„Romanze an Valentin“ in Rothenburg – Die Geschäftswelt ziert sich noch
ROTHENBURG – Alle Jahre wieder: Weihnachten, Ostern, Muttertag und der Valentinstag. Absprachen wie „Wir schenken uns nichts“ funktionieren so gut wie nie. Niemand will mit leeren Händen dastehen. Ein Anlass, die Marketingmaschinerie in Position zu bringen. Das Stadtmarketing Rothenburg hat sich heuer der Kampagne „Romanze an Valentin“ angenommen, die auf breite Unterstützung ausgelegt ist. Aber die Beteiligung ist noch ausbaufähig.

Eine herzige Angelegenheit für verliebte Paare: die Tradition des Valentintages. Foto: Schäfer
Die Geschäftsidee, den Valentinstag stärker zu vermarkten, wurde 2013 in die Tat umgesetzt. Veranstaltungs- und Ausgehtipps, Übernachtungsangebote, bei Kerzenschein zu Abend essen, kleine Aufmerksamkeiten sollen Verliebten Anreize für eine Stippvisite schaffen. Dahinter steckt tourismuspolitisches Handeln, und die Geschäftswelt will damit die touristische Nebensaison in Rothenburg beleben. Unter Federführung von Marion Dänzer vom Hotel „Rappen“ wurde die Kampagne „Romanze an Valentin“ mit viel ehrenamtlichem Engagement gestartet und fortgeführt. Nach der vierten Auflage gab Marion Dänzer die Verantwortung auf persönlichen Wunsch hin ab, wie es heißt.
Reichweite erhöhen
Das Rothenburger Stadtmarketing wurde mit der Weiterentwicklung des Projekts betraut. Es folgte ein Treffen mit dem Vorstand des Rothenburger Hotel- und Gaststättenverbandes sowie Tourismusdirektor Dr. Jörg Christöphler. Da mit der Kampagne vor allem Gäste angesprochen werden sollen, waren die Belange der Tourismusbranche zu berücksichtigen und die Kooperationsbereitschaft aus Gastgewerbe und Einzelhandel abzufragen. Der Vorschlag des Stadtmarketings, die Bekanntheit der Kampagne durch digitale Werbemittel optimal zu nutzen, wurde von allen Seiten positiv aufgenommen. Um die Wirksamkeit zu erhöhen, ist es wichtig, dass Informationen über Veranstaltungen frühzeitig für Gäste einsehbar sind. Um mehr mediale Aufmerksamkeit zu erzielen, geht es auch um die wirksame Strategie, die Reichweite zu erhöhen.
Das Internet verändert das Kaufverhalten der Verbraucher grundlegend, wie Käuferportal-Studien zeigen. Gegenüber dem stationären Handel ist der Online-Handel überdurchschnittlich stark gewachsen. In einigen Branchenfeldern, etwa im Textilbereich, liegt der Anteil inzwischen bei fast 40 Prozent. Mit der Konsequenz, dass Innenstädte mit Umsatz- und Ertragsproblemen zu kämpfen haben.
Überschaubare Auswahl
Auch die Tourismusbranche verändert sich durch Reise- und Bewertungsportale. Das Internet bietet ein leicht zugängliches und globales Netz an Informationen auf der Suche nach Dienstleistungen und Produkten – und erleichtern gleichzeitig Preisvergleiche. Die Branche habe im Gegensatz zum stationären Handel jedoch den Vorteil, dass ein Übernachtungs- oder Reiseangebot nur am Zielort in Anspruch genommen werden kann.
Damit bleibt auch der Umsatz dort, wo die Leistung erbracht wird. Der Handel steht vor einer anderen Situation. Durch die Möglichkeiten des Internets ist mit dem Online-Handel ein neuer Anbieter und Lieferant auf den Markt getreten. Konsumenten können überall und auch zu jeder Zeit einkaufen. Der stationäre Handel gibt dadurch gezwungenermaßen Umsatzanteile an dieses Handelsformat ab. Und wenn der Kaufabschluss bei anderen Anbietern erfolgt, sorgt das für Frequenzverluste in den Innenstädten.
Auch im Handel beginnt die Produktsuche häufig im Internet. Ein paar Klicks, recherchieren, vergleichen, Entscheidung treffen. Der Online-Auftritt „Romanze an Valentin“ soll die Aufmerksamkeit auf regionale Angebote lenken. Als branchenübergreifende Plattform bietet er unter der Rubrik „Geschenkideen“ Tipps für Einkaufsmöglichkeiten und Informationen über gastronomische Angebote. Es gibt Themenführungen „Auf den Spuren der Liebe“ und Hinweise zu Öffnungszeiten der Museen sowie Freizeitangebote.
Eine Buchungsplattform ist die Webseite bewusst nicht, betont Geschäftsführerin Ariane Koziollek vom Stadtmarketing. Die Umsätze sollen dort verankert sein, wo die Leistung erbracht wird. Daher wird auch keine Vermittlungsprovision erhoben wie bei anderen Reise-Portalen. Finanziert wird das Projekt „Romanze an Valentin“ aus Mitteln des Stadtmarketingvereins und den Betrieben, die sich auf der Seite präsentieren.
Warum sich die einheimische Geschäftswelt eher zurückhaltend verhält, sorgt für Erstaunen. Das Angebot „Dinner für Zwei“ machen nur wenige Gastronomiebetriebe. Auch die Hotel-Arrangements lassen sich an einer Hand abzählen. Betriebe haben momentan ganz zu oder ihre Abläufe eingeschränkt. Manchmal braucht es eine Auszeit oder eine Verschnaufpause. Die Nebensaison wird auch genutzt, um Renovierungen und Modernisierungen vorzunehmen beziehungsweise als Freizeitausgleich für Überstunden und Mehrarbeit. Mit Geschenkideen für Verliebte wirbt eine überschaubare Anzahl von Geschäften. Sie haben Schokoladenherzen, Liebesschlösser, Unterwäsche, Mode, Schmuck, Kunsthandwerk und Wohnartikel im Angebot. Unter kleinen „Alltags-Auszeiten“ findet sich das Hallenbad mit Sauna, Kosmetikbehandlung, Fußwaschung und Massage.
Zu einer Marketing-Offensive gehört es, seine vielen Standortqualitäten selbstbewusst auf den Markt zu tragen und mit den touristischen Pfunden zu wuchern. Da hakt es. Trotz intensiver Bemühungen ist das Stadtmarketing mit seiner Online-Initiative kaum auf breite Resonanz gestoßen. Eine Werbekampagne, von der man keine ausreichenden Ergebnisse vorliegen hat, kann nicht ordentlich optimiert werden. Je stärker die positive Resonanz ist, desto kreativer wird die „Romanze an Valentin“ bewertet und erfährt vielleich auch höheren Zuspruch. sis