Quantcast
Channel: Aus der Stadt – Fränkischer Anzeiger
Viewing all articles
Browse latest Browse all 1548

Stadtarchiv jetzt wieder besetzt

$
0
0

Dr. Florian Huggenberger hat die Elternzeitvertretung für Angelika Tarokic übernommen

ROTHENBURG – Es brennt wieder Licht im Stadtarchiv, und zwar Tag für Tag. Der Historiker Dr. Florian Huggenberger (36) hat für die, nach der Geburt ihres zweiten Kindes in Elternzeit befindliche, Stadtarchivarin Angelika Tarokic vertretungsweise die Leitung übernommen im Büttelhaus. Zuletzt war die Einrichtung wegen Krankheit häufig geschlossen und über Wochen völlig verwaist. Dass dort inzwischen wieder so etwas wie Normalbetrieb eingekehrt ist, wird allgemein mit Freude und Erleichterung registiert.

Mit Freuden präsentiert Dr. Florian Huggenberger die restaurierte „Aufstands-Urkunde“. Fotos: Weber

Mit Freuden präsentiert Dr. Florian Huggenberger die restaurierte „Aufstands-Urkunde“. Fotos: Weber

Er kann sich als Rothenburger bezeichnen – der neue Stadtarchivar auf Zeit. Seine Kindheit und Jugend hat er in Hartershofen verbracht, aber zur Welt gekommen ist er in der Klinik der Tauberstadt. Geschichtsinteressierten im Altkreis dürfte sein Name schon ein Begriff sein. In den letzten Jahren hat er immer wieder durch fachlich fundierte Arbeiten und zuletzt auch durch Lehr- und Vortragstätigkeiten auf sich aufmerksam gemacht. So etwa im Herbst 2016, als er beim jüngsten umfassenden Ausbildungszug der Rothenburger Gäste­fü̈hrer zu den Themen „Stadtgeschichte im Überblick“ und „Wirtschafts- und Sozialgeschichte“ referierte.

Lehrauftrag an der Uni

Im Sommersemester 2016 war er in Vertretung von Professor Dr. Helmut Flachenecker am Lehrstuhl fü̈r Fränkische Landesgeschichte an der Universität Wü̈rzburg gar mit der Lehrtätigkeit an der Hochschule betraut. Im Januar des gleichen Jahres war seine Dissertation in der Reihe „Studien zur bayerischen Verfassungs- und Sozialgeschichte“ der Kommission fü̈r bayerische Landesgeschichte veröffentlicht worden, ein paar Wochen vorher seine Aufsätze „Die Rothenburger Landwehr“ und „Reformation, Dreißigjähriger Krieg und Aufklärung“ im neuen Standardwerk „Geschichte der Stadt Rothenburg o.d.T.“.

Dr. Florian Huggenberger, der seit acht Jahren in Uffenheim wohnt und dort verheiratet ist (zwei Buben, 3 Jahre und ein halbes Jahr alt) arbeitet unter anderem auch an ständigen Veröffentlichungen mit, wie etwa beim renommierten Würzburger Häuserbuch. Eigentlich wollte sich der Volkskundler besonders der Museumsarbeit widmen. Aber er entschied sich um. Im April 2015 absolvierte er den Lehrgang „Archivwesen fü̈r Gemeinden“ der Bayerischen Verwaltungsschule.

Seit September 2015 hat er ein Archiv für die Stadt Röttingen aufgebaut. Es war ihm ein Anliegen, diese Aufgabe, die er im Dezember sozusagen noch parallel zu seiner neuen Tätigkeit in Rothenburg ausübte, abzuschließen und die Bestände geordnet in die Hände eines Nachfolgers zu übergeben.

Bis zum Dienstantritt des Elternzeit-Vertreters im Büttelhaus hat Dr. Hellmuth Möhring, der Leiter des Reichsstadt-Museums, die schwierige Zeit im Rothenburger Stadtarchiv zu überbrücken geholfen so gut es ging. Das findet Dr. Huggenberger aller Ehren wert: „Das kann man nicht hoch genug schätzen,“ lobt er im Gespräch mit unserer Redaktion.

Er freut sich auf die neue Herausforderung in vertrauter Umgebung. Umfangreiche Archivalien, Schriftstücke und Urkunden von der Zeit der Stadterhebung bis in die Gegenwart gehören zum Bestand des Rothenburger Stadtarchivs. Standesamts-Unterlagen bis 30 Jahre zurück (wegen der Aufbewahrungspflicht) zählen ebenso dazu wie Unterlagen aus dem Bereich der von der Stadt mitverwalteten Hospitalstiftung, aus den Ämtern der früheren Landwehr und auch aus geschichtsrelevanten privaten Nachlässen. Von Angelika Tarokic wurde vor ihrer Elternzeit die Einrichtung eines digitalen Archivprogramms und eines Systems für die Sammlung und Verwaltung alter Fotos (in digitaler Form) angestoßen. Das erleichtert die Arbeit und soll jetzt umgesetzt werden.

