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Channel: Aus der Stadt – Fränkischer Anzeiger
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In Bemühungen nicht nachlassen

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Handwerkerschule erwächst Konkurrenz – Auch viele positive Entwicklungen

ROTHENBURG – Zum 20sten Mal trafen sich die Tansania-Freunde aus dem Dekanat Rothenburg. Ein rundes Jubiläum, das aber nicht mehr als eine markante Durchgangsstation darstellt. 50 Interessierte fanden sich im Jakobsschulhaus zusammen. Und schon mit dem Einstieg ins Treffen wurde klar, dass es sich bei der Partnerschaft mit dem tansanischen De-kanat Hai am Kilimandscharo um eine beziehungsorientierte, praxisbezogene Angelegenheit handelt.

Einrichtung der Erwachsenenbildung: Vor dem Unterricht in Boloti kommt das Gebet.

Die einleitende Andacht nämlich kam von Ibrahim Musoro, einem 27 Jahre jungen Tansanier, der derzeit ein praktisches Jahr in Rothenburg absolviert und dessen sehnlichster Wunsch es ist, einmal lutherischer Pfarrer in Tansania zu werden. Genauso praktisch ging es weiter mit einem Bericht über den Tansania-Besuch einer Rothenburger Delegation im Februar.

Die Partnerschaftsbeauftragte Pfarrerin Beate Wirsching absolvierte mit einer kleinen Frauengruppe ein anspruchsvolles Besuchsprogramm mit dem Ziel, Kontakte zu intensivieren, sich über die Entwicklung von seit längerem unterstützten Projekten zu informieren und neue Einblicke zu erhalten. Mit von der Partie waren Pfarrerin Barbara Müller und die beiden Kirchenvorsteherinnen Carmen Kühlwein und Sigrid Steinbrenner.
In einer bunten Präsentation erfuhr man vom Besuch eines Genossenschafts-Milchprojektes der Frauen von Ng’uni, das den Frauen und ihren Familien kleine Einkünfte ermöglicht und sogar noch für die Milchspeisung an der kirchlichen „EnglishMedium-School“ reicht. Die vier Rothenburgerinnen bekamen einen Einblick in die Arbeit des Waisenhauses in Kalali und seine Bemühungen, die kleinen Kinder mit drei Jahren möglichst in ihrer weiteren Verwandtschaft unterzubringen.

Sigrid Steinbrenner, Neema Swai, Carmen Kühlwein, die Pfarrerinnen Beate Wirsching und Barbara Müller sowie eine Evangelistin vor dem Kilimandscharo (v.li). Fotos: privat

Auch das vom Dekanat Rothenburg unterstützte Internat in Kimashuku stand auf der Besuchsliste. Am Berg besuchte die Frauendelegation einige Gemeinden, die von einem verheerenden Erdrutsch betroffen waren. Vor einem knappen Jahr hatten dort mehrere Familien ihr Haus und ihre Existenzgrundlage verloren. Um die Situation einschätzen zu können kletterten die vier entlang des Bergrutsches auf waghalsigen Pfaden.

