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Channel: Aus der Stadt – Fränkischer Anzeiger
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Sticheln aber nicht verletzen

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Zur Karikaturen-Jubiläumsschau in der Johanniterscheune ist ein neues Buch erschienen

ROTHENBURG – Alles was Rang und Namen hat, kam zur Eröffnung der Ausstellung von Robert Hellenschmidt in die Johanniterscheune. Was zeigte, welche Wertschätzung der Rothenburger Zeitungskarikaturist und Künstler genießt – auch unter den pointiert „Getroffenen“, die von ihm mit spitzer Feder vorgeführt wurden.

Rund 250 Gäste besuchten die Vernissage zur Karikaturenausstellung.     Fotos: Schäfer

Rund 250 Gäste besuchten die Vernissage zur Karikaturenausstellung. Fotos: Schäfer

Strich für Strich arbeitete sich der Zeichner Robert Hellenschmidt in den 35 Jahren seines künstlerischen ­­Schaffens an die „Prominenz“ heran, durchforstete die Lokalpolitik nach unangenehmen Wahrheiten, um sie ironisch und spöttisch öffentlich kenntlich zu machen. Sticheln muss man als Karikaturist unbedingt, hin und wieder auch mit leichtem satirischen Degen, aber nicht unbedingt mit großem sarkastischen Schwert. Wer ins Visier genommen wurde, konnte sich damit trösten, im öffentlichen Leben existent zu sein. Man war geadelt.

Selbst „Opfer“ der spitzen Feder

Als Freund und Wegbegleiter hielt Dr. Karl-Heinz Schneider die Laudatio auf den 70-jährigen Rothenburger, der in der Werkeschau neben Karikaturen auch Grafik, Malerei und Collagen zeigt. Zur Ausstellung ist ein Buch mit dem Titel „Strichhaltig“ erschienen, der mittlerweile sechste Karikatur-Bildband des Zeichners. Dr. Karl-Heinz Schneider nutzte die Gelegenheit zu einer Grundsatzrede über künstlerische Freiheit als Vorrecht des Künstlers. Das ist umso bemerkenswerter, da er in seinen Funktionen als Stadtrat und einstiger Alt-Rothenburg-Vorsitzender selbst schon „Opfer“ der spitzen Feder wurde.

Mit unverkennbar eigenem Stil habe Robert Hellenschmidt die professionelle Karikatur auf die lokale Ebene gebracht. Seine Arbeiten erzählen ein Stück Stadtgeschichte. Die Grenze zwischen einfacher Metapher und ausgeführtem Vergleich sei fließend. „Karikaturisten haben zu allen Zeiten für sich das Recht in Anspruch genommen, ihre eigenen Vergleiche und Metaphern zu erfinden und Ereignisse durch einen Rückgriff auf vertraute Situationen zu erhellen.“ Der Künstler schrecke auch nicht vor einer deutlichen Kritik am Stadt­rat und an der Verwaltung zurück, was seine persönliche Unabhängigkeit in der Sache verdeutliche.

Der Laudator griff einige Beispiele aus der Gesamtschau heraus, die einen wesentlichen Grund für die besondere Stellung des Karikaturisten zeigen. Beim Betrachten des Triptychons „Krieg-Terror-Armut“ könne man die „prophetische Anklage“ bestaunen, deren Aussage bis heute Aktualität bewahrt habe. Mit der Bildsprache des Würfelspiels zum Beschwerde­ver­fahren über die Vergabepraxis des Volksbad-Verkaufs zeige der Künstler „den perfekten Einsatz einer Metapher und gleichzeitig deren inhaltliche Überschreitung“.

In Karikaturen umgesetzte Mahnungen („Macht mir die Stadt nicht zur Hure“) erhebe der Künstler seinen Finger. „sich nicht ganz den Forderungen des Tourismus auszuliefern“ oder kritisiere die Praktikabilität der Parkautomanten, ablesbar an einer dargestellten überdimensionalen Gebrauchsanweisung und einem Automaten mit Beruhigungstabletten unter dem Titel „Zu Risiken und Nebenwirkungen…“

Prophetische Gabe

Als eine der besten Karikaturen nannte Dr. Karl-Heinz Schneider die 1994 erschienene Zeichung mit der Figurengruppe des Laokoon und seiner beiden Söhne, die von den Schlangen der „Schuldenentwicklung“ gewürgt werden. Von den damals dargestellten Protagonisten, OB Herbert Hachtel, Wilhelm Berger und Hermann Schönborn, ist letzterer noch im politischen Geschäft übriggeblieben „und warnt weiter“. Dr. Karl-Heinz Schneider würdigte die „beängstigende prophetische Gabe und Weitsicht“ des Künstlers, denn die Verschuldung der Stadt sei bis heute eines ihrer drängendsten Probleme.

In seinem Rückblick würdigte der Laudator auch den Kulturmacher Robert Hellenschmidt für die Korn-Veranstaltungsreihe – viele Jahre neben seiner Tätigkeit als Industriekaufmann bei dem Autohaus. Als begnadeten Ban­jospieler kenne man ihn schon seit den 60er Jahren. „Unvergessen sind seine an Arie Ligthart angelehnten Solostücke „St. Louis-Blues“ und „The world is waiting for the sunrise“ oder seine Jazz-Stücke im Boogie-Woogie-Stil auf dem Piano, die Robert Hellenschmidt wie selbstverständlich ohne fremde Hilfe erlernte.

Es wäre vielleicht alles anders gekommen, hätte „Karry“ Schneider seinerzeit bei einem Besuch in der Wohnung in der Adam-Hörber-Straße nicht einige Zeichenvorlagen aus dem väterlichen Bestand mitgebracht und das schlummernde Talent geweckt. Und so fügte es sich, dass Robert Hellenschmidt mit Ernst Unbehauen einen geduldigen Förderer fand, der ihn kräftig unterstützte und viel zu seiner Entwicklung beitrug.

Mit Fleiß und Ausdauer entstanden Zeichnungen, Collagen und Ölbilder seiner geliebten Heimat mit ihrer reizvollen Landschaft Lindleinsee, Blinktal, Frankenhöhe, die er 1980 zum ersten Mal in der Schrannenscheune ausstellte. Bei diesem Anlass animierte ihn Lokalredakteur Dieter Balb zu einer wöchentlichen Karikatur im „Fränkischen Anzeiger“. Ist das Thema für die nächste Zeichnung erst gefunden, beginnt der „Großkampftag“ des Karikaturisten.Die Zusammenarbeit mit der örtlichen Presse hält bis heute an und gab den Ausschlag für die Ausstellung und das Buch zum runden Geburtstag des Künstlers.

Künstler Robert Hellenschmidt (v.li) mit OB Walter Hartl, Museumsleiter Dr. Markus Hirte und Verleger Wolfgang Schneider.

Künstler Robert Hellenschmidt (v.li) mit OB Walter Hartl, Museumsleiter Dr. Markus Hirte und Verleger Wolfgang Schneider.

Die Rothenburger Zeitungsleser können sich ihre Wochenend-Ausgabe ohne Hellenschmidt gar nicht vorstellen, sagte Verleger und neuer Re­daktionsleiter Wolfgang Schneider zu Beginn einer sehr persönlichen Rede. Es dürfte nur ganz wenige Lokal- und Regionalzeitungen geben, die sich einen Karikaturisten leisten – und unter den wenigen, die es gibt, habe wohl kaum jemand die Qalität und Kontinuität eines Robert Hellenschmidt erreicht. Über 1800 Karikaturen hat der Zeichner in 35 Jahren geschaffen: allesamt einzigartige Kunstwerke und damit echte Unikate.

Ehre, wem Ehre gebührt, dachte sich auch Oberbürgermeister Walter Hartl und drückte seinen Respekt über die Leistung einer wöchentlichen Karikatur aus und über den flotten Strich, den Robert Hellenschmidt sich über die Jahrzehnte bewahrt habe. Augenzwinkernd fügte er an, Stadtrat und Verwaltung würden sich weiterhin bemühen, dem Künstler reichlich Stoff für seine Darstellungen zu liefern.

„Hausherr“ Dr. Markus Hirte stellte mit Blick auf eine kommende Sonderausstellung über Luther einen historischen Zusammenhang zwischen dem Reformator und Robert Hellenschmidt her. Die Gemeinsamkeit besteht in ihrem Stilmittel, mit der Wirkung der Bildsprache das Bewusstsein in Gesellschaft und Politik zu schärfen.

Zum geladenen Gästekreis der Vernissage gehörte auch der Künstler Helmut Günter Lehmann. Der gebürtige Rothenburger war eigens aus Traunstein angereist. Mit einer Zeichnung über den Karikaturisten Robert Hellenschmidt hat er sich kürzlich der zeichnerischen Herausforderung gestellt, seinen geschätzten Kollegen in feingearbeiteten Strichen charakteristisch abzubilden. sis


Ein feierliches Dankeschön

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Verein „Amélie“ beschenkt zum zehnten Geburtstag seine Förderer und Mitstreiter

ROTHENBURG – Chor, Kabarettist, Tänzer, Streichinstrumente, Bauchredner, Schattenspieler: So ziemlich alles, was man sich an Schätzen der Bühnenunterhaltung wünschen konnte, war in der Reichsstadthalle vertreten. Mit Mitstreitern, Förderern und Freunden feierte der Verein „Amélie“, der sich um schwerkranke und chronisch kranke Kinder kümmert, ganz groß sein zehnjähriges Bestehen.

Handfertigkeit plus Musik und Grafik: Schattenspieler Phil Shadow karikierte Prominente.

Handfertigkeit plus Musik und Grafik: Schattenspieler Phil Shadow karikierte Prominente.

Elegant in schwarz und weiß gekleidete Damen und Herren werden an die festlich dekorierten Tische in der Reichsstadthalle geleitet. Der Raum und die Bühne sind dank Harry Köhler in ein stimmungsvolles Licht getaucht. Auf der Bühne empfängt Viktor Schlund am elektronischen Klavier musikalisch die Gäste, bevor er zusammen mit Sängerin Nicole Hasselt und Lily Mögel an der Gitarre den Galaabend einläutet.

Insgesamt 160 Gäste warten mit Spannung auf das bis dahin weitesgehend geheimgehaltene Programm. Nur ein Platz in der Halle scheint leer zu sein. Er ist es aber nicht. Er gehört Amélie. Dem Mädchen, dessen Name der Verein trägt, dessen Lebensgeschichte die Motivation für das außergewöhnliche Engagement seiner Mitglieder ist.

„Dies ist keine Trauerveranstaltung, wir feiern!, forderte Farid Zitoun, naturheilkundlicher Beirat des Vereins und Co-Moderator, die Anwesenden auf, den Abend mit seinen vielen Showeinlagen unbeschwert zu genießen. Trotz des ernsten Hintergrunds. Denn dass es überhaupt die Notwendigkeit für einen Verein wie „Amélie“ gibt, ist eigentlich traurig.

Die grundlegende medizinische Versorgung ist die eine Sache. Aber schwerkranke Kinder benötigen mitunter auch Hilfen, die durch das Gesundheitssystem nicht ausreichend oder überhaupt nicht finanziert werden. Reittherapie, Klangtherapie, Rollstuhlkleidung oder Rollstuhlrampe sind Mittel, um ihre Leiden zu lindern und ihren Alltag zu erleichtern. Genau dafür setzt sich „Amélie“ e.V., setzen sich die vielen Förderer und Spender seit nunmehr zehn Jahren ein. Und es war ein weiter Weg von den Anfängen mit Kinderschminken, die zwar erfahrungs-, aber leider wenig ertragreich waren, bis zum 10. Geburtstag des Vereins.

Der Vorstand von „Amélie“ e.V. organisierte eine außerordentliche Gala.  Fotos: Scheuenstuhl

Der Vorstand von „Amélie“ e.V. organisierte eine außerordentliche Gala. Fotos: Scheuenstuhl

Die Jubiläumsfeier konnte in dieser Gestalt auch nur stattfinden, da alle Künstler und Helfer auf eine Bezahlung verzichteten und Sponsoren mithalfen. Mit dem Eintrittspreis wurden die Kosten für das fliegende Buffet aus der Küche der Reichsstadthallen-Wirte Wörle gedeckt und der Rest kam dem Verein zugute.

Zuspruch für die Eltern

Besonders hilfreich war auch, dass die Stadt Rothenburg ihre Veranstaltungshalle dem Verein für diesen Galaabend mietfrei zu Verfügung stellte. Bürgermeister Dieter Kölle hob in seinem Grußwort hervor, dass ein wichtiger Teil des Engagements von „Amélie“ e.V. der Zuspruch für die Angehörigen und Eltern der schwerkranken Kinder sei.

Ebenfalls spendabel zeigte sich Landrat Dr. Jürgen Ludwig, der neben der verbalen Würdigung des „seit 10 Jahren unermüdlich erbrachten Einsatzes“ der Vereinsmitglieder einen Scheck überreichte. Auch Karl Beck, Bürgermeister von Wörnitz wo der Verein seinen Sitz hat, brachte eine monetäre Vorweihnachtsgabe mit und dankte den Mitgliedern dafür, dass sie auch mit ihren Veranstaltungen das „gesellige und kulturelle Leben“ in der Gemeinde bereichern. Er wünschte ihnen Glück und Elan für die nächsten 10 Jahre.

Gleich zu Beginn gab es einen kleinen Wermutstropfen: Amelie Fröhlich, WDR-Moderatorin und „stolze Patin“ des Vereins, konnte nicht wie geplant durch den Abend führen. Per Video-Botschaft gab sie den Gästen mit auf den Weg weiterhin „viele Kinderaugen zum Strahlen zu bringen“. Ihren Platz nahm Christine Eixenberger ein. An der Seite von Farid Zitoun war die wortgewandte Kabarettistin und Lehramtsanwärterin eine mehr als würdige Alternative.

Auch Sänger Andreas Kümmert ließ es sich nicht nehmen, wenn er schon wegen seiner Tournee nicht persönlich da sein konnte, zumindest über die Leinwand seinen musikalischen Gruß an die Gäste in der Halle zu richten. Der Rest des Unterhaltungsprogramms fand dann real auf der mit Lichteffekten ausgeleuchteten Bühne statt. Der Gospelchor Heilig Geist unter der Leitung von Uschi Memhardt etwa versetzte mit seinen Liedern das Publikum in gewohnter Manier in eine erbauliche, fröhliche Grundstimmung.

Vogel Joschi saß da schon eher der Schalk beziehungsweise Bauchredner Peter Marsch aus Aurach im Nacken. Besonders auf die Tauberstadt und ihren Vertreter hatte es der vorlaute rot-blaue Piepmatz abgesehen: „Rothenburg liegt zwar nicht am Arsch der Welt, aber man kann ihn von dort aus sehen.“

Talente offenbart

Das gefiederte Tierchen musste sich aber warm anziehen. Denn seinen Platz machte ihm Karl Beck ­streitig. Unter dem Künstlernamen „Jacque­line“ und den „Durchhalte-Rufen“ von Landrat Dr. Jürgen Ludwig, offenbarte er als lebende Bauchrednerpuppe sein komödiantisch-schauspielerisches Talent.

Ein Hauch von Klassikkonzert bekam der Abend durch Sarah (12), Jonas (19) und Elias (18) Litak verliehen. Die drei Geschwister aus Fichtenau spielten auf Violine und Cello Stücke von Mendelssohn und Gaspar Cassadó. Sie wurden dabei von ihrer Mutter Sanem am Klavier begleitet. Wie sich Jugend sonst noch künstlerisch ausdrücken kann, zeigte die Ansbacher Formation „#Notreal“ mit einem kraftvollen und mitreißenden modernen Tanz.

Ebenso treffsicher sitzen seine Spitzen gegen die politische Klasse oder menschliche Verhaltensweisen: Christoph Maul bot wieder einmal einen unterhaltsamen Rundumschlag in bester Schillingsfürster „Stupfl“-Manier. Um den vielen Förderern im Publikum etwas zurückzugeben, wurde eine Tombola veranstaltet, deren zahlreiche Preise ebenfalls eine Spende waren. Sven Nowak aus Leutershausen etwa darf sich über einen Rundflug über Rothenburg freuen und Manuela Denzinger (Wörnitz) über eine Ballonfahrt.

