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„Nabucco“ umjubelt

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Oper auf dem Marktplatz vor 1000 Zuschauern

ROTHENBURG – Jubel und stehender Applaus für die Festspieloper Prag auf dem Rothenburger Marktplatz: Die Aufführung von Giuseppe Verdis „Nabucco“ in italienischer Originalsprache ist am Donnerstagabend für 1000 Freundinnen und Freunde des Kultur- und Konzertgenusses unter freiem Himmel zum großen Klassik-Erlebnis vor wunderschöner Kulisse geworden.

Ergreifend: Vor herrlicher Kulisse am Rothenburger Marktplatz erklingt der Gefangenenchor. Fotos: Weber

Am Ende sprang das Publikum begeistert von den Sitzen auf und wollte Solisten, Chor und großes Orchester am liebsten gar nicht gehen lassen. Mit dem weltberühmten Gefangenenchor „Va pensionero“ durfte an diesem lauen Sommerabend auf dem Marktplatz als Zugabe und Schlusspunkt ein zweites Mal ein ausgesprochener Ohrwurm der Klassik erklingen.

Das gesamte Ensemble glänzte bei der Aufführung auf dem Marktplatz mit großartiger sängerischer und darstellerischer Leistung. Fürs Publikum wurde das Zuhören und Zuschauen zum wahren Genuss und dazu noch zum ehrlichen, authentischen Kulturerlebnis.

Großer Stoff

Alles wurde live gespielt und gesungen. Ein großes Orchester rollte an Ort und Stelle und dazu noch perfekt Verdis Klangteppich aus. Nikolaj Neˇkrassov als Nabucco, Liana Sass als Abigaille, Veronik Hajnová als Fenena, Nikolaj Visˇnˇakov als Ismaele, Jurij Kruglov als Zaccharias, Oldrˇich Krˇízˇ als Gran Sacerdote, Zedeneˇk Nádeník als Abdallo und Eva Kývalová als Anna setzten in den Hauptrollen die Akzente.

In vier Akten, mit Pause nach dem zweiten Akt, wurde großer Opernstoff geboten bei der Aufführung. Giuseppe Verdi machte sich damit – nach vielen Misserfolgen und Tiefschlägen – zum Nationalhelden. Uraufführung war am 9. März 1842 in der Mailänder Scala.

Die Oper spielt im 6. Jahrhundert vor Christi Geburt. Schauplätze sind Jerusalem und Babylon. Thema: Das Streben des jüdischen Volkes nach Freiheit aus der babylonischen Gefangenschaft. Titelheld Nabucco (biblisch Nebukadnezar II.) will sich selbst zum Gott machen. Die Selbstüberschätzung wird ihm zum Verhängnis und führt für ihn in den Wahnsinn. Erst die Bekehrung zum Gott der Hebräer heilt ihn.

Große Begeisterung nach Ende der Aufführung: Das Publikum ist von den Sitzen hochgesprungen.

Bei der Aufführung am Marktplatz hatte auch der Rothenburger Glockenschlag mit den beiden Hauptprotagonisten der Legende um den Meistertrunk seinen Auftritt: schon um 21 Uhr machten Tilly und Nusch – unterstrichen vom Stundenschlag vom Rathausturm – dem Klassik-Erlebnis ihre Aufwartung. Als sich das um 22 Uhr wiederholte, ließ Dirigent und musikalischer Leiter Martin Doubravský die Szene auf der Bühne genüsslich einfrieren und gab sie erst mit ergebener Dankesgeste gen Rats-trinkstube wieder frei, als sich die Fensterläden vor den beiden Figuren geschlossen hatten.

Zum Leidweisen vieler Zuschauer wurde das Publikum durch Zaungäste gestört, die sich von außen immer wieder bemerkbar machten. Das wirkte fast in die Mitte der Ränge und verdarb nicht wenigen etwas die reine Freude am Klassikabend.

Durchgang musste frei bleiben

Auf der dem Rathaus gegenüberliegenden Seite war neben dem mit Folie abgehängten Gitterzaun ein Durchgang freigehalten worden. Das habe man so lösen müssen, weil das bei einer Veranstaltung mit diesem Zuschaueraufkommen als Flucht- und Rettungsweg benötigt wird, erläuterte am Tag nach der Aufführung Oliver Raapke vom Rothenburg Tourismus Service auf Nachfrage unserer Redaktion.

Zu Beginn des Opern-Abends hatte er namens der Stadt begrüßt und dabei seiner Freude Ausdruck gegeben, dass diese herrliche Marktplatzkulisse wieder einmal Schauplatz eines solchen Klassik-Erlebnisses vor Riesenpublikum werden darf. Für die Verköstigung des Publikums sorgten bei dem Abend unter den Arkaden „Italia“ und Ratsstube gemeinsam.

Im ersten Stock des Rathauses – mit Abgang durch den Kaisersaal – und im Gewölbe hatte das Tourunternehmen Paulis aus Braunschweig mit seinem riesigen Stab an Mitarbeitern und Mitwirkenden Quartier bezogen. Stadt und Veranstalter loben das gute Miteinander. Es könne durchaus ein weiteres Mal geben. -ww-


Verona-Flair macht Lust auf mehr

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Künftig große klassische Aufführungen auf dem Marktplatz in kürzeren Abständen als bisher?

ROTHENBURG – Große Freude mit Nachhall über dieses besondere Klassikereignis vor Riesen-Kulisse: „Nabucco“ brachte Verona-Flair auf den Marktplatz und macht Lust auf mehr.

Genuss für Freunde klassischer Aufführungen: Eindrucksvolle Stimmen bei den Solisten und im Chor überzeugen bei der „Nabucco“-Aufführung auf dem Rothenburger Marktplatz. Foto: Weber

Rund 1000 Besucher bescherten ein volles Haus und – abgesehen von ihrer Begeisterung über eine klasse Aufführung – einen Rekord für ein solches Klassik-Openair vor dem imposanten Renaissance-Rathaus.

Wir erinnern uns:  2010 hatten Harald Ressel und Björn Röhrer–Ertl an gleicher Stelle zur großen „Carmina Burana“ von Carl Orff eingeladen (700 Zuschauer), 2014 der „Fränkische Sommer“ zu Mozarts „Zauberflöte“ in origineller Version als Volks-theater mit Pappe, Puppe, Projektionen sowie  Countertenor Daniel Gloger als wandlungsfähige Stimme (300 Zuschauer).
Sicher – das Wetter ist immer ganz wesentliche Voraussetzung für den Erfolg einer solchen Veranstaltung unter freiem Himmel. Da hatten alle Glück. Es war ein herrlicher, ausgesprochen lauer Sommerabend. Er war so, nachdem Bewölkung tagsüber für spätere Stunden einiges ahnen ließ, nicht mehr so ohne weiteres zu erwarten gewesen. Aber das drehte sich dann und es kam zu einem Bilderbuch-Sonnenuntergang. Der Regen ließ sich Zeit. Die Himmelsschleusen öffneten sich erst etwa zwei Stunden nach Ende der Aufführung.
Die Stadt ist auch im Nachhinein voll des Lobes über den Veranstalter, die Paulis-Konzertagentur aus Braunschweig. Das Unternehmen habe sich als überaus professioneller Partner gezeigt und nicht nur für eine glänzende Aufführung gesorgt, betonte am Freitagmittag Oliver Raapke vom Rothenburg Tourismus Service im Gespräch mit unserer Redaktion.  Er hatte bei der Veranstaltung stellvertretend für die Stadt die Begrüßung übernommen.
Innerhalb acht Stunden war am Veranstaltungstag der komplette Aufbau bewältigt und innerhalb viereinhalb Stunden der Abbau nach Ende der Veranstaltung abgewickelt, so dass sich der Marktplatz am nächsten Morgen wieder zeigte, als wäre nichts gewesen. Alles lief dabei wie am Schnürchen.
Die Produktion „Nabucco“ der Festspieloper Prag ist mit drei Sattelzügen, drei Bussen, einem Wohnmobil und zwei Pkw unterwegs durch die Republik. Alles wird mitgebracht und wieder mitgenommen, von der Licht-, Ton- und Bühnentechnik über die Absperrzäune und die Stühle bis zur Ausstattung und Dekoration.
Der Marktplatz als Kulisse für eine große Klassik-Aufführung: Das sei nach so vielen Jahren Pause einfach toll gewesen, betont Raapke, und freut sich über die Riesenresonanz beim Publikum. Der Erfolg lade jedenfalls dazu ein, sich Gedanken zu machen, ob das nicht öfter der Fall sein könne, nicht jedes Jahr, aber vielleicht im etwas kürzerem Abstand als bisher. -ww-

Mit Baukultur sensibel umgehen

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Wie gelingt die Balance zwischen Verantwortung, Vision, Flächeneffizienz und Nachhaltigkeit?

ROTHENBURG – Seit über zehn Jahren engagiert sich Klaus-Jürgen Edelhäuser ehrenamtlich in der Bayerischen Ingenieurkammer-Bau. Es handelt sich dabei um eine Körperschaft des öffentlichen Rechts und berufsständische Vertretung für alle im Bauwesen tätigen Ingenieure. 2016 wurde er in den Vorstand gewählt. In dieser Eigenschaft hat er sich zum aktuellen Thema „Baugestaltung“ in einer Kolumne in der Bayerischen Staatszeitung geäußert.

Klaus-Jürgen Edelhäuser: „Korrekturen vornehmen“.

Im Januar dieses Jahres haben die Kulturminister der europäischen Länder in einer informellen Konferenz die Erklärung von Davos als eine europaweite Koalition für Baukultur beschlossen. Bemängelt wird in dem Papier unter anderem der Flächenverbrauch in den Ländern, der „Verlust an Qualität der gebauten Umwelt und der offenen Landschaften“ sowie die „fehlenden gestalterischen Werte und ein fehlendes Interesse für Nachhaltigkeit“. Die einleitenden Worte der Erklärung von Davos vermitteln kein gutes Bild vom aktuellen Stand der gegenwärtigen Baukultur.

Der Rothenburger geht in der Kammer-Kolumne der Frage nach: Ist es wirklich so schlimm? Hauptberuflich ist Klaus-Jürgen Edelhäuser als Beratender Ingenieur in einer Büro-Gemeinschaft mit dem Architekten Andreas Konopatzki tätig und  erfahren in diesem Metier. Sein Beitrag in der Bayerischen Staatszeitung zielt darauf ab, für einen sensiblen Umgang mit Landschaft und Baukultur im Rahmen von Planungen und Behördenverfahren zu werben. „Bei genauer Betrachtung kann man durchaus erkennen, dass mit der Entwicklung von Wohn- und Arbeitswelten sowohl in den Ballungszentren als auch auf dem ‘flachen Land’ gewisse Korrekturen vorgenommen werden müssen, um auch in Zukunft eine lebenswerte Umgebung zu haben“, so Klaus-Jürgen Edelhäuser.
Unter lebenswerten Wohn- und Arbeitswelten versteht er „eine optisch schöne Umgebung mit gestalteten Gebäuden, die sich in die Umgebung einfügen“. Die Aspekte „angenehm und schön“ seien dabei „selbstverständlich sehr subjektiv“. Wichtig sei, dass die Architektur der Bauwerke „nicht nur auf den reinen Zweck des Gebäudes reduziert werden darf“. Es gehe nicht nur darum, ein Dach über dem Kopf und vier Wände um sich herum zu haben. Die Gestaltung der Gebäude sollte anderen Ansprüchen folgen, betont Klaus-Jürgen Edelhäuser.
In historisch gewachsenen Städten ließen sich an den Bauwerken epochale und regionale Elemente ablesen, „die in der Regel für ein lebenswertes und schönes Ambiente sorgen“. Dies betreffe einerseits die Proportionen von Baukörpern, andererseits aber auch individuelle Gestaltungs- und Zierelemente. „Dieser Gestaltungsanspruch und diese Individualität von Gebäuden sollte wieder mehr in den Mittelpunkt gestellt werden“. Womöglich sei eine anspruchsvollere Gestaltung auch mit etwas höheren Baukosten verbunden. „Die Mehrkosten bedeuten dann aber einen vielfachen Mehrwert in Bezug auf eine lebenswerte Wohn- oder Arbeitsumgebung“.
Ein weiterer wichtiger Punkt bei der Schaffung von lebenswerten Wohn- und Arbeitswelten sei „die Einbeziehungung des Quartiers oder des Ensembles und hier auch insbesondere ökologische Aspekte“. In vielen Städten und Siedlungen wurde in der Vergangenheit im Zuge der Nachverdichtung „zu viele Flächen versiegelt“. Wie wichtig Grünflächen und damit auch Versickerungsflächen seien, zeige sich bei starken Regenfällen. Die Bedeutung von Grünflächen würde auch beim sommerlichen Wärmeschutz deutlich. Fehlen solche Flächen, werde mehr baulicher Aufwand zur Verschattung, aber auch zur technischen Kühlung von Gebäuden erforderlich, führt der im Bauwesen tätige Ingenieur aus. Ziel müsse dabei sein, den Bauherren den „Mehrwert“ einer lebenswerten Wohn- und Arbeitswelt aufzuzeigen.
In spätestens zehn Jahren wollen die Kultusminister der Länder wieder zusammenkommen, um die Fortschritte zur Realisierung einer hohen Baukultur zu evaluieren. „Es wäre ein tatsächlicher Erfolg, wenn dann die Erklärung positiver ausfallen würde“,  betont Klaus-Jürgen Edelhäuser. sis

Auf Jobsuche: „Ich will arbeiten“

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Syrischer Bundesfreiwilligendienstler hofft auf Angebot einer Festanstellung

ROTHENBURG – Der junge Syrer Almutasem Bellah Al-Fayad (31), besser bekannt unter seiner Abkürzung Abu Hashim, ist einer der Geflüchteten aus dem Bürgerkriegsland, der hart daran arbeitet, die Sprachbarriere zu überwinden und sich zu integrieren, um am öffentlichen Leben in Deutschland teilzuhaben. Er ist gut ausgebildet, motiviert und hat ein freiwilliges soziales Jahr absolviert, um weiter zu lernen.

