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Channel: Aus der Stadt – Fränkischer Anzeiger
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Eine anschauliche Übersicht

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Verbindung von Naturerlebnis und Geschichtskunde im Burggarten

ROTHENBURG – Geschichtsinteressierte können sich freuen: Eine Informationstafel im Burggarten zeigt eine grafische Darstellung der staufischen Reichsburg Rothenburg, von der nicht viel erhalten ist, mit erläuterndem Text in Deutsch und Englisch.

Grafische Darstellung der staufischen Reichsburg mit zweisprachigen Erläuterungen. Foto: Schäfer

Grafische Darstellung der staufischen Reichsburg mit zweisprachigen Erläuterungen. Foto: Schäfer

Anhand des gedruckten Modells auf einer Aluminiumplatte kann man sich die alte Burg gut vorstellen und sich ein Bild über die Topografie des Geländes und die ursprüngliche Gestaltung der alten Burg machen. Horst Brehm, der frühere Kreisheimatpfleger, hat sich viele Jahre mit der alten Burganlage beschäftigt und wichtige Erkenntnisse gewonnen. Zusammen mit seiner Lebensgefährtin Regina Däschner, die ihn tatkräftig bei seiner Arbeit unterstützte, entwickelte sich die Idee, ein Burgmodell zu erstellen. Der Verein Alt-Rothenburg, der Verkehrsverein und der Verein Rothenburger Gästeführer unterstützten diese Intervention und halfen bei der Umsetzung, auch in finanzieller Hinsicht mit Zuwendungen von 1000, 500 und 800 Euro.

Einen großen Anteil hat auch das städtische Bauamt mit der Montage. Es setzte die Fundamente und passte die Stahlpfosten genau ein. Dr. Hellmuth Möhring übernahm die grafische Gestaltung, Dr. Ludwig Schnurrer die englische Übersetzung des Textes. Für die Zeichnung brachte sich der Grafiker und Burgenforscher Ferdinand Leja ein, langjähriger Mitarbeiter des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege in der Zweigstelle Nürnberg, und ein Freund von Horst Brehm. Das digitale Burgmodell war das letzte Projekt des Rothenburgers vor seinem Tod. Bürgermeister Kurt Förster lobte die gute Zusammenarbeit und die Mitarbeit der Beteiligten als „gelungenes Gemeinschaftswerk“.

Tourismuspolitik ist nicht Sache eines Ressorts oder einer politischen Ebene. Sie ist vielmehr eine Querschnittsaufgabe, die Kooperationen in vielen Bereichen erfordert. Kompetente Gästeführer helfen Potenziale einer Stadt und Region zu entdecken, zu identifizieren, zu vermarkten und zu verstärken. Sie vermitteln fachliche Inhalte und bringen den Gästen Aspekte der Rothenburger Kultur, die Schönheiten und Besonderheiten nahe. Als nächstes Gemeinschaftsprojekt kündigte Karin Bierstedt die Einweihung des Blindenstadtmodells an, das am Südturm der Jakobskirche aufgestellt werden soll. Als Termin nannte sie den 18. Februar.

Zum Abriss freigegeben

Die neue Informationstafel im Burggarten zeigt die Darstellung der frühen Burg um 1150, also kurz nach der Fertigstellung. Es handelt sich dabei um „eine ideale Momentaufnahme, die den heutigen Wissensstand zeigt“. Vielleicht kann man in einigen Jahren mit neuen Erkenntnissen und neuer Technik noch zusätzliche Aussagen treffen. Es gibt gesicherte Erkenntnisse, die belegt sind zur wechselvollen Geschichte. Anderes ist eher als Legende zu bewerten.

Das Burgmodell verschafft einen Eindruck von der imposanten Anlage der alten Königsburg aus der Vogelpers­pektive von Südost auf den ehemaligen Zugang, das heutige vermietete „Stadtgärtnerhaus“. Im Einzelnen sind auf der Tafe die beiden Bergfriede zu sehen, der Phara­munds­turm im Westen und der Wüstenturm im Osten. Die heute noch existierende Blasiuskapelle darf als ursprüngliche Burgkapelle gesehen werden und ist Teil des Pallas gewesen, des großen Saalbaus an der südlichen Burgseite, die als die repräsentative Ansichtsseite gilt. Der Pallas war das Hauptgebäude und nur dem König beziehungsweise Kaiser vorbehalten. Die repräsentativen Räume waren im Winter beheizbar. Nach bisherigen Erkenntnissen wird davon ausgegangen, dass der Saalbau mit der Blasiuskapelle verbunden war. Die Südostseite der Kapelle markierte die Südostseite der Kernburg. Im Westen wird ein großer Wohnbau vermutet.

Die Kernburg wurde von ihrem Vorwerk durch einen tiefen Graben geschützt, der sogenannte Halsgraben der Burg. Anwurfhalden dieses Grabens haben sich an der südlichen und nördlichen Hangkante erhalten und sind heute noch sichtbar. Nach Osten zu schließt sich das Vorwerk beziehungsweise der Wirtschaftshof der Anlage an. Im Vorwerk befinden sich zur Burg gehörende Wirtschaftseinheiten (Schmiede, Stallungen). Der Gerichtsplatz, der auch im Vorwerk vermutet werden muss, ist nur durch eine freie Fläche im Nordosten angedeutet, da nach heutigem Erkenntnisstand über das ursprüngliche Aussehen nichts bekannt ist.

Weiter im Osten befindet sich der zweite Graben. Weiter wird davon ausgegangen, dass der Zugang in der frühen Zeit über die südliche Hangkante, über das Vorwerk, über beide Gräben zum Haupttor führte. Die Grabenübergänge sind mit einfachen Holzbrücken angedeutet, da nicht bekannt ist, ob es Holz- oder Steinbrücken waren, wohl aber Zugbrücken.

Wie ist aus dieser Anlage der schöne Park geworden? Im 14. Jahrhundert wurden bereits große Teile der Burganlage abgetragen und noch heute sind Spolien aus der Zeit des 12. Jahrhunderts im Stöberleinsturm verbaut. Insgesamt kann man davon ausgehen, dass sehr viele Steine für die Befestigung der im 14. Jahrhundert neu entstandenen Südstadt verbaut wurden.

Warum hat man das zugelassen? Die Stadt war reich und aufstrebend. Die Zeichen der alten Vorherrschaft waren nicht mehr gewünscht und man wollte sich auch sichtbar emanzipieren. Nur der Pharamundsturm überstand die Zäsur und wurde erst in bayerischer Zeit durch Verwaltungsbeamte zum Abriss freigegeben. Er ist noch auf vielen alten Abbildungen sichtbar.

Im 17. und 18. Jahrhundert wurde die „Burg“ als Schießplatz, als Glockengießerei, als Lagerstätte genutzt. Der Park diente teilweise auch als Obstgarten. Die Zeit der Romantik ist für das heutige Erscheinungsbild der Parkanlage maßgeblich. Mit erhöhten Aussichtspunkten sollten Sichtachsen und Aussichtspunkte entstehen. Heute dient der Burggarten der Erholung und der Jugend als abendlicher Treffpunkt. sis


Valium für den Kämmerer

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Stadtrat gibt weiteren Planungen für Campus-Umbau grünes Licht

ROTHENBURG – Es ist schon eine beeindruckende Hausnummer: Laut Kostenplanung, die in der jüngsten Stadtratssitzung vorgestellt wurde, schlägt der Umbau der Luitpoldschule zum Studienzentrum mit 3,65 Millionen Euro zu Buche. Während Stadtbaumeister Michael Knappe die Bedeutung hervorhob, mit dieser Planung nun ein „belastbares, gutes Budget“ zu haben, sorgten sich angesichts dieser Summe zwei Ratsmitglieder um die Gesundheit und die Nachtruhe von Kämmerer Franz Fisch.

Musterbeispiel (helle Fläche) für Dämmung in Anlehnung an ehemaliges Fachwerk an der Westfassade. Foto: Scheuenstuhl

Musterbeispiel (helle Fläche) für Dämmung in Anlehnung an ehemaliges Fachwerk an der Westfassade. Foto: Scheuenstuhl

Letztlich fiel der Beschluss aber einstimmig aus, auf Grundlage dieses Zahlenwerks die weiteren Planungsschritte für den Umbau zu beauftragen. Die verantwortlichen Planer stellten dem Gremium zuvor die notwendigen Maßnahmen vor. Rund 1,09 Millionen Euro, beziehungsweise 30 Prozent der Gesamtkosten, werden für den Bauunterhalt aufgebracht. Die restlichen 2,53 Millionen Euro fließen in die eigentliche Herrichtung des Gebäudes für die Zwecke des akademischen Lehrbetriebs.

Stadtbaumeister Michael Knappe betonte, dass das nun vorliegende Raum- und Nutzungskonzept mit der Hochschule abgestimmt sei. Als einst eine Million Euro für die Generalsa­nierung vorsorglich in den Haushalt eingestellt wurden, lag dies noch nicht vor. Durch die jetzt erfolgte Benennung und Bezifferung der nötigen und von der Hochschule Ansbach gewünschten Arbeiten seien signifikante Kostenabweichungen in Zukunft nicht mehr zu erwarten.

Das Gebäude der Luitpoldschule habe schon lange gewisse Defizite aufgewiesen, erklärte der Bauamtsleiter. So musste beispielsweise mittlerweile an der Westseite des Gebäudes eine Platte zur Sicherung angebracht werden, damit das Gefache nicht herausfällt. Aufgrund der Mängel am Gebäude hatte man schon vor einigen Jahren mit dem Gedanken einer Generalsanierung gespielt, die aber aufgeschoben wurde, weil nicht feststand, wie das Gebäude einmal genutzt werden sollte.

Das 1902 erbaute Haus am Hornburgweg habe ein „tolles Treppenhaus“, einen „tollen leeren Dachstuhl“ und „wunderbare Details“ wie die alte Schulglocke, schwärmte Planer Christian Teichmann. Allerdings soll in diesem Gebäude nun ein „neues Studienangebot geschaffen werden, in dem neueste technische Medien eingesetzt werden und das sich durch innovative Lehr- und Lernangebote, sowohl virtuell als auch vor Ort, abhebt“. Für diese „innovative Ausrichtung“ sei auch „eine Gestaltung des Lernortes erforderlich“.

Zeugnis vergangener Tage: rundum Fachwerk am Luitpoldschulhaus.   Foto: privat

Zeugnis vergangener Tage: rundum Fachwerk am Luitpoldschulhaus. Foto: privat

In der Praxis heißt dies unter anderem, dass die gesamten Sanitäranlagen saniert werden müssen (Anhebung von Kinder- auf Erwachsenenniveau). Die anderen Räume werden für die Zwecke des Lehrbetriebs neu aufgeteilt und dementsprechend eingerichtet. Beim Blick auf das Raumnutzungskonzept der Hochschule Ansbach bekommt man den Eindruck, dass ohne Rückgriff auf das Englische nicht einmal eine so einfache Sache wie die Benennung von Räumen möglich ist.

So findet sich im Erdgeschoss neben Dozentenbüros und Auditorium ein „Selfbistro“. Im ersten Obergeschoss sind für Gruppenarbeiten „focus“ Räume vorgesehen. Außerdem gibt es eine „academic library“ und eine „inspiring corner“. Darüber sollen „think box“ und „creative lab“ die Studenten zu geistigen Höhenflügen anspornen, bevor beim „academic dining“ der fachlich-gesellige Austausch stattfindet.

Der Keller des 25 Meter hohen Gebäudes bleibt von den Sanierungsmaßnahmen unberührt. An der Westfassade wurde in den 60er Jahren das Fachwerk ausgetauscht. Diese sogenannte „versteinerte Wand“ soll nun eine Außendämmung bekommen, bei der das einstige Fachwerk im Putz abgebildet wird. Die anderen Wände mit Fachwerk werden von innen gedämmt. Ebenso werden aus Energiespargründen alle Fenster ausgetauscht. Zwar sind die Decken statisch tragfähig, doch bei den historischen Stahlbetonrippendecken im Keller- und Erdgeschoss muss nachgebessert werden: Sie bekommen unterseitig eine freitragende Brandschutzverkleidung.

Hinsichtlich der Haustechnik, deren Erneuerung von dem Würzburger Ingenieurbüro „Reinhard Engert Albert“ geplant wurde, gibt es ebenfalls eine Reihe von Maßnahmen, die zur Nutzung des Gebäudes notwendig sind. Aufgrund der 45 Jahre alten Leitungen muss die gesamte Hauseinspeisung erneuert werden. Um einen Legionellen-Befall zu vermeiden, wird sich auch der Trinkwasserbereitung angenommen.

Aufgrund der teilweise veränderten Raumanordnung müssen die Heizkörper neu angeordnet und angepasst werden. Zudem muss eine Abluftleitung für die Küche für das „academic dining“ eingebaut werden. Die umfassende EDV-Technik für die innovativen digitalen Lehr- und Lernmethoden erzeugt viel Wärme, die mit entsprechenden Installationen „heruntergekühlt“ wird, um eine Überhitzung zu verhindern.

Neben der Zweckmäßigkeit wird auch auf Optik wertgelegt: In den Klassenzimmern werden Sideboards als Installationsschächte genutzt. Ebenso verschwindet im Gewölbeflur der Kabelsalat in einer abgehängten Leiste. Die Telekommunikationsanlage sowie der Hausalarm werden komplett neu installiert. Um Barrierefreiheit zu gewährleisten wird ein transparenter Aufzug in die Anlage der Außentreppe integriert.

