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Mit Gottes reichem Segen

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Pfarrer Hartmut Schmidt feierlich in den Ruhestand verabschiedet

ROTHENBURG – Auf dem Weg durchs Leben hinterlässt der Mensch Spuren, die aus dem Alltäglichen das Wichtige machen. Pfarrer Hartmut Schmidt hat die Aufgabe der Seelsorge darin gesehen, dass die Menschen im Mittelpunkt stehen. Nach einem langen Berufsleben, davon fast 18 Jahre in der Kirchengemeinde St. Jakob, hat sich der 64-Jährige entschlossen, etwas früher in den Ruhestand zu gehen. Mit einem Gottesdienst am Sonntagnachmittag begann die feierliche Verabschiedung.

Dekan Hans-Gerhard Gross (li) und Pfarrerkollegen beim Auszug aus der Kirche. Fotos: Schäfer

Dekan Hans-Gerhard Gross (li) und Pfarrerkollegen beim Auszug aus der Kirche. Fotos: Schäfer

Hartmut Schmidt war und ist es als Pfarrer immer wichtig gewesen, den Menschen zugewandt zu sein. Das ist in der heutigen Zeit keine Selbstverständlichkeit. Menschen erleben häufig, dass Dinge sich über sie hinweg ereignen. Wenn Nachrichten durch die Lande rollen, stellt sich doch die Frage: Was hat das mit mir zu tun? Die meisten Dinge, auch die, die sich in der weiten Welt ereignen, haben mit unserem eigenen Leben zu tun. Hier unterscheidet sich Kirche von Nachrichten etwa im Fernsehen oder im Internet: Hier geht es nicht über die Menschen hinweg, sondern es geht um die Menschen. Schon zu Martin Luthers Zeiten wurde über seinen Kopf hinweg entschieden. Darum geht es auch heute: Was ist eigentlich mein Platz in dieser Welt, und was hat dieser Gott mit mir zu tun? Da übernimmt die Kirche einen besonderen Part.

Warme Worte und Gesten

Bei solchen Fragen merkt man, dass Harmut Schmidt in einer Pfarrfamilie aufgewachsen ist, die ihn im christlichen Glauben geprägt hat. Im Alter von sechs Jahren siedelte die Familie von Augsburg nach Oberdachstetten. Zu seiner Berufswahl kam Hartmut Schmidt vor allem durch den Religionslehrer des Gymnasiums Ansbach, Dr. Hold Wittig. Das Theologiestudium erfolgte über die meiste Zeit an der Ludwig-Maximilian-Universität in München. Damals war bereits sein Interesse an ethischen und religiösen Fragen geweckt worden, ebenso an der Philosophie. Er wurde nach bestandenem Examen Vikar in Solln. Nach der Familiengründung, seine Frau war selbst eine Zeit lang Pfarrerin, hat sich später im therapeutischen Bereich selbstständig gemacht, lebten und arbeiteten die Eheleute in Nördlingen im Ries. Es gibt einen Sohn Maximilian und zwei Enkel, Felix und Miro. Hartmut Schmidt war Pfarrer in verschiedenen Gemeinden, auf dem Land und in Kleinstädten. Eine Zeitlang betreute er eine Gemeinde im Dekanat Ansbach und wechselte dann ins Deka-nat Windsbach. Die längste Zeit seines Berufslebens, fast 18 Jahre, war er in Rothenburg seelsorgerisch tätig. Hier wird er auch seinen Ruhestand verbringen. „Rothenburg ist ein ganz besonderer Ort“, sagte er. „Da muss man viele Talente mitbringen und vor allem soziales Denken und Handeln.“ In der Tauberstadt gebe es viel Schönes zu entdecken im Alltag, in Natur und Kultur.

Mehr Freiheit, weniger Pflichten: Pfarrer Hartmut Schmidt.

Mehr Freiheit, weniger Pflichten: Pfarrer Hartmut Schmidt.

In Rothenburg den Ruhestand verbringen zu dürfen, empfindet Hartmut Schmidt „als ein echtes Geschenk.“ Wenn es die Gesundheit erlaubt, darf er sich auf einige schöne Reisen freuen, auf mehr Zeit, um sie mit Sohn Maximilian und Enkeln zu verbringen, die in Freiburg leben.

Um ihm die Reiseplanung für schnelle Wege leicht zu machen, schenkte ihm der Kirchenvorstand eine Bahncard und Proviant für unterwegs. Als Vertreterin des Pfarrkapitel würdigte Pfarrerin Barbara Müller den Künstler-Pfarrer („er hat Farbigkeit in den Pfarrkreis eingebracht“) und überreichte ein Sortiment an Malfarben für das kreative Schaffen. Pfarrer Harald Sassik von der katholischen Kirchengemeinde St. Johannis würdigte Hartmut Schmidt als „einen Glückssucher, der um Sehnsuchtsorte weiß und sie auch findet. Passend dazu schenkte er ihm ein Buch über eine besondere Entdeckungsreise.

Ideen und Anregungen für Reiseziele kann sich der pensionierte Pfarrer auch in dem interessanten Buch, das ihm Oberbürgermeister Walter Hartl mit allen guten Wünschen mit auf den Weg gab. „Sie haben es verstanden, die Menschen sehr einfühlsam zu begleiten“, sagte das Stadtoberhaupt. Zwischen Stadt und Kirche gebe es viele Anknüpfungspunkte und Schnittstellen zum sozialen Miteinander. Man pflege ein gutes Verhältnis, wie er betonte.

Pfarrer Hartmut Schmidt wurde „ehrenhaft von seinem Amt entpflichtet“, was Dekan Hans-Gerhard Gross mit einem Handschlag bekräftigte. Es folgte eine persönliche Segnung. Der Dekan dankte ihm für den Dienst in der Kirchengemeinde, „für die Beleitung vieler Menschen in glücklichen, wie in schwierigen Situationen ihres Lebens“ und wünschte ihm für seinen Ruhestand alles Gute und Gottes Segen.

Im Anschluss an den Gottesdienst, den der Posaunenchor und Kantorin Jasmin Neubauer an der Orgel musikalisch umrahmten, bestand in einem lockeren Rahmen bei Kaffee und Kuchen im Gemeindehaus die Möglichkeit, sich persönlich von Pfarrer Schmidt zu verabschieden.

Die vakante Pfarrstelle wird im Amtsblatt der Landeskirche ausgeschrieben. Der Kirchenvorstand, der das Besetzungsrecht hat, freut sich auf viele Bewerber. Gleichzeitig hofft er, dass Pfarrerin Sabine Baier auch während der Vakanzzeit von der Landeskirche im gleichen Umfang wie bisher zum Dienst in der Kirchengemeinde eingesetzt wird. sis


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