Wertvoll: Auf bürgerschaftliches Engagement des Arbeitskreises Asyl vertrauen zu dürfen
ROTHENBURG – Es war eine aufregende und in weiten Bereichen sehr anstrengende Zeit für den Arbeitskreis Asyl. Und noch mehr für die von ihm betreuten „Schützlinge“ und Familien, zieht Sprecherin Gudrun Knoll-Schäfer Bilanz zum Jahresabschluss.

Edith Hümmer und Eva Förster-Kern vom Arbeitskreis Asyl mit jungen Iranern. Foto: sis
Einige Bewohner der Gemeinschaftsunterkunft „Bären“ kehrten freiwillig in ihre iranische Heimat zurück, sie kamen mit den von ihnen hier in Deutschland vorgefundenen Umständen nicht zurecht: Wohnsituation, Arbeit, mangelnde soziale Kontakte. Ungefähr die Hälfte der verbliebenen „Bären“-Bewohner aus dem Iran haben bisher immer noch keine endgültige Entscheidung über ihr Bleiberecht erhalten, dürfen jedoch arbeiten und haben auch teilweise einen Job.
Alle konnten mittlerweile mindestens einen Deutschkurs mehr oder weniger erfolgreich abschließen. Gut die Hälfte hat, auch mit Hilfe des Arbeitskreises Asyl, eine Arbeit gefunden. Der „Bären“ wird ab Mitte Januar geschlossen sein. Diejenigen, die sich in einem Arbeitsverhältnis befinden, konnten weiterhin in vom Landratsamt angemieteten Wohnungen in kleinen Wohngemeinschaften in Rothenburg untergebracht werden. Diejenigen ohne Arbeit wurden vom Landratsamt nach Bettwar und Dombühl in kleinere Gemeinschaftsunterkünfte umverteilt.
Bleiberecht erhalten
Einige der noch nicht anerkannten Iraner haben sogar einen unbefristeten Arbeitsvertrag und durften sich damit eine Wohnung suchen. Das ist in Rothenburg nicht so einfach. Aber auch da konnte der Arbeitskreis Asyl etliche Erfolge verbuchen und hoffen, „dass alle auf der Spur bleiben, sich hier eingewöhnen und Lebensart zunehmend akzeptieren können, ohne ihre eigene zu vergessen“.
Die bereits seit Ende 2015 vom Arbeitskreis Asyl betreuten syrischen Flüchtlinge haben aufgrund des immer noch tobenden Bürgerkriegs in ihrem Heimatland alle ein Bleiberecht, zunächst für drei Jahre, erhalten. Sie wohnen mittlerweile in eigenen Wohnungen – auch dank des Entgegenkommens der Stadt Rothenburg, die etliche städtische Wohnungen zur Verfügung gestellt hat. Aber auch auf dem freien Markt konnten einige Wohnungen gefunden werden. Ein besonderer Dank geht deshalb an die privaten Vermieter.
Erleichtert wird die Wohnungssuche, wenn die Flüchtlinge einen festen Arbeitsplatz nachweisen können. Die überwiegende Mehrzahl der Syrer kann das. Sowohl im Handwerk als auch in der Gastronomie leisten syrische Flüchtlinge gute Arbeit. Einige Familienzuzüge stellen den Arbeitskreis vor neue Aufgaben: Kindergartenplätze müssen organisiert, Hausaufgaben betreut und die Frauen über ihre neuen Lebensumstände informiert werden. Die Kleiderkammer hat sich zu einem Treffpunkt entwickelt, der gerade Frauen und Kindern bei ihren ersten Schritten in ihr neues Leben Unterstützung anbietet. Hier werden auch nach der Schließung der Gemeinschaftsunterkunft „Bären“ weiterhin regelmäßig Beratungen in bürokratischen und praktischen Dingen vom Arbeitskreis angeboten.
Bei allen Bemühungen, den neuen Mitbürgern Hilfe zu gewähren, mussten auch die Helfer immer wieder Frustrationen in Kauf nehmen, und zwar sowohl von politischer Seite (strikte Einhaltung der Vorgaben der bayerischen Staatsregierung ohne die Möglichkeit der Ausnutzung von Ermessensspielräumen wahrzunehmen) als auch von Seiten der Flüchtlinge: Einige – sehr wenige – können mit der neuen Freiheit nicht umgehen und versuchen, sich auf illegale Weise mehr Geld zu verschaffen, machen Schulden und kommen mit der in Deutschland allgegenwärtigen Bürokratie nicht zurecht.
Einzelfälle als Ausreißer
Andere schaffen es einfach nicht, sich an die hiesigen Arbeitsbedingungen zu gewöhnen und hier geltende Regeln einzuhalten. Es ist manchmal sehr entmutigend, wenn ein weiterer „Schützling“ Regeln verletzt und sich die Arbeit mit und für ihn einfach als nutzlos erweist, an Sturheit, Ignoranz oder einfach kulturellen Unterschieden scheitert. Mit derartigen Problemen konfrontiert, sind die ehrenamtlich Tätigen des Öfteren an ihre Grenzen gestoßen. „Wir mussten uns immer wieder vor Augen halten, derartige Einzelfälle als Ausreißer zu betrachten, das Fehlverhalten Einzelner nicht auf alle zu projezieren, wie es leider im öffentlichen Bewusstsein immer wieder geschieht“. Dennoch war es im Rückblick ein positives Jahr: Viele unserer „Schützlinge“ und ihre Familien konnten auf die Spur, einige auf den Weg dorthin gebracht werden. Das freiwillige Engagement als Beitrag für gesellschaftlichen Zusammenhalt verdient Respekt und Anerkennung. sis