Quantcast
Channel: Aus der Stadt – Fränkischer Anzeiger
Viewing all 1548 articles
Browse latest View live

Sonne war spendabel

$
0
0

Bürgersolar Rothenburg erwirtschaftete 200000 Euro Gewinn

ROTHENBURG – Bei über 1,8 Millionen Euro Geschäftsguthaben, mit 31 Photovoltaikanlagen bei einer Gesamtfläche von fast 28 000 Quadratmetern (mehr als die Fläche von vier Fußballfeldern) und einer Dividendenauszahlung von 5 Prozent hatten die Mitglieder bei der Generalversammlung im Saal des Hotels zum Rappen allen Grund zum Applaudieren.

Mit ihren 31 Anlagen – wie hier auf Neusitzer Bauhof – erzeugte die Bürgersolar 2015 knapp 3 Millionen Kilowatt Strom.   Foto: Scheuenstuhl

Mit ihren 31 Anlagen – wie hier auf Neusitzer Bauhof – erzeugte die Bürgersolar 2015 knapp 3 Millionen Kilowatt Strom. Foto: Scheuenstuhl

Vorstandsvorsitzender Robert Gehringer konnte auf ein erfolgreiches vergangenes Geschäftsjahr zurückblicken. Seinen Angaben zufolge verzeichnete die Energiegenossenschaft per 31. Dezember 2015 333 Mitglieder und 3657 Geschäftsanteile. Daraus ergibt sich ein Geschäftsguthaben von 1,828 Millionen Euro. In dem überdurchschnittlichen Sonnenjahr 2015 konnte die Bürgersolar Rothenburg o.d.Tbr. eG mit ihren Anlagen wiederum einen wesentlichen Beitrag zur Energiewende leisten. Mit einer Gesamtleistung von knapp 2964 Kilowatt-Peak wurden 2976492 Kilowattstunden Strom erzeugt und 950000 Euro an Einspeiseerlösen erwirtschaftet. Durch die Produktion dieser erneuerbaren Energie konnte im vergangenen Jahr der Kohlendioxid-Ausstoß um 1935 Tonnen vermieden werden, gleichzeitig sicherte die Genossenschaft für 745 Vierpersonen-Haushalte die Stromversorgung. Aktuell wird das Thema erneuerbare Energien durch die gesetzlichen Rahmenbedingungen (neue EEG Novelle) weiter erschwert. Die Genossenschaft ist aber zum richtigen Zeitpunkt gestartet und ist somit für die Schaffung einer energieautarken Region richtig unterwegs. Großer Dank ging bei der Versammlung an die HEG Energie GmbH & Co. KG für die gute Zusammenarbeit im technischen Bereich und bei der Umsetzung der verschiedenen Wartungsarbeiten. Als wesentlichen Vorteil gegenüber manch anderen Energiegenossenschaften gilt auch das große ehrenamtliche Engagement der Mitarbeiter der VR-Bank Mittelfranken West. Dieses Engagement wurde in den Ausführungen des Vorstandes und auch durch den Aufsichtsratsvorsitzenden Johannes Schneider besonders gewürdigt.

Aufgrund des guten Sonnenjahres wurde in 2015 ein Gewinn von über 200000 Euro erwirtschaftet, nach Steuerzahlungen über rund 60000 Euro verbleibt ein Jahresüberschuss von 140801,04 Euro. Der Vorstandsvorsitzende zeigte sich mit der Entwicklung in 2015 sehr zufrieden und bezeichnete die Energiegenossenschaft als „Gewinn für alle“. Die Genossenschaftsmitglieder unterstützen das Projekt Energiewende und erhalten im Vergleich zu vielen Daxkonzernen keine „Mini“- sondern eine „Maxi-Dividende“ von 5 Prozent auf ihr Geschäftsguthaben. Weiter profitiert der Bund und die örtlichen Kommunen durch Steuerzahlungen ebenfalls vom guten Ergebnis unserer Genossenschaft, so Robert Gehringer. Seit Gründung der Genossenschaft im Jahr 2009 wurden bereits knapp 250000 Euro an Steuergeldern gezahlt. Die guten Ergebnisse bestätigen, dass die Bürgersolar Rothenburg die Erwartungen im Bereich erneuerbare Energien voll erfüllt habe, so Stadträtin Edith Hümmer in ihrem Grußwort. Die Gründung der Genossenschaft vor gut sieben Jahren durch die VR-Bank war ein wichtiger Schritt. Damals konnten sich viele Bürger beteiligen, die selbst keine eigenen Dachflächen für die Energiegewinnung nutzen können, betonte Edith Hümmer in Vertretung von Oberbürgermeister Walter Hartl. Vom bayerischen Genossenschaftsverband gratulierte Max Riedl zu dem guten Ergebnis und referierte kurz zu aktuellen Energiethemen. In seinem Fazit fasste er zusammen: „Energiewende funktioniert am besten dezentral und regional, es ist an der Zeit, die Menschen richtig zu informieren und mit auf diese einmalige Reise zu nehmen.“ In der weiteren Tagesordnung votierten die 94 anwesenden Mitglieder einstimmig für die Gewinnverwendung und Rücklageneinstellung und beschlossen die Entlastung von Vorstand und Aufsichtsrat. eb


„Der Club der Unsterblichen“

$
0
0

Eine verrückte Idee am Reichsstadt-Gymnasium – Lösung bisheriger Forschungen

ROTHENBURG – Mit Hilfe der Kunst schlugen Lehrer und Schüler des Reichsstadt-Gymnasiums bei einer literarisch-musikalischen Lesung einen  Bogen von einer tragischen Liebesgeschichte zur gesellschaftspolitischen Thematik Gentechnik und Klonen bis zum „Club der Unsterblichen“.

Kunsterzieher Uwe Jonath als Erzähler vor dem Moritatenbild „Liebespaar im Stroh“.

Kunsterzieher Uwe Jonath als Erzähler vor dem Moritatenbild „Liebespaar im Stroh“.

Das gesamte Werk stammte aus der Feder von Klaus-Dieter Stuppi und war in mehrere Teile gegliedert. Es beinhaltete eine von den Schülerinnen Friederike und Franziska Ritter gesungene und gespielte Moritat über Schuld und Sühne sowie eine Mischung aus klassischem Lesevortrag und darstellendem Spiel. Die Rollen waren auf drei Lehrkräfte verteilt: Uwe Jonath, Sebastian Kaiser und Sabina Lux. „Die unglaublichste Geschichte der Welt“ begann der Mitwirkende Peter Noack mit dem Bericht der Bibel über die Entstehung des Universums. Im Hintergrund zeigte ein Bild die Erde ohne Menschen, nur Wüste und Wasser. Dazu sagte die Stimme: „Die Wissenschaft machte sich Gott untertan.“ Diesen Worten folgte ein Filmausschnitt vom Atombombenabwurf der USA auf die japanische Stadt Hiro-shima am 6. August 1945. Weiter ging es mit einer inszenierten Begegnung alter Schulfreunde in einem Innenstadt-Café und einem geheimnisvollen Gespräch. Es drehte sich um die Bedeutung der Abkürzung „CDU“, hinter der sich der „Club der Unsterblichen“ verbirgt. Ein Kreis der reichsten und einflussreichsten Menschen, die in den letzten fünfzig Jahren auf Erden gelebt haben: Elvis Presley, James Dean, John F. Kennedy, die Nazigröße Hermann Göring und andere bekannte Namen kamen in der unglaublichen Geschichte vor, auch das Klonschaf „Dolly“ – ein kurioses Erlebnis. Von John Lennon hieß es, dass er es abgelehnt hatte, zu den Unsterblichen zu gehören. In einer Geheimdatei tauchte dann auch noch Ex-Diktator Saddam Hussein auf, der 25 Jahre lang den Irak mit grausamer Hand regiert hatte und vom „Club der Unsterblichen“ vor der Hinrichtung gerettet wurde. Zusammenhänge und Tatsachen wurden auf den Kopf gestellt durch die literarische Umsetzung. Der ehemalige Staatschef war im Dezember 2006 für seine Gräueltaten zum Tode durch den Strang verurteilt worden.

Lehrerin Sabina Lux spielte das „Mädchen“ in der szenischen Lesung. Fotos: Schäfer

Lehrerin Sabina Lux spielte das „Mädchen“ in der szenischen Lesung. Fotos: Schäfer

Das Publikum wurde zu Mitwissern, „was für Geheimheiten sich auf der Welt abspielen.“ Die Öffentlichkeit müsse reagieren „und diesen Schurken das Handwerk legen“, lautete die Moral der Geschichte. Gefallen fand Klaus-Dieter Stuppi an der Idee, dass die Untersterblichkeitsdroge nur bei Männern wirkt. Sie stoppte auch sämtliche Krankheiten, beziehungsweise eine vorliegende Kranheit verschwand einfach. Offen blieb, was einen Menchen dazu berechtigte, sie zu bekommen, „aber es musste etwas mit seinem Berühmtheitsgrad und mit seinen geldlichen Mitteln zu tun haben.“ Der Wunsch eines möglichst langen Lebens ist einfach zu faszinierend, um es nicht zu versuchen. Erstaunlich ist vielmehr die Bandbreite dessen, was Menschen als ethisch richtig oder zumindest unbedenklich ansehen. Welche konkreten Forderungen in Form alltäglicher Ge- und Verbote sich daraus ergeben, ließ „die unglaublichste Geschichte der Welt“ offen. Musikalisch untermalt wurde sie von Philipp und Adrian Grüber am Klavier. Der ehemalige Gym­nasiast Jonas Holstein führte durchs Programm. Intellektueller Knabberstoff wurde reichlich geboten. sis

Freie Bahn in die Garage

$
0
0

Bauausschuss beschäftigte sich mit Pfosten und Ferienwohnungen

ROTHENBURG – Bevor man sich in die verdiente Sommerpause verabschiedet, hieß es im Bauausschuss noch einmal eine ganze Reihe von Beschlüssen fassen. Eins zeigte sich dabei auch in der jüngsten Sitzung: Die Diskussion „langfristige Vermietung gegen Ferienwohnung“ ist und bleibt ein Dauerthema im Bauausschuss. Zudem zog es die Mitglieder zu zwei Ortsterminen, um eine ehemalige Scheune und einen Pfosten in Augenschein zu nehmen.

Platz ausnutzen: Auch so manches Ausschuss-Mitglied hätte schon Ideen für die Innengestaltung.

Platz ausnutzen: Auch so manches Ausschuss-Mitglied hätte schon Ideen für die Innengestaltung.

Aus der Ansbacher Straße ging beim Stadtbauamt eine Bauvoranfrage zum Einbau von zwei Wohnungen in eine bestehende Scheune ein. Das Gebäude wird seit etwa 20 Jahren nicht mehr landwirtschaftlich genutzt, sondern steht leer. Ober- und Dachgeschoss sollen nun durch zwei Wohnungen wieder mit Leben gefüllt werden. Eine davon soll selbst genutzt, die andere dauerhaft vermietet werden. Baurechtlich gesehen liegt das Objekt im Außenbereich und widerspricht dem Flächennutzungsplan, der an dieser Stelle Flächen für die Landwirtschaft vorsieht. Zudem könnte man eine Erweiterung der Splittersiedlung befürchten. So zumindest die Theorie. Vor Ort waren sich die Verwaltung und die Bauausschuss-Mitglieder schnell einig, dass dieses Vorhaben zu begrüßen und demnach auch zu genehmigen sei. „Wir können angesichts der Wohnungsnot froh sein, wenn die Scheune eine neue Nutzung erfährt“, erklärte Oberbürgermeister Walter Hartl zurück im Sitzungssaal. Auch die Wertung des Bauamtes fiel letztlich positiv aus. Den Befürchtungen einer verfestigten Splittersiedlung könne entgegengehalten werden, dass in diesem Fall kein Neubau im Außenbereich entsteht, sondern eine Nachnutzung eines Leerstandes geplant ist. Die Ausschuss-Mitglieder folgten einstimmig dieser Einschätzung. Das Bauamt schlägt außerdem vor, dieses Gebiet am östlichen Ortsrand von Rothenburg bis hin zum künftigen Gewerbegebiet mittelfristig zu überplanen. Die Fläche könnte dann als Mischgebiet ausgewiesen werden. Ebenfalls eine neue Nutzung erfahren die Räumlichkeiten einer ehemaligen Weinstube an der Kobolzeller Steige. Der Gastraum im Erdgeschoss soll zu einer Ferienwohnung umgebaut werden. Im Gegensatz dazu möchte der Antragsteller im ersten Obergeschoss das Ferien-Appartement als eine Wohnung zur dauerhaften Vermietung nutzen. Da sich durch diesen Tausch nichts an der Zahl der zur Beherbergung angebotenen Zimmer ändert, wurde die Ausnahme für das Erdgeschoss zur Nutzungsänderung einstimmig erteilt. Anders gelagert ist der Fall im Alten Stadtgraben. Zwar möchte der Antragsteller auch hier Ferienwohnungen anstelle des bisherigen Büros (erstes Obergeschoss) und der dauerhaften Mietwohnung (erstes Dachgeschoss) umsetzen. Doch die Ausschuss-Mitglieder versagten – dem Vorschlag der Verwaltung folgend – hierfür einhellig das Einvernehmen.

Bauausschuss machte sich vor Ort ein Bild, ob Wohnungen in die frühere Scheune eingebaut werden dürfen. Fotos: Scheuenstuhl

Bauausschuss machte sich vor Ort ein Bild, ob Wohnungen in die frühere Scheune eingebaut werden dürfen. Fotos: Scheuenstuhl

Die Begründung: Man geht davon aus, dass beide Stockwerke in ihrer jetzigen Form „ohne Probleme auf dem freien Wohnungsmarkt zur dauerhaften Vermietung angeboten werden können“. Überzeugende Gründe für eine Ausnahme wären beispielsweise der Grundriss, die Größe oder fehlende Raumhöhe. An diesem Tagesordnungspunkt entbrannte eine Grundsatzdiskussion im Bauausschuss. Einzelne Mitglieder äußerten Bedenken, dass die Begründung für die Gewährung beziehungsweise Ablehnung der Ausnahme nicht ganz nachvollziehbar seien. „Sofern keine Gründe angeführt werden, die eine Ausnahme rechtfertigen“, so Oberrechtsrat Michael Sommerkorn, „befinden wir uns im Grundsatz des Bebauungsplans“, nachdem die Wohnnutzung vorrangig sei. In jüngster Zeit habe man diese Linie „stringent verfolgt“. Oberbürgermeister Walter Hartl bekräftigte erneut, dass die Stadt bestrebt ist, den festvermieteten Wohnraum zu fördern. Auch Kurt Förster (SPD) warnte davor, mit der Zusage zu dieser Ausnahme „einen Präzedenzfall“ zu schaffen. Dr. Karl-Heinz Schneider (FRV-Fraktionsvorsitzender) bat darum, dieses Thema für die anstehende Klausurtagung im September zur vertieften Diskussion auf die Tagesordnung zu setzen. Nicht nur so mancher Elfmeterschütze hat zuweilen seine liebe Not mit dem Pfosten. Auch ein Antragssteller aus dem Heckenacker möchte ihn nur sehr ungerne treffen. Denn der Pfosten steht als Hindernis vor seiner Doppelgarage und hat eigentlich die ehrenvolle Aufgabe zu verhindern, dass der Fuß- und Radweg, in den die Zufahrtsstraße übergeht, von Autos befahren beziehungsweise zugeparkt wird. Da es dem Hausbesitzer aber einiges an Geschicklichkeit abverlangt, ohne Kratzer aus und in seine Garage zu kommen, möchte er den Pfosten gerne weichen sehen. Ohne sich zu sehr mit der Rekons-truktion dieses Dilemmas zu belasten, was sowieso wie die berühmte Frage nach dem Huhn und dem Ei (Was war als erstes da? Pfosten oder Garage?) anmutete, kam man zu folgendem Beschluss: Der Pfosten wird zunächst einmal entfernt und es wird beobachtet, ob der Weg als Parkplatz missbraucht wird. Spätestens dann muss eine neue Lösung her. mes

Gerechtigkeit schafft Frieden

$
0
0

In der Muttersprache lassen sich anspruchsvolle Inhalte besser verstehen und ausdrücken

ROTHENBURG – Die seit 1982 bestehende Partnerschaft zwischen den Dekanaten Rothenburg und Hai sucht Gemeinschaft und Antworten auf ihre Glaubens- und Lebensfragen.  Gemeinsam mit- und voneinander lernen ist die wichtigste Voraussetzung für die Lösung der Zukunftsprobleme. Beim jüngsten Tansania-Forum im Jakobsschulhaus ging es um die Verständigung über Kultur- und Sprachgrenzen hinweg. Die Macht der Worte hat Einfluss auf das Denken – die Muttersprache als Teil der Identität beeinflusst sogar, wie wir die Welt sehen.

