Bedeutende Sammlung in Rothenburg zu sehen
ROTHENBURG – Am kommenden Wochenende wird den Aktivitäten Rothenburgs im Rahmen der Reformationsdekade mit der Eröffnung der Sonderausstellung zu den Medien in der Reformation im Reichsstadtmuseum ein weiterer Höhepunkt hinzugefügt.
Freilich schon aufgrund der räumlichen Kapazitäten in einem kleineren Format als die große Sonderausstellung im Mittelalterlichen Kriminalmuseum, wird die Ausstellung im Reichsstadtmuseum dennoch mit herausragenden Ausstellungsobjekten aufwarten. Hervorzuheben ist, dass die Flugschriftensammlung, aus der verschiedene Exemplare gezeigt werden, eine der bedeutendsten und umfangreichsten Sammlungen dieser Art in Süddeutschland ist und zum ersten Mal überhaupt der Öffentlichkeit präsentiert wird.

Gute Vorbereitung ist alles: Handwerk und Museumsleitung arbeiten dabei Hand in Hand. Fotos: Schäfer
Zur Lutherdekade widmen sich gleich zwei außergewöhnliche Sonder-Ausstellungen dem Thema. Während man im Mittelalterlichen Kriminalmuseum bereits seit Mai die Ausstellung „Luther und die Hexen“ besuchen kann, wird nun im Reichsstadtmuseum die Ausstellung „Medien der Reformation – Kampf der Konfessionen“ eröffnet. Diese beleuchtet die Konflikte jener Zeit und zeigt, welche Rolle gerade dem gedruckten Wort zukommt, denn die Reformation wäre wohl niemals zu einem so umwälzenden Ereignis für Europa, ja für die ganze Welt geworden, hätte es die Fortschritte im Buchdruck nicht gegeben.
Luthers Schriften machten in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts ein Drittel der deutschen Buchproduktion aus. Seine Bibel erreichte eine Auflage von gut 500000 Exemplaren. Daneben wurden massenweise Flugschriften gedruckt, die reißenden Absatz fanden und von Protestanten wie Katholiken genutzt wurden, um neben Lehrmeinungen auch derbe Schmähungen und Hasspredigten über das jeweils andere konfessionelle Lager im Volk zu verbreiten. Verführung beziehungsweise der Aufruf zu Terror und Zerstörung sowie „Shitstorms“ sind also keine Erfindung der modernen Medien.
In Rothenburg wird seit Jahrhunderten eine überaus wertvolle und umfangreiche Sammlung solcher Flugschriften aufbewahrt, die der Ansbacher Kanzler Georg Vogler der Stadt nach seinem Tod 1550 hinterließ. Die teils aufwändig illustrierten Flugschriften, darunter Drucke von Albrecht Dürer oder Lucas Cranach der Ältere, veranschaulichen in der Ausstellung gemeinsam mit modernen Medien, die zum Beispiel den Glaubensstreit des 16. Jahrhunderts in die heutige Welt von Facebook und Co. verlegen, den erbittert geführten Glaubens- und Kulturkampf der Reformationszeit. Darüber hinaus vermitteln ausgewählte Objekte der herausragenden Waffensammlung der Stiftung Baumann Eindrücke von einer blutigen Folge des Glaubensstreites, dem Bauernkrieg, der auch vor den Toren der Stadt Rothenburg tobte.
Vernissage für geladene Gäste ist am kommenden Samstagabend. Die kunsthistorische Einführung hält Museumsleiter Dr. Hellmuth Möhring. Jutta Striffler, Pflegerin des Reichsstadtmuseums, wird als Vertreterin der Stadt ein Grußwort sprechen. Für die Öffentlichkeit zugänglich ist die Ausstellung ab Sonntag. Die Öffnungszeiten im Oktober sind von 9.30 bis 17.30 Uhr, in den Wintermonaten von 13 bis 16 Uhr. sis