Abu Hashim mit Susanne Schulz und Gabi Sommerkorn vom Kleiderkammerteam. Foto:sis

In dieser Funktion war der junge Mann für viele andere Flüchtlinge eine wichtige Anlaufstelle und hatte eine teilweise recht interessante Vermittlerrolle zwischen Deutschen und Migranten.  Neben seiner Muttersprache Ara­bisch spricht Abu Hashim Englisch, das er während der Schulzeit und im Studium gelernt hat, und inzwischen auch gut Deutsch. Er könnte arbeiten  und Steuern zahlen, anstatt auf Un­terstützung angewiesen zu sein. Aber das ist gar nicht so einfach. Er sucht eine Festanstellung. Sie ist wichtig für seinen weiteren Flüchtlingsstatus  beziehungsweise für die Erteilung einer Niederlassungserlaubnis, um unbefristet arbeiten zu können.

Nachweis erbringen 
Seit Monaten beschäftigt deutsche Verwaltungsgerichte die Frage, welcher Schutzstatus syrischen Flüchtlingen zuerkannt werden muss. Nachdem Geflohene aus dem Bürgerkriegsland in den vergangenen Jahren fast immer als Flüchtlinge nach der Genfer Konvention anerkannt wurden, vergibt das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (Bamf) seit 2016 immer öfter nur noch den sogenannten Schutzstatus. Die veränderte Praxis hat zu zahlreichen Klagen geführt. Mehr als 30000 Syrer gehen bundesweit gegen die Entscheidungen des Bamf vor.
Die Entscheidung dreht sich im Kern um die Frage, ob den Kriegsflüchtlingen bei einer Rückkehr nach Syrien grundsätzlich politische Verfolgung, Festnahme oder Folter droht. Nur in diesen Fällen können sie als Flüchtlinge anerkannt werden. Ist der Nachweis erbracht, wenn Menschen vor dem Krieg aus Syrien geflohen sind? Oder muss das im Sinne des Bamf zunächst individuell überprüft werden?
Die veränderte Entscheidungspraxis der Bundesbehörde fällt mit den Verschärfungen des Asylpakets II zusammen, die die Bundesregierung Ende Februar 2016 durch den Bundestag gebracht hat. Die Maßnahmen sehen unter anderem vor, dass alle Antragsteller wieder angehört werden müssen. Dadurch fiel der pauschale Flüchtingsstatus für Syrer weg. Zuvor hatten syrische Flüchtlinge nicht mehr persönlich vorsprechen, sondern nur einen Fragebogen ausfüllen müssen.
Es herrscht Rechtsunsicherheit
In einer Gerichtsentscheidung des Oberlandesgerichtes Münster heißt es: „Die Zuerkennung der Flüchtingseigenschaft erfordere, dass  mit beachtlicher Wahrscheinlichkeit wegen politischer Überzeugung oder Religion eine schwerwiegende Verletzung grundlegender Menschenrechte drohe“. Und weiter: „Unter den heutigen Bedingungen könne nicht länger angenommen werden, dass jedem rückkehrenden Asylbewerber Folter drohe.“
Dies, so das Gericht, sei auch angesichts von Millionen syrischer Flüchtlinge und der mehreren Hunderttausend syrischen Asylbewerber in Europa auszuschließen. „Es hieße, dem syrischen Regime ohne greifbaren Anhalt Realitätsblindheit zu unterstellen, wenn angenommen werde, es könne nicht erkennen, dass die Masse der Flüchtlinge vor dem Bürgerkrieg fliehe“, heißt es vom Gericht, das die Revision gegen das Urteil nicht zuließ.
Geklagt hatte ein 48 Jahre alter Syrer, der in seiner Heimat sowohl von Anhängern als auch von Gegnern des Machthabers Baschar al-Assad verfolgt worden war. Er hatte arugmentiert, dass ihm im Falle seiner Rückkehr in jdem Fall Repressalien drohen würden. Nach Meinung des Gerichts könne der Syrer gegen das Urteil eine formelle Beschwerde einlegen, über die dann das Bundesverwaltungsgericht entscheiden müsse.
Seit Anfang 2017 werden nur noch etwas mehr als 30 Prozent der Syrer als Flüchtlinge anerkannt. Die Mehrzahl der Anträge wird mit subsidiärem Schutz entschieden. Grundsätzlich handelt es sich dabei um eine starke Schutzform, aber die Aufenthaltserlaubnis ist befristet und muss immer wieder verlängert werden. Wie sollen auf diese Weise aus Flüchtlingen feste unverzichtbare Mitarbeiter werden?
Arbeitgeber und jobsuchende Flüchtlinge kommen nach wie vor schwer zusammen. Die entscheidenden Probleme sind nicht behoben. Ein Flüchtling ist aus betriebswirtschaftlicher Sicht für ein Unternehmen noch immer ein Risiko. Beispielsweise steht bis heute nicht fest, dass jemand, der geduldet ist und einen Ausbildungsplatz oder einen Job antritt, tatsächlich bleiben darf – obwohl Arbeitgeberverbände das seit Jahren fordern. Nach der Reform des Bleiberechts kann die Ausländerbehörde den Aufenthaltstitel eines Geflüchteten in Ausbildung oder Arbeit,  verlängern, aber im Gesetz steht eben „kann“ – und nicht „muss“. Das verursacht Stress bei Betroffenen wie Arbeitgebern. Es herrscht eine große Rechtsunsicherheit auf beiden Seiten.
Abu Hashim, der in einem Geschäftshaushalt aufgewachsen ist, wollte ursprünglich auf legalem Weg mit Visum nach Deutschland einreisen.  In seiner Heimat hat er Jura studiert. Nach seinem Abschluss suchte er eine Möglichkeit, dem Assad-Regime den Militärdienst zu verweigern, während der Diktator an der Macht nist. Wehrdienstverweigerern droht in Syrien Verfolgung. Der junge Mann bemühte sich um ein Ausreise-Visa. Seine älteren Geschwister haben Syrien schon vor Jahren in Richtung USA und Kanada verlassen. Der Vater ist 2010 gestorben, die Mutter lebt bei seinem Bruder in Nordamerika.
Nicht untätig rumsitzen
Abu Hashim suchte sein Heil zunächst im Libanon bei den dortigen Behörden. Angesichts der trostlosen Lage sah der syrische Wehrdienstverweigerer nur den Ausweg, Schutz als Flüchtling zu suchen. Ein deutsches Gericht hat syrischen Wehrdienstverweigerern bereits den Flüchtlingsstatus zuerkannt und entschieden: Die Betroffenen sollen mehr als nur subsidiären Schutz erhalten. Zuvor hatte es widersprüchliche Urteile gegeben.
Über lange und gefährliche Wege gelangte Abu Hashim nach Europa und schließlich nach Deutschland. Passau, Zirndorf und Erlangen waren seine Stationen, bevor er nach Rothenburg kam und zusammen mit anderen Flüchtlingen in der Gemeinschaftsunterkunft im ehemaligen „Bären“ eine vorläufige Bleibe fand. Der Arabischsprechende tat sich zunächst reichlich schwer mit der deutschen Sprache und der Grammatik. Er konnte sich aber gut auf Englisch verständigen.
Als ehrenamtlicher Helfer unterstützte Abu Hashim das Kleiderkammer-Team des Arbeitskreises Asyl Rothenburg. Er wollte nicht untätig rumsitzen. Die praktische Arbeit erleichterte es ihm, zwischenmenschliche Kontakte aufzubauen. Er machte erstaunliche Fortschritte und überzeugte durch sein Interesse, seine schnelle Auffassungsgabe und seinen Einsatzwillen. Deshalb erhielt er die Zusage für ein freiwilliges soziales Jahr für den Bereich der Flüchtlingsunterstützung.
Viele gelungene Beispiele
In enger Zusammenarbeit mit dem ehrenamtlichen Arbeitskreis Asyl arbeitete er in der Kleiderkammer mit, machte Hausaufgabenbetreuung in Flüchtlingsfamilien, half beim Dolmetschen, absolvierte Fahrdienste und fungierte als Ansprechpartner für kulturelle Belange. Für den Bundesfreiwilligendienst bekam er lediglich eine Aufwandsentschädigung. Die zwölf Monate sind nun abgelaufen und der junge Syrer sucht eine Festanstellung, um seinen Lebensunterhalt selbst bestreiten zu können.
Sein Jurastudium wird in Deutschland nicht anerkannt. Er müsste noch einmal ganz von vorn beginnen – ein steiniger Weg. Sein Deutsch ist noch nicht soweit, dass er an die Uni gehen und sich mit Paragraphen und Referaten beschäftigen könnte. Am liebsten wäre ihm ein Beruf, der mit Menschen zu tun hat. Sein kontaktfreudiges Naturell kämen ihm dabei zugute. Er hofft auf eine gute Zukunft und möchte lernen, was Frieden bedeutet, den er sich auch so sehr für sein Land wünscht.
Rund 130 Flüchtlinge hat der Arbeitskreis Asyl Rothenburg in der Hochphase der Migrationsbewegung betreut und damit der Willkommenskultur in der Stadt ein Gesicht gegeben. Die Ehrenamtlichen haben sich intensiv um Menschen gekümmert, die Hilfe und Schutz suchen. In einigen wenigen Fällen ist der Asylkreis mit seinen Bemühungen zu gesellschaftlicher Zusammenarbeit und zur Integration auf Unverständnis oder Ablehnung andersdenkender Menschen aus anderen Kulturkreisen gestoßen. Es gab aber auch viele gelungene Beispiele im Zusammenwirken von Einheimischen und Flüchtlingen mit schönen Erfahrungen aller Beteiligten. sis

 

Die konkrete Idee

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Gehobener Stil: Hotel-Restaurant in historischer Bausubstanz

ROTHENBURG – Vielleicht geht doch was: Der Würzburger Architekt und Projektentwickler, Roland Breunig, sieht interessante Parallelen zwischen dem ehemaligen „Bürgerbräu“-Gelände in der Domstadt, dem er zu neuer Nutzung verholfen hat, und dem Brauhaus Rothenburg als möglichen Lösungsansatz für den Problemfall.

Die Gespräche über das Brauhaus spiegeln ernsthafte Absichten wider, eine städtebauliche Lösung zu finden. Foto: Schäfer

Hier wie da ist das Areal mit einer wechselvollen Geschichte verbunden zwischen Blütezeit und Niedergang. Dann stand das Gelände mehr oder weniger verlassen und wartete auf seine neue Nutzung. Roland Breunig gehörte zur Investorengruppe, die ein Großteil des Geländes der ehemaligen „Würzburger Bürgerbräu“ von der Stadt erwarb und ein Gesamtkonzept für die weitere Nutzung vorlegte. Es entstand ein Kultur- und Dienstleistungszentrum. Die historische und denkmalgeschützte Bausubstanz  mit ihrem besonderen Cha­rakter wurde weitestgehend erhalten und hat Charme, der die Wohn- und Lebensqualität beeinflusst. Über die Freundschaft mit dem gebürtigen Rothenburger Steffen Deeg wurde Roland Breunig, Geschäftsführer der Würzburger Bürgerbräu Projektentwicklungs GmbH, auf das Brauhausgelände aufmerksam und stellte sich dem Stadtrat kürzlich als Interessent vor, der eine Lösung für den Problemfall entwickeln will. Das Gelände kennt er aus eigener Anschauung. Er hat sich auch schon mit der Industriegeschichte als schützenswerte kulturelle Leistung befasst, denn er macht sich so seine Gedanken, die er reifen lässt.

Die Idee eines Hotel-Restaurants in gehobenem Stil in historischer Bausubstanz zieht der Architekt und Projektentwickler in Erwägung und will sie dem Stadtrat vorstellen. Wie berichtet, laufen interessante Kontakte mit der Hoteliersfrau Dagmar Wagenpfahl-Lagrange und möglichen Geldgebern. Die einheimische Investorengruppe Stein, Hahn, Kehrberger hat der Stadt bereits ein realisierbares Nutzungskonzept unterbreitet. sis

 

„Vorgehen ist befremdlich“

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Personalentscheidung der Stadtwerke Rothenburg sorgt für Wirbel

ROTHENBURG – Die fristlose Kündigung des langjährigen Betriebsleiters vom „RothenburgBad“ wirft Fragen auf. Mit ein wenig Verwunderung darf man auf die Entscheidung der Stadtwerke Rothenburg schon reagieren. Es wurde gar nicht erst abgemahnt, sondern gleich durchgegriffen, obwohl das Arbeitsverhältnis schon lange Zeit bestand, ohne frühere Beanstandungen.

An heißen Tagen eine beliebte Anlaufstelle: Der Kiosk im Rothenburger Freibad. Fotos: Schäfer

Der Arbeitgeber wirft der Führungskraft schwere Versäumnisse im Kioskbetrieb vor, für den sie seit Beginn der Freibadsaison zusätzlich verantwortlich ist. Der 51-Jährige wehrt sich über seinen Anwalt Christoph Schmitt gegen die falschen Anschuldigungen, sie seien nicht klar benannt und belegt. Er hat eine Kündigungsschutzklage vor dem Arbeitsgericht erhoben. Beide Parteien erscheinen in Kürze in einem ersten Gerichtstermin zur zunächst anberaumten Güteverhandlung.

