Quantcast
Channel: Aus der Stadt – Fränkischer Anzeiger
Viewing all articles
Browse latest Browse all 1548

Eindruck gemacht

$
0
0

Jäger präsentierten sich im Herzen der Tauberstadt

ROTHENBURG – Einmal mehr hat die Tauberstadt ihre Qualitäten als Tagungsort unter Beweis gestellt: Zur Freude aller Beteiligten ging der Landesjägertag vollkommen reibungslos über die Bühne, nicht zuletzt dank des tatkräftigen Einsatzes der Rothenburger Waidmänner. Während man der Öffentlichkeit das Jagdwesen mit Hunden, Hörnern und Greifvögeln auf dem Marktplatz näher brachte, versprach Innenminister Joachim Herrmann den Delegierten in der Mehrzweckhalle, die Belange der Jäger bei der Neugestaltung des Waffenrechts zu berücksichtigen.

Zur Feier des Landesjägertages boten 15 Bläsergruppen Jagdleitsignale und konzertante Stücke gemeinsam dar. Fotos: Scheuenstuhl

Zur Feier des Landesjägertages boten 15 Bläsergruppen Jagdleitsignale und konzertante Stücke gemeinsam dar. Fotos: Scheuenstuhl

Die Jagd an sich entzieht sich naturgemäß und aus Gründen der Sicherheit oftmals den Blicken der unbeteiligten Öffentlichkeit. Wer also selbst kein Waidmann ist, der hat meist wenig Ahnung, welche Traditionen, Gebräuche und Techniken im Jagdwesen gelebt und angewendet werden. Um dies zu ändern, führten Jagdhornbläser, Hundeführer und Falkner ihren Beitrag zum Weidwerk vor.

Tiere und Musik kommen bekanntlich immer gut an. Und so zog es auch zahlreiche Einheimische und auch einige Touristen am Samstagnachmittag ins sonnige Herz der Altstadt. Dort hatten sich 15 Bläsergruppen aus Mittelfranken und dem angrenzenden Baden-Württemberg versammelt, um unter der Leitung von Peter Kopetz, Obmann der Jagdhornbläser in Mittelfranken im Bayerischen Jagdverband (BJV), gemeinsam einige Jagdleitsignale und auch konzertante Stücke darzubieten, und dass, obwohl man in dieser Formation noch nie vorher geprobt hatte.

Nach dem zweimaligen Signal „Sammeln der Jäger“ ertönte die „Begrüßung“. Jagdhörner haben keine Ventile und so steht den Bläsern lediglich die Naturtonreihe zur Verfügung, mit der sie die Signale und Stücke blasen. Neben den Leitsignalen gibt es für jedes jagdbare Tier ein eigenes Signal. Es ist heute noch üblich, ein bei einer Jagd erlegtes Tier mit einem Signal zu ehren.

Jäger lieben aber nicht nur die Natur sondern auch das gemütliche Zusammensein, erklärte Peter Kopetz den Zuhörern. Deshalb existieren eigene Signale für gewisse gesellschaftliche Anlässe, etwa das Signal „Zum Essen“. In der Riege der jadglichen Instrumente waren sowohl die kleineren, hellen und lauten Fürst-Pless-Hörnern, als auch die größeren und tiefer klingenden Parforcehörner vertreten. Bei dem Stück „Auf auf zum fröhlichen Jagen“ hörte man besonders gut das Wechselspiel der beiden Hörner.

Wie aus dem Lehrbuch: Jagdhund apportiert die „Beute“.

Wie aus dem Lehrbuch: Jagdhund apportiert die „Beute“.

Und manchmal mischte sich auch noch die eine oder andere tierische Stimme in die Bläserstücke. Der eigentliche Beitrag der vierbeinigen Mitglieder der Stöberhundgruppe Frankenhöhe an der Veranstaltung bestand eigentlich darin, dem Publikum die verschiedenen Varianten an Jagdhunden zu zeigen. Brav an der Seite ihrer Hundeführer ging es für die vierbeinigen Jagdhelfer im Kreis, während Anita Stettner von der Stöberhundgruppe die zu sehenden Hunderassen vorstellte und auf ihre jeweiligen Vorzüge für die Jagd einging. Anschließend stellten sie ihr Können unter Beweis. Dabei wurde die mustergültige Ausführung eines Kommandos ebenso vom Publikum mit Beifall bedacht wie die Durchsetzung des eigenen Willens.

