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Balkon jetzt doch genehmigt

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Veränderung der Scheunen-Fassade war im Bauausschuss umstritten

ROTHENBURG – An der nördlichen Giebelseite der Scheune Klostergasse 7 darf jetzt doch ein Balkon angebracht werden. Gegen vier Stimmen hat der Bauausschuss des Stadt-rats jetzt in seiner jüngsten Sitzung entschieden dies zuzulassen.

Die Scheune (links) gehört zum Klostergarten-Ensemble am Reichsstadt-Museum. Foto: Weber

Im Dezember hatte sich das Gremium noch gegen den Anbau eines Balkons an dieser Stelle ausgesprochen. Allerdings stand damals eine geständerte Version zur Entscheidung. Der Bauausschuss hielt das für einen zu großen Eingriff in die Fassade.

Vom Antragsteller ist jetzt eine geänderte Planung vorgelegt worden. Dabei wird auf eine Aufständerung verzichtet. Auch im Hinblick auf die Breite sind – im Vergleich zum damals vorliegenden Konzept – Abstriche gemacht worden.

Unverändert ablehnend geblieben ist trotz dieser Veränderung die Haltung des Landesamtes für Denkmalpflege und auch des Stadtheimatpflegers zu diesem Vorhaben. Beide sehen es als zu großen Eingriff in Bausubstanz und Erscheinungsbild dieser großen historischen Scheune.

Auch im Bauausschuss gab und gibt es heftigen Gegenwind für das Projekt. Dr. Karl-Heinz Schneider (FRV): Besagter Balkon sei von der Straßenseite her zwar nicht einsehbar. Die Nordseite der Fassade sei ganz wesentliches Element im Ensemble um diesen einmaligen Bestand des Klostergartens.

Für den FRV-Sprecher geht es nicht zuletzt um die Glaubwürdigkeit des Ausschusses. Das Vorhaben betreffe schließlich laut Stadtheimatpfleger Konrad Bedal einen der Schlüsselbauten jener Zeit und jener Funktion in Rothenburg, sei mit seinem Hängewerk in der Dachkonstruktion mit dem alten Rathaus vergleichbar. Bisher befinde sich die Scheune aus dem 15. Jahrhundert in weiten Teilen im Originalzustand, sei im wesentlichen „belassen“. Ein Eingriff an der Fassade und am Fachwerk wie jetzt vorgesehen stellen aber einen unvertretbaren Einschnitt dar.

Wer so etwas zulasse, der schaffe einen Präzedenzfall und stelle nicht zuletzt auch das Werk Denkmaltopografie in Frage, für das die Stadt erst kürzlich einen 100000-Euro-Zuschuss beschlossen habe. Falls der Ausschuss dem Vorhaben zustimme, werde er den städtischen Haushalt 2018 ablehnen.

Dr. Günther Strobl (SPD) betonte, durch den Anbau des Balkons werde das Fachwerk der Scheune nicht zerstört. Ein Balkon gehöre doch heute einfach dazu. Damit bezog er sich auf die eingangs von Oberbürgermeister Walter Hartl getroffene Feststellung, man sehe als Untere Denkmalbehörde angesichts der Haltung von Landesdenkmalamt und Stadtheimatpfleger die denkmalpflegerischen Belange. Es sei aber auch ein Anliegen, das Wohnen in der Altstadt zu erleichtern.

Wenn schon, denn schon

Dieter Schulz (CSU) riet dazu, wenn schon, denn schon in diesem Fall doch gleich gezielt mit modernen Materialien und mit einem „mutig kontrastierenden“ Element einen Akzent zu setzen. Fritz Sommer (UR) sprach bei dieser Entscheidung von einem Spagat. Ablehnend zur geplanten Änderung äußerten sich in der Sitzung Thomas Schmid (UR), Peter Schaumann (CSU) und Dieter Seiferlein (Bündnisgrüne). Sie stimmten schließlich gemeinsam mit Dr. Karl-Heinz Schneider gegen den Balkon.

Architekt Andreas Konopatzki hatte sich vor dem abschließenden Votum im Namen des Vereins Alt-Rothenburg dafür ausgesprochen, von neuzeitlichen Elementen an dieser prominenten Stelle abzusehen und den bisher streng symmetrischen Bestand aus dem Barock nicht durch hinzukommende Elemente zu stören.

Weitere Veränderungen an dem Baudenkmal für Wohnzwecke waren vom Bauausschuss in der Dezember-Sitzung bereits genehmigt worden: der Einbau zusätzlicher Dachgauben in die westliche Dachfläche der Scheune und das Eindecken eines Bereichs der östlichen Dachfläche in Biberschwanzziegeln aus Glas.

Alle anderen Beschlüsse in der jüngsten Bauausschuss-Sitzung sind einstimmig gefallen. Unter anderem auch der für die Errichtung eines Hubschrauber-Landeplatzes am Rothenburger Krankenhaus und der für den Einbau von Wohnungen im früheren Stadtwerke-Gebäude in der Millergasse. -ww-


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