Barbara Kammleiter gab schöne Beispiele.

Barbara Kammleiter gab schöne Beispiele.

Tansania ist vor allem bekannt für die Gewürzinsel Sansibar und den majestätischen Mount Kilimanjaro. Das Land hat aber auch eine Vielfalt an Kulturen zu bieten. Etwa die Massai im Norden oder die arabischen Swahilis an den Küsten. In Tansania gibt es mehr als 120 Volksgruppen und lokale Sprachen. Die gemeinsame Sprache ist Kisuaheli. Zum Einstieg in das neunzehnte Tansania-Forum stimmte Pfarrerin Barbara Wirsching, Deka­nats­beauftragte für die Partnerschaftsarbeit, das Lied „Nina haja nawe“ an. Der kleine musikalische Sprachkurs zeigte, dass die Vokale etwa wie im Deutschen ausgesprochen werden. Als Gastreferentin berichtete Susanne Krüger, die dreizehn Jahre für die international tätige christliche Organisation „Wycliff“ in Tansania Spracherkundungsarbeit leistete, von ihren Erfahrungen und Erkenntnissen. Die gebürtige Mönchengladbacherin hat in Düsseldorf Deutsch und Englisch studiert und ist in der evangelischen Landeskirche aufgewachsen. 2009 wurde sie Koordinatorin der gesamten Spracharbeit in Tansania und Uganda. „Wycliff“ setzt sich dafür ein, dass Menschen aus unbeachteten Volksgruppen eine geeignete Schrift für ihre Sprache entwickeln können, eine theologisch und sprachwissenschaftlich fundierte Bibelübersetzung bekommen und Schulunterricht in der Muttersprache erteilt wird. Sprache beeinflusst tagtäglich, was wir wahrnehmen und woran wir uns erinnern. Darin sind sich die Sprachforscher einig. Die einen sind sogar überzeugt, dass unsere Sprache unser Denken bestimmt – und dass Menschen deshalb sogar in unterschiedlichen Sprachen unterschiedlich denken. Und dass wir uns tatsächlich schon mit unserer Muttersprache bestimmte Denkmuster aneignen, die unser Leben auf überraschende Weise beeinflussen. Es gibt die offensichtliche Wirkung der Worte: Wer eine Liebeserklärung bekommt oder in einen heftigen Streit gerät, der spürt, wie Sprache berührt. Worte können trösten oder tief verletzen, manche hängen einem tage- oder gar jahrelang nach. Auch unsere eigenen Worte wirken auf uns.

Barbara Kammleiter berichtete mit dem ihr eigenen Charme und Witz von ihrer und Reiners Geschichte in Tansania, die immer auch eine Geschichte von Verständigung zwischen den Kulturen war und noch ist. Es reicht nicht, die Sprache Kiswahili oberflächlich zu lernen – viele kleine, aber besonders wichtige Feinheiten können falsch gemacht werden und wurden natürlicherweise falsch gemacht. So begann auf dem Wege des „try and error“ eine 22–jährige Lernzeit, als die beiden, – zunächst noch ohne Kinder – 1994 vom Bayerischen Missionswerk an die Handwerkerschule nach Hai am Fuße des Kilimanjaro ausgesandt wurden, unterstützt vom Partnerdekanat Rothenburg. Die Höflichkeit der Tansanier ist überwältigend – so war es für die Neulinge zunächst einmal wichtig, auch hinter die Kulissen schauen zu lernen. So sagen Tansanier anderen, besonders Gästen, niemals eine derbe Kritik mitten ins Gesicht. Wenn etwas ganz und gar nicht geht, dann ist die tansanische Reaktion darauf vielleicht so: „Das ist ja schon wirklich ein bisschen sehr gut.“ Die Kommunikation ist eher indirekt, die persönliche Begegnung und das ausgiebige Gespräch sind besonders vor jeder Entscheidung unglaublich wichtig, wobei es auch immer dazu gehört, dass nach dem Wohlergehen der Familie, der Kinder, Ehepartner, Eltern und Großeltern gefragt wird.

Pfarrer und Gemeindeglieder aus dem Dekanat nahmen am Tansania-Forum teil. Fotos:sis

Pfarrer und Gemeindeglieder aus dem Dekanat nahmen am Tansania-Forum teil. Fotos:sis

Gut, dass Reiner und Barbara Kammleiter von Anfang an darauf eingestellt waren, sich in die tansanische Gemeinschaft einzufügen und einfach mitzuarbeiten. Mit der Geburt der drei Söhne verbesserte sich die Sprachfertigkeit, da der Spracherwerb bei den Kindern viel schneller geht und die Eltern wiederum von ihren Kindern lernen. Trotzdem war Barbara Kammleiters halb ernsthaftes Fazit beim Tansania-Forum letztlich: „Je mehr man versteht, desto weniger versteht man.“ Einige Fallen für Missverständnisse: Während bei uns ein Augenbrauenhochziehen ein Missfallen oder eine Warnung ausdrückt, bedeutet diese Geste in Tansania höchste Zustimmung. Ein bestimmtes Schnalzgeräusch mit der Zunge bedeutet: „So ein Quatsch!“ Mit nur einer Schulter zucken heißt: „Nein, ganz sicher nicht.“ Für großes Entsetzen bei tansanischen Gastgebern sorgt manchmal, wenn deutsche Reisegruppen bei einem Fest aus lauter Mitgefühl mit den armen hungrigen Kindern die angebotenen Speisen nicht essen wollen und die vollen Teller zu den Kindern bringen. Bei den Gastgebern kommt an: „Unser Essen war den Deutschen nicht gut genug.“ Wer in Tansania bestehen will, muss sich an die Weisung halten: „Expect the unexpected“ – „erwarte das Unerwartete“. In dieser Haltung hat auch Reiner Kammleiter mit der Unterstützung seiner Frau Barbara in den letzten 22 Jahren so manches Unerwartete geleistet. Ausgesandt als Schulleiter und Praktiker, aber auch als Missionare, die zeigen sollten, wie Christsein im Alltag, im Schulbetrieb und im Handwerk funktionieren kann, waren die beiden immer stark herausgefordert. Vorbilder mussten und müssen sie sein in der klaren Haltung gegen Bestechlichkeit und für eine integre durchsichtige Lebensführung.

Als Kammleiters 1994 kamen, bestand die Handwerkerschule gerade mal zwei Jahre, errichtet auch mit Hilfe des Dekanats Rothenburg. Sechs Lehrer waren angestellt, 32 Schüler wurden unterrichtet. Seitdem ist viel geschehen. Reiner Kammleiter baute die Schule mit der Unterstützung seiner Frau stetig weiter aus – beim Tansania-Forum berichtete er, dass es nun 45 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, davon 18 Lehrerinnen und Lehrer und 275 Schülerinnen und Schüler gäbe. Zu den bisherigen Fachrichtungen Schneider, Schreiner, Schlosser, Maurer, Elektriker kommt im nächsten Jahr noch die Fachrichtung Hotelmanagement hinzu. Verschiedene Computerkurse – auch für Auswärtige – werden angeboten. Hierfür konnten zuletzt 24 neue PCs angeschafft werden inklusive spezieller Batterien und eines Inverters, die den häufigen Stromausfall abpuffern. Sorgen macht der wieder zu kurze Regen in diesem Jahr. Wahrscheinlich wird die Ernte auf den Schul-äckern bescheiden ausfallen. Die gleiche Botschaft übermittelte auch Dekan Swai in einem Brief an die Partnerschaftsbeauftragte Beate Wirsching. Er bangt besonders um die Menschen in der Maasai-Steppe. Ihm ist es ein Herzensanliegen, dass gerade im Bereich Landwirtschaft ein Umdenken beginnt um den Herausforderungen der Zukunft besser gewachsen zu sein. Eine kleine Landwirtschaftsschule ist in der Planung. Auf jeden Fall ist klar: Die Hilfe aus Rothenburg ist wieder und weiterhin unverzichtbar. In den letzten Jahrzehnten hat sie sehr viel Segen gebracht. Im Mai nächsten Jahres erwartet das Deka­nat hohen Besuch aus Tansania. Darunter Dekan Aminirabi Swai mit seine Frau Neema Ndooki und den leitenden Bischof Dr. Frederick Shoo (er hat in Neuendettelsau promoviert). Dazu den verantwortlichen Agraringenieur für das Landwirtschaftsprojekt in der Maasai-Steppe, Jakocob Musihi sowie Sister Elly Urio (Pfarrerin und Leiterin des Lyamungo Retreat Centers, wo Rothenburger Gäste immer wohnen), den Sekretär des Dekanats Hai, Ernest Masawe, und den neuen, jungen Deka­natsdiakon Christian Lema. Der Hintergrund: An Himmelfahrt 2017 indet im Neusitzer Ortsteil Södelbronn eine dekanatsweite Veranstaltung unter dem Motto „500 Jahre Reformation“ statt, bei der Lutheraner aus Rothenburg und Tansania gemeinsam feiern. Für 2018 plant Beate Wirsching eine Begegnungsreise. „Was und wie weiß ich noch nicht“, sagt sie, „aber sie soll kein ‘pfarrliches Übergewicht’ haben.“ ng/sis

Schritt ins Arbeitsleben

$
0
0

Schüler der Berufsintegrationsklassen sammeln Erfahrungen durch Praktika

ROTHENBURG – Zuwachs an der Berufsschule Rothenburg – Dinkelsbühl: Seit Beginn des neuen Schulhalbjahres gibt es dort insgesamt drei zusätzliche Berufsintegrationsklassen, in denen berufsschulpflichtige Asylbewerber und Flüchtlinge unterrichtet werden. Während sie sich zunächst vorwiegend auf das Erlernen der deutschen Sprache konzentrieren, rüsten sich die „alten Hasen“ des ersten Jahrgangs ab Herbst für die Arbeitswelt. Für sie stehen dann verstärkt Praktika auf dem Lehrplan.

Ausbildungsbörse, Verkehrserziehung, Berufsberatung, Rechtskundeunterricht, Teilnahme am Gastronomie-Projekt und selbstverständlich Deutschunterricht: Es ist ein vielseitiges Programm, das die jungen Leute aus den Berufsintegrationsklassen durchlaufen. Das Ziel ist den berufsschulpflichtigen Asylbewerbern und Flüchtlingen (16 bis 21 Jahre) das nötige Rüstzeug an die Hand zu geben, damit sie erfolgreich eine Ausbildung abschließen können. Simon Gerstlacher, Deutschlehrer und Koordinator dieser besonderen Klassen, kann über Langeweile nicht klagen. Mit den zusätzlichen Schülern ist auch sein Verantwortungsbereich gewachsen. Am Standort Rothenburg kam zu den bestehenden beiden Klassen eine weitere hinzu (Gesamtzahl: drei), in Dinkelsbühl wurden erstmals zwei Klassen eingerichtet, die im Gymnasium untergebracht wurden. In jedem Klassenverbund sind etwa 16 bis 20 Schüler. Ab September könnte in Rothenburg nochmals eine Klasse hinzukommen, erklärt Schulleiter Dr. Friedhard Nichterlein. Die räumlichen Gegebenheiten würden es erlauben. Letztlich hänge es aber auch von der politischen Lage ab, ergänzt sein Stellvertreter Rainer Mittermeier, denn in drei Monaten kann viel passieren. Momentan seien die Wartelisten aber überschaubar.

An der Berufsschule werden nun drei Klassen mit berufsschulpflichtigen Flüchtlingen unterrichtet.   Fotos: Scheuenstuhl

An der Berufsschule werden nun drei Klassen mit berufsschulpflichtigen Flüchtlingen unterrichtet. Fotos: Scheuenstuhl

Der Lehrplan der Berufsintegrationsklassen ist so aufgebaut, dass im ersten Jahr vor allem der Deutschunterricht im Fokus steht. Neben diesem regulären Unterricht werden die Schüler auch – salopp gesagt – mit Land, Leuten und Kultur vertraut gemacht. Hiefür holte man sich die Beruflichen Fortbildungszentren der Bayerischen Wirtschaft (bfz) als Kooperationspartner mit ins Boot. In Rothenburg werden sie durch Diplom-Sozialpädagogin Susanne Rach vertreten, die die Thematik Integration durch ihre frühere Arbeit mit Aussiedlern kennt. Für die Schüler, die ab Herbst im zweiten Schuljahr sind, geht es dann ans Eingemachte: 50 Prozent der Unterrichtszeit stehen dann für Praktika zur Verfügung. So ist es etwa am Mittwoch ab 11 Uhr, aber auch am Wochenende (etwa im Hotel oder der Gastronomie) möglich sich die Berufswelt in der Praxis anzuschauen. Auch die Schulferien können für das Schnuppern in den Traumberuf genutzt werden. Einige Schüler haben bereits Erfahrungen durch Praktika sammeln können. Diese wurden dann beispielsweise auf Eigeninitiative in den Wohngruppen organisiert. Andere Schüler wiederum, die etwa eine Aufenthaltsgenehmigung haben, jobben ab und an im Gastronomiebereich. Vereinzelt gibt es zudem Schüler, die bereits einen Ausbildungsvertrag unterschrieben haben. Meist profitierten sie von den zusätzlichen sechs Monaten Deutschunterricht im Vorfeld der Berufsintegrationsklasse. Bei der Wahl des Praktikums kommt die Theorie vor der Praxis. Da sich die hiesigen Berufsmöglichkeiten mitunter stark von denen im jeweiligen Heimatland unterscheiden, wird großer Wert darauf gelegt, den Jugendlichen zu zeigen, was es hier überhaupt an verschiedenen Berufen gibt, erklärt Koordinator Simon Gerstlacher, „denn die Vorstellungen der Schüler sind teilweise sehr kurios“.

Eingespieltes Team: Schulleitung, Kooperationspartner und Koordinator ziehen an einem Strang.

Eingespieltes Team: Schulleitung, Kooperationspartner und Koordinator ziehen an einem Strang.

