Schäferskirche idealer Schauplatz einer Dichterlesung
ROTHENBURG – „Die Dauwer kummt vo Wettri her“ lautete der Titel eines Abend mit Gedichten in fränkischer Mundart in der Schäferskirche. Das kleine Gotteshaus rückte damit in den Mittelpunkt.

Manfred Kern rezitiert eigene Gedichte. Kornelia Korn und Birgit Rogner (von links) tragen Gedichte von he und Hans Probst vor. Fotos: Bach
Es war eine weitere Veranstaltung der laufenden Kulturreihe dort. Der Schäfertanzes verhilft damit „seiner Kirche“ und seinem Musum unter tatkräftiger Führung von Henriette Reißmüller aus Colmberg zu mehr Aufmerksamkeit.
Wie immer war der Eintritt frei. Mit rund 70 Besuchern war die Kirche gut gefüllt an diesem Abend, bei dem der Dialekt im Zentrum stand. In gut einer Stunde wurden Gedichte von Hans Probst, der „he“ und Manfred Kern dargeboten. Dabei war als besonderer Gast Manfred Kern selbst anwesend, um aus seinen beiden Gedichtbänden zu lesen. Die Lyrik der anderen beiden Autoren wurde von Birgit Rogner und Kornelia Korn gekonnt vorgetragen.
Der gebürtige Wettringer Manfred Kern lebt als freier Autor in Coburg. Er erhielt 2013 den Gottlob-Haag-Ehrenring. Dieses Jahr erschien sein zweiter Gedichtband „Baradiesischi Zeide“. Mit seinen teils heiteren, teils ernsten Gedichten regte er zum Nachdenken an.
Die unvergessene „he“, bürgerlich Mathilde Lindemann-Hintze, schuf eine ganze Reihe von Klassikern der Rothenburger Dialekt-Lyrik, beispielsweise das titelgebende Gedicht „Hochwasser“.
Eine Generation zuvor wurde Hans Probst geboren, der heute etwas in Vergessenheit geraten ist. Seine stimmungsvollen Gedichte sind häufig sehr humorvoll, so auch sein bis heute vielen bekannter „Dauwereisel“, der für ein allgemeines „Ah“ der Wiedererkennung beim Publikum sorgte.

Tritt mit einer Kulturreihe aus dem Schatten der Vergessenheit: die Schäferskirche. Foto: Weber
Die ausgewählten Gedichte wurden zu Themengruppen zusammengestellt und im Wechsel vorgetragen. Dazwischen waren kurze Moderationen eingefügt, in denen Henriette Reißmüller in heimeligem fränkisch von Thema zu Thema überleitete. Der Abend begann mit heiteren Gedichten, z.B. über Kinder und die Tücken des Alltags.
Es folgte Lyrik aus ernsteren Bereichen, wie unerfüllbare Wünsche und gesellschaftliche Zwänge, die Liebe und die Natur. Die zwischendurch nachdenkliche Stimmung wurde aber schnell wieder aufgehellt, z.B. durch die Beschreibung seltsamer Zeitgenossen und Gedichte zu dem omnipräsenten Thema „Baustelle“.
Der Abend endete durchaus vergnüglich und die Zuhörer dankten mit reichlich Beifall. ks/-ww-