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Gute Lösung im Vorfeld gefunden

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Heimatverbunden: Elisabeth-Neumeister-Stiftung unterstützt bürgerschaftliches Engagement

ROTHENBURG – Elisabeth Neumeister hat bescheiden gelebt und war doch zufrieden. Für materielle Dinge hat sie sich wenig interessiert. Haus und Garten waren ihr Paradies. Nützliches bereitete ihr große Freude. Großzügig verschenkte sie von ihrer Ernte an Äpfeln und Kirschen. Mit einer Stiftung hat sie Bleibendes hinterlassen und dafür gesorgt, dass ihre Großherzigkeit auch noch über ihren Tod hinaus wirkt.

Elisabeth Neumeister in ihrem geliebten Garten, den sie hegte und pflegte. Foto: bal

Elisabeth Neumeister in ihrem geliebten Garten, den sie hegte und pflegte. Foto: bal

Elisabeth Neumeister war sehr naturverbunden, beschäftigte sich mit gesunder Ernährung und alternativer Medizin. Sie war im Kneippverein und im St.-Jakobs-Chor aktiv, zudem engagierte sie sich bei der Nachbarschaftshilfe „Wegwarte“ und dem Hospizverein. Im August diesen Jahres war Elisabeth Neumeister im gesegneten Alter von 95 Jahren gestorben.

Im November 2016 hatte sie einen Schlaganfall erlitten, von dem sie sich erstaunlich rasch erholte und sogar wieder in ihr Haus in Rothenburg zurückkehrte, wo sie wieder selbstbestimmt leben konnte. Sie begann, ihren Nachlass zu regeln, denn sie spürte, dass ihre Kräfte zunehmend schwanden. Unterstützt von Kundenberater Werner Schuster von der Sparkasse, zu dem sie ein vertrauensvolles Verhältnis aufgebaut hatte, gründete Elisabeth Neumeister unter dem Dach der Stiftergemeinschaft Rothenburg eine Ver­braucherstiftung zu Gunsten ihres Geburtsortes Nordhalben im oberfränkischen Landkreis Kronach.

Bis zu ihrem sechsten Lebensjahr war Elisabeth Wunder, so ihr Mädchenname, dort aufgewachsen. 1928 zog sie mit ihren Eltern nach Bad Windsheim, da der Vater, der bei der Reichsbahn beschäftigt war, dorthin versetzt wurde. Ihr ganzes Leben prägte sie die Großherzigkeit der Menschen im Frankenwald. Sie hat nie vergessen, wenn sie von Mitschülern mit nach Hause genommen wurde, dass sie dort immer einen Apfel oder ein Marmeladebrot bekam, obwohl die Leute bettelarm waren.

In ihrem späteren Leben war Elisabeth Neumeister ab 1945 in Rothenburg als Berufsschullehrerin tätig. 1942 hatte sie die Ausbildung zur Wirtschafterin für Großküchen abgeschlossen und anschließend in München vier Semester an der Ludwig-Maximilians-Universität Lehramt für berufliche Schulen studiert.

1962 heiratete sie ihren Mann Wilhelm, mit dem sie herrliche Wanderungen und Reisen unternahm. Leider erlitt dieser 1973 einen Schlaganfall und war in Folge halbseitig gelähmt. Elisabeth Neumeister zog sich aus dem Schuldienst zurück und pflegte ihn bis zu seinem Tod 1989. Für sie eine Selbstverständlichkeit. Die Ehe war kinderlos geblieben. So kam der Gedanke an eine testamentarische Begünstigung einer Stiftung auf, damit Wunsch und Wille der Stifterin für die nachfolgenden Generationen weiter wirkt. Elisabeth Neumeister ließ der Stiftung einen beträchtlichen Teil ihres Vermögens zukommen.

Aus diesen Mitteln fließen jährlich 8000 Euro an die Initiative „NohA“ Nordhalbener Bürgerinnen und Bürger, die „miteinander weiterkommen“ wollen durch gemeinsame Projekte. Mehr als einhundert Aktive haben sich bereit gefunden, um gemeinsam auf ehrenamtlicher Basis den Ort von innen heraus zu gestalten und für ein liebenswertes Erscheinungsbild zu sorgen. Besonders angetan war Elisabeth Neumeister von dem Künstlerhaus. Die Gruppe hat eine Menge Zeit investiert, um einen verfallenen Altbau, in dem früher ein Lebensmittelladen untergebracht war, zu renovieren und zu modernisieren für die Nutzung kreativer Freiräume. Das Haus füllte sich mit neuem Leben. Es gibt dort eine Galerie, Gästezimmer und eine kleine Küche, damit sich die Künstler verköstigen können.

Bevor Elisabeth Neumeister ihren Stiftungszweck festlegte, besuchte sie noch einmal ihren Geburtsort und traf sich mit Bürgermeister Michael Pöhnlein. Zu dem gelernten Forstwirt hatte die Naturfreundin gleich einen guten Draht. Um ihre Stiftung machte Elisabeth Neumeister kein großes Aufhebens. So erwirkte sie, dass erst nach ihrem Ableben die testamentarische Begünstigung des bürgerschaftlichen Engagements öffentlich publik gemacht werden durfte. Haus und Garten in der Rothenburger Heckenacker-Siedlung bleiben im Besitz der Erben. sis


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