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Channel: Aus der Stadt – Fränkischer Anzeiger
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Heldenkult erreicht

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Närrisch-szenische Darstellung unheimlicher Wirklichkeit

ROTHENBURG – Was haben Butzfasching und Stupfl-Sitzungen gemeinsam: Närrische Unterhaltung geht auch ohne Zoten und drittklassigen „Humor“ unter der Gürtellinie, wie sie im Fernsehen zur besten Sendezeit geboten wird. Spaß macht nicht nur das Laute, die Stärke liegt auch im eher Leisen.

Kult mit Colts in Rothenburg – fast wie auf der Ponderosa-Ranch. Ein Fall für musikalische Westernhelden. Fotos: Schäfer

Kult mit Colts in Rothenburg – fast wie auf der Ponderosa-Ranch. Ein Fall für musikalische Westernhelden. Fotos: Schäfer

Ein Aufgebot an Heldinnen und Helden traf sich am Samstagabend zum Stelldichein im „Butz“ und stellte seine besonderen Fähigkeiten unter Beweis – unter den Klängen der „Bonanza“-Melodie, die Erinnerungen an den Kult mit Colts weckte. Die Cowboy-Band tauchte mit Pferdeattrappe „Fury“ und „Blonde Rosa“ (Otmar Kistenfeger) auf als spaßige Anspielung auf die frauenlosen Cartwrights auf der Ponderosa-Ranch.

Die Figur „Spiderman“ (Hans Kraus) trat nicht im Umhang und mit Maske in Erscheinung, sondern in Anzug und Krawatte als Journalist des „Dai­ly Planet“, der die Vorteile autonomen Fahrens auch in Sachen selbstfahrende Kutschen ins Spiel brachte. „Für Rothenburg wäre das absolut genial. Man könnte schöne Plastikpferde davor spannen, die würden super zur Plastikkuh am Marktplatz passen und keinen Gestank verbreiten“. Kritisch äußerte sich der coole Superheld zum amerikanischen Internetkonzern Ama­zon, der zum größten Warenhaus der Welt geworden ist und nun auch ins Paketgeschäft einsteigen will, um seine Macht weiter auszubauen. Da gruselt sich sogar der „Spiderman“.

Auch die smarte Amazon-Sprach­assistentin „Alexa“ hat es in sich. Eigentlich sollte die virtuelle Helferin ihrem Besitzer möglichst viele Wünsche erfüllen, doch sie nimmt es mit dem Datenschutz und der Privatsphäre der Nutzer nicht so genau, wie Sabine Hassel, als charmante Hexe und Sandra Wittmann als vernetzte „Alexa“ in ihrem Sketch aufzeigten. Die mutmaßliche Persönlichkeit Alexa ist der Lebenswirklichkeit seiner Entwickler geschuldet und gelangt an Ge­heimnisse, die sie eigentlich gar nichts angehen. So recht weiß man nie, wo das Gesagte landet.

Abenteuer von Raumschiff Enterprise auf fränksch: mit „Raumschiff-ISS-Tauberpreis“.

Abenteuer von Raumschiff Enterprise auf fränksch: mit „Raumschiff-ISS-Tauberpreis“.

Auch die Besatzung des „Raumschiff Enterprise“ legte im „Butz“ einen Zwischenstopp ein. Nach einer schaukeligen Landung, denn die Maschine wurde von einem heftigen Rothenburger Schneeballensturm erfasst. Die Mission von Captain Kirk (Juan Paton), Offizier Mr. Spock (Michael Sommerkorn) und Leutnant Uhura (Nicole Heckmann): „Die Sicherstellung der medizinischen Versorgung der durch die 115 Millionen Schulden von ANregiomed bedrohten Bevölkerung“. Sie beäugten das Stadtgeschehen. Einem „Herrn Born“ mit Rechenschwäche bei den Mehrzweckenhallen-Zahlen verordneten sie eine „Konfrontationstherapie“ in der Toppler-Grundschule.

Die Dauerbaustelle Burggasse sei ein „klarer Fall von chronischer Archäologo-Phobie“. Claudia Cannati mimte eine genervte Anwohnerin im Kampf um mehr Ruhe. Die Crew aus dem Weltraum machte auch Erfahrungen mit der „Romanze an Valentin“ und entdeckte neue „Spuren der Liebe“ bei Rothenburger Persönlichkeiten.

Der neue Brunnen im Krebsgässchen wurde auf die natürliche Möglichkeit einer sanften Unterwassergeburt getestet: „Für etwas muss das hässliche Teil ja gut sein“. Für Kopfschütteln sorgten die „Anti-Terror-Poller“ am Marktplatz und der neue „Raumflottengeburtscodex“ für He­­bammen, die nur noch zwei Schwangere gleichzeitig betreuen dürfen. Dem Imagefilm über Rothenburg mit dem Titel „Leben und Bleiben“, das die Stadt als ein Ort zum Wohlfühlen zeigt, an dem es sich gut leben und arbeiten lässt, fügten die Serienhelden das Kapitel „Leben und Sterben in Rothenburg“ hinzu. Der Streifen mache einen starken Eindruck und habe eine nachhaltige Wirkung: „Mit dem Film wird das Publikum ins künstliche Koma versetzt. Das setzt die Körperfunktionen herab und führt zu großen Einsparungen“.

Eine weitere Institution machte im „Butz“ Station: „Drei Damen vom Grill“. Das Trio (Hilde Kistenfeger, Edith Hümmer, Eva Förster-Kern) plädierte für einen Imbissstand vor dem Reichsstadtmuseum als neue Einnahmequelle zur Finanzierung der städtischen Einrichtung und zur Belebung des Tourismus. Der weitere Vorschlag: Einen klösterlichen Tagesablauf erlebbar machen. Dr. Möhring serviert ein karges Frühstück und die Damen vom Grill eine „üppige Mittagsvariante“. Würste schmecken immer. Das knackige Schlemmervergnügen für alle Gelegenheiten: von der Wiege bis zur Bahre.

Das engagierte Team mit langjähriger Erfahrung hatte auch die Idee zu einer neuen touristischen Variante der Luther-Wurst: „Das Lutherjahr ist so gut gelaufen und muss verlängert werden“. Hinter dem Rezept verbirgt sich eine Thüringer Wurst ohne Ablassbrief, also ohne Serviette, dazu ein „Weckle“ aus dem 3D-Drucker, „denn der Beisbart hat zugemacht“. Zu vorgerückter Stunde gab es noch eine Überraschungseinlage mit dem Männerballett „The Old Boys“ aus Uffenheim unter dem Motto „Discofever“. Es wurde bis in die Morgenstunden ausgelassen gefeiert. sis


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