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Channel: Aus der Stadt – Fränkischer Anzeiger
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Bereit für die Hitzeschlacht

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Aufbauarbeiten für das 24. Taubertal-Festival liegen voll im Zeitplan

ROTHENBURG – Auf der den Rest des Jahres idyllisch daliegenden Eiswiese herrscht zur Zeit wieder Hochbetrieb. Das 24. Taubertal-Festival wirft seine Schatten voraus. Um das Areal zu Füßen Rothenburgs für den Ansturm des Partyvolks vorzubereiten, legte sich das Bauteam mächtig ins Zeug.

Pressesprecher Florian Zoll lobt die Helfer des Bauteams: „Die Jungs sind unfassbar schnell.“ Fotos: Scheuenstuhl

Bereits Anfang der Woche konnte Florian Zoll, zuständig für die Pressearbeit bei der veranstaltenden Konzert-Agentur KARO, vermelden, dass man „sehr sehr gut in der Zeit“ liege mit dem Aufbau. „Die Jungs sind unfassbar schnell“, lobte er die fleißigen Helfer des Bauteams, die bei der Hitze Bühnen, Podeste und Absperrungen auf der Eiswiese zusammensetzen und aufstellen.

Erst vor zwei Jahren nahm man unter anderem mit der Neupositionierung der „Sounds-for-Nature“-Bühne  eine größere Umstellung des Festival-Konzepts vor. Vieles habe sich dabei bewährt und so geht es heuer auch eher darum, „an kleineren Schrauben zu drehen“, erklärt Florian Zoll. So wird zum Beispiel der Bereich, wo früher die „Sounds-for-Nature“-Bühne stand, mit einem zusätzlichen Lichtmast ausgeleuchtet.
Aber natürlich mache man sich als Veranstalter auch immer Gedanken, wie die Gäste auf das Gelände kommen und was sie als erstes wahrnehmen. Um allen Standbetreibern gerecht zu werden, nehme man auch hier regelmäßig Anpassungen vor. Dieser Teil des Festivals richtet sich erst dann auf dem hintereren Bereich des Geländes ein, wenn die baulichen Arbeiten weitestgehend abgeschlossen sind.
Natürlich haben die Festival-Veranstalter auch immer ein Auge auf den Wetterbericht. „Die Hitze ist eine reelle Gefährdung, die jedoch nicht plötzlich kommt“, so Florian Zoll. Es sei allerdings schwierig, noch mehr an Vorbereitungen zu treffen, als man ohnehin schon getan hat. Denn irgendwann sei es dann nur noch purer Aktionismus.
Angesichts der erhöhten Brandgefahr habe man sowohl am Campingplatz und unten am Festival-Gelände Wasserfässer für den Fall von Löscharbeiten aufgestellt. Auf den zum Camping-Platz umfunktionierten abgeernteten Feldern wurden außerdem die Stoppeln in das Erdreich eingearbeitet, um etwaigen Funken keine Nahrung zu bieten. Der Veranstalter behält sich im Falle anhaltender Trockenheit aber vor, das Grillen zu verbieten, informiert Florian Zoll.

Die Tribüne des Medienpartners „Deluxe Music“ bietet im Vorfeld einen besonderen Blick auf die Arbeiten.

Für die Festival-Besucher sind die  tropischen Temperaturen ebenfalls eine Belastung. Wie in den Jahren zuvor gibt es Mineralwasser an den Ständen unten im Tal zu „stark verbilligten Preisen“. Das Verbot, Getränke mit auf das Gelände zu bringen, wurde im Zuge der verschärften Sicherheitsmaßnahmen eingeführt. Selbst die Hitze führt hierbei zu keiner Lockerung.

