Die Digitalkompetenz spielt eine immer größere Rolle in der Arbeitswelt
ROTHENBURG – Wirtschaft und Politik im entspannten Miteinander: Der Jahresempfang des IHK-Gremiums Rothenburg ist eine schöne Gepflogenheit, die auch nach zehn Jahren neue Akzente enthält – durch interessante Themen. Diesmal wurde in prominenter Besetzung der Bogen von der realen in die digitale Welt gespannt – auf durchaus launige Art und Weise.

Gastauftritt: Schauspielerin Gerit Kling.
Als Überraschungsgast holte der Vorsitzende Dr. Gerhard Walther vor über hundert geladenen Gästen im Wildbad die Schauspielerin Gerit Kling auf die Bühne, um damit die Wirksamkeit einer Gemeinsamkeit zu unterstreichen. Mit seinem zehnten Jahresempfang feierte das IHK-Gremium ein kleines Jubiläum und brachte gleichzeitig das Toppler Theater mit ins Spiel. Der professionelle Kulturbetrieb unter ehrenamtlicher Leitung rüstet sich für seine zehnte Saison – und ist auf breite Unterstützung angewiesen. Gerit Kling ist eine prominente Vertreterin ihres Fachs. Man kennt sie von Fernsehen, Kino und Bühne. Im letzten Jahr gastierte sie mit ihrem Solostück „Oben bleiben“ im Toppler Theater. Heuer wird sie bei ihrer Erstlings-Regie der Komödie „Falsche Schlange“ von Alan Ayckbourn durch die drei namhaften Schauspielerkollegen Petra Kleinert, Mackie Heilmann und Astrid Rashed unterstützt. Die Potsdamerin warb als Sympathieträgerin für die Theaterkultur, die von der ehrenamtlichen Theaterleitung Jürgen Klatte, Erich Landgraf und Dieter Balb vorangetrieben werde und Förderung verdiene, meinte sie. Die VR-Bank, deren Vorstandsvorsitzender Dr. Gerhard Walther ist, gehört mit zu den Sponsoren aus der Wirtschaft, die das Toppler Theater unterstützen.

Kleines Jubiläum: Auch der zehnte IHK-Jahresempfang bot Neues für die geladenen Gäste. Fotos:sis
Ein gutes, konstruktives Miteinander von Wirtschaft und Politik trage zum Wohl der Menschen in der Region bei, unterstrich der IHK-Vorsitzende. Als gelungene Beispiele nannte er den Campus Rothenburg, die Investitionen in das Gastronomische Bildungszentrum (GBZ), Wirtschaftsmesse, Ausbildungstag, die neue Mehrzweckhalle. Es sei erfreulich, dass namhafte Firmen wie Electrolux, Lechner, Neuberger, Speedmaster und Baukreativ ihren Standort erweitert haben. Die Politik habe ein offenes Ohr für die Anliegen der Wirtschaft. Zum Thema Chancen und Risiken der zunehmenden Digitalisierung hatte das IHK-Gremium einen ausgewiesenen Fachmann eingeladen. Dieter Kempf (64), ein erfahrener Profi aus der Informationstechnik, leitet im Ehrenamt den Bundesverband der Deutschen Industrie. Der gebürtige Münchner und studierte Betriebswirt hat sein Berufsleben in der Dienstleistungsbranche verbracht. Als Deutschland noch ein analoges Land war, läutete Dieter Kempf beim IT-Dienstleister Datev (7000 Beschäftigte) bereits das digitale Zeitalter ein – mit der Software für Finanzbuchführung. 25 Jahre gehörte er dem Vorstand des Unternehmens an. Als Mitglied im Cybersicherheitsrat des Bundesinnenministeriums ist er auch auf der Berliner Politbühne präsent. Er engagiert sich in verschiedenen Aufsichtsräten und Beiräten. Seit 2005 ist er Honorarprofessor an der Friedrich- Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg.

BDI-Präsident im Ehrenamt: Dieter Kempf.
Seinem Vortrag verlieh der BDI-Präsident eine persönliche Note. Anschaulich stellte er Zusammenhänge her, weniger als Verbandsfunktionär, sondern als Dienstleister, der Industriebetriebe, vor allem auch den Mittelstand, fit machen will für mo-dernste Informations- und Kommunikationstechnik. Treibende Kraft dieser Entwicklung ist die rasant zunehmende Digitalisierung von Wirtschaft und Gesellschaft. Sie verändert nachhaltig die Art und Weise, wie zukünftig in Deutschland produziert und gearbeitet wird. Nach Dampfmaschine, Fließband, Elektronik und IT bestimmen nun digitial vernetzte Systeme die vierte industrielle Revolution. Vernetzung, Automatisierung und Digitalisierung krempeln unser Leben – und werden auch Jobs kosten. Der BDI-Präsident wandte sich gegen ein „bedingungsloses Grundeinkommen“ und gegen eine „Robotersteuer“ für die Verlierer des digitalen Wandels. „Das ist nicht die Lösung“, meinte er und fügte an: „Digitalkompetenz ist künftig genauso wichtig wie fachliche oder soziale Kompetenz. Die Dinge um uns herum kommunizieren miteinander. Sie bilden das Internet der Dinge. Kleine technische Meisterwerke: Mikro-Computer mit Rechenwerk und Funkschnittstelle. Meist Sensoren, die allerhand messen: Temperatur, Helligkeit, Feuchte, Geschwindigkeit, Position etc. Auch der heimische Herd mit WLAN-Anschluss oder die „intelligente“ Heizung gehören heute genauso zum Internet der Dinge wie der Roboter in der Fertigungsstraße. Waschmaschinen oder Kühlschränke schicken selbstständig Nachrichen an Lieferanten, wenn der Nachschub zur Neige geht. Lkw fahren ohne Fahrer. Es gibt bereits Teststrecken für Roboterfahrzeuge.
Dieter Kempf zeigte an der Leinwand auch das Modell eines künstlichen Knies aus dem Laser-Sinter-Drucker statt im bisherigen Gussverfahren. Das Musikhaus Thomann, ein 1954 gegründetes Familienunternehmen ist mit seinem Online-Shop zum umsatzstärksten Musikalienhändler weltweit aufgestiegen. Die Digitalisierung des Handwerks erläuterte Dieter Kempf am Beispiel eines Raumausstatters und erfolgreicher Schmuckfirmen. Er gab auch Beispiele für neue Geschäftsideen als Folge der Internetnutzung. Zum Abschluss warnte der Fachmann vor einem sorglosen Umgang mit vertraulichen Daten sowie System-Sicherheitslücken. Sie bieten die größten Angriffspunkte für den Datendiebstahl im Internet. sis