor ihrer Fertigstellung. Es sei ein langes Bestreben gewesen, die Bahn wieder herzustellen, erklärte Pfarrer Herbert Dersch, der seit 2003 im Wildbad tätig ist.
„Gehört dort einfach hin“
Natürlich habe sich auch das eine oder andere Mal die Frage gestellt, ob das Haus überhaupt eine Kegelbahn brauche, rekapitulierte er für die interessierten Gäste die Diskussion um das Projekt. „Die Kegelbahn gehört dort einfach hin“, ist der Wildbad-Leiter überzeugt. Und angesichts des Alters der Kegelbahn – sie wurde im Jahr 1907 errichtet – fürchtete man auch ein wenig den Zahn der Zeit. „Wenn wir es jetzt nicht machen, macht es keiner mehr“, lautet sein überzeugendes Argument für die Instandsetzung.
Der Abbau der Holzteile im Jahr 2012 brachte sogar das Bayerische Fernsehen ins Wildbad. Ein wahrer Segen für die jetzt durchgeführte Rekonstruktion war, dass von jedem hölzernen Bauteil ein Originalexemplar noch vorhanden war. Ganz dem historischen Vorbild entsprechend verzichtete man auch bei der Neuauflage auf jegliche Technik. Somit ist bei der Nutzung auch immer ein Kegelbube oder ein Kegelmädchen gefragt, der die Kugel nach jedem Wurf zum Spieler zurückbringt und die Kegel wieder aufstellt, erklärte Wildbad- Leiter Herbert Dersch.
Arbeiten stehen noch aus
Noch stehen einige Arbeiten an, wie etwa die Verlegung des Estriches, bis die Bahn komplett fertiggestellt ist. Ende Mai, so die Hoffnung der Wildbad-Verantwortlichen, können dann die Kugeln regelmäßig rollen. Nicht ganz in trockenen Tüchern ist bislang auch die Finanzierung der Sanierung. Mit einem sechsstelligen Betrag müsse man laut Herbert Dersch rechnen, auch wenn die Gesamtkosten noch nicht genau bekannt seien.
Die Landeskirche greift der Tagungsstätte bei dem Vorhaben unter die Arme und übernimmt zumindest die Kosten für die Hangsicherung und die Bodenplatte. Viele Unterstützer aus der Region haben ebenfalls den einen oder anderen Euro überwiesen. Die aktuell noch vorhandene finanzielle Lücke hält Herbert Dersch für „schließbar“ und setzt dabei auf weitere Spender. Ab einem Betrag von 19,07 Euro – als Reminiszenz an das Errichtungsjahr der Kegelbahn – wird man auf einer an der Bahn angebrachten Spendentafel namentlich verewigt, wenn gewünscht.
Viele der Gästen nahmen die Chance wahr, die fast fertige Bahn auf ihre Spielbarkeit hin zu testen und schon einmal ein Gefühl für die Holzkugel zu bekommen. Mit diesem Wettbewerbsvorteil sollte dem Sieg bei der ersten offiziellen Kegel-Partie im Freundeskreis eigentlich nichts mehr im Wege stehen. mes