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Den eigenen Körper besiegt

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Triathlet Andreas Lassauer bestand das härteste Rennen der Welt auf Hawaii

ROTHENBURG/HAWAII – Eiserner Wille und Selbstzwang für Leistung und Erfolg trugen Triathlet Andreas Lassauer (29) bei der Ironman-Weltmeisterschaft auf Hawaii nach 9:56:49 Stunden ins Ziel. Das 29-jährige Mitglied beim TSV Rothenburg und Mitarbeiter im Bauamt der Stadt Rothenburg, meisterte die härteste Prüfung seiner sportlichen Karriere und konnte seine hochgesteckten Erwartungen sogar übertreffen.

Persönlicher Zieleinlauf: Andreas Lassauer reißt vor Freude die Arme hoch. Foto: Mayer

Persönlicher Zieleinlauf: Andreas Lassauer reißt vor Freude die Arme hoch. Foto: Mayer

Nach einem angehängten Urlaub auf der Pazifikinsel kehrte Andreas Lassauer am vergangenen Wochenende zurück in die Heimat, denn die Pflicht ruft. Der Gebsattler war nicht der erste Triathlet aus der Region, der an dem härtesten Rennen der Welt teilnahm. Jürgen Kartes und Jens Laudenbacher waren schon mit von der Partie. Aber das ist viele Jahre her.

Wer einzuschätzen weiß, welche Belastung schon bei einem Marathon der Körper erträgt, kann sich vorstellen, wie sich ein Ironman im Ziel fühlt. Unendlich glücklich. Aber auch unendlich erschöpft. In Kopf und Körper. Die Ironman-Meisterschaft ist das Mekka für alle Triathleten. Ein kleiner Ort auf der Insel, der sich alljährlich auf den Mythos einlässt. lockt die besten Athleten der Welt. Profis und Amateure. Die Teilnehmer müssen sich bei einem lizenzierten Ironman-Wettbewerb qualifizieren, um einen der rund 2500 Startplätze zugewiesen zu bekommen. Bei den Altersklassen-Athleten (Amateure) erfolgt die Vergabe getrennt nach Geschlecht und Altersklasse. Auch das nötige Quäntchen Glück gehört dazu.

Andreas Lassauer genügte bei seinem entscheidenden Rennen in Zürich ein sechster Platz für die Hawaii-Qualifikation in seiner Altersklasse 25 bis 29 Jahren. Mitkonkurrenten verzichteten aus privaten oder beruflichen Gründen auf die Teilnahme an der Weltmeisterschaft. Der Wettbewerb ist ein großes Draufzahlgeschäft. weil es keine Antrittsgelder und kaum Preisgelder gibt. Das gibt der Ironman-Szene immer noch einen idealistischen Anstrich. Auch Andreas Lassauer scheute keine Kosten und Mühen. Gesponsert wurde er von den Rothenburger Stadtwerken und vom Gesattler Fensterbetrieb Weinhardt.

Um sich an Zeitumstellung und Hitze zu gewöhnen, war der Triathlet bereits zehn Tage vor dem Wettkampf in den Pazifikstaat geflogen. Beim 3,8 Kilometer schwimmen im Meer sind Salzwasser, Wellengang und die hohe Leistungsdichte eine besondere Herausforderung. Den kürzesten Weg bis zur Wendeboje in der Bucht von Kailua Kona nach 1,9 Kilometern hat ein Athlet, wenn er sich beim Start am rechten Rand positioniert.

Platzgerangel

Bei seinem Ironman-Debüt mischte sich Andreas Lassauer unter eben jene Gruppe ambitionierter Sport­ler und musste schnell einen Unterschied zu so manchem Wettkampf in Deutschland feststellen. In dem Gewimmel und Gerangel fällt es schwer, einen konstanten Schwimm-Rhythmus zu finden. Man ist ständig in Positionskämpfe verwickelt. Etwas mehr als eine Stunde benötigte er für die Distanz.

Beim 180 Kilometer Radfahren lernte der Einzelkämpfer den tückischen Gegenwind auf der berüchtigten Strecke kennen. Die Anstrengung machte sich in Form von müden Beinen bemerkbar. Immerhin konnte er etliche Plätze gutmachen mit seiner Zeit von 5:03 Stunden.

Der anschließende Marathon begann für den Franken schmerzhaft. Die ersten zehn Kilometer der 42,2 Kilometer langen Strecke entlang der legendären Promenadenstraße Alli Drive sind für Teilnehmer seit jeher der Inbegriff für die Qualen. In Form eines gemeinen Muskelkaters und Gelenkschmerzen. Auch der Magen rebellierte und zwang Andreas Lassauer zu drei Zwangspausen auf dem Dixiklo. Er musste den hohen Salzhaushalt dosiert mit Wasser ausgleichen – und erholte sich.

Richtig hart wurde der Lauf nach dem Anstieg aus der Stadt hinaus. Doch das konnte das TSV-Mitglied nicht aufhalten. Mit letzter Kraft kam er beim Marathon in 3:38 Stunden und insgesamt 9:56:49 Stunden ins Ziel – und blieb damit unter der 10-Stunden-Marke. Hinterher überwogen Freude und Stolz, die härteste Prüfung der Karriere gemeistert zu haben.

Einheimische Fans an der Strecke

Die Rothenburgerin Anke Mayer und ihr Mann hatten den Haiwaii-Urlaub auf die Zeit der Ironman-Weltmeisterschaft gelegt und feuerten Andreas Lassauer lautstark an. Von dem Ehepaar stammen auch die hochaufgelösten Fotos als schöne Erinnerung an ein eindrucksvolles Erlebnis.

Haiwaii-Champion wurde Jan Frodeno. Der Europameister gewann die Weltmeisterschaft. Der 34-jährige Kölner siegte in 8:14.40 Stunden und verwies damit alle Konkurrenten in die Schranken. Rang zwei ging an den unglaublich stark laufenden Andreas Raelert (39) aus Rostock. Auch bei den Frauen lief das Rennen fast so ab, wie die Europameisterschaft Anfang Juli in Frankfurt. Die Schweizerin Daniela Ryf feierte nach 8:57:57 Stunden ihren größten sportlichen Erfolg. Zu einem der ältesteren Teilnehmer gehörte ein Hesse. Der Offenbacher Wolfgang Reuter (65) überquerte die Ziellinie nach 13:17:38 Stunden und durchlebte wie alle Tria­thleten einen Tag mit Höhen und Tiefen. sis


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