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„Das Beste daraus machen“

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Warum Donald Trumps Wahlsieg doch nicht so überraschend ist

ROTHENBURG – Nach dem Brexit ist es die zweite Wahl innerhalb eines Jahres, mit einem Ausgang entgegen aller Prognosen. Nicht nur große Teile der USA, sondern auch der Welt reagieren darauf mit Verwunderung: Politik-Neuling und Milliardär Donald Trump wird 45. Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika.

Presseschau: Die Wahl in Amerika und die Reaktionen auf das Ergebnis beherrschen die Schlagzeilen.

Presseschau: Die Wahl in Amerika und die Reaktionen auf das Ergebnis beherrschen die Schlagzeilen.

Günther Schuster hat dank langer familiärer und freundschaftlicher Beziehungen ins Land der unbegrenzten Möglichkeiten einen besonderen Blick auf die dortige Politik. Zudem ist er Präsident der Deutsch-Amerikanischen Gesellschaft in Westmittelfranken. Obwohl er ebenfalls einen anderen Sieger erwartet hatte, kann er das Endergebnis nachvollziehen. Und vor allem: Er sieht darin auch eine wichtige Chance für die Europäische Union.

Während nächtliche Übertragungen großer internationaler Sportereignisse fast niemanden vor den Fernseher lockt, wird die Wahl des amerikanischen Präsidenten auch bei den öffentlich-rechtlichen Sendern in Deutschland regelrecht zelebriert. Wie haben Sie die lange Wahlnacht verbracht?

Schuster: Bis Mitternacht durfte meine Frau das Fernsehprogramm bestimmen, danach habe ich mich in die Wahlberichterstattung eingeklinkt. Wie bei der letzten Wahl wechselte ich sehr schnell zu dem amerikanischen Sender CNN. Da habe ich immer die allerneuesten Trends mitbekommen. Es hat sich verhältnismäßig schnell in Richtung Trump gedreht. Um halb fünf war mir dann völlig klar, das Ding ist durch und jetzt holst du dir eine Mütze Schlaf.

Sie haben den Wahlkampf in nationalen und internationalen Medien intensiv verfolgt und stehen im ständigen Austausch mit Amerikanern. Wie sah ihre persönliche Wahlprognose aus?

Schuster: Ich habe gedacht, dass es knapp zu Gunsten von Hillary Clinton ausgehen würde. Vor allem weil ich annahm, dass sie Pennsylvania und Florida gewinnen würde, gerade weil in Florida viele spanischstämmige Einwanderer, also „Hispanics“, leben. Aufgrund der ganzen Beleidigungen von Trump ihnen gegenüber dachte ich, dass er dort nicht gewinnen würde. Doch es hat sich letztlich eine gewisse republikanische Tendenz bei den „Hispanics“ gezeigt. Diejenigen, die bereits in Amerika sind, wollen nicht, dass noch mehr von ihnen kommen.

Abwarten und Tee trinken: Amerika-Kenner Günther Schuster hält nichts von Schwarzmalerei.  Fotos: Scheuenstuhl

Abwarten und Tee trinken: Amerika-Kenner Günther Schuster hält nichts von Schwarzmalerei. Fotos: Scheuenstuhl

Donald Trump hat mit seiner ungewöhnlich bis unangenehmen Art für Wirbel und Unterhaltung im Wahlkampf gesorgt. Viele Menschen dachten jedoch, dass bei aller Liebe der Amerikaner zu Außenseitern und Exzentrikern, die politikerfahrene Hillary Clinton letztlich das Rennen machen wird. Wie lässt sich der Sieg von Donald Trump denn nun erklären?

Schuster: Der Wahlkampf war geprägt von persönlichen Beschimpfungen und Hasstiraden. So etwas hat es noch nie gegeben, dass man sich gegenseitig eigentlich nur noch mit Dreck beworfen und versucht hat, die Angriffe des anderen abzuwehren. Der politische Inhalt ist an und für sich zu kurz gekommen, was ein riesiger Vorteil für Trump war. Mit den beiden Schlagworten „Change“ (zu deutsch: Wandel, Anmerkung der Re­daktion) und „We will make America great again“ (zu deutsch: Wir werden Amerika wieder groß machen, A.d. Redaktion) hat er vor allem bei der unteren weißen Mittelschicht gepunktet – und in den Staaten des sogenannten „rust belt“, wo nach dem Zweiten Weltkrieg die Auto- und Stahlindustrie für Wohlstand sorgte. Die untere Mittelschicht sagt seit Jahrzehnten, es läuft nicht gut für uns, egal wer an der Macht ist in Washington. Und Trump verspricht zumindest einen Wandel, auch wenn er keinerlei Konzepte dafür hat.

Wenn es nicht um Inhalte, sondern um persönliche Angriff ging, war es dann einfach die Wahl des geringeren Übels?

Schuster: Manche haben es zwar übertrieben mit dem Vergleich der Wahl zwischen Pest und Cholera. Man muss aber auch sagen, dass die Trump-Wähler für ihn gestimmt haben, weil sie etwas verändern und dabei auch auf Washington eindreschen wollten. Und Hillary Clinton wurde von vielen gewählt, weil sie Trump als Präsidenten verhindern wollten, nicht weil sie von ihr überzeugt waren. Sie hat ja auch nichts dagegen gemacht, sich von dem korrupten Establishment zu distanzieren, im Gegenteil. Durch die Affären, die aufgekommen sind, hat sie den Leuten eigentlich gezeigt, dass sie dazugehört und mächtig mitmischt.

Angst vor staatlicher Einmischung und offene Feindseligkeit gegenüber der reichen Politiker-Kaste sind bei vielen Amerikanern tief verwurzelt. Haben die Demokraten mit jemanden wie Hillary Clinton, die eine bedeutende und gut vernetzte Politikerfamilie repräsentiert, überhaupt eine Chance gehabt?

Schuster: Clinton hätte gegen jeden anderen Republikaner eindeutiger verloren und Trump hätte gegen jeden anderen Demokraten verloren. Was allerdings oft nicht erwähnt wird: Clinton hat die meisten Stimmen bekommen, doch aufgrund des besonderen amerikanischen Wahlsystems mit Wahlmännern ist Donald Trump der Sieger. Clinton wäre die nächste Präsidentin geworden, wenn die Affären nicht gewesen wären, vor allem die Email-Affäre. Entweder ist man sehr dumm, wenn man meint, da kommt man mit durch, oder man hat die Arroganz der Macht und sagt, ich habe einen Sonderstatus und kann das machen. So etwas hätte man verhindern können. Das hätte ihr den Wahlsieg gebracht, weil sie dann nicht so angreifbar gewesen wäre.

Für Hillary Clinton ging diese Wahl weit über das politische Amt hinaus. Es war ihr persönlicher Lebenstraum Präsidentin zu werden. Was wird nun aus ihr?

Schuster: Clinton wird politisch jetzt sicherlich nichts mehr machen. Sie geht ja auch auf die 70 zu. Und der persönliche Eifer war auch ein Grund für ihre Niederlage: Es haben viele gemerkt, dass Clinton dermaßen verbissen darauf aus war ihren Lebenstraum zu verwirklichen. Erst in zweiter Linie ging es ihr um das Schicksal der USA.

Selbst wenn man die Sehnsucht nach einem Wandel zum besseren nachvollziehen kann. Kann ein im Politikbetrieb völlig Unerfahrener, der gleich mit dem höchsten Amt des mächtigsten Landes der Welt betraut wird, überhaupt bestehen?

Schuster: In Amerika ist vor allem ein guter Beraterstab wichtig und welche Leute der Präsident in die Schlüsselministerien bringt. Es ist entscheidend gute Leute zu haben und auf sie zu hören. Trump selbst hat ja nur vage Vorstellungen und Sprüche. Der Präsident in Amerika ist kein Diktator auch wenn jetzt die Republikaner in beiden Häusern die Mehrheit haben. Es gibt auch sehr viele Republikaner, die nicht auf Trumps Linie sind. Die werden nicht gleich für jeden Blödsinn in seinem Sinne stimmen. Da sollte man nicht so schwarzmalen, denn ein bisschen politische Vernunft wird es hoffentlich noch geben.

Wie wird sich der Wahlkampf, in dem mit äußerst harten Bandagen gekämpft wurde, auf den gesellschaftlichen Zusammenhalt in Amerika auswirken?

Schuster: Trump hat in seiner ersten Ansprache als frischgewählter Präsident natürlich sehr bescheiden getan und hat gleich versucht, Luft herauszulassen. Er hat sogar Clintons Familie gelobt. Bereits in den letzten Tagen vor Wahlbeginn hat er den braven Staatsmann gegeben. Psychologisch war das schon clever. Jetzt ist er ganz moderat und will den Versöhner machen. Aber es wird erst einmal dauern, bis die Leute den Schock überwunden haben.

Im Wahlkampf keine klare Agenda und nun mit weitreichender Macht ausgestattet.Viele Menschen machen sich darüber Sorgen, wie sich die Welt unter einem Präsidenten Trump verändern wird: Was ist nun von ihm zu erwarten?

Schuster: Man muss jetzt in jeder Hinsicht abwarten. Vor der Wahl wurde viel erzählt, so wie das immer ist in Wahlkämpfen. Trump versprach beispielsweise „Obamacare“ zurückzunehmen. Wenn er aber jetzt sagen würde, dass die 20 Millionen, die mit Ach und Krach eine Krankenversicherung bekommen haben, diese ab morgen nicht mehr haben, muss er damit rechnen, dass es abgeht im Land. Man wird auch sehen, wie er mit den Klimaverträgen umgeht, zu denen er sich kritisch äußerte.

Die Amerikaner wollten den Wandel, den meisten Staatschefs wäre Kontinuiät in Form von Hillary Clinton lieber gewesen. Wie wird sich das Verhältnis der Supermacht zur kleinen Schwester Europa verändern?

Schuster: Bei aller Ungewissheit liegt in der Präsidentschaft Trumps auch eine Chance für Europa, wenn es geschlossen gegenüber Amerika als Block auftritt. Vielleicht ist es für uns gar nicht so schlecht, dass er dann merkt, wir ducken nicht weg, sondern stehen fest da. So könnte man ein paar positive Aspekte für uns herausholen. Wir wären sicher froh gewesen, die berechenbare Clinton zu bekommen. Jetzt muss man halt das Beste daraus machen. Und Obama hat es ja richtig gesagt: „Die Sonne geht auch morgen wieder auf.“ Man muss sich einfach der Herausforderung stellen. mes


Auf Gesamtpaket vertrauen

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Freie Rothenburger Vereinigung zwischen Investitionsdruck und Schuldenabbau

ROTHENBURG – „Wir müssen alle die Ärmel hochkrempeln, denn jammern nützt nichts“, schwor Jutta Striffler, Vorsitzende der Freien Rothenburger Vereinigung (FRV), die Mitglieder bei der jüngsten Versammlung im Gasthaus „Glocke“ ein. Die notwendigen städtischen Baumaßnahmen seien zwar mit einer Schuldenaufnahme verbunden, doch Ziel müsse sein, den Schuldenstand „langfristig Schritt für Schritt abzubauen“.

In Vertretung von Fraktionsvorsitzenden Dr. Karl-Heinz Schneider informierte Jutta Striffler über Entwicklungen der Stadtpolitik der vergangenen Monate und die Haltung der FRV dazu. In den Stadtratssitzungen hätten die FRV-Stadträte ihre Meinung „konsequent, nachdrücklich, wenn auch nicht immer einstimmig vertreten“. Sie bescheinigte allen Bürgervertretern im Stadtparlament eine „gute fraktionsübergreifende Arbeit“.

Vorsitzende Jutta Striffler (re.) warb um Verständnis für die städtischen Investitionen. Fotos: Scheuenstuhl

Vorsitzende Jutta Striffler (re.) warb um Verständnis für die städtischen Investitionen. Fotos: Scheuenstuhl

Inhaltlich standen unter anderem das Gewerbegebiet Ansbacher Straße sowie die Sanierung und Erweiterung der Topplerschule an. Von der Notwendigkeit des Neubaus der Kindertagesstätte im Herterichweg sei die FRV von an Anfang an überzeugt gewesen. Nun sind bereits alle Plätze belegt und eine Erweiterung direkt am bestehenden Neubau oder alternativ am Montessori-Kindergarten wird erneut Thema im Stadtrat sein. „Viele große Projekte mussten gestemmt werden, die natürlich auch mit hohen Kosten verbunden sind“, räumte Jutta Striffler ein. Darunter fallen auch die Mehrzweckhalle, die demnächst fertiggestellt wird, sowie die Sanierung des Hospitälischen Gebäudes zum Schülerwohnheim, das nun ein richtiges „Schmuckstück“ sei. Letzteres bedeutet gleichzeitig auch den Erhalt des Gastronomischen Berufsbildungszentrums.

Die Ansiedlung der Außenstelle der Fachhochschule Ansbach wertete Jutta Striffler als „einmalige Chance“ für Rothenburg, sich „als Bildungsstadt noch besser herauszustellen“. Die Schließung des Goethe-Instituts bedauere die FRV und entwickelte deshalb die Vision, irgendwann einmal eine neue Sprachschule in der Tauberstadt zu haben.

In naher Zukunft stünden aber erst einmal die Sanierungen der Gas-, Wasser- und Stromanschlüsse an. Für die damit einhergehenden Sperrungen warb Jutta Striffler um Verständnis. Ebenso unvermeidbar ist die Erneuerung der Brandschutzmaßnahmen in der Jugendherberge Rossmühle. Die Stadt ist als Verpächter des Gebäudes für den Brandschutz zuständig. Eine Entscheidung, wie die Wege an der Riviera saniert werden sollen, wird am Montag in der Sitzung des Bauausschusses fallen. Die FRV unterstütze die gepflasterte Variante.

Trotz der hohen Kosten für all diese Projekte müsse man jetzt investieren, so die FRV-Vorsitzende, „denn vieles kann nicht auf die lange Bank geschoben werden. Man befinde sich jedoch bei allen laufenden Baumaßnahmen „im vorgegebenen finanziellen Rahmen“. Den Haushalt gelte es dennoch so aufzustellen, „um den Schuldenstand langfristig Schritt für Schritt abzubauen“. Jutta Striffler gab sich optimistisch, dass das Gesamtpaket aus gesicherter Industrie und Tourismuswirtschaft „uns wieder finanziell auf die Beine hilft“.

Der Vorsitzenden war es ein großes Anliegen zu betonen, dass die vergangene Klausurtagung des Stadtrats „sehr wichtig und kein Ausruhen“ war. Man könne in einem derartigen Rahmen „fraktionsübergreifend anders an Dinge herangehen“ und auch Brisantes in lockerer Runde diskutieren. So nahm man sich dabei etwa auch des Themas Busterminal am Spitaltorparkplatz an. „Es war gut dies auszudiskutieren und keinen Schnellschuss zu machen“, erklärte Jutta Striffler. Die FRV vertrat dabei die Ansicht, dass sich an dieser Stelle der Aufwand nicht rechne. Neben der bereits erwähnten Sprachschule möchten die Freien Rothenburger auch eine kleine Landesgartenschau nach Rothenburg holen. Nächstmöglicher Termin dafür ist im Jahr 2023.

Auch die Stadtratsmitglieder, die mit einer Pflegschaft betraut sind, erstatteten Bericht. So gab es etwa aus der Musikschule, für die Hans-Peter Nitt zuständig ist, nur Positives zu berichten. Peter Holstein ging auf den Wechsel an der Spitze des Jugendzentrums ein. Mit Oliver Guggenberger habe man jemanden gefunden, „der auf die Leute zugehen kann“ und der „Visionen hat“. Im Jugendbeirat hingegen lasse wohl bei einzelnen Mitgliedern das Engagement zu wünschen übrig.