Auch Susanne Rach ist gefragt, den „Wunsch der Schüler mit der Realität zusammenzubringen“. Das bedeutet auch, dass man manchmal einfach das Niveau etwas herunterschrauben müsse. Die Motivation Deutsch zu lernen und einen Beruf zu finden, sei bei den Schülern indes ungebrochen, sagt Simon Gerstlacher. Bei einigen habe sich zudem die persönliche Situation im Hinblick auf die Bleibeperspektive verschärft. „Die Schüler stehen dadurch unter enormen Druck“. Hinzu komme oft auch die Erwartung der Eltern an das Kind, möglichst bald Geld zu verdienen. Eine Ausbildung würde die Jugendlichen von dieser Last befreien, da sie für die drei Jahre der Ausbildung und für zwei Jahre danach ein sicheres Bleiberecht in Deutschland haben. Trotz aller Empathie für die schwierige Situation der Jugendlichen nimmt die Schule die Anforderungen der potenziellen Ausbildungsbetriebe sehr ernst. Diese äußern deutlich, dass mögliche Auszubildende die hiesigen Wertvorstellungen teilen und in der Fachsprache firm sein müssen. „Sonst haben sie keine Chance“, erklärt Dr. Friedhard Nichterlein. Mit einer ebenso realistischen wie praxistauglichen Haltung wird auch das Thema Praktikum behandelt. Denn niemandem ist damit geholfen – am wenigsten den Schülern –, wenn diese einen Rundum-sorglos-Bewerbungsservice durch die Schule erhalten. Stattdessen setzen die Verantwortlichen auf die Eigeninitiative der Jugendlichen bei der Recherche nach möglichen Praktikumsgebern. Der Weg zum ersehnten Praktikum führt bei den Jugendlichen auch nicht so sehr über eine makellose und übertrieben kreative Bewerbungsmappe. Vielmehr müssen die Schüler als Person überzeugen. „Wichtig ist sich gut im persönlichen Gespräch zu verkaufen“, sagt Simon Gerstlacher. „Wenn das nicht klappt, dann war der Schüler einfach noch nicht so weit und man muss daran arbeiten.“ Bei denen, die diese erste Hürde gemeistert haben, erhielt die Schule durchweg positive Rückmeldungen aus dem Betrieb. Der persönliche Einsatz, das handwerkliche Können, aber auch die überraschend guten Sprachkenntnisse hat so manch einen Vorgesetzten eines besseren belehrt. „Wir freuen uns über jeden Arbeitgeber, der Vorurteile außer acht lässt und einen Praktikanten übernimmt“, erklärt Susanne Rach. Zu ihren Aufgaben gehört es, den Praktikant im Betrieb zu besuchen, mit dessen Vorgesetzten zu sprechen und herauszufinden, was passt und was nicht so gut läuft. Sie ist aber auch permanent mit Schülern und Lehrer in Kontakt.

Besonders wichtig ist es der Berufsschule deutlich zu machen, dass man nicht der Meinung sei, dass „Flüchtlinge nur Berufe mit einer niedrigen Qualifikationshürde ausüben können“, so stellvertretender Schulleiter Rainer Mittermeier. Allerdings ist es eine große Herausforderung für die jungen Flüchtlinge und Asylbewerber innerhalb von zwei Jahren auf das Niveau des „Qualis“ zu kommen. Deshalb besteht unter bestimmten Voraussetzungen die Möglichkeit, die sogenannte „Berechtigung des Hauptschulabschlusses“ zu erwerben. Man möchte aber in keinster Weise mit der örtlichen Mittelschule in eine Konkurrenz um Ausbildungsplätze treten. Im Gegenteil: Von beiden Seiten zeige man sich offen, im (personellen) Austausch die Schüler beider Einrichtungen für den Arbeitsmarkt fit zu machen. Innerhalb der Berufsschule sollen Schüler der Fachklassen und der Berufsintegrationsklassen zunehmend in Kontakt treten. Man könne sich vorstellen, den Projekttag Gastronomie auszubauen. Ebenso möchte man aber auch abseits beruflicher Inhalte auf der menschlichen Ebene in Gesprächskreisen zusammenkommen, wünscht sich der Schulleiter. mes

Den Absturz selbst miterlebt

$
0
0

Der Hemmendorfer Willi Klenk ist nah dran, als der Bomber aufschlägt

ROTHENBURG – Er sah die brennende Maschine, beobachtete wie Fallschirme niedergingen und wurde als 17-Jähriger zum Augenzeugen des Bomberabsturzes vom März 1945 bei Hemmendorf: Der Landwirt Willi Klenk, 89, bringt zusammen mit einigen weiteren Zeitzeugen Licht ins Dunkel der bislang wenig bekannten Ereignisse.

Erfreuliche Leser-Reaktionen lassen die Geschichte aus den letzten Kriegswochen immer mehr Konturen gewinnen. Dabei erweist sich der Hemmendorfer Willi Klenk als der entscheidendste Augenzeuge, denn er hat nachts nicht nur den Absturz mit eigenen Augen gesehen, sondern suchte auch kurz danach die nur rund 500 Meter von seinem Hof entfernte Absturzstelle auf. Und er kann sich an zahlreiche Details erinnern, allein die Frage, um welchen Flugzeugtyp es sich genau handelte bleibt auch noch weiter offen.

Das Leser-Echo geht im Ursprung auf unser Oster-Feuilleton mit dem Bericht über den Buchautor Peter Kuper zurück, der seine in Rothenburg verbrachte Jugendzeit schildert und erwähnt, dass er mit anderen Jungs im Frühjahr 1945 die Absturzstelle eines Bombers auf einem Feld nahe Rothenburg besuchte. Daraufhin überraschte uns Armin Wurzrainer, 79, sogar mit Fotos vom Fugzeugwrack und erzählte wie er als achtjähriger Junge mit seiner Familie tags darauf selbst das „riesige Trümmerfeld” besucht hat (wir berichteten). Der mit ihm verwandte Fotograf Alfons Ohmayer ist selbst auf einem der Bilder zu sehen.

Dessen in Schwabach lebender Sohn Dieter Ohmayer, 79, war ebenfalls als Junge an der Absturzstelle bei Hemmendorf dabei und hat sich „eines dieser stinkenden Plexiglasteile mitgenommen”, wie er uns erzählt. Weder Polizei noch deutsches Militär habe man damals gesehen.

Außerdem weiß der gebürtige Rothenburger auch von anderen Kriegsereignissen: Die Ohmayers wohnten in der Ansbacher Straße 4 direkt neben dem Amtsgericht, wo kurz vor Kriegsende eine Sprengbombe einschlug. „Da hat es bei uns die Fensterscheiben zerdeppert und im Amtsgerichtsgarten blieb ein großer Trichter zurück”, weiß Dieter Ohmayer. Nahe der Herrnmühle sei dann die zweite Sprengbombe eingeschlagen. Und rund ein Jahr vor Kriegsende habe er letztmals ein deutsches Flugzeug am Himmel über Rothenburg gesehen – und das war auch noch der erste Düsenjäger der Welt, eine ME 262, Hitlers späte „Wunderwaffe“. Nun fruchtete der erneute Aufruf in unserem Artikel „Bomberpiloten verbrannt” vom 9. Juni 2016 und es meldeten sich mehrere Leser. So Reinhold Endres, 80, aus Adelshofen, der uns auf eine Flugzeuglandung auf dem Kreuzfeld zu Kriegszeiten hinwies und einiges zu den letzten Tagen des Dritten Reichs sowie dem Luftangriff sagen konnte (ein Interview dazu machte die Realschulfilmgruppe).

Aus Brundorf meldete sich der 88-jährige Alfred Sackenreuter, der im März 1945 die abstürzende Maschine brennend am Himmel gesehen hat und zwar „wie ein Feuerball zwischen Hemmendorf und Leuzenbronn“, so schildert er seine Eindrücke. Dann sei das Flugzeug „mit Getöse runter”. Im Leuzenbronner Friedhof habe man drei Besatzungsmitglieder beigesetzt, die später aber umgebettet wurden. Die Familie Sackenreuter, christlich eingestellt, sah das positiv, aber andere hätten die Beisetzung der ehemaligen „Feindsoldaten” anders betrachtet.

Bordkanone gehört

„Dort lagen in weitem Umkreis die Trümmer verteilt“, erkärt Willi Klenk am Absturzort.  Fotos: diba

„Dort lagen in weitem Umkreis die Trümmer verteilt“, erkärt Willi Klenk am Absturzort. Fotos: diba

Der Augenzeuge des eigentlichen Absturzes ist Willi Klenk: „Es war spät nachts und ich lag im Bett, als ich ein Flugzeug hörte und dann das Taktaktak einer Bordkanone als kurze Salve” erzählt er, der alles von seinem Hof in Hemmendorf aus miterlebte. „Ich rannte ans Fenster und da war schon das brennende Flugzeug am Himmel, dann sind drei Mann ausgestiegen, wobei ich noch einen Fallschirm runterkommen sah“, schildert uns der rüstige Landwirt die Abläufe. Weitere drei Insassen sind wohl verbrannt. Der Bomber ist laut Klenk ganz dicht am Dorf vorbei geflogen und rund 500 Meter entfernt nordöstlich in Richtung Schwarzenbronn so stark aufgeschlagen, „dass das Haus gezittert hat!”. Der Augenzeuge weiter: „Ich zog mich an und lief gleich raus aufs Feld, da war alles hell und brannte, so dass ich nicht näher ran konnte. Durch den Aufprall hat es das Flugzeug völlig zerrissen, über gut 400 Meter waren die brennenden Trümmer verstreut”. Als es hell wurde wollte Willi Klenk an die Absturzstelle, da hätten ihn aber Volkssturmleute abgehalten zu nahe zu kommen. Trotzdem habe er auf der noch zugänglichen Wiese Leichenteile gesehen: „Da lag ein Unterkiefer, das hat mich als junger Mann unglaublich geschockt!” erinnert er sich.

Willi Klenk hat damals gehört, dass es ein englisches und kein US-Flugzeug gewesen sei, das offenbar ein deutscher Jagdflieger abgeschossen hat. Der Jagdflieger-Pilot soll sogar anderntags vor Ort gewesen sein. Die drei umgekommenen Besatzungsmitglieder, das bestätigen die beiden Augenzeugen aus Hemmendorf und Brundorf übereinstimmend, wurden an der inneren Friedhofsmauer neben dem Pfarrhaus beigesetzt, „dort wo sonst die Kindergräber waren”, wie wir erfahren. Etwa zwei Jahre später seien sie umgebettet worden. Drei überlebende Besatzungsmitglieder sollen am nächsten Tag abgeholt worden sein, näheres ist nicht bekannt.

Der 17-jährige Reichsarbeitsdienstler Willi Klenk bekam noch Ende März einen Stellungsbefehl für das letzte Aufgebot zur Abwehr der Russen bei Magdeburg, Kaserne Altengrabow: „Nach dem Angriff auf Rothenburg musste ich Ostermontag fort, nur nachts mit dem Zug wegen der Tiefflieger. Ich kam sogar noch an, aber in der Kaserne wurde ich gefragt, was ich da noch will, darauf machte ich mich gleich auf den Heimweg und war am 10. April wieder zurück!”

Schlimmes Kriegsende

Alfred Sackenreuter in Brundorf.

Alfred Sackenreuter in Brundorf.

Der Brundorfer Alfred Sackenreuter sollte noch zum 15. April 1945 in die Rhön einberufen werden, was sich aber mit dem Vormarsch der Amerikaner schnell erledigte. Den Luftangriff erlebte er als junger Feuerwehrmann: „Da waren wir Leuzenbronner in der Stadt beim Löschen, unsere Motorspritze stand bei der katholischen Kirche am Brunnen.”

Die Familie Sackenreuter musste zusehen wie am 17. April 1945 der eigene Hof nach US-Beschuss komplett abbrannte, Menschen und Tiere starben. Zusammen mit anderen saß man während des Angriffs in einem selbst gebauten Erdbunker (drei mal drei Meter) mit 18 Leuten. Die Amerikaner warfen eine Handgranate hinein, deren Wirkung ein Soldat mit einem Koffer noch dämpfen konnte, aber eine Dienstmagd aus Mergentheim und ein kleines Mädchen gehörten zu den Toten.

„Das Mädchen starb in den Armen meines Vaters. Mit dem Leiterwagen mussten die Haindls aus Rothenburg am andern Tag ihr totes Kind abholen, das doch bei uns sicher sein sollte. Es war furchtbar, eine sehr schwere Zeit.“, schildert uns der 88-Jährige Brundorfer tief bewegt dieses bis heute für ihn gegenwärtige Erlebnis.

Was den Bomberabsturz betrifft, so haben die Aussagen vieles erhellen können, offene Detailfragen könnten vielleicht Militärarchive beantworten. Leider wird es in wenigen Jahren gar keine Zeitzeugen mehr geben, es bleiben dann nur Dokumente. diba

Überzeugender Antrag

$
0
0

Stadt erhält Förderung für Breitbandausbau – Planung vorgestellt

ROTHENBURG – Nächster Baustein für die Zukunftsfähigkeit der Tauberstadt: Aus den Händen von Minister Markus Söder nahm Oberbürgermeister Walter Hartl im Heimatministerium den Zuwendungsbescheid für den Breitbandausbau im Rahmen des bayerischen Förderprogramms entgegen. Der Ausbau des schnellen Internets kann nun beginnen.

Für schnelle Verbindung: Walter Hartl, Bernhard Palm und Michael Langer. Foto: privat

Für schnelle Verbindung: Walter Hartl, Bernhard Palm und Michael Langer. Foto: privat

Mit dem Förderverfahren können Gebiete, welche eine Breitbandgeschwindigkeit von unter 30 Mbit/s aufweisen, ausgebaut werden. Da die Telekom für das Stadtgebiet einen Eigenausbau umsetzt, sind noch folgende Erschließungsgebiete förderfähig: Reusch, Bettenfeld, Leuzenbronn, Herrnwinden, Schnepfendorf, Brundorf, Burgstall, Hemmendorf, Dürrenhof, Vorbach, Steinbach sowie Teilbereiche der Gewerbegebiete Südost und Südwest.

Der Zuwendungsbescheid von höchster Stelle gab grünes Licht für den Kooperationsvertrag zwischen der Stadt und der Ellwanger Firma NetCom BW. Diese hat mit ihrem technischen Konzept überzeugt und bekam vom Stadtrat den Zuschlag. Geschäftsführer Bernhard Palm und Oberbürgermeister Walter Hartl unterzeichneten das Dokument. Der württembergische Netzbetreiber hat ein Jahr Zeit die Breitbandstruktur zu errichten.

Aktueller Planungsstand

Im jüngsten Bauausschuss stellten die Mitarbeiter Peter Bieg und Jochen Schmid den aktuellen Planungsstand vor. Die Erschließung des Gebietes erfolgt über Leuzenhof (Baden-Württemberg). Im ers-ten Schritt werden die drei Ortsteile Reusch, Bettenfeld und Herrnwinden angeschlossen. Für die Anwohner dieser Ortschaften wird eine Informationsveranstaltung in Bettenfeld durchgeführt. Der Termin steht noch nicht fest.

Da die Anwohner in Reusch und Herrnwinden Glasfaser bis ins Haus erhalten, wird mit jedem Hauseigentümer direkt geklärt, wo die Glasfaser von der Straße bis zum Haus verlaufen soll. Als nächs­tes sind die Ortsteile Richtung Süden (Schnepfendorf, Brundorf, Leuzenbronn und so weiter) an der Reihe. Über die Windtrasse wird im Gewerbegebiete Südost und Südwest in Rothenburg die Breitbandstruktur errichtet.