„Unruhige Nacht“

Hermann Schönborn, UR-Fraktionsvorsitzender, dankte den Planern für die „fundierte Darstellung“ der Maßnahmen, ohne die seine Fraktion die Beschlussvorlage „nicht genehmigt“ hätte. Zwar hätte es die UR „gerne billiger gehabt“, doch bleibe „nichts anderes übrig“. Die Fach­hochschule habe sich bei ihrem Raumnutzungskonzept „nicht unbedingt in großer Sparsamkeit geübt“, so Hermann Schönborn. Angesichts dieses Kostenrahmens befürchtet er für Kämmerer Franz Fisch eine „unruhige Nacht“.

SPD-Fraktionsvorsitzender Dr. Gün­ther Strobl bot – mit einem Augenzwinkern – dem städtischen Zahlmeister sogar an, ihm ein Rezept für eine Valiumtablette auszustellen. „Wir haben A gesagt, jetzt müssen wir auch B sagen“, fasste Bernhard Benz (SPD) die zwiespältigen Gefühle einiger Ratsmitglieder in Worte.

Brigitte Klingler (FRV) erkundigte sich, ob denn Möglichkeiten für Fördermittel oder Zuschüsse bestehen. „Zur Zeit ist dies nur Wunschdenken“, versuchte Kämmerer Franz Fisch die Erwartungen klein zu halten. So seien beispielsweise über die Städtebauförderung wohl lediglich „einige Zehntausende Euro“ an Unterstützung möglich.

CSU-Fraktionsvorsitzender Dr. Wolfgang Scheurer zeigte sich ungebrochen überzeugt vom Campus Rothenburg. Der Kostenrahmen sei im Vergleich zu anderen städtischen Investitionen in die Bildung „vertretbar“. „Jeder Euro kommt mehrfach zurück“, ist er sich sicher und verwies auf Erfahrungen anderer Städte, wo sich eine derartige Investition „mehrfach rentiert“ hätte.

Die Turnhalle ist momentan noch von Umbaumaßnahmen ausgenommen. Die Hochschule behält sie sich als Erweiterungsfläche vor, erklärte der Stadtbaumeister. Die Außenanlagen werden ebenfalls momentan noch so übernommen, wie sie einst für die Grundschüler angelegt wurden. mes

Traumstart in die Ferien

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Wochenende mit Farbrausch der Natur und Riesen-Besucherandrang

ROTHENBURG – War das ein Traumstart in die Herbstferien! Bei herrlichem Wetter mit goldener Oktobersonne zündete die Natur ein Feuerwerk der schönsten Farben. Viele nutzten die Gelegenheit zum Ausflug nach Rothenburg. Die Herbstmesse hatte einen ihrer bisher wärmsten Auftakte.

Der Kenner genießt und schweigt: traumhafter Blick in die herbstliche Natur auf der Sonnenseite der Rothenburger Altstadt.

Der Kenner genießt und schweigt: traumhafter Blick in die herbstliche Natur auf der Sonnenseite der Rothenburger Altstadt.

Da kamen die Kleinen bei ihren Runden auf dem Karussell in den Jacken schon fast ins Schwitzen. Und der sonst zur Herbstmesse gern zum Aufwärmen bereitgehaltene Glühwein war unter diesen nachsommerlichen Vorzeichen überhaupt kein Thema. An den Herbstmess-Ständen, die leider immer weniger werden, und in den Geschäften wurde fleißig eingekauft.

Am gestrigen Sonntag erlebte Rothenburg einen besonders großen Besucheransturm. Viele machten beim Bummel durch die Altstadt auf dem Marktplatz einen Stopp und sicherten sich vor den Cafés einen der begehrten Sonnenplätze.

Andere genossen beim Schwenk über die Südseite der Mauer den Blick auf die in herrlichste Herbstfarben getauchte Natur. Wer für ein paar Schritte mehr Zeit hatte vor die Altstadt, durfte sich beispielsweise im Wildbad-Areal mit wunderschönen Eindrücken belohnt sehen.

Doch auch unter Dach hatte Rothenburg an diesem Wochenende einiges zu bieten. Der Märchenzauber erlebte einen Start nach Maß. Mehrere größere Konzert- und Musikveranstaltungen lockten.

Bahn frei für die Karussellfahrt der beiden Nachwuchspilotinnen im Formel-1-Flitzer. Fotos: Weber

Bahn frei für die Karussellfahrt der beiden Nachwuchspilotinnen im Formel-1-Flitzer. Fotos: Weber

 

Nicht zu vergessen: die Vernissage zu den „Summarien“ von Veit Dietrich in der Spitalkirche als Beitrag zum Jubiläumsjahr-Auftakt Reformation. Wir berichten noch über die Veranstaltungen, die in ihrer Zahl fast zu viel waren für die Wochen­end-Kapazität selbst kulturbeflissenster Zeitgenossen. -ww-

Prägende Erfahrungen

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Frauenfrühstück thematisierte Einfluss der Geschwisterpositionen

ROTHENBURG – Das Frühstückstreffen für Frauen im Theatersaal der Tagungsstätte Wildbad zog auch am vergangenen Wochenende wieder zahlreiche interessierte Frauen an. Die Referentin Maria Walther, therapeutische Seelsorgerin aus Neuendettelsau, verstand es, mit ihrem Vortrag „Meine Geschwister und ich“ die Anwesenden anzusprechen.

Gut besucht war der Theatersaal beim Frühstückstreffen für Frauen.Fotos: Vorlaufer

Gut besucht war der Theatersaal beim Frühstückstreffen für Frauen. Fotos: Vorlaufer

Karin Sackenreuter konnte zahlreiche Gäs­te begrüßen. Dabei stellte sie auch kurz die Ziele des überkonfessionellen Vereins „Frühstückstreffen für Frauen in Deutschland“ vor und sprach ihre eigenen Geschwistererfahrungen an. Für die musikalische Umrahmung sorgten vier Mitglieder der Trommelgruppe Lebenshilfe Ansbach, Station Feuchtwangen, die die Anwesenden zum Mitklatschen anregten und sehr viel Beifall erhielten.

„Egal, ob Sie zwanzig oder siebzig Jahre alt sind, die Art, wie Sie denken, fühlen, handeln, ist immer mitgeprägt worden von dem Platz, den Sie in der Geschwisterreihe hatten“. Mit diesen Worten eröffnete Maria Walther ihren interessanten Vortrag. Mit ein paar Beispielen versucht sie die Thematik deutlich zu machen.

Anstrengend von Geburt an

Bei einem Beratungsgespräch kam eine Frau zu ihr, die sich völlig überfordert sah. Die gemeinsamen Gespräche machten deutlich, dass sie das jüngste von drei Geschwistern war und immer ihren Wert beweisen wollte. In einem anderen Beispiel führte die Referentin eine Frau an, die Probleme mit sich und anderen hatte. Es stellte sich heraus, dass sie die Älteste in ihrer Familie war. Den jüngeren Bruder beschrieb sie als äußerst anstrengend von Geburt an. Aus dieser Situation zog die ältere Schwester den Schluss, ich muss brav sein.

Maria Walther berichtete vom Gespräch mit einer Frau, die ein Einzelkind war. Egal, ob es sich um Spielzeug oder ein Kinderfahrrad gehandelt habe, es hieß immer: für ein einzelnes Kind lohnt sich das nicht. Sie habe ihr ganzes Leben gekämpft gegen dieses Gefühl „es lohnt sich nicht für mich“.

„Vielleicht habe ich mit diesen Beispielen den Zusammenhang deutlich machen können zwischen dem, was wir als Kinder erlebt haben an unserem Geschwisterplatz und dem Leben, das wir heute leben“, sagte die Referentin.

Die Trommler der Lebenshilfe brachten die Gäste zum Mitklatschen.

Die Trommler der Lebenshilfe brachten die Gäste zum Mitklatschen.

Sie stellte fünf Geschwisterpositionen vor: ältestes, zweites, drittes, jüngstes Kind und Einzelkind. Und wo Zwillinge sind, könne man auch beobachten, dass eins der Zwillinge die Rolle des älteren Kindes übernehme. Schwierig werde es dann, wenn sich die Wege trennen würden, dann müsse so jemand entweder lernen, selbst sein Leben zu gestalten, was mühsam sei, oder einen Partner suchen, der diese Rolle übernimmt.

„Was mir noch ganz wichtig ist, bevor ich jetzt diese verschiedenen Geschwis-terpositionen beschreibe, ist die Bemerkung, es geht nicht um Regeln und Festlegung, sondern es geht um Ähnlichkeiten, Tendenzen, Hinweise, die sich durch viele Untersuchungen herausgestellt haben“, betonte Maria Walther. Die Frage könne niemals sein, wie müsste ich sein als Älteste oder Jüngste oder Mittelkind, sondern immer: wie habe ich das erlebt, wie habe ich das empfunden und wie habe ich das verarbeitet.

Vom Ehe- zum Elternpaar

Damit man die Entwicklung eines Kindes verstehe, müsse man sich die Situation vorstellen, in die ein Kind hineingeboren werde. Schon in der Frühgeschichte der Menschheit sei es etwas Besonderes gewesen, ältestes Kind zu sein. Beim ersten Kind möchten die Eltern alles richtig machen, denn die Geburt eines ersten Kindes sei ein sehr einschneidendes Ereignis, wenn aus dem Ehe- ein Elternpaar werde. Erstgeborenes Kind zu sein, sei etwas Besonderes – bis das zweite komme. Dann habe das ältere Kind das Gefühl „der kleine König oder die kleine Königin wird vom Thron gestürzt“, stellte die Referentin fest.

Das zweite Kind sei von Anfang an nicht mehr so Mittelpunkt der Welt. Es sei ja schon einer vor ihm oder ihr da. Häufig werde dem zweiten Kind weniger Zeit gewidmet als dem ersten und die Aufmerksamkeit verteile sich notgedrungen auf zwei. Zwischen dem ersten und zweiten sei immer ein Wettstreit. Zweite Kinder würden sich in der Regel schneller anpassen und Kompromisse schließen, haben aber so ihre Tricks, wie sie sich vor der Verantwortung drücken könnten und trotzdem ihr Ziel erreichen.

In eine Familie mit drei Kindern sei das zweite das Mittelkind, das „Sandwich“-Kind. Es bekomme Druck von oben und von unten. Der Satz dazu heiße „zu spät geboren und doch zu früh“. Mittelkinder hätten es am schwers­ten, ihren Platz zu finden.

Die Situation, in die ein drittes Kind hineingeboren werde, sei: zwei seien schon vorher da und die hätten bereits eine Beziehung zueinander. „Das dritte ist die Dreingabe, das weckt in manchen die Aussage, ich habe es schon als Kind genossen allein zu sein.“ Dritte Kinder würden oft weniger die Zuneigung der Eltern, vielmehr sehr stark die Kontakte außerhalb der Familie suchen.

Maria Walther kam nun zum jüngsten Kind, dem „Nesthäkchen“ – zuletzt geboren, aber selten zu kurz gekommen. Wie sich die Persönlichkeitsstruktur des Jüngsten entwickele, hänge auch ab von der Haltung der anderen Familienmitglieder. Es erlebe nie eine „Entthronung“, denn es komme keines mehr nach, das ihm die Aufmerksamkeit der Eltern wegnehme, aber es habe lauter „Schrittmacher“ vor sich.

Keine Rivalität bei Einzelkind

Schließlich kam sie zum Einzelkind. Es begegne dem Vorurteil in der Gesellschaft, es sei verwöhnt. Die Situation in der es aufwachse – entweder ohne Geschwis­ter oder der Abstand sei so groß, dass keine Rivalität entstehe, begünstigt diese Entwicklung. „Ein Einzelkind erfährt viel Beachtung und niemand macht ihm seinen Platz streitig“, betonte sie. Es muss nicht teilen, muss nicht um die Gunst der Eltern kämpfen.

Niemand könne sich seinen Geschwisterplatz aussuchen, denn dieser Platz sei Gottes Geschichte mit uns. Er habe uns diesen Weg geführt, uns in dieser Familie aufwachsen lassen. „Dahinter steht Gottes Plan mit mir. Ich vertraue darauf, dass er aus dieser Lebensgeschichte etwas Brauchbares macht“, sagte die Referentin.

„Das Geschwisterthema ist wirklich eins, das uns ein Leben lang begleitet und die Geschwisterbeziehung ist normalerweise die längste unseres Lebens. Und der Platz, den wir in der Geschwis-terreihe hatten, hat Einfluss auf unser Leben, das wir heute führen, weil er immer unsere Persönlichkeit mit geformt hat“, zog Maria Walther das Resümee ihres Vortrages, für den sie lebhaften Applaus erhielt. vr

Aus der Kindheit der Reformation

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Ausstellung „Die Summarien Veit Dietrichs“ blendet in spannende Epoche zurück

ROTHENBURG – Es gibt Dinge, die können das Herz eines Alt-Dekans besonders erfreuen. Was bisher in einem Kellerwinkel des Pfarrhauses Rossmühlgasse vor sich hinschlummerte, von Dr. Dietrich Wünsch dort wiederentdeckt und in seiner ganzen Bedeutung aufbereitet wurde, gehört sicher dazu. Hinzu kommt, dass sich sein Fund der „Summarien Veit Diet­richs“ und die daraus entwickelte Ausstellung in der Heilig-Geist-Kirche wunderbar fügen ins allenthalben gefeierte Jubiläumsjahr der Reformation und Rothenburg hervorheben.

Ein Teil der Tafeln hängt unter den Wappen der Spital-Consule und Pfleger aus dem Rat.

Ein Teil der Tafeln hängt unter den Wappen der Spital-Consule und Pfleger aus dem Rat.