Der Mitarbeiter war seit 21 Jahren im Bäderbereich tätig, seit 2007 als Leiter der Einrichtung in verantwortlicher Position. 2015 vollzog sich der Wechsel in der Geschäftsführung von den Stadtwerken Crailsheim zu den Stadtwerken Heidenheim. Die Stadtwerke Rothenburg blieben weiterhin als eigenständiges Unternehmen erhalten und sind Betreiber des Hallen- und Freibades. Der Leiter des Schwimmbades trägt eine hohe Verantwortung mit der Ausübung der Betriebs- und Wasseraufsicht sowie Beaufsichtigung des Badebetriebes, Überwachung der technischen Betriebsfunktion, Wartung- und Reparaturarbeiten.
Neue Pflichten kamen hinzu. Der Arbeitgeber übertrug dem Bäderbetriebsleiter mit Beginn der Freibadsaison zusätzlich die Verantwortung für den Kiosk im RothenburgBad. Die Führungskraft hatte Sorge dafür zu tragen, dass die gaststättenrechtlichen, sicherheitsrechtlichen und polizeilichen Vorschriften eingehalten werden. In einem im März 2018 eigens geschlossenen „Stellvertretervertrag“ mit der SWR Energie, Service, Bau GmbH, eine Tochterfirma der Stadtwerke Rothenburg, verpflichtete sich der Mitarbeiter „die Interessen des Kioskbetreibers nach bestem Wissen und Gewissen wahrzunehmen und alles, was die ordnungsgemäße Führung einer Gaststätte erfordert, zu erledigen.“ Zuvor war er bei der IHK Nürnberg über „die Grundzüge der für den Betrieb einer Schank- und Speisewirtschaft notwendigen lebensmittelrechtlichen Kenntnisse unterrichtet worden und konnte mit ihnen als vertraut gelten“. In den Vorjahren war der Freibad-Kiosk verpachtet und wurde nun unter Eigenregie weitergeführt. Alle Mitarbeiter des Kiosks haben einen Lebensmittelnachweis und sind in die Zubereitung von Speisen eingewiesen.
Die Führungskraft hatte alle Hände voll zu tun, den Bäderbetrieb und den Kiosk zu managen. Die Hitzewelle  sorgte für Hochbetrieb. Die Besucher lechzten nach Abkühlung und standen Schlange für Getränke, Eis, Pommes und Würste. Der Bäderbetriebsleiter packte überall da an, wo Not am Mann war. Er stellte sich auch mit in den Kiosk, wenn hungrige Gäste über die lange Wartezeit murrten.
Pommes und Würste sind Frischware. Die Würste, die drei Tage vor Ablaufdatum sind, was selten vorkommt, wie es heißt, werden mit Datum versehen, tiefgefroren und bei Bedarf innerhalb von drei Tagen verarbeitet. Die Würste, welche nicht verarbeitet worden sind „werden weggeworfen“. Dies komme aber nur selten vor. Im wetterabhängigen Freibad sei es schwierig, die Speisen so zu kalkulieren, „dass nicht in Ausnahmen auf die Tiefkühlung zurückgegriffen werden musste“. Um komplett auf Tiefkühlware umzustellen, fehle Lagerkapazität. Für die Frischpommes gibt es nur eine Kühlzelle. In dieser trubeligen Zeit der heißen Tage äußerte der Gaststättenbetreiber des Schwimmbades und ehemalige Kioskbetreiber gegenüber der Führungskraft, dass ein Gast vom Essen am Kiosk Durchfall und Magenprobleme bekommen habe. Einen konkreten Namen habe er nicht genannt bekommen. Der Betriebsleiter sah deshalb keine Handhabe, die Sache weiter zu verfolgen.
Mitten im Hochbetrieb traf  eine falsche Pommes-Lieferung ein. Dies verursachte zusätzlichen Stress im Ablauf, für den sich der Lieferant im Nachgang entschuldigte. In der Nacht auf  7. Juli brachte ein Einbruch im Bad das sorgsam geplante Gefüge durcheinander. Eindringlinge hebelten die Tür zum Kühlhaus auf und ließen sie offenstehen. Die Kühlkette der Lebensmittel war unterbrochen. Die Ware durfte nicht mehr in den Verkauf. Der Einbruch und dessen Folgen sind bei der Polizei und den Städtischen Werken mit Bildern dokumentiert. Bei der Kontrolle durch das Gesundheitsamt habe es keine größeren Beanstandungen und auch keine Anzeichen für eine Gesundheitsgefahr gegeben.

Anwalt Christoph Schmitt: „Behauptungen“.

Bei regelmäßig stattfindenden Besprechungen wurden ebenfalls keine Klagen über Missstände im Kioskbetrieb an den Bäderbetriebsleiter herangetragen. Von der Nachricht der fristlosen Kündigung fühlte er sich vor den Kopf gestoßen und völlig überrumpelt. Sie erreichte ihn im Urlaub. Der Arbeitgeber wirft der Führungskraft vor, im Kioskbetrieb „mindestens grob fahrlässig oder bedingt vorsätzlich“ gegen Vorschriften verstoßen „und die Gesundheitsgefährdung von Besuchern des Bades beziehungsweise Kunden des Kiosks billigend in Kauf genommen zu haben“. Dies sei nicht tragbar. Mit der Kündigung des Arbeitsverhältnisses wurde dem Betroffenen auch „ein sofortiges Haus- und Badeverbot“ für die nächs-ten 24  Monate erteilt.

Die Stadtwerke Rothenburg blieben auch auf nochmaliges Nachfragen der Redaktion bei der Aussage, dass sie „aus Gründen der Vertraulichkeit und des Datenschutzes und auch zum Schutz des Mitarbeiters keine Angaben zu personellen Angelegenheiten machen“. Es wird jedoch Wert auf die Feststellung gelegt, dass das Kündigungsverfahren „ordnungsgemäß verlaufen ist“. Oberbürgermeister Walter Hartl, er hat den Vorsitz im Aufsichtsrat der Stadtwerke, hielt sich ebenfalls mit Äußerungen zurück. Er verwies darauf, dass die von der Geschäftsführung getroffene Entscheidung „in deren Zuständigkeitsbereich liegt“. Der Aufsichtsrat wurde allerdings über die Gründe informiert. Wichtig war ihm noch der Hinweis: „Außerordentliche Kündigungen unterliegen engen Grenzen“.
Die Personalentscheidung sorgte für Gesprächsstoff, ließ Halbwahrheiten und schließlich unhaltbare Gerüchte entstehen. Der Betroffene selbst und seine Familie sind hierdurch in Mitleidenschaft gezogen worden. Die Funktion des Bäderbetriebsleiters hat einen hohen Bekanntheitsgrad, der sich auch aus der Vertrauensfunktion ergibt.
Der 51-jährige wehrt sich gegen die Kündigung. Sein Anwalt, Christoph Schmitt, Sohn des früheren städtischen Juristen Albert Schmitt, hält die Kündigung für „sozial nicht gerechtfertigt und nicht haltbar“. Der Arbeitgeber habe Pflichtverletzungen  des Mitarbeiters nicht präzise dargelegt und stütze sich lediglich auf geäußerte Behauptungen von zwei ehemaligen Mitarbeiterinnen des Kiosks und einer externen Kraft, die nicht durch Tatsachen belegt seien. Es gebe in diesem Zusammenhang viele Ungereimtheiten und offene Fragen.
Das künstlich geschaffene Vertragskonstrukt zum Kiosk hält der Anwalt für „mehr als fragwürdig“. Die rigorose Vorgehensweise der Stadtwerke gegen die langjährige Führungskraft wirkt befremdlich und legt  für Christoph Schmitt den Schluss nahe, dass der Arbeitgber den Mitarbeiter schnellstmöglich loswerden will, „koste es, was es wolle“. sis

Verbeugung vor Spätgotik-Meistern

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Hochkarätige Fotoausstellung mit Skulpturen großer Bildhauer als ansprechende Motive in der Heilig-Geist-Kirche

ROTHENBURG – Bis zum 24.  September ist jetzt die Ausstellung in der Heilig-Geist-Kirche verlängert worden, die das Gotteshaus derzeit zum besonderen Anziehungspunkt für Kunst- und Kulturinteressierte macht. Über 20 Groß-Aufnahmen im Passe-Partout-Rahmen 70 mal 100 Zentimeter von Skulpturen berühmter Meister des späten Mittelalters werden dort präsentiert.

Das Jesuskind spielt mit dem Schleier Marias. Fotos: Winfried Berberich/Kunstschätze Verlag

Es sind besondere Meisterwerke, die sich da in ausdrucksstarker Abbildung zeigen. Die Skulpuren setzten in ihrer Epoche und auch noch darüber hinaus Zeichen und wurden zum Maßstab für die Kunstschaffenden in dieser von viel Spiritualität getragenen Zeit der Spätgotik.

Prominent ergänzt

Die Fotos werden den Schätzen der Spitalkirche zur prominenten Ergänzung. Eine Besonderheit der Kirche ist das Sakramentshäuschen von 1390 mit jener speziellen Darstellung. Das nackte Christuskind schwebt dabei gleichsam auf einem Regenbogen von der himmlischen zur irdischen Welt. Darunter ist die Verkündigungsszene umgesetzt: Maria und der Engel Gabriel. Ursprünglich sind hinter den Türen des Sakramentshäuschens der Abendmahlswein und auch die Hostien aufbewahrt worden.Der Mariendarstellung auf der einen Seite des Chores wird ein stilistischer Zusammenhang mit der Würzburger Dom-Madonna nachgesagt. Auch die Schluss-Steine im Gewölbe des Chores könnten, so wird angenommen, aus dieser Werkstatt stammen.

Die Fotos lassen diesen Schatz im Interieur der Kirche zusätzlich glänzen. Zu den Abbildungen zählen Werke Niclaus Gehaerts von Leyden. Er leitete die damals berühmte Straßburger Münsterbauhütte kurzfristig (um 1465). Seine Skulpturen hatten einen großen Ruf. Sie wurden auch zu Vorbildern für Tilman Riemenschneider.

An der Münsterbauhütte?

Deshalb wird auch immer wieder vermutet, dass Riemenschneider wohl für einige Zeit an der Münsterbauhütte in Straßburg mitgearbeitet und möglicherweise auch dort gelernt hat.Aus Niclaus Gehaert von Leydens Werkeschatz ist in der Spitalkirche ein Foto der sogenannten „Dangolsheimer Gottesmutter“ zu bestaunen. Der Skulptur kommt besondere Bedeutung in der damaligen Bildhauerkunst zu. In ihrer „Lebendigkeit“ galt sie und gilt sie noch heute als fast schon „revolutionäres“ Werk.

Weiteres beeindruckendes Motiv der Ausstellung: Die sogenannte „Schutzmantel-Madonna aus Ravensburg“ – geschaffen wohl von Michel Erhart aus Ulm um 1480 – darf als weiteres berühmtes Werk eines Zeitgenossen Riemenschneiders gelten. Eine sitzende, ihr Kind mit einem „Fläschchen“ säugende, junge Mutter Maria (von Michel Erhart) zeugt in ihrer zärtlich-geneigten Haltung, dem reichen und so lebendig-bewegten Faltenwurf von einer Meisterschaft in der Formensprache und einer besonderen Nähe zu Riemenschneider. Das zeichnet ihn und seine Zeitgenossen so ganz besonders aus.

Ebenso fasziniert bei der Fotoausstellung auch die Abbildung der Anna-Selbdritt-Figurengruppe aus Stein. Sie könnte möglicherweise vom jungen Riemenschneider und dessen Straßburger Zeit stammen. Deren Heilige Anna sowie die Steinoberflächenbearbeitung weisen große Ähnlichkeit mit Riemenschneiders „Würzburger Anna-Gruppe“ in der Festung Marienberg auf.

Meisterlich geschnitzt

Von Riemenschneider und seiner Werkstatt sind weitere ausdrucksstark beleuchtete Großfotos zu sehen. Zum Beispiel der beeindruckend-charakterfeste und meisterlich geschnitzte „Apostel Matthias“ in den „besten Mannesjahren“, eine sogenannte „Muttergottes aus Tauberbischofsheim“ (wohl ein Spätwerk Riemenschneiders), ein sogenannter. „Gnadenstuhl“ – Gottvater mit dem verstorbenen Christus – sowie ein fast zerbrechlich wirkender, sehr schlanker, junger Diakon (angeblich um 1490 aus Tauberbischofsheim kommend, über München, zuletzt Berlin.

Auch solche filigranen Figurengruppen aus Stein gehören zu den Kunstwerken.

Eine „Trauernde Maria“ aus den Niederlanden sowie ein junger Schuhmacher als Heiliger Crispinian aus Frankreich, beide um 1420 entstanden, zeigen als Vorläufer-Beispiele die Entwicklung zu den spätgotischen „großen Meistern“ auf.

Sämtliche meisterliche Skulpturen-Fotos sind für die Festschrift des Bode-Museums in Berlin entstanden. Sie stammen von Winfried Berberich. Der Katalog zeigt und interpretiert ausführlich noch viele weitere eindrückliche Beispiele dieser hochkarätigen Sammlung. Er ist für die Dauer der Ausstellung in der Heilig-Geist-Kirche, außerdem in St. Jakob, in der Franziskanerkirche und in örtlichen Buchhandlungen zum stark reduzierten Preis erhältlich.

