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Channel: Aus der Stadt – Fränkischer Anzeiger
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Motivation beeindruckt

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Ehrenamtliche Nachbarschaftshilfe aus reiner Gefälligkeit

ROTHENBURG – Derzeit sind etwa vierzig Helferinnen und Helfer bei der seit über zwanzig Jahren bestehenden Rothenburger Nachbarschaftshilfe „Wegwarte“ aktiv tätig. Aber es gibt mehr Hilfesuchende als die ehrenamtlichen Mitarbeiter leisten können. Trotz hohem Engagement brauchen sie Unterstützung.

Der neu gewählte Wegwarte-Vorstand: Doris Meister (v.li), Günter Körber, Anni Fiedler, Joachim Greis, Regina Flemming und Sigrid Schliwa. Es fehlt Brigitte Deeg. Foto: eb

Insbesondere fehlen männliche Kräfte, die einen Rollstuhl auf dem Straßenpflaster in der Altstadt schieben können, wie der wiedergewählte Vereinsvorsitzende Joachim Greis bei der Jahreshauptversammlung im Gasthaus zur Schranne deutlich machte. Auch junge Helfer kommen bei den Senioren gut an. Im Zusammenwirken mit den Hilfesuchenden erlangen sie soziale Kompetenz, die sie bei Bewerbungen oder später im Beruf gut nutzen können.

Einige langjährige Helferinnen und Helfer haben ihre aktive Tätigkeit aus Alters- oder Krankheitsgründen beendet oder sind von Rothenburg weggezogen. Einige Neulinge konnten erfreulicherweise dazugewonnen werden. Die Nachbarschaftshilfe ist ein Netz- und Hilfswerk, um sich gegenseitig zu helfen, weil natürlich gewachsene Familien- und Nachbarschaftsstrukturen nicht immer durchgängig vorhanden sind. Die Gemeinschaft unterstützt, berät, koordiniert und informiert unentgeltlich. Vergleichbar mit einer „sozialen Feuerwehr“ bietet sie  für diejenigen Hilfe, die den Alltag vorübergehend nicht selbst meistern können.
Oft sind es kleine Handreichungen und Begleitung beim Spaziergang oder beim Einkauf bei Mitmenschen, die kurzzeitig Unterstützung benötigen und froh sind, wenn sie jemanden haben, mit dem sie reden können. Die Nachbarschaftshilfe besucht insbesondere Alleinlebende in ihrem Zuhause, aber leistet auch Besuchsdienst in den beiden Rothenburger Altenheimen.
Die Aktivitäten der Nachbarschaftshilfe beeindrucken. Vorstand Joachim Greis erinnerte in seinem Rückblick auch an die Teilnahme am Stelldichein der Vereine in der Schrannenscheune, an den Einsatz in der Ehrenamtsbude auf dem Reiterlesmarkt, beim Seniorennachmittag in der Reichsstadthalle, beim Inklusionstag in der Mittelschule sowie an die Vorträge bei sozialen Einrichtungen. Diese Einsätze sind ein wichtiger Mosaikstein, den Zusammenhalt zu stärken, Nächstenliebe zu zeigen und die Gemeinschaft zu pflegen. Selbstverständlich sind alle Mitglieder zum Stillschweigen verpflichtet. Wichtig ist auch das Treffen der Helferinnen und Helfer, die sich austauschen, wie man mit schwierigen Situationen umgeht.
Freude schenken und Gutes tun 
Um dem Helferkreis stilvoll Danke zu sagen, wurde ein Fest im Jakobsschulhaus ausgerichtet, ein Kino­abend im Filmforum veranstaltet und das traditionelle Sommerfest im Fischerheim Neusitz abgehalten. Eine schöne Möglichkeit zur Anerkennung der Arbeit und zur Pflege der Geselligkeit, die nicht minder wichtig ist. Der Alltag verlangt nach Auszeit und neuer Kraft für Körper und Geist, um Mitmenschen Zeit zu schenken und ihnen Gesellschaft und Unterstützung im Alltag zu schenken.
Die Vorstandschaft wurde bei der Versammlung ohne Gegenstimmen entlastet und wiedergewählt. Vorstand Joachim Greis ist seit zwei Jahren im Amt. Der studierte Mathematiker und Physiker zog im Ruhestand mit seiner Frau von München in deren Heimat nach Rothenburg und pflegt soziale Kontakte, statt die Hände in den Schoß zu legen. Die Aufgabe der Wegwarte – Alleinlebenden und alten Menschen zu helfen und sie an dem sozialen Leben mehr teilhaben zu lassen – ist ihm „sehr wichtig“.   Sein Wunsch: Dass die Funktion der Stellvertreterposition besetzt wird. Um die Finanzen kümmert sich Sigrid Schliwa und um den Schriftverkehr Günter Körber. Als Beisitzer unterstützen Brigitte Deeg, Doris Meister und die beiden neu gewählten Anni Fiedler und Regina Flemming den Vorstand.
Erika Jungermann hatte nach zwanzig Jahren Beiratstätigkeit nicht mehr kandidiert. Auch Margret Hilliges und Anneliese Jubisch waren nicht mehr zur Wahl angetreten und wurden vom Vorstand mit einem Geschenk verabschiedet als Würdigung ihrer Arbeit.
Das Büro unter den Rathausarkaden musste die „Wegwarte“ wieder verlassen. Die Nachbarschaftshilfe ist jetzt im Verwaltungsgebäude der Stadtverwaltung am Grünen Markt untergebracht, wo sie dienstags von 9 bis 11 Uhr und donnerstag von 16 bis 18 Uhr erreichbar ist. Der Besprechungsraum befindet sich im Erdgeschoss direkt neben dem Fahrstuhl und der Treppe. Die Telefonnummer 09861/404-252 ist gleich geblieben. Außerhalb der Dienstzeiten kann  auf dem Anrufbeantworter eine Nachricht hinterlassen werden.
Bürgermeister Dieter Kölle würdigte in seinem Grußwort die Wegwarte als „sehr wichtigen sozialen Verein in Rothenburg“. Die Stadt unterstützt die ehrenamtliche Tätigkeit des 129 Mitglieder zählenden Vereins durch die kostenlose Überlassung der Räumlichkeit und des Telefons. Sein herzliches Dankeschön galt der ge-samten Vorstandschaft und allen Helfern für ihren Einsatz, verbunden mit dem Wunsch, dass immer genügend Ehrenamtliche neu hinzukommen.
Der SPD-Ortsvorsitzende Christoph Rösch erinnerte in seiner kurzen Rede daran, dass seine Partei Gründungsmitglied der Wegwarte ist. Die Nachbarschaftshilfe leiste auch eine wichtige Funktion für Migrationsfragen und Integration. Wer eine ehrliche, zugewandte Freundlichkeit zu seinem Prinzip erhebt, der erfährt das gute Gefühl, etwas Positives für andere getan zu haben und auch für sich selbst. eb/sis

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