Beim Campus-Projekt stimmen die vorab geschätzten Kosten immer weniger
ROTHENBURG – Beim Umbau der Luitpoldschule zum Campus Rothenburg als Außenstelle der Ansbacher Hochschule zeigt sich immer deutlicher, dass Zeitdruck Gift ist für ein solches Projekt.

Eine Rechnung mit etlichen Unbekannten: das Bauprojekt Campus. Foto: Weber
Im Vorfeld der Arbeiten fehlte es wegen drängender Termine an einer gründlichen Voruntersuchung – ganz im Gegensatz zu anderen großen städtischen Vorhaben mit alter Bausubstanz wie bei der Ratstrinkstube, beim Fleischhaus, bei den Rathaus-Ballustraden oder auch beim Verwaltungsgebäude Grüner Markt.
Nach den positiven Erfahrungen, die gerade mit entsprechendem Vorlauf und tiefgehenden Untersuchungen an anderer Stelle gemacht wurden, tue es jetzt umso mehr weh, dass beim Umbau der Luitpoldschule zum Campus wegen unvorhergesehener Posten die Rechnung teurer kommen werde, betont Stadtbaumeister Michael Knappe.
Der Zeitdruck hat bei dem Projekt vieles über den Haufen geworfen. Vor allem die Zahlen, die auf wackligen Füßen standen. Aber für die Stadt gab es fast keine Alternative. Schließlich war es ein Riesenerfolg, den Campus nach Rothenburg geholt zu haben. Nach zwei Semestern in Übergangsräumen des Reichsstadt-Gymnasiums und einer kommenden weiteren Übergangsphase im neu ausgebauten Gastronomischen Bildungszentrum (GBZ) muss so schnell wie möglich eine endgültige Bleibe her.
Bedauerlich
Bei seiner Sitzung am Montagabend hatte der Ferienausschuss des Stadtrats das Projekt auf der Tagesordnung. Oberbürgermeister Walter Hartl bedauerte gestern gegenüber unserer Redaktion grundsätzlich die eingetretene „Massenmehrung“. Etliches sei im Vorfeld nicht absehbar gewesen. Jüngster Fall, der sicher eher zu Kleinigkeiten gehört: Beim Lösen der Tapeten ging in größeren Passagen der Putz ab.
Beim Umbau der Luitpoldschule zum Studienzentrum war zuletzt vor den Ferien von 3,94 Millionen Euro Bausumme statt bisher von 3,63 Millionen Euro ausgegangen worden. Falls sich die Steigerungen von zuletzt fortsetzen, müsse man sich gar auf mindestens 4,1 Millionen Euro einstellen, hatte Stadtbaumeister Michael Knappe prognostiziert.
Weiterer Faktor der sich derzeit verteuernd auswirkt: die Preise im Baubereich galoppieren. Kaum eine Auftragsvergabe, bei der es nach der Ausschreibung auch nur einigermaßen bei der Kostenschätzung bleibt.
Jüngstes Beispiel: die Förderanlage für den Personenaufzug. Statt für die eingeplanten knapp 93000 Euro ging der Auftrag für knapp 146000 Euro über den Tisch. Nur zwei Bieter beteiligten sich an dem Verfahren. Der Ferienausschuss stimmt einstimmig der Vergabe-Empfehlung eines Würzburger Ingenieurbüros zu.
Für Rothenburg bedeutet der frisch hinzugekommene Campus einen erheblichen Imagegewinn. Dass das Projekt jetzt erheblich teurer kommt als vorher abzusehen war, ist bitter. Der Freistaat Bayern hält sich leider ganz im Gegensatz zu den Geldern, die von seiner Seite in etablierte Hochschul-Standorte fließen, bei der Neuansiedlung des Campus in Rothenburg völlig bedeckt. Fördersumme: Nullkommanull. -ww-