Bei einem Treffen mit Frauen im KIA-Sprengel Bethlehem kam in vertrauensvollen, erstaunlich offenen Gesprächen die Situation der Massai-Frauen zur Sprache. Darin ging es um soziale Aspekte wie die Beziehungen mehrerer Frauen eines Mannes untereinander oder auch um das Thema weibliche Beschneidung, das hier weithin aus der Tradition heraus akzeptiert ist. Einfühlsame Bewusstseinsbildung ist an dieser Stelle gefragt.
In einer Sprengelgemeinde in Rundugai wurden sechs Kinder getauft und neun Frauen feierlich in die Gemeinde aufgenommen. Besonders gespannt war die Besucherinnengruppe auch auf den Zustand des 2011 mit Hilfe Rothenburgs gestarteten Landwirtschaftsprojekts in der Massai-steppe. Hier wurden Hybridbananen und im Mehrfruchtbau zum Beispiel Buscherbsen, Süßkartoffeln und Maniok angebaut. Leider ist das Projekt nur in Kikavuchini bis heute erfolgreich. Andernorts wurden die Hoffnungen durch die extreme Trockenheit vor zwei Jahren vorläufig gestoppt. Trotzdem ist vor Ort die Motivation da, das Projekt noch einmal neu anzugehen.
Besonders positiv stellte sich auch der Besuch des vom Deka­nat Hai vor zwei Jahren gegründeten Boloti-Farm-Trai­ning-Centers dar, wo Tagesschulungen mit dem Ziel den Landwirtschaftsbau zu verbessern durchgeführt werden. Angesprochen und eingeladen sind jeweils zwei Teilnehmer aus allen 49 Gemeinden des Dekanats, die ihr neues Wissen als Multiplikatoren in ihren jeweiligen Heimatgemeinden weitergeben.
Die Schulungen finden künftig viermal im Jahr statt, also zu Beginn jeder neuen Phase der Pflanzsaison. In naher Zukunft, wenn das Unterrichtsgebäude fertig gestellt ist und Vieh untergebracht werden kann, sollen dort auch dauerhaft Schulungen durchgeführt werden. Pfarrerin Barbara Müller fühlte sich ein bisschen an Triesdorf erinnert.
Natürlich stand auch bei dem aktuellen Aufenthalt ein Besuch der von Rainer und Barbara Kammleiter geführten  Handwerkerschule in Hai auf dem Programm. Dort gibt es einen neuen Schwerpunkt auf Nutzung von Solarenergie, neben den klassischen Fächern existiert eine Computerklasse und seit kurzem werden auch die Ausbildungsrichtungen Hotelmana­gement und Hauswirtschaft angeboten. Beeindruckt waren die Besucherinnen von der vielseitigen Lehrküche und einem angeschlossenen neuen Restaurant, in dem ihnen eine Schwarzwälder Kirschtorte serviert wurde – zwar ohne Kirschen, die dort nicht erhältlich sind, – aber mit einem Schokoladen-“Schwarzwald“ oben drauf versehen.
Leider musste man vor Ort auch erfahren, dass die Zahl von 300 Schülern, die die Handwerkerschule zur Aufrechterhaltung ihres Betriebs braucht, derzeit nicht erreicht wird. Es fehlen 60 Schüler. Ein Grund ist der Umstand, dass im Großraum Hai zurzeit überall neue Handwerkerschulen aus dem Boden schießen und sich gegenseitig das Wasser abgraben. Eine ungute Situation, nicht zuletzt auch deswegen, weil die Ausbildungsqualität der neuen Konkurrenz regelmäßig deutlich zu wünschen übrig lässt.
Ein zweites Thema des diesjährigen Tansania-Forums war die Vorstellung des Arbeitskreises Tansania im Evangelischen Kirchenbezirk Crailsheim.  Sigrid Strobel und Christian Pabel berichteten von den Anfängen 1994 im tansanischen Dorf Lesoit. Dort hat sich seit damals eine Menge getan. So konnte eine Kirche eingeweiht werden, es wurde eine Krankenstation und eine Grundschule für Kinder gegründet, mit unterstützt vom Dekanat Crailsheim. Erst vor kurzem wurde ein Kindergarten eingeweiht.
In Schulungen wird gelehrt, wie man Bäume anpflanzt und Gärten anlegt. Ein Hauptproblem im gesamten Raum ist der Wassermangel. Deshalb hat der Crailsheimer Arbeitskreis bis heute als Reaktion darauf in Lesoit und Umgebung mehr als 600 Regenwassertanks gebaut – Trinkwasser für die Familien. Auch zwei Schachtbrunnen wurden mittlerweile angelegt. Eine beeindruckende Arbeit, Möglichkeiten zur Zusammenarbeit und Nutzung von Synergie-Effekten mit der Rothenburger Arbeit sind gut denkbar.
Das 20ste Tansania-Forum brachte ein Füllhorn von Facetten zum Vorschein. Es zeigte, dass die Arbeit und die Investition von Geldern nicht umsonst geschehen und dass die Grundlage für die Partnerschaft die Beziehungen und der Austausch sind. Aber über allen guten Willen und alle menschlichen Anstrengungen hinaus ist noch etwas zu beachten, so abschließend Tansaniabeauftragte und Missionspfarrerin Beate Wirsching: „Das Wichtigste ist, dass die Menschen, wie es die Christen in Tansania tun, ihren Alltag im Vertrauen auf Gott angehen!“ wa

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