Schattenspieler Phil Shadow zauberte mit seiner außergewöhnlichen Handfertigkeit, und begleitet von der passenden Musik, die Silhouetten altbekannter Größen aus Sport, Politik und Musik auf die Leinwand. Ein würdiger und beeindruckender „Schlussakkord“ für den Jubiläums-Galaabend. mes

Wieder ein großer Schritt

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Winterausstellung des Rothenburger Künstlerbundes

ROTHENBURG – 15 Künstler des Rothenburger Künstlerbundes und zwei eingeladene Künstler bestücken mit ihren Werken in unterschiedlichen Techniken die Winterausstellung im Fleischhaus. Farbiger Schlusspunkt eines Jahres „mit schnellen Wechseln.“

Reden über Kunst: Zur Ausstellung im Fleischhaus gibt es einen Kunstkalender. Fotos: sis

Reden über Kunst: Zur Ausstellung im Fleischhaus gibt es einen Kunstkalender. Fotos: sis

Es findet sich unter den Kunstwerken eher klassische Malerei in spätimpressionistischer Manier wie bei Gerd Hintermeiers Winterlandschaften, aber auch abstrakte Kompositionen in Öl wie bei Bernhard Karlstetter, die durch mehrere mit Spachteltechnik aufgetragene Farbschichten über einen längeren Zeitraum hinweg entstehen. Eiichi Takeyama bewegt sich mit seinen verfremdeten Darstellungen in Acryl zwischen diesen beiden Polen. Jutta Richter zeigt gefilzte Textilobjekte als Wohnraumgestalter.

Daneben nimmt die Fotografie einen prominenten Platz in der Ausstellung ein, wobei sich auch hier die Techniken und Gestaltungsansätze der drei Künstler – Ulrich Frewel, Maria Semmer und René Bissbort – stark voneinander unterscheiden. Ulrich Frewel hat ein sehr altes Fotografieverfahren, Argentotypie genannt, für seine künstlerische Arbeit reanimiert, das seinen Schwarz-Weiß-Fotos aus der Natur eine erhöhte Tiefenwirkung verleiht. Maria Semmer widmet sich mit ihrer inszenierten Fotografie erneut dem Reich der Träume und des Unterbewussten.

Todesstern im Meer

René Bissbort hat auf seiner großformatigen Arbeit den Ablauf eines Tanzschritts von einer Ballett-Tänzerin festgehalten und nachträglich die Farbgebung bearbeitet, um eine eigene „Ästhetik des Augenblicks“ zu entwickeln. Fritz Ehler und Evelyn Weiss decken mit Ihren Töpferarbeiten viele Facetten ihres Handwerks ab – von volkstümlich-traditionell bis hin zu modern gestalteten Gefäßen, die durch Design verbunden mit einem Schuss Witz überzeugen.

Der Vorsitzende Peter Nedwal gibt in der Ausstellung erneut einen Blick in sein weit gefächertes Oeuvre – dieses Mal mit einem großformatigen Holzschnitt und zwei Leinwänden mit konstruktivistischen Kompositionen aus Liniengefügen. Als neues Mitglied feierte Tobias Förster (33), gelernter Schreiner, einen gelungenen Einstand, indem er Graffiti als oft verpönte und mit Vandalismus in Zusammenhang gesetzte Kunstrichtung in einem anderen Licht erscheinen lässt. Seine dreidimensionalen Skulp­turen aus Holz und lackierter Faserplatte beweisen handwerkliches Können im Einklang mit einer feinen kreativen Ausgestaltung.

Alexander Fabi präsentiert minimalistische, kugelsphärische Objekte aus Stahl mit recht- und dreieckigen Einschnitten, die mit ihrem Schattenwurf und ihrer Kanten- und Linienführung je nach Position des Betrachters mal geschlossen, mal sich öffnend erscheinen. Ein weiteres Werk aus lackiertem Stahl mit dem Titel „Wenn bei Capri der Todesstern im Meer versinkt“ möchte den Besucher zum Schmunzeln animieren, wenn auch eine zeitkritische Interpretation legitim erscheint.

Hans-Gustaf Weltzer ist mit einer Serie von kleinen Farbholzschnitten sowie zwei einzelnen Holzschnitten in der Ausstellung vertreten, bei denen er seinem eigenen Stil, seiner Herangehensweise an den gestalterischen Prozess, vor allem aber seinem Humor und seiner Freude an der Kunst treu bleibt. Renate Schletterer konzentriert sich in Ihren Aquarell-Stillleben auf das „Schöne“ in der Kunst und rundet so die Vielfalt, die der Rothenburger Künstlerbund zu bieten hat, ab.

Gefilztes Leuchtobjekt: von Jutta Richter.

Gefilztes Leuchtobjekt: von Jutta Richter.

Zur Nachwuchsförderung wurden die beiden Werke von einer Preisträgerin in der Altersgruppe 18 bis 21 Jahren der Jugendstiftung Schmidt, Talitha Wagner, in die jetzige Ausstellung übernommen, um diese einer noch größeren Öffentlichkeit zu zeigen und dem Nachwuchstalent einen angemessenen Raum zur Präsentation ihres Könnens einzuräumen. Die 19-jährige Insingerin studiert Tex­tildesign an der Fachhochschule Reutlingen und lernt innovative Konzepte und Individualität mit technischer Durchführung zu verbinden.

Kunst und Broterwerb

Bei der Beurteilung der neuen Ausstellungen möchte der Künstlerbund berücksichtigt sehen, dass sich in dem Verein lokale Künstler aus zwei Generationen zusammengefunden haben, die in ihrer Gesamtheit weder einer konkreten Kunstrichtung zuzuordnen sind, noch über ein gemeinsames Manifest verfügen. Das älteste Mitglied ist über achtzig Jahre alt, das jüngste Anfang 30. Die größte Gemeinsamkeit ist die örtliche Nähe. Themenausstellungen werden von der Mehrheit der Künstler eher als Einschränkung, denn als Herausforderung empfunden und stößt zumeist auf Ablehnung. Die meisten Mitglieder haben eine akademische Bildung oder eine entsprechende Fachausbildung, müssen aber einer geregelten Arbeit nachgehen und können sich nicht voll auf die Kunst konzentrieren, wie sie es sich eigentlich wünschen würden.

In einem „so betriebsamen Jahr“ mit Schülerausstellung, Werkeschau an Ostern und im September, Gruppenausstellung in der Korn-Halle, Reichstadttage- und Märchenwoche-Aktionen, Jugendstiftung-Kunstwettbewerb, werde die künstlerische Diskussion „leider zu wenig gehandhabt“, sagte Peter Nedwal in seiner Rede bei der Ausstellungseröffnung. Der Alltag lässt Kunstschaffenden oft wenig Zeit für Kreativität und Austausch. Diese Auseinandersetzung unter Gleichgesinnten helfe der Positionierung des einzelnen Kunstschaffenden. „So muss jeder Künstler, der seine Arbeit ernsthaft betreibt, sich immer wieder selbst die Frage stellen, wo stehe ich mit meiner Arbeit in diesem Zeitgefüge“, betonte der Künstlerbund-Vorsitzende und fügte hinzu: „Die gemeinsame Diskussion über die einzelnen Arbeitsansätze als eine Art Manöverkritik fördert die eigene Argumentation zum Werk und ist hilfreich für die Selbsteinschätzung.“

Man könne mit einer Arbeit „schnell ins Belanglose abdriften und sich dabei vorspielen, dies sei der große Wurf, weil sie schön aussieht.“ Peter Nedwal verwies darauf, wie riskant es sei, Schönheit zu definieren: „Ein Unterfangen, an dem sich schon Paris mit der schönen Helena gewaltig die Finger und dabei noch viel mehr verbrannte.“ Augenzwinkernd warnte er die Ausstellungsbesucher davor, „sich nicht die Zunge zu verbrennen“ bei der Diskussion über die Schönheit der ausgestellten Kunstwerke. sis

Kleine Lichtgestalten

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Grundschüler ziehen mit Laternen auf den Reiterlesmarkt

ROTHENBURG – Ein besonderes Schauspiel bot sich den Besuchern des Reiterlesmarkts: Unzählige Laternen erleuchteten den Marktplatz beim traditionellen Lichterzug der Rothenburger Grundschule.

Die Kinder halten voller Stolz ihre bunten und selbstgebastelten Lampions in die Höhe.     Fotos: Scheuenstuhl

Die Kinder halten voller Stolz ihre bunten und selbstgebastelten Lampions in die Höhe. Fotos: Scheuenstuhl

Wer einen richtig großen Auftritt hinlegen möchte, der lässt auf sich warten. So machten es auch die Grundschüler mit ihren liebevoll gebastelten Laternen. Sie zogen erst auf den Marktplatz ein, als alle da waren, um sie mit ihren leuchtenden Kunstwerken bewundern zu können. Eine vierköpfige Abordnung des Stadt- und Jugendblasorchesters brachte die Wartenden musikalisch vorab in die richtige Weihnachtsstimmung.

Allerdings waren Eltern, Bekannte, Verwandte und Touristen bereits dermaßen in freudiger Erwartung auf das Spektakel verfallen, dass sie um jeden Preis ihren Platz in der ersten Reihe behaupten wollten. Selbst Oberbürgermeister Walter Hartl hatte so seine Mühe, die Erwachsenen dazu zu bewegen, die Kinder vorzulassen, um sie auf dem Marktplatz begrüßen zu können. Zusammen mit den Sternsingern, die in beachtlicher Stärke auf den Rathaus-Treppen Stellung bezogen, war das Herz der Stadt dann fest in Kinderhand.

Die Sternsinger bringen mit Farbe und Musik weihnachtliche Stimmung auf den Marktplatz.

Die Sternsinger bringen mit Farbe und Musik weihnachtliche Stimmung auf den Marktplatz.

Bereits beim ersten gemeinsamen Weihnachtslied verschwand die anfängliche Verstimmung aber wieder. Stolz hielten die Grundschüler ihre Laternen in die Höhe, damit alle sie sehen konnten: Dieses Jahr scheint die Kerze als Motiv besonders in Mode zu sein, aber auch das Tierreich war mit Fröschen, Adlern, Eulen und Dinos gut vertreten. Daneben gab es auch ganz ausgefallene Exemplare in der Gestalt von „Minion“, „Spiderman“ und Biene Maja sowie mit afrikanischem Anstrich.

Großes Staunen bei Klein und Groß rief das Reiterle hervor, das angeritten kam, um seinen Prolog aufzusagen. Ein klein wenig hat ihm aber sein Pferd die Schau gestohlen, das aus der Nähe ganz genau die bunten Laternen betrachtete. Auch der Pelzmärtel brachte die Kinderaugen zum Leuchten. Zum krönenden Abschluss dieser strahlenden vorweihnachtlichen Zusammenkunft auf dem Reiterlesmarkt wurde das aktuelle Adventsfenster, wie jeden Tag um 17 Uhr, erleuchtet. mes

Genießen ob der Tauber ist gefragt

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Neuer Verein setzt auf Qualität und Regionalität

ROTHENBURG – Das „Genießen ob der Tauber“ soll zu einem neuen Qualitätsbegriff werden. Dazu haben jetzt acht Gastronomen einen gleichnamigen Verein gegründet und sich zu regionalen Angeboten verpflichtet. Tourismuschef Dr. Jörg Christöphler begleitet das Vorhaben als wirksame „Stärkung der Wein-Kulinarik”, wie er betont.

Vorsitzender wurde Klaus Sackenreuther, Stellvertreterin Stefanie Schlag (von links), hier bei der Gründungsversammlung.  Fotos: diba

Vorsitzender wurde Klaus Sackenreuther, Stellvertreterin Stefanie Schlag (von links), hier bei der Gründungsversammlung. Fotos: diba

Als frisch gewählter Gründungsvorsitzender kündigte Klaus Sackenreuther (Gasthof zur Sonne) für nächstes Jahr gemeinsame Aktionen an. Zur Selbstverpflichtung der Betriebe gehört, dass sich mindestens ein regionales Gericht mit einer ausformulierten Weinempfehlung auf der Speisekarte findet. Der Begriff soll zu einem „Qualitätssiegel” für den Gast werden, das entsprechende Logo wird in Kürze die Häuser zieren.

Auch die in der „Glocke” im kleinen Gründungskreis anwesende Vorsitzende des Hotel- und Gaststättenverbandes, Marion Beugler, betrachtet den neuen aus der Weindorf-Gemeinschaft heraus entstandenen Verein als Bereicherung für das örtliche Restaurantangebot. Zum Vorstand gehören Stefanie Schlag (Hotel Eisenhut) als die 2. Vorsitzende, ferner Marco Moretti (Restaurant Italia) als Kassier und Stefan Teutscher (Restaurant Rödertor) als Schriftführer. Weitere Mitgliedsbetriebe sind außerdem das Weingut und Hotel „Glocke”, das Hotel „Roter Hahn”, das Hotel „Schranne“ und das „Culinaro” („Eventküche“).

Zum erstenmal wurde damit neben anderen Hotelvereinigungen (örtlich „Pro Gast” und überörtlichen Qualitätszusammenschlüssen, denen mehrere hiesige Häuser angehören) eine Gruppierung aus der Taufe gehoben, der es gezielt um Wein und Kulinarik geht. Dabei steht die Kochkunst in Verbindung mit regionalen Erzeugnissen und bei den Getränken erlesenen Weinen aus Tauberfranken einschließlich des württembergischen und badischen Teils, wie Winzer Albert Thür­auf herausstellt.

Die Gerichte, auf die man abhebt, stammen aus dem fränkisch-hohenlohischen Raum, denn schließlich ist gerade das baden-württembergische Nachbargebiet reich gesegnet mit natürlichen Produkten. Das Hällische Schwein zum Beispiel hat schon landesweite Berühmtheit erlangt, Direktvermarktung wird vielerorts gepflegt. Fritz Gempel, der sich mit um das Marketing kümmert, verweist auf Stichworte wie Gans und Ente, Reh und Hirsch „von unseren Jägern“, auf Produkte aus den Taubermühlen oder den Wettringer Tauberapfel sowie fränkischen Grünkern. Manches sei „so einfach wie die Fastengerichte der Jakobsweg-Pilger, manches ist speziell wie die Tauberschnecken oder das Würzen mit fränkischem Safran!”

Erlesene Tauberweine

Schafe und Ziege spielen natürlich eine Rolle und sind zugleich für den Naturschutz und die Beweidung wichtig. Auf Besonderheiten wie die Rebsorte „Tauberschwarz”, die fruchtige Rotweine liefert, wird ebenso verwiesen – und den Reichtum der individuellen Bewirtschaftung von Weinberghängen wie sie beispielhaft der hiesige Winzer durchführt.

Tourismuschef Christöphler, Glocken-Wirt und Winzer Thürauf.

Tourismuschef Christöphler, Glocken-Wirt und Winzer Thürauf.

Als das Weindorf vor etlichen Jahren als sommerliches mehrtägiges Ereignis startete, war die äußerst erfolgreiche Entwicklung nicht absehbar. Nun hat sich ein Stamm an Beschickern herauskristallisiert, die das Fest auch in seinen Standards prägen. Wenn nun die meisten der Vereins­mitglieder zugleich Weindorf-Wirte sind, ist das nur naheliegend. Als ein Ziel sieht es der Tourismuschef an, „stolz auf die Regionalität des Angebots zu sein!” Fritz Gempel wird mit seinem Marketingbüro den Start des Vereins noch begleiten, ebenso wie das Verkehrsamt. Christöphler dazu: „Sehen Sie das vor allem als weitere Geburtshilfe”.

Gäste suchen Regionales

Vorsitzender Klaus Sackenreuther unterstreicht, dass man auch für „den kleinen Geldbeutel“ in allen Kate­gorien leistungsfähige Betriebe habe. Die Frage der Presse, ob nicht manchesmal der einheimische Gast zu wenig beachtet wird, wiesen alle mit Vehemenz zurück. Das sei leider ein „nicht ausrottbares Vorurteil“ wie es immer wieder verbreitet werde. Auch die Vorsitzende des Hotel- und Gaststättenverbandes ist der Überzeugung, dass Rothenburgs Gastronomie sich um alle Gäste gleichermaßen sehr engagiert bemüht. Der Gast wisse auch, was er wolle und verlange durchaus nach lokalen oder regionalen Produkten.