Die Vernissage in dem Gotteshaus am vergangenen Samstag wäre unter diesem Aspekt sozusagen als vorgezogener Startschuss und vor dem Hintergrund der eigenen Geschichte als tiefe Verbeugung der Tauberstadt vor dem Reformator und dessen Werk zu betrachten. Zum Reformationsfest in diesem Jahr, zwei Tage nach diesem Ausstellungsbeginn, haben allgemein die vielen Festlichkeiten und Veranstaltungen begonnen.

Überall dort, wo sich die lutherische Lehre durchgesetzt und in all den Jahren als Konfession behauptet hat, dürfen der große Reformator und sein Werk umfassend hochleben. Mit seiner Auffassung von Jesus als dem „fleischgewordenen Wort Gottes“ und Gottes Gnadenzusage an den (sündigen) Menschen revolutionierte Luther das Christentum zu seiner Zeit bis in unsere Tage.

In einer Epoche, als die Erfindung des Buchdrucks neue Maßstäbe setzte für die Verbreitung von Medien, sorgte er mit seiner Übersetzung der Bibel ins Deutsche dafür, dass sie innerhalb relativ kurzer Zeit im wahrsten Sinn des Wortes zum Volksgut werden konnte. Vorher war sie ausschließlich dem Klerus und den relativ wenigen Schriftkundigen vorbehalten.Die lutherische Bewegung hatte neben der zentralen und besonders wahrgenommenen Figur viele weitere, die ihr zum Durchbruch verhalfen. Eine davon war sicher jener Veit Dietrich (1505 bis 1549), Sohn eines Nürnberger Schuhmachers, und eine der prägenden Gestalten der fränkischen Reformationsgeschichte.

Bildnerische Darstellungen aus der Hand von Virgil Solis und Jost Ammann lassen besagten Folianten aus dem Jahr 1578 als eine Art illustrierte Glaubensfibel erscheinen und legen nahe, dass er für den Gebrauch im Spital angeschafft wurde und vor allem für die Wochenend-Gottesdienste im Einsatz war.

Seine Anschaffung war eine aus der Stadtpolitik resultierende Angelegenheit. Rothenburg wollte mit seiner Verfassung bis in die Kirche hinein ordnen. Bei dem in Leder gebundenen Buch der Spitalgemeinde handelt es sich ganz ausdrücklich nicht um eine Vollbibel, sondern um eine Art Schulbibel mit Verbildlichung zentraler Glaubenseinsichten und -grundsätze sowie mit Anleitungen zur Gestaltung der Gottesdienste.

160 große Illustrationen mit Erläuterungen umfasst das Werk. In der Ausstellung, die bis Ostern 2017 hängt, aber wegen ihres volksnahen und speziell auf Rothenburg bezogenen Ansatzes durchaus Verlängerung verdient hätte, ist eine Auswahl davon zu sehen. Auf verglasten Tafeln sind die Blätter mit ihren Illustrationen aneinandergereiht, versehen mit transformierenden Abschriften und Erläuterungen.

Mit Parallelen

Veit Dietrich wirkte vor allem durch sein „Agendbüchlein“, seine „Kinderpredigten“, die Herausgabe von Luthers „Hauspostille“ (einer Predigtsammlung) und nicht zuletzt durch seine „Summarien“ zur Bibel nachhaltig für die Verbreitung und Konsolidierung reformatorischer Lehre in Gottesdienst, Unterricht und häuslicher Andacht.

Er hatte in Wittenberg studiert, war Luthers Sekretär und seit 1535 Prediger an der Nürnberger Hauptkirche St. Sebald (und damit – auch das eine bemerkenswerte Paralelle – einer der Vorgänger des später hier tätigen Pfarrers Peter Noack. Er war in den ers­ten Jahren der Bildung eines evangelischen Kirchenwesens für Rothenburg einer der wichtigsten Berater und Helfer unseres Rates. Unter anderem konnte er 1548 Primus Truber, den später so genannten “Martin Luther Sloweniens”, der in Nürnberg Zuflucht gesucht hatte, nach Rothenburg zum Dienst an die Spitalkirche vermitteln.

Bei der Vernissage, zu der Pfarrer Ulrich Winkler unter anderem Dekan Hans-Gerhard Gross begrüßte, leuchtete Dr. Dietrich Wünsch in sachkundiger und dazu noch kurzweiliger Weise das damalige Umfeld des von ihm wiederentdeckten Büchleins aus. Kirchenmusikdirektor Ulrich Knörr ließ mit Orgel-Improvisationen zu „Ein feste Burg ist unser Gott“ und „Erhalt uns Herr bei deinem Wort“ aufhorchen.

Pfarrer Ulrich Winkler dankt Dr. Dietrich Wünsch (li) für dessen Initiative und Engagement. Fotos: Weber

Pfarrer Ulrich Winkler dankt Dr. Dietrich Wünsch (li) für dessen Initiative und Engagement. Fotos: Weber

Was passiert jetzt mit diesem wiederentdeckten alten Buch, das nicht im besten Zustand ist? Wenn der Wunsch der Ausstellungsmacher in Erfüllung geht, dann dürfte es – durch eine Restaurierung gefestigt – in Würde weiter altern und immer wieder die Gelegenheit wahrnehmen, an eine lange, spannende und spannungsgeladene Geschichte zu erinnern, sagte Dr. Wünsch: „An eine Geschichte, die Orientierung verschafft, Hoffnungen begründet, Versöhnung ermöglicht, Frieden gestiftet hat.“ Bei der aber Risiken und Nebenwirkungen sorgsam zu beachten seien zur wechselseitigen Beziehung zwischen Menschen und der Bibel.

Dem Ausstellungs-Initiator wurde mit vielen anerkennenden Worten und mit Flüssigem auch zum Abschluss seiner langjährigen Tätigkeit als Moderator der Reihe zu Glaubensfragen gedankt. Für seine Frau Edith gab es einen Blumenstrauß, für seinen Sohn Helmut die Anerkennung, tatkräftig zur Schau beigetragen zu haben. Fotograf und Bildbearbeiter Willi Pfitzinger, der nicht bei der Vernissage mit von der Partei sein konnte, ernete viel Lob. -ww-

„Es braucht das Gespräch“

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Eine Begegnung auf Augenhöhe ist kaum machbar, ohne den guten Willen beider Partner

ROTHENBURG – Die Wurzeln der Reformation haben sich mittlerweile tief in die ganze Welt eingegraben. In diesem Durcheinander herrschen nicht unbedingt einfache Verhältnisse. Keineswegs einfacher wird diese Situation durch die weltweiten Migrationsströme, mit denen die ganz anders reformierten Kirchen heute auch in Europa präsent sind. Sie stellen die hiesigen Kirchen vor neue Herausforderungen.

Festliche Klänge: Der Bezirksposaunenchor unter der Leitung von Jan-Peter Scheurer. Foto: Schäfer

Festliche Klänge: Der Bezirksposaunenchor unter der Leitung von Jan-Peter Scheurer. Foto: Schäfer

Der Dekanatsbezirk Rothenburg lud auch in diesem Jahr zu einem Festabend zum Reformationsfest in die Jakobs-Kirche ein. Die Gläubigen mussten sich warm anziehen, denn das sonst temperierte Gotteshaus blieb kalt. Die Heizung ist kaputt. Ein Blitzschlag Ende Juni hatte auch die Orgel und Geläut außer Gefecht gesetzt. Feierliche Chor- und Orgelmusik, Gebet und Segen durch Dekan Hans-Gerhard Gross wärmten die Herzen. Die Kanzelrede von Dr. Claudia Jahnel bot Raum zum Innehalten und Nachdenken.

Zu den Facetten der globalisierten Reformation gehört die Bewältigung aktueller Fragen, welche die Kirchen an den verschiedenen Orten der Welt bewegen. Dr. Claudia Jahnel beschäftigt sich bei Mission „EineWelt“ in Neuen­det­tels­au mit Konzepten interreligiöser Kompetenz– eine Schlüsselqualifikation des 21. Jahrhunderts in pluralen Gesellschaften und Kulturen. „Wir stehen in einer Tradition, die uns in die Verantwortung nimmt, Freiheit nicht nur für uns zu postulieren und Beziehungen zu verstärken, sondern Grenzen abzubauen.“

In ihrer mit Applaus bedachten Rede schlug sie einen Bogen zur Geschichte Rothenburgs im Jahr 1407, „als die Stadt ihre Burg entfestigte“, wie sie sagte, um ihre Nutzung als Belagerungsbau durch Friedrich IV zu vereiteln: „Die Entfestigung einer Festung. Der Abbau von Grenzen. Politischer Widerstand – und zugleich: Zulassen von Verletzbarkeit. Denn ohne Grenzen, ohne Mauern, ohne ein Bollwerk, hinter dem wir uns verschanzen und andere ausschließen, sind wir verletztlich.“

Die reformatorische Bewegung sei längst zu einer weltumspannenden Bewegung geworden. „Wir können sprechend und handelnd eingreifen in unsere Welt, und uns dabei auf Gottes Zusage und auf unsere guten Traditionen stützen“. Die größte Herausforderung heute sei es, „die Freiheit und das Recht auf Freiheit auch für Andersdenkende und Andersglaubende zu öffnen und den Geltungsbereich der Freiheit nicht auf den Raum unserer Burg zu beschränken.“

Eine zentrale Voraussetzung für diese Entgrenzung der Freiheit sei, „dass der Glaube gebildeter Glaube ist“. Auch akademisch gebildete Religion sei nicht gefeit vor fundamentalistischer Engstirnigkeit und Unfreiheit, so Dr. Claudia Jahnel. Seit der Reformation wurden Personengruppen als „irrational“ abgestempelt, ausgeschlossen, verurteilt und verfolgt. „In unserer Zeit sind es neu-pfingstlerische christliche Gruppen und vor allem der Islam, dem heute in besonderer Weise die Rolle des irrationalen Anderen zugeschrieben wird.“

Was sie in Deutschland derzeit wahrnehme, sei eine deutlich vorhandene Skepsis, sowohl gegenüber anderen Religionen als auch gegen­über den nach Europa zurückkehrenden Kirchen reformatorischen Ursprungs. Angesichts einer immer mehr fortschreitenden Technisierung und Ökonomisierung unserer Lebenswelt seien die Früchte der Moderne auch nicht unumstritten. Die Sprache der Ökonomie sauge die religiöse Sprache auf und vermarkte ihre Produkte als neue Heilsversprechen. „Wer kennt nicht auch bei uns die Frage, wie wir das Feuer des christlichen Glaubens, der Liebe und der Hoffnung, das Herz öffnen – nicht nur den Verstand – die Sehnsucht nach der Sehnsucht wieder entzünden lassen können.“

Auch eine immense Bildungsaufgabe werde zugemutet: „Wir brauchen einen gebildeten Glauben, der in Frage stellt und sich hinterfragen lässt.“. Gebildeter Glaube müsse differenzieren und andere Wissensformen zur Kentnis nehmen: „Nur so laufen wir nicht Gefahr, dass wir Freiheit nur für uns in Anspruch nehmen, die Freiheit, anders zu glauben oder zu denken, aber massiv einschränken“. Gebildeter, freiheitsfähiger Glaube wachse nicht allein: „Er braucht das Gespräch.“ sis

Fließender Übergang

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Montessori-Vereine aus Rothenburg und Ansbach kooperieren

ROTHENBURG – Gemeinsam die Montessori-Pädagogik im Landkreis Ansbach stärken: das ist einer der wichtigen Gründe für den Montessori-Förderkreis Rothenburg und den Montessori Verein Ansbach eine Kooperation einzugehen.

Beim Unterschreiben des Kooperationsvertrags.Foto: M. Sailer

Beim Unterschreiben des Kooperationsvertrags. Foto: M. Sailer

Die beiden Ersten Vorsitzenden der Vereine, Sabine Knappe aus Rothenburg und Marion Lepold aus Ansbach, haben den Vertrag unterschrieben, der ganz konkrete Bestandteile hat. „Wir wollen unseren Kindern ­einen fließenden Übergang an ei- ne Montessori-Sekundarstufe ermöglichen“, erklärt Marion Lepold. Vom Kinderhaus bis zur vierten Klasse der Primarstufe können sich Kinder aus Ansbach und Um­gebung bereits im Sinne der Montessori-Päda­gogik entwickeln und lernen.

Ab der fünften Klasse haben die Schülerinnen und Schüler nun die Möglichkeit, die Sekundarstufe der Montessori-Sekundarstufe in Rothenburg ob der Tauber zu besuchen. Im Rahmen des offiziellen Vertrags beginnt dabei die Übergangsphase bereits in der vierten Jahrgangsstufe mit Unterrichtsbesuchen und gemeinsamen Veranstaltungen. Im Schuljahr 2017/2018 sollen die ersten Schülerinnen und Schüler nach Rothenburg wechseln.

Ressourcen bündeln

Auch Sabine Knappe freut sich über die enge Kooperation: „Wir bekommen so zusätzliche Montessori-erfahrene Kinder an unsere Schule.“ Neben einem gezielten Wissensaustausch der Schulleitungen planen die beiden Vereine auch, ihre Ressourcen zu bündeln, um mit gemeinsamen Aktionen, Veranstaltungen und Fortbildungen sowie einer abgestimmten Öffentlichkeitsarbeit weiter über die Montessori-Pädagogik zu informieren.

„Wir sind davon überzeugt, dass die Art wie Kinder der Montessori-Schule lernen sich Wissen anzueignen, genau das ist, was Gesellschaft und Unternehmen auch brauchen“, ist sich Marion Lepold sicher, und das müsse in der Öffentlichkeit noch besser wahrgenommen werden. bt

Herbstmesse lockt weiter

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Ein großer Besucherandrang für Volksfest und Altstadt am Feiertag

ROTHENBURG – ,,Dös paßt scho!” meint ein Schausteller auf die Frage, wie er mit dem Verlauf der Herbstmesse zufrieden ist. So locker lassen sich generell die Eindrücke eines Rundgangs zusammenfassen, denn bei sonnigem Wetter erlebten Volksfest und Altstadt einen großen Besucheransturm. Dabei lockten die Einkaufsmöglichkeiten des Handels am Feiertag Allerheiligen.