Brigitte Klingler warnte die Verantwortlichen, ebenfalls in Vertretung von Dr. Karl-Heinz Schneider, „nicht auf die Idee zu kommen“, das Reichsstadtmuseum aus Kostengründen für eine begrenzte Zeit zu schließen. Jutta Striffler betonte, dass die Stadtwerke mit Heidenheim als Partner „gut gerüstet“ seien. Beim Hallenbad stünden Sanierungen hinsichtlich des Dachs und des Brandschutzes an. Kassier Kurt Emmert unterrichtete die rund 30 anwesenden Mitglieder über die finanzielle Situation der Vereinigung. So standen im vergangenen Jahr Einnahmen von etwa 5097 Euro Ausgaben von zirka 401 Euro gegenüber. Am Jahresende betrug der Kassenstand insgesamt 10122 Euro. Vorstandschaft und Ausschuss wurden einstimmig entlastet.

Manuela Johrend, Mitglied in der FRV und beim Arbeitskreis Asyl, gab einen anschaulichen Einblick in die praktische Arbeit der 10 bis 15 Ehrenamtlichen, die sich um die rund 100 Flüchtlinge in der Stadt kümmern. Es wurde deutlich, dass schon die kleinste Erledigung, wie etwa die Beschaffung von Sportschuhen für einen Flüchtling, der als Sportlehrer arbeiten möchte, einen unvorstellbaren Aufwand bedeuten kann. Sie hob hervor, dass die Ehrenamtlichen mittlerweile aufgrund der Arbeitsbelastung an ihre Grenzen kommen.

Neben einer Gedenkminute für die im letzten Jahr verstorbenen FRV-Mitglieder gab Jutta Striffler auch einen Überblick über die vergangenen Aktivitäten der Vereinigung wie Weihnachtsfeier, Vorstands- und Ausschusssitzungen, Betriebs- und Denkmalbesichtigung und Kindertrödelmarkt. Das Streuobstwiesenfest soll nun im Zwei-Jahresturnus stattfinden. mes

Das Wichtigste im Schnelldurchlauf

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Informationsteil der Verwaltung bei der Bürgerversammlung diesmal in geraffter Form vorgetragen

ROTHENBURG – Vom Campus samt Umsetzungskonzept über Schuldenstand der Stadt, Gewerbesteuerentwicklung und die vielen laufenden Projekte im Tiefbau und im Hochbau zu den wichtigsten Zahlen und Tendenzen im Tourismus: Bei den Bürgerversammlungen wird derzeit wieder viel bilanziert und in die Zukunft geblickt.

Computergestützte Vorträge sorgen auch bei den vier Veranstaltungen 2016 im Schnelldurchlauf für den Transport der wichtigsten Informationen. Fotos und grafische Darstellungen illustrieren das. Angesichts der vielen zur Zeit parallel laufenden Großprojekte zeigt Oberbürgermeister Walter Hartl bei dieser Gelegenheit auf, dass die Schulden der Stadt trotzdem weitaus geringer sind als eingeplant. Nach den Vorausberechnungen müssten sie 2015 den Betrag von 21,080 Millionen Euro erreicht haben. Tatsächlich aber liegen sie zum Ende des Vorjahres bei unter 14 Millionen Euro.

Als Errungenschaft und Neuerung 2016 stellt das Stadtoberhaupt den Campus heraus, der als Außenstelle der Hochschule Ansbach Rothenburgs Rolle als Bildungsstadt unterstreicht. Auch der derzeit laufende und bis Mitte März zur Fertigstellung vorgesehene Breitbandausbau für Rothenburg und Detwang sei ein weiterer wesentlicher Schritt nach vorn.

Der Oberbürgermeister erstattet Bericht. Fotos: Weber

Der Oberbürgermeister erstattet Bericht. Fotos: Weber

Stadtbaumeister Michael Knappe kann auf das Riesenpensum verweisen, das seine Abteilung derzeit zu stemmen hat. Die von uns ständig aktuell berichteten Projekte und Arbeiten ziehen sich vom Kanal- und Straßenbau, über die laufenden und aktuellen Aufgaben des Bauhofs und der Stadtgärtnerei und den Hochbau bis in die Bauverwaltung durch. Als Zukunftsaufgabe mit noch vielen Fragezeichen stellt sich die anstehende Sanierung der Mittelschule dar.

Es stimme einfach nicht, dass in Rothenburg für den Tourismus zu viel getan werde und für den Einzelhandel zu wenig, betonte das Stadtoberhaupt zum Auftakt der Reihe, nachdem Tourismusamts-Chef Dr. Jörg Christöphler Rothenburgs Rolle als Tourismusstadt unterstrichen hatte. 130 Millionen Euro jährlich an Bruttoumsatz nur aus dieser Sparte: das spreche für sich.

Drei Errungenschaften heben aus der Sicht des Chefs von RTS (Rothenburg Tourismus Service) die Stellung der Stadt um ein weiteres Stück hervor: die Aufnahme als hervorgehobener Standort der internationalen Jakobsweg-Bewegung mit Weltkulturerbe-Rang, die Einstufung des Festspiels „Historischer Meistertrunk“ als immaterielles Weltkulturerbe und die großen Ausstellungen vor Ort samt der noch geplanten Veranstaltungen im Rahmen des Themenkreises „Renaissance und Reformation.“

Nach dem ersten Abend für die Kernstadt war inzwischen am zweiten Abend der Bürgerveranstaltungsreihe Bettenfeld an der Reihe. Die Veranstaltungen Nummer drei und vier laufen mit kleinerem und größerem Abstand ab übernächster Woche. Die Bürgerversammlung für Detwang ist für Dienstag, 22. November, im Gemeindesaal angesetzt und die für Leuzenbronn am Donnerstag, 1. Dezember, im Gemeindehaus. Beginn ist jeweils um 20 Uhr. -ww-

Hasa-Gelände quo vadis?

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Wunsch aus der Bürgerversammlung an die Stadt: Sich Gedanken machen

ROTHENBURG – Was passiert eigentlich nach dem Auszug von Edeka und Bauereis mit und auf dem Hasa-Gelände? Hat die Stadt für diese altstadtnahe Fläche mit unzweifelhaftem Potenzial an Perspektiven für die Zukunft ihre Pläne oder gar ein Entwicklungs-Programm? Nicht alle Fragen, die jetzt bei der zentralen Bürgerversammlung im Städtischen Musiksaal aus den Reihen der Zuhörer gestellt wurden, hatten Inhalt von solch allgemeinem Interesse und solcher Bedeutung.

Dabei erwies sich das Publikum diesmal nach einer guten Dreiviertelstunde Sachvortrag durch Oberbürgermeister Walter Hartl, Stadtbaumeister Michael Knappe und RTS-Chef Dr. Jörg Christöphler alles andere als „müdegeredet“. Im Gegenteil: Fast eine Stunde lang zeigten sich die Bürger im Anschluss an den Part der Verwaltung (siehe unten) noch überaus neugierig und wissensdurstig. Sie stellten fleißig detaillierte Fragen und zeigten Interesse an Verbesserungen, die aus ihrer Sicht dringend erforderlich wären, aus rein praktischen Überlegungen einfach nur geboten sind oder als schöne Zugabe auf der Wunschliste stehen.

Das Hasa-Areal birgt durch seine altstadtnahe Lage Entwicklungspotenzial. Foto: Weber

Das Hasa-Areal birgt durch seine altstadtnahe Lage Entwicklungspotenzial. Foto: Weber

Für die Verwaltung war freilich der Verlauf keineswegs durchgehend angenehm. Anfangs und dazwischen immer wieder dominierte nämlich ein Rothenburger Gewerbetreibender, der fortwährend aus seiner Sicht ungerechte Entscheidungen im Rathaus und in erster Linie daraus resultierende Vorteile für einen Mitbewerber aufzählte. Seine Rechnung reichte aber auch darüber hinaus: Neben der großen Werbefigur vor der Tür brachte er die Weihnachtsbeleuchtung an der Fassade, die Parkberechtigung für Firmenautos in der Altstadt, die Fremdenverkehrsabgabe und auch die Abgrenzungen der Außenbestuhlungen zur Sprache. Alle Versuche der Verwaltung, die getroffenen Entscheidungen sachlich zu begründen, blieben vergeblich.

Es gebe derzeit Sondierungsgespräche, mehr allerdings nicht, betonte der Oberbürgermeister zu dem Hinweis aus der Zuhörerrunde in Sachen Hasa-Gelände. Der Punkt sei nämlich der: Schon vor Jahren habe Edeka seinerseits hier ein größeres Projekt durchziehen wollen wie es jetzt an der Bodelschwinghstraße entstehe. Das sei aber an den Grundstückspreisen gescheitert. Der Stadt gehöre dort nichts und ihr seien von daher auch die Hände gebunden.

Bei den Verhandlungen seinerzeit habe es „Münchner Vorstellungen“ gegeben. Der Rathauschef bedauerte das. In solchen Momenten werde bisweilen die Gelegenheit gesehen, das Grundstück nicht nur zu vergolden, sondern das Geschäft zusätzlich noch mit Diamanten zu besetzen. Folge: Für die Investoren werde das angedachte Projekt dann nicht mehr finanzierbar, eine Chance für die Stadt und vor allem auch für die Altstadt müsse ungenutzt bleiben.

Zum Projekt Bodelschwinghstraße hatte es anfangs geheißen, Edeka dürfe es nur dann verwirklichen, wenn der altstadtnahe Markt auf dem Hasa-Gelände fortgeführt werde. Diese Bedingung fiel dann weg und wurde durch eine andere ersetzt, die den Weg frei machte für die Realisierung des großen Verbrauchermarktes am neuen Kreisverkehr vor der Altstadt ohne Fortbestand des Hasa-Standortes. Edeka findet sich nun in einer Art Modellversuch für acht Jahre bereit, einen Lieferservice für den Bereich der gesamten Kernstadt zu betreiben, geht damit gleichzeitig als Mitbewerber in einen auch von Online-Anbietern längst entdeckten und inzwischen auch von einem Mitbewerber vor Ort belegten Geschäftszweig.

Die Stadt wisse natürlich um die Bedeutung des Hasa-Geländes für die altstadtnahe Anbindung und Versorgung, gab Oberbürgermeister Hartl zu verstehen. Im Rathaus würden durchaus eigene Vorstellungen gepflegt, das Gelände zu entwickeln. Aber aus genannten Gründen gebe es von Seiten der Stadt weder Planungen noch detaillierte Überlegungen, wie so etwas aussehen könnte und umzusetzen sei.

Weitere Themen, die von Bürgern angesprochen wurden: offensichtlich zu modern geratene Garagentore am Mühlacker und nach besserer Beleuchtung verlangende dunkle Ecken in diesem Bereich, verdreckte Altglas-Container (an der Jugendherberge Rossmühle und an anderen Stellen in der Altstadt) als Belastung für das pittoreske Rothenburg, ein fehlendes Straßenschild fürs Trompetergäss-chen, verstopfte Dachrinnen dort nach dem Feuerwerk zu den Reichsstadttagen und die Nachteile des engen Gässchens (städtische Kehrmaschine zu breit) zu Zeiten des Laubfalls, der gewünschte aber offensichtlich nicht vorgesehene Radweg an der Bodelschwinghstraße und Heizungsprobleme in der Sporthalle Erlbacher Straße beim letzten Blutspenden.

Außerdem: die erlassene gebührenpflichtige Regelung für Oldtimer-Ausfahrten beim Stopp auf dem Marktplatz, Pflegedefizit oder -fehler bei Wegen und Grünflächen auf den Tauberhängen zu Füßen der Altstadt, die fällige Sanierung des Spazierwegs an der Riviera, die bessere Breitband-Versorgung im Stadtgebiet und auch die damit verbundene Befürchtung eines Anliegers der Feuchtwanger Straße, seine Mauer könne wegen eines dafür erforderlichen Verteilerkastens Schaden nehmen. -ww-

Drohungen gegen Schick Thema

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Bei der Gedenkstunde zum Volkstrauertag zeigt sich Pfarrer Harald Sassik betroffen

ROTHENBURG – Die Meinungsfreiheit, die Glaubensfreiheit sowie die Freiheit und Würde der Person hat Pfarrer Harald Sassik von der katholischen Gemeinde gestern bei der Gedenkfeier zum Volkstrauertag im Burggarten als Basis unserer Gesellschaft und unseres Wertesystems hervorgehoben. Beim Gedenken in Schillingsfürst forderte Bürgermeister Michael Trzybinski, aus der leidvollen Vergangenheit müssten Lehren gezogen werden.

Leider seien besagte Grundrechte nicht in allen Ländern gegeben, machte Sassik an einem konkreten Beispiel deutlich. Vor wenigen Wochen erst habe er mit einem früheren Gast seiner Pfarrei persönlich sprechen können. Er kommt aus Pakistan: Erzbischof Sebastian Shan. Dort steht er unter Polizeischutz und darf nur unter Sicherheitsauflagen sein Haus verlassen. Warum? Weil er Christ und Bischof ist.

Pfarrer Harald Sassik hält die Ansprache.

Pfarrer Harald Sassik hält die Ansprache.

Es habe ihn diese Woche noch trauriger gemacht, als am Montag bekannt wurde, dass Erzbischof Ludwig Schick aus Bamberg, der auch der Bischof für die Johannisgemeinde in Rothenburg ist, Morddrohungen erhält. Bei einer Diskussion in Nürnberg habe er, wie im überregionalen Teil unserer Zeitung zu lesen war, gemäß unserer staatlichen Verfassung eine Antwort gegeben und damit die Menschenwürde und die demokratische Rechtordnung betont. „Jetzt wird gegen ihn böse gehetzt. Die das tun, sind also auch gegen unsere Verfassung und Rechtsordnung,“ stellt Sassik fest.

Es verdiene großen Respekt für alle jene, die ihre ganz persönliche Sicherheit ein Stück aufgeben, um die Freiheit anderer zu schützen. Dabei schaue er zu den humanitären Einsätzen der Bundeswehr weltweit. Eine genaue und zielsichere Einschätzung der Lage vor Ort wolle er allerdings den Beobachtern und Fachleuten überlassen. Aber eines wage er zu formulieren: „Sie halten ihren Kopf hin, damit Sicherheit und Freiheit möglich ist und wird, dort in den Krisenregionen und hier bei uns in Mitteleuropa. Dafür meinen ehrlichen Dank!“

Sie seien aber nicht die einzigen, die dies tun. „Für die Journalisten, die im Dienst der Wahrheit ihr Leben riskieren,“ habe im Oktober Papst Franziskus gebetet. Das Apostolat der Jesuiten erläutere den Hintergrund: „Mindestens 200 Journalisten waren im Jahr 2015 im Gefängnis, die meisten in China. 64 wurden umgebracht. Acht in Frankreich wegen des Attentats auf die Redaktion von Charlie Hebdo. In der Türkei wird die Pressefreiheit in den letzten Wochen weiter massiv eingeschränkt. Syrien bleibt das gefährlichste Land für Journalisten, dort droht die Gefahr der Entführung und der Hinrichtung. Journalisten sind nicht deshalb besonders gefährdet, weil sie falsch berichten oder Leuten etwas unterstellen, sondern weil sie schreiben, was tatsächlich stimmt. Ihre Berichterstattung über Kriegshandlungen wie aus Staaten mit autoritären Regimen verkürzen Kriege und halten die Mächtigen von Schlimmerem ab.“ Er wolle ergänzen: „Hoffentlich“ betonte Sassik.

