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Channel: Aus der Stadt – Fränkischer Anzeiger
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Kein Geld für die Erweiterung

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Eher sollen Raumprobleme der Stadtbücherei durch Umzug gelöst werden

ROTHENBURG – Es scheint festzustehen: Für die Stadtbücherei wird es an ihrem jetzigen Standort in der Klingengasse zumindest in den nächsten Jahren keine Erweiterung geben. Statt Geld in eine Vergrößerung mit baulichen Veränderungen zu stecken, ist eher ein Umzug in passende Räumlichkeiten angedacht, sobald solche mit entsprechender Eignung zur Verfügung stehen.

Der Sitz der Stadtbücherei befindet sich im früheren Deutschherrnareal an der Jakobskirche.

Der Sitz der Stadtbücherei befindet sich im früheren Deutschherrnareal an der Jakobskirche.

Das hat Stadtbaumeister Michael Knappe deutlich gemacht. Nach all den Jahren, in denen die Einrichtung ihren dringenden Erweiterungsbedarf am angestammten Platz im früheren Deutschherren-Areal angemeldet hatte und immer wieder vertröstet wurde, löst das natürlich eine gewisse Enttäuschung bei Büchereileiterin Hannelore Hochbauer aus. Aber andererseits macht sie auch deutlich, dass sie die Hoffnung auf mehr Platz und entsprechende Unterbringung in absehbarer Zeit nicht aufgibt. Es werde auf jeden Fall weiter daran gearbeitet, den mit viel Engagement gesicherten Erfolg weiter auszubauen, betont sie.

Viel Licht, aber auch Schatten sieht Büchereileiterin Hannelore Hochbauer in ihrer letzten Jahresbilanz. Das hervorragende Abschneiden im bundesweiten Bibliotheksvergleich, zahlreiche gelungene Aktionen und gleichbleibend hohe Besucherzahlen stehen dem Rückgang der Gesamtausleihe um 7,6 Prozent und der erneuten Verschiebung der Bücherei-Erweiterung gegenüber.

Mit einem Bestand von 24642 Medien zum Jahresende 2015 und 93059 Entleihungen setzt die Einrichtung erneut eindrücklich Signal, unterstreicht Gefragtsein und Leistungsfähigkeit. Rund 2700 Medien konnten neu aufgenommen und 3500 verschlissene, veraltete oder nicht mehr gefragte ausgesondert werden. Weitere Gruppen der Sachliteratur sind nach der Bayerischen Klartextsystematik geordnet und damit übersichtlicher präsentiert.

Neu entstanden: der Themenkreis „Älter werden“ mit Literatur zur Vorbereitung auf den Ruhestand, zum Fitbleiben und zu Alterserkrankungen wie Demenz. Neu angeboten werden auch Lernspiele für Kinder. Per Lesestift lassen sich dort zusätzlich zum gedruckten Text per Lesestift auch Geräusche, Musik und weitere Informationen hören. Verbreitert worden ist angesichts der aktuellen Zuwanderungswelle das Angebot Deutsch lernen.

Nicht nur der Sommer

Um 7,6 Prozent ist die Zahl der ausgeliehenen Medien gesunken. Die größten Einbußen hat es in den sehr warmen Sommermonaten und im Oktober gegeben. Mit 9,4 Prozent am stärksten betroffen: der Kinder- und Jugendbereich. Allerdings ist das nicht nur dem Jahrhundertsommer anzulasten, sondern der digitalen Konkurrenz durch Smartphone und Co. Stark gestiegen sind die Ausleih-Zahlen im virtuellen Bereich. Hier kletterten die Zahlen um immerhin 19,99 Prozent.

kasten-bücherei

Neu angemeldet haben sich in den zwölf Monaten des letzten abgeschlossenen Jahres 354 Leser, darunter 39 Schulanfänger über die Aktion „Ein Leseausweis für die Schultüte“. Unter dem Strich nahezu gleich geblieben ist trotz der Hitzewelle mit knapp 36000 die Zahl der Besucher.

Hoch im Kurs steht die Stadtbücherei als Ort des Lesens, Spielens, Hausaufgabenerledigens und Recherchierens. 50 Zeitungen und Zeitschriften sind dort abonniert. Fünf PC-Plätze stehen zur Verfügung. Touristen rufen ihre Mails ab. Im Internet wird gespielt und gesurft. Ein Wermutstropfen für das Verweilen ist das knappe Platzangebot. Allein für die allwöchentliche Vorlesestunde muss ein Tisch weggeräumt werden und zwei Internetplätze im 1. Stock liegen dann immer vorübergehend auf Eis.

Die Leseförderung ist auch weiter ein besonderes Anliegen der Stadtbücherei. Rund 200 Schüler sind in diesen zwölf Monaten altersgerecht in die Nutzung der Einrichtung eingeführt worden. 13 mal kamen Vorschulgruppen der Kindergärten zu Themen wie Zahlen und Schrift zu Gast.