Mit den Sonnnenstrahlen kamen am Feiertag einige tausend Besucher auf den Schrannenplatz. Fotos: diba

Mit den Sonnnenstrahlen kamen am Feiertag einige tausend Besucher auf den Schrannenplatz. Fotos: diba

Schon am letzten Wochenende durfte man sich über den erfolgreichen Auftakt freuen und am Feiertag setzte sich der Ansturm fort, so dass Messe-Beschicker wie Einzelhändler allen Grund haben gelassen auf das anstehende Wochenende zu sehen – auch wenn sich jetzt die Sonnenstunden reduzieren. Laut Wetterbericht wird man auch mal einen oder zwei regnerische Tage bis zum Volksfest­ende nächsten Sonntag verkraften müssen, was aber der Gesamtbilanz nicht allzu abträglich sein dürfte.

Unverändert erweist sich die Kombination von traditioneller Altstadt-Herbstmesse und einkaufsoffenen Sonn- und Feiertagen als Magnet für die Bewohner des Umlandes. Wer an Allerheiligen durch die Gassen schlenderte, dem drangen besonders viel hohenlohische und schwäbische Klänge ans Ohr, denn die Württemberger gehören schon immer zu den treuen Besuchern und Kunden.

Und was sagen die Gäste: „Wir machen immer unseren Familienausflug nach Rothenburg zur Herbstmesse und zum Bummeln in der Stadt”, meint eine Mergentheimer Familie auf unsere Nachfrage und auch von anderen hören wir Ähnliches. Dazu kommen nicht wenige Touristen, die teils den Montag als Brückentag genutzt haben und einen verlängerten Wochenendausflug unternehmen, was auch einzelne Häuser bei den Übernachtungsbuchungen merken (diese Woche sind auch noch Herbstferien in Bayern).

Besucher an Allerheiligen – erinnert man sich noch an die Stadt ohne Außenbestuhlung?

Besucher an Allerheiligen – erinnert man sich noch an die Stadt ohne Außenbestuhlung?

Der Handel wurde am verkaufsoffenen Feiertag durch den bewährten Zubringer-Pendelservice für die Gäste unterstützt, wie ihn das Stadtmarketing wieder organisiert hatte. Dabei geht es nicht nur um die Altstadt, sondern auch um die diversen Betriebe und Läden, die außerhalb der Mauern mit ihren Angeboten zur Einkaufsattraktivität beitragen. Freuen konnten sich die Teilnehmer an der Gewerbeschau, die letztes Wochenende in der Schrannenscheune stattfand, über großes Interesse.

Mit dem „Stelldichein der Vereine“ am kommenden Samstag und Sonntag von 13 bis 18 Uhr in der Schrannenscheune klingt die Herbstmesse 2016 dann aus. Am Samstagabend gibt es schon wieder einen neuen Höhepunkt im Veranstaltungsreigen, denn es findet der 10. Altstadt-Lichterlauf statt. Mit Schweinwerfern und Fackeln werden dabei Abschnitte der Laufstrecke illuminiert sein. Und in drei Wochen ist Reiterlesmarkt! diba


Schritt in die Öffentlichkeit

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„Stelldichein der Vereine“ zeigt Spektrum des bürgerschaftlichen Engagements

ROTHENBURG – Sie sind das Rückgrat für den gesellschaftlichen Zusammenhalt: Vereine leben Mitmenschlichkeit. Welch breites Spektrum an Beteiligungsmöglichkeiten Rothenburg und das Umland zu bieten hat, zeigt sich am kommenden Wochenende beim „Stelldichein der Vereine“ in der Schrannenscheune im Rahmen der Herbstmesse.

Ohne das Ehrenamt wäre vieles nicht denkbar und durchführbar. Doch was macht welcher Verein eigentlich genau? Inwiefern können einen selbst die vielseitigen Angebote betreffen? Oder noch besser: Wie kann man seine eigenen Talente und Interessen miteinbringen? Auf diese Fragen möchten die engagierten Ehrenamtlichen beim Stelldichein der Vereine in der Schrannenscheune am Samstag und Sonntag von 13 bis 18 Uhr Antworten geben.

Die Gesamtheit an Vereinen in Stadt und Land kann auf dem begrenzten Platz natürlich nicht abgebildet werden. Mit den insgesamt elf ausstellenden Gruppen – darunter auch der eine oder andere Neuzugang – wird aber ein relativ ausgewogener Ausschnitt aus den unterschiedlichen Bereichen – sportlich, sozial und technisch – geboten. Die Vereinsschau ist also durchaus einen Abstecher wert, selbst wenn man sich gerade kein (weiteres) Engagement in einem Verein vorstellen kann. Es schadet schließlich nie, wenn man für den Fall der Fälle dann doch eine Anregung im Hinterkopf hat.

Die engagierten Ehrenamtlichen hoffen auf viele Besucher beim Stelldichein der Vereine in der Schrannenscheune, die sich über ihre Angebote informieren wollen.Foto: Scheuenstuhl

Die engagierten Ehrenamtlichen hoffen auf viele Besucher beim Stelldichein der Vereine in der Schrannenscheune, die sich über ihre Angebote informieren wollen. Foto: Scheuenstuhl

Wie in der regulären Vereinsarbeit, legen sich die Vetreter und Mitglieder der Vereine auch für ihren Messeauftritt mächtig ins Zeug. Einige haben den Vorteil, dass sie dank ihrer Sportgeräte, Sammler- oder Werkstücke optisch die Blicke wie magisch anziehen. Letztlich kommt es für alle aber einfach darauf an, dem Verein ein „Gesicht zu geben“, denn die Menschen, die den jeweiligen Verein ausmachen, sind immer noch die besten „Werbeträger“, weil sie mit Freude und persönlicher Überzeugung von ihrem Engagement, Sport oder Hobby erzählen.

Ein Vertreter des sportlichen Bereichs in der Schrannenscheune ist die Schützen-Gilde Rothenburg, die derzeit 163 Mitglieder zählt. Um einen Einblick in das Sportschießen zu gewähren, sind an ihrem Stand zwei Lichtgewehre aufgebaut, mit denen man seine ruhige Hand und seine Treffsicherheit selbst einmal testen kann. Der zweite ortsansässige Sportverein ist der Modellflug-Club Rothenburg. Interessierte können an diesem Stand gefahrlos ihre ersten Flugversuche mit Hilfe eines Simulators machen. Deneben gibt es noch Flugmodelle aus verschiedenen Sparten zu bewundern sowie Bilder und Filme der Vereinstätigkeiten.

Auch im Umland frönt man der Leibesertüchtigung. So stellt heuer die Sportgemeinschaft Diebach wieder ihre verschiedenen Gruppen vor, unter anderem die Schlepperfreunde und die Diebacher Edelknechte. Die Bogenschützen zeigen, was es mit dem traditionellen intuitiven Bogenschießen auf sich hat, wie man mit Pfeil und Bogen Körper, Geist und Seele stärken kann. Und die Liebhaber der betagten Landwirtschaftsmaschinen bringen sogar einen ihrer 46 motorisierten Schätze mit in die Schrannenscheune. Ein Höhepunkt ihres regen Vereinslebens war zweifellos die Teilnahme an der diesjährigen Traktor-Weltmeisterschaft am Großglockner.

Von der damaligen Technik zu neuesten Spielereien für zuhause: Die Zukunftswerkstatt „FabLab“ lädt die Besucher in der Schrannenscheune ein, selbst aktiv zu werden. Es besteht die Möglichkeit, ein eigenes Motiv zu entwerfen, das mit einem Schneidplotter und einer Thermotransferpresse auf eine Tasche gebracht wird. Elektronik-Fans können sich einen kleinen Bürstenroboter bauen.

Der gesellschaftlich-soziale Bereich wird zum einen durch den Rothenburger Ortsverein der Arbeiterwohlfahrt mit seinen 30 Mitgliedern vertreten. Sie informieren über die Betreuungsangebote in der Tauberstadt wie Kinderkrippe und -hort sowie die Kindertagesstätte. Auch die Projektschmiede präsentiert ihre Arbeit und ihre Dienstleistungen. Zum anderen wird an einem eigenen Stand das Schülercoaching vorgestellt, bei dem ein Ehrenamtlicher jeweils einen Mittelschüler bis zum Abschluss begleitet, ihn motiviert, ihm hilft sein Selbstvertrauen zu stärken und in geringem Maße auch im Schulischen unterstützt.

Drei auf einen Streich heißt es am gemeinsamen Stand von „Mein zweites Leben“, Hospizverein und „Wegwarte“. Sie decken ein breites Spektrum an Unterstützungsangeboten ab: Von Hilfestellungen im Krankheitsfall durch Selbsthilfegruppe und einer zusätzlichen Sprechstunde für neurologische Erkrankungen („Mein zweites Leben“) über die Nachbarschaftshilfe („Wegwarte“) bis hin zur Trauerbegleitung und einem Trauercafé (Hospizverein). Auch die Rothenburger Reservistenkameradschaft ( insgesamt 86 Mitglieder) macht sich mitsamt Uniformen, Einmannpackung (EPA), Fotos und Videos auf zum Stelldichein in der Schrannenscheune, um über ihre Rolle als Mittlerin zwischen Zivilisten und der Bundeswehr aufzuklären. mes

Wo der Unsinn zuhause ist

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Englisches Stationentheater entführte Publikum in Alices Wunderland

ROTHENBURG – Im gutgewärmten, verdunkelten Theatersaal während des bedeutungsschwangeren Monologs der Hauptfigur kurz einmal einnicken – dies passiert einem bei der Butterfly Theatre Company garantiert nicht. Denn das erstklassige Ensemble nahm bei seinem erneuten Gastspiel in Rothenburg im Rahmen der Märchenwoche die Zuschauer mit auf eine atemberaubende Reise durch das Wildbad, das sich dank einfallsreicher Kostüme, Requisiten und Bühnenbilder in Alices Wunderland verwandelte.

„Wir sind alle verrückt“, verrät die umtriebige Grinsekatze der verwirrten Alice, die verzweifelt versucht ihren Weg nach Hause zu finden. Dem einen oder anderen Zuschauer mag sich dieser Eindruck schon längst aufgedrängt haben. Denn anders als in gewöhnlichen Aufführungen ist man beim Stationentheater der Butterfly Theatre Company mittendrin im Geschehen. Man nimmt hautnah am skurril-witzigen Irrsinn des Wunderlandes teil und wähnt sich an manchen Stellen sogar als Einwohner dieser wundersamen Welt.

Dieses Eintauchen in das Phantasiereich ist maßgeblich den ausgezeichneten Schauspielern zu verdanken, die die sonst so unüberbrückbare Kluft zwischen Bühne und Publikum einfach ignorieren. Sie schauen die Zuschauer direkt an, sprechen sie an und lassen sie sogar darüber entscheiden, ob Alice sich des Verrats schuldig gemacht hat oder nicht. Für die Schauspieler sei dies eine besondere Erfahrung, erklärt Regisseur Nicholas Humphrey.

Beim Krocket-Spiel mit Flamingo gilt es die herrische Herzkönigin (2.v.l.) nicht zu verärgern.Fotos: Scheuenstuhl

Beim Krocket-Spiel mit Flamingo gilt es die herrische Herzkönigin (2.v.l.) nicht zu verärgern. Fotos: Scheuenstuhl

Entsprechend der sogenannten Meisner-Technik bleiben die Schauspieler „im Moment“ – warten also nicht verkrampft auf das Stichwort für ihren Einsatz –, um auf Einflüsse von außen reagieren zu können. Und hierfür bieten sich einige Gelegenheiten in der Tagungsstätte. Auf Alices Spuren wandern die Zuschauer durch das Wunderland Wildbad und entdecken dabei malerische, prunkvolle und meist verborgene Orte in dem beeindruckenden Gebäude, bei normalen Tagungsbetrieb.

Auch das Theater-Team ist begeistert von seiner Spielstätte zu Füßen der Tauberstadt. Nur die langen Wege zwischen den einzelnen Szenen sind eine kleine Herausforderung. Im Laufschritt geht es deshalb zügig von einem Raum zum nächsten, was jedoch nicht als Stress empfunden wird, sondern die Spannung aufrechterhält (dank der passenden, steten akustischen Untermalung) und das Gefühl vermittelt, mit Alice zusammen auf der verzweifelten Suche nach dem rettenden Ausgang aus dem Wunderland zu sein.

Dabei geht es mitunter vorbei an Tagungsgästen, die während ihrer Kaffeepause durch die Gänge schlendern – besser hätte man kaum darstellen können, wie nah Normalität und Unsinn beieinander liegen. Denn Alices Wunderland mit seinen sonderbaren Cha­rakteren weist viele Parallelen zu der vermeintlich rationalen Welt auf, so Nicholas Humprey. Hier wie dort liege es in den Händen der Mächtigen, die Welt nach ihren Vorstellungen zu formen. Nur Außenseiter können frei sprechen und Missstände anprangern – müssen dafür aber die Konsequenzen tragen. Und Ed Hartland, Autor des Textbuchs für diese Theateradaption, möchte mit seiner Version dem Publikum einen „Eindruck vermitteln, was direkt unter der Oberfläche liegt“. Seine Charaktere dürfen deshalb ihre dunklen Seiten ausleben, wodurch Alices Aufgabe, sich aus dem zunehmend bedrohlicheren Wunderland zu befreien, noch dringlicher wird.