Eine zweite Bildergruppe befasst sich mit dem Apostel Jakobus, der in den letzten Jahren über die Pilgerschaft nach dem spanischen Santiago neue Berühmtheit und Faszination erhalten hat. Wie unterschiedlich ihn Riemenschneider in verschiedenen biblischen Szenen gesehen und gestaltet hat, ist in den Aufnahmen der Ausstellung zu sehen: der Apostel Jakobus als schlafender Begleiter Christi am Ölberg (Königheim, 1499, wahrscheinlich noch eine Arbeit Tilman Riemenschneiders), als nachdenklich Meditierender (bei der „Aufnahme Mariens in den Himmel“, Creglingen), als in die Wanderschaft aufbrechend Abschiednehmender (Bad Windsheimer 12-BotenAltar, derzeit Heidelberg), als Pilger im besten Alter sowie als von der Wanderschaft gezeichneter, müder und gealterter Jakobus-Pilger. Diese Szenen, Apostelgruppen und Einzelfiguren wurden jeweils in fränkischen Kirchen und Museen in Süddeutschland fotografiert und stehen nun in der Heilig-Geist-Kirche in Rothenburg in einer Auswahl vereint als „Jakobus-Versammlung“ beieinander.

Im „kunstSCHÄTZEverlag“ ist dazu ein „Jakobus-Buch“ mit textlichen Interpretationen und vielen weiteren Beispielen entstanden, das ebenfalls für die Zeit der Ausstellung in Rothenburg zum stark reduzierten Preis an den genannten Verkaufsstellen zu erwerben ist. Wer die Ausstellung besuchen möchte, sollte sich beeilen. Ursprünglich sollte sie am vergangenen Wochenende zu Ende gehen. Pfarrer Ulrich Winkler hat sie jetzt in Absprache mit denVeranstaltern verlängert. dzb/-ww-

Beste Bilanz in den elf Jahren bisher

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Toppler Theater verkündet nach Abschluss der Saison 2018 Besucherrekord und Super-Echo

ROTHENBURG – Nach Abschluss seiner elften Saison – der ersten im zweiten Jahrzehnt seines Bestehens – blickt das Toppler Theater auf die bisher bei weitem erfolgreichste Spielzeit zurück.

Daumen hoch: Die Vier in „Wir sind mal kurz weg“ rissen das Publikum zu Begeisterungsstürmen hin. Foto: Weber

Für die erste Produktion „Sechs Tanzstunden in sechs Wochen“ – einem Zweipersonen-Stück – wurden in 15 Vorstellungen rund 1800 Besucher gezählt. Im Vergleich dazu: 2017 waren beim Auftaktstück der Saison rund 1000 Zuschauer gezählt worden. „Insofern auch bemerkenswert, als wir in der ersten Phase der Spielzeit immer schlechter angenommen waren,“ kommentiert Erich Landgraf von der Theaterleitung die enorme Steigerung 2018.

In diesem Jahr haben insgesamt 9 Gastspielabende über die Eigenproduktionen hinaus Besucher in den Nordhof des früheren Dominikanerinnenklosters gelockt. Auch sie waren mit 500 Zuschauern wesentlich besser frequentiert als im Vorjahr. 2017 kamen 380 Besucher zu den Gastspielabenden.
Herrliche Mischung
Den kaum zu übertreffenden Höhepunkt dieser und auch aller bisherigen Spielzeiten habe die Revue „Wir sind mal kurz weg“ dargestellt, freut sich Erich Landgraf: „Viel Musik, Tanz und Gesang und intelligente Einfälle aus dem Leben gegriffen begeisterten unser Publikum und brachten uns die Rekordzahl an Zuschauern von fast 3000 Personen.“
Und der Sprecher der Theaterleitung fährt fort: „Wobei anzumerken wäre, dass unsere begrenzte Platzzahl das Limit war. Alle 22 Vorstellungen waren praktisch ausverkauft – und wir hätten sicher noch einige Hundert Karten mehr verkaufen können. Leider musste ein einziges Mal wegen Gewitter abgesagt werden.“ Zum Aufführungsfinale erwischte die Inszenierung freilich doch noch etwas Regen. Bei der drittletzten Aufführung wurden die vorher verteilten Plastik-Capes gern übergezogen, weil es vor der Pause nieselte.
Es liege auf der Hand, dass die Saison 2018 trotz aufwändiger Bühnenbilder, anspruchsvoller Technik und der sehr hochkarätigen Regie (Katja Wolff) sowie entsprechender Besetzungen auch wirtschaftlich sehr erfolgreich war, betont Erich Landgraf.  Ein Fazit könnte sein, dass sich ein qualitativ hochwertiger Mitteleinsatz  auch finanziell lohne. Allerdings liege der endgültige Abschluss noch nicht vor.
„Wir hoffen, durch diese schöne Saison – die sicher auch durch das Wetter sehr begünstigt wurde – viel neue Freunde für das Toppler Theater gewonnen zu haben. Die Ausrichtung – intelligentes sommer-geeignetes Boulevardtheater zu bieten ist 2018 klarer geworden,“ so Landgraf.
Der perfektionierte Service durch das ehrenamtliche Theaterteam trage auch in diesem Jahr in vieler Hinsicht zum Erfolg bei. -ww-

Bude bleibt eine Ausnahme

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Übergangsbleibe für Kiosk während der weiteren Bauarbeiten in der Burggasse

ROTHENBURG – Eigentlich ist der Burggarten – das wäre schon allein in der Grünanlagen-Verordnung so geregelt – freizuhalten von Buden und Verkaufsständen. Zumal wenn sie über längere Zeit dort stehen. Jetzt macht die Stadt eine Ausnahme.

Helga Bock ist glücklich über den Ausweichstandort im Burggarten für ihren Kiosk. Foto: Weber

Sie erlaubt einer Kiosk-Betreiberin, mit ihrem Geschäft in eine von der Stadt bereitgestellte Bude dorthin umzuziehen. Grund: Die Bauarbeiten in der Burggasse werden inzwischen Richtung Turm an der Fürbringerscheune und im Bogen weiter hinauf zur Herrngasse fortgesetzt.

In Wächterhäuschen einen Steinwurf vor dem unteren Zugang zum Burggarten sitzt ihr Kiosk. Sie sei plötzlich wie abgeschnitten gewesen  und der Umsatz sei eingebrochen.  Sie habe Angst um ihre Existenz gehabt, berichtet Kiosk-Inhaberin Helga Bock.
Deshalb habe sie im Rathaus vorgesprochen und dabei unter anderem dem Oberbürgermeister persönlich ihre Situation geschildert. Der habe sofort Verständnis gezeigt und ihr das Angebot gemacht, das kleine Verkaufsgeschäft für die Dauer der Bauarbeiten in eine städtische Bude zu verlagern, die für sie gern im Burggarten aufgestellt werde. Auch Stadtbaudirektor Michael Knappe habe sich um eine gute Lösung bemüht.
Kurze Zeit später wurde die Bude in Position gebracht und die beiden Elektriker Michael Ehrlinger und Markus Sudler schlossen sie an. Seitdem darf sich Helga Bock, die den Kiosk im Wächterhäuschen vor dem unteren Burggarten-Zugang seit vier Jahren betreibt, über die gute Nachfrage am Übergangsstandort freuen. Zuvor musste sie wegen einer Pachtpreiserhöhung ihr früheres Geschenkartikel-Geschäft in der Oberen Schmiedgasse aufgeben. -ww-

Im Romantik-Bus

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Bezirkstags-CSU auf Stippvisite von Rothenburg aus

ROTHENBURG – Im Oldtimerbus „Romantische Straße“ ist die Bezirkstagsfraktion der CSU am Freitagvormittag von der Tauberstadt aus auf Fahrt durch Teile des Landkreises Ansbach und des Landkreises Weißenburg-Gunzenhausen gegangen.

Ganz vorne im Oldtimer-Bus: Christine Reitelshöfer und Herbert Lindörfer. Fotos: Weber

Auf Retro-Spuren standen zu Beginn der kleinen Informationsreise durch die beiden Bereiche weiter südlich und östlich zwei Stationen in Rothenburg auf dem Programm. Die von Bezirksrat Herbert Lindörfer (Feuchtwangen) angeführte Delegation ist zunächst von Bürgermeister Dieter Kölle (CSU) und Kellermeister Ottomar Dörrer im ersten Stock des Rathauses begrüßt worden.

Als Willkommensgeste kreiste beim Empfang, zu dem sich unter anderem auch Dr. Wolfgang Scheurer als Vertreter des CSU-Ortsverbands eingefunden hatte, der mit Frankenwein gefüllte Meistertrunkhumpen. Die ehemalige Milchkönigin Carolin Reim gehörte zur Delegation. Auch sie nahm einen kräftigen Schluck aus dem Humpen.

Jetzt die Orgel

Nach einem kurzen Informationsaustausch ging es zu Fuß über den Grünen Markt hinüber zu St. Jakob, wo ein Abstecher auf dem Programm stand. Die kurze Visite in Rothenburgs Hauptkirche hatte ihren doppelten Grund: 2013 wurde das Gotteshaus, das bis 2011 einer millionenschweren Instandsetzung unterzogen worden war, vom Bezirk Mittelfranken denkmalprämiert.

Baujahr 1958, 132 PS: der Bus-Oldtimer vor St. Jakob.

Jetzt gibt es dort außerdem ein weiteres wichtiges und dazu noch teueres Vorhaben. Die am 3. November diesen Jahres genau 50 Jahre alte Rieger-Orgel, größtes Kirchenmusik-Instrument in Westmittelfranken, muss gründlich gereinigt werden. Es liege zum Teil mehrere Zentimeter dick der Staub auf Funktionsteilen der Orgel und auch in den Pfeifen, berichtete Stadt- und Dekanatskantorin Jasmin Neubauer den Besuchern und spielte – um den beeindruckenden Klang der Orgel zu zeigen die „Toccata Suite Gotique“ von Leon Boëllmann. Für das voraussichtlich rund 300000 Euro teure Projekt, das ab 2021 umgesetzt werden soll, läuft schon eine Spendenaktion. Außerdem erhofft sich die Kirchengemeinde St. Jakob Zuschüsse, unter anderem auch vom Bezirk.

Rolf Reißer brachte die CSU-Delegation mit seinem Oldtimer-Bus dann zu den weiteren Stationen der Informationsfahrt. Siehe dazu Bericht auf der Landkreisseite unserer heutigen Ausgabe. -ww-

Ganz schön rumgekommen

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Junge Familie reist zwei Jahre lang auf der Panamericana durch 19 Länder

REUTSACHSEN – Einmal im Leben allen ach so vermeintlich wich-tigen Verpflichtungen entfliehen und sich die Zeit nehmen, die Schönheit und Vielfalt der Welt auf eigene Faust zu entdecken. Viele Menschen hegen insgeheim diesen Traum, trauen sich aber nicht, ihn zu verwirklichen. Nicht so Familie Schmitt aus Reutsachsen. Das abenteuerlustige Trio bereiste zwei Jahre lang die berühmte Panamericana und sammelte auf diesen 100000 Kilometern durch 19 Länder einmalige Erfahrungen und Eindrücke. Das schönste „Souvenir“ ist aber zweifelsohne ihr kleiner „Mexikaner“.

Diesen einmaligen Anblick der Lagune Quilotoa (Kratersee eines Vulkans) genoss die Familie in Ecuador auf 4000 Meter. Fotos: privat

Denn Leeven Ramón Schmitt, so sein offizieller Name, wollte sich dieses ganz besondere Abenteuer auf keinen Fall entgehen lassen. Er kündigte sein Kommen an, als seine Eltern Thorben und Michaela Schmitt mit seiner großen Schwester Romy zwei Wochen nach Reisebeginn gerade am Yukon in Kanada weilten. Der Großteil ihrer Tour mit „Frosch“, ihrem knallgrünen Mercedes-Kurzhauber, lag da noch vor ihnen. „Ein Kind im Ausland zu bekommen und mit ihm zu reisen, das geht nicht“, war Michaela Schmitts erste Reaktion.

