Für die Umsetzung von drei Einzelhandelsfachmärkten im ehemaligen Schlachthof
ROTHENBURG – Nach sorgfältiger Abwägung aller Umstände hat der Bauausschuss einmütig dem Einzelhandelsprojekt mit 70 Parkplätzen auf dem Gelände des ehemaligen Schlachthofes zugestimmt.

Ortstermin: Bauausschuss und Verwaltungsspitze im alten Schlachthof. Foto:Schäfer
Nach vielen Gesprächen und Verhandlungen wurde eine Lösung gefunden, die für die weiteren Schritte bindend ist. Bauliche Eingriffe in die Gesamtanlage seien aus städtebaulichen und denkmalpflegerischen Gründen gerechtfertigt, hieß es. Das Landesamt für Denkmalpflege, Stadtheimatpfleger Prof. Dr. Konrad Bedal und der Verein Alt-Rothenburg bleiben als Träger öffentlicher Belange wegen der Art und Intensität des beabsichtigten Eingriffs bei ihrer ablehnenden Haltung.
Mit Unverständnis und Verärgerung haben Verwaltung und Bauausschuss auf die späte und unkonkrete Antwort der benachbarten Wohnhausbau- und Grundstücksgesellschaft Moll reagiert. Die Stadt hatte im Zusammenhang mit der neuen Nutzung des Schlachthofareals vor mehreren Monaten die Möglichkeit angeboten, nach einer gemeinsamen Lösung für das benachbarte Edeka-Marktgelände in der Widmannstraße zu suchen. Die Lebensmittelfiliale steht bald verwaist nach der Eröffnung des neuen Marktes in der Bodelschwinghstraße. Die erhoffte Reaktion der Grundstückseigentümer blieb aus. Erst am Tag der Entscheidung im Bauausschuss wurde das Angebot einer Besprechung und Zusammenarbeit in Aussicht gestellt. Zu einem Zeitpunkt, wo schon ein schlüssiges Plankonzept zur Abstimmung vorlag. Es ist das Ergebnis eines harten Weges der Verhandlungen für eine langfristig tragfähige Lösung, die für beide Seiten vorteilhaft ist, die aber auch weitreichende Zugeständnisse abverlangte.
Vor der bauplanungsrechtlichen Entscheidung des Bauausschusses in öffentlicher Sitzung fand noch eine Ortsbesichtigung statt, bei der Stadt und Bauordnungsbehörde als Untere Denkmalschutzbehörde die geplanten Maßnahmen unter Hinweis zum sorgsamen Umgang mit dem Areal erläuterten. Der ehemalige Schlachthof ist erst seit August 2013 auf Betreiben der eingemieteten Rothenburger „Projektschmiede“ in der Denkmalliste des Freistaates gelistet. Die Stadt als Eigentümerin war an diesem Vorgehen nicht beteiligt.
Über 20 Jahre hat die Stadt versucht, das Gelände zu verkaufen. Ohne Erfolg. Dann überließ sie der Beschäftigungsinitiative die Nutzung der Gebäude, zeitlich begrenzt, um Entwicklungsmöglichkeiten zu haben. 15 Jahre funktionierte dieses Modell. Dann trat mit dem bundesweit tätigen Unternehmen „asp Projektsteuerung“ aus dem niedersächsischen Emsland eine Investorengruppe an die Stadt heran und stieg in konkrete Verhandlungen ein, begleitet durch weitere vertrauensbildende Schritte. Kürzlich beschloss der Stadtrat das Schlachthof-Kaufangebot für den Investor. Nun ging es darum, eine positiv beschiedene Baugenehmigung zu erhalten.
Wie berichtet, will der Bauherr drei Einzelhandelsgeschäfte ansiedeln, die er über Vorverträge zu binden versucht, solange kein endgültiger Mietvertrag abgeschlossen ist. Die Anlieger haben dem Bauvorhaben zugestimmt. Die Denkmalschützer stören sich vor allem an dem großflächigen, eingeschossigen Anbau mit Flachdach. Er befindet sich in einem von der Straße abgewandten Bereich und wird mit einer breiten Glasfuge vom Altbestand abgesetzt. Wenn schon ein Erweiterungsbau erforderlich ist, dann soll er deutlich abgerückt oder maximal durch einen überdachten Gang angeschlossen sein, sagt das Denkmalamt. Weiterer Kritikpunkt ist der Abriss der ehemaligen Schlachthof-Freibank (zuletzt Kletterraum des Alpenvereins). Aus Sicht der Stadt erfüllt das Bauwerk nicht die Merkmale eines Einzeldenkmals. Es muss wegen der neuen Zufahrt weichen.
Von den Eingriffen im Gebäudeinnern sei überwiegend denkmalpflegerisch unbedeutende Substanz betroffen, hieß es. Durch optische Maßnahmen bleiben die ursprüngliche Grundrissaufteilung und damit die Gebäudefunktion ablesbar. Im Bereich des Kühlturms werden nur Wanddurchbrüche in heutiger Raumhöhe geschaffen und die oberen Bereiche sowie die Muschelkalksäulen erhalten. Die Außenhülle des Hauptgebäudes wird vollständig erhalten beziehungsweise durch den Abbruch der nicht schützenswerten Anbauten aus den 50er- und 60 Jahren wieder freigestellt. Es sollen lediglich weitere Fenster geschaffen beziehungsweise bestehende Öffnungen vergrößert werden, die jedoch in Gestaltung, Form und Material an den historischen Bestand angepasst werden.
Im Inneren müssen tragende Wände herausgebrochen werden, um den großen Verkaufsflächen für die Einzelhandelsnutzung zu schaffen. Die historischen Ausstattungsstücke an Wänden und Decken, die die Funktion des Gebäudes als Schlachthof widerspiegeln, bleiben erhalten. Mit dieser Lösung zeigte sich der Bauausschuss einverstanden. sis