Die britische Note darf bei der in London beheimateten Theaterkompanie natürlich nicht fehlen. Zum einen wird das Stück in der Muttersprache der Schauspieler aufgeführt – für Liebhaber des klangvollen britischen Englischen ein wirklicher Ohrenschmaus. Zudem kommt man dadurch in den Genuss der Trockenheit und der typischen Untertreibungen, die den britischen Humor auszeichnen. Aufgrund der Bekanntheit der Geschichte und des Spiels der Darsteller kann man dem Stück auch folgen, wenn die letzte Englisch-Stunde ein Weilchen her ist.

Zum anderen stellen die Briten ihre Gastfreundschaft unter Beweis. Denn wenn sie sich mit etwas auskennen, dann ist es das Teetrinken. Und so sind auch die Zuschauer zu einer Tasse Tee in Gesellschaft des verrückten Hutmachers und des Märzhasens eingeladen. Die ausgebildeten Schauspieler, die die Hauptfiguren verkörpern, werden von Schülern der Heidelberger Elisabeth-von-Thadden-Schule unterstützt. Alle überzeugen mit einer beeindruckenden Schauspielleistung und bringen ihre Cha-raktere mit ihren irrwitzigen Wesenszügen zum Leben.

Im Programm der Rothenburger Märchenwoche ist das Stationentheater einer der Höhepunkte. Und auch hinsichtlich des allgemeinen Theaterlebens in der Stadt ist es eine schöne Abwechslung, junge und talentierte Schauspieler zu erleben, die einen (internationalen) Blick über den altbekannten Bühnenrand gewähren. Das ambitionierte Team hätte deshalb einen besseren Termin verdient als 11 Uhr und das noch in den Herbst-ferien. Die Resonanz bei der Abendvorstellung am Feiertag beweist aber, dass Neues durchaus angenommen wird. mes

Wurzeln mit Sprengkraft

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Starker Bewuchs und Wurzelholz lockerten Steine in der Stadtmauer

ROTHENBURG – Rechtzeitig vor den Wintermonaten stehen die notwendigen Sanierungsarbeiten an historischen Bauwerken vor dem Abschluss.

Momentan läuft noch die Instandsetzung der Stadtmauer in einem Abschnitt von zirka sechzig Metern im Burggarten. In diesem Bereich wurden Bewuchs und Wurzeln entfernt, die der Mauer schwere Schäden zugefügt haben. Sie hatten Mauersteine gesprengt und gelockert. Da war Gefahr in Verzug. Zu Beginn der Maßnahme mussten Teile der Mauer abgetragen, das Wurzelwerk entfernt und die Mauer dann wieder aufgebaut werden. Ein Gerüst ist notwendig, um die zu bearbeitenden Bereiche auf sicherem Wege zu erreichen.

Der Endspurt läuft glatt, wenn das Wetter mitspielt. Foto: sis

Der Endspurt läuft glatt, wenn das Wetter mitspielt. Foto: sis

Loses und mürbes Fugenmaterial wird fachmännisch ausgekratzt und die Fugen dann mit einem dem Original ähnlichen Kalkmörtel wieder verfugt. Frost kann man dazu nicht brauchen. Kalte Temperaturen verhindern beziehungsweise verzögern das Abbinden des Mörtels und stören somit den Haftverbund zwischen Stein und Mörtel. Schon länger registrierte das städtische Bauamt mit Sorge, dass der Muschelkalk aus den Fugen des historischen Mauerwerks rieselte. Die Oberfläche der Steine wird behutsam gereinigt. um die historisch überkommene Patina zu erhalten. Mit der Maßnahme beauftragt ist die Rothenburger Firma Hepp. Das Auftragsvolumen beträgt rund 45000 Euro.

Die baulichen Maßnahmen, die die Altstadt mit ihren Mauern und Türmen, Rathaus und Brunnenanlagen betreffen sind für dieses Jahr weitestgehend abgeschlossen, wie es heißt. Bereits beendet ist die Sanierung der Innenhöfe in der Spitalbastei. Das Baugerüst wird in der kommenden Woche abgebaut. Dafür wird an diesem Montag nochmals die Tordurchfahrt gesperrt. Am Rathaus werden aktuell noch die Schneefangbretter ausgetauscht, um auch hier wieder die Sicherheit herzustellen. Für das nächste Jahr sind erneut Mauerarbeiten an Türmen und Stadtmauer geplant, es werden weitere Brunnen saniert. Insgesamt und abschließend kann man sagen: es gibt jede Menge zu tun. sis

Einstieg geschafft

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Bei den Rothenburger Studenten rauchen die Köpfe

ROTHENBURG – Aller Anfang ist schwer. Das gilt auch für die Studenten des Studiengangs Interkulturelles Management, die am neuen Hochschulstandort Rothenburg in das ers­te Semester gestartet sind.

Bis die Luitpoldschule zum „Campus“ als neue Außenstelle der Hochschule Ansbach umgebaut ist, finden die Präsenzveranstaltungen in Schulräumen des Reichsstadt-Gymnasiums statt oder ausnahmsweise auch schon einmal in der Luitpoldschul-Turnhalle. Ursprünglich sollte die Bauphase bis Oktober 2017 abgeschlossen sein. Da jedoch die Arbeiten deutlich umfangreicher sein werden, wird der Termin wohl nicht zu halten sein, meint Stadtbaumeister Michael Knappe. Realistischer sei die Fertigstellung zum Jahreswechsel 2017/2018.

Nach der Orientierungsphase über Inhalt und Aufbau des Studiums, Studienordnungen, Stundenplan, Lehr- und Lernmittel, haben die Studenten begonnen, sich die Themenbereiche des ersten Semesters zu erschließen und den Stoff zu vertiefen. 45 Studenten sind in das erste Semester gestartet, davon vier Teilzeitstudierende, die übrigen studieren in Vollzeit. Das ist eine Zahl, die sich sehen lassen kann, für einen Studiengang, der zum ersten Mal startet – mit einem an der Hochschule völlig neuen Konzept. „Wir sind also sehr zufrieden“, sagt die für das Studienzentrum Rothenburg zuständige Referentin Jessica Eizenhöfer.

Zu Besuch am Hochschulcampus: Das Reichsstadt-Gymnasium ist noch länger Ausweichquartier für die Vorlesungen.   Fotos: Schäfer

Zu Besuch am Hochschulcampus: Das Reichsstadt-Gymnasium ist noch länger Ausweichquartier für die Vorlesungen. Fotos: Schäfer

In diesem Wintersemester gibt es 14 Präsenztage, an denen Vorlesungen und Übungen durch die Dozenten stattfinden. Ergänzt werden diese durch zusätzliche Angebote der Tutoren, in denen Aufgaben besprochen, Themen vertieft und Kompetenzen für ein erfolgreiches Studium vermittelt werden. Ein Semester dauert sechs Monate, also ein halbes Jahr. Der Bachelorstudiengang Interkulturelles Management mit der Länge von sechs Semestern erstreckt sich also über drei Jahre.

Durch einen Mix aus Online-Studium und Präsenzveranstaltungen wird ein flexibles Angebot geschaffen. Dies ist besonders geeignet für Berufstätige und Personen mit einem hohen Anspruch an ein bewegliches, anpassbares Studienangebot. Neben betriebswirtschaftlichen Grundlagen werden interkulturelle Kompetenzen vermittelt. Zu den betriebswirtschaftlichen Fächern gehören beispielsweise die Themengebiete Allgemeine Betriebswirtschaft, Personalwesen und Finanzen. Im Bereich der interkulturellen Kompetenzen werden unter anderem Sprachen, Kommunikation und Management angeboten. Eine hohe Praxisnähe wird in der Vertiefung durch die Schwerpunktwahl erreicht: Gastronomie und Tourismus, Handel und Dienstleistung, Produktion und Handwerk. In diesen Vertiefungszweigen werden reale Fälle aus dem Unternehmenskontext bearbeitet.

Im neuen „Campus“ werden neben Seminarräumen vor allem Gruppenarbeitsräume geschaffen, in denen die Studenten zum Beispiel während der Online-Phasen selbstorganisiert arbeiten können. Darüber hinaus wird es Einzelarbeitsplätze geben, die für das konzentrierte Lernen und Arbeiten da sind. Mit Kreativ- und Innovationsräumen werden Lernbereiche geschaffen, die es erlauben, Hochschule mal ganz anders anzugehen. Das passt zum Angebot „virtuelles Klassenzimmer“ , in dem die Studenten viel Disziplin und Selbstorganisation mitbringen müssen. So hat jeder die Chance, auf seine Weise zu lernen, sich je nach Lerntyp neue Wege des Wissenserwerbs zu erschließen. Und dann gibt es am „Campus“ auch die Einrichtungen, die an einer Hochschule selbstverständlich nicht fehlen dürfen, wie Computer-Arbeitsplätze, die den Studierenden zu bestimmten Zeiten zur Verfügung stehen, eine Bibliothek und die Büros für Dozenten, Mitarbeiter und Verwaltung.

Junge Leute und gestandene Erwachsene brüten über Vorlesungsunterlagen und Büchern oder erarbeiten gemeinsam mit den Dozenten die im Lehrplan vorgesehene Stofffülle. Ein Student ist wegen des Studiums von München nach Rothenburg umgezogen. Ein anderer junger Mann legt für die Anwesenheitstermine die 250 Kilometer lange Strecke von Schongau zurück. Die meisten Studierenden kommen aus der Region. Jonathan (20) aus Gunzenhausen hat Fachabitur: „Die Kombination aus Sprachen und Wirtschaft ist interessant , ebenso die große Flexibilität.“ Eine 18-Jährige aus Wörnitz hat heuer ihr Abitur gemacht und jobbt neben dem Studium im Verkauf. „Ich hatte in der Schule drei Fremdsprachen und finde die Verbindung mit BWL genau das Richtige für mich.“ Eine 29-jährige Mutter in Elternzeit mit mehrjähriger Erfahrung als Kauffrau im Einzelhandel, nutzt die Möglichkeit des Zweitstudiums: „Es passt zu meinem Beruf“. Die 37-jährige Jasmin aus Ansbach ist Studentin in Teilzeit. Die Kauffrau im Einzelhandel und Handelsfachwirtin verknüpft Beruf und Studium zur Weiterbildung. Eine gelungene Studieneingangsphase ist der Grundstein für ein erfolgreiches Studium. Dafür ist es unerlässlich, sich selbst zu organisieren, einen fundierten Lernplan und eine geeignete Lernstrategie zu finden sowie sich vorausschauend und langfristig auf die Prüfungen vorzubereiten. Nur wer sich früh genug bewährte Lernstrukturen erarbeitet, gibt sich selbst die erforderliche Orientierung, Lernen ist harte Arbeit.

Kein Wunder also, dass mancher versucht, diese auf ein Minimum zu beschränken – bei maximalem Lerneffekt. Es gibt Studenten, die lernen, entgegen aller Lerntipps – ihren Stoff immer erst auf den letzten Drücker, merken sich ein bisschen was. So richtig vorbereitet hatten sich die wenigsten Studenten auf das anspruchsvolle Kapitel der Betriebswirtschaftslehre zum Auftakt. Bevor man tiefer in die Materie einsteigen kann, müssen die Studenten sich erstmal einiges an Grundlagenwissen aneignen. Prof. Dr. Markus Skripek erläuterte in der Vorlesung die Komplexität der Aufbau- und Ablauforganisation in Betrieben unter Berücksichtigung der Wechselbeziehungen zu anderen Unternehmen und den sie zu umgebenden Wirtschaftsbereichen. Das Verständnis für die Zusammenhänge ist wichtig, um später in einem Betrieb verantwortliche Aufgaben zu übernehmen: eventuell die Führung einer Abteilung oder das gesamte Prozessmanagement.

Der Dozent verteilte Lob und Anerkennung auf fundierte Antworten, unternahm aber auch immer wieder neue Motivationsversuche, die Wissenslücken der Studenten bei aktuellen Themen der Wirtschaft über Börse, Finanzen, Märkte oder Konjunktur zu füllen. Er appellierte an die Studenten, mehr Selbstverantwortung für ihren Lernvorgang und Lernerfolg zu tragen. Immer wieder baute er anhand von kleinen Beispielen „Eselsbrücken“, um den Studenten die Aufgabe zu erleichtern, die wissenswerten Dinge im Kopf zu behalten. Mit seiner kommunikativen Art lockerte er den Studientag auf. Schließlich soll das an der Leistung orientierte Lernen auch Freude machen.

Professor Skripek lehrt seit 2004 an der Hochschule Ansbach Betriebswirtschaftslehre, insbesondere internationales Management. Zuvor hat er im Handel Karriere gemacht: zuletzt bei einem Pharmahandelskonzern, früher bei einer Konzessionsverkaufskette mit mehreren hundert Verkaufsstellen und bei einem in einem Großkonzern eingebetteten Versandhandelsunternehmen. Die Studenten profitieren von seinen besonders praktischen persönlichen Erfahrungen. Das meint, dass ihnen nicht nur abstrakt abrufbare Kenntnisse vermittelt werden.