Doch sie entschieden, es zu versuchen. Zuviel hatten sie im Vorfeld für die Erfüllung dieses Traums auf sich genommen. Fünf Jahre lang arbeiteten die Steuerfachangestellte und der Programmierer praktisch rund um die Uhr, um sich das nötige finanzielle Polster zu schaffen. Sie veräußerten alle materiellen Dinge, an denen keine persönlichen Erinnerungen hingen, und verzichteten auf Neuanschaffungen. Zudem hatten sie darauf gewartet, dass Romy ihre kleine Familie erweiterte und alt genug war, um die Reise bewusst zu erleben.
Mit eigenen Augen sehen
Denn ihrer Tochter zu ermöglichen, die Vielfalt eines ganzen Kontinents mit ihren eigenen Augen zu sehen, war auch Ziel dieses Abenteuers. Mit dieser Idee wurden sie bei ihrer letzten Tour „infiziert“, die das Ehepaar auf dem Landweg von Deutschland nach Indien führte. Am Strand von Goa stießen sie auf viele Gleichgesinnte, die mit ihrem Nachwuchs oder noch schwanger unterwegs waren. „Viele denken, dass man so eine Reise nur ohne Kind machen kann“, erklärt Michaela Schmitt. Sie traten mit der Fahrt auf der Panamericana den Gegenbeweis an.
Dieses Netz an Straßen erstreckt sich über die gesamte Nord-Süd-Ausdehnung des amerikanischen Kontinents und verbindet somit Alaska mit Feuerland. Bis auf ein Teilstück von etwa 90 Kilometern zwischen Pa­nama und Kolumbien ist die Pan-americana komplett befahrbar. Das Netzwerk umfasst gut 48000 Kilometer Schnellstraße und ist in seiner längsten Verbindung von Nord nach Süd etwa 25750 Kilometer lang.
Zirka 1000 Abenteurer begeben sich pro Jahr auf die Reise quer durch Amerika. Familie Schmitt zählt zu den wenigen, die sie ganz in Angriff nehmen und selbst dann noch nicht genug haben. „Wir wollen noch nicht aufhören“, beschlossen sie 30 Kilometer vor dem Zielhafen in Uruguay, von dem aus sie eigentlich die Rückreise nach Europa antreten wollten. Und so hängten sie weitere drei Monate dran. Nachdem sie die Strecke von Norden bis zum südlichsten Punkt des Kontinents befahren haben, ging es nun wieder Richtung Norden durch Brasilien, Paraguay und letztlich Uruguay. Ihr Reisekilometerzähler schraubte sich dadurch auf 100000 Kilometer hoch.
Trotz der Mühen und Einschränkungen, die die Familie vorab auf sich genommen hatte, war es nie Gesetz, dass die Reise auf Biegen und Brechen durchgezogen werden muss. Wenn irgendetwas für einen der Mitreisenden grundlegend nicht gepasst hätte, bestand jederzeit die Möglichkeit, und vor allem die Bereitschaft, alles stehen und liegen zu lassen und nach Hause zurückzukehren.
Super ergänzt
Die knapp zweijährige Romy hatte keine Probleme sich an das Nomadenleben zu gewöhnen. Es habe sich „super ergänzt“, dass die Kleine eher eine Langschläferin ist, während die Eltern zur Gattung der Nachteulen zählen. Und auch Levi entpuppte sich als pflegeleichter Mitreisender: Er hat viel geschlafen, wenig geschrien und beim Stillen so gut getrunken, dass er schnell zugenommen hat.
Bereits seine Geburt verlief zum Glück reibungslos. Sofort nachdem Michaela Schmitt von ihrer Schwangerschaft erfahren hatte, rechnete sie aus, wo sie sich zum Zeitpunkt der Niederkunft aufhalten werden. Heraus kam: Mexiko. Die werdende Mutter fand per Internet in

Am Ende der Welt, aber nicht ihrer Reise: Familie Schmitt (mittlerweile zu viert) in Ushuaia.

Cancun in der mexikanischen Karibik ein Krankenhaus mit europäischem Standard und daran angeschlossener Kinderklinik.

Der für ihre Reisezwecke umgebaute „Frosch“ versprüht zwar den Charme von Abenteuer, Freiheit und Unabhängigkeit. Doch für den Monat vor und nach der Geburt tauschte die kleine Familie dessen acht Quadratmeter Grundfläche dann doch lieber gegen ein Apartment ein. Und kaum hatten sie wieder einen festen Wohnsitz, fingen sie sich eine Erkältung ein – dank der Klimaanlage. Den Rest der zwei Jahre blieben sie von Krankheiten verschont. Wenn man mal von gelegentlichem Magengrummeln absieht, was aber ganz normal ist, wenn man bedenkt, dass man diverse Klimazonen durchquert und ständig mit einer anderen landestypischen Küche konfrontiert wird, die natürlich auch ausgiebig getestet wurde. In Peru gab es Inka-Cola, Alaska lockte mit fangfrischem Lachs, in Mexiko gab es vor Taccos und Tortillas kein Entkommen und auch ein Meerschweinchen (Leibspeise in Peru und der Andenregion allgemein) fand sich auf ihren Tellern wieder. Fleisch war auch in Argentinien ein großes Thema, wobei Familie Schmitt jenes in Brasilien noch besser mundete.
Während in den Vereinigten Staaten hauptsächlich „Frosch“ die Blicke auf sich zog, standen ab Mexiko vor allem die kleine Romy und der stetig wachsende Bauch von Michaela Schmitt im Zentrum des Interesses der Einheimischen. Je südlicher sie kamen, umso stärker prägten Kinder das Straßenbild. Die bis dahin etwas zurückhaltende Romy wurde von den anderen Kindern sofort aufgenommen und zum Spielen eingeladen. Levi hingegen habe es von Anfang an genossen, welchen Schlag er bei den Lateinamerikanerinnen hat, erinnert sich seine Mutter. Die beiden haben auch oft Spielzeug von den Einheimischen geschenkt bekommen.
Kein Selbstfindungstrip
Auch wenn die Reise dazu dienen sollte, für eine Zeit aus dem Alltag herauszukommen und nur das zu machen, worauf man gerade Lust hat, war das Ganze kein Selbstfindungstrip. Eine gewisse Kommunikation mit Familie und Freunde fand die ganze Zeit über statt. „Der Kopf war schon auf Reisen, doch irgendetwas hat einen immer versucht einzuholen“, sagt die 39-jährige Steuerfachangestellte. Erst nach etwa vier Monaten sind sie so in ihrer neuen Freiheit und Ungebundenheit aufgegangen, dass sie nicht mehr sagen konnten, welches Datum gerade war.
Und auch sonst legten sie schnell eine beneidenswerte Gelassenheit an den Tag. Während manch einer angesichts der recht behäbigen Arbeitsweise lateinamerikanischer Grenzbeamter wohl mehr als einmal aus der Haut gefahren wäre, ließen die Schmitts das sich hinziehende Pass-prozedere geduldig über sich erghen. „Man tut sich keinen Gefallen wenn man sich aufregt“, ist Michaela Schmitt überzeugt.
Während der Reise hielt sie die Daheimgebliebenen mit einem Internetblog (www.hippie-trail.de) auf dem Laufenden. Zurück in Deutschland wollte sie auch für ihre Kinder etwas erschaffen, dass sie an dieses erste große Abenteuer ihres Lebens erinnern sollte. So entstand die Idee ein Buch zu schreiben. Auf knapp 500 Seiten beschreibt sie die zahlreichen landschaftlichen und kulturellen Schätze entlang des Weges sowie die menschlichen Begegnungen, die diese Reise so wertvoll gemacht haben. Vor kurzem waren sie in der Talk-show von Markus Lanz zu Gast und erzählten auch im Studio der SWR-Landesschau ihre Geschichte. Und deren Fortsetzung ist schon in der Mache: Wenn alles klappt, begibt sich die Familie ab Frühjahr auf die Seidenstraße nach Asien. mes
Michaela Schmitts Buch trägt den Titel „Ausreisser – Abenteuer Panamericana – In zwei Jahren von Alaska nach Feuerland“; ISBN: 978-3-00-059427-4.

Gesundheitsversorgung braucht Besserung

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Bündnisgrüne: Stümpfig und Rottmann setzen sich für Erhalt der Krankenhausstandorte ein – Fehler im System angeprangert

ROTHENBURG – Lange Wartezeiten, Ärztemangel, Pflegenotstand, Kostendruck an den Kliniken… Im Landkreis Ansbach konzentrieren sich viele Sorgen um die Gesundheitsversorgung im ländlichen Raum. Deshalb haben die bündnisgrüne Bundestagsabgeordnete Dr. Manuela Rottmann und Landtagsabgeordneter Martin Stümpfig aus Feuchtwangen kürzlich diese drängenden Fragen in den Mittelpunkt ihrer Stippvisite in Rothenburg gestellt.

Von links: Vorsitzender des Förderverein Rothenburg Hans-Peter Nitt, Stadträtin Edith Hümmer, Sigrid Popp, Stadtrat Dieter Seiferlein, Landtagsabgeordneter Martin Stümpfig, Chefarzt Dr. Mathias Kilian, Mitglied des Bundestages Dr. Manuela Rottmann, Stadtrat Stefan Stiegele, Kreisrätin Gabriele Müllender, Kreisrat Uwe Schreiner. Foto: privat

Nach einem Informationsbesuch im Krankenhaus Rothenburg fand am Abend eine Diskussionsveranstaltung zum Thema „Woran krankt es im deutschen Gesundheitssystem?“ im Hotel Rappen statt. Der Einladung der Grünen in Rothenburg folgten Bürgerinnen und Bürger, darunter auch Vertreter des Seniorenbeirates Rothenburg und zahlreiches Fachpublikum aus dem Bereich Gesundheit und Pflege.

Zu lange untätig 
Landtagsabgeordneter Martin Stümpfig sprach vor allem die schwierige hausärztliche Situation an. „Von gleichwertigen Lebensverhältnissen kann keine Rede sein, wenn bei uns im ländlichen Bereich der Versorgungsgrad weit unter dem der Städte liegt. Die Staatsregierung war hier viel zu lange untätig. Um die Zahl der Medizinstudenten, die nach ihrem Studium tatsächlich Arzt werden, zu erhöhen, darf man bei der Auswahl der Studenten nicht mehr nur auf die Noten schauen,wie es die bayerische Wissenschaftsministerin fordert. Praxiserfahrung und Eignung für den Beruf müssen zählen,“ forderte Stümpfig. Der Erhalt aller Krankenhausstandorte ist für den Feuchtwanger das oberste Ziel. „Allein die Notfallversorgung wäre in unserem ländlichen Raum ohne die Krankenhausstandorte nicht mehr darstellbar.“
Rottmann, die die Bündnisgrünen auch als stellvertretendes Mitglied im Gesundheitsausschuss des Bundestags vertritt, analysierte schonungslos die gesundheitspolitische Realität. Mit immer mehr Vorgaben für eine angebliche Qualität werde in Wirklichkeit der Rückzug der Gesundheitsversorgung aus der Fläche vorangetrieben. Kleine und mittlere Krankenhäuser würden so in Defizite getrieben.
Sie zeigte auf, dass dies kein Ansbacher Problem ist: Seit vielen Jahren können über vierzig Prozent der Krankenhäuser in Bayern ihre Kosten und Abschreibungen nicht mit den Einnahmen decken. „Die Landkrankenhäuser und Geburtsstationen in Bayern können mit zeitlich befristeten Almosen von der CSU-Staatsregierung nichts anfangen. Sie brauchen langfristig verlässliche Investitionsmittel vom Land und eine kostendeckende Finanzierung der Grund- und Regelmedizin vom Bund,  forderte die Bundestagsabgeordnete
Im Bereich der niedergelassenen Haus- und Kinderärzte müsse es endlich eine realistische Bedarfsplanung geben. „Ein erheblicher Teil der niedergelassenen Ärzte steht kurz vor dem Rentenalter – trotzdem gelten die meisten Regionen in Bayern rechnerisch als überversorgt und junge Ärzte dürfen sich nicht niederlassen. Dabei werden die Menschen in wenigen Jahren vor geschlossenen Praxistüren stehen,“ beschrieb die Politikerin ein weiteres Problem.
Dokumentation abschreckend
„Rothenburg ist attraktiv, natürlich auch für Ärztinnen und Ärzte. Viel abschreckender ist die Zeit, die eine Hausärztin heutzutage für Dokumentationen ohne jeden Nutzen aufwänden muss anstatt für die Patienten.“ Die Bundestagsabgeordnete plädierte für Mut, die wuchernde Bürokratie im Gesundheitswesen drastisch zu beschneiden.
„Menschen zu heilen und gesundheitlich zu begleiten, ist ein erfüllender Beruf. Ich will, dass die Leute dafür auch wieder Zeit und Entscheidungsfreiräume haben. Das verbessert die Qualität viel eher als irgendwelche Dokumentationen.“ eb

 

 

Meisterliches altes Rothenburg

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Sonderausstellung im Hällisch-Fränkischen Museum mit Zipperer-Kaltnadelradierungen

ROTHENBURG/SCHWÄBISCH HALL – Sie bietet nicht zuletzt auch einen interessanten Blick auf das alte Rothenburg vor der Kriegszerstörung am 31. März 1945: Die als Retrospektive angelegte Ausstellung im Wintergarten des Hällisch-Fränkischen Museums in Schwäbisch Hall mit Werken des 1982 verstorbenen Grafikers und Malers Ernst Zipperer.

„Röderbogen mit Brunnen“, Kaltnadelradierung in Farbe von Ernst Zipperer. Foto: privat

Er gilt als einer der ganz Großen der Kaltnadelradierung und ist über Deutschland hinaus bekannt. Zwischen 1920 und 1925 war er in Rothenburg, um hier Bleistiftzeichnungen anzufertigen, die er dann, zurück in Berlin,  auf Kupferplatten übertrug und drucken ließ, zirka 100 bis 150 von einer Platte.

