Grünes Licht für neues Belebungsbecken in Kläranlage
ROTHENBURG – Jedes Jahr bei den Haushaltsberatungen geben die Personalkosten der Stadt aufs Neue Anlass zur Kritik. Nicht auszumalen, wenn man auch die rund 45 Trillionen Mikroorganismen entlohnen müsste, die in der Kläranlage rund um die Uhr ihre Arbeit verrichten. Doch auch dieser Einsatz kommt nicht zum Nulltarif: Denn für ihren zukünftigen zusätzlichen Wirkungsbereich, nämlich ein neues Belebungsbecken, werden laut momentaner Kostenschätzung etwa 2,1 Millio-nen Euro fällig.

Das neue Belebungsbecken (roter Kreis) mit 2450 Kubikmetern ist für die nächste Einleitungserlaubnis unerlässlich. Foto: Krick
Die Zeit zum Handeln ist nun gekommen, da die für 20 Jahre gültige sogenannte Gehobene Erlaubnis zum Einleiten von Abwasser aus der Kläranlage in die Tauber zum 31. Dezember 2018 ausläuft. Bereits seit 2015 sei man im Dialog mit dem Wasserwirtschaftsamt Ansbach, um die nötigen Schritte für die neue Erlaubnis zu besprechen, informierte Florian Lezius von der mit der Planung beauftragten Ingenieursgesellschaft „b-a-u“ (Puchheim) die Ratsmitglieder in der jüngsten Sitzung des Stadtrats.
Ein neues, zusätzliches Belebungsbecken sei notwendig, so der Experte, weil sich innerhalb der vergangenen zwei Jahrzehnte die Bemessungsgrundlage sowie zweimal auch die Rechtsgrundlagen geändert haben. So könne man etwa den Nachweis für den entsprechenden Einwohnerwert mit dem bestehenden Belebungsvolumen von 3000 Kubikmeter nicht erbringen. Zudem müsse man zur Erfüllung der weitergehenden Anforderungen den Mischwasserabfluss auf 200 Liter pro Sekunde erhöhen.
In einem Belebungsbecken werden vereinfacht gesagt die Schmutzpartikel an der Oberfläche fixiert und die gelösten Stoffe in den Mikroorganismen umgesetzt. Diese lagern sich in Flocken zusammen, die sich wiederum durch Absetzen abtrennen lassen. Damit sich die biologischen Kleinsthelfer wohlfühlen und ohne Ausfälle ihrer Arbeit nachkommen, müssen mit den bautechnischen Volumina von Belebungsbecken und Nachklärbecken sowie mit der technischen Prozessführung und Prozesssteuerung die enstprechenden Rahmenbedingungen geschaffen werden.
Nach Fertigstellung der Maßnahme, die auch den Bau eines Kanalvortriebs von 150 Metern sowie zwei neue Kompressoren mit einem Druck von 600 Millibar beinhaltet, ist eine zweistraßige Anlage vorhanden. Dies hat den Vorteil, dass bei Betriebsstörungen und ausfallbedingten Außerbetriebnahmen immer eine „Straße“ zur ordnungsgemäßen Reinigung des Abwassers zur Verfügung steht.
Becken mit 5 Meter Tiefe
Das geplante Belebungsbecken wird ein Volumen von 2450 Kubikmetern haben und mit 5 Metern „deutlich tiefer“ sein, als das bisherige, so Florian Lezius. Die Kosten allein für die Bautechnik belaufen sich auf etwa 1,5 Millionen Euro. Hinzu kommen noch die Beträge für die Prozess- und Verfahrenstechnik (zirka 245000 Euro) sowie für die Elektro-Mess-Regelungstechnik (rund 88000 Euro). Die Baunebenkosten schlagen mit 302000 Euro zu Buche.
In den letzten 24 Jahren sei er bei den ihm anvertrauten Projekten im gesteckten Rahmen geblieben, antwortete der Diplom-Ingenieur auf die Frage von Dr. Karl-Heinz Schneider, FRV-Fraktionsvorsitzender, ob der Fachmann mit Preissteigerungen während der Umsetzungszeit, die von 2019 bis 2021 vorgesehen ist, rechne. Und UR-Fraktionsvorsitzender Hermann Schönborn erkundigte sich bei der Verwaltung, wie die Finanzierung eigentlich aussehen soll. Stadtkämmerer Franz Fisch erklärte, dass keine Gebührenfinanzierung, sondern die Erhebung eines Verbesserungsbeitrags geplant sei. Letztlich entscheiden dies aber die Stadtratsmitglieder, ergänzte Oberbürgermeister Walter Hartl.
Die Kläranlage wurde 1968 errichtet und im Zeitraum 1994 bis 1997 umgebaut. 2011 erfolgte der Neubau des Filtratspeichers, 2013 die Optimierung des Nachklärbeckens. 2014 wurde vom Sandfang zum Fettfang umgebaut und ein Jahr später die Membranlüfterplatten sowie die Rührwerke ausgetauscht. mes