Was das Sicherheitskonzept betrifft, so befinde man sich stets im „intensiven Austausch mit der Polizei und den Behörden“, unterstreicht Florian Zoll. Jegliche Bedrohungs- und Katastrophen­sze­narien werden dabei durchgespielt. Doch bei allen Gedankenspielen und Vorbereitungen, solle das Festival aber auch weiterhin ein „Signal von Freiheit“ sein, so Florian Zoll.
Und dies wird zu einem großen Teil auch durch das gemeinsame, friedliche Feiern und die Musik transportiert. Neben den „vielen kleinen, feinen Acts“, die während des vier Tage langen Festivals auf den diversen Bühnen stehen werden, freut man sich im Hause KARO besonders darüber, dass man mit Kraftclub und Marteria zwei Bands gewinnen konnte, die sonst die großen Hallen füllen.
Insgesamt habe man ein Programm für dieses vergleichsweise kleinere Festival zusammenstellen können, das auch durchaus größeren Veranstaltungen zu Gesicht stehen würde, ist Florian Zoll überzeugt. Er legt den Besuchern darüber hinaus besonders auch den Emergenza-Nachwuchswettbewerb ans Herz. Die Erfahrung der vergangenen Jahre habe gezeigt, dass da immer „richtig gute Sachen mit dabei sind“.
Dass heuer die Eiswiese weder am Wochenende vor noch nach dem eigentlichen Festival von einer Band bespielt wird (in den vergangenen Jahren traten hier Xavier Naidoo, Unheilig und Blackmore’s Night auf) liege daran, so Florian Zoll. dass man zum einen einen Künstler finden muss, der an diesen spezifischen Terminen Zeit in seinem Tourplan hat.
Zum anderen sollte es auch jemand sein, der sich von der Band-Riege des Festivals, das übrigens komplett ausverkauft ist, abhebt. Im Grunde ist der Veranstalter aber von der Idee überzeugt, die Eiswiese mehrfach zu bespielen. mes

Konstruktive Teamarbeit

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„Unabhängige Rothenburger“ besichtigen Werkstatt der Diakonie

ROTHENBURG – Lichtdurchflutete, helle und moderne Räume, zufriedene und freundliche Menschen, gepaart mit einer angenehmen Arbeitsatmosphäre – das ist der Gesamteindruck, den Mitglieder und Fraktion der „Unabhängigen Rothenburger“ beim Besuch der Werkstätten für Menschen mit Behinderung mitnehmen konnten.

Werkstattleiter Helmut Assel (2.v.r.) erklärt das Konzept seiner Einrichtung. Foto: privat

Seit 1980 betreibt die Diakonie die Werkstatt der Dienste für Menschen mit Behinderung in Rothenburg, wobei man seit 2016 am neuen Standort in der Erlbacher Straße mit selbstständiger Werkstattverwaltung ansässig ist. Von 60 Maßnahmeplätzen sind derzeit 48 besetzt. Die Beschäftigten kommen überwiegend aus Rothenburg und dem direkten Umland.

Der zertifizierte Berufsbildungsbereich ermöglicht den Beschäftigten mit 14 Ausbildungsmodulen innerhalb einer zweijährigen Ausbildungszeit mit dem Prinzip des ganzheitlichen Denkens allgemeine Arbeits- und Kulturtechniken zu erlernen. Kochen lernen in der betriebseigenen Lehrküche sei nur ein Teil einer praktischen Ausbildung für die Hilfe zur Selbstständigkeit, so Werkstattleiter Hartmut Assel in seinen ausführlichen Erläuterungen.
Basis für die Werkstätten ist dabei die Zusammenarbeit mit Betrieben aus der Region. So arbeitet zum Beispiel das „Green-Team“ mit einem großen Maschinenpark und mehreren Beschäftigten in der Landschaftspflege. Mit speziellen Bergmähmaschinen werden Wiesen im Taubertal und an den Hängen ebenso gepflegt, wie der Grüngürtel um die Stadt und die Riviera. Für jede Fläche besitzt man ein geeignetes Gerät.
Harmonische und konstruktive Teamarbeit kann man auch bei der Montage- und Verpackungsgruppe beobachten. Außerdem ist man innovativ bei individuellen Geschenkideen. Ein neuer Gravurlaser ermöglicht beispielsweise persönliche und originelle Glas-, Holz- oder Plastikgravuren. Nach Anleitung von Fachkräften können die Beschäftigten diese Maschinen selbstständig bedienen.
Eine Stickmaschine gibt Handtüchern und anderen Textilien eine eigene Note. So lassen einige Unternehmen beispielsweise ihre Arbeits- und Messebekleidung in den Werkstätten besticken. Über einen zukünftigen eigenen Internet-Shop kann man diese Artikel kaufen. Auch ein Werkstattverkauf ist vor Ort möglich.
Die Besuchergruppe zeigte sich sehr beeindruckt, mit wie viel Einfühlungsvermögen die Fachkräfte den Menschen mit Behinderung ein möglichst selbstbestimmtes Leben ermöglichen. sl

Pfiffig präsentiert

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Mädchen des Anra-Nähcamps zeigten Selbstgeschneidertes

ROTHENBURG – War das ein aufsehenerregender und gelungener Schlusspunkt unter das Nachwuchs-Nähcamp! In einer herzigen Modenschau im Heringsbronnengässchen haben die Nähmädels von Anra unter dem Applaus der Zuschauer präsentiert, was sie bei der Rotbenburger Modeschöpferin in den letzten Wochen unter Anleitung erfahrener Mitarbeiterinnen an pfiffigen Sachen geschneidert haben.

