Entwicklung auf dem altstadtnahen Hasa-Gelände
ROTHENBURG – Schade um das Hasa-Gelände: die Entwicklung tut der Altstadt nicht gut.

Ansprechendes Ambiente sieht anders aus: Die bisherige Arztpraxis (links) mit dem unzeitgemäßen Treppenaufgang steht verwaist. Foto: Schäfer
Auf dem einst zusammenhängenden Areal der ehemaligen Kinderwagenfabrik (später Schaeff) bilden unterschiedliche Akteure aus privaten Eigentümern, Pächtern und Mietern in spezifischen Situationen ein komplexes Konglomerat. Diese Konstellation erschwert ein zukunftsfähiges Gesamtkonzept hinsichtlich Wohnbebauung und Gewerbenutzung – oder macht es gar unmöglich. Schwierige Eigentumsverhältnisse, Grundstückszuschnitt, Leerstände und enorme Kosten für den notwendigen Sanierungsbedarf sind nicht gerade ein Lockmittel für Investoren.
Die Zerstückelung der einstmals größeren Geländeeinheit ist ein Relikt der Vergangenheit, das bis in die Zukunft reicht. Ein Gewerbe nach dem anderen kehrt dem altstadtnahen Standort vor dem Rödertor den Rücken. In jüngster Zeit verließen die Arztpraxis Gleiß und der Edeka-Markt (davor Coop-Konsumgenossenschaft) den Platz, um sich in neuen, modernen Räumlichkeiten zu entwickeln. Die Edeka-Gruppe will ihr ausgedientes Objekt veräußern. Große Flächen besitzt auch eine Juristin aus Neustadt an der Aisch.
Als nächstes packt der Fachmarkt für Raumdesign Bauereiß seine Sachen auf dem Hasa-Gelände. Zuvor war in dem Gebäude die Firma Bergmann und noch früher das Autohaus Flemming (heute Hirtengasse) untergebracht. Das Familienunternehmen Bauereiß bezieht neue Verkaufsräume in der Dr.-Bühler-Straße im Gewerbegebiet-Süd.
Etliche Gebäude und einzelne Stockwerke stehen auf dem Gelände leer. Allein über der Sparkassen-Filiale sind um die tausend Quadratmeter ungenutzt. Die verwaisten Immobilien mit zugestaubten oder verklebten Schaufenstern hinterlassen nicht den besten Eindruck. Hinzu kommen die unschönen Hinterlassenschaften von feierfreudigen Besuchern und Betrunkenen im Umgriff von Diskothek, Kneipen und Spielhalle zu den Öffnungszeiten in den Abendstunden und an den Wochenenden. Um in Stimmung zu kommen, ist es nicht unüblich, die Party schon auf dem Parkplatz mit Alkohol zum Vorglühen zu beginnen – mit entsprechend lauter Unterhaltung und Musikbeschallung.
Die rund 120 Parkplätze sind begehrt und schnell belegt. Dauerparker haben den Gratis-Tarif für sich entdeckt und schlagen städtischen Argumenten für die Parkraumbewirtschaftung ein Schnippchen. Das Problem verärgert zunehmend Kunden und Patienten der vorhandenen Gewerbetreibenden: Ärzte und andere medizinische Fachleute mit ihren Praxen, darunter die ehemalige Plath-Praxis (heute MVZ Regiomed Rothenburg). Auch eine Immobilienagentur und ein Imbissbetreiber gehen auf dem Hasa-Gelände ihrem Geschäft nach. Für ein gutes Umfeld haben nicht nur Eigentümer und Vertragspartner in ihrem Verantwortungsbereich Sorge zu tragen. Stadtentwicklung erfordert vielschichtige Kommunikationsstrategien. sis