Die erfolgreiche Aktion mehrerer Gasthäuser des Umlandes mit den beliebten Schlemmerwochen begrüßt man, hält auch, wie Christöphler auf Nachfrage betont, viel von Kooperation dort, wo sie sinnvoll scheint – allderings gehe es hier um ein rein Rothenburger Angebot und seine Aufgabe bei der Stadt sei es sich darum zu kümmern.

Bislang hat es zwar den mehrjährigen Versuch zu einem kulinarischen Rundgang unter Pro-Gast-Häusern in Rothenburg gegeben, aber wie Stefan Teutscher sagt wurde dies mangels Nachfrage jetzt wieder eingestellt. Umso wichtiger wird es sein, dass die neue Gruppe ihre Leistungsfähigkeit wirksam an den Gast bringt, wozu nicht nur das qualitativ besondere Angebot, sondern auch die entsprechende Vermarktung gehört. Die Weichen dafür sind jedenfalls gestellt.

Für den Verein wird die Gemeinnützigkeit beantragt. Wer mitmachen will muß derzeit einen einmaligen Aufnahmebeitrag in Höhe von tausend Euro berappen, der dann jährlich steigt und ab Januar 2018 bei 1500 Euro liegt. Damit will man einen Anreiz schaffen nicht allzulange mit dem Aufnahmeantrag zu warten. Hinzu kommen die Mitgliedsbeiträge in Höhe von monatlich 50 Euro. Allerdings hat man die Gründungsmitglieder von der Aufnahmegebühr befreit, da sie schon die entsprechende Vorarbeit geleistet haben, wie man unterstreicht.

Das Problem bei solchen an Qualität orientierten Zusammenschlüssen ist in der Praxis oft die Einhaltung eines Standards bei allen Mitgliedern, so dass es keine allzu großen Leistungsschwankungen gibt. Dazu sind zwar satzungsgemäß keine näheren Kriterien festgelegt, aber die acht Gründungsmitglieder sehen sich als Garanten dafür, dass nur „die dazu passenden Bewerber“ aufgenommen werden. Darüber können die Mitglieder dann mit einfacher Mehrheit beschließen.

Dass man einen ordentlichen Gastronomiebetrieb führen muss und eine entsprechende Küche hat versteht sich von selbst. Da müsse noch selbst gekocht werden. Albert Thürauf drückt es mit trefflichen Worten so aus: „Wir sind die Leute, die Messer in den Schubladen haben und keine Scheren”. Damit spielt er auf die manchmal sogar in anspruchsvoller Gastronomie eingesetzte verpackte Tiefkühl-Fertigware an.

Umso mehr möchte man den Gast wieder auf den Geschmack bringen, wobei es nicht immer ums Geld geht, denn einfache natürliche und regionaltypische Gerichte müssen preislich nicht abheben. Neben Küchenqualität und Wein-Auswahl kommt es ebenso auf das Ambiente des Lokals und nicht zuletzt die Freundlichkeit des Personals an. diba

Größe äußerlich gut versteckt

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Beim Richtfest versetzte das riesige Innere der Mehrzweckhalle in Staunen

ROTHENBURG – Großes Lob für die Handwerker: Oberbürgermeister Walter Hartl und Stadtbaumeister Michael Knappe haben sich beim Richtfest für die Mehrzweckhalle mehr als zufrieden gezeigt mit Baufortschritt und Qualität der Arbeiten.

Die Richtfest-Gemeinde verliert sich fast in dem riesigen Hallenrohbau. Fotos: Weber

Die Richtfest-Gemeinde verliert sich fast in dem riesigen Hallenrohbau. Fotos: Weber

Die zu ihren Füßen auf dem rohen Betonboden der Halle versammelte Teilnehmerschar aus Stadt­rat, Verwaltung, Schulen, Vereinen, Nachbarschaft und Führungsetagen beteiligter Firmen konnte nur staunen. Von außen würde man diese Ausmaße des Gebäudeinnern und dabei vor allem die stolze Raumhöhe von fast acht Meter nicht vermuten.

Jetzt zeige sich, dass es richtig war, allen Unkenrufen zum Trotz das Hallenprojekt an dieser Stelle durchzuziehen. Es sei hier möglich gewesen, die Topografie gut zu nutzen und den Bau zu wesentlichen Teilen so einzugraben in den Hang, dass von einer großen Beeinträchtigung des Altstadtbildes nun wirklich nicht gesprochen werden könne, waren sich der Oberbürgermeister und der Stadtbaumeister bei ihren kurzen Ansprachen einig.

Klirr und bald klirr: OB und Zimmerer werfen ihr Sektglas zu Boden.

Klirr und bald klirr: OB und Zimmerer werfen ihr Sektglas zu Boden.

Ihren imaginären Hut zogen sie dabei vor den Handwerkern. Sie hätten in Rekordzeit hervorragende Arbeit geleistet. Besonderen Anteil sprachen sie den Betonbauern der mit dem Rohbau beauftragen Firma Otto Heil zu. Sie kommen zum Teil aus Portugal und haben sich weit bis in die Abendstunden und auch an Samstagen eingebracht, um die ingesamt 2600 Kubikmeter Beton zu verarbeiten.

Stadtbaumeister Michael Knappe nutzte die Gelegenheit, der Richtfest-Gemeinde die verschiedenen Bereiche der inzwischen im Rohbau fast fertigen Mehrzweckhalle zu zeigen und zu erläutern. Zimmerer Kevin Marciniak vom Holzbau-Fachbetrieb Merkle in Bissingen an der Teck hielt den Richtspruch. Mit Sekt prosteten er und der Oberbürgermeister sich zu. Sie tranken und warfen ihre Gläser von ihrem erhobenen Standplatz im Foyer des künftigen Eingangsbereichs hinunter auf den Hallenboden, wo sie – positives Zeichen für den weiteren Fortgang der Arbeiten – zu vielen Scherben zerbarsten.

Anschließend ließ sich die versammelte Gemeinde im oberen Bereich der Halle an den bereitgestellten Biertischen nieder und genoss den Richtschmaus. Es gab gegrillte Hähnchen und warmen Fleischkäse samt Beilagen. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des städtischen Bauamts assistierten bei der Ausgabe von Essen und Getränken.

Am Rohbau muss jetzt nur noch etwas gefeilt werden, bis nächste Woche die Dachdecker ans Werk gehen können. Deckendurchbrüche sind vorher zu schaffen und auch die eine oder andere kleinere Korrektur an der Oberfläche ist durchzuführen, erläutert Architekt Gunther Hebling vom Stadtbauamt. Außerdem muss der Lüftungskanal gereinigt werden.

Nach dem sturmgebeutelten Einheben der riesigen Leimbinder kommen die Zimmerer noch einmal zum Zug: beim Einbauen der Querträger. Dann können die in Österreich vorgefertigten Sandwich-Elemente (doppeltes Trapezblech mit dazwischen liegender Isolierschicht) des Tonnendachs montiert werden und das Flachdach des Foyers erhält Dampfbremse, Wärmedämmung und Abdichtung.

„Das Dach war eigentlich erst für 2016 vorgesehen,“ sagt Hebling: „Wir hatten Glück mit dem Wetter.“ Inzwischen ist das zweite Ausschreibungspaket vergeben. Wenn alles gut geht, könnten die Fenster bis Mitte Februar eingesetzt sein und der Bau wäre geschlossen. Dann wäre die Rohins­tallation von Lüftung, Sanitär und Heizung an der Reihe. So ließe sich der Zeitvorsprung ins Ziel retten. Das heißt, die Eröffnung der Halle wäre dann schon Ende kommenden Jahres denkbar. -ww-

Die Einheimischen kommen später

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Karitative Zwecke und alte Traditionen profitieren nicht zuletzt auch vom Besucher-Zulauf im Lichterglanz

ROTHENBURG – Sie gehören zu den beliebten Treffpunkten am Reiterlesmarkt, wenn der große Tross der Touristen längst wieder auf dem Heimweg ist: der Stand von St. Jakob samt Ehrenamtsstand sowie der Stand des Partnerschaftsvereins auf dem Karree vorm Rathaus, der Glockenstand im Rathaus-Lichthof und der „Reichsküchenmeister“-Weihnachtsgarten.

Besonders vor dem Schließ-Signal gehört der Glühwein-Treff im Rathaus-Lichthof den Einheimischen. Foto: ww

Besonders vor dem Schließ-Signal gehört der Glühwein-Treff im Rathaus-Lichthof den Einheimischen. Foto: ww

Das war auch am vergangenen Wochenende nicht anders. Da herrscht an der „Jakobsbude“ mit ihrem Engagement für die Hungerhilfe im Partnerschaftsdekanat Tansania und dem Verkauf von Würstchen, Biowürstchen und Waffeln Andrang bis die Lichter ausgehen. Im letzten Jahr konnten vom Standerlös stolze 13000 Euro nach Afrika geschickt werden.

Christine Nitt, Vorsitzende des Gustav-Adolf-Frauenkreises Rothenburg, knüpft im Ehrenamtsstand gleich nebenan ein weiteres karitativen Ansinnen an. Sie hat dort übers Wochenende Socken, Schals Mützen, Topflappen, Taschen und Lavendelpuppen anzubieten, alles selbstgestrickt beziehungsweise selbstgebastelt von ihrer emsigen Runde. Der Verkaufserlös kommt dem Jahresprojekt der Rothenburger Gustav-Adolf-Frauen („Gott ist Liebe“ der evangelischen Kirche in Spanien) zugute.

Mit Speis und Trank punktet der Rothenburtger Partnerschaftsverein und kann auf diesem Weg besonders auch unter den späteren Besuchern des Reiterlesmarktes so manchen Euro für das aktuelle Winter-Hilfsprojekt zugunsten der Notleidenden in der russischen Partnerstadt Susdal einnehmen.

Auch in diesem Jahr stellt der „Glühwein-Treff“ der „Glocke“ im Lichthof wieder seine ungebrochene Anziehungskraft unter Beweis. Speziell am späteren Abend nehmen in erster Linie die Einheimischen diesen reizvollen und etwas versteckten Abschnitt des Reiterlesmarktes in Beschlag.

Derweil dreht das kleine Karussell im Weihnachtsgarten des „Reichsküchenmeister“ fleißig seine Runden. Die Kinder sind begeistert vom Ritt auf den Holzpferden. Derweil können es sich ihre Eltern bei Speis und Trank schmecken lassen.

Jeden Mittwoch wird der Weihnachtsgarten hier zum Benefiz-Open-Air-Kino. Zum siebten Mal seit 2009 wird die „Feuerzangenbowle“ mit Heinz Rühmann gezeigt und darf beweisen, dass sie Kult ist. Mit der Aktion werden gemeinnützige Projekte unterstützt.

Zuletzt machten die Klinikclowns Lachtränen auf sich aufmerksam. Dabei handelt es sich um Künstler, Therapeuten un Pädagogen, die kranke Kinder im Krankenhaus oder alte Menschen im Seniorenheim besuchen und ihnen Spaß und Freude bringen.

Am kommenden Mittwoch ist ab 18.30 Uhr der Verein „Mein zweites Leben Rothenburg“ an der Reihe. Er kümmert sich um die Betreuung und Begleitung von Menschen mit neurologischen Einschränkungen nach Aphasie, Schädel-Hirn-Verletzung, Schlaganfall, Sprachstörung, Multiple Sklerose, Parkinson und so weiter. Der Verein „Sternstunden“ nutzt am Mittwoch, 16. Dezember, die Gelegenheit, im Weihnachtsgarten des „Reichsküchenmeister“ auf sich aufmerksam zu machen. Er sorgt seit 20 Jahren für kranke, behinderte und in Not geratene Kinder. -ww-

Bunte Portion Buchstaben-Suppe

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Bücherei hat richtiges Rezept für ABC-Gourmets

ROTHENBURG –  Was sollen denn ei­gentlich diese Striche, Bögen und Häkchen sein? Kinder haben eine natürliche Neugierde, die seltsamen Formen, die zusammen etwas ergeben, das Erwachsene Buchstaben nennen, zu entdecken und zu verstehen. Noch bis einschließlich diesen Samstag gibt es in der Stadtbücherei im Rahmen einer Wanderausstellung Bücher aus aller Herren Länder zu sehen, in denen das Alphabet auf  lustige, skurrile und künstlerische Weise für Klein und Groß veranschaulicht wird.

Reime mal bitterböse, mal aberwitzig:  „Allen Kindern schmeckt das Essen. Außer Jürgen – der muss würgen.“    Fotos: Scheuenstuhl

Reime mal bitterböse, mal aberwitzig: „Allen Kindern schmeckt das Essen. Außer Jürgen – der muss würgen.“ Fotos: Scheuenstuhl

Stoisch auswendig lernen ist manchmal die einzige Möglichkeit etwas in den Kopf hineinzubekommen. Doch für einen vergnüglichen Zugang zu Buchstaben, Wörtern und Sprache, bedarf es eines anderen Ansatzes. In den vergangenen Jahren haben deshalb die unterschiedlichsten Alphabet-Bücher die Kinderzimmer erobert. Sie sind weit mehr als bloße Lernhilfen, sondern vermitteln Spaß an der Sprache und auf kindgerechte Weise auch gesellschaftliches und kulturelles Wissen. Durch ihre außergewöhnliche Bildsprache sind sie selbst für Erwachsene, die eigentlich schon längst dem Fibel-Alter entwachsen sind, ein Hingucker. Die Stadtbücherei bietet zur Zeit einen Blick über den ABC-Tellerrand. Die Ausstellung „Buchstäblich anders“ zeigt 80 ausgefallene Alphabet-Bücher aus Deutschland und der ganzen Welt. Sie sind eine kleine Auswahl aus der Sammlung der Internationalen Jugendbibliothek in München von insgesamt 500 internationalen ABC-Büchern.

Australien: Bunte Referenz an Aborigine-Kultur.

Australien: Bunte Referenz an Aborigine-Kultur.

Nicht nur mit dem lateinischen Alphabet kommt man dabei in Berührung: Japanisch, Griechisch, Arabisch, Chinesisch, Russisch und sogar Koreanisch – so ziemlich die ganze Welt ist in der Bücherei vertreten, nicht nur auf dem Reiterlesmarkt. Daneben gibt es auch zahlreiche Fibeln aus dem europäischen Ausland wie Polen, den Niederlanden, Spanien, Italien, Schweden, Ungarn und Tschechien zum Durchblättern. Inhaltlich bieten alle mehr als nur die Vorstellung der einzelnen Buchstaben. Gedichte und Reime, unterschiedliche Schriftarten oder der Einsatz verschiedener Materialien wie Stifte, Fotografien und Drucke sorgen für einen Spaß bringenden Einstieg in die Welt der Buchstaben. Darüber hinaus treten auch kulturelle Besonderheiten zu Tage. So befasst sich etwa ein portugiesisches Alphabet-Buch ausschließlich mit den für die indigenen Völkern Brasiliens wichtigsten Begriffen. Und eine Fibel aus Australien malt die heimische Fauna in den bunten Farben der Aborigines. Nur Afrika sei ein wenig unterepräsentiert, meint Bücherei-Leiterin Hannelore Hochbauer.

Die zehn empfindlichsten und am schwersten zu beschaffenden Exemplare sind ­– gemäß der vertraglichen Auflage – nur hinter Glas zu bestaunen. Der Rest befindet sich frei zugänglich im Innenraum der Bücherei. Und es wurde auch schon fleißig darin geblättert, freut sich die Bibliothekarin. Die Ausstellungsstücke umfassen den Zeitraum von 1999 bis 2012. Neben einigen Touristen waren vor allem Kinder von den vielen bunten Zeichnungen, Collagen und Fotografien begeistert. Alle Klassen der Rothenburger Grundschule kamen zu Besuch, um nach einer kurzen Führung in den Büchern zu schmökern und sich anschließend selbst kreativ-schöpferisch dem Alphabet zu widmen. Je nach Alter wurden mal Buchstaben aus verschiedenen Materialien gestaltet, chinesische Zeichen erklärt oder aus einem Buchstaben ein ganzes Tier aufs Papier gezaubert. So manch kleiner Besucher entdeckte dort zum ersten Mal auch ein Buch in der Sprache seiner Eltern, freut sich Hannelore Hochbauer.

Wie viele „Es“ passen denn in einen Elefanten?

Wie viele „Es“ passen denn in einen Elefanten?