Direkt oder über Verteiler

Die Orte Leuzenbronn und Bettenfeld werden mit FTTC angeschlossen, das heißt, dass Glasfaser bis zum Verteiler gelegt wird und ab dem Verteiler übernimmt das Kupfernetz. Damit werden Geschwindigkeiten von 50 Mbit/s erreicht. Alle anderen Ortsteile und die Gewerbegebiete werden mit FTTB/H ausgebaut. Dies bedeutet, dass jedes Gebäude direkt mit Glasfaser angeschlossen wird. Damit können mindestens 100 Mbit/s erreicht werden.

Vorbereitung und die Durchführung des Förderprogramms wurde von der städtischen Wirtschaftsförderung, in Person von Vivian Seefeld, in Zusammenarbeit mit Michael Langer von der Breitbandberatung Bayern durchgeführt. Für den Aufbau von Hochgeschwindigkeitsnetzen erhält die Stadt eine Fördersumme von 750000 Euro. Durch die Kooperation mit Neusitz wurde die Fördersumme auf 800000 Euro erhöht.

Von dieser Fördersumme wurden bereits 745679 Euro ausgeschöpft. Die verbleibenden 54321 Euro stehen der Stadt weiterhin zur Verfügung. Bei erneutem Durchlauf des Förderverfahrens kann dieser Betrag bis 2018 für den Ausbau abgefragt werden. vs/mes

Mit vereinten Kräften schaufeln

$
0
0

Symbolischer Spatenstich für das Marktprojekt an der Bodelschwinghstraße

ROTHENBURG – Im Hintergrund wird schon fleißig gearbeitet. Die ­Gelegenheit das Marktprojekt in der Bodelschwinghstraße mit dem – wenn auch etwas verspäteten – symbolischen Spatenstich zu würdigen, ließ man sich dennoch nicht entgehen. Die Verantwortlichen von Edeka visieren die Eröffnung für Mitte November an.

Allein mit Spaten ist der Eröffnungstermin nicht einzuhalten – zum Glück steht aber schon schweres Gerät bereit.   Foto: Scheuenstuhl

Allein mit Spaten ist der Eröffnungstermin nicht einzuhalten – zum Glück steht aber schon schweres Gerät bereit. Foto: Scheuenstuhl

„Ich freue mich riesig auf den Markt und hoffe, dass ich dort heuer schon Weihnachtsgänse verkaufen kann“, sagt Rudolf Bächner, der das neue E-Center betreiben wird. In dem gesamten Gebäude sind insgesamt drei Anbieter vertreten. Edeka nimmt mit 2500 Quadratmetern Verkaufsfläche den größten Platz ein, Aldi bezieht 950 Quadratmeter und das Brothaus wird auf 150 Quadratmetern eine Bäckerei samt Café einrichten.

Bei „hochsommerlichen Temperaturen“ und den dazu passenden „gekühlten Getränken“ – wie Oberbürgermeister Walter Hartl angesichts der frischen Temperaturen ironisch bemerkte – gab es Glückwünsche von allen Seiten für das Projekt. Drei Jahre lang habe er Gespräche mit Thomas Schulz, Geschäftsbereichsleiter Edeka Expansion, geführt, so das Stadtoberhaupt. Es waren „konstruktive Gespräche“ und nun gehe es „in großen Schritten voran“.

„Gewisses Wehklagen“

Auch wenn man „gewisses Wehklagen“ aus der Altstadt vernahm und Stimmen, die sich positiv darüber äußerten, dass nun endlich Electrolux zu sehen sei, sei man als Stadt froh über diese Ansiedlung. Man setzt dabei auch auf das Vorhaben des Unternehmensverbundes „in der Architektur einen neuen Schritt zu machen mit dem Gebäude, das für sich selbst wirkt“, erklärte Walter Hartl, bevor er sich auf den Weg nach Athis Mons zu den deutsch-französischen Partnerschaftsfeierlichkeiten machte.

Auch für Thomas Schulz geht nun eine lange Reise nach allein zehn Jahren Standortsuche und darauffolgend vielen Planungen zu Ende. Aus wirtschaftlicher Sicht ist es nachvollziehbar, dass man eine Eröffnung Mitte November anstrebe. Das umsatzstarke Geschäft in der Vorweihnachtszeit lässt sich schließlich niemand gern entgehen.

Clown als Aufmunterung

Falls bei den Bauarbeiten entgegen aller Hoffnungen doch etwas schiefgehen sollte und der Zeitplan durcheinandergeworfen wird, hat Thomas Schulz zumindest dank Stefan Horndasch etwas zum Lächeln. Der Stellvertretende Landrat überreichte dem Expansions-Bereichsleiter nämlich einen Clown als Schlüsselanhänger.

Daneben übermittelte er auch die Grüße und Glückwünsche des Landkreises. Stefan Horndasch lobte das „harmonische Miteinander“ zwischen Wirtschaft und Politik und sieht eine „win-win-Situation“ in dieser Zusammenarbeit. Die Politik schaffe zwar eher weniger Arbeitsplätze, könne aber für die passende Struktur sorgen. Es gelte „potenzielle Leistungsträger zu fördern“.

Ebenso erwähnte Stefan Horndasch, in welchem Umfeld Marktbetreiber heutzutage bestehen müssen. „Die Kunden haben mittlerweile andere Ansprüche“, so der Landrat-Stellvertreter, „gerade im ländlichen Bereich stoßen sie da mitunter an Extreme“. Er hoffe sehr, dass sich bei diesem Projekt „die wirtschaftlichen Überlegungen tragen“ werden.

Für Rudolf Bächner stand von Anfang an fest, dass er bei dem Sortiment auch verstärkt auf bio, vegan und regional setzen möchte. „In der Gesellschaft herrscht heute ein anderes Denken“, sagt der selbstständige Einzelhändler. Seine Frau Claudia sieht er als „Wegbereiterin“ für vegane Waren innerhalb der Edeka-Nord-Familie. In ihrem Schnelldorfer Markt nehmen derartige Produkte acht Regalmeter ein. Der Standard liege bei etwa drei, so Rudolf Bächner.

Ab einer Verkaufsfläche von 2500 Quadratmetern spricht man in der Edeka-Familie von einem E-Center. Dadurch könne man bei den einzelnen Produkten eine größere Vielfalt anbieten. Etwa 70 Mitarbeiter, inklusive Stundenkräfte, werden in dem neuen Markt arbeiten und 230 Parkplätze werden ausgewiesen, wobei man vorausdenkt: Das Areal werde jetzt schon so angelegt, dass es bei Bedarf ohne große Baumaßnahmen mit Ladestationen für Elektroautos nachgerüstet werden kann.

Millionenteure Einrichtung

Markus Tuma kümmert sich als Einrichtungsleiter um die inneren Werte des Marktes, zumindest um die nichtverkäuflichen. Im Rahmen bestimmter Vorgaben kann der Marktbetreiber seinen Laden individuell gestalten. Allein die Einrichtung des neuen E-Centers wird rund 1,4 Millionen Euro kosten, sagt Markus Tuma.

Schließlich achte man darauf, die neueste Technik bei den Kühlungen, wie etwa an den Bedientheken für Wurst, Fleisch, Käse und Fisch, einzusetzen. Sobald das Gebäude steht, läuft die Maschinerie an und innerhalb einer Woche ist die Einrichtung aufgebaut, nach weiteren drei ist das Sortiment an seinem Platz. mes


Gegen die Regeln geparkt

$
0
0

Wohnmobile und Busse nehmen Bezoldweg-Platz in Beschlag

ROTHENBURG – Die Parkerei am Bezoldweg feiert fröhliche Urständ – ein Ärgernis für Einheimische. Ständig parken dort Wohnmobile und sogar Busse, obwohl die Verkehrszeichen an den Einfahrten eindeutig nur Personenwagen mit einer Gesamtbreite von 2,20 Metern zulassen. Die Schilder sind eindeutig und werden trotzdem ignoriert.

Die Bildkomposition zeigt deutlich wie die Situation sich in der Alltagspraxis darstellt. Fotos: Hufnagel

Die Bildkomposition zeigt deutlich wie die Situation sich in der Alltagspraxis darstellt. Fotos: Hufnagel

Die großen Fahrzeuge beschädigen durch ihr Rangieren die Baumkronen in einem der letzten zusammenhängenden Obstbaumbestände direkt vor der Stadtmauer. Die gepflasterten Parkflächen sind bereits ein starker Engriff in den Grüngürtel. Umso mehr benötigt der verbliebene Lebensraum Natur einen schonenden Umgang und Rücksichtnahme.

Die ideale Parkplatzlage an der Altstadt zieht Verkehrsteilnehmer an, wie die Motten das Licht. Auch Camper und Busfahrer lockt die Stellplatz-Idylle. Eine städtische Internetseite zum Thema „Parken“ befördert diese Situation noch. Dort wird auf die fünf großen Parkplätze außerhalb der Altstadt verwiesen: Friedrich-Hörner-Weg, Nördlinger-Straße, Galgentor, Schweinsdorfer Straße und auch auf den Bezoldweg.

Mit dem klaren Vermerk, dass auf all diesen Großraum-Parkplätzen neben Pkw und Motorräder auch ausdrücklich Busse und Wohnmobile parken dürfen: von 9 bis 18 Uhr kostenpflichtig mit Parkschein. „Die restliche Zeit ist kostenfrei“. Lediglich für Wohmobile gilt auch nachts die Gebührenpflicht, wobei der maximale Tagessatz zehn Euro beträgt.

Parkplatz Wohnmobi_onl

Dieses günstige Angebot lassen sich die Wohnmobilisten natürlich nicht zweimal sagen. Auf einem Campingplatz müssten sie deutlich mehr bezahlen. Anwohner des Bezoldweges, die große Sorge um den Baumbestand haben, erhielten auf wiederholte Nachfragen bei der Stadt die stereotype Antwort, dass eine Lösung geplant sei. Abgesehen von dem Poller an der westlichen Einfahrt ist ansonsten nichts passiert. Dabei wäre das Problem mit einer einfachen und kostengünstigen Höhenkontrolle wie bei Parkhäusern leicht aus der Welt zu schaffen. Eine solche Vorrichtung gab es vor langer Zeit an der Stelle schon einmal. Auch die Zusage der Stadt, dass die Wohnmobile von der örtlichen Verkehrsüberwachung beanstandet werden, konnte der Anwohner nicht bestätigen. „Ich habe noch bei keinem Wohnmobil ein Knöllchen gesehen“, sagte er.

Es stellt sich die Frage, weshalb die Stadt nicht selbst am Erhalt der Obstbäume interessiert ist und dafür sorgt, dass Busse und Wohmobile auf den für viel Geld geschaffenen Stellplätzen vor dem Spitaltor und in der Schweinsdorfer Straße abgestellt werden. Zumal dort auch die Vorrichtungen zur sachgerechten Entsorgung der Wohnmobiltoiletten vorhanden sind. sis

Der Löschangriff muss sitzen

$
0
0

Kreis-Jugendfeuerwehrtag mit Leistungsabnahme fand diesmal in Rothenburg statt

ROTHENBURG – Es gilt die Jugend immer wieder neu für einen freiwilligen, ehrenamtlichen Dienst zu begeistern, auf den die Allgemeinheit nicht verzichten kann – deshalb ist die Jugendfeuerwehr-Arbeit so wichtig. Diesmal fand der Jugendfeuerwehrtag für den Landkreis in Rothenburg statt, wo rund 150 Teilnehmer ihr Können bewiesen und die Leistungsspange erwarben.

Das Bedienen einer Tragkraftspritze 8 am Einsatzort gilt es perfekt zu beherrschen. Fotos: diba

Das Bedienen einer Tragkraftspritze 8 am Einsatzort gilt es perfekt zu beherrschen. Fotos: diba

„Die Zukunft der Feuerwehren liegt bei der Jugend”, machte Landrat Dr. Jürgen Ludwig als Schirmherr der Kreisveranstaltung in seiner Rede deutlich. Am Samstag um 9 Uhr begann auf dem Sportplatz der Valentin-Ickelsamer-Mittelschule an der Bleiche die Leistungsabnahme für die 170 Teilnehmer, darunter immerhin schon 45 Mädchen. In 16 Gruppen wurde in den verschiedenen Disziplinen angetreten. Rothenburgs Freiwillige Feuerwehr hatte die Veranstaltung ausgerichtet und Kommandant Jürgen Holstein freute sich über das Entgegenkommen des Schulverbandes und der Schulleitung.

„Alle haben gute Ergebnisse gezeigt und die Leistungsspange verdient erworben“, konnte der Kreisjugendwart Ralf Bitter aus Wörnitz als Tagesbilanz am Samstag feststellen. Seit Wochen sei in den Jugendfeuerwehren schon für diesen Tag geübt worden, wie er nur alle zwei Jahre stattfindet, vom Landkreis finanziert wird und zuletzt in Herrieden durchgeführt worden war.

Allein 27 Schiedsrichter und 30 Betreuer sind eingesetzt, um den reibungslosen Ablauf zu garantieren. Schließlich geht es nicht nur um theoretisches und praktisches Wissen sowie technisches Können, sondern auch um sportliche Fähigkeiten. Sogar Kugelstoßen und Staffellauf gehören dazu. „Hier sollen Körperstärke, Ausdauer und Gewandheit der Jugendlichen trainiert werden”, sagt Ralf Bitter.

Die Leistungsabnahme bei den Feuerwehren wird bundesweit seitens der Deutschen Jugendfeuerwehr für die 15- bis 18-Jährigen nach einheitlichen Kriterien durchgeführt, als ein Höhepunkt am Ende der Jugendfeuerwehrzeit. Die Bereitschaft frühzeitig Verantwortung und Pflichten für die Gemeinschaft zu übernehmen soll damit zugleich Anerkennung erfahren. In der Theorie gilt es Fragen zu Organisation und Ausrüstung sowie zu Löschmittel und Löschverfahren sowie zur Unfallverhütung zu beantworten. Sogar Gesellschafts- und Jugendpolitik steht auf der Liste.

Eingespieltes Team

Den Umgang mit Gerät und Schläuchen demonstriert man praxisnah, jedoch ohne Wasser oder Feuer. Zu beherrschen ist von den Jungen und Mädchen im eingespielten Team der Löschangriff nach Dienstvorschrift. Dazu zählt die Wasserentnahme aus offenem Gewässer, das Verlegen von vier Saugschläuchen und doppelgerollten C-Schläuchen sowie die zügige Vornahme von drei C-Rohren. Jede Gruppe musste das entsprechende Gerät geordnet an der Tragkraftspritze bereit legen, die bis heute als klassisches Einstiegs-Pumpgerät gilt und manchmal auch bei gefährdeten Objekten schon vorbeugend stationär installiert ist. Im Ernstfall geht es um jede Minute, deshalb sind knappe Zeitvorgaben für die Prüfung obligatorisch.

Von der Rothenburger Feuerwehr gehörten zwei jeweils neun Personen starke Jugendgruppen dazu. Wie der örtliche Jugendfeuerwehrwart Daniel Schulz betont sind unter den achtzehn Jugendlichen auch drei Mädchen. Allerdings kommen nicht alle aus der Stadt, denn man hat die Gruppe mit Geslau, Neusitz und Gebsattel zusammengefasst. Besonders freut man sich dieses Jahr das zehnjährige Bestehen der Jugendfeuerwehr feiern zu können. Dies soll im September im Rahmen einer großen öffentlichen Übung geschehen, wie Jugendwart Schulz und Kommandant Holstein ankündigen.

Jugendfeuerwehrgruppe vor der Abnahme.

Jugendfeuerwehrgruppe vor der Abnahme.