Leider ist nichts Näheres zu seinem damaligen Aufenthalt beziehungsweise zu seinen damaligen Aufenthalten in Rothenburg bekannt. „Es ist eher anzunehmen, dass er zu den Rothenburger Künstlervereinigungen keinen Kontakt hatte,“ vermutet dessen Enkel Lothar Zipperer auf Anfrage unserer Re-daktion.
Pure Idylle
Zwei Handvoll Motive sind es, die der Künstler vor Ort mit dem Bleistift zeichnete und dann in seinem unverkennbaren Stil weiter umsetzte. Darunter Idyllen um den Röderbogen und um den Weißen Turm, ein Blick über die Dächer und Häuserfronten hinauf zum Rathausturm, das Portal am Aufgang zum Kaisersaal und ein reizvoller Ausschnitt um den Herterichsbrunnen mit Blick ein Stück hinunter auf die Fronten der Herrngassen-Häuser.
Das Kobolzeller Tor hatte es ihm so angetan, dass er es gleich in zwei völlig unterschiedlichen Spielarten umsetzte: aus der Sicht von oben wie es sich damals vermutlich wirklich dargeboten hat und von unten in einer Variante, die man sich heute nur noch schwer als damals real existent vorstellen kann.
Wo er wohl zu suchen wäre, sein „Winkel in Rothenburg“, den er damals bei seinem Aufenthalt in der Tauberstadt in seiner unnachahmlichen Art abbildete und ausdeutete? Falls er wirklich exisitiert beziehungsweise existierte und nicht der Phantasie des Künstlers entsprang.
Nach der Ernst-Zipperer-Biografie, die zur Ausstellung zusammengestellt wurde, hat mit Reisen durch Europa und Amerika die erste große Schaffensphase des Künstlers begonnen: „Er nimmt wahr und zeichnet, radiert und druckt – vor allem Burgen, Stadtansichten, Kirchen und Landschaften – mit einem sinnierenden, ordnenden Blick und der Intention, zu einer künstlerischen Aussage zu finden. Er will nicht nur die Wiedergabe der Wirklichkeit, er sucht eine eigene Bildsprache. Es ist ein Ringen um Ausdruck, um Schaffung einer neuen Bildwelt und die Übersetzung seiner Wahrnehmung ins Künstlerische:  Der Betrachter soll den Weg hinein in die Wahrnehmungswelt des Künstlers finden.“
Durch seine Kaltnadelradierungen wurde Ernst Zipperer in Deutschland, England und Amerika bekannt. Bei dieser Technik wird, wie bei Wikipedia, der freien Enzyklopädie im Internet, nachzulesen ist, die Zeichnung unter Krafteinsatz mit einer in Holz gefassten Stahlnadel oder mit einer aus massivem Stahl bestehenden, etwas schwereren Radiernadel in die Druckplatte geritzt. Dabei zieht ein stärkerer Druck der Nadel auch eine stärkere Linie nach sich. Das Eigengewicht der massiven Radiernadel erleichtert das Einritzen. Zu beiden Seiten der Rillen stellt sich Material auf und bildet einen scharfen Grat. Alle Flächen bestehen aus einer Konzentration von vielen Linien. Es folgt keine Ätzung.
Auf die Platte wird, wie bei der Radierung, vollflächig Druckfarbe aufgetragen und anschließend wieder blankgewischt. Dabei bleibt im feinen Grat neben der eigentlichen Linie zusätzlich zur Rille Farbe haften. Auf dem Abzug zeigt sich der Strich als erhöhte Farbablagerung, der Grat als feiner Einschnitt, der manchmal sogar weiß bleibt.
Im samtenen Ton
Eine samttonige Verschattung, die sich dem Grat anschließt, gibt die  Farbe wieder, die beim Wischen an den Außenseiten des Grates haften bleibt. Die dadurch entstehende malerisch anmutende Wirkung ist das Erkennungsmerkmal gegenüber dem geätzten Strich der Radierung.

Ernst Zipperer 1968 bei der Arbeit. Foto: Hans Kubach, Schwäbisch-Hall

Ernst Zipperer lebte und wirkte in Berlin. Er pflegte Freundschaften und Kontakte mit Künstlern wie August Gaul, Heinrich Zille und Max Liebermann sowie mit dem einflussreichen Kunsthändler Paul Cassirer. 1888  wurde er in Ulm als Sohn des Sattlermeisters Ernst Hermann Zipperer geboren. Er erlernt zunächst den Beruf seines Vaters im elterlichen Betrieb. Bald nach der Gesellenprüfung folgt er seiner Liebe zur Kunst und studiert an den Kunstgewerbeschulen in Hannover und Kassel sowie der Kunstakademie in München.

Im 1. Weltkrieg wurde Ernst Zipperer in Russland schwer verwundet und büßte dadurch ein Auge ein. 1918 heiratete er Elisabeth Nestler und trat in Berlin am renommierten Gymnasium Friedenau eine Stelle als Kunsterzieher an. Gleichzeitig arbeitet er als freischaffender Künstler und reiste in Mitteleuropa und England.
1931 kaufte Ernst Zipperer das Schloss mit Hofgut Tannenburg bei Bühlertann im Kreis Schwäbisch Hall, ließ sich 1940 frühpensionieren und zog dorthin um. In den darauffolgenden Kriegsjahren kam die künstlerische Arbeit weitgehend zum Erliegen. 1951 übergab er die Tannenburg an seinen Sohn Ernst Wilhelm und konnte sich nun wieder seiner Kunst widmen.
Die zweite große Schaffensphase des Künstlers war geprägt von Aufbruch und neuen Ideen. Die Schaffensbewegung verlief – entlang der kunstgeschichtlichen Entwicklung seiner Zeit – von der realistisch-naturalistischen Darstellung hin zur abstrakt-reduktionistischen Kernaussage seiner Bilder: In Pastell- und Ölkreide, in Tempera- und Ölfarben sowie in pastellartigen Heliogravüren fand er adäquate Materialien und Verfahren, um seinen visionär-religiösen Weg auszudrücken. Zuweilen zurückhaltend-achtsam, dann wieder kraftvoll-dynamisch verlieh er seinen inneren Welten Ausdruck.
1963 zog Ernst Zipperer von der Tannenburg nach Bühlertann (zwischen Schwäbisch Hall und Ellwangen) um. Nach Verschlechterung der Sehkraft seines verbliebenen Auges musste er 1972 sein künstlerisches Schaffen einstellen. Die letzten Lebensjahre verbrachte er bei seiner Tochter in Flein bei Heilbronn. Ernst Gustav Zipperer starb 1982 mit 94 Jahren und wurde in Bühlertann begraben. -ww-
Die Sonderausstellung „Ernst Zipperer (1888 – 1982) – Auf den Spuren seiner Kunst“ im Wintergarten des Hällisch-Fränkischen Museums ist noch bis zum 30. September zu sehen. Öffnungszeiten: Dienstag bis  Sonntag 10 bis 17 Uhr.

 

Spaziergang zum Auftakt

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„CSU vor Ort“: Andreas Schalk schaut sich in Rothenburgs Wirtschaft um

ROTHENBURG – Der Landtagsabgeordnete Andreas Schalk führte die Reihe der „CSU vor Ort“- Veranstaltung mit einem Stadtspaziergang zum Wahlkampfauftakt weiter.

Landtagsabgeordneter Andreas Schalk (4.v.r.) informierte sich direkt bei den Unternehmern über ihre Situation.

Den Anfang machte das „alter ego“. Christian Mittermeier schuf mit der ehemaligen Stadtvilla, ein Domizil, nicht nur architektonisch ausgefeilt, sondern digital auf dem neuesten Stand. Der Rothenburger Architekt  Martin Schroth stellte nicht nur die bauliche Seite des Hauses vor. Die Forschungen über die ehemalige Villa der Aula Seifenfabrik lässt erahnen, wie viele Fabriken sich um 1900 rund um die Stadtmauer angesiedelt hatten.

Gleich gegenüber wurde die Gruppe auf der Baustelle des Hotel Rappens empfangen. Der Hausarchitekt wies auf die besondere Herausforderung hin, zwei komplette Stockwerke schon im Untergeschoss vergraben zu haben. Wobei das erste Untergeschoss der große Zunftsaal sein wird. Eine besondere Herausforderung ist es auch, den kompletten Hotelbetrieb während der Bauarbeiten aufrecht zu erhalten. Vor 9 Uhr durften keine lauten Arbeiten verrichtet werden. CSU-Ortsvorsitzende Silke Sagmeister-Eberlein bedankte sich beim Rappenbesitzer für die Investition in Rothenburg.  Nach der Fertigstellung  2019 stehen 300 Betten zur Verfügung.
In der Innenstadt besuchte Andreas Schalk einige gut aufgestellte und funktionierende Einzelhändler. Angefangen bei „Zapp Style“, die sich nach vier Jahren sehr gut an dem Standort vor dem Weißen Turm etabliert hat. Das Inhaber-Ehepaar versucht mit stets ausgefeilten Schau-fensterdekorationen und diversen Veranstaltungen, Einheimischen und Touristen das Gefühl zu geben „gut auszusehen“.
Geschichte des Hauses
Ein Stopp bei „Reingrubers“ durfte nicht fehlen. Das CSU-Urgestein Traudl Reingruber, erzählte von der Geschichte des Hauses, dem Wandel der Produktpalette sowie dem Aufbau nach Bombenbrand am Ende des Krieges sowie dem letztendlichen Neubau im Jahr 1988. Auch die Laden­öffnungszeiten haben sich gewandelt. Durfte man in den Anfangsjahren noch jeden Sonntag öffnen, so beschränkt man sich heute auf die wenigen offiziellen verkaufsoffenen  Sonntage im Jahr.
Andreas Schalk, überrascht von dem riesigem Warenangebot, erwähnte die ersten Überlegungen im Landtag, die Ladenöffnungszeiten neu zu strukturieren und geht davon aus, dass dieses Paket nach den Wahlen angepackt wird.
Auch Heidi  Treiber, Inhaberin von   „Hallers drunter & drüber“, „Hallers Lieb-lingsstücke“ sowie der „Lola“, berichtet über den Wandel  ihrer drei Einzelhandelsgeschäfte.  Ursprünglich führten ihre Vorfahren ein Vollsortimentshaus, in dem von Kurzwaren bis hin zur Bekleidung für Frauen, Männer sowie auch Kinder alles zu finden war, um den Bedarf der Familien abzudecken. Heute sind  die Zeiten schnelllebiger und es gelinge ihr fast immer, alle Artikel, nach einer Saison abzuverkaufen, um Lagerkosten und somit totes Kapital zu vermeiden und aktuell zu bleiben.
Gute Zusammenarbeit
Mit zwei Standorten in der einzigen Fußgängerzone der Stadt vertreten ist das Schuhhaus Hellenschmidt.  Geschäftsinhaber Tina und Hannes Hellenschmidt betonen die gute Zusammenarbeit mit der Stadt bei der Erweiterung des Geschäftes Richtung Milchmarkt. Um ein

Ließen sich den Spaziergang durch Rothenburg nicht entgehen. Fotos: privat

angenehmes Einkaufsvergnügen zu erleben, ist demnächst der Einbau einer Klimaanlage auch in der Herrenabteilung geplant. Auch bei ihnen stellte sich die Frage, wie der Anteil der touristischen Einkäufer zu dem der Einheimischen ist. Auch bei Schuhen ist der Einkauf der Besucher ein Garant für die wirtschaftlich gute Lage der Einzelhändler in Rothenburg.

Bereits die vorletzte Station des Nachmittags war die Einkehr bei „AnRa“ in der Schmiedgasse. In die Geschäftsidee von Anett Perner ist alles verpackt:  Das Design, die Produktion, der Abverkauf über verschiedene Kanäle (zum einen Verkauf auf Messen, Wiederverkauf über Kataloge sowie der Direktverkauf in drei Läden in der Rothenburger Innenstadt).
Mit der Gründung der „Handmade“ Rothenburg Gruppe und dem  Abdrehen eines Werbefilmes, geht sie genauso  neue Wege, wie mit Ihrem Krea­tivnähcafe, das vor allem von Kindern sehr gut angenommen wird. Hervorzuheben ist auch ihr persönliches Verkaufstalent, von dem sie der CSU–Spaziergängergruppe eine Kostprobe gab.
Hier steckt „Heimat und Herzblut drin“ so Carolin Zolk und Markus Fischer vom Brothaus im Schlachthof, der Endstadtion des Nachmittags. Aus dem Staunen heraus kam Andreas Schalk auch dort nicht. Das Erhalten der Räume und  Decken mit den Fleischhaken für Kühe und Schweine sowie das Gesamtobjekt sucht seinesgleichen. Das Geschwisterpaar, das die elterlichen Betriebe in Dinkelsbühl und Rothenburg zum „Brothausimperium“ ausgebaut hat, berichtete von Mitarbeiterengpässen und sucht Wege durch Digitalisierung die Arbeitsabläufe zu optimieren.
Politik im Schlachthof
Im Flaggschiff Schlachthof, ging man auch auf die aktuelle politische Lage auf dem Arbeitsmarkt sowie auf weitere landespolitische Themen ein. Mit vielen Eindrücken,  der Zusage an die Gastronomen und die Händler, in München für ihre Belange vorzusprechen, ging es für Andreas Schalk dann weiter zum Biergartengespräch nach Neusitz. sse

Vor der besonderen Kulisse

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Vor der besonderen Kulisse Hauptprobe der Festspiel-Gruppen für „Musikalisches Allerley“ auf der Stöberleinsbühne

ROTHENBURG – Es ist eine Herausforderung für alle Beteiligten, wie sich jetzt bei der Generalprobe gezeigt hat: Bei den Reichsstadttagen am kommenden Wochenende soll die Stöberleinsbühne mit einer besonderen Aufführung aus ihrem Dornröschenschlaf geholt werden und sich als Freilicht-Schauplatz für Historienspiel empfehlen.

Eine Kulisse wie gemalt hat die Stöberleinsbühne, ideal für die Aufführung „Musikalisches Allerley“, für die auf unserem Bild vom Sonntagnachmittag gerade die Generalprobe läuft. Fotos: Maximilian Ohr

Gruppen des Festpiels ziehen dort auf, so das Vorhaben, und setzen am Sonntag, 9. September, ab 13.30 Uhr – als Beitrag zum Jubiläumsjahr „400 Jahre nach Ausbruch des 30-jährigen Krieges“ – ein Spektakel mit Musik, Gesang und Gauklereien in Szene.

Zusammenfügen

Nach Proben in den einzelnen Gruppen war es am vergangenen Sonntagnachmittag das erste und auch einzige Mal, dass sich alle Beteiligten im Vorfeld der eigentlichen Aufführung an Ort und Stelle getroffen haben, um den Ablauf bei diesem „Musikalischen Allerley“ durchzuspielen und die Beiträge dabei zur gemeinsamen Darstellung zusammenzufügen.