In insgesamt drei Gruppen lassen sich die Exemplare der Wanderausstellung einordnen. Zum einen gibt es die klassischen Alphabet-Bücher, in denen jedem Buchstaben mindestens ein Begriff zugeordnet wird, der mit diesem Buchstaben beginnt. Besonders beliebt sind hierbei Tiere. Zum anderen gibt es Bücher mit fantasievollen Buchstaben- und Wortspielen. Hier kommt dem Text eine größere Bedeutung zu. Das Spiel mit der Sprache steht im Vordergrund. Und schließlich werden auch jene Exemplare gezeigt, die vor allem als Kunstobjekt zu betrachten sind. Auf jeder Seite erwartet den Leser eine neue Überraschung. Die Fantasie und Kreativität der Betrachter ist hier besonders gefragt. mes

Noch bis einschließlich diesen Samstag sind die internationalen Schätze der Alphabet-Bücher in der Bücherei zu sehen. Öffnungszeiten: Dienstag und Freitag von 10 bis 18.30 Uhr, Donnerstag von 13.30 bis 18.30 Uhr und Samstag von 9 bis 12 Uhr.


Offensive Information

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Pressekonferenz zur kommenden Flüchtlingsunterkunft

ROTHENBURG – Ängste nehmen und Vorurteile abbauen. Das haben sich sowohl das Landratsamt Ansbach als zuständige Behörde für die Unterbringung von Flüchtlingen als auch die Stadt Rothenburg als Standort der kommenden „dezentralen Gemeinschaftsunterkunft“ im früheren Bettenhaus „Bären“ in der Hofbronnengasse auf die Fahnen geschrieben.

Ab Januar Flüchtlingsunterkunft: früheres Gästehaus „Bären“, Hofbronnengasse. Fotos: Weber

Ab Januar Flüchtlingsunterkunft: früheres Gästehaus „Bären“, Hofbronnengasse. Fotos: Weber

In das ehemalige Übernachtungshaus gegenüber dem eigentlichen „Bären“ sollen, wie bereits kurz berichtet, ab Januar 2016 bis zu 82 Asylbewerber einziehen und dort auch bis zu ihrer Anerkennung oder zur Abweisung ihres Antrags leben. Sie werden sich auf insgesamt drei Etagen mit einer Küche pro Stockwerk selbst versorgen und in 15 Zimmern mit sechs Schlafplätzen wohnen. Inzwischen laufen bereits die Arbeiten, um das Gebäude auf seine künftige Funktion auszulegen. Das gesamte frühere Hotelmobiliar muss ausgeräumt werden. Im Erdgeschoss ist nach dem künftigen Nutzungskonzept ein großer Gemeinschaftsraum vorgesehen. Außerdem soll ein eigener Bereich als Sozialraum für Betreuer ausgestattet werden. Insgesamt umfasst das Gebäude eine Wohn- und Nutzfläche von 845 Quadratmeter. Das Landratsamt hat das Haus für die Dauer vom 1. Januar 2016 bis zum 30. März 2019 angemietet. Den Flüchtlingen werden die Kosten für die Selbstversorgung erstattet, in etwa ein Satz in Höhe von Hartz 4 pro Kopf. Rund um die Uhr wird eine Aufsicht bestehen. Darüber ist jetzt bei einer Pressekonferenz im Rathaus informiert worden. An der Zusammenkunft haben neben der Verwaltungs- und Stadtspitze auch Vertreter des Landratsamts Ansbach, der Firma Wohlfahrt als Eigentümer des Gebäudes, des Rothenburger Arbeitskreises Asyl und des Bereiches Soziales der Stadt teilgenommen. Oberbürgermeister Walter Hartl stellte in der Runde gleich eingangs klar, die Stadt sehe sich bei der Unterbringung von Flüchtlingen in der Mitverantwortung: „Wir sind Herrn Wohlfahrt dankbar, dass er das Gebäude zur Verfügung stellt. Das ist ein sehr schöner Zug.“

Als Leiter der Sozialhilfeverwaltung beim Landratsamt Ansbach brachte Günther Arold seine Erleichterung zum Ausdruck, dass Rothenburg auf diesem Weg eine größere Zahl von Flüchtlingen abnehmen kann. Seine Behörde hat immer größere Probleme mit der Zwangszuweisung von 60 bis 90 Menschen pro Woche durch die Regierung von Mittelfranken. Anfang Dezember seien im Landkreis Ansbach 1896 Asylbewerber registriert gewesen und hätten Anspruch auf Leistungsbezug gehabt. Diese Zahl dürfte sich entweder inzwischen erhöht haben oder werde sich demnächst erhöhen. Jedenfalls sei innerhalb von vier Wochen zuletzt eine Zunahme von 400 verzeichnet worden. Für alle Flüchtlinge Privatunterkünfte mit kleinen Kapazitäten und womöglich noch mit Familienanschluss zur Verfügung zu stellen, sei bei dem Zustrom „leider nicht möglich.“ Wie sich die Situation weiterentwickeln werde? Arold: „In die Zukunft kann keiner blicken.“ Er hoffe, dass der Landkreis spätestens ab dem 20. Januar mit der Belegung beginnen könne. Auf den Tag festlegen lasse sich das aber nicht, weil oft kurzfristig reagiert werden müsse.

Runde im Rathaus: v.r. Höptner, Wohlfahrt, Werunsky, Arold, Fischer, OB Hartl, M. Sommerkorn, Knoll-Schäfer, G. Sommerkorn, Vuhorepa.

Runde im Rathaus: v.r. Höptner, Wohlfahrt, Werunsky, Arold, Fischer, OB Hartl, M. Sommerkorn, Knoll-Schäfer, G. Sommerkorn, Vuhorepa.

Gebäudeeigentümer Harald Wohlfahrt war mit seiner Pressesprecherin Felicitas Höptner ins OB-Amtszimmer gekommen. Er betonte, sein Haus zur Verfügung zu stellen, sei humanitär veranlasst. Den Menschen müsse nach ihrer Flucht aus den Kriegsgebieten in ihrer Heimat geholfen werden. Gekauft habe er das Objekt vor einer Handvoll Jahren, um dort zum einen Büros einzurichten und zum anderen Parkflächen zur Verfügung zu haben: „Wir hätten nicht gedacht, dass wir eines Tages hier sitzen würden. Aber es wäre undenkbar, wenn wir sagen würden, wir helfen da nicht.“ Er bittet für die ankommenden Menschen um ein „herzliches Willkommen“ und richtet an die Rothenburger den Appell, bei der Integration zu helfen. Gerade auf diesem Gebiet sei aktive Führung und Unterstützung wichtig. In diesem Zusammenhang verwies er auch auf die „Integrationshilfe Rothenburger Unternehmer“, die mit einer Erstspende von 20000 Euro Sprachkurse, EDV und weitere Basisangebote bereitstellt und das Einleben erleichtert. Oberbürgermeister Walter Hartl lobte die Initiative ausdrücklich.

Gudrun Knoll-Schäfer berichtete als Koordinatorin des Arbeitskreises Asyl (für den auch Gabi Sommerkorn und Simona Vuhorepa Flagge zeigten bei der Konferenz) von frischen Strukturen ihres Helferkreises: „Wir sind neu aufgestellt.“ Sie und die Engagierten an ihrer Seite kümmern sich unter anderem auch darum, den Flüchtlingen Kontakte zum TSV zu vermitteln, sie zu Ärzten und bei Behördengängen zu begleiten. Leider seien derzeit nur 10 bis 12 aus einem Kreis von insgesamt 70 Unterstützern aktiv, so dass angesichts des immer umfangreicheren Bedarfs dringend Verstärkung vonnöten wäre. Die Stadt habe angesichts des immer umfangreicheren Arbeitsanfalls die ebenfalls in der Runde vertretene Irmgard Fischer vom Bereich Soziales zur Koordinatorin für Flüchtlingsarbeit gemacht und ihre halbe Stelle zur Dreiviertelstelle hochgestuft, merkte der Oberbürgermeister an. Auch das Problem der sogenannten „Fehlbeleger“ wurde angesprochen. Das sind Menschen, die ihre Unterkünfte verlassen müssen, weil ihr Asylantrag genehmigt worden ist und sie dann regulär unterkommen müssen. „Wir haben den erforderlichen Wohnraum nicht zur Verfügung,“ betonte Oberbürgermeister Walter Hartl und forderte in Anlehnung an Initiativen des Städte- und Gemeindetags verstärkte Förderung auf dem Sektor des sozialen Wohnungsbaus. Mit dem Leiter der Kreis-Sozialhilfeverwaltung stimmte er überein, dass großer Bedarf besteht. An der Seite von Günther Arold war auch Willi Werunsky aus dem Landratsamt ins Rothenburger Rathaus gekommen. Er sitzt in der Hauptverwaltung und ist als „zentraler Beschaffer“ unter anderem zuständig für die Ausstattung der Flüchtlingsunterkünfte. Für das Wohlfahrtsche Gebäude müssen Kühl-Gefrierkombinationen (eine pro 6er-Zimmer) besorgt werden, Stockbetten, Bettzeug, Tisch und Stühle, Besteck, Geschirr, Handtücher und vieles mehr bis hin zum Toilettenpapier, außerdem Herd und Spüle für die drei Küchen. Alles neu.

Das Interesse der Runde richtete sich auch auf Krankenbehandlung, Haftpflichtversicherung und Co. Die Themen wurden in den Ring geworfen. Oberrechtsrat Michael Sommerkorn sprach in Zusammenhang mit der Flüchtlingsaufnahme und -integration von einer großen Herausforderung und lobte ausdrücklich die sehr gute Zusammenarbeit des Landratsamtes mit der Stadt. Harald Wohlfahrt könnte Bereicherung unterstellt werden, weil er sein Haus zu ortsüblichen Konditionen vermietet. Aber das gehe aus seiner Sicht an der Sache vorbei, denn er erweise der Stadt einen Dienst, betonte der Oberbürgermeister. Der Arbeitskreis Asyl wird die Unterkunft besichtigen, sobald sie ausgestattet ist. Heute, Mittwoch, beginnt um 19.30 Uhr in der Rossmühle eine Versammlung, bei der Anwohner der Hofbronnengasse, der Oberen Schmiedgasse, der Burggasse und des Pfäffleinsgäss-chens seitens der Stadt ausführlich über alle Details zur kommenden Flüchtlingsunterbringung informiert werden. -ww-

Einstimmung auf die Adventszeit

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Konzert der Musikschule begeisterte – In den Startlöchern stehen „Musikalische Kostbarkeiten“

ROTHENBURG – Das traditionelle Konzert der Musikschule zum Beginn der Adventszeit fand erneut in der Heilig-Geist-Kirche statt. Und der nächste Auftritt wirft seine Schatten schon voraus: Die Flötenklasse lädt an diesem Sonntag, 13. Dezember, um 17.30 Uhr in die St.-Peter-und Paulskirche in Detwang zu „Musikalischen Kostbarkeiten“ ein.

Die „Momo-Youngsters“, dirigiert von Peter Kamleiter. Fotos: Voit

Die „Momo-Youngsters“, dirigiert von Peter Kamleiter. Fotos: Voit

Im angenehm warmen Kirchenraum von Heilig Geist ließen sich die zahlreichen Zuhörer musikalisch auf die Vorweihnachtszeit einstimmen. Ob traditionell weihnachtlich, virtuos, alt oder neu: die Konzertbeiträge der Schüler aller Instrumentalklassen überzeugten das Publikum. Solistisch, kammermusikalisch und orchestral bestätigten die jungen Musiker, dass das Lernen eines Ins-truments gerade auch für die Entwicklung von Kindern hinsichtlich vieler wichtiger Fähigkeiten von großer Bedeutung ist und noch dazu sehr viel Spaß macht. In dieser Hinsicht ist die Arbeit einer Musikschule innerhalb der Gesellschaft einer Stadt wichtig, und die dafür aufgewendeten Mittel sehr gut angelegt, wie ein Mitglied des Stadtrates als Reaktion auf das Konzert bemerkte.

Beim anstehenden Konzert an diesem Sonntag bildet die Musik aus der Zeit Ludwig XIV. den roten Faden. Der Todestag des „Sonnenkönigs“ jährt sich heuer zum 300. Mal. Unter den französischen Königen gilt Ludwig XIV. als großer Föderer der Küns-te und Wissenschaften, was für die französische Kultur eine Blütezeit zur Folge hatte. Die Komponisten François Couperin, Marin Marais und Jean-Philippe Rameau standen alle in Diensten des Königs. Nun rücken sie ins Zentrum des Musikschul-Konzerts und damit auch eines der Lieblingsinstrumente dieser Zeit: das Cembalo – mal zurückhaltend und begleitend, mal virtuos im Vordergrund stehend.

Gitarrenquartett mit Lara Knappe, Judith Overmans, Noah Balzer und Alexander Birk.

Gitarrenquartett mit Lara Knappe, Judith Overmans, Noah Balzer und Alexander Birk.

Jean-Philippe Rameau war vor allem ein gefeierter Opern- und Ballettkomponist. Mit den „Pièces de Clavecin en Concerts“, eines seiner wenigen Kammermusikwerke, komponierte er eines der schönsten Stücke dieser Zeit. In dem „Pièces Nr.5“ gesellen sich zwei Flöten zu einem virtuos aufspielenden Cembalo. Auch Marin Marais und François Couperin waren einst Berühmtheiten, der eine auf der Gambe, dem Modeinstrument dieser Zeit, der andere am Cembalo und an der Orgel. Aus seinen für den König komponierten „Concerts“ erklingt am Sonntag die Nr. 8. Und Marais ist vertreten mit seinem vielleicht bekanntesten Werk, den Variationen über das berühmte Sarabandenthema „Le Folies d’Espagne“, hier in einer Bearbeitung für Flöte und Cembalo zu hören. Die Werke von zwei weiteren „Großmeistern“, Joseph Bodin de Boismortier und einer der herausragendsten deutschen Komponisten dieser Zeit, Georg Philipp Telemann, runden das Programm ab. Der Eintritt ist frei. tm/mes

Rasches Handeln ist angesagt

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FA-Interviewreihe Standpunkte (21): Carl-Dieter Spranger im Unruhestand

ROTHENBURG – Er stand viele Jahre auf der großen Bühne der Politik und hat in seiner aktiven Laufbahn das wertkonservative Profil der CSU maßgeblich mitgeprägt. Carl-Dieter Spranger, Jahrgang 1939, war Staatssekretär im Bundesinnenministerium und Verfechter eines starken Staates bei der Krimi­na­li­täts­bekämpfung. Es folgte der Aufstieg zum Entwicklungsminister der Bun­desrepublik Deutschland. Ein Leben zwischen Anfeindungen und Anerkennung.

Beim Treffen mit Nelson Mandela: die wirtschaftlichen Probleme Südafrikas erörtert.

Beim Treffen mit Nelson Mandela: die wirtschaftlichen Probleme Südafrikas erörtert.

Manchmal gibt es im Leben Zufälle, die Schicksal spielen können. Als im Januar 1991 Helmut Kohl, „Kanzler der Einheit“, nach der ersten gesamtdeutschen Wahl ein Kabinett zusammenstellte, da fehlte im CSU-Proporz noch einer, der erstens Franke war und zweitens evangelisch. Der damalige Finanzminister Theo Waigel brachte Carl-Dieter Spranger aus dem fränkischen Ansbach ins Gespräch. Und so kam es, dass der damalige Staatssekretär im Bundesinnenministerium bei einer Sitzung in Brüssel plötzlich ans Telefon gerufen wurde. Helmut Kohl war dran und verkündete ihm die Ernennung zum Entwicklungsminister. Der Christsoziale erwarb sich mit seiner Geradlinigkeit und seinem erfolgreichen Wirken Respekt über alle Parteigrenzen hinweg.

Nach der Bundestagswahl 1998 schied er aus der Regierung aus, 2002 aus dem Bundestag. Der 76-Jährige pflegt noch immer gute Kontakte mit der Vereinigung der ehemaligen Bundes- und Europaabgeordneten. Er ist auf dem neuesten politischen Stand. Beim Gespräch mit ihm vergeht die Zeit wie im Flug. Seine Fotoalben zeugen von vielen Reisen, auch in Konfliktregionen mit autoritären Regimen. Oft eine heikle Angelegenheit der Diplomatie.

Was macht der langjährige Bundestagsabgeordnete und Bundesminister in seinem Ruhestand?

