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Channel: Aus der Stadt – Fränkischer Anzeiger
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Bedeutender Schritt

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Finanzierung des Eisenbahnbaus von Rothenburg nach Steinach

ROTHENBURG – Zum Auftakt des Raiffeisenjahres anlässlich des 200. Geburtstages von Friedrich Wilhelm Raiffeisen erinnerte der Vorstandsvorsitzende der VR-Bank Mittelfranken West eG , Dr. Gerhard Walther, bei der Feier daran, wie die Idee der Genossenschaft in Rothenburg ihren Anfang nahm.

Die Idee lebt: Dr. Gerhard Walther. Foto:sis

Die Idee lebt: Dr. Gerhard Walther. Foto:sis

Als ehemalige freie Reichsstadt fiel es den Rothenburgern nicht leicht, ab Beginn des 19. Jahrhunderts zu Bayern zu gehö̈ren. Es war zu einem Landstä̈dtchen geworden, in dem fast nur noch der landwirtschaftliche Produktehandel mit den Bauern in der Umgebung eine Rolle spielte. Es gab keine grö̈ßeren Firmen. Erst mit Eintritt Bayerns ins Deutsche Reich 1871 wendete sich die Lage fü̈r die Gewerbetreibenden zum Positiven. Das lag daran, dass eine neue Gewerbeordnung in Kraft trat, die den Zunftzwang endgü̈ltig beseitigte und Gewerbefreiheit bestimmte.

Die Rothenburger Handwerker und Kaufleute sahen die Mö̈glichkeiten zu expandieren und wollten am Aufschwung teilhaben. Aber es fehlte die Mö̈glichkeit, die benö̈tigten Kredite fü̈r die erforderlichen Investitionen zu erhalten. Zwar gab es in Rothenburg seit 1823 die Sparkasse, diese betrieb jedoch keine Kreditgeschä̈fte, sondern definierte ihren Zweck darin, der Bevö̈lkerung eine Mö̈glichkeit zu bieten, einen Spargroschen zur Altersversorgung verzinslich anzusparen. Eine Privatbank, die damals noch in Rothenburg existierte, machte ebenfalls keine Geschä̈fte mit Selbstständigen Handwerkern. Es waren zu kleine Geschä̈fte, zu viel Bearbeitungsaufwand und zu hohes Risiko mit der Kreditvergabe verbunden.

So kam es 1871 zu Ü̈berlegungen fü̈hrender Rothenburger Handwerker, die gleichzeitig fü̈r den Gewerbeverein verantwortlich waren, einen Vorschussverein (Genossenschaft) zu gründen, der die Handwerker mit Krediten versorgen sollte. Aus dem benachbarten Wü̈rttemberg hö̈rte man, dass die Genossenschaften gut funktionierten und segensreich wirkten.

So kam es am 14. Januar 1872 zur Grü̈ndung des Vorschussvereins, der spä̈teren Volksbank in Rothenburg. Eines der ersten grö̈ßeren Projekte, an dessen Finanzierung man sich beteiligt, war der Eisenbahnbau von Ro­t- henburg nach Steinach, bei dem man einen Kredit in Hö̈he von 4500 Gulden vergab. Fü̈r die Stadtentwicklung Rothenburgs war dieses Vorhaben wirtschaftlich sehr bedeutend, denn dadurch war es mö̈glich, Rothenburg aus dem „Dornrö̈schenschlaf“ zu erwecken und den ü̈berregionalen Tourismus zu erschließen.

Aus dem Vorschussverein wurde die Volksbank Rothenburg. Das erste Geschä̈ftslokal der Volksbank war in der Galgengasse, 1931 wurde der Sitz an den Markt 1 verlegt und 1960 eine Niederlassung in Bad Windsheim erö̈ffnet. Durch die Fusion mit der Raiffeisenbank 2003 entstand die VR-Bank Rothenburg mit Sitz in der Bahnhofsstraße.

Parallel zu dieser Entwicklung formierten sich die lä̈ndlichen Bereiche durch die Grü̈ndung von Raiffeisen-Genossenschaften (die erste im Rothenburger Gebiet 1889 in Dombü̈hl). Zuletzt waren es 38 Raiffeisen-Genossenschaften, die sich ab 1965 schließlich unter dem Dach der VR-Bank Rothenburg zusammenfanden. Es folgte eine beeindruckende Entwicklung: Von 60 Mitgliedern 1872 bis 2014 zu 15600 Mitgliedern. sis


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