Sir Isaak Newton solle einmal sinngemäß gesagt haben: „Die Menschen bauen zu viele Mauern und zu wenige Brücken.“ Als Christen wüssten wir, was die Bibel dazu meint. Wir könnten im Evangelium Jesu Christi dazu viel Gutes lesen. So hat Christus zu seinen Jüngern gesagt: Wie ich euch geliebt habe, so sollt auch ihr einander lieben.“(Joh 13, 34). Und im 4. Kapitel des ersten Johannesbriefes heiße es: „Gott ist die Liebe; und wer in der Liebe bleibt, der bleibt in Gott und Gott in ihm.“

Christus lehre uns die Liebe zum Frieden, die Liebe zur Wahrheit und zur Gerechtigkeit, die Liebe zum Nächsten – sie baue Brücken und Gott sei uns Helfer und Architekt und Baumeister zugleich. Diese Liebe baue Brücken. Dabei sei kein naives Denken oder romantisches Schwärmen gemeint. Sie sei belastbar und echt. Jeder könne beitragen, dass die Welt auch in Zukunft ein menschliches Antlitz behält. Dieser Herausforderung müsse man sich immer wieder stellen.

Abordnungen der Schützen, der Armee und der Hilfsorganisationen sind aufgezogen. Fotos: Weber

Abordnungen der Schützen, der Armee und der Hilfsorganisationen sind aufgezogen. Fotos: Weber

Manche suchten heute das Heil in der Vergangenheit. Tradition und Erbe sei wichtig, aber nicht alles. Erbe und Auftrag! So laute für ihn die Devise. Er sehe den Auftrag, die Zukunft zu gestalten. Vorwärts immer, rückwärts nimmer. Er persönlich wähle die Freiheit! Unter Gottes Schutz und Geleit. Und das mit Sicherheit! „Fassungslos stellen wir fest, dass die Menschen aus diesen Ereignissen in den vergangenen 100 Jahren anscheinend nichts gelernt haben,“ sagte Bürgermeister Michael Trzybinski mit Blick auf die barbarischen Kriegsschauplätze Verdun, Skagerrak und den Überfall auf Russland vor 75 Jahren.

Die Vergangenheit lasse sich nicht einfach zu den Akten legen. Dazu sei sie zu leidvoll und folgenschwer gewesen: „Wir müssen aus dieser Vergangenheit unsere Lehren für den Umgang miteinander ziehen. Wir müssen auch willens sein zu vergeben und zu versöhnen. Terror und Gewalt zeigen, dass Menschen immer noch nicht bereit oder fähig sind diese Einsicht zu teilen. In Syrien erleben wir derzeit den Genozid eines ganzen Volkes, welches den machtinteressen größenwahnsinniger Herrscher und Fanatiker schutzlos ausgeliefert sind.“

Wir alle wollten heute und morgen Frieden auf Erden. Allerdings müssten wir auch zu der Erkenntnis kommen, dass uns der Frieden nicht geschenkt wird. Jeder müsse seinen persönlichen Teil dazu beitragen, dass wir auch in Zukunft in einer friedlicheren Welt und besonders in Europa leben können. Was bleibe, sind die Soldatenfriedhöfe, die Kriegsgräber und Gedenkstätten, wie diese vor der man sich in Schillingsfürst jedes Jahr versammle, um uns daran zu erinnern. Doch unser Leben gelte der Hoffnung auf Versöhnung unter den Menschen und Völkern und auf Frieden in der Welt. Sein persönlicher Dank gelte nicht nur dem Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge, sondern zudem all jenen Menschen, die ihn aktiv unterstützen. Er möchte sich vielmals bedanken bei der Soldaten und Reservistenkameradschaft, dem Posaunenchor, und den Abordnungen der Vereine und Verbände und allen anderen, die sich in welcher Form auch immer, an dem heutigen Gedenktag und für einen dauerhaften Frieden engagieren, sagte er, bevor die traditionelle Kranzniederlegung dem Schlusspunkt setzte.

In Rothenburg waren zu der Gedenkstunde im Burggarten auch diesmal die Vereine, Verbände und Hilfsorganisationen mit großen Abordnungen aufgezogen. Vor dem Kriegerdenkmal in der Blasius-Kapelle hielten Reservisten mit Fackeln Wache. Neben Vertretern der Stadt und des Stadtrats waren zu diesem Anlass auch viele Rothenburgerinnen und Rothenburger sowie Interessierte darüber hinaus gekommen. Das Stadt- und Jugendblasorchester unter der Leitung von Jan-Peter Scheurer spielte getragene Weisen.

In Schillingsfürst fand das Gedenken in diesem Jahr zum ersten Mal vor dem deutlich aufgewerteten Kriegerdenkmal in der obersten Kehre der Ortsdurchfahrt gleich unterhalb der Realschule statt. In der hier vollzogenen Verbesserung komme auch unsere gemeinsame Pflicht zum Ausdruck, die gefallenen Soldaten aus Schillingsfürst und seinen Ortsteilen in gebührender Erinnerung zu behalten. -ww-

Vernetzung großes Anliegen

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Erd-Charta und Energiewendebündnis entdecken in Rothenburg viel Gemeinsames

ROTHENBURG – Lokales Engagement – wie geht das? Das jüngste Treffen der Erd-Charta-Mitglieder mit dem Energiewendebündnis Rothenburg hat Wege aufgezeigt, wie lokales Engagement im Zusammenwirken von Politik und Zivilgesellschaft funktionieren kann.

Die Tauberstadt wurde in dieser Hinsicht sozusagen fast zum Nabel Deutschlands, denn das jährliche Treffen „Echt-Zeit“ mit Teilnehmerinnen und Teilnehmern der Erd-Charta aus der ganzen Republik fand in der Rothenburger Jugendherberge statt. Es war eine Veranstaltung zusammen mit dem Rothenburger Energiewendebündnis, in dem auch Vertreterinnen und Vertreter der Erd-Charta aktiv sind. Thema: „Lokales Engagement – wie geht das?“. Am Beispiel Energiewende drehte sich das Austausch- und Vernetzungswochenende um die Frage, wie lokales Engagement und Vernetzung gelingen kann, ohne dass es für die Engagierten ermüdend wird und wirkungslos bleibt. Dabei kam dem Rothenburger Energiewendebündnis und seiner Arbeitsweise gesteigerte Aufmerksamkeit zu.

Energiewündebündnis und Erd-Charta-Mitglieder im Austausch bei der Veranstaltung in der Jugendherberge.

Energiewündebündnis und Erd-Charta-Mitglieder im Austausch bei der Veranstaltung in der Jugendherberge.

Es handelt sich dabei um einen überparteilichen Zusammenschluss und eine Interessenvertretung verschiedener Personen, die sich zu bestimmten Themen engagieren und die ohne interne hierarchische Strukturen in regelmäßigen Treffen ihre Ideen zu den Themen einbringen. Dabei freut man sich immer über neu hinzukommende Interessierte. Ausgehend von der Reaktorkatastrophe von Fukushima mit Mahnwachen im Jahre 2011, danach Informationsveranstaltungen und Vorträge mit Fachleuten und Filmen zu den Themen Energiesparen und regenerative Energieformen, wie z.B. Wohnraumdämmung, Energiespeicher, Carsharing, Bürgerwindrad, Bürger-Genossenschaften, Transition Towns, Tauschbörsen oder Repair-Cafés.

Auch der Erhalt von Straßenbäumen und Alleen ist ein wichtiger Themenschwerpunkt. In enger Vernetzung mit gleichgesinnten, auch auswärtigen Gruppierungen und politischen Vertreterinnen und Vertretern werden Vorgehensweisen und Erfahrungen ausgetauscht und Energien gebündelt. Dabei kommen auch gemeinsame Unternehmungen wie z.B. Fahrten zum Baumwipfelpfad oder gemeinsames Kochen mit saisonalen und regionalen Produkten nicht zu kurz, wodurch persönliche Kontakte vertieft und die Freude am gemeinsamen Tun gestärkt wird.

Die vier Grundsätze der Erd-Charta sind zum ersten Achtung vor dem Leben, zum zweiten ökologische Ganzheit, zum dritten soziale Gerechtigkeit und zum vierten Demokratie und Frieden Sie wurden vorgestellt und verdeutlichten den ethischen Rahmen zu den praktischen Zielen und Vorhaben des Energiewendebündnisses Rothenburg. Nach einer gemeinsamen Besichtigung des reaktivierten Mühlrades in der Herrnmühle unter der sachkundigen Führung von Werner Knausenberger stellten sich im Anschluss Vertreterinnen und Vertreter verschiedener Gruppierungen vor, die in der Erd-Charta oder im Energiewendebündnis mitarbeiten und berichteten von ihrer Arbeit vor Ort.

Die Frage einer Selbstverpflichtung und damit die Stärkung der eigenen Verantwortlichkeit, wie sie in der Erd-Charta bereits vorgesehen ist, wurde diskutiert. Sie bietet auch für die zukünftige Arbeit wichtige Ansätze politischer Arbeit.

Als nächste Ziele plant das Energiewendebündnis den Ausstieg Rothenburgs aus Atomstrom in Zusammenarbeit mit den zuständigen Behörden und dem Landtagsabgeordneten der Bündnisgrünen, Martin Stümpfig. Auch möchten sie Rothenburg zu einer Fair-Trade-Stadt machen. Hierbei erscheint den engagierten Umweltaktivisten die Bewusstseinsbildung in einem ganz wesentlichen Punkt entscheidend: Wie wirkt sich mein persönliches Kaufverhalten auf die Weltpolitik aus, gerade auch im Hinblick auf die aktuellen Flüchtlingsströme.

Das Treffen ist durch ein Konzert der Ansbacher Gruppe Orfée bereichert worden. Außerdem fand ein Impuls-Gottesdienst zum Thema Franziskus und dem Sonnengesang in der Franziskanerkirche mit Pfarrer Dr. Oliver Gußmann statt. Das war deshalb so gewählt worden, weil die Erd-Charta im Jahr 2000 in Assisi unter Mitwirkung von Vertretern der verschiedensten Ethnien als Grundsatzprogramm für die Erde verfasst wurde. bi

Asphalt oder Pflaster?

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Der Seniorenbeirat darf ein gewichtiges Wort mitreden

ROTHENBURG – Bei den Kosten muss­ten manche schlucken: Die gewünschte Sanierung des beliebten Spazierweges an der „Riviera“ kostet eine Stange Geld: ob in Asphaltbauweise oder mit Pflasterbelag. Die Entscheidung über die Ausführung wurde in der jüngsten Bauausschuss-Sitzung noch einmal vertagt. Der Seniorenbeirat soll gehört werden – ein Signal für mehr Bürgerbeteiligung.

Hier lauern Stolperfallen: Löcher und Risse im Spazierweg an der „Riviera“. Fotos: Schäfer

Hier lauern Stolperfallen: Löcher und Risse im Spazierweg an der „Riviera“. Fotos: Schäfer

Gut Ding will Weile haben. Drei Jahre ist es her, da hat der Bauausschuss nach einer Ortsbesichtigung beschlossen, „ebene und gerade Teilstücke“ der Wege um die Altststadt mit einer wasserdurchlässigen Ausgleichsschicht aus Splitt oder Kies zu versehen, um Unebenheiten zu beseitigen. Stolperfallen in Gehwegen sind ein Problem für ältere Menschen mit und ohne Behinderung, aber auch für Rollstuhlnutzer.

Statt partielles Flickwerk soll nun eine ganzheitliche Lösung her. Zuvor wurde eine Baugrunduntersuchung durchgeführt. Stadtbaumeister Michael Knappe favorisiert die Pflasterung und Anhebung des insgesamt 700 Meter Spazierweges. Ein gepflasterter Weg sei leichter zu pflegen und besser begehbar als ein Splittbelag. Das geologische Gutachten hat noch einen weiteren Nachteil der wassergebundenen Decke aufgezeigt. Eindringende Feuchtigkeit und Frostsprengungen verursachen Schäden an den bergseitigen Stützmauern. Die Mauern müssten also weitestgehend neu aufgebaut werden.

Eine grobe Kostenschätzung für die Pflasterung des Weges mit einer Gesamtlänge von 700 Meter liegt bei 700000 Euro. Es gibt die Überlegung, die Sanierung in drei Abschnitten durchzuführen. Die Fugen beim Pflaster sollen wasserdicht hergestellt werden. Diese Ausführung verhindert ein Versickern von Wasser über die gesamte Wegbreite. Durch den Einbau von L-Steinen an der Hangkante wird talseitig die erforderliche Standfestigkeit der Mauer geschaffen.

Stadtbaumeister Michael Knappe (re) und Mitarbeiter Christian Wirsing halten den Pflasterbelag für die sinnvollste Lösung.

Stadtbaumeister Michael Knappe (re) und Mitarbeiter Christian Wirsing halten den Pflasterbelag für die sinnvollste Lösung.

Als weitere Variante steht die Ausgestaltung mit einer Asphaltdecke zur Diskussion. Die Kosten müssen noch ermittelt werden. „Die Verwendung von Asphalt macht auf großen Flächen Sinn, etwa bei Straßen, wenn entsprechende Gerätschaft eingesetzt werden kann“, sagt der Stadtbaumeister. Wenn Asphalt aufreißt oder sich verschiebt, geht es um die Frage: Flickwerk oder Neugestaltung? Beschädigte Pflastersteine lassen sich dagegen leicht auswechseln. Auch spätere Setzungen der gepflasterten Fläche können ohne großen Aufwand behoben werden.

Ein Schreiben des Seniorenbeirates an die Stadt veranlasste den Bauausschuss dazu, die Entscheidung zu vertagen, nachdem Oberbürgermeister Walter Hartl an den Ruf nach mehr Bürgerbeteiligung erinnerte. Als Vorsitzender des Seniorenbeirates plädiert Dr. Paul Kerscher für eine Asphaltierung der Wege als eine „optimale Gehauflage“. Sie biete „die beste Haftung und Trittsicherheit“. Von einer abschnittsweisen Sa­nierung der Rivierawege rät der Seniorenbeirat ab. Dies führe zu einer „ewigen Baustelle“, wie die Bevölkerung in einigen Stadtteilen leidvoll erfahren musste, was zu Unmut führte.

Der Stadt wird empfohlen, eine Fachfirma unter Terminsetzung zu beauftragen: „Der städtische Bauhof ist unseres Wissens personell voll ausgelastet, dadurch würde eine solche Baumaßnahme zu einer Gelegenheitsbaustelle degradiert werden.“ Nun muss geklärt werden, was der Seniorenbeirat von der Lösung mit der durchgängigen Pflasterung hält. Er war noch von schwergängigen Kieswegen ausgegangen. sis

Viel Arbeit und gute Stimmung

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Die Stadt steckt in den Vorbereitungen für den festlichen Weihnachtsschmuck

ROTHENBURG – Nicht mehr lange und der Reiterlesmarkt öffnet in der Stadt. Die Vorbereitung läuft. Die ersten Lichterbäume und Girlanden aus Tannengrün mit roten Schleifen sind angebracht. Die weihnachtliche Budenstadt steckt mitten im Aufbau. Eine zehn Meter hohe Fichte ziert bereits den Marktplatz. Der Rothenburger Weihnachtsbaum kommt heuer aus Ohrenbach.