Natürlich war auf dem für die Veranstaltung idealen Bleiche-Sportgelände auch für Essen und Trinken gesorgt, ein Wörnitzer Markt hatte sogar für jeden Teilnehmer eine Obsttüte spendiert. Die Nachwuchsarbeit ist nicht so einfach, denn auch nach dem Wegfall der Wehrpflicht und dem früher notwendigen sozialen Ersatzdienst hat sich eine Lücke in der Gesellschaft aufgetan. Umso wertvoller sehen es auch die Politiker, wenn sich Organisationen wie die Feuer­wehr um Jugendarbeit bemühen.

Beispielhafte Aufgabe

Die Jugend an solche soziale Aufgaben heranzuführen, so Schirmherr Landrat Dr. Ludwig, sei eine wesentliche Aufgabe. Dabei dürfe aber auch „der Spaßfaktor“ neben der körperlich-sportlichen Leistung nicht zu kurz kommen. Landkreisweit seien über tausend junge Leute in den Jugendgruppen organisiert. Dazu sei die finanzielle Unterstützung nötig.

Für die Stadt Rothenburg sagte Bürgermeister Dieter Kölle vor allem an die örtliche Wehr ein Dankeschön während des gemeinsamen Mittagessens im Hof der Mittelschule. Er sieht es positiv, dass immer mehr Frauen die Feuerwehruniform anziehen. Den freiwilligen ehrenamtlichen Dienst könne man nicht hoch genug einschätzen, vielfach herrsche die irrige Meinung vor, das seien alles hauptberufliche Feuerwehrleute.

Ein Kompliment machte der Bürgermeister aber auch den Arbeitgebern, die Feuerwehrleute in ihren Betrieben haben und sie problemlos für Einsätze oft mitten in der Produktion freistellen. Damit erfahre die Feuerwehr eine ganz wesentliche Unterstützung, um die Freiwilligkeit zu erhalten und so Kosten für die Allgemeinheit zu sparen. Sogar spezielle Bayern-Kenntnisse wurden der Jugend abverlangt, z.B. wie die Regierungsbezirke und der Ministerpräsident heißen. diba

Exotischer Laufsteg

$
0
0

AnRa-Mode reiste nach „Asien“ in Leyks Lotos-Garten

ROTHENBURG – Mode lässt sich vielerorts präsentieren, und manchmal ist ganz Ausgefallenes darunter – aber wer kann schon die neuesten modischen Schöpfungen im asiatischen Garten zur Geltung bringen? In Rothenburg ist das dank Leyks Lotos-Garten kein Problem.

Zum Finale finden sich die Modelle mit Chefin Anett Perner (in der Mitte) nochmals auf dem geschwungenen Holzsteg ein.Fotos: diba

Zum Finale finden sich die Modelle mit Chefin Anett Perner (in der Mitte) nochmals auf dem geschwungenen Holzsteg ein. Fotos: diba

Wie fruchtbar gute Verbindungen unter erfolgreichen Rothenburger Unternehmen sein können, das zeigte sich am Samstag an der Einladung zur Modenschau im asiatischen Traumgarten der Firma Leyk Lichthäuser. Für das AnRa-Team hatte es durch ein Fotoshooting in dieser Umgebung bereits den idealen Vorlauf gegeben und so waren die meist hauseigenen Models schon darauf eingestellt auf gewundenen Kieswegen und über Holzstege, zwischen Schilf und Lotosblumen, Kirschblüte und Bambus zu zeigen, was die aktuelle und teils auch künftige Kollektion sein wird.

Plätschernde Bäche, kleine Wasserfälle, die Pracht der vielfältigen Planzen wie Schwertlilien und Chinaschilf, gepaart mit Modekreationen aus Rothenburg, denn AnRa entwirft nicht nur selbst, sondern produziert auch mit rund 23 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern alles in der eigenen Schneiderei. Da man ständig auf internationalen Messen vertreten ist, erfährt Rothenburg auch dadurch eine indirekte Werbung für das heimische Handwerk. Besonders betonte Chefin Anett Perner die Zusammenarbeit mit der Firma Leyk, wenn es um Models und Werbung für beide Firmen geht. Wesentlich aber sei, dass man diesselbe Firmenphilosophie habe, vor Ort produziere, für die Natur etwas übrig habe und nicht zuletzt ein gutes Arbeitsklima im Team pflege.

Die einmalige Gelegenheit die aktuelle Sommerkollektion gewissermaßen am Kaffeetisch im Freien „serviert“ zu bekommen, haben viele genutzt, denn der Lotos-Garten war voll belegt. Entlang des Bachlaufs führten die neun Modelle eine breite Palette vor. Das reichte von der femininen weißen Bluse und bunten Tunikas aus Seide und Baumwolle über farbenfrohe JerseyKleider bis zum Rock-Shirt oder der ansprechenden Leinenstrick-Kollektion. Schließlich lässt man sich immer wieder neue Accessoires einfallen, die sich passend zu den Kleidern kombinieren lassen. Vieles ist durchaus ganzjährig zu tragen, manche Kombination schmeichelt geradezu jeder Figur.

Ständig auf Messen

Zum Abschluss der mehrfachen Rundgänge erhielten die Besucher dann noch einen ersten kleinen Einblick in die nächstjährige Sommerkollektion, denn in der Modebranche heißt es jetzt schon an den Verkauf 2017 zu denken und damit auf Messen präsent zu sein. Wie Annett Perner hervorhebt, verkauft AnRa in den gesamten deutschsprachigen Raum, also auch in die Schweiz und nach Österreich. Aufsehen erregen die neuen bügelfreien, schwingenden Crashleinen-Kleider mit den dazu passenden Gehröcken und entsprechenden Accessoires, wie immer alles aus Naturstoffen genäht. Doch nicht nur Modisches war angesagt!

 

Die schönsten Modelle gab es gewissermaßen zum Kaffeetisch im Freien serviert...

Die schönsten Modelle gab es gewissermaßen zum Kaffeetisch im Freien serviert…

Die Firma hat mit der Rothenburgerin Waltraud Spielhaupter auch eine Sängerin in ihrem Team, die wie schon beim Plönlein-Fest das Publikum mit ihren Liedern begeisterte, darunter schwungvolle Schlager und Chaisons z.B. von Mireille Matthieu. Und dann gab es noch eine kleine Kostprobe von zwei Vertreterinnen des von Dr. Cornelia Kartak gegründeten Chores, in dem Einheimische und Flüchtlinge zusammen singen sollen. Von den Eintrittsgeldern über 400 Euro ging die Hälfte an den Chor und 200 Euro erhält eine Flüchtlingsfamilie als Unterstützung.

Erneut hat am Wochenende ein örtliches Unternehmen aus der Modebranche gezeigt, dass man gemeinsam viel auf die Beine stellen kann. Dazu gehört auch, dass sich mehrere selbst produzierende Rothenburger Betriebe verschiedener Branchen für die Werbung zusammentun. Gemeinsam Stärke zeigen nützt allen. diba

Die Leichtigkeit und Vielfalt der Kunst

$
0
0

Hans-Gustaf Weltzer lädt zur Geburtstagsausstellung

ROTHENBURG – Es kann hilfreich sein für den Künstler selbst, wie auch für sein Publikum Zwischenbilanz zu ziehen: Bei Hans-Gustaf Weltzer sorgt das für zwei Überraschungen: weil er wirklich schon sechzig wurde und weil sein Kunst-Schaffen von ungeahnter Vielfalt ist.

Montgolfiere: Comicartige Farbzeichnung (links) unter den verschiedensten Stilrichtungen. Fotos: diba

Montgolfiere: Comicartige Farbzeichnung (links) unter den verschiedensten Stilrichtungen. Fotos: diba

Zur Vernissage seiner Werkschau hatte er am Samstagabend Freunde und Bekannte in die Gewerbehalle des Künstlerbundes eingeladen. Dieser stellt seinen Verkaufsraum am Markt zwei Wochen lang dem Künstlerbunds-Mitglied „Guschi HaGuWe”, wie er sich nennt, zur Verfügung, ­womit Weltzers Arbeiten an prominenter Stelle würdig präsentiert werden können. Der neue Vereinsvorsitzende René Bissbort begrüßte die zahlreichen Gäste und gratulierte dem trotz seiner sechs Jahrzehnte noch jung gebliebenen Künstler zu seinem Erfolg.

Hans-Gustaf Weltzer kennt man nicht nur als kreativen Maler, Zeichner oder Grafiker, sondern ebenso als gerne philosophierenden Künstler, bei dem aus Wortspielen schnell umsetzbare Ideen auf der Leinwand werden. Die „Geburtstagsausstellung“ bietet dafür wieder Beispiele und sie ergänzt seine Druckgrafik-Ausstellung von 2014.

Aufblühend als Künstler: „Guschi HAGUWE“

Aufblühend als Künstler: „Guschi HAGUWE“

Der Kunsterzieher (Dipl.-Pädagoge, studierter Volkskundler und Archäologe) an der Oskar-von-Miller-Realschule beschränkte sich auf wenige Bemerkungen, betonte, dass seine Bilder für sich sprechen sollen. Der Zeitrahmen erstrecke sich über mehrere Jahrzehnte seiner Malerei, beginnend mit der Freilichtmalerei und dem Blick über das Dörfchen Schweinsdorf oder über den Lindleinsee hinweg zum Horizont. Die gezeigten Werke reichen von frühesten Anfängen bis zu einem „Mohnfeld im Sommer“, das noch den frischen Hauch der Ölfarbe verströmt.

Quellen der Inspiration

Wichtig sei ihm „das Auftauchen“ seiner Tochter und der Neffen gewesen, die für Inspiration sorgten. Daher auch die Kinderbilder „als Quelle der Freude und Anregung“. Schon die Rothenburger „Brauhaus-Kulturzeit” bereicherte er mit ausgefallenen Kunstwerken wie den 16 Tafeln, die nun wieder gezeigt werden.

Ein Weltzer ist immer für neue Varianten gut, oft sind ihm Alltagserlebnisse Anregung, sein Malerset hat er immer dabei – und so entstehen auch mal Bilder beim Brötchen holen! Stilistisch lässt er sich nicht festzurren, doch manches birgt Anklänge an Kubismus und Impressionismus, abgesehen von den zeichnerischen, sogar comicähnlichen Arbeiten und den Linoldrucken. Und immer hat man als Betrachter das Gefühl von Lebensfreude und Leichtigkeit, seine Kalenderblätter sind ebenso begehrt wie seine Varianten zu Toppler. Auch dem Aquarell gibt er eine spezielle Note, ganz luftig wie bei der Schäferskirchen-Skizze, spontan und wie immer „in einem Zug“ entstanden.

Dann wäre da neben dem Lehrer der Kunst-geschichtler und Heimatkundler, dessen Stadt- oder Mühlenführungen immer etwas Besonderes sind, nie oberflächlich, sondern gedankenanregend und hintergründig. Landschaftsmalerei will er künftig vertiefen, aber auch stärker in die Grafik mit Radierungen einsteigen. Bilder werden manchmal zur Objektkunst wie bei „Halbwertszeit” mit bearbeiteten Offsetplatten.

Hans-Gustaf Weltzer ist zwar tatsächlich schon 60 geworden, aber in seiner Art jung und künstlerisch belebend verspielt geblieben. Eine gewisse kindliche Neugier scheint ihn bisweilen anzutreiben, die Ironie im Wort- und Bildspiel wird sichtbar, seine Kreationen sind unvorhersehbar – das ist gut so und sollte auch noch lange so bleiben. Eine Bereicherung, nicht nur für den Künstlerbund. Die Ausstellung ist bis 31. Juli zu den üblichen Zeiten geöffnet. diba

Bier soll Touristen anlocken

$
0
0

Ausstellung „500 Jahre Reinheitsgebot“ zeigt flüssiges Potenzial der Region

ROTHENBURG – Meist sind Verordnungen nach wenigen Jahren wieder überholt. Nicht so das Regelwerk für des Deutschen liebstes Grundnahrungsmittel: Zum 500. Geburtstag des Reinheitsgebots gibt es im 1. Stock des Rathauses eine Ausstellung darüber zu sehen. Die Stadt und der Tourismusverband „Liebliches Taubertal“ wollen sich damit zusätzlich zu ihrer Kernkompetenz beim Wein verstärkt als bierselige Ausflugsregion ins Gespräch bringen.

Prosit auf die Erhaltung der Brauereitradition und die länderübergreifende touristische Zusammenarbeit.

Prosit auf die Erhaltung der Brauereitradition und die länderübergreifende touristische Zusammenarbeit.

Der Rebensaft erfreut sich seit langer Zeit schon der besonderen Aufmerksamkeit findiger Tourismusbeauftragter, lässt sich doch mit ihm vorzüglich ein gästelockendes Genuss-Paket im höherpreisigen Bereich schnüren. Doch nun soll auch das süffige Stiefkind zu Ehren kommen. Mit Bier-Wanderwegen, Bier-Kochabenden, „bieriger Wellness“ sowie Bierproben versucht man das flüssige Gold auch abseits von Bierzelten den potenziellen Reisegästen schmackhaft zu machen.

Jochen Müssig, Geschäftsführer des Tou-rismusverbands „Liebliches Taubertal“, sieht im Bier einen „sympathischen Botschafter“ für die Region. Aus seinem Hause stammt die Ausstellung, die noch bis 4. August unter der Woche von 8 bis 17 Uhr und am Wochenende von 10 bis 17 Uhr im 1. Stock des Rathauses zu sehen sein wird.

Die Schautafeln zeigen neben eines Abdrucks des Reinheitsgebotes auch wie sich das flüssige Gold in die hiesige Ferienregion einbinden lässt. Zumal es hier mit den Brauereien Distelhäuser (Tauberbischofsheim), Herbsthäuser (Bad Mergentheim) und Landwehr-Bräu (Reichelshofen) drei Betriebe gibt, die das kulinarische Profil mit ihren traditionellen Biersorten bereichern.

Jochen Müssig dankte der Stadtverwaltung, dass die Ausstellung von Tauberbischofsheim aus für einen kurzen Sprung über die Landesgrenze nach Rothenburg kommen durfte, bevor es sie zurück ins Ländle nach Wertheim zieht. Auch Rothenburg, vertreten durch Zweiten Bürgermeister Dieter Kölle, sieht einen Gewinn in der Ausstellung. Zwar kann man in der Tauberstadt über einen Mangel an Touristen sicherlich nicht klagen, doch bei einer durchschnittlichen Verweildauer von 1,8 Tagen ist noch Luft nach oben. „Wir müssen etwas anbieten, damit der Gast, der zu uns kommt, länger bleibt“, erklärte Dieter Kölle.

Hopfen: einer der per Reinheitsgebot erlaubten Bierbestandteile.

Hopfen: einer der per Reinheitsgebot erlaubten Bierbestandteile.

Das Bier gehöre – neben dem Wein – zum Taubertal und müsse deshalb entsprechend beworben werden. Dank gebühre, so der Stadtvertreter, auch Gerhard Ilgenfritz, der hierbei „immer an vorders­ter Stelle“ sei. Der Präsident der privaten Brauereien in Bayern selbst betonte, diese länderübergreifende Zusammenarbeit sei gut für die Vermarktung dieser mittelständischen Region. Zwischen den hiesigen Brauereien bestehe ein „gutes Verhältnis“. Man befinde sich in einer „gesunden Konkurrenz“.

