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Mit viel Frust am Samstag

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Die 9. Frühlingsstadtmosphäre litt unter den Wetterlaunen am Wochenende

ROTHENBURG – Da hat man am besten ein Dach überm Kopf und freut sich, dass man nicht draußen sein muss oder heizt sich gleich kräftig ein in der Sauna. Bei Dauerregen und Temperaturen von kaum über 6 Grad fielen viele der geplanten Außenaktiviäten am ersten Tag der 9. Frühlingsstadtmosphäre komplett ins Wasser. Dabei hatte sich beim offiziellen Start auf der Bühne vorm Rathaus die Volkstanzgruppe Geslau noch regenresistent gezeigt. Sie versuchte bei ihrem Auftritt, die Wetterlaunen zu ignorieren so gut es ging.

Eröffnung am Samstagnachmittag im Regen: Die Geslauer Volkstanzgruppe auf der Bühne. Fotos: Weber

Eröffnung am Samstagnachmittag im Regen: Die Geslauer Volkstanzgruppe auf der Bühne. Fotos: Weber

Was natürlich trotz aller Unverzagtheit nur mäßig gelang. Abgesehen von den Trachten-Jacken die im Dauernass Schaden nehmen können, ist es ja nicht unbedingt ein Honigschlecken, im strömenden Regen zu agieren und so zu tun, als hätten die Zuschauer ihre Schirme aus Versehen aufgespannt.

Bühne geräumt

Auch die Cheerleader-Riege der „Franken Knights“ trotzte noch den äußeren Bedingungen, bevor der Betrieb auf der Bühne eingestellt werden musste. Der Regen hatte den Belag zu rutschig gemacht und einen Unfall wollte keiner riskieren.

Die insgesamt als Freiluft-Veranstaltung angelegte Frühlingsstadtmosphäre konnte bei dem miesen Wetter am ersten Tag allenfalls gebremsten Charme versprühen. Wo es ging, versuchten Anbieter und Beteiligte ihre Ware beziehungsweise ihre Ausstattung vor dem Dauerregen zu schützen.

So manche(r) verzichtete lieber ganz darauf, sich draußen zu präsentieren. Allenthalben waren Folien aufgespannt und an Pavillons, die in Windeseile errichtet worden waren, lief der Regen in Rinnsalen ab. Glücklich konnten sich nur jene schätzen, die von vornherein auf Aktion oder auf Präsentation unter Dach gesetzt hatten.

Bei klammen Temperaturen und Dauerberieselung von oben wollte aber insgesamt einfach nicht die Stimmung aufkommen, die es braucht. Der geplante Bummel durch die Altstadt mit möglichst vielen Verweilstationen unter freiem Himmel wurde für viele der Besucher unter diesem Vorzeichen zum Schnelldurchlauf unterm Regenschirm.

Die Suche nach einem Dach über dem Kopf, wo man sich vor dem Regen zurückziehen und sich wieder auf Temperatur bringen konnten, stand deutlich im Vordergrund. Glühwein und Punsch standen hoch im Kurs statt Maibowle und Co.

Selbst Attraktionen wie die Bulldog-Oldtimer auf dem Grünen Markt, die von den Leuzenbronner Traktorfreunden aufgeboten worden waren, machten kaum einen Stich. Sonst drängen sich um diese Zeugnisse der landwirtschftlichen Technisierungswelle nach dem letzten Krieg nur so die Bewunderer, und zwar gleich von Anfang an. Diesmal war damit bei dem miserablen Wetter kaum einer hinter dem Ofen vorzulocken am ersten Tag der Frühlingsstadtmosphäre 2016. Oldtimer-Kiebitze auf dem Grünen Markt? Bis auf eine einzige Ausnahme keiner, als wir dort am Samstag beim Auftakt vorbeischauten!