Mordsaufwand: Das Anbringen der langen Weihnachtsgirlanden am Rathaus.Fotos: sis

Mordsaufwand: Das Anbringen der langen Weihnachtsgirlanden am Rathaus. Fotos: sis

Hans Seitz und seiner Schwester Gertrud Gall war der Baum vor dem Haus zu groß geworden. Als der Ohrenbacher das Anwesen vor vierzehn­einhalb Jahren erwarb, stand dort ein kleines Bäumchen, an dem sich die Weihnachtsdekoration leicht anbringen ließ. Im Laufe der Jahre entwickelte sich die besondere Zierde zu einem Prachtexemplar.

Er wuchs nicht nur in die Höhe, er wurde allmählich auch dicker – und warf viel Schatten. Schon im letzten Jahr boten die beiden Geschwister ihren stattlichen Nadelbaum für den Rothenburger Weihnachtsmarkt an. Da kam das Angebot nicht direkt zum Tragen.

Heuer nutzte die Stadt die Möglichkeit. Bauhofmitarbeiter schnitten den Baum mit der Motorsäge fachmännisch ab und verluden ihn zum Abtransport auf einen Lkw. Anschließend wurde er am Marktplatz aufgestellt. Er trägt schon Sterne als Weih­nachtsdekoration und eine Lichterkette.

In Ohrenbach groß geworden: Rothenburger Christbaum.

In Ohrenbach groß geworden: Rothenburger Christbaum.

Bei der feierlichen Eröffnung des Reiterlesmarktes mit Auftritt des Reiterle zu Pferd am Freitag, 25. November, um 16.45 Uhr wird der Baum aufleuchten und die Herzen derer erwärmen, die in den trüben Herbsttagen von einer düsteren Stimmung übermannt wurden.

Der Reiterlesmarkt liegt im Reigen der Christkindlmärkte ganz vorne. Innerhalb Europas rangiert er laut einer Umfrage auf Platz sieben. Nicht immer ist so ein Ergebnis repräsentativ, aber es klingt gut und lässt sich werbewirksam vermarkten. Zum stimmungsvollen Angebot des weihnachtlichen Budenzaubers gehört neben der täglich musikalischen Umrahmung das Aufleuchten der Adventsfenster am Rathaus. Dazu gibt es eine Vielzahl von interessanten Veranstaltungen. sis


„Nicht wegzudenken“

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Rothenburger Landjugend-Kreisverband feierte 60-jähriges Bestehen

ROTHENBURG – Mit einem Gottesdienst in der Heilig-Geist-Kirche und einem anschließenden „Gala-Ball“ in der Reichsstadthalle feierte der Rothenburger Kreisverband der evangelischen Landjugend sein 60-jähriges Bestehen. Umrahmt von Live-Musik und der ein oder anderen Rede durften die Anwesenden bei reichhaltigem Buffet und in feierlicher Atmosphäre auf Leistungen und Erlebnisse der letzten Jahre zurückblicken.

Erste Vorsitzende Daniel Schmidt und Anika Geim (2.u.3.v.l) erhielten einen Traktor als Jubiläums-Geschenk.

Erste Vorsitzende Daniel Schmidt und Anika Geim (2.u.3.v.l) erhielten einen Traktor als Jubiläums-Geschenk.

60 Jahre. Das ist viel Zeit für viele Generationen, eine Menge Raum für eine Menge Ideen und einiges an Platz für einiges an wichtiger Jugendarbeit. Am vergangenen Samstagabend war im Zuge des 60-jährigen Jubiläums Zeit, Raum und Platz, den Blick auf sich selbst zu richten und sich an gemeinsamen Erlebnissen, Geschichten oder Freundschaften zu erfreuen.

Im März 1956 gegründet, gehört der Kreisverband Rothenburg der evangelischen Landjugend mit seinen zirka 700 Mitgliedern, neben denen aus Uffenheim und Weißenburg, zu den drei größten Verbänden in Bayern. Dass die letzten 60 Jahre verbandsintern als Erfolgsgeschichte bezeichnet werden, hat wohl allein schon damit seine Berechtigung.

Mit geschätzten 180 Personen zeigte sich die Reichsstadthalle am Veranstaltungsabend gut gefüllt. So waren neben den Vorständen und Vorsitzenden der jeweiligen Landjugenden, die unter dem Dach des Rothenburger Kreisverbands vereinigt sind, auch Stefan Horndasch als stellvertretender Landrat und Bürgermeister Kurt Förster in Vertretung für die Stadt Rothenburg zu Gast.

Präsent zeigten sich auch die Landesvorsitzende der evangelischen Landjugend, Nadine Bentheimer, und der Bezirksvorsitzende des Kreisverbandes Mittelfranken, Michael Keller. Auch Hermann Keitel als Kreisverband-Gründungsmitglied war unter den Gästen. Anika Geim und Daniel Schmidt, die beiden Ersten Vorsitzenden des Rothenburger Verbandes, eröffneten die Festivitäten und führten als Moderatoren durch den Abend. Für die musikalische Untermalung und Unterhaltung sorgte die Band „Schabernack“. Wer mochte, durfte das Tanzbein schwingen.

Am reichhaltigen Buffet konnten sich die Gäste des „Gala-Balls“ stärken.Fotos: Götz

Am reichhaltigen Buffet konnten sich die Gäste des „Gala-Balls“ stärken. Fotos: Götz

Neben Spaß und Geselligkeit bot der Abend aber auch Platz für ein paar ernstere Töne. Es sei heutzutage nicht mehr selbstverständlich, dass die Jugend sich ehrenamtlich engagiere, betonte beispielsweise Stefan Horndasch in seiner Rede zum Jubiläum. Und lobte damit das Gesamtpaket an ehrenamtlichen Leistungen, welches alljährlich von den 19 Landjugend-Ortsgruppen, die zum Kreisverband Rothenburg gehören, geschnürt wird.

Dazu zählen unter anderem die Organisation von Veranstaltungen wie den sogenannten „Landjugendfesten“, Altkleider- und Altpapiersammlungen, die Veranstaltung diverser Turniere in verschiedenen Sportarten, Ausflüge oder der in der Region bekannte und anerkannte „KV-Fasching“. Das alles zusammen, so Horndasch weiter, fördere auch die viel diskutierte Lebensqualität im ländlichen Raum.

Aufwertung der Dörfer

Junge Leute, die „ehrenamtlich mehr tun, als man tun muss“, seien ein wichtiger Bestandteil für den Erhalt und die Aufwertung der umliegenden Dörfer und Gemeinden. Das Engagement von Jugendlichen helfe ländliche Gegenden attraktiv zu halten. Das sei am Ende auch das Ziel des Regionalmanagements für den Landkreis Ansbach. So wird seit längerem verstärkt in den Aus- und Neubau von Schulen investiert. Bisher beträgt die Investitionssumme 160 Millionen Euro. „30 bis 40 weitere Millionen stehen in der Pipeline.“, sagt Horndasch.

Auch Bürgermeister Kurt Förster sprach ein Grußwort und hob die Notwendigkeit des Rothenburger Kreisverbandes und im Allgemeinen der evangelischen Landjugend hervor. Er verglich die jeweiligen Ortsgruppen mit den Feuerwehr-Vereinen. Sie seien als sozialer Verband wichtig und nicht wegzudenken. Außerdem sprach er den Landjugend-Mitgliedern Mut zu, an ihrem Tun und der Durchführung von Veranstaltungen festzuhalten.

Er wies darauf hin, dass aus dem Landjugendfest Windelsbach mehr oder weniger das „Taubertal-Festival“ entstanden sei. Ihre ersten Veranstaltungen und Konzerte hätten Volker Hirsch und Co. in Windelsbach konzipiert. Es waren ihre ersten Gehversuche im Veranstaltungsgeschäft, welche am Ende eines der beliebtesten deutschen Festivals hervorbrachten.

Was der Verband und seine Ortgruppen in Zukunft noch hervorbringen werden, bleibt abzuwarten. Der Jubiläumsabend jedenfalls bot schon einmal genug Zeit dafür, sich Gedanken über die nächsten 60 Jahre zu machen. og

Bücher folgen auf Textilien

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Witt Weiden schließt Mitte 2017 Filiale Hafengasse – Buchkette Rupprecht siedelt an

ROTHENBURG – Es tut sich einiges in Rothenburgs Einkaufsstraßen Hafen- und Rödergasse, wo zur Zeit wieder Läden leerstehen. Nächstes Jahr schließt Witt Weiden seine Filiale und ab November 2017 läßt sich dort die Buchkette Rupprecht nieder. Das kann die drei vorhandenen kleineren Buchhandlungen nicht freuen, denn sie bekommen starke Konkurrenz in nächster Nachbarschaft.

Witt Weiden in der Hafengasse ergänzt bislang das sehr gute textile Angebot in der Altstadt. Foto: diba

Witt Weiden in der Hafengasse ergänzt bislang das sehr gute textile Angebot in der Altstadt. Foto: diba

Rothenburgs Altstadt ist bis heute ein bemerkenswert guter Standort für textile Angebote vor allem bei Damenbekleidung. Mit Witt Weiden hatte sich vor vier Jahren in der Hafengasse auch noch ein größerer Filialist niedergelassen (die Witt-Gruppe gehört zum Otto-Konzern), der ein klar ausgerichtetes Sortiment auf dem expandierenden Markt der über fünfzigjährigen Kunden bietet. Die vier Angestellten sind informiert, dass Mitte nächsten Jahres geschlossen wird und ab November der Pächter wechselt.

Lena Fürchow von der Pressestelle der Witt-Gruppe in Weiden bestätigte auf Anfrage den Vorgang und betont, man habe die Rothenburger Innenstadt „als vielversprechenden Standort kennengelernt, an dem unser Sortiment gut angenommen wird”. Was die Frage, ob man in Rothenburg bleiben wolle, anbelangt, so wird auf den weiteren Ausbau des Filialnetzes verwiesen und wie Lena Fürchow sagt, werde man „auf der Suche nach passenden Immobilien auch Angebote aus Rothenburg weiterhin prüfen”. Konkreteres ist im Moment nicht zu erfahren.

Man hätte wohl den Pächter gerne länger behalten, aber die von Witt Weiden anvisierten neuen Vertragsbedingungen (nur noch kurzfristig und das bei deutlich geringerem Mietzins) erlaubten dies aus Sicht der Immobilienbesitzerin Ursula Milferstädt nicht, so habe schließlich der Textil-Filialist gekündigt. Die Klingler-Tochter aus dem „Greifen“ erinnert sich, dass man sich nach dem Ende der Drogeriekette Schlecker, der zuvor seine Filiale dort im Anschluß an Kaisers hatte, vergeblich um einen Drogeriemarkt bemüht hat, aber allen hätten die 375 Quadratmeter Verkaufsfläche nicht genügt. Mit der Buchhandelskette Rupprecht wurde man sich nun längerfristig handels­einig.

Das Unternehmen mit Sitz in Vohenstrauß in der Oberpfalz bewirbt schon heute seine künftige 38. Filiale ab November 2017 in der Hafengasse 12 und hat bereits die Stelle eines Buchhändlers dafür ausgeschrieben. In Ansbach, Mergentheim, Crailsheim und Ellwangen ist das Unternehmen ringsum vertreten. Mit 34,6 Millionen Jahresumsatz ist Rupprecht der drittgrößte Regionalfilialist nach der Mayerischen (155 Millionen) und Osiander (74,5 Millionen Umsatz).

Eigentlich sollen sich Buchhandlungen nur noch in größeren Städten rentieren, aber Rothenburg macht wohl wegen seines touristischen Anteils eine Ausnahme. So ist nach der Schließung des Buchladens von Ulrich Pyczak Ende 2014 immer noch ein mit gleich drei Buchläden überraschend großes Angebot vorhanden – und alle sind in der Rödergasse angesiedelt, wo nun in der Verlängerung Hafengasse die neue Konkurrenz eines Großanbieters erwächst. Das könnte einen Verdrängungswettbewerb mit sich bringen und die Befürchtungen der Betroffenen sind auch dementsprechend, wenngleich je nach Voraussetzungen unterschiedlich groß.

Traditions-Buchhandel

Die älteste Buchhandlung (mit ausgebildetem Buchhändler) ist die der Familie Robanus in der Rödergasse 21. Schon seit 1954 und damit bereits 62 Jahre betreibt man den Bücherladen und Buchvertrieb. Der Senior Helmut Robanus steht mit über achtzig Jahren noch jeden Tag genauso im Geschäft wie sein Sohn Friedrich, der die Nachfolge garantiert. Man sieht der neuen Konkurrenz nicht erfreut, aber einigermaßen gelassen entgegen. Das gute Bücherangebot und die sachkundige Beratung schätzen einheimische Kunden ebenso wie die aus der Region. Nicht zu vergessen ist ein wichtiger Anteil an Touristen, die gerade kleinere Buchläden aufsuchen, weil sie sowas von größeren Städten kaum noch kennen.

Nur wenige Häuser weiter an der Ecke zur Rosengasse hatte vor zehn Jahren die Schlesierin Grazyna Cebulla den Schritt zu einem eigenen Buchladen gewagt und sich dabei vorwiegend auf Literarisches ausgerichtet, außerdem auf Bücher für Kinder. Das hat sich bewährt und sie hofft ihre gewachsene Stammkundschaft halten zu können, aber die Konkurrenz des Großfilialisten könnte bedrohlich werden.

Erfreut über die Entwicklung ist sie genausowenig wie Alina Kett und Katharina Renz, denen der Büchermarkt am Markusturm gehört. Nächstes Jahr haben sie ihr Zehnjähriges, wobei das Geschäft bereits als ein seit 1985 bestehender Buchladen übernommen worden war. Die Ausrichtung ist breiter gefächert und reicht bis zu Kunst und Bildern sowie Geschenkartikeln. Trotzdem könnte, so befürchten die Inhaberinnen, eine Buchfiliale Rupprecht dem Buchhandelsgeschäft „den Todesstoß“ versetzen, denn die Umsätze seien schon die letzten Jahre schlechter gewesen. Dies führt man nicht zuletzt auf die Stadtpolitik zurück, wobei das neue Parksystem ebenso kritisiert wird wie die Ansiedlungspolitik von Verbrauchermärkten mit breitem Warensortiment vor der Altstadt. Außerdem mache sich der Tourismusrückgang im Handel stark bemerkbar. Und für alle ist das Internet zunehmende Konkurrenz.

Abgesehen von Leerständen in anderen Gassen stehen allein in der Rödergasse derzeit die ehemalige Apotheke, ein Ladengeschäft gegenüber und zwei Läden am Brunnen leer, außerdem könnte ein weiterer „Problemfall“ dazukommen und häufige Ladenwechsel sind in der Innenstadt sowieso gegeben – Qualität muss dabei häufig „Kitschläden“ weichen. Ob sich Rothenburgs „Bücherstraße” langfristig halten kann wird die weitere Marktentwicklung zeigen. Noch wollen die meisten in Buchläden stöbern und durch die Seiten blättern, anstatt digital zu lesen. diba

Gemeinsam harte Bretter bohren

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Landespolitiker halten sich bei finanzieller Unterstützung des Campus durch Freistaat bedeckt

ROTHENBURG – „Politik im Dialog“: CSU-Ortsvorsitzende Silke Sagmeister-Eberlein und der Ansbacher CSU-Landtagsabgeordnete Andreas Falk hatten Interessierte ins Café „Lebenslust“ eingeladen, um zusammen mit Oliver Jörg, Stellvertretender Vorsitzender des Ausschusses für Wissenschaft und Kultur des Bayerischen Landtages, und Hochschulpräsidentin Dr. Ute Ambrosius über „Hochschulen für den ländlichen Raum“ zu diskutieren.

