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„Wieder Platz für junge Seelen“

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Schülerwohnheim im einstigen Spitalgebäude wurde feierlich eingeweiht

ROTHENBURG – Da sind sich ausnahmsweise einmal alle einig: Aus dem einstigen Spitalgebäude ist dank einer aufwändigen Sanierung, die gerade auch dessen baugeschichtliche Schätze bewahrt, ein wahres „Schmuckstück“ geworden. Das Gebäude, das nun als Wohnheim für die Schüler der örtlichen Berufsschule fungiert, wurde – sieben Jahre nach den ersten Überlegungen für eine sinnvolle Nachnutzung – offiziell eingeweiht.

Stolz auf das fertige Schülerwohnheim: Architekt Christian Teichmann, Baudirektor Michael Knappe, Oberbürgermeister Walter Hartl, Landrat Dr. Jürgen Ludwig.  Fotos: Scheuenstuhl

Stolz auf das fertige Schülerwohnheim: Architekt Christian Teichmann, Baudirektor Michael Knappe, Oberbürgermeister Walter Hartl, Landrat Dr. Jürgen Ludwig. Fotos: Scheuenstuhl

Baudirektor Michael Knappe ging in seiner Begrüßung zunächst auf die Geschichte dieser ganz besonderen Immobilie ein. So entwickelte sich ab etwa 1250 bis zirka 1700 auf einer Fläche von rund drei Hektar das Spitalgelände. Aus hygienischen Gründen lag es zunächst außerhalb des Stadtgebietes. Im 14. Jahrhundert wurde es dann in die Wehranlagen der Stadt integriert. Das neue Schülerwohnheim befindet sich im zwischen 1574 bis 1578 errichteten Hauptgebäude, einem dreigeschossigen Satteldachbau der Renaissance. Nach seiner Nutzung als Verwaltungsbau, Krankenhaus und Altenheim blieb es ab 1990 weitgehend ungenutzt.

Viele Verhandlungsrunden

Vor sieben Jahren kam es dann zu ersten Überlegungen für eine Nachnutzung des historisch wertvollen und günstig im Altstadtbereich gelegenen Gebäudes. Es fanden viele Verhandlungsrunden zwischen Stadt und Landkreis statt, so der hiesige Bauamtsleiter, um das Projekt eines Schülerwohnheims auf den Weg zu bringen. Man habe sich dabei „intensiv inhaltlich auseinandergesetzt“, blickte Landrat Dr. Jürgen Ludwig in seinen Grußworten auf die langwierige Vorlaufphase zurück.

Die Sanierungskosten von etwa 6,4 Millionen Euro, wobei davon 2,46 Millionen Euro an Fördermitteln eingenommen werden konnten, trägt die Stadt. Der Landkreis tritt als Mieter des Objekts auf. Die Unterbringung der Berufsschüler in dem sanierten Gebäude sei zwar „nicht die billigste Lösung, aber die beste“, betonte der Landrat und nutzte die Gelegenheit klarzustellen, dass sich der Landkreis damit keine freiwilligen Zusatz-aus­gaben leiste. Denn als Sachaufwandsträger sei man, unterstrich Dr. Jürgen Ludwig, für die „sozialpädagogisch betreute Unterbringung“ der Berufsschüler zuständig.

Eines der insgesamt 20 Doppelzimmer mit zweitem Bett über dem Sanitärbereich im Schrank.

Eines der insgesamt 20 Doppelzimmer mit zweitem Bett über dem Sanitärbereich im Schrank.

Man könne stolz sein auf das, was hier geleistet wurde, wandte er sich an die anwesenden politischen Gäste aus der Stadt und dem Landkreis, die in ihren jeweiligen Gremien zur Verwirklichung des Projekts beigetragen haben. Mit einem kleinen Seitenhieb auf das Ergebnis der jüngsten Bundestagswahl kommentierte er: „Und das haben wir auch ohne die AFD hinbekommen.“ Als ehemaliges Spital habe das Gebäude den Vorteil, dass bereits viele Zimmereinheiten vorhanden waren und auch die Raumgröße die Einrichtung von Zweibettzimmern möglich machte. Die dort untergebrachten Schüler können sich über eine „attraktive, unverwechselbare Umgebung“ freuen. Auf diese bleibenden Eindrücke der Stadt auf ihre zeitweisen Bewohner baut auch Oberbürgermeister Walter Hartl. Er erinnerte im beeindruckenden Schäfersaal, den sich die Stadt für Veranstaltungen vorbehält, dass es in der Frühphase des Projekts auch Stimmen gab, die dieses Gebäude für zu wertig für ein Schülerwohnheim ansahen.

Das Stadtoberhaupt gab sich aber vertrauensvoll, dass die Schüler sich mit entsprechendem Respekt gegenüber der Bausubstanz und dem Inventar verhalten werden – wie dies ja auch in den vor einiger Zeit ebenfalls sanierten Räumlichkeiten der Berufsschule bereits praktiziert wird. Es sei positiv zu sehen, betonte er, dass „in der Altstadt wieder Platz für junge Seelen“ sei.

Für Dr. Friedhard Nichterlein, Leiter der Berufsschule Rothenburg/Dinkelsbühl, sei es nach eigener Aussage ein „Herzensanliegen“ darauf hin­zuweisen, dass die anwesenden Mandatsträger „vorbildlich Bildungspoli­­tik verwirklichen“ und zudem „hervorra­gende Rahmenbedingungen“ schaffen, damit das Schulzentrum seinen Bildungsauftrag zur beruflichen Bildung auch erfüllen kann. Der Schulleiter zeigte sich zuversichtlich, dass die Ziele seiner Schule, etwa einen Ort des Lernens, des gegenseitigen Respekts sowie der Freude und des Wohlbehagens zu sein, auch in diesen Räumlichkeiten realisiert werden. Die Schüler werden im Wohnheim von einem sozialpädagogischen Team betreut, dessen Leitung Gabriele Hesse inne hat.

Die Lobeshymnen an diesem Tag auf das „Schmuckstück“ wie etwa Oberbürgermeister Walter Hartl das frisch sanierte Schülerwohnheim bezeichnete, gelten nicht zuletzt auch Architekt Christian Teichmann, dessen erste Modelle bereits das Stadtoberhaupt „fasziniert“ haben, da sie die historisch wertvollen Räumlichkeiten des einstigen Spitals soweit wie möglich erhalten wollten.

Kein Raum wie der andere

„In den Details steckt sehr viel Herzblut und noch mehr Energie“, beschrieb der verantwortliche Architekt seine Umsetzung des Projekts. Zu Beginn sei das Spitalgebäude noch ein „Juwel im Dornröschenschlaf“ gewesen, dessen „Magie und Strahlkraft“ aber noch zu spüren waren. Nun befinden sich darin neben den zahlreichen historischen Besonderheiten neun Einzel- und 20 Doppelzimmer. Dabei gleicht kein Raum dem anderen, hob Christian Teichmann hervor, bevor er den Schlüssel-Transponder an den neuen Besitzer übergab. mes


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