Als Geschäftsführer der Landwehr-Bräu weiß Gerhard Ilgenfritz auch um das besondere Potenzial der Brauereigasthöfe. Denn viele Touristen wünschen sich einen „individuellen Gasthof mit eigengebrautem Bier“ und am besten noch samt angeschlossenem Herbergsbetrieb.

Damit die Mitarbeiter der Stadtverwaltung nicht die einzigen sind, die diese Ausstellung zu Gesicht bekommen, ließ sich Gerhard Ilgenfritz dazu hinreißen, einen Kasten Bier für den 5000. Besucher zu spendieren. Das einzige Problem dabei: Es müsste sich jetzt nur noch jemand finden, der die Besucher der kostenlosen Ausstellung auch zählt. mes

Gesetzgeber setzt enge Grenzen

$
0
0

Die Technische Prüforganisation obliegt bei Sicherheitskontrollen strengen Auflagen

ROTHENBURG – Im neuen TÜV-Dienstleistungszentrum an der Ansbacher Straße herrscht bereits reger Betrieb. Marcel Müller (19) aus Neusitz hat gerade die praktische Motorradprüfung mit Bravour bestanden. In der Prüfhalle lässt ein Electrolux-Mitarbeiter an seinem freien Tag die Hauptuntersuchung am Auto durchführen. Der Standort in Rothenburg wird als Außenstelle von Ansbach geführt.

Der Betrieb läuft: Als Außenstelle von Ansbach wird die neue TÜV-Einrichtung in Rothenburg geführt.

Der Betrieb läuft: Als Außenstelle von Ansbach wird die neue TÜV-Einrichtung in Rothenburg geführt.

Mit dem Umzug von Neusitz nach Rothenburg hat sich der TÜV an einer starken Verkehrsader angesiedelt mit durchschnittlich 18000 Fahrzeugbewegungen pro Tag. Angesichts steigender Wettbewerbssituation mit den Werkstätten wählte das technische Dienstleistungsunternehmen einen markanten Standort, der automatisch Aufmerksamkeit auf sich zieht. Das auffällige Bauwerk mit Prüfhalle und Bürotrakt samt Außenwerbung ziehen die Blicke auf sich. Niederlassungsleiter Gerhard Dingeldein ist voll des Lobes über die gute Übereinkunft mit dem Familienbetrieb Döhler als Investor des Neubaus auf dem alten Betriebsge­lände: „Wir haben den bes­ten Standort bekommen, der möglich war.“ Als Generalunternehmer übernahm die Wachsenberger Firma Stein die gesamten Bauleistungen für das Objekt.

Motorradführerschein bestanden: Prüfer und Fahrlehrer gratulieren Marcel Müller. Foto:sis

Motorradführerschein bestanden: Prüfer und Fahrlehrer gratulieren Marcel Müller. Foto:sis

Das Aufgabengebiet von Gerhard Dingeldein umfasst die vier Landkreise Ansbach, Weißenburg-Gunzenhausen, Roth und Neustadt. Rothenburg ist einer der zehn Standorte in diesem Bereich. Seit 1998 ist der gelernte Diplom-Ingenieur als amtlich anerkannter Sachverständiger bei der Prüforganisation tätig. Dies setzt ein abgeschlossenes Studium Ma­schinenbau oder Fahrzeug- beziehungsweise Elektrotechnik mit entsprechenden Qualifikationen durch Fach- und Sachwissen voraus. Vor vier Jahren wurde Gerhard Dingeldein in die Position mit Führungsverantwortung befördert.

In Deutschland sind die TÜV-Gesellschaften überwiegend in den drei großen Holdings TÜV Süd, TÜV Rheinland und TÜV Nord organsisiert. Daneben gibt es die konzernunabhängigen TÜV Thüringen und TÜV Saarland. Alle nehmen hoheitliche Aufgaben auf den Gebieten der Fahrzeug-Überwachung, des Fahr­­erlaub­niswesens und der Geräte- und Produktsicherheit wahr. Dazu gehören auch Ausnahmegutachten für Mähdrescher oder Sondertransporte mit überdimensionalen Abmessungen.

In der breiten Öffentlichkeit ist der „TÜV“ vor allem über die Hauptuntersuchung für Kraftfahrzeuge bekannt, auch wenn mittlerweile häufig von anderen Organisationen geprüft wird, da das frühere Monopol für diese Prüfung Ende der 80er Jahre aufgelöst wurde. „TÜV geprüft“ ist umgangssprachlich ein Qualitätssiegel mit hohem Bekanntheitsgrad und Ansehen bezüglich Neutralität und Sachkunde. Die Marke „TÜV“ ist geschützt.

Alle Gesellschaften, die „TÜV“ in ihrem Namen führen, gehören zu mindestens 25,1 Prozent einem Technischen Überwachungsverein, der als Selbsthilfe-Organisation der deutschen Wirtschaft vom Staat mit den genannten hoheitlichen Aufgaben beliehen ist. Die TÜV Süd AG ist nicht börsennotiert, sie gehört zu 74,9 Prozent dem Technischen Über­wach­ungs­verein mit seinen Mit­glie­dern und zu 25,1 Prozent einer Stiftung. Mit dem auffälligen Rothenburg-Standort und längeren Öffnungszeiten erhofft sich der TÜV „einen Zuwachs an Kunden“. Auch Autobahnvignetten für Österreich und die Schweiz sind in der Einrichtung erhältlich, ebenso Feinstaubplaketten und die für runde Geburtstage beliebten T-Shirts mit der Aufschrift „Ohne erkennbare Mängel.“

Etwa 80 Prozent der Fahrzeuge, die beim TÜV vorfahren, bekommen aufs erste Mal die Plakette. Bei Verkehrsteilnehmern, die den Wagen regelmäßig warten lassen, liegt die Quote sogar bei 95 Prozent. Vom Gesetzgeber sind dem TÜV enge Rahmenbedingungen gesetzt. „Ein nicht funktionierendes Abblendbirnchen bedeutet, dass wir keine Plakette zuteilen dürfen“, erläutert Gerhard Dingeldein. „Da ist die Werkstatt im Vorteil und kann das defekte Teil leicht austauschen.“ Wer den TÜV überzieht, riskiert eine „vertiefte Hauptuntersuchung.“ sis

Realschule mit Rekordzahlen

$
0
0

Abschlussfeier für 125 Absolventen in der voll besetzten Reichsstadthalle – Engagierte Schüler

ROTHENBURG – Wie beliebt die Oskar-von-Miller-Realschule ist, das zeigte sich am Donnerstagabend in der Reichsstadthalle, als unter den rund 500 Besuchern 125 Absolventen verabschiedet wurden und ihr Zeugnis der Mittleren Reife ausgehändigt bekamen. Das Wichtigste: alle wissen wie es nach der Schule weitergeht, niemand steht „auf der Straße“, wie Rektor Schulz betont.

Top-Noten: Joshua Hassolt, Charlotte Buchholz, Hannes Neumann, Lara Dreher, Laura Gundel.  Fotos: diba

Top-Noten: Joshua Hassolt, Charlotte Buchholz, Hannes Neumann, Lara Dreher, Laura Gundel. Fotos: diba

Dass Rothenburg eine bedeutende Schulstadt ist, das wird in den Wochen der Abschlussfeiern besonders deutlich. Nach dem Gottesdienst ging es zunächst zum Gruppenfoto auf der Stöberleinsbühne und dann machte in der Reichsstadthalle die Schüler-Bläsergruppe (Leitung Helge Dreßler) den musikalischen Auftakt. Die Schulaula ist längst zu klein geworden für die große Absolventenzahl. Konrektor Alexander Müller begrüßte die Teilnehmer, darunter viele Ehrengäste.

Nach der gelungenen Einlage der Bandklasse 5c (Leitung Sebastian Felbel) wandte sich Schulleiter Dieter Schulz an die Schüler und ließ die Rockband-Klasse nochmal das Pink-Floyd-Stück „Another Brick in the Wall“ intonieren. Das „Hey Teachers, leave them kids alone” passe gut und die Zeile „we don’t need no education“ könne einen schon beschäftigen. An der Realschule habe es dagegen doch „viel Bildung und Erziehung“ gegeben. Aber der nicht leichte Weg habe sich gelohnt, wenn man das Zeugnis in Händen halten könne. Es sei der stärkste Jahrgang mit 125 Absolventen, der bisher an der Realschule zu verabschieden war. Dass alle ihren weiteren Weg geregelt haben, sei entscheidend. Etliche hätten einen „Anschluss-Job“, was weitere Schule, Ausbildung oder ein soziales Jahr bedeute.

Dieter Schulz sprach von 1200 Schultagen und rund 7000 Schulstunden in sechs Unterrichtsjahren. In der Schülerzeitung erfahre man manches Urteil über diese Zeit: für die einen sei Schule „zu einfach“, für andere „super toll” oder „zu lang“ gewesen. Manche empfanden die Zeit als „cool“, andere eher als belastend. Und ein Mundartfreund meinte schlicht, es sei „echt schee“ gewesen.

Gute Leistungen

Natürlich fragten Schüler manchmal, wozu man Bert Brecht besprechen oder sich mit Logarithmusgleichungen befassen müsse und im Einzelfall lasse sich die Frage, wozu man das alles lernen müsse, nur schwer beantworten. In den Prüfungen aber drücke sich schon jetzt „Kompetenz“ aus. So gäbe es „respektable Klassenschnitte”, die mittlere Note liege bei 2,93. Schulleiter Schulz: „Respekt vor eurer Leistung!”

Eine breite Allgemeinbildung sei Voraussetzung zur Orientierung im täglichen Leben. Es gelte zu erkennen, was wichtig ist, logische Schlüsse zu ziehen und komplexe Situationen zu erfassen. In der „Real“-Schule lerne man für das wirkliche Leben und das werde gerade von der freien Wirtschaft geschätzt. Gefragt seien persönliche Kompetenz und Zuverlässigkeit sowie ständige Lern- und Leistungsbereitschaft, aber auch Belastbarkeit und Sorgfalt. Von den Absolventen besuchen 49 eine weiterführende Schule (sieben gehen auf das Gymnasium und 34 an die Fachoberschule). Rund sechzig Prozent machen eine betriebliche Ausbildung in der Region Rothenburg. Gerade Lehrbetriebe würden die Realschüler besonders schätzen, meinte Schulz. Aus der Schulzeit könne man mit Zuversicht und Selbstbewusstsein hervorgehen, so dass man „zukunftsorientierte, leistungsbereite und leistungsstarke Jugendliche verabschiede”, sagte der Schulleiter abschließend mit einem Glückwunsch an alle. Nur drei Schüler haben dieses Mal nicht bestanden, aber zwei wiederholen und einer bekommt trotzdem seine Wunsch-Ausbildungsstelle.

Schulsprecher Mike Göttfert bedankte sich.

Schulsprecher Mike Göttfert bedankte sich.

Schulsprecher Mike Göttfert bedankte sich bei Lehrern und Schulpersonal sowie vor allem bei den Eltern, „die uns zur Seite standen”. Man habe die Schulzeit überstanden und könne davon sehr viel für das weitere Leben mitnehmen. Elternbeirats-Vorsitzender Thomas Breitschwert sagte ebenfalls Dank und sprach die Hoffnung aus, dass jeder Schüler seinen künftigen Weg kreativ meistere.

Zahlreiche Ehrungen

Vor der Zeugnisvergabe gab es zahlreiche Ehrungen. Heidrun Rauch vom Rotary-Club Rothenburg-Bad Windsheim übergab an die sechs Streitschlichter aus den zehnte Klassen für ihr soziales Engagement eine Geldspende. Außerdem erhielt der Schülersprecher eine Anerkennung und schließlich auch die Schulsanitäter sowie die Tutoren des sogenannten MINT-Programms (man ist Modellschule zur Qualitätsoffensive um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken), es geht um Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik. Und lobende Erwähnung fanden in der Feier auch noch einige Musiker der Schule.

Oberbürgermeister Walter Hartl verlieh namens der Stadt einen Preis an die Schulbeste Laura Gundel mit dem Notendurchschnitt 1,08. Er würdigte auch generell die Bereitschaft von Schülern sich für andere einzubringen und meinte: „Wir brauchen engagierte junge Menschen!” Zu den Klassenbesten der fünf Abschlussklassen zählen ferner Lara Dreher, Hannes Neumann, Charlotte Buchholz und Joshua Hassolt.

Traditionell gab es dann eine besondere Ehrung, die das Miteinander von Schule und Wirtschaft verdeutlicht, denn die jeweiligen Firmenvertreter übergaben an die Schülerinnen und Schüler der Wahlpflichtgruppen jeweils eine Erfolgsprämie. So an Bastian Foydl in Mathematik, wobei Fried­rich Uhl von der Firma Neuberger dessen Leistung herausstellte. Für Wirtschaftswissenschaften wurde Han­­nes Neumann durch Lukas Schmid von der VR-Bank geehrt. Von Heidi Treiber, Firma Haller/Lola, gab es eine Ehrung für die beste Französisch-Schülerin Laura Schiller und von Achim Schneider vom Rotabene-Medienhaus für Magdalene Seng von der Wahlpflichtgruppe Kunsterziehung für hervorragende Gestaltung. Viele Realschüler machen ein Orientierungspraktikum in der Wirtschaft, das die Berufswahl erleichtert.

Verabschiedet wurden auch zwei Lehrkräfte: Beate Rosenbauer wechselt die Schule, Klaus Hümmer geht in den Ruhestand (wir berichten noch über die Personalie). „We are the Champions“ war der passende musikalische Abschluss durch die Schulband, ehe es dann endgültig die ersehnten Zeugnisse gab und die Feier gesellig ausklang. Gestern feierte man beim Sommerfest mit Eltern und Freunden der Schule weiter. diba


Die Weichen gestellt

$
0
0

Mittelschüler starten in ihren weiteren Lebensweg

ROTHENBURG – Großer Bahnhof für die Schüler der Valentin-Ickelsamer-Mittelschule: Unter den Blicken zahlreicher Eltern, Verwandter und Freunden sowie einer Reihe an Ehrengästen konnten 110 Mittelschüler ihre lang ersehnten Abschlusszeugnisse entgegen nehmen. „Jeder von ihnen hat den Schritt ins Berufsleben oder eine weitere schulische Ausbildung in trockenen Tüchern“, freute sich Schulleiter Markus Heindl.

Die Jahrgangs- und Prüfungsbesten wurden von Stadt, Schule und Schulverband für ihre Leistungen gewürdigt.    Fotos: Scheuenstuhl

Die Jahrgangs- und Prüfungsbesten wurden von Stadt, Schule und Schulverband für ihre Leistungen gewürdigt. Fotos: Scheuenstuhl

Die vergangenen Wochen seien für alle eine intensive Zeit gewesen, begann der Schulleiter seine Rede. Die Bilanz über die letzten 12 Monate fiel dennoch positiv aus: „Ich denke es war ein gutes Jahr“, zitierte er Reinhard May. Die Mittelschüler verlassen ihr vertrautes Umfeld in einer Zeit, die ihnen sehr viele Möglichkeiten eröffnet. Es herrsche Vollbeschäftigung, so dass jeder, der eine Ausbildung sucht, auch eine finden kann. Zudem gebe es weitere schulische Wege als Alternative.