Die Landtagsabgeordneten Oliver Jörg und Andreas Schalk sowie Hochschulpräsidentin Dr. Ute Ambrosius (v.l.) informierten über „Hochschulen für den ländlichen Raum“.

Die Landtagsabgeordneten Oliver Jörg und Andreas Schalk sowie Hochschulpräsidentin
Dr. Ute Ambrosius (v.l.) informierten über „Hochschulen für den ländlichen Raum“.

Dankesbekundungen für die Unterstützer auf allen politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Ebenen gab es zu Hauf an diesem Abend. Die allgemeine Freude über die neue akademische Außenstelle in Rothenburg konnte allerdings nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich Lokalpolitiker und Bürger der Stadt gleichermaßen eine stärkere finanzielle Unterstützung durch den Freistaat wünschen.

Oberbürgermeister Walter Hartl bekräftigte, dass man „hinter dem Campus steht“, weil es für Stadt und Umland mit das wichtigste Zukunftsthema sei, das auch die getätigten Investitionen rechtfertige. Allerdings sei bei derartigen Projekten die Gleichheit von Stadt und ländlichem Raum nicht gewährt, weil nicht alle Kommunen abseits der großen Ballungsräume dies schaffen könnten.

„Gastgeber“ Andreas Schalk, der den Diskussionsabend moderierte, ermutigte die politischen Vertreter des ländlichen Raums „für ihre Interessen zu kämpfen und sich zusammenzuschließen“. Oder wie er Max Weber zitierte: „Die Politik bedeutet ein starkes langsames Bohren von harten Brettern mit Leidenschaft und Augenmaß zugleich.“ Denn auch im Landtag profitierten eher die Ballungsräume von einer „strukturellen Mehrheit“ bei den Abgeordneten.

Auf eine konkrete Zusage für ein weitergehendes finanzielles Engagement aus München ließen sich freilich weder er noch sein Fraktionskollege Oliver Jörg festnageln. Letzterer versuchte die Bedenken zumindest ein Stück weit zu zerstreuen: „Wir werden das zusammen weiter schaukeln.“ Der Stellvertretende Vorsitzende des Ausschusses für Wissenschaft und Kunst im Bayerischen Landtag zeichnete kurz die Entwicklung des Hochschulwesens in Bayern nach und stellte die neue Rothenburger Außenstelle dazu in Bezug.

Ausstrahlungskraft für Region

In den 1960er Jahren gab es noch keine Hochschulen für angewandte Wissenschaft. Erst ein Jahrzehnt später wurden die ersten dieser Bildungseinrichtungen in verschiedenen Teilen Bayerns gegründet. Die daraus folgende Ausstrahlungskraft für die betreffende Region – etwa bei Amberg und Weiden – sei „unbestritten“. Junge Leute kommen und bleiben vor Ort und Unternehmen siedeln sich an. Nachdem den Hochschulen ein Forschungsauftrag zugestanden wurde, konnte man außerdem die Entwicklung von Forschungslandschaften um die jeweilige Hochschule feststellen.

Der politische Diskussionsabend zog viele Interessierte in das Café „Lebenslust“.Fotos: Scheuenstuhl

Der politische Diskussionsabend zog viele Interessierte in das Café „Lebenslust“. Fotos: Scheuenstuhl

Durch die politische Entscheidung, die Ausgaben für das Bafög vom Bund schultern zu lassen, konnten die einzelnen Bundesländer die freigewordenen Mittel in Bildung und Wissenschaft stecken. Bayern habe diese Mittel – im Gegensatz zu manch anderen – „nachhaltig eingesetzt“, findet Oliver Jörg. Nun war Geld da, solche Maßnahmen wie in Rothenburg zu unterstützen.

„Es wurde schneller etwas gemacht als geträumt“, gibt der Jurist aus Würzburg seine Überraschung, über das Tempo bei der Umsetzung des hiesigen Campus-Projekts zu. Vier Aspekte waren seiner Auffassung nach besonders entscheidend: glückliche Fügung, politischer Druck, die Initiative zur Dezentralisierung im Wissenschaftsbereich sowie die Nordbayern-Initiative, in deren Rahmen bis 2018 rund 600 Millionen Euro nach Franken und in die Oberpfalz fließen sollen .

Früh Gedanken gemacht

Dr. Ute Ambrosius, die seit 2012 der Hochschule Ansbach als Präsidentin vorsteht, betonte, dass sich ihr Haus schon früh über den demographischen Wandel in der Region Gedanken gemacht habe. „Als Hochschule empfinden wir eine gesellschaftliche Verantwortung für diesen ländlichen Raum“, so die studierte Wirtschaftspädagogin. Gemäß der geltenden Hochschulautonomie lag es bei den hochschulischen Akteuren vor Ort, die inhaltliche Ausrichtung des Studiengangs festzulegen. Wie bei der Anlehnung an die Bauakademie in Feuchtwangen wollte die Hochschule auch in Rothenburg „etwas gleichermaßen Interessantes“ mit ihrer Außenstelle bieten. Es sei „nicht am grünen Tisch“ über den Charakter des Studiengangs entschieden, sondern mit den örtlichen Multiplikatoren abgestimmt worden. Der gemeinsame Nenner für den Studiengang war die „interkulturelle Kompetenz“. Dr. Ute Ambrosius geht davon aus, dass bei vollem Betrieb der Außenstelle 300 bis 350 Studierende eingeschrieben sein können.

Die Veranstaltungsreihe „Politik im Dialog“ möchte den Austausch zu verschiedenen Themen mit Akteuren aus Politik, Wirtschaft und Kultur in einem lockeren Rahmen ermöglichen. Jörg Oliver, Mitglied des Bayerischen Landtags für den Stimmkreis Würzburg-Stadt, bekam nicht nur von seinem Landtagskollegen Jürgen Ströbel die „Einreiseerlaubnis für seine Gemarkung“, um am Diskussionsabend teilzunehmen. Im Vorfeld besuchte er auch das Gustav-Weißkopf-Museum in Leutershausen – wohin man eine Landesausstellung holen möchte – sowie das hiesige Kriminalmuseum. mes

Klar durchgesetzt

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Junge Kirchenmusikerin hat alle Register gezogen

ROTHENBURG – Im Jahrhundert der Frauen gibt es erstmals eine Kantorin an St. Jakob. Die gebürtige Mittelfränkin Jasmin Neubauer (34) tritt die Nachfolge von Ulrich Knörr (56) an, der in Anerkennung seiner Verdienste zum obersten Kirchenmusiker der evangelischen Kirche in Bayern befördert wurde und Anfang nächsten Jahres nach München wechselt. Feierlich verabschiedet wird er im Gottesdienst am Sonntag, 15. Januar um 9.30 Uhr im Kreis vieler Weggefährten.

In dem personellen Auswahlverfahren bekam Jasmin Neubauer keinen Frauenbonus: nicht von der männlichen Seite und nicht von der weiblichen Seite. Sie bringt schon ein Maß an Erfahrung mit und gehört zu den Vielgeprüften, denen nichts geschenkt wird. Unter den zahlreichen Bewerbern auf die Stelle an St. Jakob war sie mit drei männlichen Kirchenmusikern in die engere Auswahl gekommen. Alle vier Kandidaten muss­ten bei einem dreiviertelstündigen Orgelvorspiel musikalische Aufgabenstellungen vollziehen und dann mit dem Posaunenchor und dem Jakobschor eine Probe absolvieren.

Dekan Hans-Gerhard Gross, Jasmin Neubauer, Kirchenmusikdirektor Ulrich Knörr.Foto:sis

Dekan Hans-Gerhard Gross, Jasmin Neubauer, Kirchenmusikdirektor Ulrich Knörr. Foto:sis

Das Auswahlgremium, besetzt aus Mitgliedern des Kirchenvorstandes und des Dekanatsausschusses unter dem Vorsitz von Dekan Hans-Gerhard Gross, wurde von Ulrich Knörr und dem noch amtierenden Landeskirchenmusikdirektor Michael Lochner, der nach 25-jähriger Amtszeit in den Ruhestand geht, fachlich beraten. Bei der Bewertung der Kandidaten spielten nicht nur die musikalisch-künstlerischen Fertigkeiten eine Rolle, sondern auch die menschliche Wahrnehmung. Die Entscheidung fiel eindeutig zugunsten von Jasmin Neubauer aus – abgesegnet von der Landeskirche. Am vergangenen Donnerstagabend stellte sich die neue Rothenburger Kantorin im evangelischen Gemeindehaus dem gesamten Kirchenvorstand vor. Ihr genauer Dienstantritt ist noch offen und mit ihrem bisherigen Arbeitgeber zu klären.

Seit Januar 2013 ist die hauptamtliche und studierte Kirchenmusikerin als Kreiskantorin der Kirchenkreise Wetzlar und Braunfels tätig. Zuvor war sie vier Jahre Dekanatskantorin des Dekanates Fürstenfeldbruck. Jasmin Neubauer ist in Spalt geboren und erhielt mit neun Jahren erstmals Klavierunterricht. Sie spielt auch Akkordeon und begeisterte sich für das Orgelspiel. Kirche gehört zu ihrem Leben einfach dazu. Bereits als Schülerin des Abiturjahrgangs entschied sie sich für ein Kirchenmusik-Studium. Die Eltern reagierten zunächst irritiert, stärkten ihr aber den Rücken.

Selbstbewusst, talentiert und zielstrebig ging Jasmin Neubauer ihren Weg. Im Rahmen ihres Studiums an der Hochschule für evangelische Kirchenmusik in Bayreuth und Aufbaustudiengängen unter anderem an der Robert-Schumann-Hochschule in Düsseldorf, entwickelte sie ihre Fähigkeiten weiter und erweiterte ihr musikalisches Repertoire. Doch auch der Umgang mit der eigenen Stimme ist wichtig – und wurde durch Gesangsunterricht, Stimm- und Gehörbildung kultiviert. In der Arbeit mit den Chören an der Hochschule sammelte sie Erfahrungen im Dirigieren und wurde in der Chorleitung geschult. Die theoretischen Fächer halfen ihr, die Prinzipien zu verstehen, nach denen die Komponisten der europäischen Kirchenmusik von der Renaissance bis in die Gegenwart komponiert haben. In Übungen und eigenen „Kompositionen“ konnte sie ihre Kenntnisse praktisch erproben. Auch Orgelbau und die Geschichte der Orgel hatten eine wichtige Bedeutung im Lehrplan.

2008 absolvierte Jasmin Neubauer die kirchenmusikalische A-Prüfung und ein Orgelstudium an der Musikhochschule Heidelberg. Im Anschluss war sie Dekanatskantorin des Dekanates Fürstenfeldbruck, ehe sie als Kreiskantorin in Hessen die Theo­logie der reformierten Kirche kennenlernte: mit der Schlichtheit der Kirchenräume und des Gottesdienstes. Mit der Anstellung in Rothenburg kehrt sie in die evangelische Landeskirche zurück und kommt auch ihrer Heimat Spalt wieder näher. Mit dem Karrieresprung verbessert sie sich finanziell von einer B-Stelle auf eine höher dotierte A-Stelle.

Erfreulicherweise behält die Landeskirche diese Stellenausstattung in Rothenburg bei – ohne Mittelkürzung wie etwa bei Pfarrstellen. In Bayern gibt es insgesamt 126 Kantoren und Kantorinnen. Die neue Kirchenmusikerin wird in der Gemeinde St. Jakob arbeiten und Aufgaben im Kirchenkreis übernehmen. Die Kirchenmusik zählt zu den kirchlichen Arbeitsfeldern mit der größten Auswirkung. Als fester Bestandteil im Gottesdienst oder in Konzerten, Oratorien, Choraufführungen und kirchlichen Veranstaltungen transportiert sie Lebensfragen, erzählt biblische Geschichten, klagt über menschliches Schicksal, lobt Gott in Klängen und Melodien. Jasmin Neubauer freut sich auf Rothenburg. Mit der Zusage hat sie ein schönes nachträgliches Geburtstagsgeschenk bekommen, erzählt sie. In ihrer Feizeit liest sie viel und treibt gern Sport. sis

Wichtiger Schritt in Richtung Ziel

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Projektschmiede bemüht sich intensiv um Anerkennung als Integrationsprojekt

ROTHENBURG – Der Umzug der Projektschmiede war ein Kraftakt. Pläne für das nächste Projekt sind schon in Angriff genommen: Der Aufbau und die Einrichtung eines Integrationsbetriebes zur Beschäftigung behinderter Menschen. Konkrete Schritte zur Einleitung des Anerkennungsverfahrens werden bereits ausgeführt.

Der Verein Rothenburger Projektschmiede wurde im Dezember 1997 mit Unterstützung des Evanglisch-Lutherischen Dekanats Rothenburg gegründet. Die Einrichtung ist gemeinnützig tätig und Mitglied im Dachverband Diakonisches Werk Bayern. Aus zwei Kernaufgaben entwickelte sich ein Konzept mit vier Eckpunkten: Wiedereingliederung langzeitarbeitsloser Menschen, der Verein als Arbeitgeber, günstige Einkaufsmöglichkeiten für Haushalte mit geringem Einkommen, Umweltfreundlichkeit und Nachhaltigkeit.

Ehrenamtlich engagiertes Team: Karl Dehm, Gerhard Englbrecht, Anke-Johanna Lautner.

Ehrenamtlich engagiertes Team: Karl Dehm, Gerhard Englbrecht, Anke-Johanna Lautner.

Als Arbeitgeber wurden zwischen acht und zehn sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze geschaffen, ausschließlich für Menschen, die länger als ein Jahr arbeitslos waren. Vier Arbeitsgelegenheiten vom Jobcenter, sogenannte „1-Euro-Jobs“ und drei Stellen im Bundesfreiwilligendienst. Bei der Auswahl der Personen wurde darauf geachtet, Menschen zu berücksichtigen, die besonderer Unterstützung bedürfen. Es gab verschiedene Beschäftigungsmodelle mit sozialpädagogischer Betreuung. Der Verkauf gebrauchter Güter und Waren bot Einkaufsmöglichkeit für Menschen mit geringem Einkommen, die sich den Bedarf des täglichen Lebens nicht leisten können. Mit der Wiederverwertung gebrauchter Waren leistetet die Einrichtung auch einen Beitrag zum Umweltschutz durch Müllvermeidung. Elektroschrott, Kunststoff, Metalle und Bauschutt werden getrennt und fachgerecht entsorgt.

Nach achtzehn Jahren musste die Projektschmiede nun das städtische Gelände räumen für ein geplantes Einkaufszentrum von privaten Inves­toren. Der Verkauf an gut erhaltenen und aufgearbeiteten Gebrauchtmöbeln befindet sich in der Industriestraße bei Bilderrahmen Biedermann. Das Sozialkaufhaus kam in der leerstehenden Lagerhalle in der Ansbacher Straße unter, die zuvor von der Firma Schopf genutzt wurde. Bei der Miete profitiert die Projektschmiede zunächst von Vergünstigungen. Das Gebäude gehört der Stiftung Schmidt, welche einen deutlich reduzierten Quadratmeterpreis verlangt. Der Mietvertrag läuft über zwei Jahre – mit der Option auf eine zehnjährige Laufzeit. Der Hausherr lässt gerade die Außenfassade ansehnlich renovieren.