Arbeiten zusammen: von rechts Reiyk Bergemann und Martin Wegele.

Festspiel-Regisseur Reiyk Bergemann hat die Aufgabe übernommen, den Auftritt aller Beteiligten in eine Form zu gießen, ihn zu inszenieren und auch zu moderieren. An seiner Seite bei der Generalprobe: Martin Wegele, Schatzmeister des Festspiels „Der Meistertrunk“ und musikalischer Organisator.

Basis der Aufführung und auch zentraler Ausgangspunkt der Inszenierung ist eine Wirtshausszene auf der Bühne. Die verschiedenen Gruppen kommen durch die Schenke und treten in Kontakt zu den Zechern. Die Beutelschneider machen dabei ihrem Namen alle Ehre. Sie fackeln nicht lange und scheuen auch keinen Körperkontakt. Die Zecher müssen auf ihre Beutel gut aufpassen.

Außerdem beteiligt beim „Musikalischen Allerley“: Junge Schar, Spielmannszug, Mummenschanz, Hauptwache, Schwedenreiter, Loser Haufen und Marketenderinnen. Um 13 Uhr ziehen die verschiedenen Festspielgruppen vom Marktplatz hinaus zur Stöberleinsbühne.

Freier Eintritt

Der Eintritt bei der Aufführung ist frei. Der Festspielverein sorgt am Rand der Veranstaltung für den Verkauf von Getränken. Die Aufführung dauert voraussichtlich rund anderthalb Stunden. Es ist eine Pause von etwa einer halben Stunde vorgesehen. Auch für den Fall von Schlechtwetter sind Vorbereitungen getroffen. Sollte es regnen, ziehen die Festspieler mit ihrer Aufführung kurzfristig in die benachbarte Reichsstadthalle um. -ww-


Singen in Gemeinschaft

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Auftritte voller Sang und Klang – Die Macht der Stimme

ROTHENBURG – Wer einmal den mehrstimmigen Gesang für sich entdeckt hat, befindet sich in bester Gesellschaft. Doch wie jedes Hobby will das Singen im Chor gelernt und geübt sein, damit neben dem Spaß an der Sache auch der Gesang immer wohlklingender ertönt.

Eine frohe Gemeinschaft mit Freude am Singen: der Johannis-Chor. Foto: Kroll

Das wichtigste am Singen ist, dass man es tut. Der Johannis-Chor beginnt am 12. September wieder mit  den Proben, die immer mittwochs um 20 Uhr im Gemeinderaum in der Burggasse 2 stattfinden. Selbstverständlich ist kreatives Chorsingen neben konzentrierter Arbeit auch eine gesellige Angelegenheit. Neubürgern bietet die Gemeinschaft die Möglichkeit, Berührungspunkte zu finden und Kontakte zu knüpfen. Rudi Klieber hat das an sich selbst erfahren, als er vor zehn Jahren nach Rothenburg kam und in der Gruppe freundliche Aufnahme fand und seitdem zu den aktiven Sängern gehört.

Sich abzusprechen und zu organisieren, sich auf die anderen verlassen zu können und voneinander zu lernen – ein Chor ist eine ganz besondere Form des Zusammenseins. Dabei trainieren die Mitglieder eine tiefe und kontrollierte Atmung. Wer seine Lunge regelmäßig fordert, gerät auch im Alltag nicht so schnell aus der Puste. Sich gleichzeitig auf die eigene Stimme und auf einen vorgegebenen Rhythmus zu konzentrieren und sich dabei den anderen Sängerinnen und Sängern anzupassen – das ist eine Herausforderung.
Der Johannis-Chor besteht seit  1909 (oder länger). Nächstes Jahr feiert er sein 110-jähriges Bestehen. Ziel ist es, diese langjährige Tradition zu erhalten und fortzusetzen. Derzeit mit etwa 30 Chormitgliedern besetzt, freut sich die Gemeinschaft über neue Mitglieder in allen Stimmlagen, ob jung oder älter. Eine Verstärkung durch Bassisten und Tenöre ist ein besonderes Anliegen, aber auch Alt- und Sopranstimmen sind willkommen.
In diesem Jahr werden Chorjubiläen mit 65 und 40 Jahren gefeiert. Es können aber auch 20 und 10 Jahre Chorzugehörigkeit wie auch Neuzugänge der letzten ein oder zwei Jahre erfreulich genannt werden. Chorleiterin Marianne Dreßler leitet den  Chor mit viel Engagement, Geduld, Freundlichkeit – und motiviert dazu, aufgeschlossen und mutig etwas Neues auszuprobieren.
Die Chorgemeinschaft singt geistliche Musik aus verschiedenen Jahrhunderten, bis hin zu heute noch lebenden Komponisten und immer auch wieder moderne und flotte Lieder. Der Johannis-Chor gestaltet die festlichen Gottesdienste an Weihnachten und Ostern mit, er singt bei Sonntagsgottesdiensten im Laufe des Kirchenjahres und bei Maiandachten. Langjährige Tradition hat die Teilnahme des Chores an dem alljährlichen Adventssingen in St. Jakob am ersten Adventssonntag. Ein Höhepunkt der Chorarbeit ist über viele Jahre hinweg das jeweils im Juli stattfindende Kirchenkonzert.
Die Chorleiterin legt bei den wöchentlichen Chorproben großen Wert auf gute Stimmbildung, die sie auf humorvolle Weise vermittelt. Notenkenntnisse sind keine Voraussetzung zum Singen, wichtig ist die Freude daran. Die Konfession spielt keine Rolle – und das nicht erst jetzt sondern seit langer Zeit. Auch längere Singpausen sind kein Hinderungsgrund – wichtig ist, Freude am Singen zu haben beziehungsweise wieder zu gewinnen. Daher wichtig,  eventuell vorhandene Scheu abzulegen und unverbindlich mitmachen oder erst mal nur zuhören.
Die Chormitglieder kommen aus Rothenburg und Umgebung. Sie laden alle, die gerne singen, denen aber die Möglichkeit fehlt, im Chor zu singen herzlich ein. Neuzugänge sind beim Johannis-Chor Rothenburg herzlich willkommen. ea/sis

Endlich wieder freie Zufahrt zum Krankenhaus

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Heute sollen nach Abschluss der Arbeiten die Beschränkungen auf der Staatsstraße 2250 zwischen Rothenburg und der A 7 fallen

ROTHENBURG – Ab heute sollen sie vorbei sein: die Zeiten, als das Rothenburger Krankenhaus nur schwer zu erreichen war. Die Zufahrt zur Klinik war in den vergangenen fast vier Wochen ein Problem für sich – angefangen von der Ausschilderung bis zu Verengungen an der Fahrbahnteilung mit Absperrungen direkt an der Anbindung des Hauses.

In den letzten Wochen hat der Schilderwald mit seinen Textzusätzen samt Absperrungen die Zufahrt zum Krankenhaus erschwert. Unser Bild entstand gestern. Foto: Weber

„Schlecht, ganz schlecht zu finden.“ – So oder so ähnlich lauteten in den Wochen, als die Staatsstraße 2250 in den Abschnitten zwischen dem neuen Kreisel und dem Krankenhaus sowie der Autobahn und dem neuen Kreisel hergerichtet wurden, die Kommentare.

Sie stammen von Leuten, die Patienten in der Rothenburger Klinik besucht haben, sich von der merkwürdigen Beschilderung und von der abenteuerlichen Wegführung vor besagter Anbindung offensichtlich nicht beirren ließen und sich irgendwie durchmogelten.
Wohlgemerkt, nur von denen kann hier die Rede sein. Wir wissen nicht, wieviele Besucher angesichts der unübersichtlichen Situation im Baustellenumfeld das Handtuch geworfen haben und das Krankenhaus in diesen Tagen schlicht als unerreichbar eingestuft haben.
Dabei hätte sich das leicht umgehen lassen, wenn die Beschilderung auch nur etwas konkreter gewesen wäre: anstatt des allgemeinen Textzusatzes „Bis Baustelle frei“, womit bei einigem guten Willen die Krankenhaus-Zufahrt gemeint gewesen sein könnte, wenigstens nur einmal konkret „Krankenhaus-Zufahrt frei“.
Wenig zielführend – diese Beschilderung. Warum darüber  hinaus die Zufahrt zum Krankenhaus direkt an der Anbindung durch Absperrungen halbseitig abgeriegelt wurde? Das muss wohl einigermaßen schleierhaft bleiben.
Nur gut, dass die Arbeiten an den beiden bisher noch zur Erneuerung anstehenden Abschnitten der Staatsstraße 2250 inzwischen abgeschlossen sind. Damit gehört die Situation an der Krankenhaus-Zufahrt ebenso der Vergangenheit an wie die Verkehrsführung stadtauswärts im Einbahnystem über den neben der Straße verlaufenden Geh- und Radweg.
Heute, Freitag, so die Mitteilung des Staatlichen Bauamtes, soll die Staatsstraße 2250 zwischen Rothenburg und der Autobahn A 7 wieder in vollem Umfang dem Verkehr übergeben werden.
Was bedeutet: Die Fahrzeuge rollen dann in beiden Richtungen über den neuen Kreisel Ansbacher Straße. Die Sperrungen und Umfahrungen fallen weg. An der Tangente, die den Kreisel Ansbacher Straße und den Kreisel Erlbacher Straße verbindet, wird noch gearbeitet. Sie soll im November fertig werden. -ww-

Geplante Strategie

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„RothenburgMuseum“ soll sich wesentlich mehr öffnen

ROTHENBURG – Die letzte Konzeption des Reichsstadtmuseums stammt von 1980. Angestrebt ist in den kommenden Jahren „ein tiefgreifender Struktur- und Imagewandel“. Die Umtitulierung zum „RothenburgMuseum“ ist der erste Schritt. Der Name schaffe „eine stärkere Identifikation der Stadtbewohner mit ihrer Kulturinstitution“.

Neues Thema: das „Fremd- und Selbstbild“ Rothenburgs. Foto: Reifferscheid

Parallel zur Umbenennung soll eine Sonderausstellung mit Bildern der 20er Jahre des jüdisch-nie­derländischen Malers Martin Monnickendam im Frü̈hjahr 2019 statt finden. Der Künstler hat sich den gängigen historischen Kunstkategorien fast vollständig verweigert. Es werden ungewöhnliche Malweise, sperrige Perspektiven und selten gezeigte Motive der Tauberstadt zu sehen sein.

Die zweite Phase wird ab 2020 mit der Sonderausstellung „Pittoresk“ initiiert, der bereits 2019 ein Symposium zum Thema vorausgehen wird. „Pittoresk“ folgt der Prämisse, dass das (Selbst-)Bild Rothenburgs nach einer langen Periode der reichsfreien Selbstbestimmtheit im 19. Jahrhundert einem Fremdbild anheim fiel, das durch den Tourismus determiniert wurde.
Dieses Fremdbild zu entkräften und wieder ein eigenes Bild der Stadt zu kreieren, wird Aufgabe dieses Projekts. „Die damit einhergehende geplante Einbindung verschiedenster gesellschaftlicher Gruppierungen schafft durch den Gedanken der Teilhabe eine erneute Anbindung des Museums an historische und kulturelle, kommunale Belange und deren Identität“. Ein noch zu gründender Freundeskreis soll diese Anbindung verstetigen.
 Die dritte, zum Teil bereits parallel laufende Stufe betrifft die Umgestaltung der Kreuzgänge und der angrenzenden Räume. Diese Phase soll 2021 abgeschlossen sein, so dass bis dahin sich das Museum äußerlich und inhaltlich in modernen Strukturen darstellen wird.
Konzeptlich werden „Meilensteine der Rothenburger Stadtgeschichte etabliert“, die als Angebot an den  Stadtbesucher in einem 30-minütigen Rundgang zu bewältigen sein wird. Ein Schwerpunkt soll darin die Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts werden, die bisher in der Präsentation des Museums nur sehr schwach vertreten ist. Daneben wird es – ebenfalls nach modernen Gesichtspunkten umgestaltet – das erweiterte Spektrum an kulturhistorischen Facetten zu sehen geben.
Mit der Leiterin der Stadtbücherei, Hannelore Hochbauer und dem Kreis der Gartenfreunde sollen Lesungen an besonders lauschigen Orten stattfinden. Prämierungen für die ausgefallensten pittoresken Gärten werden vergeben. Eine Pflanzentauschbörse im Kreuzhof des Museums ist geplant.
 In Zusammenarbeit mit dem Fotoclub (unter Fe­derführung von Willi Pfitzinger) soll eine Gegenüberstellung von Stadtdarstellungen aus Früher Neuzeit und Biedermeier einerseits und modernen Digitalfotos andererseits die Veränderungen im Stadtbild verdeutlichen, aber auch dem Phänomen des Pittoresken in der Gegenwart nachspüren.
Die Gästeführer führen zu pittoresken Orten mit vor Ort aufgestellten Bilderrahmen. Schon hierbei kann der Gast Intention und Bildauswahl eines Malers nachvollziehen. Erst die Perspektive und die Rahmung des Motivausschnitts bewirkt ein „Bild“.
Der Kunstkreis Rothenburg führt seit Jahren „Kunst an der Mauer“ durch. Für die Sonderausstellung Pittoresk wird ein erweiterter Raum im Kreuzhof des Reichsstadtmuseums geschaffen, wo die Künstlerinnen und Künstler   wet­ter­unab­hängig ihre Kunstwerke ausstellen können. Der Verein Alt- Rothenburg soll dort literarisch-wissenschaftliche Vorträge zum Thema „Pittoresk“ halten. Zum Thema „Selbstbild Rothenburgs“ ist ein Interview-Projekt angedacht, in dem Schüler nicht nur ihr eigenes Bild der Stadt abgeben können, sondern auch gezielt Rothenburger Bürger aller Alters- und Berufsklassen über deren Bild der Tauberstadt abfragen. sis

Mehr Lebensnähe herstellen

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Dezeit schwache Verankerung – Auswirkungen auf zukünftige Museumsarbeit

ROTHENBURG – Warum dürfen die Reichsstadttage noch Reichsstadttage heißen, aber das Reichsstadtmuseum nicht mehr Reichsstadtmuseum? Ab dem kommenden Jahr wird die 1936 gegründete Einrichtung, mutiert zum finanziellen Sorgenkind der Stadt, in „RothenburgMuseum“ umbenannt. Da müssen die Traditionalisten schwer schlucken.