So mancher Schüler mag dies beispielsweise im Hochsommer in der 6. Unterrichtsstunde wohl etwas anders gesehen haben, aber beim „Blick über den Tellerrand“ könne man feststellen, dass er Glück hatte „hier geboren worden zu sein, hier die Schule besucht zu haben“, betonte Markus Heindl. Anstatt dies als bloße glückliche Fügung zu akzeptieren, gilt es die damit einhergehende Verantwortung zu übernehmen, oder wie es die Schriftstellerin Giaconda Belli in einem Gedicht ausdrückte: „Man sucht sich das Land seiner Geburt nicht aus … aber gestalten kann man es.“

Markus Heindl wünschte den Abschluss-Schülern den dafür nötigen „offenen Blick für die Welt“, keinen, der ihnen „übergestülpt“ oder durch „dumpfe Parolen vernebelt“ wird. Mit dem Abschluss in der Tasche können sie nun ihre eigene Weltanschauung gewinnen, indem sie sich die Welt auch wirklich selbst anschauen. Wichtig hierbei sei Respekt. „Achtet alle Menschen, egal wo sie herkommen, welche Sprache sie sprechen oder welche Religion sie haben“, gab ihnen der Schulleiter mit auf den Weg. Dabei sollten sie nicht vergessen, auch Respekt vor sich selbst zu haben und die eigenen Möglichkeiten und Begabungen wertzuschätzen und auch einzusetzen.

Insgesamt traten 148 Mittelschüler die Prüfungen an. Von den 13 Schülern der Praxisklasse konnten zehn die Abschlussprüfung erfolgreich meistern. Der Prüfung zum qualifizierenden Abschluss haben sich 95 Schüler unterzogen. Bestanden haben 65 von ihnen. 37 Schüler der Mittlere-Reife-Klassen (M10 und V2) stellten sich der bayernweiten Prüfung zum Mittleren Bildungsabschluss. 35 von ihnen haben diesen nun in der Tasche.

Die Besten unter ihnen wurden nicht nur mit Glückwünschen, sondern auch mit Ehrungen bedacht. In der 9. Jahrgangsstufe stechen Michelle Millichamp (Notendurchschnitt 1,6), Kay Phillip (2,0) und Laurenz Staudacher (2,0) als Prüfungsbeste hervor. Notenmäßig an der Spitze des gesamten Jahrgangs stehen Michelle Millichamp (1,6), Niklas Schöngarth (1,6), Nathalie Korn (2,0), Elona Peci (2,5) und Oliver Emmert (2,0). Die beiden besten Schüler der 10. Jahrgangsstufe sind Leonie Albig (1,7) und Filip Jerzynski (2,2).

Zweiter Bürgermeister Dieter Kölle, der zusammen mit Bürgermeister Rudolf Glas (Neusitz) als stellvertretender Schulverbandsvorsitzenden, die Ehrung der drei Schulbesten durchführte, beglückwünschte sie für diese „großartige Leistung“. Er vergaß dabei auch nicht den Beitrag der Lehrkräfte und der Eltern zu erwähnen. Den jungen Leuten schrieb er ins Stammbuch: „Eure Eltern meinen es gut mit euch. Auf eurem weiteren schulischen Weg werdet ihr keine besseren Freunde und Verbündete finden.“

Soziales Engagement

Da Noten nicht immer alles im Leben sind, wurde auch besonderes soziales Engagement in großer Runde gewürdigt. Stella Braun ehrte als Vertreterin des Rotary-Clubs zwei Schülerinnen aus der neunten Klasse. Brandy Lucas hat sich innerhalb der Schule als Streitschlichterin engagiert und absolvierte ein Freiwilliges Soziales Schuljahr im Kindergarten. Zudem organisierte und begleitete sie sämtliche Veranstaltungen der Schülermitverantwortung (SMV).

Michelle Millichamp hat sich innerhalb der Schule bei der Mittagsbetreuung eingebracht, indem sie in ihrer Freizeit die Arbeit der offenen Ganztagsschule unterstützte. Außerdem ist sie aktiv bei der Theaterjugend. Neben den üblichen Verdächtigen bei einer Abschlussfeier bekamen auch die „guten Geister“ (Sekretärin, Berufsbegleiterin, Reinigungsteam und Hausmeister) der Mittelschule, wie Schulsprecherin Nathalie Korn sie in ihrer Rede bezeichnete, eine kleine Aufmerksamkeit für ihren alltäglichen Einsatz.

Abschied nahm die Schule bei dieser Gelegenheit auch von Manuela Hertlein, die zum fünften und letzten Mal als Vertreterin des Elternbeirats den Schülern dessen gute Wünsche mit auf den Weg gab. Sie verglich die Schulzeit mit einer Zugfahrt. Nun heißt es „die Weichen für die Zukunft“ zu stellen. Der Elternbeirat hofft, „dass niemand am Bahnsteig stehen bleiben muss und jeder seinen Zielbahnhof“ erreiche.

Moderation und Musik

Silas Gaukel und Filip Jerzynski boten musikalische Klänge dar.

Silas Gaukel und Filip Jerzynski boten musikalische Klänge dar.

Gekonnt charmant durch den Abend leiteten die beiden Abschluss-Schülerinnen Brandy Lucas und Linda Hertlein. Sie wurden dabei von drei Mitschülern unterstützt. Susanne Walther brachte „Summer“ (Joe Hisaishi) und „I Giorni“ (Ludovico Einaudi) zu Gehör. Silas Gaukel und Filip Jerzynski steuerten eine „Gitarreninterpretation“ zu dem musikalischen Rahmenprogramm bei.

Als Vertreter der zuständigen Lehrer für die Abschlussklassen ließ es sich Marcus Wittmann nicht nehmen, seinen ehemaligen Schützlingen ebenfalls weise Worte mit auf den weiteren Lebensweg zu geben. Anhand eines fiktiven Gesprächs zwischen einem Professor und seinen Studenten beantwortete er die Frage, wie man am besten sein Leben fülle. Wichtig sei es dabei, so die Worte des Professors, „die richtigen Schritte in der richtigen Reihenfolge“ zu machen, um bildlich gesprochen das Lebensglas mit Steinen zu füllen.

Große Steine stehen dabei für die wichtigen Dinge, wie Familie, Gesundheit und einen soliden Abschluss. Die kleineren Steine können Freunde, Hobbies und Freizeit sein. Danach passt immer noch etwas in das Glas, obwohl es schon gut gefüllt erscheint. Sand und Flüssigkeit – etwa das erste eigene Auto oder sich von der Schule erholen – finden weiterhin eine Lücke in dem Gefäß.

Der Professor gab nur eines zu bedenken: „Vergesst nie einen großen Stein zu setzen, denn der passt irgendwann wirklich nicht mehr hinein.“ Mit ihrem Abschluss haben die Mittelschüler diese grundlegende Aufgabe zeitig vollbracht. mes

Alle gut vorbereitet

$
0
0

Feierlicher Abschied am Förderzentrum Rothenburg

ROTHENBURG – Es war die zahlenmäßig kleinste Klasse, die am Förderzentrum Rothenburg feierlich verabschiedet wurde. Mit sieben Neuntklässlern am Ende des Schuljahres war eine Untergrenze erreicht, die zum vernünftigen Unterricht nötig ist. Die Absolventen bekamen sehr persönliche Worte der Ermutigung und Anstöße zum Handeln mit auf den weiteren Lebensweg.

Die sieben Entlassschüler und die Sonnenblumen strahlen Fröhlichkeit aus.      Fotos: sis

Die sieben Entlassschüler und die Sonnenblumen strahlen Fröhlichkeit aus. Fotos: sis

Mit Gitarrenklängen eröffnete Musikschullehrer Oswin Voit die kleine Feierstunde. Schulleiter Ludwig Herz bereitete den Entlassschülern und deren Angehörigen einen herzlichen Empfang mit freundlicher Begrüßung. „Abschiedworte sind mehr als ein Verwaltungsakt“, sagte er und fügte an: „Zeugnisse kann man am Computer schreiben. Worte der Verabschiedung gehen tiefer.“ Bei der Vorbereitung seiner Rede fahre er auf einen Berg oder an einen See, um sich in freier Natur dem zu öffnen, was eine Verabschiedung von Neuntklässlern bedeutet, erläuterte er.

Schüler ernten Früchte ihrer Arbeit

Auf dem Weg nach Niederstetten an einen See nahm er Landwirte bei der Getreideernte wahr. Sie inspirierten ihn zu Gedanken an ein Erntedankfest und brachten ihn auf die Idee eines Vergleichs mit der besonderen Schulfeier. „Mit der Übernahme der Zeugnisse fahren die Entlassschüler ihre Ernte ein“, meinte er. Durch die Bildsprache vermittelte er ein buntes Gesamtbild: „Wer ernten will, muss säen.“

Gut vorbereitet: Schulleiter Ludwig Herz.

Gut vorbereitet: Schulleiter Ludwig Herz.

Die Schüler haben „viele Jahre fleißig gearbeitet“ – in Mathematik, in Deutsch, in Werken und Hauswirtschaft und auch im Sachunterricht, Kunst und Musik. Es waren in den ersten Jahren der Diagnose- und Förderklassen noch „zarte Pflänzchen.“ Üben und Hausaufgabe waren nötig. „Doch nun in der neunten Klasse sind die Ähren reif und stehen zur Ernte an.“ Am 15. Juni begannen die Schüler damit, Prüfungen zu schreiben. „Ihr habt euch mächtig angestrengt, fleißig Punkte gesammelt, die eigenen Fähigkeiten gebündelt und stolz gezeigt, was in Euch steckt“.

Die Schüler seien gut gerüstet für die Berufsschule in Ansbach und für den Arbeitsmarkt: „Ihr müsst nun alles zeigen, was Ihr an wertvollen Früchten mitbringt“. Er wünschte den Absolventen auf ihrem Berufs- und Lebensweg gute Freunde und Förderer zur weiteren Unterstützung.

Erfolgreich Lernen und Arbeiten haben die Schüler unter Beweis gestellt. bei Proben und Prüfungen, aber auch bei Betriebspraktika. Bei der Projektprüfung im Fach Hauswirtschaft konnten sie ihre Kochkünste zeigen. Die meisten Absolventen nutzen berufsvorbereitende Bildungsmaßnahmen, um herauszufinden, in welchem Bereich sie gerne eine Ausbildung machen würden. Oder sie bereiten sich bereits speziell für ihren Berufszweig vor. Wie Jennifer Pellmann, die nach einem Praktikum im Altenheim den Pflegeberuf in Betracht zieht. Klassenleiter Jürgen Hübsch bestärkte sie in ihrem Vorhaben. In seiner Rede lobte er das soziale Engagement der jungen Frau. Sie brachte brauchbare Vorschläge für die Klassengemeinschaft und das gesamte Schulleben mit ein.

Mit der Würdigung jedes einzelnen Schülers bekam die Feierstunde eine persönliche Note. Ein besonders dickes Lob gab es für die Klassenbeste und Schülersprecherin Lisa Wagner. Dass sie motiviert und konzentriert gearbeitet hat, zeigen ihr Abschlusszeugnis und die gelungene Prüfung. Bürgermeister Kurt Förster als Vertreter der Stadt zeichnete die tüchtige Absolventin mit einem kunstvoll verpackten Geldgeschenk aus. Die junge Frau will Konditorin werden.

Mit der Mühe reift die Einsicht

Auch Thorsten Kempe hat die Rolle des Schülersprechers gut ausgefüllt. Bei den Betriebspraktika war er „schon fast ein wertvoller Mitarbeiter“. Im Sport zeigte er seine kämpferischen Qualitäten. Innere Stabilität und Tatkraft seien auch wichtige Faktoren beim Lernen. Der Klassenleiter ermunterte den jungen Mann, seine Fähigkeiten stärker einzusetzen.

Chris Siebert war der Tüftler und Bastler in der Klasse. Wenn ein Lehrer technische Hilfe brauchte, war der Schüler zur Stelle und half. Er steuerte Musikboxen für den Musikunterricht bei, baute den Bildwerfer (Beamer) auf und brachte ihn zum Laufen. Seine Praktika hat er überwiegend im Rothenburger Bauhof abgeleistet, weil ihm die Arbeit gefallen hat. Bevor er sich festlegt, will er noch andere Berufsfelder ausprobieren.

Für jeden seiner Schüler hatte der Klassenleiter ein gutes Wort parat. Leonie Reichert habe mit ihrem Fleiß, Ehrgeiz und mit ihrer Zuverlässigkeit gute Voraussetzungen für mehr Selbstbewusstsein und Selbstvertrauen. Florian Fischer bereicherte die Klassengemeinschaft mit seinem optimistischen und sonnigen Gemüt. Ein Wesenszug sei auch seine Verlässlichkeit und sein entschlossenes Handeln. Über das Betriebspraktika hat der jungen Mann einen Platz in Weckelweiler gefunden, wo er die Möglichkeiten einer Fachausbildung und Wohngemeinschaft nutzen kann.

Ceyhun Cagrici besitzt ein besonderes Talent für Breakdance und hat damit bei Veranstaltungen gut unterhalten und begeistert. Er habe auch oft gezeigt, dass er ein selbstbewusster und reifer Schüler ist, der beim Betriebspraktika gut gearbeitet habe. Hinderlich am konzentrierten Lernen seien Dinge und Verhaltensweisen, die Energie abziehen. Der Klassenleiter ermunterte den Absolventen, sich auf die anstehenden Aufgaben in einem neuen Umfeld möglichst gut vorzubereiten.

Den Glückwünschen zum erfolgreichen Abschluss schloss sich der Bürgermeister Kurt Förster auch in seiner Eigenschaft als Kreisrat an. Das Förderzentrum sei eine weitere wichtige Bildungseinrichtung in der Stadt, um Kinder und Jugendliche in ihrer Entwicklung zu unterstützen. Im Förderzentrum werden rund neunzig Schüler in sechs Klassen unterrichtet. Die schulvorbereitende Einrichtung besteht aus drei Gruppen. Das Personal ist bei der Regierung von Mittelfranken angestellt. Die fachliche Leitung liegt bei der Schulleitung des Förderzentrums.

Zwischen den Erwachsenen trat die Schülersprecherin Lisa Wagner couragiert ans Mikrophon, um Worte des Dankes an Schule und Lehrkräfte auszusprechen. Klassenleiter Jürgen Hübsch und seine Vorgängerin Judith Füller wurden von den Schülern mit Geschenken bedacht. Die scheidende Elternbeiratsvorsitzende Carola Fischer würdigte die Abschlussklasse als „Super-Team“ und stand dann selbst im Mittelpunkt einer Ehrung. „Ihr Weggehen hinterlässt eine große Lücke“, betonte der Schulleiter. Die stellvertretende Dekanin, Pfarrerin Andrea Rößler, gab den Schulabgängern Gottes Segen mit auf den Weg, denn für das Lebenshaus ist es wichtig, ein Fundament zu haben. sis

Seine Stimme erheben

$
0
0

Eine prominente Persönlichkeit im konfessionellen Zeitalter

ROTHENBURG – Beim deutsch-ungarischen strafrechtsgeschichtli­chen Seminar am Mittelalterlichen Kriminalmuseum konnten Studierende, Lehrende und Wissenschaftler aus Ungarn und Deutschland auch in diesem Jahr auf eine spannende und lehrreiche Veranstaltung in authentischer rechtshistorischer Umgebung zurückblicken.

Die Teilnehmer des deutsch-ungarischen Seminars: Wissen austauschen, Neues lernen.

Die Teilnehmer des deutsch-ungarischen Seminars: Wissen austauschen, Neues lernen.

