Singspiel in St. Jakob als verzückende Verbeugung vor dem Instrument
ROTHENBURG – Sie gilt als die Königin der Instrumente und als das schönste Instrument von allen: die Orgel, die mit ihren gewaltigen Klängen Kirchenräume und Konzertsäle erfüllt. Sie ist Begleiterin in frohen und schweren Stunden, sie jubelt laut, sie tröstet leise. Doch wie wird eine Orgel eigentlich gebaut? Das konnten die Besucher des Singspiels „Wir bauen eine Orgel“ in der Jakobskirche hautnah miterleben.

Der Kinderchor „Jakurrende“ und der Unterstufenchor des Reichsstadt-Gymnasiums konzertieren gemeinsam. Fotos: Schwandt
„Staunt und seht, wie ‘ne Orgel entsteht“, sangen die Kinder, und sie erklärten den Bau einer Orgelpfeife mit dem viereckigen Mund, den singenden Lippen, dem apart wirkenden Bart und dem „schönen Hut obendrauf“.
Der Kinderchor „Jakurrende“, Schülerinnen des Unterstufenchores und des Schulorchesters des Reichsstadt-Gymnasiums sowie der Erwachsenen-Projektchor ließen ihre Zuhörer auf heitere Weise die verschiedenen Registerklänge erleben, beginnend mit dem tiefsten Ton, dem Subbass, eindrucksvoll verkörpert von Dekan Hans-Gerhard Gross.
Kirchenmusikdirektor Ulrich Knörr improvisierte jedes der vorgestellten Register auf der großen Rieger-Orgel passend zum Text – so jubelte der Prinzipal auf allen vier Manualen, Trompeten und Posaunen erschallten und auch „Plopp – plopp, ja ich bin das Fagott und klinge auch ganz flott“ war zu hören, nicht zu vergessen, der „wunderschöne, zauberhafte Ohrenschmaus“ der in vielen Oktaven erschallenden Mixtur.
Die Kinder imitierten die vorgestellten Instrumente prächtig und waren begeistert bei der Sache, folgten ihrer Dirigentin Carolin Leyh aufmerksam und konzentriert, sie sangen zauberhaft und berührend. In herrlichem Dialog mit der Rieger-Orgel begleitete die B-Kirchenmusikerin Ljubow Grams, derzeit Kirchenmusikerin im Praxisjahr, an der neuen Truhenorgel, beide Instrumente sind klanglich aufeinander abgestimmt.
Für Truhenorgel
Die Idee, das Werk „Wir bauen eine Orgel“ (Textvorlage: Hilde Hache, Vertonung: Friedrich Grünke) aufzuführen, hatte Gudrun Gross. Sie leitete das Singspiel gemeinsam mit Carolin Leyh, Musiklehrerin am Reichsstadt-Gymnasium Rothenburg. Die Kirchengemeinde St. Jakob hatte das Meisterstück des Orgelbauers Dominik Friedrich, eine Truhenorgel mit drei Registern, käuflich erworben. Zuschüsse gab es dafür keine, doch etliche Spender und Orgelpfeifenpaten sorgten dafür, dass inzwischen immerhin zwei Drittel der Gesamtkosten in Höhe von 37000 Euro finanziert sind. Am Ende des Konzerts wurde schließlich auch um Spenden zugunsten der Truhenorgel gebeten.

Jakobschor in Aktion beim Konzert in St. Jakob : Kirchemusikdirektor Ulrich Knörr dirigiert Werke von J.S. Bach.
Doch es standen noch Vokalwerke von Johann Sebastian Bach auf dem Programm, die der Jakobschor anlässlich des 265. Todestages des großen Kirchenmusikers einstudiert hatte. Kirchenmusikdirektor Knörr hatte zu einem Wandelkonzert geladen, um bewusst verschiedene Räume der Kirche klanglich zu erschließen und so empfing der Chor die Zuhörer im Kirchenschiff mit „Ehre und Preis“ für fünfstimmigen Chor und Continuo aus dem Magnifikat von Johann Sebastian Bach.
Im Mittelpunkt stand die Motette „Lobet den Herrn, alle Heiden“ (BWV 230). Ein Freudenmotiv durchdringt das Werk, das in einer klanggewaltigen Halleluja-Fuge gipfelt. Der Jakobschor unter der Leitung von Kirchenmusikdirektor Ulrich Knörr bot eine vortreffliche Interpretation der anspruchsvollen Motette, die von Ljubow Grams an der Chororgel begleitet wurde. Und es gab noch einen Abendchoral zum Abschluss: „Der lieben Sonne Licht und Pracht hat nun den Tag vollführet, die Welt hat sich zur Ruh gemacht, tu Seel, was dir gebühret.“
Die jungen Chorsänger erhielten übrigens ein „Vogelpfeiferl“ als Dankeschön für ihr grandioses musikalisches Engagement um den „Bau einer Orgel“, und einige von ihnen wollten es auch gleich ausprobieren, natürlich nach dem Konzert und vor der Kirche. -sw-