Spranger: Langweilig ist mir nie. Mit 76 Jahren achte ich auf eine gesunde Lebensführung mit Sport, Wandern, Gartenarbeit. Ich pflege meine Interessen, lese täglich viele Stunden Zeitungen, Zeitschriften, Bücher, im Internet. Facebook, E-mail, Twitter meide ich völlig, das schlimme deutsche Fernsehen so weit wie möglich – Fußball ist die Ausnahme. Mündlich wie schriftlich unterhalte ich einen ausführlichen politischen und gesellschaftlichen Meinungsaustausch, reise in Maßen und besuche unterschiedliche Veranstaltungen. Und ich unterstütze meine Frau beim Einkaufen – als winziger Ausgleich für ihre seit 50 Jahren geleistete Arbeit – durch meinen Beruf bedingt – als oft allein gelassene Ehefrau und Mutter. Wir freuen uns an Kindern, Schwiegerkindern und Enkeln und sind für jeden gemeinsamen Tag dankbar.

Ein bewegender Rückblick: Carl-Dieter Spranger.

Ein bewegender Rückblick: Carl-Dieter Spranger.

Die Bürde des Ministeramtes mit großer zeitlicher Belastung und viel Stehvermerögen haben Sie hinter sich. Sind Sie froh, keine politische Verantwortung mehr tragen zu müssen?

Spranger: Ja – und zwar ohne Einschränkung. Politik in Deutschland ist heute leider in nie gekanntem Ausmaß vom linken Zeitgeist und die ihn prägenden Medien und Meinungsumfragen beeinflusst. Die Herrschaft der sogenannten „politischen Korrektheit“ hat ein Klima allgemeiner Einschüchterung durch Tabus, Sprachregelung und Ächtung derer geschaffen, die dagegen verstoßen. Für ihre Opfer hat sie Meinungsfreiheit, Achtung der Menschenwürde und Persönlichkeitsschutz abgeschafft. Wer Kritik und Bedenken über die heutige Masseneinwanderung nach Deutschland äußert, wird schnell als ausländerfeindlicher Rechtsradikaler verleumdet. Bei diesem Umfeld ist mir meine Freiheit, insbesondere Meinungsfreiheit und meine Unabhängigkeit noch mehr wert.

Zurück zur Zeit als parlamentarischer Staatssekretär. Damals lag Ihnen das Asylrecht sehr am Herzen. Sind Sie mit den heutigen Regelungen zufrieden?

Spranger: Die heutigen Asylregelungen sind nicht das Hauptproblem, sondern ihre massenweise Missachtung und ihr Missbrauch. Der Schengenvertrag zur Sicherung der europäischen Außengrenzen und das Dublin-Abkommen (Asylverfahren im EU-Erstaufnahmeland) sind durch das totale Versagen aller EU-Institutionen seit Jahren so außer Kraft gesetzt wie Artikel 16a Absatz II unseres Grundgesetzes, wonach keiner Asylrecht genießt, der aus einem Mitgliedsstaat der EU nach Deutschland einreist. Die Bundesregierung weiß nicht mal, wie viel Einwanderer, darunter Kriegsflüchtlinge, politisch Verfolgte, Scheinasylanten, wirtschaftlich motivierte Migranten und andere Gruppen überhaupt in Deutschland sind. Ein Drittel der Einwanderer verschwindet einfach aus den Aufnahmelagern – das sind Hunderttausende. Die Politik der offenen deutschen Grenzen, der unbegrenzten Einwanderung und ihre Folgen hat mit rechtsstaatlicher Ordnung nichts mehr zu tun. Unter Bundeskanzler Kohl wäre so was undenkbar gewesen.

Sie sind in Leipzig geboren und waren sechs Jahre alt, als die Familie 1945 von den Kommunisten enteignet, vertrieben und vor der Unterbringung in ein Lager nach Ansbach geflohen ist, in die Geburtsstadt der Mutter. Wurde Ihnen seinerzeit als Flüchtling Wertschätzung und Respekt entgegengebracht?

Spranger: Meine Familie wurde mit Anteilnahme, Respekt und Wertschätzung behandelt. Das lag sicher auch daran, dass meine Mutter aus einer angesehenen Ansbacher Familie, meine damals noch lebende Großmutter aus einer ähnlichen Rothenburger Familie, stammten und große Wertschätzung erfuhren. Andere Vertriebene und Flüchtlinge, die keine Familienverbindungen nach Westmittelfranken hatten, hatten es da oft sehr viel schwerer – trotz ihrer schrecklichen Schicksale. Ein Vergleich mit den heutigen Flüchtlingen ist wegen der gewaltigen Unterschiede übrigens falsch.

Sie waren gut in der Schule, haben Abitur gemacht, in Franken studiert und die Karriereleiter erklommen. Haben die heutigen Flüchtlinge aus Syrien, Äthiopien oder Eritrea nicht auch ein menschliches Anrecht auf Unterstützung in unserem Land?

Spranger: Soweit es sich tatsächlich um Kriegsflüchtlinge oder politisch Verfolgte handelt, haben sie natürlich Anrecht auf Unterstützung. Und sie wird ihnen auch umfassend zuteil. Das macht ja die Sogwirkung Deutschlands für die Einwanderung mit aus. Das Problem ist der staatliche Kontrollverlust an den Grenzen und innerstaatlich – und die Masse der illegalen Einwanderer. Als Entwicklungsminister hatten Sie einen Etat von fast vier Milliarden Euro und 550 Mitarbeiter.

kasten

Ist die heutige Entwicklungspolitik noch wichtiger geworden als Wirtschaftspolitik?

Spranger: Entwicklungspolitik als Hilfe zur Selbsthilfe in Entwicklungsländern ist und bleibt wichtig. Ich habe als Entwicklungsminister von 1991 bis 1998 immer wieder auf die Bekämpfung von Fluchtursachen durch Entwicklungspolitik hingewiesen und praktiziert. Damals wurde dies allerdings nicht so ernst genommen. Heute sollte man keine Illusionen verbreiten – die Völkerwanderung nach Europa ist mit noch so viel aufwendiger Entwicklungspolitik allein nicht zu begrenzen. Richtige Wirtschafts-, Außen-, Sicherheits-, Strukturpolitik und verantwortungsvolles Handeln in Deutchland und Europa sind genauso wichtig.

Welche politische Wertschätzung Sie in ihrer aktiven Laufbahn in der Unionsfamilie genossen, zeigt nicht zuletzt die Tatsache, dass Sie einer der wenigen Politiker waren, der in allen Bundesregierungen von Helmut Kohl mit am Kabinettstisch saß. Wie schauen Sie heute – mit dem nötigen Abstand – auf diese Zeit?

Spranger: Mit großer Dankbarkeit, mit Stolz, Zufriedenheit und manchmal mit Staunen, was ich in diesen Jahren erleben und mitgestalten konnte. Es war eine arbeits-, risiko- und chancenreiche Zeit in weltweiter Dimension. Das Schönste und Bedeutendste war der Prozess und das Ereignis der Wiedervereinigung. Helmut Kohl hat mit den friedlichen Demonstranten in der damaligen DDR, mit Michail Gorbatschow und George Bush gegen massive innen- und außenpolitische Widerstände die deutsche Einheit durchgesetzt – für mich als gebürtiger Leipziger besonders bewegend.

Mit ihrem persönlich Erlebten könnten Sie ein Buch füllen – als wertvolles Zeugnis einer Epoche. Spielen Sie mit dem Gedanken, Ihre Memoiren zu schreiben?

Spranger: Das Bedürfnis habe ich nicht. Fritz Zimmermann hat mit „Kabinettstücke“ ein tolles Buch über die Politik mit Strauß und Kohl geschrieben und dabei aus dem Nähkästchen geplaudert. Das Interesse war mäßig. Ich spare mir die Mühe, mein politisches Leben zu erklären. Mein Archiv liegt bei der Hans-Seidel-Stiftung.

Sie sind 1968 der CSU beigetreten. Das war eine Zeit harter, sogar erbitterter politischer Auseinandersetzungen.

Spranger: Ich bin wegen Strauß und seiner kämpferischen und mutigen Politik in die CSU eingetreten. Ich war damals als Staatsanwalt tätig und habe unter dem Gesichtspunkt des Rechtsstaates und des inneren Friedens die linksextremistischen gewalttätigen Exzesse mit großer Sorge und Empörung erlebt.

Ist die CSU noch Ihre politische Heimat?

Spranger: Ja – aber mit Abweichungen. Den Ausstieg aus der Kern­energie, die praktische Abschaffung der Wehrpflicht, die Rente mit 63, Frauenquoten, die doppelte Staatsbürgerschaft, die Euro-Zonen- und Einwanderungspolitik und anderes trage ich nicht mit. Die CSU hat erst spät zur Mas­sen­einwanderung eine eigene Position bezogen. Aber sie kann sich gegenüber den Kurs von Angela Merkel, der CDU und der SPD nicht durchsetzen. Merkels Maßstab sind auch hier der linke Zeitgeist, die ihn prägenden Medien und entsprechende Mei­nungs­umfragen. Verantwortungsvolle Politik hingegen bedeutet auf Realität und Tatsachen fußende Führung, Entscheidung und Umsetzung – in einem kritischen Sinne auch gegen die veröffentlichte Mehrheitsmeinung. sis

Die Initiative ergriffen

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Namhafte Unternehmen zeigen Flagge und unterstützen die Integration von Flüchtlingen

ROTHENBURG – Überall in der Region kommen Flüchtlinge an. Die Unterbringung und Betreuung stellt Städte und Gemeinden vor neue Herausforderungen. Koordiniertes Vorgehen ist nötig. Bei der Organisation von praktischer Hilfe beteiligt zu sein, ist eine Möglichkeit Flüchtlinge zu unterstützen. Auch eine offene Gruppe von Unternehmen zeigt Bereitschaft, bei der Umsetzung mitzuwirken. Dieses Vorgehen soll keine einmalige Sache sein.

20000 Euro Spende: Unternehmen leisten eigenen Beitrag zur Integrationshilfe.  Foto: privat

20000 Euro Spende: Unternehmen leisten eigenen Beitrag zur Integrationshilfe. Foto: privat

Auf Initiative des Rothenburgers Dr. Benedikt Stegmann und Christian Stein aus Wachsenberg hat sich in einem ersten Schritt eine zehnköpfige Gruppe namhafter Unternehmen gebildet – für eine konkrete Zielsetzung in Form von praktischer Hilfe für die Flüchtlinge. Gemeinsam mit den Geldinstituten Sparkasse und VR-Bank, Brothaus, Lechner, Wohlfahrt, Neuberger, Hotel „Rappen“ und dem Schrozberger Textilhersteller Hakro haben die Ini­tiatoren Stein und Stegmann ingesamt 20000 Euro aufgebracht.

Im Vorfeld hatten die Unternehmer bei Irmgard Fischer, zuständig für Soziales und die Koordination der Flüchtlingshilfe zwischen Haupt- und Ehrenamtlichen in der Stadt, beim Asylkreis Rothenburg sowie beim Verantwortlichen der Diakonie Neuendettelsau für die Betreuung der unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge in der Gipsmühle Rat eingeholt, wo Unterstützung gebraucht wird. Neben Geldleistungen kommen auch Sachspenden wie Wäsche oder Sportkleidung in Betracht, wurde signalisiert.

Das Vorhaben wurde zunächst nicht in der Breite kommuniziert, um ihm erst einmal im kleineren Kreis eine Struktur zu geben, um sozusagen „Nägel mit Köpfen“ zu machen. Das bisher aufgewendete Geld will die Gruppe in enger Zusammenarbeit mit der Stadt, mit der Evangelischen Jugendsozialarbeit oder anderen Organisationen, die sich in Rothenburg und im Umland um Asylsuchende kümmern, gezielt einsetzen: um Sprachkurse zu fördern, zur Berufs- und Arbeitsorientierung, beziehungsweise Flüchtlingen konkret den Weg zu Ausbildung und Arbeit zu ebnen.

Wer drei Monate im Land ist, hat Zugang zum Arbeitsmarkt. Asylbewerber und Geduldete mit guter Bleibeperspektive können leichter ein Praktikum machen oder eine betriebliche Berufsausbildung beginnen. Denn die Bundesagentur für Arbeit muss dem nicht mehr zustimmen. Die entsprechend geänderte Beschäftigungsordnung gilt seit dem 1. August. Anders verhält es sich bei der Arbeitsaufnahme.

Die Gruppe legt Wert auf die Feststellung, dass sie ein offener Kreis ist, dem sich weitere Unternehmen anschließen können. Um den Austausch untereinander zu fördern und die praktische Unterstützung zu koordinieren soll in den nächsten Tagen eine eigene Internet-Plattform eingerichtet werden. Auch um Einblicke in die Aktivitäten zu geben. Für elektronische Nachrichten gibt es bereits eine feste Adresse: integrationshilfe.rothenburg@gmail.com sis

Auch weiter kein Glück

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Das Paradeisgassen-Projekt bleibt bis zuletzt ein ganz eigener Problemfall

ROTHENBURG – Es gibt Projekte, denen ist einfach kein Glück beschieden, von Anfang an bis zum Ende. Die Paradeisgasse gehört dazu. Hatten sich die Bauarbeiten unerwartet in die Länge gezogen und die Nerven der Anwohner ohnehin über Gebühr strapaziert, so musste jetzt erneut gesperrt werden, weil das Pflaster wegen mangelhafter Verlegung nachzuarbeiten war.

Paradeisgasse an der Anbindung Galgengasse: Ein Pflasterer bessert den Querungsbereich aus. Foto: Weber

Paradeisgasse an der Anbindung Galgengasse: Ein Pflasterer bessert den Querungsbereich aus. Foto: Weber

Von „reiner Mängelbeseitigung“ spricht Rudolf Krämer vom Stadtbauamt. Damit weist er Befürchtungen aus dem Kreis der Anlieger zurück, die Nachbesserungen würden als Regiearbeiten erfasst und gingen damit auch zu ihren Lasten. Davon könne nicht die Rede sein. Vielmehr habe die Stadt das nach Einbringen der Ver- und Entsorgungsleitungen (teils in Zuständigkeit der Städtischen Werke) verlegte Pflaster nicht abnehmen können und reklamiert.

Grund: viel zu unregelmäßige Fugen und vor allem auch Rinnen, die teilweise höher lagen als die anschließende Fläche, was ein normales Abfließen von Niederschlägen und sonstigem Wasser verhindert hätte. Die Behebung der Fehler und damit auch die daraus resultierende erneute Sperrung der Paradeisgasse sei deshalb unumgänglich gewesen.

„Verkettung unglücklicher Umstände“

Sage und schreibe über ein ganzes Jahr hatte sich das Bauprojekt in derem schmalen und relativ kurzen Stück zwischen Rödergasse und Galgengasse hingezogen. Bagger und Arbeiter waren schon nach den Reichsstadttagen 2014 angerückt. Warum die Paradeisgasse erst über zwölf Monate später wieder für den Verkehr freigegeben werden konnte?

Es ist von der „Verkettung unglücklicher Umstände“ die Rede. Anlieger, darunter auch ein Gastronom und ein Hotelier, waren jedenfalls wegen der Baustelle vor der Tür und wegen ihrer Folgen reichlich genervt. Dass jetzt eine erneute Sperrung erforderlich war und Pflasterer anrückten, ließ sie nach dieser Vorgeschichte Böses ahnen. Das Stadtbauamt versucht die Situation zu erklären und auf diesem Weg zu versachlichen und zu beruhigen.

Heuer keine Bescheide mehr

Ob sich die Anlieger der Paradeisgasse darauf einstellen müssen, dass ihnen jetzt die Bescheide für ihren Anteil an den Projektkosten ausgerechnet zu allem Überfluss noch unter den Weihnachtsbaum flattern? Da kann Entwarnung gegeben werden. Birgit Pfister, im Stadtbauamt zuständig für den Vollzug der Straßenausbau-Beitragssatzung und für Baurecht, rechnet damit, dass Bescheide für die Beteiligung der Anlieger frühestens Ende 2016 hinausgehen, vielleicht sogar erst Ende 2017.

Sie verschicke grundsätzlich keine Bescheide zu Weihnachten Grund: Jeder Betroffene müsse schließlich die Gelegenheit haben, gleich aufs Amt zu kommen und sich alles detailliert auseinandersetzen zu lassen. „Es ist mir sehr recht, wenn sich die Anlieger mit ihren Bescheiden bei mir einfinden. Dann kann ich ihnen alles genau erklären,“ betont sie.