Der neue Standort liegt nicht ganz so zentral wie der alte, aber die Kundenresonanz stimmt zuversichtlich. „Wir haben jetzt schon im Durchschnitt Tageseinnahmen von 400 Euro“, sagt Karl Dehm, der gemeinsam mit Anke-Johanna Lautner den Vereinsvorsitz ehrenamtlich leitet. Verdienstausfälle gab es beim Außendienst, der statt Wohnungsauf­lösungen, Keller- und Dachbodenentrümpelungen oder Sperrmüllentsorgungen den Projektschmiede-Umzug bewerkstelligte.

Die Stadt unterstützt die Umgestaltung und Neuorientierung der Projektschmiede mit der Finanzierung des Defizits über einen Zeitraum von drei Jahren. Schneller als der Zeitplan vorgab, vollzog die Projektschmiede die Umsiedlung. Sie stellte deshalb den Antrag auf eine vorzeitige Auszahlung der vereinbarten Summe. Die angesprochenen Vertreter der Fraktionen signalisierten ihre Zustimmung.

Mariella Haitchi macht die Arbeit in der Projektschmiede sehr viel Freude. Fotos: Schäfer

Mariella Haitchi macht die Arbeit in der Projektschmiede sehr viel Freude. Fotos: Schäfer

Beim Aufbau des Integrationsbetriebes möchte die Projektschmiede mit der „Aktion Mensch“ zusammenarbeiten – schon wegen des großen Finanzvolumens. Sie stellt eine Förderung von 250000 Euro innerhalb eines Zeit­raums von fünf Jahren in Aussicht. Möglich machen dies etwa 4,6 Millionen Menschen, die sich regelmäßig an der Aktion-Mensch-Lotterie beteiligen. Ein Vorprojekt der Projektschmiede erfüllte bereits Kriterien zur Bewertung. Gerhard Englbrecht hat es durchgeführt und sich als möglicher Geschäftsführer des gemeinnützigen Un­ternehmens angeboten. Bei der Mitgliederversammlung am kommenden Donnerstag um 19 Uhr in der „Schranne“ soll die gGmbH gegründet werden. Diese Rechtsform ist eine Alternative zu einem Verein. Es gibt gesetzliche Handlungsvorschriften und Aufgabenverteilungen. So kann keine Unterbrechung des Tagesgeschäfts entstehen.

Gerhard Englbrecht hat Sozialpädagogik in Würzburg studiert. Danach war er lange Jahre Geschäftsführer von einem Bildungsträger, machte sich dann selbstständig im Bereich Qualitätsmanagement in der beruflichen Bildung. Momentan arbeitet er in einem hessischen Betrieb, der behinderte Menschen ausbildet. Gerhard Englbrecht reduzierte seine Arbeitzeit, um das Vorprojekt in Rothenburg durchführen zu können und zum Abschluss zu bringen. Mit einem steuerbegünstigten Integrationsbetrieb kann die Förderung von Menschen mit Behinderung optimiert werden. Ihre Teilhabe an einer sonstigen Beschäftigung auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt stößt aufgrund von Art oder Schwere der Behinderung auf Schwierigkeiten. Es wird vorausgesetzt, dass den schwerbehinderten Menschen neben der Beschäftigung auch eine erforderliche arbeitsbegleitende Betreuung angeboten wird.

Um die steuerliche Begünstigung als Integrationsbetrieb in Anspruch nehmen zu können, ist es erforderlich, dass mindestens 40 Prozent der Beschäftigten besonders schwer betroffene Menschen sind und eine entsprechende Anerkennung des Integrationsamtes vorliegt. Da es jedoch – anders als bei Werkstätten für behinderte Menschen – für Integrationsprojekte kein förmliches Anerkennungsverfahren gibt, wird der Bescheid des zuständigen Integrationsamtes über erbrachte Leistungen als ausreichend angesehen. Dies erleichtert die Abstimmung mit den Finanzbehörden. Das in der Praxis weitaus größere Problem ist die Erfüllung der Beschäftigungsquote. Für die steuerliche Beurteilung als Integrationsprojekt geht es um die Frage, welche Personengruppe in die Beschäftigungsquote einzuberechnen ist. Danach werden für die Berechnung der 40-Prozent-Quote grundsätzlich nur Schwerbehinderte berücksichtigt, deren Behinderungsgrad mindestes 50 Prozent beträgt.

Zusätzlich können auch Menschen mit Behinderung einbezogen werden, deren Behinderungsgrad zwischen 30 bis 50 Prozent liegt, wenn sie infolge ihrer Behinderung ohne die Gleichstellung einen geeigneten Arbeitsplatz nicht erlangen oder nicht behalten können. Gleichgestellt werden zudem behinderte Jugendliche und junge Erwachsene während einer Zeit der Berufsausbildung, auch wenn der Grad der Behinderung weniger als 30 Prozent beträgt. Die 18-jährige Mariella Haitchi aus Rothenburg hat sich in dem dreiviertel Jahr, seit sie bei der Projektschmiede arbeitet und dort für die Bücherei zuständig ist, erfreulich entwickelt. Die verantwortliche Tätigkeit und der Kundenkontakt fördern die Selbstständigkeit und das Selbstbewusstsein der jungen Frau.

In der Praxis ist es für den Aufbau eines Integrationsbetriebes nicht einfach, die Beschäftigungsquote vom ersten Tag zu erfüllen. Denn die in einem Integrationsprojekt einzusetzenden Menschen mit Behinderung müssen zunächst auf den integrativen Tätigkeitsbereich vorbereitet und geschult werden. Die Projektschmiede verhandelt auch mit dem Integrationsamt, das schwerbehinderte Menschen mit begleitenden Hilfen im Arbeitsleben unterstützt. Ein Antrag auf Zuschuss zur Gründungsberatung wurde positiv beschieden. Die Projektschmiede wird, nach Vorfinanzierung, 7000 Euro für die vorbereitende Maßnahme zur Gründung eines Integrationsbetriebes abrechnen können.

Auch mit dem Bezirk Mittelfranken als überörtlicher Träger der Sozialhilfe laufen Gespräche. Dessen größter Teil des Etats fließt in die Eingliederungshilfe. Dieser Begriff bündelt alle Leistungen für Menschen mit Behinderung. Die Finanzierung von Fahrdienstleistungen gehört ebenso dazu wie die Frühförderung von Kindern oder die Finanzierung von Arbeitsplätzen in den Werkstätten für Menschen mit Behinderung. sis

Geselligkeit unter Gleichgesinnten

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Miteinander ins Gespräch kommen und Pläne schmieden für gemeinsame Ausfahrten

ROTHENBURG – Es lebe der Stammtisch. Mit dem Auto oder zu Fuß kamen Motorradfreunde am Freitagabend in die „Post“, die alle Spaß am Motorradfahren haben und Geselligkeit unter Gleichgesinnten schätzen. Die Treffen sollen regelmäßig stattfinden: jeden dritten Freitag im Monat, immer ab 19 Uhr und immer im selben Lokal.

Man kennt sich mehr oder weniger, und man lernt sich kennen. Einheimische und Zugereiste sind darunter, Berufstätige, Rentner, Sportliche mit PS-starken Maschinen oder Liebhaber leichtgewichtiger Modelle, die zu gelassener Entschleunigung des Alltags verführen. Claus und Caro Christmann haben sich vor fünf Jahren bei einem Oldtimertreffen im hessischen Flieden kennengelernt. Die Rothenburgerin fuhr ein MZ-Kraftrad und veranlasste den Thüringer zu der erstaunten Frage, wieso eine Fränkin ein Modell aus der ehemaligen DDR fährt. So kamen beide ins Gespräch und stellten viele Gemeinsamkeiten fest. Der gelernte Maurer zog nach Rothenburg und fand eine Anstellung bei einem Baugeschäft in Leutershausen. Mit seiner Herzdame ist er inzwischen verheiratet.

Die Altersunterschiede am Motorrad-Stammtisch spielen keine Rolle. Foto: Schäfer

Die Altersunterschiede am Motorrad-Stammtisch spielen keine Rolle. Foto: Schäfer

Am Stammtisch saß auch ein gebürtiger Rheinländer. Der 67-Jährige zog vor knapp vier Jahren mit seiner Frau nach Rothenburg. Durch seine berufliche Tätigkeit als Steuerberater hatte er seit Anfang der 70er Jahre regelmäßig in der Stadt zu tun. Mit Beginn des Rentenalters verkaufte er seine Kanzlei in Neuwied und baute im Rothenburger Dichterviertel ein eigenes Haus. Einer seiner Nachbarn ist ein ehemaliger Studienkollege, der ihm den Tipp mit dem schönen Bauplatz gab. Nach drei Tagen Bedenkzeit fiel die Entscheidung: „Wir haben sie bis heute nicht bereut“. Seine Frau war 32 Jahre Leiterin eines Kindergartens und schreibt jetzt Kinderbücher. Die Eheleute fahren Motorrad und Cabrio, sind aber auch gern zu Fuß unterwegs.

Zu den Jüngsten mit am Tisch gehörten Lena, eine 24-jährige Restaurantfachfrau, und ihre beste gleichaltrige Freundin Carolin. Die Industriemechanikerin arbeitet bei Mekra Lang in Ergersheim. Das Motorradfahren ist fester Bestandteil in ihrem Familien- und Freundeskreis. Manfred Schöller (67) aus dem kleinsten Neusitzer Ortsteil Erlbach hat von dem Stammtischtreffen durch die Ankündigung in der Lokalzeitung erfahren und war neugierig auf die Runde. Er hat erst mit fünfzig Jahren seinen Motorradführerschein gemacht. Familie, der landwirtschaftliche Betrieb mit Biogasanlage und sein langjähriges Engagement als Gemeinderat ließen ihm wenig Zeit für Hobbies. Die Entlastung durch den Sohn eröffneten ihm Freiräume für ausgedehnte Motorradtouren mit seiner Frau. Alte Bekannte von ihm sind inzwischen vom Motorrad aufs Fahrrad umgestiegen.

Aus der Zeitung erfuhr auch ein Rothenburger Jungrentner von dem Stammtisch. „Ich wollte mal schauen, ob man gemeinsam etwas planen kann“, sagte er. Im letzten Jahr fuhr er mit dem Motorrad nach Südfrankreich und Spanien bis San Sebastian. Jetzt ist auch seine Frau in Rente. Mit ihr gemeinsam plant er im Januar eine große Tour von Namibia nach Südafrika.

Die einen fahren ihr Motorrad auch, wenn mausgraue Wolken am Himmel hängen, die anderen haben es schon fein säuberlich gewienert winterfest in der Garage verstaut und warten auf den nächsten Sommer. Das Motorrad ist für sie der Inbegriff der Freiheit. Man fühlt sich an nichts gebunden, kann aufsitzen und davon fahren. Nur der Fahrwind bläst einem ins Gesicht. Nichts ist um einen herum gebaut.

Große Filme belegen selbst in der jüngeren Vergangenheit auf eindrückliche Weise, welche Symbolik dem Motorrad stets zugeschrieben worden ist. Etwa bei einer Verfolgungsjagd im „Terminator II“ mit Arnold Schwarzenegger in der Hauptrolle. Ein moderner Roboter reist aus der Zukunft in die Gegenwart zurück, um den jungen John Connor, der einst in der Zukunft der vermeintliche Retter der Menschheit sein soll, zu retten. Der Motorradfahrer befreit das vermeintliche Opfer.

Eines der schönsten filmischen Exemplare, welche das Motorrad als Symbol der Freiheit darstellt, liefert die Flucht des Kriegsgefangenen Captain Virgil Hilts, gespielt von Steve McQueen, im Film „Gesprengte Ketten“ aus dem Jahre 1963, der den Massenausbruch aus einem deutschen Kriegsgefangenenlager im Zweiten Weltkrieg thematisiert. Der Film beruht auf einer wahren Begebenheit. Nachdem es Captain Virgil Hilts geschafft hat, mit zahlreichen anderen Gefangenen auszubrechen, muss er sich, so will es der Plan, alleine durchschlagen. Dabei gelingt ihm auf der Flucht aus Deutschland, der deutschen Wehrmacht ein Motorrad zu stibitzen. Auf dem Weg in die rettende Schweiz überquert er dabei ungehindert Feld und Wiesen, springt mitunter waghalsig über eine Grenzabzäunung der Nazis.

Der Film „Easy Rider“ aus dem Jahre 1969 mit Peter Fonda und Dennis Hopper symbolisiert den Ausbruch aus der kleinbürgerlichen Wertewelt und die Befreiung von deren Zwängen. Die beiden Helden, als drogen­dea­lende Hippies dargestellt, die frei und friedlich durchs Land zogen, passten dem konservativen Bürgertum nicht. Sie wurden von den Bürgern angegriffen und schließlich sogar grausam umgebracht. Der Film basiert ebenfalls auf einer wahren Begebenheit. In den 60er Jahren waren zwei Motorradfahrer in den Südstaaten grundlos ermordert worden, einfach weil es Motorradfahrer waren und die wohl nicht ins kleinbürgerliche Wertebild passten. Nicht umsonst ist „Easy Rider“ auch heute ein Kultfilm. sis

In bester Rekordlaune

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Sportlich geeicht: 20. Kaffeehausmusik des Reichsstadt-Gymnasiums

ROTHENBURG – Unter dem Motto „Die Welt der Weltrekorde“ ist die 20. Kaffeehaus-Musik im Reichsstadt-Gymnasium gestanden. Zu jedem musikalischen Beitrag eine Bestleistung: sportlich, sportlich!

Mit groovigem Swing beim umjubelten Finale: die Bigband mit Sängerin Selina Kandert. Fotos: Kamilli

Mit groovigem Swing beim umjubelten Finale: die Bigband mit Sängerin Selina Kandert. Fotos: Kamilli

Aula und Mensa hatten sich in ein großes Café verwandelt, in das größte in Rothenburg. Im Aufgebot waren neben einem umfangreichen musikalischen Programm 90 selbstgebackene Kuchen und Torten. Der Erlös des Gebäckverkaufs kam dem Skikurs der 7. Jahrgangsstufe zugute.

Schulleiter Oberstudiendirektor Walter Först zeigte sich angesichts des großen Publikumszuspruchs hocherfreut. Durch den Nachmittag führten als Moderatorenduo Svenja Dänzer und Jakob Zobel. Den Text hatte Gebhard Bauer verfasst.

Ganze Breite

Ein weiteres Mal nutzte das Gymnasium in diesem Rahmen die Gelegenheit, mit seinen Ensembles die ganze Breite an Sängern und Instrumentalisten zu präsentieren. Orchester, Unterstufenchor und Lehrerchor wurden geleitet von Carolin Leyh, Bigband, Chor der Mittel- und Oberstufe sowie Lehrerorchester von Gebhard Bauer und der Bläserchor von Erich Korder.

Als Solisten zeigten Adrian Pevak, Samira Kilian, Selina Kandert, Raphael Ehrlinger, Fabian Endreß, Jeremias Schmidt, Yannik Wittmann stimmliche Qualitäten sowie Joshua Humpfer, Lisa-Marie Henselin, Klara Neidhardt, Hannah Walther, Henrik Ströbel Qualitäten am Klavier sowie Theresa Strobl und Elisa Pehl (Geige) sowie Adrian Grüber (Violoncello) Streicherqualitäten. Für Ton und Licht sorgte ein Team um Philipp Breiter und Benjamin Wacker.

Moderatorenduo: Svenja und Jakob.

Moderatorenduo: Svenja und Jakob.

Eröffnet worden ist der genussreiche Nachmittag vom Bläserchor mit dem „Preludio VI“, von Traugott Fünfgeld schwungvoll komponiert mit mächtigen Bass-Soli. Der Unterstufenchor lud mit „Ein Jäger längs dem Weiher ging“ zum kleinen Parforcerie ein. Die eher etwas träge fränkische Sänger- Zunge wurde im a-capella-gesungenen niederrheinischen Volkslied mehr als herausgefordert. Im sehr flotten Gesang ertönte das Wort „lauf“ insgesamt 96mal!

