Filmgruppe der Realschule begleitet Sanierung des Hauses in der Judengasse 10
ROTHENBURG – Es gibt wohl kaum einen Jugendlichen, der nicht schon mal mit seinem Smartphone ein kurzes Video gedreht hat, um es auf sozialen Medien zu teilen. An der Oskar-von-Miller Realschule kann man beim Video-Team-Rothenburg (ViTeRo) lernen, worauf es beim Drehbuchschreiben, der Kameraführung, sowie Ton und Licht wirklich ankommt, um ein ansprechendes Endprodukt zu erhalten.
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Wandeln auf den Spuren von Steven Spielberg (v.l.): Philipp, Daniel, Philip, Liam und David (Tim fehlt auf dem Foto). Foto: Scheuenstuhl
Dieses Wahlfach war zu Beginn Teil der Dokumentarfilmgruppe von Thilo Pohle. Eigentlich wollte man dies so weiterführen, doch letztlich hat man sich dazu entschlossen, eigene Wege zu gehen, um inhaltlich einen ergänzenden Bereich abdecken zu können. Denn während die Dokumentarfilmgruppe einen bedeutenden Beitrag dazu leistet, den Wissensschatz von Zeitzeugen aus der Region für die Nachwelt zu bewahren, konzentriert sich „Vitero“ auf junge Menschen und ihre Fähigkeiten.
Talent und Geschick
So werden in der Reihe „Schülerwelten“ Kinder und Schüler vorgestellt, die ein beeindruckendes Talent oder Geschick besitzen und sich dafür – aber auch für andere – einsetzen. In den drei Jahren, in denen dieses Wahlpflichtfach bereits angeboten wird, schaute man bereits einem Mitschüler (Diego) über die Schulter, der selbst schmiedet und hielt die Parcour-Sportler in bewegten Bildern fest, wie sie allerlei Hindernisse überwinden.
Im laufenden Schuljahr wollen sieben Jungs – Philipp, Daniel, Philip, Liam, David und Tim – mehr über die hohe Kunst des Filmes lernen. Die Leitung von „Vitero“ haben die Lehrerinnen Simone Leitner und Melanie Nowarra inne. Doch die Filmschüler sollen das Projekt soweit wie möglich selbstständig umsetzen, inklusive Thema wählen, Drehbuch schreiben, filmen, schneiden und das Werk fertigstellen. Es soll also ein Film von Schülern über Schüler für Schüler werden, denn Vorführungen finden bei Jahrgangsstufenversammlungen sowie bei Schulfesten und auf Wunsch statt.
In ihrem aktuellen Projekt begleiten die Filmschüler Lukas Fischer. Der Rothenburger widmet sich zur Zeit nämlich einer nicht alltäglichen Tätigkeit für einen Zehntklässler: Er darf den archäologischen Experten bei den Vorarbeiten zur Sanierung des Hauses in der Judengasse 10 durch das „Kulturerbe Bayern“ zur Hand gehen.
Strikt nach den Vorgaben
Über einen entsprechenden Aushang in der Schule sei er dazu gekommen, erzählt er. Da er sich schon immer für Geschichte interessiert hat, war dieses Projekt ideal für ihn. Er arbeitet dabei strikt nach den Vorgaben der Fachleute. Seine Vorstellung, dass man dabei nur mit Pinsel und Schäufelchen ganz behutsam ans Werk geht, hat sich mittlerweile etwas revidiert. Denn manchmal muss man auch etwas gröber vorgehen, um sich durch die übereinanderliegenden Schichten zu arbeiten.
Bei seiner Arbeit lernt Lukas Fischer viel über Architektur und Geschichte. Er könnte sich durchaus vorstellen, sich beruflich in diese Richtung zu orientieren. Das übergeordnete Ziel des Films ist es, die Realschüler für die „Wertigkeit eines Baudenkmales vor Ort und die Denkmalpflege im Allgemeinen zu sensibilisieren“, schreibt Hans-Gustav Weltzer, Kunstlehrer an der Realschule und Ausschussmitglied beim Verein Alt-Rothenburg“ in der Projektbeschreibung.
Blick ins Mittelalter
Das konstruktive Fachwerkgefüge des Hauses ist dendrochronologisch auf das Jahr 1409 datiert. Zudem besitzt es im Keller eine Mikwe (rituelles Tauchbad). Dank der relativ guten und in großen Teilen noch aus der Bauzeit vorhandenen Bausubstanz bietet sich den Schülern mit diesem Objekt eine einmalige Möglichkeit, einen „Blick ins Mittelalter“ zu werfen. Fächerübergreifend können die Bereiche Geschichte, Biologie, Religion/Ethik und Kunst mit einbezogen werden. mes