Glückliche Nähmädels: acht Jungschneiderinnen mit Diplom in der Hand und Maßband um den Hals. Foto: Evi Glanz

Sie ließen dabei ihren natürlichen Charme und sind – nach dem einen oder anderen etwas schüchternen Moment bei den ersten Schritten –  unbekümmert ans Werk gegangen, um den Gehsteig vor dem Modegeschäft zum Laufsteg für ihre eigenen textilen Kreationen zu machen. Mit ihrem Auftritt machten die Nähmädels sich, dem Publikum und natürlich nicht zuletzt auch dem Team von Anett Perner eine Riesenfreude.

Die kleine Show zur eingespielten Musik gliederte sich in verschiedene Sequenzen. In zwei Guppen zeigten die Mädchen ihre Näharbeiten, zunächst die jüngeren und dann die etwas älteren.  Da durfte beispielsweise der kleine Fritzi, eine Gesichtertasche, den großen Auftritt haben. An dem pfiffigen Stück hatten die Mädchen gelernt, wie sich ein Reißverschluss einnähen lässt.
Fetzig aufgefrischt
Außerdem präsentierten die Mädchen unter anderem auch einen aus Altbeständen stammenden und mit fetzigen Details aufgefrischten Rock oder eine aus einer alten Jeans umgenähte Tasche, verschönert  mit Bändern und Applikationen. Aus Alt mach Neu! Mit Geschick und Ideen lässt sich aus so manchem Stück, das im Schrank im Stapel etwas nach unten geraten ist, etwas zaubern, das Chic hat und dazu noch individuell ist.

Begeisternd: Anne-Sophie, Delia, Natascha und Lena (vorn v.li.). Dahinter v.li. Schneidermeisterin Martina Lehmke und Anra-Chefin Anett Perner. Foto: Weber

Mit Sonderapplaus und mit staunenden Kommentaren bedacht wurden sowohl Hoody als auch Hoodykleid als Sweatshirt oder in Version aus bunten Jerseystoffen. Den  Schlusspunkt setzten ein Shirt oder Shirtkleid.

Beim Anra-Nähcamp haben die Mädchen alles selber gemacht, vom Zuschnitt bis zur Fertigstellung. Angeleitet wurden sie dabei von Modeschneiderin Jasmin Dimler und Schneidermeisterin Martina Lehmke. Anra-Chefin Anett Perner und ihr Team schätzen sich glücklich, mit einer ganz aktuellen Verstärkung dazugewonnen zu haben und zusätzlichen Schwung aufzunehmen. Mit Jasmin Dimler kam eine junge Fachkraft hinzu, die erst  vor kurzem ihre Ausbildung bei einem bekannten Modelabel für jungen Chic beendet hat. Sie hat jetzt bei Anra ihre erste feste Anstellung nach ihrer Lehrzeit gefunden.
Das kleine offizielle Zeichen zum Abschluss des Nähcamps setzte den Schlusspunkt: Alle Mädchen, die in den letzten Wochen den Umgang mit Nadel und Faden und mit der Nähmaschine gelernt und bei der Modenschau Präsentationsqualitäten gezeigt hatten, durften ihr 1.Nähdiplom in Form einer Urkunde samt gelbem Maßband in Empfang nehmen. Danach ging’s weiter  auf zur Party nach Nordenberg mit Grillen, Nachtwanderung, Schatzsuche und vielen Spielen.
Im Kreativ-Café haben seit der Eröffnung im November 2017 über 70 Kinder ihren Nähführerschein gemacht und einige weitere Kurse belegt. Auch für Erwachsene werden bei Anra kreative Nähkurse sowohl für Anfänger als auch für Fortgeschrittene angeboten.
Überwiegend in den Schulferien, aber auch an den Samstagen während der Schulzeit, können die Kinder auch in Zukunft Erlerntes vertiefen und neue Projekte beginnen, wenn sie das gerne möchten und ihre Kenntnisse beim prkatischen Schneidern vertiefen möchten.
Im nächsten Schritt werden die Nähcamp-Kinder nun mit der Schnitttechnik vertraut gemacht. Wie messe ich mich richtig aus? Welchen Schnitt kopiere ich mir aus? Wie kann ich Schnitte etwas anpassen? Das und noch viel mehr sind die Aufgaben, die sich dabei stellen.
Selbstständig umsetzen
Ziel ist es , dass die Kinder auch ohne Anleitung zu Hause einfache Schnitte selbstständig umsetzen können, um damit individuelle Mode für sich zu schneidern. „Das Nähen fördert ihr Selbstwertgefühl, sie haben Erfolgserlebnisse, erhalten Anerkennung und Wertschätzung, lernen aus Altem etwas Neues zu machen“, betont Anett Perner.
Auch plant sie darüber hinaus generationsübergreifende Kurse für die Großmutter bis zum Enkelkind anzubieten: „So können wir mit der ge-samten Familie arbeiten. Wir sind für alle Wünsche offen und freuen uns auf viele Kinder ab 6 Jahren, die bei uns kreativ sein möchten.“
Das Kreativ-Café von Anra bietet auch viele andere Möglichkeiten des ideenreichen gestalterischen Umgangs mit Textilem. So wird dabei unter anderem auch das Filzen und Stricken vermittelt. In den Herbstferien gibt es außerdem auch Schminkkurse für Teenies ab 12 Jahren.
„Mich hat sehr glücklich gemacht, mal weg vom Schreibtisch zu kommen, mit den Kindern zu arbeiten, die Modenschau vorzubereiten oder mit ihnen zu feiern und Spaß zu haben. Das war ein schönes Erlebnis für mich“, freut sich Anett Perner über dieses jüngste erfrischende Kapitel ihrer Tätigkeit. -ww-