In der „Nette(n) Begegnung“ von Oliver Gies – souverän begleitet von Joshua Humpfer – erzählten die rund 75 Sängerinnen und Sänger von einem zufälligen Kontakt, nach dessen Ende sich beide Partner fragen, wer dies denn eigentlich gewesen sei, mit dem sie sich unterhalten hatten und ernteten damit herzlichen Applaus.

„Tea for two in Elysium“ intonierte das Lehrerorchester. Ein sehr anpassungsfähiger Song, wie Gebhard Bauer in seinem Arrangement bewies. Er kombinierte den Cha Cha mit Beethovens „Ode an die Freude“ so geschickt und tänzerisch, dass es kaum auffiel.

Bobby Hebbs großen Soulsong „Sunny“, der den Weltrekord hält für den Titel mit den meisten Coverversionen, trug Adrian Pevak ausdrucksstark vor.

Auf Anhieb begeistert

Neuer-Fans: v.li.Jeremias, Raphael,Yannick und Fabian.

Neuer-Fans: v.li.Jeremias, Raphael,Yannick und Fabian.

Abgezockt wie ihr großes Fußballvorbild Manuel Neuer traten die vier Jungs Raphael Ehrlinger, Fabian Endreß, Jeremias Schmidt und Yannick Wittmann (natürlich in Fußballtrikots) das erste Mal solistisch auf. Von Klara Neidhardt am Klavier begleitet, begeisterten die fünf jungen Musiker mit dem Lied vom Super-Torwart Theodor.

Mit dem letzten Lied vor der Pause von Kabarettist Bodo Wartke nahm der Lehrerchor in kleinen szenischen Einlagen die typische Situation zwischen Männer- und Damenklos während der Konzertpausen augenzwinkernd auf die Schippe.

Die über 100 Sängerinnen und Sänger des Mittel- und Oberstufenchores eröffneten die zweite Hälfte stimmgewaltig mit einer schwungvollen Interpretation des Fünfzigerjahre-Hits über das Auf und Ab einer Teenagerliebe, von Hanna Fiedler stilsicher begleitet.

Dem schloss das Orchester ein Arrangement des legendären Walzers „An der schönen blauen Donau“ von Johann Strauß an. In deutlich verjüngter Besetzung – zum Ende des vergangenen Schuljahres hatten sechs Schülerinnen ihr Abitur gemacht und waren ausgeschieden – begeisterten die zahlreichen Blas- und Streichinstrumentalisten mit einer erstaunlichen Intonationssicherheit und einem beachtlichen Sinn für Musikalität und Klangfarben!

„Make you feel my love“, der Hit von Adele aus der Feder von Bob Dylan wurde von Samira Kilian mit viel Ausdruck vorgetragen, begleitet von Hannah Walther am Klavier.

Mit „Poranek“, einem anspruchsvollen Konzertwalzer aus der Feder des österreichischen Unterhaltungskomponisten John Lindsay-Theimer holte sich das Kammermusik-Ensemble mit Theresa Strobl, Elisa Pehl (beide Geige), Adrian Grüber (Cello) und Henrik Ströbel (Klavier) einen Sonderapplaus. Die vielen schwierigen Tempoübergänge trugen sie auf hohem Niveau vor.

Die Bigband setzte auch diesmal wieder den groovigen Schlusspunkt unter einen klangvollen Kaffeehaus-Nachmittag. Mit Selina Kandert als Sängerin ertönte „Blue moon“, ein gefühlvoller Klassiker vom preisgekrönten Komponisten Richard Rodgers.

Die große dynamische Bandbreite des Titels unterstrich das Schulensemble mit authentischem Swingsound. Farbiges, stimmungsvolles Scheinwerferlicht sorgte für die optische Abrundung. rg/fa


Rothenburg wird zur Papst-Stadt

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Auch die allerletzten Hindernisse vor Enthüllung der Gedenktafel am früheren Goethe-Institut sind jetzt beseitigt

ROTHENBURG – Für die geplante Papst-Franziskus-Tafel am Eingang zum früheren Goethe-Institut in der Herrngasse gleich neben der Franziskanerkirche sind inzwischen die allerletzten Hürden beseitigt.

Das Metallgestell (links) steht schon und kann die vorbereitete Gedenktafel (rechts) aufnehmen. Fotos: Weber

Das Metallgestell (links) steht schon und kann die vorbereitete Gedenktafel (rechts) aufnehmen. Fotos: Weber

Am Mittwoch, 7. Dezember, um 10 Uhr kann an besagter Stelle ein kleiner Festakt zur Enthüllung stattfinden. Dabei wird Oberbürgermeister Walter Hartl die dort auf einem vorbereiteten Metallgestell montierte Platte aus Plexiglas ihrer Bestimmung übergeben. Es ist vorgesehen, dass Pfarrer Harald Sassik die katholische Kirche vertritt, ein paar Worte und ein Segensgebet spricht.

Grundsätzlich hatte die Apostolische Nuntiatur in Deutschland dem Vorhaben, an besagter Stelle eine Gedenktafel zum Aufenthalt des Papstes vor 30 Jahren in der Stadt zu errichten, schon Anfang März dieses Jahres zugestimmt. Ihr abschließendes „Nihil Obstat“ (lateinisch für „es steht nichts entgegen“) stand noch in letzten Punkten aus, die von der beauftragten Agentur aus Dresden extra abgeklärt wurden: Durfte das päpstliche Wappen als offizielles Zeichen des Vatikan prangen und geht der unterbreitete Gestaltungsvorschlag in Ordnung? Die Unbedenklichkeitserklärung ist schließlich auch in diesen letzten Punkten erfolgt, womit wirklich auch die letzten Hindernisse beseitigt wären.

Ein „Nihil Obstat“ als kirchenoffizielles Signal hat besonderen Stellenwert. Es ist sonst beispielsweise für die Erteilung einer Druckerlaubnis (Imprimatur) erforderlich, bei der römisch-katholischen Eheschließung ohne vorherige zivile Eheschließung, für die Erteilung einer Lehrerlaubnis (Missio canonica) und innerhalb des Heiligsprechungsprozesses.

Auf der Tafel findet sich im Kopf neben dem päpstlichen Wappen und dem Wappen der Stadt auch die Strichzeichnung des winkenden Papstes Franziskus als Brust-Porträt. Der Text darunter weist (auch in englischer Übersetzung) auf den Aufenthalt des damaligen Paters hin.

Überschrift: Papst Franziskus in Rothenburg ob der Tauber. Erläuternd: „Vom 4. August bis zum 2. Oktober 1986 lebte der argentinische Jesuit und Priester Jorge Mario Bergoglio als Student am Goethe-Institut in Rothenburg ob der Tauber, um hier während eines Studienaufenthaltes Deutsch zu lernen. Am 13. März 2013 wurde er zum Papst gewählt. Er trägt den Namen Franziskus.“

Unübersehbarer Hinweis: Hier wohnte der Papst als Sprachstudent.

Unübersehbarer Hinweis: Hier wohnte der Papst als Sprachstudent.

Der Sprachstudent war in einem Zimmer im Erdgeschoss des Hauses in der Judengasse 27 untergebracht. Zur Familie dort hielt er noch lange nach seiner Rückkehr nach Argentinien Kontakt. Walter Pester stieß bei der Auflösung des Hausstands seiner Eltern auf Karten und schriftliche Grüße, die dies belegen (wir berichteten).

An dem Gebäude hat er einen Hinweis angebracht: Eine laminierte Collage aus Zeitungsberichten über die Papstgeschichte des Hauses und Fundstücken mit der Handschrift des Jorge Mario Bergoglio. -ww-

Jubiläumsfest gefeiert

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Reha-Vital-Sport-Gemeinschaft zeigt seit 60 Jahren Engagement

ROTHENBURG – RVSG, dies steht für Rehabilitation, Vitalität und Sport in der Gemeinschaft. Dieses Motto vertritt die RV-Sportgemeinschaft Rothenburg nun schon seit 60 Jahren und das war Grund genug, zu einer Jubiläumsfeier zu laden. Man traf sich fast auf den Tag genau 60 Jahre nach der Gründung, um die letzten Jahrzehnte Revue passieren zu lassen. Fast 100 Vereinsmitglieder ließen sich die Feier nicht entgehen.

Reha-Vital-Sport-Gemeinschaft blickte auf vergangene Jahrzehnte zurück.Foto: privat

Reha-Vital-Sport-Gemeinschaft blickte auf vergangene Jahrzehnte zurück. Foto: privat

Im November 1956 trafen sich einige Kriegsversehrte und hoben den Verein, damals VSG (Versehrtensportgemeinschaft) aus der Taufe. In den vergangenen 60 Jahren gab es dann so einige Veränderungen. Der Ehrenvorsitzende Willi Jakobi lies in seiner ganz besonderen Art, mit Unterstützung von Andrea Hofmeier von der Abteilung Muhr am See, die letzten 60 Jahre Revue passieren.

Zu den Ehrengästen zählten Bürgermeister Dieter Kölle, welcher in seinem Grußwort die Vereinsarbeit und die Aktivitäten des Vereins, sowie des Vorsitzenden Herbert Holzingers zwischen der Stadt und dem Verein herausstellte. Der stellvertretende Vorsitzende des Behinderten- und Rehabilitations-Sportverbands Bayern (BVS), Bezirk Mittelfranken, Dietmar Kleinert, unterstrich ebenso die erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen Verein und Verband.

Der Vorsitzende des Bayerischen Landes-Sportverbandes, Dieter Bunsen, lobte das große Engagement des Vereins, der seit der Gründung einer Abteilung in Muhr am See vor drei Jahren nicht nur über die Grenzen Ro-thenburgs bekannt ist, sondern sich auch auf die stattliche Zahl von über 400 Mitgliedern entwickelt hat. Die Festrede hielt der Ehrenpräsident Reiner Krippner, der eigens aus Bay-reuth angereist war. Er ging vor allem auf die Entwicklung vom Versehrten, über den Behinderten-, zum Präventions- und Rehabilitationssport ein. Ebenso sprach Dieter Bunsen vom Bayerischen Landes-Sportverband Grußworte und lobte die Zusammen- und Mitarbeit der RVSG Rothenburg und der Abteilung Muhr am See mit den überregionalen Stellen.

Auch Ehrungen fehlten bei der Feier nicht, wie etwa von Rudi Kiesewalter für 55 Jahre Vereinsmitgliedschaft. Aus der Hand von Dietmar Kleinert erhielt Willi Jakobi die silberne Ehrenmedaille des BVS Bezirk Mittelfanken und Walter Zahn die goldene Ehrennadel. Der Vorsitzende Herbert Holzinger verabschiedete die Gäste zum gemütlichen Beisammensein. hh

Positive Wirkung nutzen

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Hospizverein informierte sich über Farbimpulse für die Begleitung

ROTHENBURG – „Schlafen Sie in einem roten Zimmer?“, wäre aus dem Mund eines Arztes eine durchaus plausible Frage, findet Gabriele Schön. Sie ist überzeugt, dass Farben einen bedeutenden Einfluss auf Gesundheit, Gemütszustand und Wohlbefinden von Menschen haben können – egal ob man sie sieht oder nur auf der Haut spürt. Den Ehrenamtlichen des Hospizvereins gab die Farb- und Modeberaterin deshalb Ratschläge, wie sie die ganze Bandbreite des Regenbogens in die Begleitung von Kranken und Sterbenden einbauen können.

Die deutsche Sprache kennt eine Vielzahl an Redewendungen und Aussprüchen mit einem Bezug zu Farben, begrüßt Uschi Memhardt, Koordinatorin des Rothenburger Hospizvereins, die Anwesenden im Gemeindehaus in Detwang. Vom bunten Treiben über die rosarote Brille bis hin zum alles grau in grau sehen wird mit Farben ein breites Spektrum an Emotionen und Gemütsverfassungen auf sprachliche Weise ausgedrückt.

Gabriele Schön (li.) machte den Hospizhelfern Mut zu mehr Farbe in der Begleitung.Foto: Scheuenstuhl

Gabriele Schön (li.) machte den Hospizhelfern Mut zu mehr Farbe in der Begleitung. Foto: Scheuenstuhl

„Farbe ist Leben“, betont Gabriele Schön. Und genau dieses Leben möchten die engagierten Hospizhelfer mit ihrem Dienst ja eigentlich in die Krankenzimmer ihrer zu Begleitenden bringen. Oftmals sind sie allerdings angesichts der traurigen Umstände mit dem bereits erwähnten „alles grau in grau sehen“ konfrontiert. Dabei gibt es einige, einfache Wege, wie man die Farben in die Begleitung miteinfließen lassen kann. Wenn der Hospizverein sich eines kranken oder sterbenden Menschen annimmt, werden bei einem Erstgespräch eine Reihe von Aspekten thematisiert, die für die Begleitung wichtig sind. „Warum nicht auch nach der Lieblingsfarbe des Betroffenen fragen?“, schlägt Gabriele Schön vor. Man sollte allerdings dann nicht übereilt die ganze Einrichtung und sämtliche Textilien in dieser Farbe wählen. Denn: „Wir brauchen das gesamte Spektrum an Farben“, unterstreicht die erfahrene Fachfrau.

Die Lieblingsfarbe lasse sich ganz einfach in Form eines kleinen Steins ins Leben des zu Begleitenden bringen. Als Handschmeichler gebe er ihm außerdem ein beruhigendes Gefühl, sich an etwas festhalten zu können. Ein kleiner, abgerundeter Gegenstand aus Holz wäre ebenfalls dafür geeignet. „Das Licht bringt die Farben“, ist sich Gabriele Schön sicher. Patienten sollten deshalb am besten dem Licht zugewandt werden. Mit einem Prisma, könne man dann ganz einfach ein farbenfrohes Wechselspiel an Lichtreflexen zaubern.

Durch das Licht kommen auch die Farben im Raum ganz anders zur Geltung. Mit Bildern, Blüten, Blättern oder Mobiles ließen sich, laut der Farbberaterin, Akzente setzen. Man könne auch etwas Farbiges an der Decke anbringen, wenn krankheitsbedingt das Sehfeld des zu Begleitenden darauf begrenzt ist. Die Lieblingsfarbe entfaltet aber nicht immer und überall ihre positive Wirkung auf den Betroffenen.

Allgemein für das Schlafzimmer sei es zu empfehlen, die Wände in kühlen Farben zu streichen und für die Dekoration sich im warmen Farbenspektrum zu bedienen. Bei unruhigen Patienten sollte man aber auch hier mit kühlen Tönen arbeiten. Und auch die Wahl der nächtlichen Bekleidung dürfe nicht rein dem Bauchgefühl überlassen werden. „Farben, die wir am Körper tragen, wirken über die Haut direkt auf uns“, sagt Gabriele Schön. Ein roter Schlafanzug wirke bei hohem Blutdruck eher kontraproduktiv, aber auch eine bunt gemusterte Bettdecke fördere nicht unbedingt eine erholsame Nachtruhe. Ein Tipp besonders für Frauen: Rote Strümpfe sorgen für warme Füße.

Gabriele Schön weiß aus jahrelanger Erfahrung in der Modeberatung, dass man meist nur auf Farben reagiere und zu wenig damit agiere. Sie stellte deshalb den anwesenden Hospizhelfern die Frage: „Wann beginnt eigentlich der Besuch bei dem kranken oder sterbenden Menschen?“ Antwort: „Am Kleiderschrank zuhause.“ Es sei wichtig, sich zu überlegen welche „Farbbotschaft“ vermittele ich dem Patienten.