Wie gefragt das Stadtarchiv für alle möglichen Anfragen zu historischen Themen und von daher von besonderem Rang ist, nicht zuletzt auch im Hinblick auf Familienforschung, hat Dr. Florian Huggenberger schon in den ersten Tagen im Büttelhaus gemerkt. „Per Mail, telefonisch oder auch persönlich gehen hier täglich sehr viele Anliegen ein,“ berichtet der neue stellvertretende Leiter.

Aufstands-Urkunde

Als wir ihn besuchen an seinem neuen Arbeitsplatz, ist zu seiner Freude gerade eine besonders wertvolle Urkunde aus der Stadtgeschichte von der Colmberger Spezial-Werkstatt von Diplom-Restauratorin Henriette Reißmüller ins Stadtarchiv zurückgekehrt. Es handelt sich dabei um ein Schriftstück aus dem Jahr 1525. Damals, in Zeiten des Bauernkriegs, hatte sich in der Stadt ein Ausschuss von Unzufriedenen als Gegenpart zum Ratsgremium gebildet. Der Kaiser schickte einen Vermittler. Als Führer der Unzufriedenen per Siegel auf besagter Urkunde ausgewiesen: Stephan von Menzingen.

Die Liste der bisherigen wissenschaftlichen Tätigkeiten und Auszeichnungen von Dr. Florian Huggenberger hat trotz seines noch jungen Alters schon beachtliche Länge. Seit April 2014 ist er Lehrbeauftragter am Lehrstuhl fü̈r Fränkische Landesgeschichte an der Universität Wü̈rzburg. Im Februar 2014 sind seine umfangreichen Forschungstätigkeiten mit dem Otto-Meyer-und-Elisabeth-Roth-Preis ausgezeichnet worden. Im Mai 2013 hat er den gemeinsamen Promotionspreis der Unterfränkischen Gedenkjahrstiftung fü̈r Wissenschaft und der Universität Wü̈rzburg in Empfang nehmen dürfen.

Von August 2013 bis Juni 2014 hat er sich dem Aufbau eines Archivs fü̈r den Markt Frammersbach gewidmet. Von Oktober 2011 bis September 2013 war er Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl fü̈r Fränkische Landesgeschichte an der Universität Wü̈rzburg und leitete, parallel zu seiner Lehrtätigkeit, dort die Arbeitsgruppe „Datenbank fränkischer Märkte“.

Besuchergruppen (wie der Kurs der Rothenburger Gästeführer mit Ausbildungsleiter Christian Haas (Zweiter von rechts) kommen häufig ins Archiv. Links neben Haas auf dem Tisch sitzend Stadtarchivarin A. Tarokic.

Besuchergruppen (wie der Kurs der Rothenburger Gästeführer mit Ausbildungsleiter Christian Haas (Zweiter von rechts) kommen häufig ins Archiv. Links neben Haas auf dem Tisch sitzend Stadtarchivarin A. Tarokic.

„Niederadel im Spessart“

Im Sommer 2012 schloss er seine Promotion zum Thema „Niederadel im Spessart“ ab. Von Januar 2008 bis August 2011 war er als wissenschaftliche Hilfskraft am Lehrstuhl für Fränkische Landesgeschichte der Universität Wü̈rzburg tätig. Von Februar bis Juni 2010 führte er das Forschungsprojekt „Historisches Brauereiwesen in Rothenburg o.d.T.“ durch. Eine Arbeit, die sich in Archivrecherche, in Vorträgen und schließlich auch in Erstellung einer Broschü̈re gliederte.

Von August bis Oktober 2008 beschäftigte er sich mit der Teiltranskription des „Volkacher Salbuchs“, das 2009 in wissenschaftlicher Bearbeitung (herausgegeben von Arnold/Feuerbach) veröffentlicht wurde. Im April 2008 nahm er als Referent an der Tagung des Elitenetzwerks der bayerischen Landeshistoriker auf Schloss Hirschberg teil.

Von Oktober 2007 bis März 2008 wirkte er als wissenschaftliche Hilfskraft an der Bayerischen Akademie der Wissenschaften beim Projekt „Katalog der deutschsprachigen illustrierten Handschriften des Mittelalters“ mit. Im Juni 2007 hat er seine Magisterprü̈fung zum Thema „Die älteste Wü̈rzburger Steuerliste von 1412“ abgeschlossen. Zwischen Oktober 2001 und Juni 2007 studierte er an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg „Mittlere Geschichte“ im Hauptfach und dazu Neuere/Neueste Geschichte sowie Volkskunde (Europäische Ethnologie).

Seine Schullaufbahn hat Dr. Florian Huggenberger an der Grundschule Oberscheckenbach begonnen, Am Rothenburger Reichsstadt-Gymnasium setzte sie der Sohn eines Tierarztes fort. Sein Abitur machte er im Juni 2000. Der Zivildienst schloss sich an. Von Oktober 2000 bis August 2001 war er beim Roten Kreuz in der Rettungswache Rothenburg im Einsatz. Ehrenamtlich wirkte er beim CVJM Gattenhofen in der Kinder- und Jugendarbeit und beim Posaunenchor St. Stephan in Würzburg. Er beschäftigt sich gern mit Gesellschaftsspielen, mit ihrem Aufbau, mit ihren Rollen und mit ihrer Strategie. -ww-


Viewing all articles
Browse latest Browse all 1548

Trending Articles