Allenthalben gähnende Leere auch auf den Außenplätzen vor den gastronomischen Betrieben. Selbst Straßenmaler Marcel aus Würzburg, der sich eigentlich in der Herrngasse präsentieren wollte beim Gestalten eines Kunstwerks auf Leinwand, musste sich unter Dach im Südteil des Rathaus-Lichthofs zurückziehen.

Ganz junge Bewunderer bestaunten dort das Werden seines Bildes. Das unter seinen Kreidestrichen entstehende Plönlein-Motiv war nach Ende der zwei Tage zur Versteigerung vorgesehen und sollte die Arbeit des Arbeitskreises Asyl unterstützen.

Da die Marktplatz-Bühne ihre Bestimmung als zentrale Präsentationsfläche der Veranstaltung aufgeben musste, schalteten die Organisatoren um. Dort vorgesehenes Programm wurde in den schützenden Lichthof des Rathauses verlegt. Die drei Musiker von „Sonic Horizon“ konnten bei Dauerregen draußen immerhin ein paar Handvoll Zuhörer um sich scharen und für ihren Sound begeistern.

Etwas Hoffnung

Am Abend stellten sich dann überraschend noch ein paar Sonnenstrahlen ein. Das ließ auf den nächsten Tag hoffen, Positiv gestimmt gingen die Zuhörer von „Mrs. Magpie“ mit auf die Zeitreise durch die letzten fünf Jahrzehnte der Rock- und Pop-Geschichte.

Blauer Himmel am Morgen bei allerdings deutlichen Minusgraden versprach insgesamt besseres Wetter für den zweiten Tag der Frühlingsstadtmosphäre 2016. Allerdings wurden die Hoffnungen gedämpft, als schon am Vormittag wieder dicke Wolken aufzogen.

Sie brachten bei Temperaturen von nur wenig über dem Nullpunkt anfangs Graupelschauer. Später gingen gar dicke Schneeflocken nieder, die sich, wenn auch nur für kurze Dauer, wie ein Flaum über vieles legten.

Alles andere als schöne Vorzeichen für das am Nachmittag anstehende Programm. Da konnte sich glücklich schätzen, wer bei seinem Angebot wetterunabhängig geplant hatte. Hinter den schützenden Scheiben zogen beispielsweise Models auf im Modehaus vor dem Weißen Turm im Stile der „Living Dolls“, der lebenden (Schaufenster-)Puppen. Sie holten sich bewundernde Blicke und luden mit einem Lächeln ein zu einem Rendezvous mit der neuen Mode. Für die passenden Klänge dazu sorgte die Band El’häuser. Sie spielte vor dem Eingang auf und steuerte mit heißen Rhythmen aus der Karibik gegen die hiesigen Wettereskapaden.

Gestern nachmittag: Kreativer Haarschmuck vorm Rathaus.

Gestern nachmittag: Kreativer Haarschmuck vorm Rathaus.

Zum Glück machten Regen und Schnee anschließend eine Pause, als die Gemeinschafts-Modenschau auf dem Laufsteg an der Marktplatzbühne auf dem Programm stand. Zum ersten Mal konnte so etwas wie Stimmung aufkommen. Hunderte von Zuschauern sparten nicht mit Applaus, als die Models unter Moderation von Silke Sagmeister-Eberlein mit viel Schwung vorführten, was die modebewusste Dame in der anstehenden Saison trägt, und zwar als Oberbekleidung und auch als schmückende Frisur.

Auch Stadtmosphären-Projektleiterin Ariane Koziollek konnte ein bisschen aufatmen. Allerdings ändert das wohl nur wenig an der Einsicht, die sie gegen Mittag als vorläufige Bilanz auf Anfrage unserer Redaktion geäußert hatte. Rothenburg wäre mit den bisherigen Erfahrungen gut beraten, seine Frühlings-Stadtmosphäre künftig wenigstens ein Stück wetterunabhängiger zu gestalten, betont sie.

Was damit gemeint ist? Mit einer Mischung von Freiluft- und Unter-Dach-Punkten im Programm ließe sich unnötiger Frust vermeiden, im Sinne aller Beteiligten. -ww-


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