Bis zum Ende des ersten Semesters Mitte Januar stehen bei weiteren Präsenzveranstaltungen neben der Betriebswirtschaftslehre auch Innovationsmanagement – eine Wettbewerbsstärke durch Neuerung – sowie Sprachen-Sprechstunde und Englisch auf der Tagesordnung. Ein Team von wissenschaftlichen Mitarbeitern unterstützt die für das Studienzentrum Rothenburg zuständige Referentin Jessica Eizenhöfer. In der Adventszeit stattet die ganze Gruppe Rothenburg einen Besuch ab und verbindet dabei das Nützliche mit dem Schönen: mit einem gemeinsamen Erlebnis auf dem vielgerühmten Weihnachtsmarkt. sis

Teilnehmerrekord und Spitzenleistung

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Lichterlauf erlebte ein erfolgreiches Zehnjähriges

ROTHENBURG – Die Freude am Mitmachen konnten die Regentropfen nicht trüben und es gab mit 1101 Meldungen sogar einen Teilnehmerrekord beim 10. Lichterlauf, den erstmals die Stadtwerke sponserten. Alle waren begeistert dabei, von den Bambinis bis zu den Erwachsenen.

Organisatorisch hatte auch diesmal wieder das Team um Sebastian Vorherr alles im Griff, für stimmungsvolle Lichteffekte wurde ebenso gesorgt wie für Partystimmung durch flotte Moderation und Pop-Musik aus den Lautsprechern, während das Läuferfeld von Zuschauern angefeuert wurde, die diesmal angesichts des Wetters nicht ganz so zahlreich waren. Und die Stadtwerke hatten als Hauptsponsor die Sportveranstaltung finanziell mit ermöglicht. Pressesprecherin Eva Baum kann eine erfreuliche Bilanz ziehen.

Durch die Altstadt und zum Wässele (die Wege meist im Fackel- oder Scheinwerferlicht angestrahlt) führte der Hauptlauf.   Fotos: diba

Durch die Altstadt und zum Wässele (die Wege meist im Fackel- oder Scheinwerferlicht angestrahlt) führte der Hauptlauf. Fotos: diba

Beim Hauptlauf über 8000 Meter mit vier Altstadt-Runden (der Weg führte auch zur Burg und am Wässele vorbei über den Spazierweg) wurde eine neue Rekordzeit erreicht: Addisu Tulu Wodajo lief die Strecke in 27:25 Minuten. Der 24-Jährige aus Äthiopien startete für den TV Coburg und ist Bayerischer Marathon-Meister. Zweiter wurde der 26-jährige Dominik Mages mit 28:36 Minuten. Der Sieger des letztjährigen Lichterlaufes, Steffen Burkert (24), wurde nun auf den dritten Platz verwiesen. Der Künzelsauer startete für die Stadtwerke München und kam mit einer Zeit von 28:51 Minuten ins Ziel. Im Vergleich zum Vorjahr konnte er sich um sechszehntel Sekunden verbessern.

Bei den Frauen wurde Brendah Kebeya ihrer Favoritenrolle gerecht. Die aus Kenia stammende 24-Jährige gewann zuletzt den Dresden-Halbmarathon in einer fantastischen Zeit von 1:16:16 Stunden. Die 8000-Meter-Distanz beim Lichterlauf absolvierte die für das LAC Fürth gestartete Läuferin in nicht minder beeindruckenden 31:28 Minuten. Ihr Sieg war unangefochten. Mit deutlichem Abstand kam die Zweitplatzierte, Eva Scheu (34) mit 34:23 Minuten ins Ziel. Reinhild Lukas (21) vom TV Leutershausen war ihr auf den Fersen und kam mit 22 Sekunden Abstand und einer Zeit von 35:45 Minuten als Dritte ins Ziel.

In der Spitze gab es bei den Frauen eine Steigerung. Selbst die Zweitplatzierte Eva Scheu war noch schneller als die letztjährige Siegerin Andrea Dorr von der TSG Roth, die den Titel mit 36:15 Minuten gewann. Unter den ersten zwölf Läuferinnen konnten sich die 27-jährige Hanna Nagel (38:08 Minuten), Claudia Rost (49) mit 40:02 Minuten vom Electrolux-Team platzieren. Christine Sessler (37) vom Klinik-Team ANregiomed jubelte über ihren achten Platz (38:53 Minuten). Auch bei der Spitzengruppe der Männer motivierte der Favorit seine Kontrahenten zu höheren Leistungen.

Beim Schülerlauf über 2000 Meter gab es eine ganze Reihe von Siegern durch die Altersklassenregelung. In der Gruppe U10 schaffte es Tim Freudenberger, Jahrgang 2007, auf das Siegertreppchen mit einer Zeit von 8:47 Minuten. Die gleichaltrige Liah-Soline Gerich absolvierte die Strecke in 8:53 Minuten. In der Gruppe U12 setzten sich Luca Neumeister (8:14 Minuten) und Julia Schmidt (10:01 Minuten) durch. In der Gruppe U14 jubelten der 12-jährige Nico Pfanz (8:36 Minuten)  und Nelly Oswald (9:27 Minuten) über  ihren Erfolg.

Die Schnellsten des Rothenburger Hauptlaufes mit Brendah Kebeya und Adissu Tulu Wodajo (Bildmitte) auf dem Siegerpodest.Foto: sis

Die Schnellsten des Rothenburger Hauptlaufes mit Brendah Kebeya und Adissu Tulu Wodajo (Bildmitte) auf dem Siegerpodest. Foto: sis

Mit nicht minder großem Ehrgeiz gingen die Kleinsten an den Start. Den 800-Meter-Bambinilauf absolvierten Paul Hartmann (3:57 Minuten) und Maggie Ford (4:52 Minuten) mit der Bestzeit. Das Großereignis ist nicht mehr aus dem jährlichen Veranstaltungskalender wegzudenken und viele fleißige Helfer sorgen dafür, dass alles klappt. Dazu gehören auch Technisches Hilfswerk, Rotes Kreuz, Feuerwehr und andere. Duschmöglichkeit gab es in der Realschule. Ideal erweist sich das Rathausgewölbe als Ort nicht nur für Information und Meldungen, sondern auch für die Siegerehrung auf einer Bühne.

Wie gefragt der hiesige Lichterlauf ist, zeigt die Teilnahme aus der Region bis Würzburg, Schweinfurt, Schwäbisch Hall und vereinzelt aus ganz Bayern. Der älteste Läufer war gut in den Siebzigern, die jüngsten sind gerade aus dem Krabbelalter heraus. Auch für Walking-Freunde hatte man über 4000 Meter in zwei Stadtrunden ausgeschrieben. Zum Abschluß gab es zu später Stunde noch eine Läufer-Party für alle, die unter Gleichgesinnten feiern wollten. diba/sis

Tierisches Vergnügen

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„Karneval der Tiere“ verzückte Groß und Klein

ROTHENBURG – Es ist, als säße man im Kino, nur eben mit dem Unterschied, dass der Film nicht per Licht sondern rein über die Ohren vors innere Auge tritt. Der „Karneval der Tiere” aus der Feder des berühmten französischen Romantikers Camille Saint-Saëns (1835 – 1921) ist ein spaßiges Klangabenteuer, erst recht wenn es von einem so vorzüglichen Orchester wie der Russischen Kammerphilharmonie aus St. Petersburg in Szene gesetzt wird.

Die „große Klassik für kleine Hörer“, dargeboten von „Kunst Kultur Korn“ in Zusammenarbeit mit dem „Rothenburg Tourismus Service“, verzückte. Weit über 300 Zuhörer fesselte das tierische Klangvergnügen im Rahmen des Rothenburger Märchenzaubers. Groß und Klein strahlten über den vielfältigen Humor dieses Werkes, fasziniert von der betörenden Bildkraft, die Saint-Saëns aus tonmeisterlicher Raffinesse und ausgeklügelten Orchesterfarben entwickelt hat.

Orchester mit feinem Klang: Russische Kammerphilharmonie St. Petersburg.Fotos: Düll

Orchester mit feinem Klang: Russische Kammerphilharmonie St. Petersburg. Fotos: Düll

So kindgerecht und immer wieder befreit lustig diese Suite ist, so wenig lässt sie sich als naiv abtun. Dafür gibt es selbst für erwachsene Ohren und für Musikkenner zu viel darin zu entdecken – Fabelhaftes wie Lästerliches. Prima, wenn dann noch – wie in diesem Fall – die Zwi­schentexte ein nobler Spötter wie Loriot verfasst hat. Doch der Reihe nach: Zunächst versüßte das Orchester die Wartezeit bis zum Karnevals-Treiben mit feinem Klangkonfekt, darunter eine Instru­- men­tal-Variation von Mo­zarts Vogelfänger-Arie sowie Rimski-Korsakows „Hum­melflug“. Nicht nur letzterer riss die Hörer schon früh zu Begeisterungsstürmen hin. Von den ers­ten Takten an bestachen die Petersburger unter Dirigent Juri Gilbo als ein Orchester, das aus Eleganz und beseelter Grundwärme heraus brillant strahlen und völlig entspannt komisch sein kann.

Und dabei stand das Eigentliche noch bevor. Aus dem Blickwinkel einer „Waldameise auf der Schulter eines Erdferkels” fieberten die Zuhörer zusammen mit „4791 Tieren” der Vorstellung entgegen, wie es der von einem Sprecher lebendig vorgetragene Begleittext ausmalte.

Der ist so wie man es von Loriot kennt: lustig überzeichnend, immer ein wenig liebevoll spitzzüngig und darin der Musik nicht unähnlich. Saint-Saëns zieht in seiner Partitur alle Register. Tastenlöwen brüllen, Streicher fauchen in schnellen, bisweilen chromatischen Triolenläufen. An Abwechslung, ja an Kontrasten mangelt es nicht. Nach dem Marsch des Königs der Tiere lässt das Orchester sogleich das Federvieh flattern, natürlich hoch musikalisch und mindestens so kunstvoll, wenn auch nicht ganz so ironisch wie es der Text beschreibt: „eine Pyramide aus 77 gutgewachsenen Hühnern“, gekrönt von „einem Hahn im Kostüm des Kaisers Napoleon“.

Groß und Klein begeisterte das Klassikkonzert im Rahmen des Rothenburger Märchenzaubers in der Kornhalle.

Groß und Klein begeisterte das Klassikkonzert im Rahmen des Rothenburger Märchenzaubers in der Kornhalle.

Ob pianistisches Virtuosenstück, Orchester-Szene oder Cello-Romanze zwischen Seligkeit und Wehmut – sie alle wirken wie Bilder, Bilder, die das Laufen nicht erst zu lernen brauchen. Mal rasen sie windeseilig wie Steppentiere dahin oder zelebrieren die Langsamkeit wie beim Schildkröten-Ballett. Jacques Offenbachs berühmter Cancan grüßt in Zeitlupe aus dem Vexierspiegel. Lustig macht sich Saint-Saëns auch über kunstlos Etüdenhaftes. Zum Finale treten noch einmal alle Tiere in rasanter Folge auf, eine ebenso bravourös komponierte wie interpretierte Collage. Nachdem Schlussakkord fegt den Musikern ein wahrer Jubelsturm entgegen. Sie bedanken sich mit einer mitreißenden „Pe­ters­burger Schlit­ten­fahrt“ und einer Reprise des letzten Karneval-Satzes. Der lässt sich liebend gern auch zweimal hören. hd

Arkaden-Halle erstrahlt neu

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Renovierung des direkt an der Tauber gelegenen Wildbad-Teils läuft bis zum Wochenende

ROTHENBURG – Einer umfangreichen Renovierung mit farblicher Auffrischung unterzieht sich derzeit die Arkaden-Halle des Wildbads, Aushängeschild zur Tauber hin der im Baustil des Historismus errichteten Kuranlage.

Herbstimpressionen am Fluss: Die eingerüstete Arkaden-Halle des Wildbads spiegelt sich in der Tauber.    Foto: Weber

Herbstimpressionen am Fluss: Die eingerüstete Arkaden-Halle des Wildbads spiegelt sich in der Tauber. Foto: Weber

Dafür muss man schon ein bisschen Zeit einplanen und vor allem auch ein paar Tausend Euro in die Hand nehmen. Frisch gestrichen leuchten die in gelblichem Ton gehaltene Säulenpassage und das Weiß der Decke jetzt nach getaner Arbeit wieder auf. Das direkt am Fluss stehende Bauwerk erstrahlt sozusagen neu.

„Unsere Arkaden gewinnen damit an Brillanz,“ freut sich Pfarrer Herbert Dersch, Leiter des als Tagungsstätte der Evangelischen Landeskirche genutzten Hauses. Er weiß, was er an dieser schönen Wandelhalle hat. Wie gemalt fügt sie sich in diese Nahtstelle zwischen dem Ensemble und der Tauber.

Für Hochzeitsgesellschaften, Tagungen, Firmentermine und vieles mehr ist sie der gesuchte Rahmen und das i-Tüpfelchen. Die Arkaden-Halle wird zur passenden Jahreszeit besonders gern als dekorative Kulisse genutzt.

Und die Tagungsstätte lässt natürlich nur ungern die Gelegenheit aus, sie gezielt auch für sich selber zu nutzen. Beim „Froschkönig“, einem Mehrgenerationenangebot für den Sommer, darf das lauschige Bauwerk aus dem 19. Jahrhundert gern seine Trümpfe ausspielen. Ende dieser Woche verschwindet das Maler-Gerüst wieder nachdem es noch in anderer Sache herhalten muss: zum Reinigen der Dachrinnen. „Wir nutzen die Gelegenheit,“ betont Dersch. -ww-


Ideen sprudeln weiter

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Beiräte stellten Projekte auf Gemeinschaftssitzung vor

ROTHENBURG – Immer leichter geht den Ehrenamtlichen der verschiedenen Beiräte ihre Arbeit von der Hand. Bei der mittlerweile zweiten Sitzung des Gemeinschaftsbeirats in der Aula der Grundschule zeigten sie erneut, dass sie in der Zwischenzeit weiter intensiv über Verbesserungsmöglichkeiten diskutiert und neue Projekte in Angriff genommen haben. Neben den inhaltlichen Themen rückt nun zunehmend auch die Basis und Achillesferse vieler öffentlicher Gremien in den Mittelpunkt: das Budget.