Radeln für den guten Zweck

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Stephanie Hennig macht Station in Rothenburg – Von Wilhelmshaven nach Konstanz

ROTHENBURG – Ihr Projekt „Anti­krebsradeln“ quer durch Deutschland hat Stephanie Hennig auch durch Rothenburg ob der Tauber geführt, weil sie diese Stadt schon immer einmal besuchen wollte. Nachfolgend schildert sie Details ihrer Reise und ihre Beweggründe.

Stephanie Hennig mit ihrem Rad am Galgentor. Foto: privat

Das Tagesziel Rothenburg ist tatsächlich ein persönliches Highlight für mich und ich bin sehr froh, dass ich Rothenburg in meinem geplanten Streckenverlauf gut unterbringen konnte. Dieses Jahr habe ich besonders großen Respekt vor der momentanen Hitzewelle und den steilen Anstiegen, da ich als Hamburgerin hauptsächlich im Flachland unterwegs bin.

Die Aktion „Antikrebsradeln“ entstand nach der Krebsdiagnose meines Vaters im Dezember 2015. Für uns alle völlig überraschend wurde bei ihm (damals 52 Jahre alt) ein bösartiger, unheilbarer und inoperabler Hirntumor, ein so genanntes Glioblastom, diagnostiziert. Die Ärzte gaben ihm noch drei Monate, aber er ist glücklicherweise immer noch bei uns.
Nach der Diagnose und dem ersten Schock begannen wir sehr schnell damit, uns zu informieren, was die Diagnose Glioblastom überhaupt bedeutet und was man außer der Standardtherapie noch tun kann. Hierbei war uns die Deutsche Hirntumorhilfe eine große Unterstützung. Die Deutsche Hirntumorhilfe ist ein gemeinnütziger Verein, der sich seit 1998 für die Interessen von Hirntumorpatienten einsetzt. Er ist unabhängig, bundesweit tätig und hat seinen Sitz in Leipzig.
Der Patient steht im Mittelpunkt der Arbeit, die allein aus Spenden finanziert wird. Die Deutsche Hirntu-morhilfe unterstützt nicht nur die Forschung, sondern steht auch den Betroffenen und ihren Angehörigen beratend zur Seite.
Die Idee umgesetzt
Im Frühjahr letzten Jahres entschied ich mich dazu einen Blog zu schreiben, da mein Vater seine Prognose schon um ein Vielfaches überlebt hatte. Dadurch wollte ich anderen Betroffenen Mut machen und Hoffnung geben. Außerdem entschloss ich mich dazu, aktiv die Forschung zu unterstützen und ein Spendenradeln zu starten. Da meine Eltern und ich schon immer viel Fahrrad zusammen gefahren sind und auch mehrmals an den „Cyclassics“ in Hamburg teilgenommen hatten, war mir schnell klar, dass ich mit dem Rad sportlich aktiv werden wollte.
Mein Plan war es Deutschland von Nord nach Süd zu durchradeln, um so auf die Thematik aufmerksam zu machen und natürlich Spenden zu sammeln. Als Startpunkt wählte ich Wilhelmshaven, weil ich dort wohnte, als mein Vater die Diagnose bekam und als Ziel entschied ich mich für Konstanz, weil meine Eltern dort ihren ersten Urlaub zusammen verbracht hatten. Obwohl mich eine Verletzung in Eschwege (Nordhessen) nach ungefähr einem Drittel der Strecke ausbremste und ich leider abbrechen musste, konnte ich im letzten Jahr knapp 15000 Euro für die Methadon-Forschung sammeln.
Selbstverständlich wollte ich den Rest der Strecke auch noch zu Ende fahren, weswegen ich dieses Jahr in Eschwege gestartet bin. Dieses Mal fahre ich für die Deutsche Hirntu-morhilfe, da Hirntumore trotz ihres oft tödlichen Verlaufes medial kaum thematisiert werden, so dass es wichtig ist, regelmäßig hierauf aufmerksam zu machen. Nur durch weiterführende Forschung kann eine Heilung irgendwann möglich werden – am besten so schnell wie möglich! Ich möchte dieses Jahr explizit auf diese eher seltene, aber leider noch immer unheilbare Krebserkrankung aufmerksam machen.
Wir wissen nicht, wie lange mein Vater sein Glioblastom noch bekämpfen kann, aber wir geben die Hoffnung nicht auf! Für ihn und alle anderen Betroffenen muss mit Hochdruck sowohl an den Ursachen als auch an einer Heilung geforscht werden und dafür setzt sich die Deutsche Hirntumorhilfe ein.
Ich erhoffe mir von meinem Projekt „Antikrebsradeln“ neben viel Aufmerksamkeit für die tolle Arbeit der Deutschen Hirntumorhilfe natürlich eine möglichst große Spendensumme. Nach dem tollen Erfolg vom letzten Jahr habe ich mir 20000 Euro als Ziel gesetzt. Natürlich geht das gesammelte Geld am Ende unabhängig vom Gesamtbetrag komplett an die Deutsche Hirntumorhilfe. sh