Bis jetzt fehlen ganz wesentliche Voraussetzungen für diese Bescheide. Zum einen liegen noch nicht alle Einzelrechnungen vor und zum anderen gibt es – als logische Konsequenz – damit auch noch keine Endabrechnung. Erst im Frühjahr 2016, so wird erwartet, werde man einen Überblick haben, was das Projekt unter dem Strich wirklich gekostet habe. Bis jetzt gibt es nur eine Zirka-Zahl zu der erwarteten Summe. Sie setzt sich aus den einzelnen Zahlen der verschiedenen Vergabe-Abschnitte zusammen. Demnach wären unter dem Strich ungefähr 500000 Euro zu erwarten. Allerdings steht die Zahl unter großem Vorbehalt, denn es kommt darauf an, ob und in welchem Maß die Rechnungen von dem Stadium im Vorfeld der Arbeiten abweichen.

Wieviel letztendlich prozentual auf die Anlieger umzulegen wäre? Da muss Birgit Pfister passen. Das Beitragskapitel ist kompliziert. Jede Rechnung wird darauf geprüft, inwieweit Teile davon auf die Anlieger umzulegen sind und – falls ja – wird das dann nach Grund- und Geschossflächen auf die einzelnen Grundstücke verteilt. -ww-

Trösten und helfen

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Frauenbund thematisiert in der Adventszeit häusliche Gewalt

ROTHENBURG – Frauen gehören oft zu den Opfern in unserer Gesellschaft. Das hat zum Tag der Menschenrechte bei der Adventsfeier des Evangelischen Frauenbunds im Gemeindezentrum St. Jakob Pfarrerin Claudie Schlottke in ihrer Andacht zum Ausdruck gebracht. Verletzungen wie gebrochene Finger, die das Frauenhaus Reutlingen dokumentiert hat und als Beweis für körperliche Folgen gezeigt wurden, unterstrichen das. Thematisch knüpfte die Andacht in dieser Hinsicht an das Hilfsprojekt an, das der Frauenbund in diesem Jahr mit seinem Einsatz in der Ehrenamtsbude beim Reiterlesmarkt unterstützt.

Präsente für die Helfer: Gabi Staudacher (5. v. li.) und Claudia Hintermeier (2.v.r.) sagen Danke. Ganz links Pfarrerin Schlottke. Fotos: Weber

Präsente für die Helfer: Gabi Staudacher (5. v. li.) und Claudia Hintermeier (2.v.r.) sagen Danke. Ganz links Pfarrerin Schlottke. Fotos: Weber

Dem für unseren hiesigen Bereich zuständigen Frauenhaus in Ansbach kommt der Erlös der Aktion zu Füßen des großen Weihnachtsbaumes auf dem Marktplatz zugute. Im Kreativkreis waren unter anderem Schäfchenkissen und Lavendelkissen sowie Sterne für die Weihnachtsdekoration gebastelt worden. Unter dem Motto „Zauberhafte Geschenke für groß und klein“ wurden sie unters Volk gebracht. Restbestände fanden bei der Adventsfeier Absatz.

Es war ein Nachmittag, der das große Spektrum des Evangelischen Frauenbunds aufgezeigt und ein Dankeschön an alle Helfer und Beteiligten gesagt hat. Die Adventsfeier im Jakobsschulhaus wurde zur aufrichtigen Verbeugung vor den Aktivposten und zum besinnlichen Innehalten für alle auf dem Weg zum immer näher rückenden Weihnachtsfest.

Gemeinsam wird die große Gruppe geführt, von einem „guten Vorstandsteam“ an der Spitze, wie Gabi Staudacher unterstreicht. Sie und Claudia Hintermeier leiten den Bund.

Viele gute Wünsche

Bei der Adventsfeier bedankte sich Claudia Hintermeier ausdrücklich für die vielen Genesungswünsche und besonders auch bei ihrer Vorstandskollegin, dass sie wegen ihrer erzwungenen Abwesenheit seit Sommer dieses Jahres ihre Arbeit mitübernommen hat.

Die große Frauenbund-Familie nutzte die Gelegenheit, ihr die besten Wünsche zu signalisieren. Gabi Staudacher dankte den zehn Frauen, die sie im Führungsteam entlasten bei ihrer doch merklich umfangreicher gewordenen Aufgabe und so tatkräftig unterstützen.

Insgesamt, so wurde bei der Übergabe von Präsenten deutlich, ist der Kreis der Engagierten aber noch viel umfangreicher beim Frauenbund. Groß war die Zahl der Päckchen mit Windlicht und schönem Sinnspruch, die von der Frau an der Spitze an ihre Helferinnen verteilt wurden.

Sage und schreibe 34 solcher anerkennenden Gaben waren für den Nachmittag vorbereitet worden. Jene, die nicht abgeholt wurden oder nicht persönlich entgegengenommen werden konnten an diesem Nachmittag, kommen den Adressaten jetzt auf anderem Weg zu.

Schaurige Beweise

In ihrer Andacht ging Pfarrerin Claudie Schlottke aus gegebenem Anlass auf die Erklärung der Menschenrechte vor den Vereinten Nationen im Jahr 1948 ein. Nicht nur Flucht und Terror, wie sich das aktuell bis zu uns auswirkt, bedrohten diesen fundamentalen Anspruch vieler Menschen, sondern auch der Alltag bei uns. Häusliche Gewalt ist und bleibt ein Problem, dem nur schwer beizukommen ist. Sie zeigte traurige Belege aus einer „Beweis-Sammlung“ des Frauenhauses Reutlingen. Schwer ist es, die Betroffenen zu trösten und oft noch schwerer, sie aus der Zone des privaten Terrors zu befreien.

Die Geistliche spricht allen von solcher Gewalt Betroffenen, aber auch allen von anderen Sorgen und Nöten Beladenen Mut zu: Gott lasse niemanden allein. Er gebe Kraft und Hoffnung aufzustehen und gegen die Bedrückungen und Niederschläge anzugehen.

Carolin Dürr, Lissy Bauer und Romina Weber (v.r.) bereichern die Feier mit Flöten- und Geigenklängen.

Carolin Dürr, Lissy Bauer und Romina Weber (v.r.) bereichern die Feier mit Flöten- und Geigenklängen.

Mit adventlichen und weihnachtlichen Liedern sorgten Rothenburger Gymnasiasten des aktuellen Abiturjahrgangs bei der Feier für stimmungsvolle musikalische Begleitung. Carolin Dürr (Gesang, Blockflöte, Klavier), Lissy Bauer und Romina Weber (beide Geige) trugen die Weisen gekonnt vor. Sie lasen zudem Gedichte und Geschichten wie „Der Esel und das Geheimnis der Maria“ von Wilhelm Staudacher.

Der großen Saal des Gemeindezentrums St. Jakob war fast bis auf den letzten Platz gefüllt. Jeder der Tische trug dekorativen Schmuck mit einem Weihnachtsstern in Form einer glitzernd aufgehübschten Pflanze (die alle am Schluss als begehrtes Mitbringsel für zuhause unter den Teilnehmerinnen verlost wurden) in der Mitte. An jedem Platz stand ein aus Papier ausgeschnittenes Bäumchen mit einem Windlicht zu Füßen.

Mit der Adventsfeier hat der Frauenbund nicht zuletzt auch seinen eigenen Anspruch als integrativer und über Mauern hinweg engagierter Faktor unterstrichen.

Starke Vertretung

Auch viele Katholikinnen gehören zur Gemeinschaft und bereichern sie. Nach der Auflösung des katholischen Frauenbunds in Schillingsfürst habe der bereits vorhandene ökumenische Faktor in ihrer Gruppe noch merklich zugenommen, berichtet die Vorsitzende.

Der Ortsverband Rothenburg wurde 1917 gegründet und zählt mit seinen 188 Mitgliedern zu den größten in Bayern. Er spricht Frauen unterschiedlicher Herkunft und Lebenssituationen an, um gemeinsame Erfahrungen, Interessen und Sichtweisen in Kirche, Politik und Gesellschaft zur Geltung zu bringen.

„Wir wollen die Stellung der Frau in der Gesellschaft stärken und die Bedeutung der von Frauen geleisteten Arbeit in allen gesellschaftlichen Bereichen sichtbar machen, Hilfe zu eigener Urteilsbildung und zu notwendiger Befähigung für eine Mitarbeit in Kirche, Staat und Gesellschaft vermitteln,“ heißt es in der Charta der Vereinigung auf Bundesebene. Es solle der Mut der Frauen zum Engagement gestärkt werden, um sie auf diese Weise zu motivieren, Verantwortung zu übernehmen, für sich und andere.

Hilfe und Orientierung

Jeden zweiten Donnerstag im Monat trifft sich der Frauenbund zum regulären Zusammensein im größeren Kreis. Der Literaturkreis beschäftigt sich jeden letzten Montag im Monat mit einem bestimmten Buch, das dort vorgestellt und besprochen wird. Der „Medienarbeit vor Ort“ gilt in einem weiteren Arbeitskreis ein wichtiges Anliegen.

Ziel ist es hier, Menschen zu einem kritischen, konstruktiven und verantwortlichen Umgang mit der sich ständig wandelnden Medienwelt zu bringen. Dazu werden bei Veranstaltungen, Ausflügen und Besichtigungen medientechnische und medienpolitische Informationen angeboten.

Jeden Donnerstag sind Frauen der Rothenburger Gemeinschaft beim Seelsorge-Hilfsdienst im Krankenhaus im Einsatz, bringen Patientinnen und Patienten mit ihren Rollstühlen oder mit ihren Betten in den Gottesdienst in der Kapelle, wenn sie ihn dort selbst miterleben möchten und ihnen die Übertragung ins Zimmer nicht ausreicht, assistieren auch dem Pfarrer, beispielsweise beim Abendmahl.

Glaube als große Triebfeder

Die vom Führungsduo vor acht Jahren gegründete Kreativgruppe schlägt zwei Fliegen mit einer Klappe. Zum einen bietet sie reichlich Gelegenheit zur Betätigung. Zum anderen legt sie die Basis für Einnahmen, denn die erzeugten Produkte lassen sich verkaufen und der Erlös kann dann für karitative Zwecke weitergeleitet werden.

Ausflüge und Veranstaltungen, Studienfahrten und Betriebsbesichtigungen, Museumsbesuche und viele andere Angebote runden das Spektrum ab beim Rothenburger Frauenbund. Sie bieten immer wieder neue Ein- und Ausblicke, sind verbindende Faktoren für die Gemeinschaft, die laut Satzung ausdrücklich mit dem christlichen Glauben als Triebfeder untrennbar verbunden ist.

Die Themen für 2016 stehen. Erste Akzente setzen Diakon Tobias Steinke mit seinem Bericht zur Papier- und Kleidersammlung (14. Januar, 14.30 Uhr), der Besuch einer Übertragung der Turandot-Aufführung aus der Metropolitan Opera im Filmforum Rothenburg (30. Januar, 19 Uhr) und eine Führung durchs Rothenburger Krankenhaus (18. Februar, 15 Uhr) mit zwei Kurzvorträgen. -ww-

KunsTraum mit Zugkraft

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Grenzkunst-Initiative brachte am Wochenende den Schlachthof zum Leuchten

ROTHENBURG – Es war ein biss-chen wie ein Abschied, bei dem die Beteiligten alles tun, um sich in bes-ter Erinnerung zu behalten. Als Zuhause der Beschäftigungsinitiative „Projektschmiede“ hat der Schlachthof bald ausgedient. Jetzt durfte sich das Gebäude bei der jungen Aktion „KunsTraum-Traumkunst“ nocheinmal als ansprechende Kulisse für Kreativität und Ideen präsentieren.

Folienwände bis an die Decke und über 100 Arbeiten drauf: Kunstausstellung im Schlachthof. Fotos: Weber

Folienwände bis an die Decke und über 100 Arbeiten drauf: Kunstausstellung im Schlachthof. Fotos: Weber

Dabei spielte es seine Trümpfe derart überzeugend aus, dass sich viele der Besucher wünschten, das Kapitel der derzeitigen Nutzung, das Raum lässt für kulturelle Angebote dieser Art, sollte nie zu Ende gehen. Der morbide Charme des Baudenkmals ging mit dem pulsierenden und einfallsreichen Geschehen, das die jungen Leute aus der „Grenzkunst“-Szene organisiert und auf die Beine gestellt hatten, eine faszinierende Symbiose ein.

Im Innern setzten durchsichtige Plastikfolien, die zwischen dem Gebrauchtwarenmarkt und dem Publikumsbereich gespannt waren, Verpackungs-Akzente à la Christo und schillernden im Licht der Scheinwerfer in allen Farben. Der Durchgang zwischen dem Eingangsbereich und dem eigentlichen Veranstaltungsbereich wurde auf diesem Weg zur interessant aufgemachten Ausstellung mit Werken Konstanzer Studenten. Raumhohe Folienwände zu beiden Seiten trugen über 100 dieser jungen Arbeiten im DIN-A-4-Format, was einen ganz eigenen Effekt ergab und die Besucher hin- und herriss zwischen der Wirkung jedes einzelnen Kunstwerks und der frappierenden Gesamtwirkung dieser besonderen Präsentationsform.

Gleich nebenan lud Jürgen „Paolo“ Gerlinger, der an diesem Wochenende den runden Geburtstag feierte, in seiner Installation dazu ein, sich ins­pirieren und zum Nachdenken bringen zu lassen. Dabei konnten die Besucher nicht nur über die Aussagekraft einzelner Elemente reflektieren und ins Schmunzeln kommen, sondern auch ein wenig in die Vergangenheit schauen. Auf einem Bildschirm flimmerten Aufnahmen von zurückliegenden Modenschauen und sonstigen Gemeinschaftsaktionen.

Viele Facetten

Beim Poetry-Slam am Freitagabend gingen sieben Teilnehmer ins Rennen und lieferten sich vor rund 200 Besuchern einen Wettbewerb um die bes­ten Reimideen und auch um den überzeugendsten Vortrag. Vier davon kamen ins Finale, das schließlich Oliver Walter aus Spalt für sich entscheiden konnte. Der erste Abend dieses besonderen Wochenendes im Schlachthof klang mit einer gut frequentierten DJ-Party im „Lampenstudio“ mit Tanzfläche und Couchzonen aus.

 

Freitagabend, kurz vor Mitternacht: Die DJ-Party im „Lampenstudio“ läuft.

Freitagabend, kurz vor Mitternacht: Die DJ-Party im „Lampenstudio“ läuft.

Selbstgeschriebene Kinderbücher hatten Studierende aus Konstanz am Samstagnachmittag mitgebracht zur Lesung. Am Abend setzten Martin An Ton, das Marc Oliver Duo, Soul Jam und der kurzfristig für Yucca eingesprungene Selector Krowd die Akzente beim abwechslungsreichen Programm mit Live-Musik.

Am Sonntagnachmittag hatten „The Beersteins“ ein gefeiertes Heimspiel im Schlachthof. Am Abend konnte die „Projektschmiede“ bei ihrer 18-Jahrfeier auf eine recht ansehnliche Bilanz verweisen (wir berichten noch). Bürgermeister Dieter Kölle vertrat dabei die Stadt Rothenburg.

Studierende aus Ludwigsburg packten ihre schauspielerischen Talente aus und zeigten auch ihre Regie- und Assistenzqualitäten. Die Theateraufführung des Stücks „Kunst“ der auch von der Topplerbühne bekannten populären Gegenwarts-Autorin Yasmina Reza wurde zum vollen Erfolg. Die junge Riege zog das Publikum in den Bann und holte sich jede Menge Beifall. Auch Oberbürgermeister Walter Hartl, der nach der Versammlung noch zur Veranstaltung stieß, zeigte sich beeindruckt.

Mit „KunsTraum – Traumkunst“ im Schlachthof haben die Grenzkunst-Aktivisten ein weiteres Mal gezeigt, wie reizvoll ihre Projekte sind und wie sie die örtliche Kunstszene bereichern. Die gesamte Technik besorgten Stefan und Johannes Keitel mit ihren Helfern. Sie tauchten nicht nur die Schlachthof-Räume in farbiges Scheinwerferlicht, sondern auch das Gebäude von außen. Die eingesetzte Mikrofon- und Musikanlage entspricht professionellen Anforderungen.

