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In den Kreis aufgenommen

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Hospizbegleiter absolvierten Ausbildung, um Menschen am Lebensende beizustehen

ROTHENBURG – Es ist zwar nur ein relativ kleines Wörtchen, doch es kommt einem viel zu selten über die Lippen und wenn doch, dann ist es oftmals nur so dahin gesagt. Bei der Jahreshauptversammlung des Hospizvereins war allerdings jedes Wort des Dankes von Grund auf ehrlich gemeint. Denn die engagierten Mitglieder und Hospizbegleiter trugen dazu bei, dass der Verein auf ein erfolgreiches Jahr zurückblicken kann und auch für kommende Aufgaben gut aufgestellt ist.

Süßes Dankeschön an Vorstand um Petra Underbrink (2.v.l.) und Freunde des Hospizvereins.

Süßes Dankeschön an Vorstand um Petra Underbrink (2.v.l.) und Freunde des Hospizvereins.

So haben die bisherigen 37 Hospizbegleiter in den vergangenen Monaten pro Tag durchschnittlich 5,6 Stunden ihrer Zeit schwer kranken und sterbenden Menschen geschenkt, die „Trost und Zuwendung brauchten“, eröffnete Petra Underbrink, Vorsitzende des Hospizvereins, die Jahreshauptversammlung. „Wir brauchen Euch, weil Ihr mutige Menschen seid, die nicht gehen, wenn andere schon lange weg sind“, ließ sie die engagierten Ehrenamtlichen wissen. Das „wir“ stehe dabei nicht nur für den Verein, sondern beziehe sich auf die Gesellschaft als Ganzes. Vor 15 Jahren wurde der Hospizverein in Rothenburg gegründet. Die damals daran Beteiligten haben es sich zur Aufgabe gemacht, Sterbende und ihre Angehörige in der schwers-ten Zeit ihres Lebens aufmerksam, fürsorglich und wahrhaftig zu begleiten oder anders gesagt: dem Sterben Leben zu geben. Die eigene Vergänglichkeit ist zwar immer noch tabubehaftet. Hospiz als Bewegung hat jedoch dazu beigetragen, dass „Tod und Sterben niemals wieder in Abstellräumen stattfinden muss, wie es manches Mal vor 15 Jahren war“, erklärt Petra Underbrink. Als Verein konnte man im vergangenen Jahr ebenfalls einiges bewegen. Neben der Netzwerkarbeit auf lokaler und regionaler Ebene, wurden unter anderem auch öffentliche Veranstaltungen, etwa zum Thema Organspende, durchgeführt. Man nahm an der Kontakta sowie dem Stelldichein der Vereine im Rahmen der Herbstmesse teil, organisierte einen Farbenwork-shop für die Hospizbegleiter, stellte eine Fotoausstellung mit dem Foto-Club auf die Beine und zeigte Präsenz am Reiterlesmarkt.

Der größte Erfolg war aber zweifels-ohne die Etablierung eines Trauercafés. „Endlich können wir auch nach der Begleitung Hilfe für Angehörige anbieten“, freut sich die Vorsitzende. Mittlerweile kommen bis zu 23 Personen zu den monatlichen Treffen (jeden dritten Dienstag im Monat) in einem angemieteten Raum im Detwanger Gemeindehaus zusammen, um über ihre Gefühle und ihren Verlust zu sprechen. Petra Underbrink dankte den beiden anwesenden kirchlichen Vertreterinnen, Pfarrerin Claudie Schlottke und Pastoralreferentin Monika Angermeier, dass sie das Trauercafé „von Anfang an mitbegleitet“ haben. Letztere stellte die Zeit, die die Hospizbegleiter ihren Mitmenschen schenken, in den Mittelpunkt ihrer Grußworte. „Viele haben heutzutage keine Zeit mehr für sich selbst, für andere oder für ihre Gottesbeziehung“, so Monika Angermeier. Die Ehrenamtlichen bauen mit den zu Betreuenden intensive Beziehungen auf, in denen beide Seiten „voneinander lernen und gegenseitig beschenkt“ werden.