Gemeinsam am Werk: Dr. Jörg Christöphler (li) und Dr. Hellmuth Möhring. Foto: Schäfer

Die Entscheidung ist gefallen. Auf Empfehlung des Kulturausschusses hat der Stadtrat mit großer Mehrheit grünes Licht für die Namensänderung gegeben – ein strategisch notwendiger Schritt, wie es heißt. Es reiche nicht, mit alten Methoden auf den Problemfall – verursacht durch den Besucherrückgang – zu reagieren.

Man habe die letzten Monate genutzt, betonten Tourismusdirektor Dr. Jörg Christöphler und Museumsleiter Dr. Hellmuth Möhring im Gespräch mit der Redaktion, viele Dinge zu überdenken und gewisse Maßnahmen zu ergreifen. Der neue Name ist Teil einer Neukonzeption, um zeitgemäß und medienkonform zu erscheinen. Man erhofft sich davon, die Einrichtung für Besucher attraktiver zu machen.
Der Kostenfaktor Reichsstadtmuseum sorgt schon seit Jahren für Diskussionen. Die Stabsstelle Rechnungsprüfung, Kontrollorgan des Finanzgebarens sowie der Wirtschaftlichkeit des Handelns der Stadt Rothenburg und ihrer Einrichtungen, macht auch in ihrem jüngsten Bericht  Druck zum Handeln. Im digitalen Zeitalter stellt sich die grundsätzliche Frage, welche Rolle die Einrichtung weiter einnimmt als Lernort fernab von Smartphone? Und: Welche Möglichkeiten gibt es, Einnahmen zu steigern oder Kosten zu senken. Die saisonale Reduzierung der Öffnungszeiten ist kein Ausweg aus dem Dilemma. Im Gegenteil. Das Museum braucht Wertschätzung sowie vor allem die Mittel seinen Bildungsauftrag zu erfüllen. Aber wie sollen bildungsscheue Menschen – oder ihre Kinder – ins Museum kommen?
Die kulturelle Einrichtung im Klosterhof wird von der Stadt finanziell getragen und sollte daher auch eine gewisse gesellschaftliche Relevanz haben – woran auch immer man diese misst. Das Reichsstadtmuseum als Draufzahlgeschäft hat sich laut Stadtkämmerer Franz Fisch auf ein vergleichbares Niveau im Minus eingependelt. Von einer akuten Finanzlage will er nicht sprechen. Der zu erwartende Verlust ist heuer mit 415000 Euro angesetzt und beinhaltet  auch alle Kosten für Bau und Unterhalt des Gebäudes. Aktuell liegt das Defizit bei 217000 Euro.
Seit Jahresbeginn 2016 ist das Reichsstadtmuseum dem Tourismus Service zugeordnet – im Zusammenhang mit der Neuordnung der Organisationsstruktur innerhalb der städtischen Verwaltung. In seinem Einflussbereich hat Tourismusdirektor Dr. Jörg Christöphler im Zuge einer Gruppierung begonnen, den Problemfall Museum beherzt anzugehen. Gemeinsam mit Dr. Hellmuth Möhring erarbeitete er ein Programm, um die städtische Kultureinrichtung wesentlich mehr für das Publikum zu öffnen. Das ist grundsätzlich ein gutes Ansinnen.
Neue Impulse setzen
Wenn ein Haus eine hohe Summe an Steuergeldern verschlingt, aber gleichzeitig von der Allgemeinheit weitestgehend ignoriert wird, läuft irgendetwas falsch. Das muss dann gar nicht unbedingt am Thema der  Institution selbst liegen, sondern vielleicht auch einfach an der Art der Darbietung oder Vermittlung. Wer das Museum als Steuerverschwendung hinstellt, weil man es nicht besucht, vermag nicht Fragen nach Vergangenheit und eigener Identifikation zu stellen: Wer bin ich, erklärt sich vornehmlich aus Geschichte.
Unstrittig ist: das alteingesessene Reichsstadtmuseum braucht neue Impulse, um nicht nur in der Museumslandschaft, sondern auch in der Stadtgesellschaft aktuell und präsent zu sein. Ein gemeinsam erarbeitetes „Positions- und Strategiepapier“ ist inhaltlich auf dieses Vorhaben zugeschnitten. Der neue Name „RothenburgMuseum“ biete mehr Klarheit bei der Zuordnung. Das „Reichsstadtmuseum“ stifte Verwirrung, vor allem bei ausländischen Touristen, und sei „schwer vermittelbar“. Wenn an der Fassade „Reich“ draufsteht, wird auch ein „Reich“ drinnen erwartet, wird argumentiert. Enttäuschte Gäste könne man sich nicht leisten. Das Haus vermittelt nichts zur Geschichte der Reichsstadt, sondern zeige die Geschichte Rothenburgs. Man erhebe den Anspruch, ein eigenes Profil zu vermitteln und „keinen Etikettenschwindel“.
Die Namensänderung stößt nicht nur auf Zustimmung. FRV-Stadtrat Dr. Karl-Heinz Schneider hätte sich mehr inhaltliche Auseinandersetzung gewünscht vor der endgültigen Entscheidung. Auf kritische Nachfragen zu dem Thema reagiert Tourismuschef Dr. Jörg Christöphler em-pfindlich. „Es ist ein Irrglaube, dass die Rothenburger das Museum retten können“, sagt er und verweist auf das Wertschöpfungspotenzial von 135 Millionen Euro Bruttoumsatz pro Jahr, der durch den Tourismus erwirtschaftet wird.
Mit Sorge registriert Dr. Jörg Christöphler die „anti-touristischen Haltungen“, die zur Spaltung der Stadtgesellschaft beitragen. „Das RTS will niemand etwas überstülpen, sondern tut das Beste mit viel Arbeitseinsatz, um die Stadt Rothenburg touristisch am Markt zu halten“. Trotz guter Entwicklung würden Kritiker nicht müde, „uns Knüppel zwischen die Beine zu werfen“. Dabei betreibe der Tourismus Service „ganz relevant Wirtschaftsförderung“ und trage zum Erhalt der Kulturinstitutionen bei. „Ansonsten könnte sich die Kleinstadt Rothenburg eine solche Vielfalt an Einrichtungen gar nicht leisten ohne Tourismus“. Dass viele Einzelhändler über sinkende Umsätze klagen, trotz steigender Gästezahlen auch im Vergleich mit dem Rekordjahr 2015, werfe die Frage auf: Passt etwas mit der Angebotsstruktur nicht?
Im Gegensatz zum Reichsstadtmuseum haben die Reichsstadt-Festtage „ganz konkret etwas mit der Reichsstadt zu tun“ und sollen deshalb auch weiter so benannt werden. Es sei denn, sie entwickeln sich in Richtung eines Bürgerfestes, ähnlich der „Interkulturellen Woche“ dann seien neue Überlegungen nötig, erläuterte der Tourismuschef. Die Reichsstadttage werfen Schlaglichter auf die wichtigsten Stationen der Reichsstadt mit ihrem historischen Reigen, beginnend von 1274 mit der Verleihung der Urkunde bis zum Jahr 1802 mit der Einnahme durch Bayern. Dass die Thematik von historischen Gruppen „ausgefranst“ werde, als Beispiele nannte Dr. Christöphler die Malerinnen des Kunstkreises und die Historische Feuerwehr, sei nicht weiter schlimm, denn der Kern der Festtage „ist prinzipiell definiert“. sis

Der springende Punkt

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Konzeption „RothenburgMuseum“ wirft Fragen auf

ROTHENBURG – Was sagt eigentlich der Museumspfleger, Dr. Karl-Heinz Schneider, zur Umtitulierung vom Reichsstadtmuseum zum „RothenburgMuseum“? Der kritische Zeitgenosse mit fundierten Kenntnissen zur Stadtgeschichte fand die Vorgehensweise befremdlich und hätte sich eine inhaltliche Auseinandersetzung und konstruktiven Meinungsstreit gewünscht. Sie wäre der über 80-jährigen Tradition der kulturellen Einrichtung geschuldet. Aber er wurde von der Mehrheitsentscheidung des Stadtrats überstimmt – auch von Mitgliedern seiner eigenen Fraktion.

Museumspfleger Dr. Karl-Heinz Schneider: „Fachlich fundiert vorgehen“. Foto: Schäfer

Dr. Karl-Heinz Schneider hat nichts gegen Neuerungen. Im Gegenteil. Im Museumswesen kennt er sich  bestens aus. Viele Jahre hat er das von einer Stiftung getragene Mittelalterliche Kriminalmuseum geleitet, das größte Rechtskundemuseum in Deutschland, mit jährlich rund hunderttausend Besuchern. Von einer solchen Zahl kann der Leiter des Reichsstadtmuseums, Dr. Hellmuth Möhring, seit 1995 im Amt und seit 1990 Mitarbeiter, nur träumen. Dort beläuft sich das Aufkommen zwischen 16000 und 18000 Besuchern im Jahr.

Das Reichsstadtmuseum liegt in der Verantwortung der Stadt – seit Ende der 1930er Jahre die Bestände des Vereins Alt-Rothenburg „zwangsenteignet“ wurden im Zuge der Gleichschaltung während der NS-Zeit. Das Museum ist hochdefizitär. Dieses Minus gibt es nicht erst seit jetzt und wird es auch in Zukunft geben. Der Verlust ist heuer mit 415000 Euro angesetzt und beinhaltet auch alle Kosten für Bau und Unterhalt. Er lag auch schon bei über 500000 Euro, was mit  einem hohen Investitionsbedarf zusammenhing, für den es jedoch Städ­te­baufördermittel gab.
Seit Jahresbeginn 2016 ist das Reichsstadtmuseum  dem Tourismus Service zugeordnet Die Mehrarbeit wurde Tourismusdirektor Dr. Jörg Christöphler versüßt mit einer Höhergruppierung in die nächste Gehaltsstufe. In seinem Einflussbereich hat er begonnen, den Problemfall Reichsstadtmuseum beherzt anzugehen durch eine inhaltliche Konzeption, die mehr Lebensnähe herstellen soll. Um mehr Besucher ins Haus zu holen, die sonst nicht kommen. Das ist grundsätzlich ein gutes Ansinnen. Die saisonale Reduzierung der Öffnungszeiten  aus Kostengründen ist kein Ausweg aus dem Dilemma, sondern lediglich „Schadensbegrenzung“.
Auf jeden Fall bringt die „Frischzellenkur“ wieder frischen Wind in die alten Gemäuer. „Dies ist zu begrüßen“, sagt der Museumspfleger, der selbst Vorschläge zur Verbesserung der Qualität macht und sein Engagement einbringt. Seine Kritik entzündet sich an der Neubenennung des Museums im jetzigen Stadium. „Erst die Konzeption und dann der Begriff“, wäre für ihn die richtige Reihenfolge gewesen.
In Sachen Priorität hätte er sich im Kulturausschuss und im Stadtrat gewünscht, dem er selbst angehört, „dass wir uns zunächst mit Inhalten intensiv auseinandersetzen“, denn mit Visionen allein sei es nicht getan. Ihre volle Kraft entwickeln sie erst durch die Unterfütterung mit Fakten aus der qualitativen Forschungsarbeit, sagt er. „Das beinhaltet fachlich fundiertes Vorgehen und nicht nur Verkaufsgerede“. Schlagworte müssen einer kritischen Betrachtung standhalten mit fundierter Fachkenntnis.
Die Argumentation, dass der Name Reichsstadtmuseum deutschen und ausländischen Gästen schwer zu vermitteln sei und mit dem Dritten Reich negativ in Verbindung gebracht werde, hält Dr. Karl-Heinz Schneider für „einen Krampf“ und meint: „Selbst wenn dem so ist, besteht die ureigens­te Aufgabe eines Museums darin, Hintergründe herauszuarbeiten“. Eine Aufarbeitung des Dritten Reiches habe er schon lange gefordert, „sie ist aber nie zustande gekommen“.
Die Änderung des eingeführten Museumsnamens mache einen außerordentlichen Zeit- und Kostenaufwand nötig, kritisiert der Museumspfleger. „Die Summe von 10000 Euro ist viel zu niedrig angesetzt. Prospekte, Reiseführer, Internetplattformen, Anzeigen  müssen geändert werden – und zieht einen Rattenschwanz an Folgekosten nach sich, befürchtet er. In kunsthistorischen Büchern und anderen internationalen Publikationen ist das Reichsstadtmuseum als gut eingeführte Marke vertreten und werde mit der nun beschlossenen Namensänderung durchkreuzt. „Ich kann darüber nur den Kopf schütteln“, sagt Dr. Karl-Heinz Schneider und fügt an: „Ein Museum hat andere Aufgaben als medienkonform und touristisch ausgerichtet zu sein“. sis
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