Veranstaltungsreihe fand mit Herrieder Jagdhornbläser ein würdiges Ende
ROTHENBURG – Sau tot, Reh tot, Fuchs tot – wer dachte mit dem Verblasen der Strecke nach der Jagd hat sich das Repertoire von Jagdhörnern bereits erschöpft, der wurde am Samstagabend in der Schäferskirche eines besseren belehrt. In einem einstündigen Konzert zeigten die Jagdhornbläser des Reit- und Fahrvereins Herrieden welch variantenreiches Klangerlebnis man allein mit den Naturtönen herbeizaubern kann.

Die Jagdhornbläser des Reit- und Fahrvereins Herrieden zu Gast in der Schäferskirche. Fotos: Scheuenstuhl
Die Zuhörer in der gut besuchten St.-Wolfgangs-Kirche wurden von dem Ensemble musikalisch mit auf eine Jagd genommen. Karl-Heinz Bänsch, zuständig für die Pressearbeit beim Reit- und Fahrverein Herrieden, führte bei seiner Moderations-Premiere gekonnt durch das Programm und erklärte die Hintergründe und Zusammenhänge der verschiedenen Stücke.
Zur Vorstellung der Instrumente erklangen zunächst die verschiedenen Jagdsignale „Begrüßung“, „Aufsitzen“, „Aufbruch zur Jagd“ und die „Aufmunterung zum Treiben“. Das hierfür verwendete kleine Jagdhorn wurde etwa Mitte des 19. Jahrhunderts vom Militär in die Jägerei übernommen. Es ist ein B-Instrument und umfasst sechs Naturtöne. Zu Ehren des aus Oberschlesien stammenden Fürsten Pless, wird es auch als „Fürst-Pless-Horn“ bezeichnet.
Das zweite Instrument in den Reih-en der Herrieder Jagdhornbläser sind die Parforcehörner in B, deren Name sich von der einst in Frankreich und später in ganz Europa beliebten Hetzjagd auf lebendes Wild zu Pferde, ableitet. Seit dem Jahr 1930 ist diese Form der Jagd in Deutschland allerdings verboten.
Glücklicherweise ereilte die Parforcehörner nicht dasselbe Schicksal und so konnten sich die Zuhörer am Zusammenspiel der beiden Hörner bei den drei Jagdliedern „Auf, auf zum fröhlichen Jagen“, „Horrido“ und „Der Jäger aus Kurpfalz“ erfreuen. Im Gegensatz zum Fürst-Pless-Horn klingen die Parforcehörner eine Oktave tiefer und verfügen über einen Notenumfang von elf Naturtönen.

Im Zusammenspiel: eines der Fürst-Pless-Hörner (li.) und die Parcforcehörner.
Weitergehende Musikstücke
Dass die Herrieder Parforcehornbläser mit dem Waldhorn spielen, sei aus einer „Laune heraus“ entstanden, erklärte Karl-Heinz Bänsch. Es werden aber dennoch keine Ventile betätigt, sondern nur die Naturtöne gespielt, versicherte er. Diese Laune liegt in dem Wunsch einiger Mitglieder begründet, auch weitergehende Musikstücke zu spielen. So schlossen sich vier Bläser zu einem Es-Parforcehorn-Quartett zusammen. Mit 16 Naturtönen – es kommen weiterhin keine Ventile zum Einsatz – können sie musikalisch ein noch weiteres Spektrum zu Gehör bringen.
Es ertönte dementsprechend das Jagdlied in Es „Wie lieblich schallt“ aus der Feder von Friedrich Silcher (Melodie) und Christoph Schmidt (Text). Aber auch der zeitgenössiche österreichische Hornmeister Hermann Maderthaner schrieb den Es-Hörnern mit dem „Gamsschützen Marsch“ ein Lied auf den geschwungenen Leib, das ebenfalls den sakralen Raum der Rothenburger Schäferskirche erfüllte.
Jagdhörner ertönen nicht nur im Wald und auf der Heide, sondern können auch festliche Anlässe angemessen umrahmen. Beim „Hubertusgruß“ – eines der schwierigsten Stücke für Parforcehornbläser – zeigte das Herrieder Ensemble ebenso sein Können wie bei den Stücken „Kleine Festmusik“ und „Festlicher Marsch“. Bei den Beispielen für festliche Jagdmusik in Es kam erneut das Waldhorn-Quartett zum Zuge.
Nach ihrer Trilogie erzählender Jagdmusik, bestehend aus den Stücken „Morgengruß“, „Jagdstück“ und „Der Jäger auf dem Tanzplatz“, wechselte man wieder zur Vollbesetzung. Meist sind die Herrieder Jagdhornbläser bei Jagden, Vereins- und Reitveranstaltungen, Reithalleneinweihungen sowie bei Jubiläen und Geburtstagen zu hören. Aber auch bei kirchlichen Anlässen ertönt ihr Klang.
In diesem Zusammenhang kommen einem natürlich sofort die mit der Jagd verbundenen Heiligen in den Sinn. Die Stücke „Introitus“, „Waldchoral“ sowie „Sanctus und Hymne an St. Hubertus“ erzeugten zum Ende des Konzerts hin eine perfekte Verbindung zu dem altehrwürdigen, kirchlichen Veranstaltungsort.
1983 hatte der damalige Vorstand des Herrieder Jagd- und Fahrvereines, Johann Sedlmeier, die Idee eine Bläsergruppe zu gründen. Hermann Balk hat dies schließlich in die Tat umgesetzt und so blieb eines seiner Stücke („Zum Beschluss“) die Ehre vorbehalten, das Ende des Konzerts einzuleiten. Der eigentliche Abschluss wurde selbstverständlich mit den entsprechenden Jagdsignalen „Jagd vorbei/Halali“ und „Auf Wiedersehen“ verkündet.
Mit diesem Konzert geht auch das erstmals auf die Beine gestellte Jahresprogramm in der St.-Wolfgangs-Kirche zu Ende. Henriette Reißmüller vom Schäfertanz, der mit den verschiedenen Veranstaltungen das Gotteshaus stärker ins Bewusstsein der Leute bringen möchte, zieht eine positive Bilanz. Man werde deshalb auch im kommenden Jahr eine deartige Reihe durchführen. Es sei allerdings noch nicht spruchreif, wie viele derartige Veranstaltungen es geben wird und welche Inhalte sie haben werden. mes