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Geschichtlich wertvoll

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Historische Besonderheiten von Rothenburg erhalten

ROTHENBURG – Engagement gemeinsam sicht­bar machen: Mit der Sanierung baulicher Besonderheiten bewahrt der Verein Alt-Rothenburg geschichtliche Zeugnisse vor dem Verfall.

Gudrun Knoll-Schäfer (li) und Dr. Markus Naser (re) mit den beiden Restauratoren. Fotos:sis

Gudrun Knoll-Schäfer (li) und Dr. Markus Naser (re) mit den beiden Restauratoren. Fotos:sis

Im Rahmen der Reihe „Rothenburger Kostbarkeiten“ konnte das dritte Projekt realisiert und zum Abschluss gebracht werden. Nach der Instandsetzung einer Feuerschutztür zum Pulverturm am Schrannenplatz und der Steinsanierung der Turmspitze im Klostergarten hat sich der Verein Alt-Rothenburg jetzt den romanischen Fensteröffnungen an der Nordseite des ehemaligen Dominikanerinnenklosters (heute Reichsstadtmuseum und Theaterhaus) angenommen. Es handelt sich dabei um ein zweiteiliges Rundbogenfenster mit einem verbindenden Mittelpfosten zusätzlich zu den Fenstergewänden.

Das Kloster in Rothenburg entstand um 1250 auf Wunsch des kaiserlichen Reichsküchenmeisters Lupold von Nordenberg und Reichsvogt von Rothenburg in den Ökonomiegebäuden der ehemaligen Burg, um Nonnen, die aus Neusitz kamen, aufzunehmen. Lupold heiratete Adelheid von Seckendorff. Sie war Äbtissin des Dominikanerinnenklosters und hatte enge Verbindungen zu Staufer-Kaiser Friedrich II. Das Zwillingsfenster in der Mauer wurde möglicherweise eingebaut, um in dem dahinter liegenden Keller für eine Belüftung und Belichtung zu sorgen.

Restauriert: die romanischen Fensteröffnungen.

Restauriert: die romanischen Fensteröffnungen.

Es gibt auch die Vermutung, dass es sich bei dem Bauteil um eine Spolie handelt, also um ein dekoratives Gestaltungselement, was man aus dem Dominikanerinnenkloster entnommen hat. Es gibt in Rothenburg nur wenige romanische Bauteile: an der Blasiuskapelle, am Kriminalmuseum ist ein romanisches Portal eingebaut und an der Jakobskirche neben dem Brautportal befindet sich ein zugemauerter romanischer Bogen. Die Zwillingsfenster in der Mauer befanden sich in einem schlimmen Zustand. In grauer Vorzeit hatte man sie unsachgerecht behandelt und teilweise mit zementartigem Putz zugeschmiert. Um ihn befestigen zu können, trieb man Schrauben und Nägel in den Stein. Dies führte dann zu Betonplatzungen durch Rostsprengungen. Durch die Risse drang Wasser ein. Das Biforium, wie die bauliche Besonderheit in der Fachsprache heißt, zeigte auch Spuren der Frost- und Salzverwitterung. Jetzt wurde die bauliche Besonderheit restauriert: von kompetenten Fachleuten aus dem Steinmetz- und Steinbildhauerhandwerk.

Wie schon bei den beiden anderen „Rothenburger Kostbarkeiten“ führte auch diesmal die auf anspruchsvolle Projekte der Denkmalpflege spezialisierte Firma Herzig aus Schnelldorf die Arbeiten aus. Geschäftsführer und Restaurator Wolfgang Brück und Mitarbeiterin Julia Schüttler, ebenfalls eine ausgebildete Restauratorin, sicherten den Ist-Zustand und den langzeitstabilen Zustand der historischen Konstruktion.

Die Sanierung zog sich über mehrere Wochen, da im Zuge der sachgemäßen Instandsetzung nicht alles am Stück erledigt werden konnte. Eine Vielzahl an Maßnahmen war durchzuführen. Die Kosten liegen zwischen 2500 und 3000 Euro und werden vom Verein Alt-Rothenburg und der Stadt getragen. Den Kostenaufwand für die Steinsanierung der Turmspitze im Klostergarten hatte der Handwerksbetrieb gespendet. Man kann nicht erwarten, dass die Firma alles umsonst macht. Schließlich muss sie ihre Mitarbeiter ordentlich bezahlen.

An vielen Baudenkmälern in der Altstadt finden sich noch historische Ausstattungsstücke, die in vielfacher Hinsicht von besonderer Bedeutung und damit schützenswert sind: Wappen, Skulpturen, Gewände, Sandsteinbänke, die Geländer am Weißen Turm oder zur Brunnenstube an der Franziskanerkirche. Vieles hat hohen Sanierungsbedarf. sis


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