Die neuen Hospizbegleiter starten motiviert und gut ausgebildet in ihre ehrenamtliche Arbeit.  Foto: Scheuenstuhl

Die neuen Hospizbegleiter starten motiviert und gut ausgebildet in ihre ehrenamtliche Arbeit. Foto: Scheuenstuhl

Claudie Schlottke nahm in ihrer Rede Bezug auf die Jahreslosung, die Gottes Versprechen beinhaltet, „in uns und an uns zu wirken“. Der Vorstellung, dass auf einen Schlag alles neu wird, erteilte sie eine Absage. Veränderung sei vielmehr ein „langsamer Prozess“. Sie selbst habe am Ende ihrer Seelsorgerausbildung gemerkt, dass sie sich in dieser Zeit verändert habe, so dass sie mit „neuem Geist und neuem Herzen“ diese Aufgabe wahrnimmt. Die Selbsterfahrung sei zwar ein schmerzhafter, aber zugleich befreiender Prozess. Dies mag wohl der eine oder andere neue Hospizhelfer nachfühlen können. Denn für 14 neue Ehrenamtliche stellte die Jahreshauptversammlung den feierlichen Schlusspunkt ihrer Ausbildung zu Sterbebegleiter dar. Nach insgesamt 120 Unterrichtsstunden in Theorie und Praxis unterstützen sie nun tatkräftig den ersten Hospizler-Jahrgang. Uschi Memhardt, hauptamtliche Koordinatorin des Hospizvereins, begrüßte die Neuen symbolisch in ihrer Mitte, indem sie den Verein als Kette darstellte, die um die neuen Glieder verstärkt wird. Einzeln stellten sich die Ehrenamtlichen vor und verrieten, warum sie diesen besonderen Dienst an den Mitmenschen für sich gewählt haben. Oftmals ist es einfach, um für Kranke und Sterbende da zu sein und ihnen ihre Zeit zu schenken. Aber auch angesichts des eigenen Erfolgs in Beruf, Sport und Privatleben etwas zurückgeben zu können. Ein Dankeschön von Herzen erhielt auch die Vorsitzende von ihren Hospizbegleitern. Evi Amann ergriff stellvertretend für sie das Wort. Ihr Engagement gehe „weit über das Normale hinaus“, lobte sie Petra Underbrink, die seit nunmehr vier Jahren dem Verein vorsteht und „mit Herzblut bei der Arbeit“ ist.

Diese gab wiederum die warmen Worte an die Mitglieder und Freunde des Vereins wie auch ihre Mitarbeiter weiter. „Es ist nicht normal in einer Steuerkanzlei ein bis zwei Mal in der Woche übers Sterben zu reden“, so Petra Underbrink. Und dennoch erhält sie von ihren Angestellten die nötige Unterstützung. So erklärte sich etwa Jana Krauß ohne zu zögern bereit, die Versammlung mit drei passend ausgewählten Stücken („Il Bacio“, New Renaissance“, „Back to Life“) am Klavier zu umrahmen. Bei einem Treffen mit der Stadtspitze haben die Verantwortlichen des Hospizvereins gemerkt, dass man sie durchaus wahrnimmt. So legte Oberbürgermeister Walter Hartl ihnen ans Herz – wie andere Vereine auch – einen Zuschuss bei der Stadt zu beantragen, berichtete Petra Underbrink. „Je mehr uns die Leute kennen, desto eher sind sie bereit uns zu unterstützen“, brachte Schatzmeister Walter Körber die erfreuliche Spendenentwicklung des vergangenen Jahres auf den Punkt. So konnte 2016 mit insgesamt 16922 Euro der höchs-te Spendenstand in der Vereinsgeschichte verzeichnet werden. Ausgabenposten für die Hospizler sind unter anderem die Ausbildung der Sterbebegleiter sowie die Supervision, also die professionelle emotionale Begleitung der Ehrenamtlichen. Bereits ab Oktober wird erneut ein Kurs zum Hospizbegleiter angeboten. Dazu gehört ein Einführungswochen-ende, das grundlegende Informationen über die Hospizarbeit bietet. Der Hauptteil der Ausbildung erstreckt sich über 20 Abende und drei Samstage. Zudem soll ein Praktikum von mindestens 15 Stunden in einer sozialen Einrichtung absolviert werden. Weitere Informationen bietet dazu Koordinatorin Uschi Memhardt unter Telefon 0151 / 54809353. mes


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