Interessierte Gäste und Beiratsmitglieder verfolgen die Ausführungen der einzelnen Beiratsvorsitzenden.Foto: Scheuenstuhl

Interessierte Gäste und Beiratsmitglieder verfolgen die Ausführungen der einzelnen Beiratsvorsitzenden. Foto: Scheuenstuhl

Ein „Dauerbrenner“ auf der Wunschliste fast aller Beiräte ist ein Bürgerbus. Der derzeitige öffentliche Personennahverkehr in Rothenburg ist ein „Abfallprodukt des Schulbusverkehrs“, so Oberbürgermeister Walter Hartl. Herbert Holzinger, Vorsitzender des Gemeinschaftsbeirats, bat erneut die Anwesenden aus Stadtverwaltung und Stadtrat, die Beiratsmitglieder auf dem aktuellen Stand zu halten. Das Stadtoberhaupt empfahl den Ehrenamtlichen, sich in naher Zukunft schon die ersten Gedanken über konkrete Verbesserungen zu machen, die dann dem Landratsamt, dem die Vergabe obliegt, übermittelt werden. Ende 2018 läuft die aktuelle Konzession aus.

Anschaulich startete der Migrationsbeirat in seine Ausführungen. Vorsitzender Roberto Mandosi erzählte die Geschichte eines Ungarn, der in Rothenburg ein neues Leben beginnen wollte, aber einen mehr als schlechten Start hatte. Mitglieder des Migrationsbeirats nahmen sich seiner an. Es entstanden allerdings Mietschulden bei der Stadt. Walter Hartl signalisierte in der Sitzung, dass eine Ratenzahlung prinzipiell möglich sei.

Eine der wichtigsten Aufgaben des Migrationsbeirats sind die Deutschkurse. Im Mai gab es 160 Interessenten für den angebotenen Kurs im evangelischen Gemeindehaus im Heckenacker. Nicht alle kamen damals zum Zuge. Bei einem zweiten Kurs können nun 53 Erwachsene ihre Deutschkenntnisse verbessern. Dieser Kurs in der Berufsschule ist durch Eigenleistung der Kursteilnehmer, durch den Arbeitgeberfonds und durch den Gemeinschaftsbeirat finanziell gedeckt.

Aber auch bei minderjährigen Migranten besteht Bedarf an einer intensiven Förderung der deutschen Sprache. Konkret geht es dabei um 27 Grundschüler in Rothenburg. In Absprache mit der Schulleitung könnte man sich eine Sprachförderung von acht Schulstunden pro Woche vorstellen. Die Lehrkraft sei hinsichtlich ihres Gehalts „sehr entgegengekommen“, unterstrich Roberto Mandosi. Allerdings fehlen noch 2600 Euro, um das Angebot für das gesamte Schuljahr zu sichern.

Da sich darunter vermutlich auch Flüchtlingskinder befinden – was noch genau zu klären sei – wäre außerdem ein Zuschuss über den Arbeitskreis Asyl möglich. Einstimmig beschloss das Gremium dem Migrationsbeirat für dieses Projekt maximal 2600 Euro aus dem Gemeinschaftsbudget zu geben. Zuvor wurde jedoch die grundsätzliche Praxis der Beantragung von finanziellen Mitteln aus dem Budget des Gemeinschaftsbeirats angesprochen, wohl weil in diesem Fall der genaue Finanzbedarf noch nicht feststand.

Finanzielles Polster

Grundsätzlich bekommt jeder Einzelbeirat pro Jahr aus Haushaltsmitteln 1000 Euro, der Gemeinschaftsbeirat hat darüber hinaus ein Budget von 10000 Euro, von dem Gelder – nach Beschluss in der Gemeinschaftsversammlung – den Beiräten für Projekte zugesprochen werden können. Momentan hat der Gemeinschaftsbeirat noch ein gutes finanzielles Pols­ter, da er erst spät seine Arbeit aufgenommen hat. Aus diesem Grund ist man auch mit dem Kämmerer übereingekommen, dass entgegen der eigentlichen Regelung, die nicht abgerufenen Mittel für die Beiräte im ers-ten Jahr noch nicht verfallen. Walter Hartl machte allen Beiräten ein „großes Kompliment“, dass sie so „intensiv gearbeitet“ haben und beruhigte, dass man sich einfach „an die Mittelverteilung herantasten und Erfahrungswerte sammeln“ muss.

Per Bus ins Museum

Auch der Familienbeirat wandte sich an das Gemeinschaftsgremium mit der Bitte um finanzielle Unterstützung. Vorsitzende Uta Maria Rudolph stellte den Anwesenden die Idee eines Museumsbusses vor, mit dem Familien der Besuch von Museen mit kindgerechten Präsentationen in der näheren und mittelweiten Umgebung ermöglicht werden soll. Die Kosten einer Fahrt samt Führung variieren, durchschnittlich geht man von 800 bis 1000 Euro aus.

Dr. Paul Kerscher, Vorsitzender des Seniorenbeirats, warf die Frage auf, wie man mit auswärtigen Interessenten umgehen wolle. Im Familienbeirat selbst war der Wohnort der Teilnehmer kein Thema. Die Verwaltung sprach sich aber deutlich dafür aus, dass von derartigen Projekte aus städtischen Mitteln zuallererst die Bürger der Stadt profitierten. Der Maximalbeitrag von 2000 Euro für den Museumsbus wurde letztlich einstimmig genehmigt. Im Moment arbeitet der Familienbeirat außerdem an einem Kinder- und Jugendstadtplan.

Dr. Paul Kerscher vom Seniorenbeirat äußerte seine Freude darüber, dass sich hinsichtlich des Rivieraweges nun etwas bewegt. Noch vor Wintereinbruch soll Hand angelegt werden, um das Gröbste auszubessern. Im nächsten Jahr stehe dann eine Sanierung an. Weitere Planungen des Seniorenbeirats betreffen ein Seniorenfrühstück, einen regelmäßigen Mittagstisch sowie eine Beschäftigungstherapie. Zudem möchte man Senioren den Umgang mit Smartphones näherbringen.

Es gab aber auch Kritik: Im Zuge der Straßenarbeiten in der GerhardHauptmann-Straße wurden die Bordsteine nicht abgesenkt. Walter Hartl versprach, dies in Ordnung bringen zu lassen und betonte den Willen der Stadt Barrierefreiheit umzusetzen. So gebe es im Bauamt bereits einen Entwurf, wo man im Rathaus einen Aufzug einbauen könnte.

Im Inklusionsbeirat ist man weiterhin auf der Suche nach geeigneten Räumlichkeiten für eine Ausstellung zum Thema Barrierefreiheit. Währenddessen arbeitet man mit dem Jungendclub „Interact“ des Rotary-Clubs zusammen, um eine Anwendung für Smartphones zu erstellen, in der Örtlichkeiten mit ihrem Grad an Barrierefreiheit auf einer digitalen Landkarte verzeichnet sind. Ebenso steht der langersehnte Stadtplan für Behinderte vor seiner Fertigstellung.

Die Mitglieder des Jugendbeirats waren ebenfalls aktiv seit der letzten Gemeinschaftssitzung: So fanden sie einen geeigneten Ort für diverse Veranstaltungen im Gewerbegebiet, wo keine Nachbarn gestört werden. Zudem legten sie einen ausgeklügelten Plan vor, wie sie den Jugendraum in der Mehrzweckhalle nutzen möchten. mes

Die Schönheit der Sprache gezeigt

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Dichterwettstreit mit „kleiner Sonne“ als Hauptpreis – Mitarbeiterwechsel im Jugendzentrum

ROTHENBURG – Knapp 40 aufmerksame Zuhörer verfolgten gespannt den vierten Dichterwettstreit Poetry Slam im Rothenburger Jugendzentrum, der im Rahmen der 24. Jugendkulturtage und der Rothenburger Märchenwoche veranstaltet wurde.

Mitarbeiterwechsel im Jugendzentrum: Ordnungsamtsleiter Roland Pfaffelhuber verabschiedete Michael Feidel und begrüßte Oliver Guggenberger (v.l.). re. Johanna Kätzel.

Mitarbeiterwechsel im Jugendzentrum: Ordnungsamtsleiter Roland Pfaffelhuber verabschiedete Michael Feidel und begrüßte Oliver Guggenberger (v.l.). re. Johanna Kätzel.

Roland Pfaffelhuber, Leiter des Rothenburger Ordnungsamtes, begrüßte die Zuschauer im Jugendzentrum und eröffnete charmant den Dichterwettstreit im Rahmen des diesjährigen Rothenburger Märchenzaubers. Dafür bat er die an der Veranstaltung beteiligten Personen auf die Bühne und bedankte sich für deren Engagement für Jugend- und Kulturangebote in Rothenburg.

Der eigentliche Grund für seine feierlichen Begrüßungsworte: der Mitarbeiterwechsel im Jugendzentrum. Er stellte Oliver Guggenberger vor, der ab Anfang November als neuer Kollege der langjährigen Mitarbeiterin Ulrike Laudenbacher-Herud seinen Dienst im Jugendzentrum antritt. Er dankte Michael Feidel im Namen der Stadtverwaltung, welcher an diesem Abend seinen letzten Arbeitstag im Jugendzentrum erbrachte, für seinen tatkräftigen Einsatz für die Rothenburger Jugendlichen während der vergangenen zwei Jahre.

Nach dem erfolgreichen Dichterwettstreit unter freiem Himmel im Juli dieses Jahres freuten sich das Jugendzentrum und die Evangelische Jugendsozialarbeit (EJSA Rothenburg) auf einen weiteren Poetry Slam mit dem Moderator Martin Hönl im Rahmen der 24. Jugendkulturtage im Landkreis Ansbach. Die Jugendkulturtage werden vom Kreisjugendring Ansbach (KJR) und der kommunalen Jugendarbeit des Landkreises koordiniert. In Rothenburg fanden in den 24 Jahren regelmäßig Veranstaltungen in diesem Rahmen statt.

Geballtes lyrisches Talent: die sechs Poeten gemeinsam auf der Bühne.Fotos: mj/jk

Geballtes lyrisches Talent: die sechs Poeten gemeinsam auf der Bühne. Fotos: mj/jk

Die sechs jungen Poeten aus Ansbach, Nürnberg, Fürth, Augsburg, Erlangen und Bamberg präsentierten den überwiegend jugendlichen und jungen Zuschauern vielseitige, selbstverfasste Texte. Martin Geier, Manuela Kolar, Ezgi Zengin, Andrea Zuther, Heide Roser und Manuel Paß rezitierten mitreißende und anrührende Geschichten, Situationen und Gedanken, wie sie jeder erleben könnte und zeigten damit eindeutig, dass die Poesie keinesfalls aus der Mode gekommen ist. Jeder der Texte zeigte die Schönheit der Sprache und die Freude, Mitgefühl, Hoffnung und Kraft, die darin vermittelt werden kann.

Die Bühne und die Aufmerksamkeit des Publikums werden den jungen Poeten beim Poetry Slam für jeweils sieben Minuten überlassen. Das einzige, zugelassene Hilfsmittel ist der niedergeschriebene Text. Die Art der Vorträge unterscheidet sich dabei sehr. Manchmal wird sauber und rhythmisch gereimt, immer wieder tauchen Wiederholungen und Alliterationen auf, wiederum andere Texte sind freier und erzählerisch gestaltet.

Die Zuschauer wählten dieses Mal per Handzeichen ihre Favoriten ins Finale: Heide Roser sprach liebevoll über die Wertschätzung des Lebens durch einen neuen Blick auf all die schönen oder auch nicht so schönen Kleinigkeiten im Leben, den man entwickelt, wenn man diese Kleinigkeiten durch Krankheit oder Alter nicht mehr machen kann. Manuel Paß appellierte selbstkritisch an das Publikum, nicht darauf zu warten, dass andere die fortschreitende Verschmutzung des Planeten Erde aufhalten, sondern selbst aufzustehen und durch faires Handeln und Verhalten gegenüber Mensch und Natur die notwendige Änderung herbeiführen.

Das begeisterte Publikum wählte durch einen extra lauten Applaus den zuletzt gehörten Manuel Paß zum Poeten des Abends. Als Preis erhielt er eine solarbetriebene „kleine Sonne“, um dem näher rückenden Dunkel des Winters mit einem fair gehandelten und ressourcenschonenden Sonnenlicht entgegenzuleuchten. mj

Spielplatz eingeweiht

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Große Freude der Steinbacher über erfüllten Wunsch

STEINBACH – Rothenburgs kleiner Ortsteil Steinbach zählt 32 Einwohner. Ein Drittel davon sind Kinder und Jugendliche. Weiterer Nachwuchs kündigt sich schon an. Im Frühjahr kommen zwei neue Erdenbürger hinzu. Bedarf an einem Kinderspielplatz ist vorhanden. Also setzte die Stadt den Wunsch der Dorfgemeinschaft in die Tat um.

Schöner Anlass: Eltern, Kinder, Großeltern und Vertreter der Stadt beim fröhlichen Stelldichein auf dem neuen Spielplatz.    Foto: sis

Schöner Anlass: Eltern, Kinder, Großeltern und Vertreter der Stadt beim fröhlichen Stelldichein auf dem neuen Spielplatz. Foto: sis

Zur Einweihung des kleinen Spielplatzes stifteten Mütter leckere, selbstgebackene Kuchen und alkoholfreien, heißdampfenden Punsch, der bei dem herbstlich kalten Wetter herrlich wärmte und köstlich schmeckte. Oberbürgermeister Walter Hartl, Bürgermeister Kurt Förster, die Stadträte Dr. Günther Strobl, Edith Hümmer und Stadtbaumeister Michael Knappe freuten sich über den freundlichen Empfang und beobachteten amüsiert, wie Stella, Vivien, Rosalie, Lias, Joshua und die anderen Kinder die Spielgeräte begeistert mit Beschlag belegten. Auch die Jüngste in der Dorfgemeinschaft, die sechs Wochen alte Saskia, durfte bei der Feier nicht fehlen. Sie lag schön warm eingepackt im Kinderwagen.