Aktivposten

Alphabet-Bücher aus aller Welt enthielt die Ausstellung „Buchstäblich anders“. Alle zwölf Klassen der Rothenburger Grundschule und zwei Gruppen der Montessori-Schule ließen sich durch die Schau führen und nahmen an einer anschließenden Arbeitsgruppe teil.

Zum Welttag des Buches sind in den fünften Klassen der Realschule neue, spannende Kinderbücher vorgestellt worden. Für 70 Oberstufen-Schüler des Gymnasiums gab es eine Einführung in die Katalog-Recherche und in die Fernleihe.

Auf insgesamt 114 Veranstaltungen mit 991 Teilnehmern hat es die Stadtbücherei im genannten Zeitraum gebracht. Stark ist der Anteil für Kinder. Das Spektrum reicht vom wöchentlichen Vorlesen über „Bücherzwerge“ und „Bücher in Bewegung“ bis hin zum Ferienprogramm und zur szenischen Lesung „Das magische Baumhaus“. Erwachsene konnten sich über die lange Kriminacht, zwei weitere Krimi-Veranstaltungen und den schon zur Tradition gewordenen Rundgang durch versteckte Gartenparadiese in der und um die Rothenburger Altstadt freuen.

Gut besucht war der gemeinsam mit dem Evangelischen Bildungswerk und der Volkshochschule veranstaltete Abend zum 70. Todestag des Theologen Dietrich Bonhoeffer. 180 Zuschauer kamen zum Welttag des Buches in die Kornsche Halle zu bunten Tucholsky-Texten. Veranstalter: die Stadtbücherei gemeinsam mit Kulturforum und Goethegesellschaft.Auch diesmal gestaltete das Bücherei-Team viele kleine und größere Buchpräsentationen zu jahreszeitliche Anlässen, Gedenktagen und aktuellen Themen.

Einen festen Platz in der Stadtbücherei hat seit vielen Jahren die Volkshochschule. Der Schreibtisch von Kerstin Frankenstein ist ein wichtiger Anlaufpunkt für Fragen rund um Kursinhalte und Anmeldungen, gerade bei Deutschlernenden. Zwei voll belegte Deutschkurse wurden, neben dem Integrationskurs, im Wintersemester 2015/2016 angeboten. Im Sommersemester gab es 34 Kurse und Vorträge mit 383 Teilnehmern. Im längeren Wintersemester, wurden 53 Veranstaltungen mit über 600 Teilnehmern angeboten. Sehr begehrt waren u.a. ein Kraul-Schwimmkurs und ein Feldenkrais- Workshop.

Seit dem Herbst können Vereine und gemeinnützige Institutionen sich mit einem Info-Tisch in der Stadtbücherei vorstellen – die Feuerwehr machte den Anfang. Es folgte der Hospizverein.

Mit Elke Geißendörfer wurde eine langjährige Mitarbeiterin in den Ruhestand verabschiedet. Die gelernte Buchhändlerin Andrea Burger schloss die entstandene Lücke. Wöchentlich 30 Ö̈ffnungsstunden mit Ausleihen, Rückgaben und Beratung, die komplette Einarbeitung von mehr als 2700 Medien, rund 260 Fernleihbestellungen in wissenschaftlichen Bibliotheken, 200 Veranstaltungen, Führungen, Aktionen und Ausstellungen sowie eine rege Ö̈ffentlichkeitsarbeit: das ist die Bilanz 2015 – bei 2,38 Stellen. die sich vier Personen teilen, kann sich das sehen lassen.

Platz schaffen

Im Juli verabschiedete sich Tanja Terhardt, die seit Oktober 2014 einmal wöchentlich im Rahmen ihres Freiwilligen Sozialen Schuljahres in der Stadtbücherei mitgeholfen hatte. Ihr Projekt war die Umstellung des Jugendsachbuchbestandes der Stadtbücherei auf die Bayerische Klartext-Systematik. Im Juli waren rund 700 Jugendsachbücher neu beschriftet und übersichtlich einsortiert – ein schönes Ergebnis des Einsatzes. Immer wieder stößt das Bücherei-Team bei der täglichen Arbeit an Grenzen. Fehlender Stauraum und Arbeits-Platz hinter der Theke, immer wieder Konflikte zwischen Leserinnen und Lesern auf Grund der Enge und Nähe verschiedener Bereiche oder Möbelrücken für Veranstaltungen und Aktionen erschweren die Arbeit.

Weiter vorangetrieben wird die Umstellung des Sachbuchbestandes auf die Klartextsystematik. Durch die Verlegung einiger Sachbuchgruppen soll etwas mehr Platz für Kindermedien geschaffen, denn der Bereich für diese Altersgruppe platzt aus allen Nähten. -ww-


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