Windiger Steinbruch-Auftakt

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Sturmböen verzögerten Beginn, taten der Stimmung aber keinen Abbruch

ROTHENBURG – Vom Winde verweht verschob sich der Festivalanpfiff am Donnerstag um knapp drei Stunden nach hinten. Heftige Sturmböen hatten am frühen Abend nicht nur zahlreiche Zelte und Pavillons auf dem Campingplatz durcheinander gewirbelt, auch eine ganze Reihe von Zäunen, Absperrungen und sogar Teile der Steinbruch-Bühne waren eingedrückt oder umgerissen worden. Auf den kurzen Schock, der wohl beinahe zur Absage geführt hätte, folgte dann aber doch noch eine gewohnt ausgelassene Auftaktparty.

Solider Rock-Pop aus Österreich: Granada aus Graz in der Steiermark auf der Steinbruchbühne. Fotos: Götz

Einmal mehr hatte es die Massen schon weit vor offiziellem Beginn der 24. Ausgabe des Taubertal-Festivals auf den beliebten Campingplatz am Berg verschlagen. Bereits am Mittwoch war so eine wiederholt üppige und kreativ bestückte Zeltstadt auf den Feldern und Wiesen zwischen Reutsachsen und zugehöriger Steige erwachsen. Die zischenden Dosen, die blechern über die Ebene schallende Musik, das lebhaft-rauschende Stimmengewirr – oder anders und einfacher ausgedrückt die berühmt-berüchtigte Festivalluft – sie war mal wieder früher da gewesen, als das Festival selbst.

Längst ist es kein Geheimnis mehr, dass das „Taubertal“ für viele Besucher eher fünf als drei Tage lang geht. Und so etablierte sich die gern als Warm-Up-Party titulierte Sause im Reutsächser Steinbruch über die Zeit auch immer mehr zu einem festen und kaum mehr wegzudenkenden Bestandteil des Festivals. Jahr für Jahr drängen sich die „Taubertaler“ am Donnerstag vor die von hohen und lichttechnisch herrlich in Szene ge­setzten Natur­steinmauern ummantelte Bühne. Und so war es auch in diesem Jahr wieder eine bunte und entzückend-verrückte Karawane, die lustig und fröhlich die ersten Sprünge und Tänze suchend in den Steinbruch wanderte. Ausgebuddelt wurde dort dann spätestens mit den „Monsters of Liedermaching“ ein ziemlich feiner Partybrocken.