Die kleine eingezäunte Anlage am Ende der Ortschaft besteht aus einer Doppelschaukel mit einem Kleinkindersitz, der Federwippe „Pony“ und einem „Wirbelhocker-Stier“. Sie waren schon vorhanden und bei der Stadt eingelagert. Die Montage bewerkstelligten zwei städtische Bauhofmitarbeiter. Neu beschafft werden mussten lediglich einige Ersatzteile und eine Umrandung inklusiv Kies-Fallschutz für die Doppelschaukel. Der Zaun wurde aus Sicherheitsgründen errichtet. Der Weiler liegt am Steinbach, der ein rechter Zufluss der Tauber ist. Die Einfriedung trennt die Kinder nicht nur von dem Gewässer, sondern ist gleichzeitig ein vor Hunden geschützter Bereich. Der Platz soll zum Toben und Spielen sein, an dem die Kinder auch ihre Grenzen testen und neue Erfahrungen machen können. Dies soll möglichst ungehindert und weitgehend sicher passieren.

Die Zeiten haben sich geändert. Kurt Förster kennt das Steinbachtal als beliebtes Revier zum „Stachern“. In seiner Jugendzeit war das „Stachern“ eine beliebte Freizeitbeschäftigung unter Heranwachsenden – und Domäne der Jungs – vor der Zeit von Internet, Handy und angelegten Spielplätzen.

Rund neuntausend Euro hat die Stadt in den Spielplatz investiert. Die Anwohner haben sich verpflichtet, die Pflege der Außenanlagen selbst durchzuführen. Bei der Bürgerversammlung in Detwang im November letzten Jahres war von anwesenden Steinbachern der Wunsch nach einem Kinderspielplatz im Dorf an die Stadt herangetragen worden. Mit der jetzigen Lösung wurde ein Kompromiss gefunden – mit Zugeständnissen von beiden Seiten. sis

Leben mit all seinen Facetten

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Jüdische Woche bot filmischen, kulinarischen und tänzerischen Kulturgenuss

ROTHENBURG – Mit mehr als 350 Besuchern in acht Veranstaltungen war die diesjährige Jüdische Kulturwoche so gut besucht wie nie zuvor. Dies liegt wohl an dem Konzept, auf ein vielfältiges und buntes Programm zu setzen, das unterschiedlichen Interessen entgegenkommt.

Jüdische Woche: Gedenken und Eintauchen in heutiges jüdisches Leben. Foto: Scheuenstuhl

Jüdische Woche: Gedenken und Eintauchen in heutiges jüdisches Leben. Foto: Scheuenstuhl

Gleich zu Beginn der Woche entführte die Band Mesinke die Zuhörer im städtischen Musiksaal mit Klezmerklängen in die Welt des jiddischsprachigen osteuropäischen Judentums. Im Forum Rothenburg zeigte die Realschul-Filmgruppe unter der Leitung von Thilo Pohle den erschütternden Film „Wenn lang die Bilder schon verblassen…“. In dem Film wurden Zeitzeugenberichte den propagandistischen Filmaufnahmen des Hitlerregimes gegenübergstellt. Auch einige Rothenburger Juden wie Samson Wurzinger, Sigmund und Bella Lissberger, Rosa Hamburger und Jonas Gottlob waren in das KZ Theresienstadt verschleppt worden, und hatten es nicht überlebt.

Ein weiterer Film im Rothenburger Kino wandte sich auf satirische Weise den Problemen von Staat und Gesellschaft im heutigen Israel zu. Hintergrund des Films „Atomic Falafel“ ist das offene, aber staatlicherseits niemals zugegebene Geheimnis, dass Israel Atombomben besitzt. In der bissigen Komödie ging es um Verwicklungen, die es geben kann, wenn ein deutscher Atomwaffeninspekteur nach Israel kommt und sich in eine Falafel-Verkäuferin verliebt.

Der Leichtigkeit des jüdischen Lebens am Mittelmeer waren die Tänze aus Israel gewidmet. Die Tänze leiteten die Rothenburger Tanzlehrerinnen Steffi Mönikheim und Marion Vetter an. Mit der israelischen Musik, die so viel Lebensfreude vermittelt, wurde das Tanzen zu einem besonderen Erlebnis. Getanzt wurden unter anderem Kreistänze.

Ulrich Knörr spielte in der St.Jakobs-Kirche Werke der selten gehörten synagogalen Orgelmusik, darunter aus den „Zwölf Präludien für Orgel zum gottesdienstlichen Gebrauch nach alten Synagogen-Intonationen“ von Moritz Deutsch. Jüdische Orgelwerke wurden vor dem Holocaust in vielen liberalen Synagogen gespielt; teilweise gab es über den Einbau einer Orgel heftigen Streit. Doch Kantoren wie Louis Lewandowski wünschten sich, dass die Orgel den Gemeindegesang im Synagogengottesdienst unterstützte.

Mit jüdischen Märchen aus Geschichte und Gegenwart entführten Juliane Dehner und Oliver Gußmann in die jüdische Märchenwelt. Dies ist eine Welt voller Charme und Witz, voller Hintersinn und Tiefgründigkeit. Die große Erzählung, die „Haggada“, berichtet vom Auszug aus Ägypten. Anders als europäische Märchen sind jüdische Geschichten weniger grausam und weniger dramatisch.

Land, Leute und Kultur

Sie beschreiben tägliche Begebenheiten und sagen dadurch viel über Land, Leute und die jüdische Kultur aus. Behutsam führen sie dabei dem Zuhörer die wirklich wichtigen Dinge des Lebens vor Augen. Mit einer starken Bühnenpräsenz erreichte Juliane Dehner auch die Zuhörer in den letzten Reihen des Burgtor Theaters mit Märchen wie „Zwei Wäscherinnen am Pessachabend“ oder „Der Bäckerlehrling“.

Sagy Cohen ist Hobbykoch und der Liebe wegen von Israel nach Deutschland eingewandert. Durch ein breit gefächertes Bildungsprogramm informiert er Menschen über die Lebensverhältnisse in Israel. Teil des Programms ist eine Einführung in die jüdische Kochkultur. Die jüdische Küche hat neben dem Verbot, Schweinefleisch zu essen oder Milchiges und Fleischiges zusammen zu genießen, zahlreiche Kochregeln hervorgebracht, die besondere Mahlzeiten und Essen im Festjahr kreiert haben. Daneben gibt es die unterschiedlichen Einflüsse der Länder, in denen Juden leben. Die Kochgruppe durfte sich in der Werkküche der Berufsschule entfalten und anschließend die Gerichte bei einem Festmahl genießen.

Auf Einladung des Evangelischen Bildungswerks und des Vereins Alt-Rothenburg sprach die Heidelberger Architekturforscherin Stefanie Fuchs über ihr Dissertationsthema „Jüdische Ritualbäder“. In einem reich bebilderten Vortrag zeigte sie die rechtlichen Voraussetzungen und Bauformen von Mikwen auf.

Die Mindestmenge des Wassers beträgt 292 bis 520 Liter. Bei der rituellen Reinigung betritt man das Bad in körperlich reinem Zustand, legt die Kleider ab und taucht unter Segenssprüchen ein bis drei Mal unter, wobei das Wasser jede Stelle des Körpers umfließen muss. Auch heute wird die Mikwe von Juden wieder entdeckt, besonders bei Lebensumbrüchen oder nach Krisen.

Bis zum 14. Jahrhundert baute man 10 bis 25 Meter tiefe monumentale Schachtmikwen in der Nähe von Synagogen. Später baute man, wie in Rothenburg, schmucklose kleine Kellermikwen in Privathäusern. Dem Vortrag schloss sich eine Besichtigung der Mikwe in der Judengasse an. gus

Individualität unterstreichen

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„Handmade in Rothenburg“ zu einer starken Marke ausbauen

ROTHENBURG – Unter dem Titel „Handmade in Rothenburg“ präsentieren sich acht Rothenburger Manufakturen, um sich noch bekannter zu machen. Die gemeinsame Kampagne erzielt überregionale Aufmerksamkeit.

Bekenntnis für lebendige Einkaufsstadt: Bernd und Ursula Leyk, Bernhard Karlstetter, Loretta Mandosi, Jörg Christöphler, Anett Perner, Hermann Wolf, OB Hartl, Karin Ittner, Alexander Hildebrand, Andrea Ballbach. Foto: sis

Bekenntnis für lebendige Einkaufsstadt: Bernd und Ursula Leyk, Bernhard Karlstetter, Loretta Mandosi, Jörg Christöphler, Anett Perner, Hermann Wolf, OB Hartl, Karin Ittner, Alexander Hildebrand, Andrea Ballbach. Foto: sis

Die Manufakturen arbeiten in den unterschiedlichsten künstlerischen und handwerklichen Bereichen. Mit dabei sind eine Modeschöpferin, ein Chocolatier, eine Papierkünstlerin, ein Goldschmied, eine Holzbrett-Graveurin, eine Textilgestalterin, eine Stoffspezialistin und eine Manufaktur, die Lichthäuser aus Keramik herstellt. Zum Start ihres Gemeinschaftsprojektes übergaben die Inhaber der beteiligten Handwerksbetriebe eine Werbebroschüre an Oberbürgermeister Walter Hartl im Rathaus, der sich über die lokale Initiative freute. Regionale Produkte machen die Einkaufsstadt Rothenburg attraktiver. Sowohl für Einheimische wie auch für Besucher aus dem Umland und Touristen.

Die Idee zu der gemeinsamen Kampagne hatte Anett Perner, selbst kreative Modeschöpferin, Gründerpreisträgerin der Industrie- und Handelskammer 2011 und selbstständige Geschäftsführerin des Rothenburger Modelabels AnRa-Mode. Modeschauen, Messeauftritte und andere Veranstaltungen tragen dazu bei, die nötige Aufmerksamkeit zu erhalten. Mit ihr präsentieren sich in der Broschüre weitere kreative Individualisten, die ihre eigenen Ideen umsetzen.

„Uns alle verbindet die Liebe zum Handwerk, die Freude für die Dinge, die wir mit unseren besonderen Fähigkeiten überwiegend mit den Händen tun“, sagt Anett Perner und fügt an: „In unserer schnelllebigen Welt, dominiert von Technik und Massenproduktionen in vielen Bereichen, besinnen wir uns wieder auf das Handwerk“. Ihr war wichtig, dass die Kunden in den Geschäften nicht nur einkaufen, sondern den kunst- und handwerklich arbeitenden Menschen zuschauen und auch Kurse belegen können.

Mit Unterstützung der Stadt Rothenburg, des städtischen Touristbüros und des Rotabene Medienhauses konnte der Künstler und Grafiker Bernhard Karlstetter die Idee der Broschüre professionell umsetzen.

Konditormeister und Chocolatier Alexander Hildebrand stellt süße Krea­tionen und Köstlichkeiten aus Schokolade her. Er bietet auch Kurse an. Papierkünstlerin Andrea Ballbach fertigt Unikate und Kleinserien aus Papier. Die gelernte Keramikerin war bei einer Kerzenfabrik beschäftigt und hat sich einen Traum erfüllt, indem sie diesen Laden eröffnete und alte Handwerkskunst mit aktuellem Zeitgeist verbindet. In ihren Papierkursen man das Herstellen von Fotoalben, Ringbüchern lernen oder das Papierprägen und Leporellos basteln.

Der gelernte Goldschmied Hermann Wolf kreiert Schmuck aus Gold, Silber und Edelsteinen. Etwas Besonderes ist seine angewandte Walztechnik, bei der verschiedene Edelmetalle miteinander verbunden werden. Die Holzbrett-Graveurin Loretta Mandosi graviert kunstvoll und spontan Holzbretter und Schilder, die als Geschenk oder Andenken gleich mitgenommen werden können. Susanne Nagy näht gern und beherrscht eine Form der Textiltechnik, bei der Stoffstücke verschiedener Materialien aneinander genäht zu einer Flickenteppich verarbeitet werden. Sie gibt auch Nähkurse.

Auch Karin Ittner pflegt die Leidenschaft zu schönen Stoffen. Ihre Eltern waren Raumausstatter, so dass Texti­lien und Handarbeit zum Alltag gehörten. In ihrem Stoffmarkt bietet sie eine Auswahl an Deko-, Polster- und Nähstoffen an. Ursula und Bernd Leyk fertigen aus Keramik Lichthäuser – oftmals Modelle von Fachwerkhäusern oder anderen prägnanten Gebäuden. Ihr Besuch in Rothenburgs japanischer Partnerstadt Uchiko animierte sie zu ihrem ersten Modell eines japanischen Hauses, das sie dem dortigen Stadtoberhaupt Takatoshi Inamoto zu Weihnachten schenken wollen. Bei seinem Rothenburg-Besuch hatte er die Werkstatt besucht und aufmerksam zugesehen, wie die Lichthäuser in Handarbeit entstehen.

Weitere Geschäftsleute wollen sich an dem Projekt „Handmade in Rothenburg“ beteiligen, das inzwischen sogar im Radio und überreginalen Printmedien Widerhall gefunden hat. Die Resonanz stimmt die Initiatoren zuversichtlich, dass das ins Leben gerufene Gemeinschaftsprojekt der richtige Weg ist. sis

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