Ihr jüngstes Projekt haben die Grenzkunst-Aktivisten mit einem lachenden und einem weinenden Auge im Schlachthof durchgezogen. Zum einen konnten sie die für solche Zwecke hervorragend geeignete Lokalität des Schlachthofs nutzen. Zum anderen wissen sie, dass sie vermutlich kein weiteres Mal Gelegenheit dazu haben werden und dass es Abschied nehmen heißt von einem Schauplatz, der mit seinem besonderen Ambiente schon ganz spezielle Akzente setzt und fast unersetzlich scheint.

Es war ein riesiges Gemeinschaftswerk, dieses vergangene Kultur-Wochenende im Denkmal gegenüber der Sporthalle Erlbacher Straße. Mit 550 bis 600 Besuchern fand es die verdiente gute Publikumsresonanz und sorgte für zufriedene Mienen bei den Machern.

Wo wäre für die Initiative Grenzkunst ein Alternativstandort für den Schlachthof mit ähnlichen Qualitäten? Das ist noch ungewiss. „Wir sind da auf der Suche,“ betont Oliver Götz gegenüber unserer Redaktion. -ww-


Einzigartiges Kompendium

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Sammelband zur Stadt- und Umlandgeschichte als wichtige Zwischenbilanz sehen

ROTHENBURG – Es ist eine sehr gelungene Reise durch mehr als tausend Jahre örtlicher Geschichte: das im Reichsstadtmuseum präsentierte 752-seitige Werk setzt einen Meilenstein in der Stadtliteratur, denn bislang fehlte solch eine fachlich fundierte Sammlung. Den Herausgebern Dr. Horst F. Rupp und Dr. Karl Borchardt sowie den Autoren gilt große Anerkennung.

Bei der feierlichen Buchpräsentation im Refektorium des ehem. Dominikanerinnenklosters.    Fotos: diba

Bei der feierlichen Buchpräsentation im Refektorium des ehem. Dominikanerinnenklosters. Fotos: diba

Der anspruchsvoll gestaltete illustrierte Leinenband (Theiss-Verlag) kommt in jeder Hinsicht schwergewichtig daher, denn zur Rothenburg-Forschung setzt er Maßstäbe und der Inhalt macht zugleich deutlich, dass sich weitere Fragen und offene Geschichtsfelder anschließen, die es für die Zukunft zu behandeln gilt. So spricht Dr. Borchardt auch hoffnungsvoll lediglich von „einer Zwischenbilanz, die zur weiteren wissenschaftlichen Beschäftigung mit der Geschichte Rothenburgs und seines Umlandes anregt!” Hausherr Dr. Hellmuth Möhring begrüßte die geladenen Gäste letzten Freitagabend im voll besetzten Refektorium des Reichsstadtmuseums.

Er konnte dabei auf das Zusammentreffen mit zwei großen Jubiläen verweisen: Vor 750 Jahren kam der große christliche Gelehrte Albertus Magnus nach Rothenburg, um die Kirche des Dominikanerinnenklosters zu weihen. Und ebenfalls im Jahr 1265 war mit Rabi Meir ben Baruch einer der wichtigsten jüdischen Gelehrten des Mittelalters in der Tauberstadt ansässig. Dabei sind sich die beiden allerdings nicht persönlich begegnet. Jedenfalls bekomme damit die Buchvorstellung einen besonderen „historischen Anstrich“ (so Dr. Möhring).

Honorarfreie Mitarbeit

Oberbürgermeister Walter Hartl würdigte die Arbeit aller Beteiligten und dankte den Sponsoren, wozu die Sparkasse und die Stadtwerke gehören. Hervorgehoben wurde die ehrenamtliche Mitarbeit der zahlreichen Autoren und der zeitaufwändige mehrjährige Einsatz der beiden Herausgeber. Nur so habe man den städtischen Zuschuss auf zehntausend Euro beschränken können.

Der Rothenburger Prof. Dr. Horst F. Rupp (Lehrstuhl für evangelische Theologie an der Maximilians-Universität in Würzburg, jetzt im Ruhestand) unterstrich wie wertvoll es sei so viele Experten zur Mitarbeit gewonnen zu haben. Seinem Herausgeberkollegen Prof. Dr. Karl Borchardt (früherer Rothenburger Stadtarchivar) galt ein besonderer Dank für die hervorragende Zusammenarbeit. Dr. Rupp machte deutlich, wieviel Kärnerarbeit hinter einer derartigen wissenschaftlich orientierten Buchproduktion steckt.

Buchübergabe (von links):  Stefan Brückner, Prof. Dr. Rupp, OB Hartl, Prof. Dr. Borchardt.

Buchübergabe (von links): Stefan Brückner, Prof. Dr. Rupp, OB Hartl, Prof. Dr. Borchardt.

Schon früher hatte sich Rothenburgs Stadtarchivar Dr. Borchardt mit dem Gedanken eines Historien-Sammelbandes befasst und mit dem Theiss-Verlag Kontakt – durch seinen Weggang nach München 2007 blieb das Projekt aber zunächst liegen.

Gegensätzliche Meinung

Wer den Band durchblättere erkenne auch unterschiedliche Perspektiven einzelner Autoren, ja sogar gegensätzliche Aussagen. So zum Beispiel beim Ortsnamen, den der Mitarbeiter von Reitzenstein von der Farbe „bei der roten Burg“ ableitet, während ein anderer Autor vom Verb „roden“ als Grundlage spricht. Prof. Borchardt machte kein Hehl in seiner Rede daraus, dass er auf Reitzensteins Seite steht und alles andere als „freie Phantasien von Historikern, Geographen und Archäologen“ betrachtet. Aufgabe der Herausgeber beim Korrekturlesen sei jedoch die Fehlerbeseitigung gewesen, nicht aber wissenschaftliche Meinungen zu zensieren.

Dr. Borchardt wollte auch dem denkbaren Missverständnis entgegentreten, mit diesem Sammelband sei nun die Geschichte der Stadt und ihres Umlandes zu Ende erforscht: „Das Gegenteil ist richtig!” Vielmehr werde mit diesem Werk verdeutlicht, wo überall weiterer Forschungsbedarf besteht. Das gelte für Perioden wie die Zeit nach 1945 ebenso wie für die Zeit zwischen dem Tode Heinrich Topplers 1408 und dem Bauernkrieg 1525. Ferner für die Periode zwischen dem 1648 zu Ende gegangenen Dreißigjährigen Krieg und der Mediatisierung 1803. Dazu, so Prof. Borchardt, werde zu prüfen sein, „ob man bei Rothenburg wirklich von selbstgenügsamem Stillstand sprechen müsse, wie es die deutschnationale Geschichtsschreibung im Hinblick auf machtlose Kleinterritorien gewöhnlich tat“.

Ferner seien etliche Themen unzureichend erforscht. Der Sammelband biete Überblicksdarstellungen zur Archäologie und Baugeschichte sowie insbesondere zur Kunstgeschichte. Zur Sozial- und Wirtschaftsgeschichte sieht Dr. Karl Borchardt noch Bedarf, so seien normale Handwerker ebenso wenig aufgearbeitet wie die ratsfähigen Geschlechter.

Noch viele Quellen

Im Stadtarchiv gebe es noch reichhaltige Quellen dazu. Wesentliches habe vor allem Dr. Schnurrer geleistet, dessen Urkundenbuch über das Jahr 1400 hinaus fortzuführen sei. Auch an die Rothenburger Gerichtsbücher, die 1274 einsetzen, sei zu denken. Deshalb, so der frühere Stadtarchivar, könne man auch eher von einer Zwischenbilanz sprechen.

Für den wissenschaftlichen Theiss-Verlag sagte Stefan Brückner das Engagement der Herausgeber habe bei diesem zeitaufwändigen Werk alle Erwartungen übertroffen. Unter den über 87000 Büchern, die jährlich auf dem deutschen Markt erscheinen, könne es sich durchaus sehen lassen. Es rage keineswegs nur durch seine Dicke aus den Publikationen heraus.

Im Refektorium folgte dann nicht nur die offizielle Übergabe des Bandes an den Oberbürgermeister, sondern auch noch eine besondere Ehrung für den anwesenden Dr. Ludwig Schnurrer. Er habe im letzten halben Jahrhundert „Grundlegendes und Wichtiges veröffentlicht” sagte Prof. Dr. Karl Borchardt und die jüngste Phase der örtlichen Geschichtsforschung maßgeblich geprägt. Ihm wurde als kleiner Dank ein besonders gezeichnetes Erstexemplar gewidmet.

Mit einem Vortrag von Dr. Markus Naser, dem Vorsitzenden des Vereins Alt-Rothenburg, über Heinrich Toppler (wir berichten noch dazu) endete der offizielle Teil, an den sich ein Empfang im Kreuzgang anschloss. Mit Oswin Voit und seinen Gitarrenklängen hatte man für eine stimmige Musikumrahmung gesorgt.

Die erste Auflage des 752-seitigen Werkes (mit 124 Abbildungen, 32 Farbtafeln) „Rothenburg ob der Tauber – Geschichte der Stadt und ihres Umlandes” (von der Vor- und Frühgeschichte bis in die Gegenwart) soll schon in Kürze ausverkauft sein, wie es heißt. Derzeit gilt noch ein Subskripitionspreis von 31,95 Euro, ab April dann 39,95 Euro. diba

Inzwischen volljährig

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Die Beschäftigungsinitiative Projektschmiede feierte Jubiläum

ROTHENBURG – Im Rahmen des „KunsTraum“-Wochenendes im alten Schlachthof feierte die Projektschmiede ihren 18. Geburtstag, sozusagen ihre Volljährigkeit.

Musikalische Note beim Fest zur Volljährigkeit mit dem Liedermacher Thomas Felder.

Musikalische Note beim Fest zur Volljährigkeit mit dem Liedermacher Thomas Felder.

Die musikalische Untermalung kam von Thomas Felder, einem schwäbischen Liedermacher und frühem geistigen Weggefährten von Karl Dehm. Der Geschäftsführer der Projektschmiede führte durch die zweistündige Feier.

Dieter Kölle, Bürgermeister der Stadt Rothenburg, hob in seinem Grußwort hervor, dass aus der Projektschmiede ein verlässlicher Partner für Abholung, Entsorgung und Umzugshilfe geworden sei. Er ging in seiner Ansprache auch auf die künftige Nutzung des Schlachthofareals ein und hob die gemeinsame Anstrengung aller Beteiligten hervor eine Lösung zu finden, die auch die Weiterentwicklung der Projektschmiede ermöglicht. Diese Weiterentwicklung der Projektschmiede, in den Räumen der Jugendstiftung Rothenburg, wird auch von der Stadt Rothenburg mitgetragen.

Efthymia Tsakiri vom Diakonischen Werk Bayern, die die Projektschmiede von Anfang an begleitet, zeigte sich begeistert über den Werdegang und darüber was das Team der Projektschmiede in all den Jahren aus dem ehemaligen Schlachthof gemacht hat.

Anerkannt: Geschäftsführer Karl Dehm.

Anerkannt: Geschäftsführer Karl Dehm.

Reinhold Reincke vom Jobcenter Ansbach überbrachte Grüße vom Landrat Dr. Jürgen Ludwig und einen Scheck mit einer kleinen Spende. Er äußerte sich positiv über die Projektschmiede und ihre Leitung, weil die Einrichtung trotz ständig geänderten politischen Vorgaben zur Arbeitsförderung, immer gesprächsbereit ist, wenn es darum geht neue Programme umzusetzen.

Hiam Abu-Dayyeh, Sozialpädagogin aus Palästina, stellte ihre Arbeit vor und hielt einen kleinen Basar mit Schnitzereien aus Olivenholz und Stickereien ab, die von christlichen Familien in Palästina zur Erhaltung ihres Lebensunterhaltes und zur Finanzierung einer Sozialstation gefertigt und in Bethlehem verkauft werden.

Fritz Gempel vom Wirtschaftsbeirat Bayern sprach drei Wünsche für die Projektschmiede aus. Als erstes wünschte er der Projektschmiede Wachstum, denn ein Unternehmen in Bewegung kann auch interne Veränderungen leichter umsetzen. Zweitens wünschte er der Projektschmiede weiterhin ein gutes Miteinander mit Stadtrat und Stadtverwaltung. Das städtische Engagement erklärte er mit „nicht weil die Stadt zu viel Geld hat“ sondern mit klugem und weitsichtigem Handeln. Sein dritter Wunsch für die Projektschmiede war ein gedeihliches Miteinander mit Rothenburger Unternehmen, mit dem Aufruf an die Unternehmen, die Kooperation mit der Projektschmiede zu suchen.

Das Schlusswort kam von Dr. Dietrich Wünsch, Gründungsmitglied der Projektschmiede. Er beschäftigte sich in seiner Rückschau mit dem Thema Erwachsenwerden und Pubertät und würdigte in diesem Zusammenhang die Menschen, die die Projektschmiede „geschmiedet“ haben. Dies war vor allem Steffen Schroth, Dr. Martin Hepp und für kurze Zeit Beate Zerkowski. Die große Gemeinsamkeit in allen Redebeiträgen war die Erleichterung und Freude über das gemeinsam entwickelte und gemeinsam getragene Konzept zur Weiterentwicklung der Projektschmiede, die künftig in den neuen Räumen mit langfristigem Nutzungsvertrag um einen Integrationsbetrieb und um ein Zuverdienstprojekt ergänzt werden soll. Förderungen von Aktion Mensch, dem Integrationsamt und dem Bezirk Mittelfranken können die Förderungen von Agentur für Arbeit und Jobcenter ergänzen.

Ein positiver Aspekt war die Verankerung der Projektschmiede im Gemeinwesen und eine hohe Akzeptanz bei ihrer Kundschaft. Ohne diesen Rückhalt hätte die Projektschmiede manch schwierige Zeit nicht überstanden. de

Die Chancen beim Schopf packen

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IHK-Gremium Rothenburg pflegt Kontakte zwischen Unternehmen, Schulen und Politik

ROTHENBURG – Im regelmäßigen Austausch gemeinsam Lösungen erarbeiten: Das 16-köpfige IHK-Gremium Rothenburg engagiert sich ehrenamtlich in mehreren Bereichen für den Wirtschaftsstandort Rothenburg und sieht eine seiner neuen Aufgabe darin, die Integration von Flüchtlingen in den Ausbildungs- und Arbeitsmarkt zu unterstützen. Ein wichtiges Thema ist die Reform des Erbschaftssteuerrechts – und ihre Auswirkung bei Betrieben und Unternehmen.

Gutes Team: Stephan Pehl, Dr. Gerhard Walther. Foto: sis

Gutes Team: Stephan Pehl, Dr. Gerhard Walther. Foto: sis

Der Staat greift durch Gesetze und Verordnungen in Wirtschaftsprozesse ein. Vor einem Jahr hat der Erste Senat des Bundesverfassunsgerichts Teile des Erbschaftssteuer- und Schenkungssteuergesetzes für verfassungswidrig erklärt. Die Vorschriften sind zunächst weiter anwendbar. Der Gesetzgeber muss bis Ende Juni nächsten Jahres eine Neuregelung treffen.

Die Entwicklung in der anstehenden Verabschiedung des Regierungsentwurfes für die Erbschaftssteuer zeigt in der jetzigen Lage alles andere als ein einheitliches Bild. Zum einen geprägt von den überkomplexen Regeln und neuer Bruchstellen, die für die Unternehmen jegliche Planungssicherheit vermissen lassen sowie die vordergründig geführte Diskussion um sogenannte Niedrigsteuermodelle.

Auch künftig dürfen der Entscheidung zufolge kleinere und mittlere Familienunternehmen bei der Erbschaftssteuer vollständig entlastet werden, um ihre Existenz und Arbeitsplätze nicht zu gefährden. Es sei aber unzulässig, auch Großunternehmen weiter ohne konkrete Bedürfnisprüfung von der Erbschaftssteuer zu verschonen, heißt es im Urteil. Von der geforderten Neuregelung werden demnach in Deutschland rund drei Millionen Familienunternehmen betroffen sein.

Gerlinde Wanke

Gerlinde Wanke

Der Senat betonte in seiner Entscheidung, dass der Schutz von Familienunternehmen und Arbeitsplätzen grundsätzlich einen legitimen Sachgrund darstellen, Betriebe teilweise oder vollständig von der Steuer zu befreien. Art und Weise sowie Ausmaß der Steuerbefreiung seien aber nicht mit dem Grundrecht der steuerlichen Belastungsgleichheit zu vereinbaren. Die Bundesregierung will grundsätzlich an Privilegien für Firmenerben festhalten, signalisiert der Parlamentarische Staatssekretär im Finanzministerium, Michael Meister (CDU).