Der Vortrag von Prof. Dr. Dr. Eric Hilgendorf (Universität Würzburg), zu dem das Kulturforum und das Kriminalmuseum eingeladen hatten, lieferte einen interessanten Einblick in das Leben und Wirken des Jesuiten und Aufklärers Friedrich Spee, einem der wichtigsten Kritiker des Hexenwahns der Frühen Neuzeit. Mit seinem berühmten Werk, der „Cautio Criminalis“, sprach sich Spee in für seine Zeit ungewöhnlich deutlicher Weise gegen die damaligen Hexenverfolgungen aus und riskierte auf diese Weise Leib und Leben.

Dabei sind die „Cautio“ und andere aufklärerische Werke wie jene von Beccaria keinesfalls antiquiert. In China gelten sie für kritische Jurastudenten noch heute als Geheimtipp und werden unter der Hand weitergereicht, berichtete Prof. Hilgendorf, der auch in China Vorlesungen hält.

Nach seinen Ausführungen zu Fried­rich Spee, den Gründen des Hexenwahns sowie der Gesetzeslage in der frühen Neuzeit gelang es dem Referenten, einen Bogen bis in die heutige Zeit hinein zu spannen. Wie soll der moderne Rechtsstaat und die Gesellschaft umgehen mit den Herausforderungen der Flüchtlingskrise, Migration und Terrorangst? Auch die Paralleljustiz im religiösen Bereich mahnt, dass selbst im Jahr 2016 die aufklärerischen Ideen verteidigt werden müssen!

Gerade diese Punkte wurden am Ende des Vortrages unter der Moderation von Prof. Dr. Arnd Koch (Universität Augsburg) lebhaft diskutiert zwischen Referent, studentischen Teilnehmern und dem inte­ressierten Rothenburger Publikum. Und wieder einmal zeigte sich, dass die Vergangenheit durchaus lehrreich sein kann zur Bewältigung aktueller Herausforderungen. kc

Ein großes Aufgebot

$
0
0

Sechzehnte Sportlerehrung im Kaisersaal des Rathauses

ROTHENBURG – Alljährlich nach Ablauf der Spiel- und Wettkampfrunden in den einzelnen Sportarten veranstaltet der TSV Rothenburg seine Sportlerehrung im würdevollen Rahmen im Kaisersaal des Rothenburger Rathauses.

Hinter jedem dieser Sportvereinsmitglieder steht eine besondere Leistung: Ausdauer, Technik, Konzentration, Teamgeist. Foto: ms

Hinter jedem dieser Sportvereinsmitglieder steht eine besondere Leistung: Ausdauer, Technik, Konzentration, Teamgeist. Foto: ms

Die Sportlerehrung ist neben der Jahreshauptversammlung die wichtigste Veranstaltung des größten Rothenburger Sportvereins mit knapp 2500 Mitgliedern. Während bei der Jahreshauptversammlung der Rechenschaftsbericht des Vorstandes vom abgelaufenen Sportjahr auf der Tagesordnung steht, wird bei der Sportlerehrung über die Erfolge und die herausragenden sportlichen Leistungen einzelner Sportler und Mannschaften Rechenschaft abgelegt.

In diesem Jahr wurden 70 Sportlerinnen und Sportler aller Altersklassen von ihren Abteilungen zu dieser feierlichen Veranstaltung im Kaisersaal des Rathauses vorgeschlagen. Die Anwesenheit der erschienenen Ehrengäste, Oberbürgermeister Walter Hartl war verhindert, sowie Vertreter des Stadt­rates, machte deutlich, welch hohe Wertschätzung und Bedeutung der Sport und insbesondere auch der TSV in der Stadt hat. Nicht zuletzt als Wirtschaftsfaktor mit seinen Veranstaltungen, zu denen auswärtige Sportler die Stadt besuchen sondern auch als Werbeträger außerhalb der Tore der Stadt.

TSV-Vorsitzender und Bürgermeister Dieter Kölle würdigte die hervorragenden Leistungen der erschienenen Sportlerinnen und Sportler und dankte gleichzeitig den vielen Verantwortlichen sowie Trainern und Betreuern und auch den Eltern für ihren Einsatz, was sich schließlich in den Erfolgen der Sportler wiederspiegelt. Mit ihren Leistungen und Erfolgen sind die Sportler auch Vorbilder und bringen vielleicht auch andere Kinder, Jugendliche und Erwachsene dazu, zum Verein zu gehen und Sport zu treiben, so Dieter Kölle.

Neben dem Sport lernen die jungen Mitglieder frühzeitig, sich in die soziale Gemeinschaft einzufinden, Disziplin zu lernen und Teamgeist zu entwickeln. Sie lernen aber auch mit Niederlagen umzugehen und sie zu akzeptieren, um daraus wieder Mut und Kraft für weitere Erfolge zu schöpfen.

Öffentliche Anerkennung tut gut

Insgesamt 47 Mannschaften, davon 23 im Seniorenbereich und 24 im Jugendbereich sowie zahlreiche Einzelsportler stehen im Wettkampfbetrieb. Über die Ergebnisse und zahlreichen Erfolge wird fast täglich in der Lokalzeitung berichtet und informiert. Der TSV hebt in seiner Sportlerehrung die erfolgreichen Mannschaften und Sportler noch einmal besonders hervor und sorgt damit für einen weiteren Höhepunkt im Vereinsjahr.

In diesem Jahr wurden 5 Mannschaften und 28 Einzelsieger sowie deren Trainer und Betreuer in 9 verschiedenen Sportarten geehrt und ausgezeichnet. Als Anerkennung für die guten Leistungen bekamen die Sportler Gutscheine, Medaillen, Urkunden, Badetücher und Zuschüsse für die Mannschaftskasse. Die Geehrten freuten sich über die Auszeichnungen und die öffentliche Anerkennung unter dem Applaus von Eltern, Geschwistern, Vereinskameraden und Ehrengästen.

Den Gratulationsreigen eröffnete eine Spielerin von der Badminton-Abteilung. Daniela Schmidt (10 Jahre) wurde insgesamt sieben Mal Erste bei Ranglistenturnieren in Mittelfranken im Einzel, Doppel und Mixed. Über die sehr guten Leistungen bei den folgenden Nordbayerischen Turnieren erkämpfte sie sich dann bei den Ranglistenturnieren auf Bayern-Ebene einmal den 10. Platz im Einzel und den 7. Platz im Doppel.

Der Fußballnachwuchs der E2-Junioren machte es den Weltmeistern gekonnt nach. Das Team, als „Haufen wilder Kerle“ bezeichnet, wurde souverän Meister mit insgesamt 68 geschossenen Toren. Nur mit Kampf- und Teamgeist sowie Spaß am Training konnte die Leistung vollbracht werden.

Im Jugend-Handball zeigen sich immer mehr die Erfolge der unermüdlichen Trainingsarbeit. Die männliche C-Jugend erreichte in der übergreifenden Bezirksoberliga Nord-West die Meisterschaft und qualifizierte sich somit für die Bayerische Meisterschaft. Den in Turnierform ausgetragenen Wettkampf in Aichach gewannen die Rothenburger Jungs ungeschlagen und wurden souverän Bayerischer Meister.

Auch die männliche A-Jugend überzeugte am Ende der abgelaufenen Saison und holte sich verdient den Meistertitel in der übergeordneten Bezirksliga Nord-West. Im Männerbereich gab es letzte Saison Positives zu vermelden, die Männer III schafften mit einem Start-Ziel-Sieg in der Bezirksklasse die Meisterschaft. Die Mischung aus jungen und erfahreneren Spielern erwies sich als ideale Besetzung der Mannschaft.

Gleich drei junge Leichtathleten machten in der abgelaufenen Saison auf sich aufmerksam, Sophie Hanselmann und Hanna Englert konnten im Sprint über 100 Meter bei den Kreismeisterschaften in Gunzenhausen den 1. beziehungsweise 3. Platz erkämpfen. Franziska Böhm wurde im Vierkampf bei den Kreismeisterschaften in Dinkelsbühl Dritte. Die Kegler können auf eine erfolgreiche Saison zurückblicken. Junioren-Kreismeister wurde Raphael Messerschmidt, bei den Herren holte sich Peter Schiller die begehrte Meister-Trophäe. Bei den Tandem-Meisterschaften in Ansbach konnten Lilla Rapatyi und Margit Härtig souverän den Meisterpokal mit nach Hause nehmen.

Jeder ist Meister

Bei den Deutschen Special Olympics in Hannover gewann Daniel Reckziegel den Silberpokal im Tischtennis. Bei dem einwöchigen Turnier zog er mit insgesamt neun Siegen ins Endspiel ein, welches er in der höchs­ten Leistungsklasse nur knapp verlor. Die Turnabteilung ist mit ihren knapp 600 Mitgliedern eine der größten ­Abteilungen im TSV. Die jungen Geräteturnerinnen konnten heuer bei Mittelfränkischen Meisterschaften, Gauliga-Wettkämpfen, Turntalentiaden auf Bezirks- und Bayernebene, Gaukindertreffen und bei den Bayerischen Meisterschaften hervorragende Einzel- und Mannschaftsergebnisse und zahlreiche Meistertitel erzielen. Hier zeigt sich, wie dominierend die TSV-Turnerinnen bei Wettkämpfen auftreten. Beim Bayern-Pokal in Ansbach erturnten die Mannschaften der Jahrgänge 2002, 2004, 2006, 2008 jeweils den ersten Platz, was sich beim „Gym-Cup“ in Leutershausen nochmals wiederholte.

Besondere Anerkennung wert sind die Ergebnisse beim Mehrkampf (3 turnerische und 3 leichtathletische Disziplinen): Luisa Endreß (10 Jahre) – Bayerische Meisterin, Eva Beyerbach (11 Jahre) – Bayerische Meis­terin sowie die Qualifikation zur Deutschen Meisterschaft von Helen Schweizer und Lucy Schneider. Die Anfang 2015 neu gegründete Volleyball-Damen-Mannschaft schaffte in der ersten Spielsaison den Aufstieg von der Kreisklasse in die Kreisliga.

Von der Wanderabteilung konnte Gerlinde Hochbauer mit einer beachtlichen Wanderleistung aufwarten, bei 430 Wanderungen wurden 4500 Kilometer erwandert. Eine besondere Ehrung ging an Siggi Schiedermeier, der erstmalig sechs Treffer beim langjährigen Torwandschießen auf der Sommermesse erzielte. ms

Im Selbstversuch

$
0
0

Neue Perspektiven beim Inklusionstag der 8. Klassen

ROTHENBURG – Inklusion ist eine Aufgabe, die die Gesellschaft als Ganzes betrifft. Um dieses Thema möglichst früh ins Bewusstsein der Menschen zu bringen, fängt man am besten im Schulalter an. Der Inklusionstag der 8. Klassen, organisiert vom Inklusionsbeirat und der Stadt, soll den jungen Leuten im direkten Kontakt mit Betroffenen andere Lebenswelten näher bringen.

Gehbehinderte stoßen (noch) auf viele Hindernisse – selbst mit Elektromobil.  Fotos: Scheuenstuhl

Gehbehinderte stoßen (noch) auf viele Hindernisse – selbst mit Elektromobil. Fotos: Scheuenstuhl

Wem ist es nicht schon einmal passiert, dass er seine Mülltonne – vielleicht weil er gerade auch noch in Eile war – einfach beliebig auf den Gehweg gestellt hat, ohne groß darüber nachzudenken? Diese Unüberlegtheit wird für andere zum Hindernis, denn der Gehweg ist nicht nur zum Gehen da, sondern wird auch von Menschen benutzt, die auf Hilfsmittel zur Fortbewegung angewiesen sind.

„Es ist meist keine Boshaftigkeit, die dahinter steckt, sondern einfach Unachtsamkeit, erklärt Helmut Döppert von der Selbsthilfegruppe „Mein zweites Leben in Rothenburg“ einer Gruppe von Schülern auf dem Schul-Sportplatz. Er selbst ist auf ein sogenanntes Elektromobil angewiesen. Eine einfache Mülltonne, die im Weg steht, kann für ihn einen Umweg von ein paar hundert Metern bedeuten.

Er lässt die Schüler sein Gefährt einmal ausprobieren. Nach gut einem Meter trifft Elias auch schon auf die erste Hürde: die erhöhte Abgrenzung der Laufbahnen zu den inneren Wettkampfanlagen. Nachdem diese gemeistert ist, nimmt er die Verfolgung auf. Denn eine andere Schülerin hat sich zeitgleich mit dem Dreirad von Ralf Dürr vertraut gemacht und testet es bereits auf der Tartanbahn.

Gerade bei Problemen mit dem Gleichgewichtssinn ermöglicht ein Dreirad dem Betroffenen ein großes Stück Mobiliät. Elias kommt mit seiner Maximalgeschwindigkeit von sechs Stundenkilometern aber nicht hinterher, dreht ab und nimmt die nächste Erhöhung auf die Rasenfläche. Er hat dadurch einen recht guten Einblick gewonnen, vor welchen Herausforderungen Menschen mit einer Gehbehinderung stehen.

Auch in der Sporthalle dreht sich alles um das Thema Mobilität. Herbert Holzinger von der Reha-Vital-Sportgemeinschaft hat für die Schüler einen Parcours aufgebaut, auf dem sie selbst erfahren können, welche Anforderungen die Nutzung eines Rollstuhls an den Betroffenen stellt.

Senioren von der Wegwarte und dem betreuten Wohnen gaben den jungen Leuten Einblicke in ihre aktuelle Lebenswelt. Es wurde den Schülern aber auch bewusst, dass die Männer und Frauen, die nun im Alter mit der einen oder anderen körperlichen Einschränkung zurecht kommen müssen, einst selbst jung waren und so einiges erlebt haben. Andererseits erfuhren auch die rüstigen Rentner, was die jüngere Generation im Moment beschäftigt.

Mit den Händen sehen

In einer weiteren Gruppe erlebten die Schüler hautnah, was es heißt, auf ihre Sehfähigkeit zu verzichten. Beim „Mensch-ärgere-dich-nicht“ ging es etwa darum, die Augen des Würfels sowie die Spielfiguren nur anhand des Tastsinns zu erkennen. Harald Büchel gab den Jugendlichen einen Einblick in die Lebenssituation von Gehörlosen und stellte ihnen das Gebärdenalphabet vor.

Hand- und Lippenbewegung im Einklang: Gebärde für das Wort Kommunikation (Buchstabe „C“).

Hand- und Lippenbewegung im Einklang: Gebärde für das Wort Kommunikation (Buchstabe „C“).

Wie man auf Krisen und Notfälle reagiert, lernten die Achtklässler bei Pfarrerin Barbara Müller, die im De-kanat Rothenburg für die Notfallseelsorge zuständig ist, mit Gruppengesprächen und Kontaktspielen. Für die Klangwerkstatt zog es die Gruppen in die neue Werkstatt der Diakonie Neuendettelsau in der Erlbacher Straße.

In Vorbereitung auf den Tag wurde das Thema Inklusion bereits im Unterricht angesprochen. Die insgesamt 87 Schüler hätten sich deshalb gut an den einzelnen Stationen beteiligt, zog Irmgard Fischer vom Bereich Gemeinwesen und Soziales der Stadt Bilanz. Auch die Jugendlichen kommen zu einen positiven Schluss.

Per Fragenbogen teilten sie ihre Ansichten mit: So wünschen sie sich mehr Möglichkeiten für Rollstuhlfahrer. Außerdem wäre mehr Kontakt und ein ungezwungener Umgang miteinander schön. Menschen mit Beeinträchtigungen sollten es auch einfacher im öffentlichen Leben haben. Und wenn man mit offenen Augen durch die Welt gehe, dann sehe man auch, was sich verbessern lasse. mes

Viewing all 1548 articles
Browse latest View live