Quantcast
Channel: Aus der Stadt – Fränkischer Anzeiger
Viewing all articles
Browse latest Browse all 1548

Ab in ein neues Zuhause

$
0
0

Noch im laufenden Jahr zieht die Projektschmiede aus und um

ROTHENBURG – Bald ist es soweit. Die Projektschmiede zieht um. Raus aus dem ehemaligen Schlachthofgebäude und rein in die leerstehende Lagerhalle in der Ansbacher Straße, die vor kurzem noch von der Firma Schopf genutzt wurde. Um die Beschäftigungsinitiative erfolgreich zu erhalten, ist dies kein schlechter Weg und eine Alternative gab es ohnehin nicht.

Wird in der zweiten Jahreshälfte von der Projektschmiede bezogen: Die Lagerhalle in der Ansbacher Straße.                       Fotos: Götz

Wird in der zweiten Jahreshälfte von der Projektschmiede bezogen: Die Lagerhalle in der Ansbacher Straße. Fotos: Götz

Für das städtische Schlachthofgelände interessiert sich ein auswärtiger Investor. Die Stadt steht mit ihm in ernsthaften Verhandlungen. Karl Dehm, Vorsitzender des Projektschmiede-Vereins sieht den Umzug mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Der neue Standort bietet Chancen, besitzt dafür vergleichsweise wenig Charme.

Es ist eine mittelschwere Herkulesaufgabe, die es für den Verein „Projektschmiede“, eine Beschäftigungsinitiative zur Wiedereingliederung (langzeit)arbeitsloser Menschen, in nächster Zeit zu erledigen gilt. Karl Dehm und Anke-Johanna Lautner, die dem Verein vorsitzen und dessen Leitung ehrenamtlich ausüben, haben alle Hände voll zu tun.

Es ist nicht der Umzug vom einen Gebäude in das andere. Es sind die Anträge und Verträge, die Gespräche, Mails und Anrufe, die Öffentlichkeitsarbeit, die Suche nach Unterstützern und finanziellen Zuschüssen, die diesen Standortwechsel so aufwendig und kompliziert machen. Wieso nicht alles beim Alten bleibt? Weil man einhergehend mit dem Wechsel der Räumlichkeiten aus der Projektschmiede eine gGmbH, also eine gemeinnützige Gesellschaft mit beschränkter Haftung macht.

Bald kein Sozialkaufhaus mehr: Das Schlachthof-Gebäude.

Bald kein Sozialkaufhaus mehr: Das Schlachthof-Gebäude.

Das schafft Vorteile, vor allem in finanzieller Hinsicht. Man kommt so leichter an Fördergelder. Zum Beispiel an die aus dem Fördertopf der „Aktion Mensch“, eine sich durch Lotterieeinnahmen finanzierende Sozialorganisation. 500000 Euro stellen die für eine fünfjährige Aufbauphase eines Integrationsbetriebs zur Verfügung. Wahrscheinlich bekommt die Rothenburger Projektschmiede die Förderung. Ab ersten April beginnt ein Vorlaufprojekt. „Aktion Mensch“ bezahlt ein halbes Jahr lang eine Fachkraft für zehn Stunden pro Woche, um die Betriebsgründung voranzutreiben.

Möglich sind sogar weitere 500000 Euro aus demselben Topf, ließe sich ein „Zuverdienstprojekt“ etablieren. Hierbei können psychisch benachteiligte Menschen eingestellt werden, die im Rahmen ihrer Arbeit bei der Projektschmiede bestimmte Aufträge von externen Unternehmen ausführen, die ihrem Können entsprechen. Denkbar wäre eine Zusammenarbeit mit den Firmen Biedermann und Käthe Wohlfahrt.

Das Weihnachtsartikelunternehmen spendete erst vor kurzem 5000 Euro an den Verein. Der Verdienst der Mitarbeiter stünde bei dem Projekt im Hintergrund, ihnen soll vor allem eine Tagesstruktur und ein ergotherapeutisch angeleitetes Arbeiten ermöglicht werden. Um überhaupt finanziell in einer Größenordnung, wie der der „Aktion Mensch“ gefördert zu werden, müssen zwischen 40 und 50 Prozent der Belegschaft mit besonders benachteiligten Menschen (psychische oder körperliche Behinderung) besetzt werden. So bekommt man dann auch einen niedrigeren Steuersatz von sieben Prozent zugeschrieben. Besonders entscheidend ist auch ein langfristiger Mietvertrag. Der ist jetzt wohl möglich und liegt bei zehn Jahren.

Bei der Miete profitiert die Projektschmiede von Vergünstigungen. Das ehemalige Schopf-Gebäude gehört der „Stiftung Schmidt“, welche von der Beschäftigungsinitiative einen deutlich reduzierten Quadratmeterpreis verlangt. Schon jetzt hat man in der Industriestraße 7, einer Halle des Bilderrahmenherstellers Biedermann, ein Gebrauchtwarenlager eingerichtet. Das bleibt auch nach dem Umzug erhalten. Und auch dort profitiert man von einer günstigen Miete.

Insgesamt hat man so nach dem Umzug eine Fläche von über 1000 Quadratmetern zur Verfügung, mehr als im ehemaligen Schlachthof. Dass dieser verkauft wird, ist noch nicht final entschieden. Von Seiten der Stadt wollte man der Projektschmiede aber nicht noch einmal einen langfristigen Mietvertrag über zehn Jahre anbieten, welchen die aus genannten Gründen braucht. Schließlich hätte man sich so in den Entwicklungsmöglichkeiten des städtischen Geländes eingeschränkt. Für den Fall, dass ein Investor Interesse zeigt, wie jetzt geschehen, hätte man ihn abweisen müssen.

„Es ist schon ein erzwungener Standortwechsel, aber letztlich einer, der zu unserem Vorteil ist“, sagt Karl Dehm. Eine nötige Instandsetzung des Schlachthofs wäre sehr teuer geworden. Außerdem könne man hier (in der neuen Halle) das ganze Jahr über arbeiten, schließlich könne durchgehend geheizt werden. „Da sich die Fördergelder wohl erhöhen, können wir vielleicht sogar bis zu drei neue Mitarbeiter einstellen. Nur leider müssen wir mit einer Industriehalle vorlieb nehmen. Der jetzige Standort hat da einfach mehr Charme.“ Der bleibt noch bis in die zweite Jahreshälfte 2016 erhalten. „Endgültig raus müssen wir wahrscheinlich im November oder Dezember“, sagt Dehm. Es bleibt also noch Zeit, den Umzug und all das, was an ihm hängt, geordnet und professionell zu meistern.

Für Karl Dehm und Anke-Johanna Lautner ist es für ein Ehrenamt trotzdem ein anstrengendes Unterfangen. Und ohne sie würde es nicht funktionieren mit dem Umzug, wahrscheinlich nicht mal mit der Initiative. Auch wenn sie sich gerne im Hintergrund halten, am meisten profitiert der Betrieb von ihnen. og


Viewing all articles
Browse latest Browse all 1548

Latest Images

Trending Articles