Das IHK-Gremium hat deshalb eine Fachfrau zur Erbschaftssteuerreform als Referentin für ihren traditionellen Jahresempfang am 22. Februar 2016 im Wildbad eingeladen. Gerlinde Wanke (54) aus Neumarkt, eine studierte Betriebswirtin, leitet die Konzernsteuerabteilung der Nürnberger Versicherungsgruppe, und ist Vorsitzende des Steuer- und Rechtsausschusses der IHK Mittelfranken.

Seit mehr als zehn Jahren sind der IHK-Vorsitzende Dr. Gerhard Walther (VR-Bank) und sein Stellvertreter Stephan Pehl (Bauzentrum Pehl) ein eingespieltes Team. Neu im Gremium sitzen Marion Beugler (Hotel Rose), Ingeborg Mayr-Hettenbach (Eisen-Keitel) sowie Fried­rich Uhl (Neuberger). Mit Johann Reindl (Electrolux) ist auch der größte Arbeitgeber Rothenburgs mit Sitz und Stimme im IHK-Gremium vertreten.

Gemeinsame Ziele sind die Förderung und Sicherung von Fachkräften, Modelle zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf, aber auch für altersgerechtes Arbeiten und Lernen. Bewährt haben sich die Kooperationen mit den Schulen und der gute Draht zur Kommunalpolitik in Sachen „Campus Rothenburg“, Wirtschaftsmesse und Ausbau des gastrononomischen Berufsbildungszentrums. sis

Den Wald nutzen und schützen

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Zehn Jahre Bayerische Staatsforsten: Zwischen Ökologie, Ökonomie und Gesellschaft

ROTHENBURG – Als grüne Lunge unserer Erde trägt er dazu bei den Klimawandel zu bremsen, dient zudem noch als kostenloses Naherholungsgebiet und birgt auch wirtschaftliches Potenzial: Der Wald hat viele Funktionen und weckt dadurch Begehrlichkeiten, die unter einen Hut zu bringen sind. Zum 10-jährigen Bestehen der Bayerischen Staatsforsten zieht Norbert Flierl, Leiter des Forstbetriebs Rothenburg, eine positive Bilanz über die Bewirtschaftung „seines“ 20000-Hektar-Reiches.

Erholungsraum, Klimaschützer und Rohstofflieferant: Der Wald prägt nicht nur das Landschaftsbild, sondern auch die menschliche Kultur.

Erholungsraum, Klimaschützer und Rohstofflieferant: Der Wald prägt nicht nur das Landschaftsbild, sondern auch die menschliche Kultur.

Einschneidende Veränderungen rufen eigentlich immer Kritiker auf den Plan. Dies war auch der Fall, als man vor 10 Jahren den Entschluss fass­te – nachdem das Volksbegehren „Aus Liebe zum Wald“ verloren ging – die Bewirtschaftung des Staatswaldes in die Hände einer Anstalt des öffentlichen Rechts zu legen. Die Bayerischen Staatsforsten waren geboren und die bisherigen Forstämter (reduziert auf insgesamt 48) in Forstbetriebe umbenannt.

An die anfänglichen Bedenken erinnert sich auch Forstbetriebsleiter Norbert Flierl noch gut. Neben der Angst passionierter Waldliebhaber, dass durch den betriebswirtschaftlichen Anspruch zuviel Holz geschlagen wird, herrschte auch bei den Mitarbeitern Unsicherheit. Umso größer ist jetzt der Stolz, auf die geleistete Arbeit der vergangenen Dekade, in der so manche Herausforderung zu meistern war. Und durch Kommunikation sowie die greifbare, überprüfbare Arbeit im Wald, konnten auch die Kritiker besänftigt werden.

Drei Standbeine

„Nachhaltig Wirtschaften“ haben sich die Bayerischen Staatsforsten, die ausschließlich für den Wald im Staatsbesitz zuständig sind, im wahrs­ten Sinne des Wortes auf die Fahnen geschrieben. Der Staatswald, so die Strategie, soll auf den drei Standbeinen Ökonomie, Ökologie und Gesellschaft naturnah und klimatolerant bewirtschaftet werden.

Flagge zum 10-Jährigen: Mitarbeiter des Forstbetriebs Rothenburg.  Fotos: Scheuenstuhl

Flagge zum 10-Jährigen: Mitarbeiter des Forstbetriebs Rothenburg. Fotos: Scheuenstuhl

Der Wald sei für alle da, was mittels einer „integrativen Forstbewirtschaftung“ gewährleistet wird. Holznutzung und Waldnaturschutz sollen Hand in Hand gehen. Im Rothenburger Betrieb, wie auch im bayernweiten Durchschnitt, wird deshalb weniger Holz geschlagen als nachwächst und auch als Nachfrage besteht. In kleinen Parzellen, etwa drei bis vier Prozent der Gesamtfläche im Forstbetrieb, darf überhaupt keine Bewirtschaftung stattfinden, da sie gänzlich unter Schutz stehen.

In Zahlen sieht das so aus: Während die jährliche Pflanzfläche etwa 40 Hektar groß ist, werden pro Jahr 120000 Festmeter – jeweils ein Drittel Fichte, Kiefer und Laubholz – geschlagen, von denen rund 105000 Festmeter verkauft werden. Das Holz und dadurch die Wertschöpfung bleibe aber in der Region, versichert Norbert Flierl. Denn mit einem Auslieferradius von maximal 100 Kilometer setzt man klimabewusst auf vergleichsweise kurze Wege. Für die Zukunft sieht der Forstbetriebsleiter eine stetig wachsende Bedeutung dieses naturnahen Rohstoffs als Energielieferant.

Der laut Norbert Flierl „größte Vorteil“ der damaligen Forstreform: Man sei nicht mehr von politisch erstellten Haushaltsplänen abhängig, sondern kann seine Investitionen selbst erwirtschaften. Trotzdem werde noch lange nicht jeder Baum zu Geld gemacht. Beispielsweise 10 Biotopbäume pro Hektar bleiben stehen, um zahlreichen spezialisierten Tier-, Moos- und Flechtenarten einen Lebensraum bieten zu können.

Zudem werde auch gezielt in die Waldverjüngung investiert. Zwar regelt sich sehr viel über den natürlichen Lauf der Dinge, es wird aber auch gepflanzt. So zählen heute 25 Prozent des gesamten Nadelholz- und 75 Prozent des Laubholzbestandes zu den Jungbeständen, haben also die Baumvolljährigkeit von 21 Lenzen noch nicht erreicht.

Erholung und Sport

Aber nicht nur Brennholzwerber und die Sägeindustrie haben ein Interesse am Forst. Viele Menschen gehen in den Wald auf der Suche nach Erholung oder sportlicher Betätigung. Und Forstfachmann Flierl prophezeit, dass dies in Zukunft weiterhin wertgeschätzt und nachgefragt wird. Also gilt es auch diese Bedürfnisse bei der Bewirtschaftung zu berücksichtigen.

Man findet im Forstbetrieb Rothenburg, zuständig für die Staatswälder der Landkreise Ansbach und Fürth sowie Teilflächen der Landkreise Neu­stadt/Aisch – Bad Windsheim und Weißenburg – Gunzenhausen, 660 Kilometer gut gepflegte Waldwege, 240 Kilometer ausgewiesene Wanderwege, 60 Kilometer Radwege und 20 bis 25 Kilometer Themen- und Lehrpfade. Doch das „Sahnestück“ ist für Norbert Flierl der 3,3-Kilometer lange barrierefreie Wanderweg bei Colmberg.

Um sich angemessen um diese Waldflächen kümmern zu können, ist der Forstbetrieb Rothenburg dementsprechend an Personal ausgestattet. Norbert Flierl sieht in dieser menschlichen Komponente einen „Erfolgsgarant“ für die positive Entwicklung in den vergangenen zehn Jahren. Den insgesamt neun Forstrevieren von einer durchschnittlichen Größe von 2200 Hektar steht jeweils ein Revierleiter vor. Im Büro gibt es zehn Mitarbeiter. Im Wald sind 36 Arbeiter tätig, darunter vier Meister. Es herrscht ein „sehr gutes Arbeitsklima“, so der Betriebsleiter.

Mittels Ausbildung und Fortbildung werden die Mitarbeiter regelmäßig auf den fachlich neuesten Stand gebracht. Zudem wird auf die Vereinbarkeit von Familie und Beruf geachtet und ein Aufstieg im Betrieb ist möglich. Zum Schutz der Arbeiter setzt man auch bei den Staatsforsten auf den Einsatz von Harvestern. Die Holzernte wird dadurch ein Stück weit sicherer. Zum anderen ist die Maschinenarbeit auch schonender für den Wald. Andererseits wird dadurch recht augenfällig, dass eine Bewirtschaftung stattfindet, denn die Erschließungslinien sind deutlich zu erkennen.

Verkorkster Start

Der Wald ist aber nicht nur ein Stück Natur, er ist auch von selbiger umgeben und muss dementsprechend mit ihren Launen zurechtkommen. Schon der Start der Bayerischen Staatsforsten vor zehn Jahren war ein wenig verkorkst. In Rothenburg hatte man alle Hände voll zu tun – Urlaube wurden etwa verschoben –, um mit dem Borkenkäfer zu Rande zu kommen. Rund 70000 Festmeter geschädigtes Holz waren das Ergebnis. Diese Feuertaufe hat die Mannschaft zusammengeschweißt, erinnert sich Norbert Flierl, der seit Anfang an im Rothenburger Forstbetrieb als stellvertretender und seit zweieinhalb Jahren als Leiter mit dabei ist.

Waldbewirtschaftung bedeutet einen Mittelweg finden zwischen Urwald und Holzplantagen.

Waldbewirtschaftung bedeutet einen Mittelweg finden zwischen Urwald und Holzplantagen.

Erst 2008 kam der Forstbetrieb dann in ruhigeres Fahrwasser. Und auch Orkan „Niklas“ habe in diesem Frühjahr die routinierte Mannschaft nicht aus der Bahn geworfen. Lediglich 15000 Festmeter Schadholz fielen an. 2015 war ein sehr trockenes Jahr, was die Gefahr einer erneuten Borkenkäfer-Plage vergrößert. Doch man habe aus der Erfahrung der Anfangsjahre gelernt: Die Mitarbeiter des Forstbetriebs fahren geschlagenes Holz selbst in die Sägewerke, damit mögliches Brutmaterial schneller aus dem Wald draußen ist.

Zudem schreitet auch der Waldumbau im Rothenburger Forstbetrieb voran. Dabei werden klimaempfindliche Nadelwälder in widerstandsfähige Mischwälder umgebaut. Norbert Flierl ist guter Dinge, dass dadurch hohe Schadholzmengen der Vergangenheit angehören und noch mehr: „Wenn wir weiter diesem nachhaltigen, naturnahen, ökologisch wie gesellschaftlich orientierten Weg folgen, so sehe ich weitere sehr erfolgreiche Jahre für den Forstbetrieb Rothenburg.“ mes

Dank für wertvollen Einsatz

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Schülerlotsen und Schulweghelfer freuen sich über traditionelle Bescherung

ROTHENBURG – Es ist heute leider keine Selbstverständlichkeit mehr sich für andere einzusetzen. Deshalb ist es Gebietsverkehrswacht, Stadt und Polizei jedes Jahr ein besonderes Anliegen, sich bei den Schülerlotsen und Schulweghelfern für deren wertvolle Arbeit mit vorweihnachtlichen Aufmerksamkeiten zu bedanken.

Belohnung statt Ermahnung: Polizei als irdische Helfer des Christkinds.  Foto: Scheuenstuhl

Belohnung statt Ermahnung: Polizei als irdische Helfer des Christkinds. Foto: Scheuenstuhl

„Dieser Einsatz kann nicht hoch genug bewertet werden“, betont Peter Körner, Vorsitzender der Gebietsverkehrswacht Rothenburg und Verkehrserzieher der örtlichen Polizeiinspektion. Der freiwillige und ehrenamtliche Dienst von Jugendlichen und Erwachsenen zur Verbesserung der Verkehrssicherheit, gerade auch für Grundschüler, gilt es besonders hervorzuheben und zu würdigen, so der Polizeioberkommissar.

Gerade auch weil die Erfolgsgeschichte weiter fortgeschrieben wird: Auch heuer kam es erfreulicherweise zu keinem Schulwegunfall. Durch den Einsatz von Schülerlotsen und erwachsenen Schulweghelfern kann morgens und mittags dafür gesorgt werden, dass die Kinder sicher zur Schule und danach wieder nach Hause kommen.

Bis zum Schuljahresende im August waren insgesamt 34 Schülerlotsen im Dienst, davon 18 von der Valentin-Ickelsamer-Mittelschule und 16 von der Oskar-von-Miller-Realschule. In den Sommerferien und zum Jahreswechsel kommt es aufgrund von Schulabgängen und den anstehenden Abschlussprüfungen regelmäßig zu einem Wechsel bei den jugendlichen Ehrenamtlichen.

„Sehr zufrieden“

So sichern seit vergangenen September zwölf Mittelschüler (darunter fünf Mädchen) am Rödertor und 15 Realschüler (zwei Mädchen) an der Topplerschule mit reflektierender Weste und Kelle den Schulweg. Und auch für das kommende Halbjahr konnte ein Großteil davon wieder für den Dienst gewonnen werden, womit Peter Körner „sehr zufrieden“ ist.

Insgesamt wurden im vergangenen Jahr in zwei Ausbildungsblöcken 30 neue Schülerlotsen von dem Verkehrserzieher ausgebildet. In den sechs Doppelstunden des theoretischen Teils werden beispielsweise die Themen Grundregeln der Straßenverkehrsordnung, Geschwindigkeit und Anhalteweg, Gefahren des Straßenverkehrs und Verhaltensvorschriften für Kraftfahrer vermittelt. Nach der Prüfung erfolgt eine praktische Einweisung an den Einsatzorten durch die betreuenden Polizisten.

Neben der Aneigung von Wissen über den Straßenverkehr und dem guten Gefühl etwas für die Mitmenschen zu tun, kann der Schülerlotsen-Dienst auch einen beruflichen Pluspunkt für die Jugendlichen bringen. Wie Oberbürgermeister Walter Hartl nach seinem Dank an alle Ehrenamtlichen betont, legen Unternehmen und Universitäten bei der Berücksichtigung von Bewerbern durchaus auch Wert auf derartiges freiwilliges Engagement. Ebenso unterstrich das Stadtoberhaupt die generell gute Zusammenarbeit mit der Polizei.

Als „kleines Dankeschön“ wurden unter den zahlreichen Helfern etwa Gutscheine, Holzsterne und Schoko-Weihnachtsmänner verteilt. Auch die erwachsenen Schulweghelfer gingen nicht leer aus. Während zwei Frauen in Gebsattel den Schulweg sichern, gibt es in Rothenburg vier Helferinnen, die den Überweg vor dem Galgentor und nach Schulschluss denjenigen am Rödertor betreuen. Und dieses Jahr kam sogar Nachwuchs hinzu.

Seit Juni ist Volker Wurm nun der Hahn im Korb bei den Schulweghelferinnen. Als ehemaliger Postler kennt er sich bestens mit den Rothenburger Straßen und dem Straßenverkehr aus. In seinem Unruhestand fass­te er den Entschluss, sich für die Verkehrssicherheit der Schüler einzusetzen. Da die erwachsenen Helfer meist einen Führerschein haben und somit mit den Verkehrsregeln vertraut sein sollten, genügt bei ihnen eine Schulung über 90 Minuten.

Für Beate Hörner ist die traditionelle Schülerlotsenbescherung auch immer eine willkommene Gelegenheit, bei der sie Kinder wiedersieht, denen sie früher über die Straße geholfen hat, und die heute selbst Schülerlotsen sind. Das ist die „schönste Bestätigung“ für unseren Dienst, ergänzt ihr Kollege Volker Wurm. Neben den Ehrenamtlichen gebühre auch Peter Körner Dank und Lob für sein Engagement, unterstreicht Stefan Schuster, Leiter der Rothenburger Polizeiinspektion. mes

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