Allerdings aufgrund heftiger Wind- und Sturmböen erst um kurz vor elf, da sich der musikalische Auftakt mit Henning Wehland, der der Rock-Szene mehr als Frontmann der Band H-Blockx bekannt sein dürfte, zuvor von 17 auf 20 Uhr nach hinten verschoben hatte. Unter anderem die Videoinstallationen links und rechts der Bühne waren dem Wind zum Opfer gefallen. Auch den Campern setzte der Sturm zu, zwischenzeitlich musste die Mautstation geschlossen werden.

Will gelernt sein: Jo Halbig surft auf Händen.

Auf Wehland, der zuletzt seine Solokarriere forcierte und im Januar des vergangenen Jahres das deutschsprachige Album „Der Letzte an der Bar“ veröffentlichte, an dem unter anderem auch Sarah Connor und Xavier Naidoo mitwirkten, folgte freilich ebenfalls verspätet die deutsche Band Montreal. Sowohl Wehlands souliger Rap-Rock und Pop als auch Montreals mit humorvollen wie tiefgängigen Texten gespickter Pop-Punk erwiesen sich zum Start als gut gewählte Mischung.

Wie zu erwarten, waren es dann aber die „Monsters“, die den Steinbruch endgültig füllten und bis in die hinteren Reihen zum Leben erweckten. Einmal mehr taten sie ziemlich genau das, womit sie auf ihrer eigenen Homepage werben. Nämlich „die Unvereinbarkeit von zarter Ballade und bizarrem Mitsing-Evergreen“ aufzuheben. Wenn Fred, Burger, Tottovic, Pensen, Labörnski und Rüdi im Sextett auf ihren Bierbänken sitzen, dann fühlt man sich mitten drin im Festival und umgeben von tausenden Menschen doch irgendwie zuhause. Die „Monsters“ sind immer wieder ein großer Spaß, vor allem auch, da sie wissen, wie sie das Publikum auf ihre Seite bekommen.

Herrlich lebhafte Performance

Vielleicht auch aufgrund der so herrlich lebhaften Performance der sechs Liedermacher wirkte der Auftritt von Granada im Anschluss etwas blutleer. Der Draht zwischen Publikum und Band, er wollte nicht so recht zu glühen beginnen. Mit einer gehörigen Portion mehr Energie stürmten im Anschluss die Killerpilze auf die Bühne, doch auch sie schafften es nicht den Steinbruch noch einmal in seiner Gänze wiederzubeleben. Vor allem Lead-Sänger Jo Halbig schien durchaus bemüht und vor allem auch Spaß am Spielen zu haben, sprang nach wenigen Songs schon ins Publikum und surfte eine ganze Weile lang über emporgestreckte Hände.

Diese Szene war es allerdings auch, die hängen blieb. Musikalisch war das alles gut gemeint, doch textlich funktionierten vor allem die Songs aus vergangenen Tagen, ansonsten wirkten viele gut gemeinte Parolen wie „bleibt immer jung“ oder „seid immer gegen Nazis“ zwar keineswegs fehl am Platz aber dann doch auch irgendwie etwas plump daher gesagt. Einzigartigkeit, Wiedererkennungswert, der besondere Moment. Er fehlte sowohl bei Granada als auch bei den Pilzen.

Zeit für besondere Momente

Musikalisch ging es dann aber ja ohnehin am Freitag erst richtig los. Mit den Beatsteaks wartete am Abend der erste große Headliner des Festivals auf die Eiswiesenbesucher. Am heutigen Samstag sowie am Sonntag folgen mit Kraftklub, Broilers, In Flames und Marteria weitere Hochkaräter. Zeit für die besonderen Momente bleibt also noch mehr als genug.

Musikalisch findet man die oft auch abseits der Main-Stage, eigentlich in jedem Jahr sorgen nicht zuletzt die Emergenza-Bands auf der Sounds-For-Nature-Bühne für die ein oder andere positive Überraschung. Und so lange es nicht stürmt, sitzt es sich manchmal ja auch schon allein auf dem Campingplatz ganz schön. og

 

Kommende Hit-Lieferanten?

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Internationales Finale der Nachwuchs-Spitze bei Emergenza auf dem Taubertal-Festival

ROTHENBURG – In diesen Tagen wird die Jugendherberge zum Treffpunkt internationaler Nachwuchsbands. Vielleicht sogar künftiger Stars, die eines Tages zu regelrechten „Hitmaschinen“ werden. Wir sprachen mit einigen von ihnen und ihren Betreuern.

