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Strategien im Spiel des Lebens

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Wahrheit und Reflexion – Kultursommer im Toppler Theater steht vor der Tür

ROTHENBURG – Im Toppler Theater probt Regisseur Oliver Zimmer mit vier Schauspielern intensiv das neue Bühnenstück „Wir lieben und wissen nichts“. Bis zur Premiere sind es nur noch sechs Tage. In Moritz Rinkes rasanter Komödie, die erfolgreich auf deutschen Bühnen läuft und ab kommenden Mittwoch auch im Rothenburger Freilichttheater, gerät eine Schlüsselübergabe zum Drama.

Regisseur Oliver Zimmer (re) und die Schauspieler bei der harten Probenarbeit. Fotos: Schäfer

Regisseur Oliver Zimmer (re) und die Schauspieler bei der harten Probenarbeit. Fotos: Schäfer

Unser modernes Leben ist kompliziert und vielen Wechseln ausgesetzt.Im Zeitalter der Kommunikation sind Gespräche oft kümmerlich. Menschen gleiten aneinander vorbei, sie begegnen sich nicht. Statt dessen Eile, Ungeduld: Man fällt einander ins Wort, glaubt die Argumente des anderen schon lange zu kennen, tauscht Floskeln aus. „Small Talk“ ist der Inbegriff der beiläufigen Konversation. Einander nicht verstehen ist die Regel. Leute reden sich wechselseitig nieder, setzen sich mit Unterstellungen zu, nageln sich fest. Entschuldigungen finden nicht statt. Das kommt einem doch irgendwie bekannt vor.

Beim Theaterfrühstück am kommenden Sonntag um 11 Uhr im Restaurant „Meistertrunk“ können Interessierte nicht nur ein leckeres Frühstücksbuffet genießen, sondern sich beim Austausch über das theatralische Ereignis mit dem Ensemble einen kleinen Vorgeschmack auf den unterhaltsamen Rothenburger Kultursommer holen. Aus organisatorischen Gründen wird um Voranmeldung unter Telefon 09861/6077 gebeten.

Oliver Zimmer ist kein Unbekannter am Toppler Theater. Er führte bereits bei drei Eigenproduktionen Regie, darunter bei „Illusionen einer Ehe“ und bei „Die Wahrheit“. Der freischaffende Regisseur war unter anderem an Theatern in München, Weimar und im Torturmtheater in Sommerhausen tätig. Für das Publikum der letztjährigen Vorstellungen „Die Wahrheit“ gibt es auch ein Wiedersehen mit den drei Schauspielern Daniel Pietzuch, Armin Hägele und Katharina Friedl. Neu im Team ist Katrin Wunderlich.

Einfach unentbehrlich: Die Helfer auf der Bühne Eva Maria Reichert und Marian Jaworski.

Einfach unentbehrlich: Die Helfer auf der Bühne Eva Maria Reichert und Marian Jaworski.

In insgesamt zwanzig Vorstellungen vom 1. bis 22. Juli besteht die Chance, die Verrenkungen durch moderne berufliche Aktivitäten und der Folgen für Beziehungen zu entdecken. Da ist keine Lebenslüge mehr sicher, keine aufgesetzte Freundlichkeit mehr tragbar. Der Eklat fördert mehr zutage als allen Beteiligten lieb ist und hält dabei die Balance aus schneller Pointe und tschechowschem Abgrund. Für die Premiere am kommenden Mittwoch sind nur noch einige wenige Plätze frei.

Vom 29. Juli bis zum 28. August folgt die zweite Eigenproduktion mit „Der dressierte Mann“. Unter der Regie von Martin König, der im letzten Jahr „Gretchen 89ff“ in Szene setzte und 2010 als Schauspieler mit dem Stück „Halbe Wahrheiten“ auf der Topplerbühne stand. In der Komödie von John von Düffel nach dem gleichnamigen Bestseller von Esther Vilar wird der Emanzipations-Spieß umgedreht: Herr im Haus ist die Frau. Unterstützt von Mutter und Schwiegermutter entwickeln die drei Frauen die weibliche Strategie für den Mann, der es nicht erträgt, dass seine Partnerin ihn auf der Karriereleiter überholt.

Ketzerische Gedanken münden in die Frage: Wenn die Frau selbst für Wohlstand und Sicherheit sorgen kann, wozu braucht es dann noch einen Mann? Benjamin Hille spielt den bedauernswerten Bastian, der in die Mangel dreifachen weiblichen Wohlwollens genommen wird: Michelle Brubach, Barbara von Münchhausen, Kathrin Becker.

Es gibt auch Musik. Das „Baltic-Kwartet“ aus Danzig gibt am Samstag, 11. Juli, um 16 Uhr ein Gastspiel auf der Topplerbühne. Das Programm beinhaltet eine Auswahl an bekannten Liedern aus Filmen wie Casablanca, Breakfast At Tiffany’s, Godfather, The Pink Panther, The Mission und Scent of a Woman“. Auch die Rothenburger Hans Sachser mit ihren Schwänken sind wieder fester Bestandteil des Programms. Die Laienspielgruppe gastiert am 14. und 21. Juli jeweils um 20.30 Uhr im Toppler Theater.

Karten für alle Vorstellungen gibt es im Touristbüro am Marktplatz, beim Rotabene Medienhaus und an der Abendkasse des Toppler Theaters (Telefon 09861/8738794). Das Theater unter der Trägerschaft des Kulturforums ist eine gemeinnützig betriebene professionelle Sommersaison-Bühne, getragen von ehrenamtlicher Mitarbeit. sis


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