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Sich weiter kreativ behaupten

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Schreiner-Innung Rothenburg freut sich bei der Freisprechung über Bestleistungen

ROTHENBURG – Auch bei nur zwei freizusprechenden Gesellen war für die selbstständige Schreiner-Innung Rothenburg eine große Freisprechungsfreier selbstverständlich. Auszeichnungen für die gute Form der Gesellenstücke und Top-Noten sowie Werkstücke beeindruckten die zahlreichen Gäste im Montessori-Saal, wo der Innungsvorstand nachhaltig für den kreativen Beruf des Schreiners warb.

Fabian Krauß (inks) und Marcel Breitwieser erhalten den Gesellenbrief. Fotos: diba

Fabian Krauß (inks) und Marcel Breitwieser erhalten den Gesellenbrief. Fotos: diba

Im nächsten Jahr werden es sieben Lehrlinge sein und die letzten Jahre schwankte das um die fünf Freizusprechende. Die Obermeister Rainer Korder und Reiner Meißner vom Innungsvorstand versicherten, dass man die aus 18 (in den achtziger Jahren waren es dreißig) Betrieben bestehende Rothenburger Innung als eine der aktivsten auch künftig erhalten möchte und wirtschaftlich nichts dagegen spricht. Im Grunde ist es angesichts der vergangenen Fusionswelle unter den Innungen ein Kuriosum, das aber sichtbare Früchte trägt wie sich auch an dieser Freisprechungsfeier letzten Samstag in der Montessori-Schule Herrngasse zeigte.

Obermeister Rainer Korder konnte in seiner Rede auf steigende Lehrlingszahlen bayernweit verweisen, man nehme wieder stärker die Chancen im Handwerk relativ zum Studium wahr, wo es viele Studienabbrecher gebe. Verdienstmöglichkeiten seien oft größer als in akademischen Berufen. Korder spricht vom Erfolg gemeinsamer Nachwuchswerbung von Innungsbetrieben und Verband. Mit der Begrüßung zahlreicher Ehrengäste auch aus der Politik, der Wirtschaft und der Schulen verband er den Wunsch Auftragnehmer der Kommunen zu sein, denn auch kleine Betrieb erbrächten gute Leistungen. Über die Hälfte der bayerischen Schreinereien sind 1-Mann-Betriebe, die Durchschnittsgröße liegt bei vier Beschäftigten.

Trotzdem sei das Handwerk insgesamt der größte Arbeitgeber Deutschlands. Gemeinsame Werbung und regionales Auftreten sollen für mehr Akzeptanz sorgen. Die Junggesellen hätten mit „einer grundsoliden Ausbildung den Schlüssel für weitere Wege erhalten”. Korder forderte auf: „Werdet zu Leistungsträgern unserer Gesellschaft, die Chancen waren nie besser als heute!” An die Betriebsinhaber appellierte er, in der Ausbildungsbereitschaft künftig nicht nachzulassen. Gute Lebensbedingungen am Ort könnten auch Facharbeiter in der Region halten. „Wir ermutigen junge Leute in diesen Beruf zu gehen”, meinte Montessori-Schulleiterin Brigitte Wagner im Grußwort. Stellvertretender Landrat Kurt Unger hob die Besonderheit hervor, dass die Schreiner­innung mit zwei Berufsschulen kreisüberschreitend kooperiere: Dinkelsbühl und Neustadt. Und Oberbürgermeister Walter Hartl würdigte das beispielhafte Engagement der kleinen Innung bei der Wirtschaftsmesse.

Die Montessori-Schulband umrahmte musikalisch.

Die Montessori-Schulband umrahmte musikalisch.

Die Leiterin der Staatlichen Berufsschule Neustadt/Aisch-Bad Windsheim, Bettina Scheckel, hatte einen Rucksack mitgebracht, aus dem sie viele gute Tipps mit Zetteln entnahm: Mut und Kraft, starker Willen, das Benehmen, die Freiheit und Demokratie gehörten dazu. Vom Klasslehrer Ludwig Memhardt gab es viel Lob für die ehemaligen Schüler, die Zielstrebigkeit und Teamfähigkeit auszeichne. Obermeister Reiner Meißner und Martin Brand freuten sich, mit Marcel Breitwieser (Ausbildungsbetrieb Korder, Lohr) und Fabian Krauß (Betrieb Deeg, Leuzendorf) zwei junge Leute freizusprechen, die mit besten Noten glänzen. „Heute gehört der Laptop wie der Handhobel oder das Streichmaß zum Arbeitsumfeld“ stellte Reiner Meißner fest. Und das Wissen müsse „bei einer Halbwertzeit von fünf Jahren“ ständig erneuert werden. Tradition und moderne Technik würden sich im Schreinerberuf verbinden. Mit dem Innungsschreiner habe man einen kompetenten Partner, bei dem faire Löhne bezahlt würden und Leistungen erbracht, die ihren Preis wert sind. Lehrlingswart Martin Brand verdeutlichte die strengen Kriterien der Prüfung und die Anforderungen an das Gesellenstück. Es ging um Gestaltung und Konstruktion, Planung und Fertigung sowie Montage und Service. Aber auch Wirtschafts- und Sozialkunde sind gefragt.

Die gute Form

Mit einer glatten 1,0 Prüfungsnote können Marcel Breitwieser und mit einer guten 1,6-Note und einem Schulpreis Fabian Krauß punkten. Marcel Breitwieser erhielt den Staatspreis, ist dabei auch Innungs- und Kammersieger. Dr. Gerhard Walther nahm die von der VR-Bank geförderte Auszeichnung für „Die gute Form“ vor. Betont wird die überzeugende Formensprache und feine Konstruktion. Der 1. Preis ging an Fabian Krauß für die formale Schlichtheit und Funktion in Kirschholz-Ausführung, eine Belobigung gab es für Marcel Breitwieser und seinen klar gegliederten Tisch mit feiner Konstruktion. Außerdem blieb noch eine Spende über 250 Euro für das Deka-nat Hai in Tansania übrig.

In der kleinen, aber aktiven Rothenburger Innung sieht der Bankvorstand „einen Leuchtturm, der für viele andere zeigt wie man es machen kann“. Schreinermeister Johannes Göttfert machte in seinem Vorwort zur „guten Form“ deutlich, dass der Wettbewerb dazu motivieren soll, sich mit Gestaltung auseinanderzusetzen, die eine Jury fachlich bewertet, was dann bis zur Teilnahme am Bundesentscheid führen kann.

Urkunden gab es für 25 Jahre Betriebstreue und Martin Brand (stellvertretender Kreishandwerksmeister) zeichnete besonders Fritz Mauckner für 44 Jahre „Vorbildfunktion und meisterlich beherrschtes Handwerk“ aus. Ohne ihn wären Innung und Berufsstand „ein Stück ärmer“ sagte er anerkennend. Die Schulband hatte die Feier mit Liedern begleitet. diba


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