„Ort der Vielfalt“ und Goethe-Gesellschaft luden zu gemeinsamer Veranstaltung
ROTHENBURG – Die zweite Interkulturelle Woche startete unter dem Motto „Heimat – Sprache – Poesie“ mit Kostproben von Gedichten aus den Heimatländern einiger hier nun heimisch gewordenen Menschen.
Herbert Krämer-Niedt, Vorsitzender der Goethe Gesellschaft Rothenburg leitete den Abend mit einer sachlichen thematischen Einführung zum Thema Migrations- und Fluchtursachen ein und bereitete die Beiträge der Teilnehmer mit prägenden historischen Gegebenheiten und kulturellen Leistungen des jeweiligen Landes auf. Moderator Peter Noack erinnerte dabei an den 3000 Jahre alten Mythos von der Babylonischen Sprachverwirrung (Turm von Babylon), und wies in diesem Zusammenhang auf ein tieferes Verständnis über die Menschlichkeit hin, das über die Sprache hinausgehe, auf das Lachen, über Freundschaften, über Spiele und weitere.

:Kulturelle Vielfalt leben: Dazu sind nicht nur die Politik, sondern auch die Bürger gefordert. Fotos: akg
Die Babylonier wussten wohl auch schon und wir heute wissen natürlich, dass es nie eine Menschheit gab, die mit einer Zunge gesprochen hätte. Aber aus der Geschichte spricht die Sehnsucht, dass wir Menschen uns verstehen, auch wenn wir verschiedene Sprachen sprechen. Die Wirklichkeit dieser Welt sei gottseidank nicht nur schwarz und weiß, sondern auch rot, grün, blau, braun, gelb… Musikalisch wurde der Abend von karibischen Klängen des Künstlers Nelson Cruz begleitet.
Hailing Shen (China), Hamit Soltani (Iran), Makiko Mura (Japan), Antonia Nakamura (Kroatien),Mihaela Silaghi (Rumänien), Ksenia Miroshnikova (Russland), Abdulrahman Aljomaa Aldakhiel (Syrien), Aylien Ertop (Türkei), Ildiko Ortolino (Ungarn) und Hung Van Le (Vietnam) trugen Gedichte in ihrer Heimatsprache vor und vermittelten deren Thematik und Inhalte anschließend in Deutsch.
Konzentriert und aufmerksam lauschten die Zuschauer den Klängen fremder Worte und Verse, und lernten bei dieser Gelegenheit die Worte „guten Abend“ und „Danke“ in der jeweiligen Landessprache. Die Unterschiedlichkeit der Weltländer, Weltsprachen und Weltbürger und dennoch diese literarischen Gemeinsamkeiten, die sich in der Sehnsucht nach Frieden, in der Liebe zum Leben und zur Heimat, der Dankbarkeit und der Suche nach dem Verständnis des Seins beschäftigten, beeindruckte und rührte die anwesenden Zuschauer, darunter auch zahlreiche Stadträte.
Oberbürgermeister Walter Hartl betonte als Schirmherr der interkulturellen Woche stellvertretend für die Stadt Rothenburg als bekennender Ort der Vielfalt, wie bereichernd es für Rothenburg ist, dass hier Menschen aus über 70 Nationen leben. Er lobte den Einsatz der Bürgerinnen und Bürger, die sich im Arbeitskreis Ort der Vielfalt und im Migrationsbeirat engagieren, denn gerade in diesen Zeiten ist es sehr wichtig, sich für unsere demokratischen Werte und Verständigung einzusetzen. Im Rahmen der interkulturellen Woche bis Montag, 3. Oktober, veranstaltete der Arbeitskreis Ort der Vielfalt des Weiteren einen Spielnachmittag im integrativen katholischen Kindergarten St. Johannis.
Geplant ist ein Abend der Begegnung in der Reichstadthalle am morgigen Freitag, ab 17 Uhr. Der Tag der offenen Moschee und Kirche findet am Montag, 3. Oktober, ab 10.30 in Heilig Geist mit anschließendem Gespräch in der Moschee und gemeinsamen Essen zum Abschluss statt. Am kommenden Samstag veranstaltet der Migrationsbeirat ein internationales Fußballturnier unter dem Motto „Respekt“ in der Sporthalle Bleiche. Die Organisatoren freuen sich auf zahlreiche Besucher und jede Menge Gelegenheit zur Begegnung. akg