Optimal sei es, eine Farbe auszuwählen, die einem eine positive Ausstrahlung und Kraft für die mitunter aufwühlende und emotional nahegehende Begleitung gibt. Die aktiven Hospizhelfer äußerten Bedenken, dass eine kräftige Farbe, beispielsweise Rot, mit der etwa auch Sinnlichkeit und Leidenschaft verbunden wird, für diese spezielle Situation unpassend sei und sie sich dadurch eher unwohl fühlten. In diesem Fall genüge es, laut Gabriele Schön, wenn man die Farbe nur für sich etwa unter den sichtbaren Kleidungsstücken trage.

Die Begleitung der Hospizhelfer erstreckt sich ebenso auf die Unterstützung der Angehörigen beziehungsweise in Form des monatlichen Trauercafés auf die Hinterbliebenen. Auch für diese beiden Gruppen spielt Farbe eine wichtige Rolle. In der westlichen Welt wird die Trauer um einen Menschen seit dem 19. Jahrhundert mit schwarzer Bekleidung ausgedrückt. Gemäß der Tradition wurde je nach Grad der Verwandtschaft zu dem Verstorbenen der Trauer ein bestimmter Zeitraum beigemessen.

Hinterbliebene sehen sich heutzutage manchmal dem Vorwurf ausgesetzt „nicht richtig zu trauern“, weil sie farbige Kleidung tragen. Gabriele Schön möchte sie darin bestärken „nicht auf andere zu schauen“ und Schwarz im Trauerfall nur „solange zu tragen, wie man sich wohlfühlt“. Denn diese eigentliche „Nichtfarbe“ drücke den Wunsch aus, sich „in sich selber zurückzuziehen“, sich „zu entwickeln“ und danach „neu geboren“ zu werden – ein Gefühl, das auch viele Pubertierende empfinden. Und diese Entwicklung ist ein ganz individueller Prozess, der von Dritten nicht beurteilt werden sollte. mes

Märchen im Bilderbogen

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Sehenswert: Sonderschau im Rothenburger Reichsstadtmuseum

ROTHENBURG – Märchenhaftes Rothenburg: Auch im Reichsstadtmuseum trägt man in der kalten Jahreszeit mit einer Sonderschau zur Besinnung auf die vorweihnachtliche und heimelige Stimmung bei. Fast dreißig heute sehr seltene Bilderbögen mit Märchendarstellungen sind ausgestellt. Eine Leihgabe aus privater Hand machte diese Sonderschau erst möglich. Dr. Ludwig Schnurrer, der Nestor der Rothenburger Stadtgeschichte, hat sie über Jahre hinweg in Antiquariaten und auf Flohmärkten gesammelt und nun dem Rothenburger Reichsstadtmuseum für eine begrenzte Zeit zur Verfügung gestellt, um sie der Öffentlichkeit präsentieren zu können.

Dr. Hellmuth Möhring, Leiter des Reichsstadtmuseums, und Dr. Ludwig Schnurrer freuen sich über die gelungene Ausstellung im früheren Dominikanerinnenkloster.Fotos: privat

Dr. Hellmuth Möhring, Leiter des Reichsstadtmuseums, und Dr. Ludwig Schnurrer freuen sich über die gelungene Ausstellung im früheren Dominikanerinnenkloster. Fotos: privat

Die „Kinder- und Hausmärchen“ der Brüder Grimm sind das weltweit erfolgreichste Buch der deutschen Kulturgeschichte. Die Erzählungen von Schneewittchen, Aschenputtel oder Hänsel und Gretel sind dabei keineswegs nur seichte Unterhaltung, sie beschreiben zeitlos archetypische Lebenssituationen von Kindern. Sie schildern kindliche Ängste, Konflikte und deren mögliche Lösung oder Bewältigung, die bis heute gültig sind.

Im 19. Jahrhundert, mit der Entstehung des ersten echten pädagogischen Interesses für das „Lebewesen Kind“, wurden Märchen auch interessant für Zeitungs- und Journalverleger. In verknappter Form, aber mit oft aufwändigen Darstellungen, wurden besonders spannende oder typische Erzählstellen herausgegriffen und illustriert, zum Teil mit schablonierten Kolorierungen oder besonders künstlerischen Darstellungen.

Bilderbögen waren hauptsächlich bei der Landbevölkerung und bei einfachen Stadtbewohnern beliebt und weit verbreitet. Die Bilder waren groß und deutlich, die Texte kurz und einfach, so machte es keine Mühe, zu verstehen, worum es ging. Die Herstellung war billig: einfarbige Lithographien wurden in hoher Auflage auf einfachem Papier gedruckt. Eine neue Drucktechnik machte zudem noch höhere Auflagen möglich: die Xylographie. Hier wurden die Druckstöcke nicht mehr (wie bei der Lithographie) aus Stein hergestellt, sondern aus dem Stirnholz von Harthölzern (Buchsbaum o.ä.). Dieses konnte leichter verarbeitet werden als Kalksteinblöcke, war gleichzeitig härter und hatte den unschlagbaren Vorteil, dass es sich um eine Hochdrucktechnik handelte, wo man Bild und Text gleichzeitig drucken konnte.

Die Kolorierung erfolgte durch schlecht bezahlte Frauen und Kinder in den Mal-Sälen der Verlage mit Hilfe von Schablonen. Auch der Vertrieb der Blätter war nicht kostspielig. Meist wurden sie von fahrendem Volk – fliegenden Händlern oder Lumpensammlern – für wenige Pfennige bzw. Groschen verkauft oder auf Jahrmärkten gezeigt. „Die Produktion musste deswegen so billig wie möglich sein, damit sich auch ärmere Schichten die populären Erzählungen leisten konnten,“ erläutert Dr. Möhring, Leiter des Reichsstadtmuseums. „Dicke Märchenbücher – womöglich aufwändig koloriert – waren für Tagelöhner, Bauern oder einfache Handwerker einfach unerschwinglich.“

„Der Froschkönig“: typischer Märchenbogen aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts.

„Der Froschkönig“: typischer Märchenbogen aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts.

Es gab drei Zentren der Bilderbogen-Produktion: München („Münchener Bilderbogen“), Stuttgart („Deutsche Bilderbogen“) und Neuruppin, wobei Letzteres die längste Tradition aufwies. Der Verlag bestand rund 120 Jahre lang. 1939 erschien mit der Motiv-Nummer 10.337 der letzte Bilderbogen, der in Gustav Kühns Verlag (1794 bis 1868) seinen Anfang genommen hatte. Die Auflagen waren unterschiedlich hoch. 40000 Drucke waren nicht selten, einzelne Bogen aus der Zeit des Deutsch-Französischen Krieges 1870/71 sollen sogar in zwei Millionen Exemplaren gedruckt worden sein. Bekannte Künstlernamen finden sich unter den Gestaltern der Münchener Bilderbogen: Wilhelm Busch, Wilhelm von Diez, Franz Graf Pocci, Moritz von Schwind, Eduard Ille und Ludwig Gustav Voltz.

Aufgrund der hohen Konkurrenz unter den Verlegern wurden bald nicht nur mehr die klassischen Märchen gedruckt, sondern auch eigens erfundene Geschichten wie z.B. „Die Zauberkrücke“ oder „Das Weih­nachtsbäumchen“. Für uns heute banal anmutende Episoden wie „Eine Velociped-Fahrt“, bei der nichts anderes passiert, als dass ein junger Mann von A nach B fährt und einmal vom Rad stürzt, waren damals noch echte Abenteuererlebnisse mit High-Tech-Fahrzeugen, die offenbar reißenden Absatz fanden. Die Sonderausstellung ist noch bis zum 28. Februar nächsten Jahres in der Galerie des Reichsstadtmuseums täglich von 13 bis 16 Uhr (während der Weihnachtsmarkt-Zeit von 10 bis 16 Uhr) zu sehen.

Gelegenheit nutzen

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Das Leben mit Mut und Fröhlichkeit beim Schopf packen

ROTHENBURG – Das Leben zu leben, dies scheint in unserer Wohlstandsgesellschaft immer schwieriger zu werden wegen der beruflichen und familiären Belastungen. Der Be­nedik­ti­ner­mönch und Bestsellerautor Anselm Grün greift die Fragen der Menschen auf, wie das Leben gelingen kann und gibt Anregungen. Sein Auftritt am Donnerstagabend in der Reichsstadthalle lockte 485 Besucher, von denen viele ein signiertes Buch des geistlichen Lebensbegleiters mit nach Hause nahmen.

Das eigene Leben leben. Diesen Rat kann man in unzähligen Büchern lesen. Hört sich eigentlich ganz einfach und nachvollziehbar an. Das eigene Leben leben, was sonst? Wann lebt man denn sein eigenes Leben und wann tut man es nicht? Man muss Mut haben, sein eigenes Leben zu führen. Nicht nur die Erwartungen oder Hoffnungen anderer erfüllen. Und Entscheidungen nicht auf andere Menschen oder die Umstände hin ausrichten müssen.

Die berühmte Stecknadel hätte man fallen hören können in der Reichsstadthalle beim Vortrag über das Thema „Versäumen“.  Fotos: sis

Die berühmte Stecknadel hätte man fallen hören können in der Reichsstadthalle beim Vortrag über das Thema „Versäumen“. Fotos: sis

Man möchte tun, was sinnvoll erscheint und glücklich macht. Die Zeit intensiv nutzen und nicht nur absitzen. Man will nichts bereuen müssen und ein Leben führen, von dem man hinterher sagen kann: Das war wirklich mein Leben. Anselm Grün hat in seinem neuen Buch nach Gründen gesucht, warum viele Menschen ihr Leben versäumen, die er auch in seinem einstündigen Vortrag thematisierte. Der geistliche Lehrer im Mönchsgewand kam gleich zur Sache. Während seiner Rede herrschte konzentrierte Stille in der Halle. Der katholische Ordensmann mit Rauschebart und liberalen Positionen schafft es, auf seine reflektierte Art, Menschen Antworten auf Fragen des Lebens zu geben. Für manche ein emotionaler Moment, der sie zu Tränen rührte, denn sie sind mit ihren Kränkungen und Enttäuschungen zu ihm gekommen.

Anselm Grün hat verschiedene Haltungen ausgemacht, warum Menschen ihr Leben versäumen. Er erzählte von Begegnungen mit unterschiedlichen Menschen und zitierte kluge Autoren. Immer wieder ließ er auch Jesus zu Wort kommen, um gedanklich Hilfestellung zu geben auf der Sinnsuche. Es sei vor allem die Tendenz, sich überall absichern zu wollen, warum Menschen ihr Leben versäumen. Und es sei das narzisstische Kreisen um sich selbst. Vor lauter Absichern kommen Menschen nicht in die Gänge. Sie sichern sich ab, damit sie ja nicht über ihre Grenzen gefordert werden. Aber dadurch entdecken sie nie, wozu sie fähig sind. Sie stecken schon früh die Grenzen ab, innerhalb der sie leben wollen. Diese Unsicherheit habe nicht selten Auswirkungen auf die Partnerschaft, auf die Erziehung der Kinder und den Beruf.

Der 71-Jährige ist Menschen begegnet, die ihr Leben versäumen, weil es einfach nicht so passt, wie sie es sich vorstellen. Die nicht wissen, wofür sie leben können. Wofür es sich lohnt, sich einzusetzen. Sie wissen nicht, wofür sie sich entscheiden sollen. Manchmal haben sie zu hohe Erwartungen an ihr Leben. Weil sie ihre Illusion nicht leben können, verweigern sie das Leben: „Wir sind heute eine Generation der Zuschauer“, sagt Anselm Grün. „Wir schauen nur zu, aber wir spielen nicht mit im großen Spiel des Lebens.“

Pater Anselm Grün: „Man muss wissen, wofür man lebt.“

Pater Anselm Grün: „Man muss wissen, wofür man lebt.“

Menschen in der Lebensmitte haben sich in ihrem Beruf etabliert und sich in einem gewissen Wohlstand eingerichtet. Sie haben gar nicht die Hoffnung, dass da noch etwas Neues kommen könnte. Die ganze Energie werde darauf verwendet, den eigenen Status zu verteidigen. Es sei nur noch ein Funktionieren. Die innere Erstarrung werde oft überspielt durch Aktivitäten: „Doch vor lauter Erlebnissen versäumen sie das Eigentliche, um das es im Leben geht: Dass sie ganz sie selbst werden.“ Die Lebendigkeit würde nur wiedergewonnen, wenn man sich der Herausforderung der Lebensmitte stellt: „Den Weg nach innen zu gehen, einen neuen Sinn zu entdecken und sich zu überlegen, welche Spur man in die Welt eingraben möchte.“

Alte Menschen haben ihm gegen­über betrauert, dass sie Wichtiges versäumt haben. Es sei nie zu spät, anzufangen. Dann bekomme auch das Versäumte einen Sinn. Auch der Tod eines nahen Menschen zeige schmerzlich, wieviel wir versäumt haben. „Alles darf sein, auch das Versäumte.“ Ebenso sprach der Mönch die heute weit verbreitete Art an, Probleme mit Psychopharmaka zu lösen. Man habe als Ziel den immer funktionierenden Menschen und möchte ihn vor heftigen Emotionen bewahren. Hinter dem Phänomen ADHS vermutet er, „ein Zeichen der Unruhe dafür, dass sich Kinder haltlos fühlen.“ Der Mensch werde „verzweckt“. Nicht sein Denken und Fühlen sei gefragt, sondern nur sein Funktionieren. Dies sei eine Reduzierung des Menschseins und eine Verarmung unserer Kultur.

Ängste und traurige Gefühle gehören zum Menschsein. „Immer perfekt sein, absolut keinen Fehler zu machen, immer gut dastehen vor den Menschen sind Haltungen, die uns nicht guttun.“ Die Traurigkeit sei ein Weg in die Tiefe der Seele. „Sie zeigt dem Menschen, dass das Leben nicht nur oberflächlich und leicht ist“, sagt Anselm Grün. „Wir können auch Trauer nicht überspringen, sondern müssen durch sie hindurchgehen.“ Er will Menschen die Augen öffnen, damit sie eine andere Haltung für ihr Leben einüben: „Die Worte Jesu fordern uns heraus, das eigene Leben zu wagen und uns nicht mit der Zuschauerrolle zufriedenzugeben.“ Der Verzagtheit, die hinter dem Versäumen des Lebens stecke, setzte Anselm Grün die christliche Tugend der Hoffnung dagegen, die sich auf eigene Kräfte stützt: „Das Leben ist ein Abenteuer. Wer dem Abenteuer aus dem Weg geht, der lebt ständig in der Angst, vom Leben überfordert zu werden.“

Besonders hob Anselm Grün hervor, die Liebe nicht zu versäumen, die sich vor allem in der Zuwendung und Sorge für andere Menschen zeigt. Die Botschaft kam an. Seinen Vortrag schloss er mit einem Ritual, für das alle Zuhörer von ihren Stühlen aufstanden und mit geöffneten Händen innehielten – in liebevoller Hinwendung zu sich selbst. Zahlreiche Besucher ließen nach dem Vortrag Bücher signieren oder wollten dem Pater danken. Für die Worte der Ermutigung, das Leben so zu würdigen, wie es geworden ist, auch mit all dem Versäumten und getragen vom Vertrauen, dass es sich in jedem Fall lohnt, das Leben zu wagen, ganz gleich wie die Reaktionen von außen auch ausfallen mögen. sis

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