Technik und Organisation liegen beim Emergenza-Finale auf dem Taubertal-Festival unter anderem in ihrer Hand: Erwan, Tiphaine und Rémy (von links) aus Frankreich. Foto: RoRot

Zum zweiten Mal ist Techniker Erwan auf dem großen Finale beim Taubertal-Festival dabei. Auch von 2017 auf 2018 haben sich dabei für die Besucher nicht ganz offensichtliche Veränderungen bei der Technik ergeben. Ein gewisser Nervenkitzel entstehe, denn bei unserem Interview am Freitagmorgen, war noch unklar, ob und welche Problemchen aus diesen technischen Neuerungen entstehen.

Rémy war bisher nur bei französischen Vorausscheidungen des Emergenza-Kontests dabei und freut sich schon auf den finalen Showdown im Tal. Ob die beiden auch einen Favoriten haben? Schwer zu sagen, denn aus den Vorrunden kennen sie nur einen ganz kleinen Teil der Gruppen. Skandinavische Bands zählten in den Vorjahren aber meist zu den professionellsten.
Gute Startbedingungen für „Revolt“? Die sechs Jungs aus Helsinki sind auf jeden Fall bereit alles zu geben im Kampf um den Titel. Nervös? „Nein, Gig ist Gig, egal wo!“ erklären Olli (Schlagzeug, 26), Ville (Sänger, 26), Sebastian (Gitarre, 31), Tony (Bass, 28) und Ville (Gitarre, 26) im Interview. Nichts desto trotz ist die Sounds-For-Nature-Bühne die erste Festivalbühne, die die seit zwei Jahren bestehende Band bespielt.
Ihnen sei es wichtig mit all ihrer Leidenschaft für Metal-Music die Menge im Tal zu begeistern. In vier Vorrunden, drei in Finnland, die letzte im Juni in Dänemark hatten sie die Jury von sich überzeugen können. Hingerissen waren sie auch von Rothenburg selbst. Sie hätten sich an ihrem ersten Abend bei einem Spaziergang über die Stadtmauer direkt in die Mittelalterstadt verliebt.
Zum fünften Mal zusammen auf der Bühne – und das dann gleich beim Finale eines internationalen Kontests: „Rain“ aus Dänemark. In etwas anderen Besetzungen spielen Teile der Gruppe natürlich schon länger zusammen, aber erst seit der ersten Vorausscheidung des Emergenza-Kontests besteht die Band in ihrer jetzigen Form: Rasmus (24) an der Gitarre, Adam (24) am Schlagzeug, Leadsänger und Rhytmusgitarrist Andi (25) und Bassist Lars (23).
Besonders an ihnen? Vielleicht ihre Musikrichtung, ein spannender Mix aus Indie-Rock und Britischem R&B. „Wir wollten einfach Mal testen, wie wir zusammenspielen und dabei mehr Chancen auf Gigs erhalten.“ Die vier sind auf jeden Fall für eine Überraschung gut. Bleibt abzuwarten, ob sich das viele Üben der letzten Wochen im stickigen Probenraum gelohnt hat.
Mit einer der weitesten Anreisen kann mit Sicherheit diese Indie-Rock-Band aus Russland dienen: „TAM Teplo“. Das sind: Gitarrist Andrew, 23, Bassist Paul, 28, Sängerin Slava, 33, und Drummer Alex, 46.  Über 16 Stunden waren sie aus ihrer Heimatstadt Magnitogorsk unterwegs. „Hier vor Ort gibt es kaum Möglichkeiten zu üben“, stellen zwei der Mitglieder klar. „Das passiert alles nur noch im Kopf.“
Ihre ebenfalls russische Konkurrenz aus St. Petersburg, „Masstace“, macht gemeinsam in etwas anderer Besetzung schon seit fünf Jahren Alternative-Rock. Vor zwei Jahren stieß dann noch Oleg als neuer Sänger zu Alexander (32, Gitarre), Ivan (29, Gitarre), Sam (27, Electronics), Denis (25, Schlagzeug) und Alex (35, Bass). Bewiesen haben sie sich schon bei vier Vorrunden, wobei die Freude an der Musik für sie der wahre Grund ist bei Emergenza mitzumachen.
Spannend am Finale sei, dass das Publikum vor dem sie spielen wenige ihrer „Stammfans“ enthalte. Trotzdem hoffen sie die anspruchsvollen Taubertalfestival-Besucher inklusive der Jury von sich begeistern zu können.
Kollegialität auch unter eigentlichen Konkurrenten: „Masstace“ leihen ihren Bass einer kanadische Band, deren Instrument unter dem Transport gelitten hatte. Und beweisen damit einmal mehr, dass der Emergenza-Kontest zwar ein Wettkampf ist, aber im Grunde auch dazu geeignet internationale Kontakte zu knüpfen und vielleicht auch Freundschaften zwischen den eigentlichen Konkurrenten entstehen zu lassen. RoRot

Heißer Sound auf der Eiswiese

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Taubertal-Festival machte 2018 seinem besonderen Anspruch alle Ehre

ROTHENBURG – Musikalisch lag die Eiswiese am vergangenen Wochenende irgendwo zwischen Kalifornien, Spanien und den Britischen Inseln. Bands setzten auf der Taubertal-Festival-Hauptbühne beim Feuerwerk unterschiedlichster Stilrichtungen entsprechende Akzente.