Die Beizjagd zählt zu den ältesten Jagdarten. Bereits 1248 hat Friedrich II. ein Lehrbuch über die Falknerei geschrieben, erklärte Andreas Ritz von der örtlichen Greifvogel-Auffangstation. Neben einen Harris Hawk (auch Wüsenbussard genannt) und einem Steinadler hatten er und seine Mitstreiter einen Bengalischen Uhu dabei, der mit dem hiesigen Wintertemperaturen auf Kriegsfuß steht und es sich deshalb gerne einmal im warmen Wohnzimmer vor dem Fernseher gemütlich macht.

Einstiger „Todesvogel“

Auch ein heimischer Vertreter des Uhus, der in früheren Zeiten als „Todesvogel“ verschrien war, hatte seinen großen Auftritt. Seit 2005 wurden bereits sieben Uhus in der Auffangstation verarztet und wieder aufgepäppelt. Häufigste Verletzungsursache ist der Zusammenstoß mit einem Auto, aber auch die Windräder stellen für die Tiere eine besondere Gefahrenquelle dar.

Innenminister Herrmann

Innenminister Herrmann

Den feierlichen Abschluss des Landesjägertages bildete der Festabend in der Reichsstadthalle. Nach der intensiven Auseinandersetzung mit jagdlichen Themen in den Fachausschüssen sowie den verbandsinternen Tagesordnungspunkten auf der Delegiertenversammlung bot sich dort die Gelegenheit für den geselligen Austausch. Unterhaltsamen Lokalkolorit brachten die Gruppe Mummenschanz und die Hans Sachser, die den Schwank „Das heiße Eisen“ präsentierten, in die Veranstaltung.

Erste offizielle Veranstaltung

Der für den Abend angekündigte Land- und Forstwirtschaftsminister Helmut Brunner ließ sich entschuldigen. BJV-Präsident Prof. Dr. Jürgen Vocke konnte dennoch eine ganze Reihe an Ehrengästen aus Politik und anderen Verbänden begrüßen. Als Vertreter der Stadt beglückwünschte Bürgermeister Dieter Kölle die bayerischen Jäger für die gelungene erste offizielle Veranstaltung in der neuen Mehrzweckhalle.

Rothenburg ist zwar maßgeblich für seinen Tourismus bekannt, doch die Stadt kann auch einen beachtlichen Waldbesitz vorweisen – insgesamt 2300 Hektar verteilt auf die drei Bundesländer Bayern, Baden-Württemberg und Sachsen. Dieter Kölle versicherte, dass die Stadt ein „sehr gutes Verhältnis“ zu den Jagdpächtern und Jägern pflege. Ebenso sei den Mitgliedern des Stadtrates bewusst, dass Wald und Jagd zusammengehören.

Der Landkreis Ansbach bestehe aus 284 Gemeinschafts-, 25 Eigen- und 48 Staatsjagdrevieren, so Landrat Dr. Jürgen Ludwig. Insgesamt 25 Hegegemeinschaften gehören den fünf Jägervereinigungen Rothenburg, Ansbach, Dinkelsbühl, Feuchtwangen und Wassertrüdingen an. Diese seien für das Landratsamt „kompetente Ansprechpartner“, mit denen man eine „gute Zusammenarbeit unter großer gegenseitiger Wertschätzung“ pflege.

Als zentrale Aufgabe für die Jäger in den kommenden Jahren sieht er die Reduzierung der steigenden Schwarzwildpopulation an. Ebenso müsse, laut Landrat, zur „nachhaltigen Erzeugung heimischer Karpfen“ ein „konsequenter Abschuss der Kormorane“ erfolgen, da herkömmliche Vergrämungsmaßnahmen nicht mehr ausreichten.

Bundestagsabgeordneter Josef Göppel wartete in seiner Funktion als Präsident des Deutschen Verbands für Landschaftspflege mit einem Vorschlag an den BJV auf: Er möchte „Wanderungshindernisse für Lebewesen aller Art“ aus dem Weg räumen und zwei große Lebensraumachsen südlich der Donau schaffen, etwa mit Hilfe von Grünbrücken. Er sieht es als gebotene zivilisatorische Leistung an, den Mitgeschöpfen des Menschen „noch Raum zu geben“.

Im kommenden Jahr werden die Bayerischen Jäger in Veitshöchheim zusammenkommen. Für die Veranstaltung in Rothenburg zieht Vor-Ort-Organisator Johannes Schneider eine durchweg positive Bilanz. Alles habe reibungslos geklappt. Besonders lobend erwähnten die bayerischen Jäger-Gäste den von ihren Rothenburger Waidmannskollegen gestemmten Shuttle-Service. Die besondere Kulisse und das Wetter trugen zum Gelingen ihr übriges dazu bei. mes


Viewing all articles
Browse latest Browse all 1548

Trending Articles