Nicht zuletzt die Kulisse der Altstadt macht das Taubertal-Festival so besonders.

Mit den „Mad Caddies“ blies am Freitagnachmittag jene US-amerikanische Ska-Punk-Band zum Auftakt, die 1995 im kalifornischen Solvang gegründet wurde. Sie hatten eine prickelnde Mischung aus Westcoast-Stil und rassigem Trompeten- und Posaunensound im Gepäck.

Joris nahm den Ball auf und spielte ihn mit viel Emotion und Spontaneität, Nähe zum Publikum, Interaktion und Dynamik weiter. Sequenzen mit Tiefgang machten nachdenklich.
 Ihre Auftritte sind mitreißend, bescheren Grenzerfahrung und bringen die totale kollektive Euphorie. Dieser Ruf eilt „Feine Sahne Fischfilet“ voraus. Auf der Eiswiese sind sie am Freitag als dritte Band auf der Hauptbühne diesem Anspruch in jeder Hinsicht gerecht geworden. Sie initiierten den ersten fulminanten Massenchor des Festivals 2018.
Wenn klassischer Gitarrenrock auf melodische Synthesizerklänge trifft und die Baritonstimme von Tom Smith unterlegt, sind die „Editors“ am Zug. Das unterstreichen sie  bei ihrem Auftritt auf der Eiswiese. Traumwandlerisch sicher balancieren sie auf schmalem Grat zwischen Distanz und emotionalen Momenten.
Als Top-Act des Abends erfüllten am Freitag die „Beatsteaks“ nicht nur die in sie gesetzten Erwartungen, sondern übertrafen sie um Längen. Mitreißender lässt sich ein solcher Auftritt um Mitternacht kaum gestalten. Im Publikum kochte es über vor Begeisterung.
Am Samstag dann waren es die schwe­dische Melodic-Death-Metal Band „In Flames“ und das nur schwer in eine musi­kalische Genre-Schub­lade zu steckende Chemnitzer Gute-Laune-Quintett „Kraftklub“, welche die Eiswiese am späten Abend auf ganz unterschiedliche Art und Weise aufwühlten. Erst drängten Doublebass und kreischende Gitarrenriffs umgarnt von einer pompös-brachialen Licht-Show in die Menge, dann bahnte sich der mit viel sarkastischem Textgut garnierte deutsche Rap, Indie- und Punkrock von „Kraftklub“ den Weg ins Publikum. Und die Chemnitzer – so viel gleich vorweg – waren eine erfrischend-positive Überraschung auf dem Festival.
Es gibt Bands, die mit zunehmendem Alter die Lust am Spielen verlieren, deren Auftritte irgendwann beginnen an Kraft zu verlieren, bei denen 90 Minuten Show irgendwann einfach müde wirken. Und es gibt solche wie „Kraftklub“, die gefühlt mit jedem Auftritt noch besser werden, denen die Ideen nicht ausgehen, die – zumindest fühlt es sich vor der Bühne stehend so an – vor Kraft strotzen und richtig Bock aufs Spielen, Tanzen und Feiern haben.
Auf eindrucksvolle Art 

Als Zugabe machten „Kraftklub“ aus Chemnitz einen Ausflug ins Bad der Menge – umjubelter Höhepunkt der zweiten Nacht auf der brechend vollen Eiswiese im gleißenden Licht der Scheinwerferkegel.. Fotos: Götz/Weber

Das zumindest bewies ihr Auftritt im Tal auf eindrucksvollste Art und Weise. Nun sind die Chemnitzer mit Blick auf ihr Gründungsjahr 2009 natürlich auch noch nicht wirklich alt – „In Flames“ touren da beispielsweise schon seit 1990 durch die große, weite Welt der Musik – aber dennoch: Hut ab vor dem, der nach zehn Jahren noch so auf der Bühne steht.

Kein Wunder, dass damit einhergehend auch die Fans nicht weniger werden. Allein mit Blick auf klatschende Hände, springende Beine und fliegende T-Shirts muss Kraftklubs Bühnenparty mindestens zu einer, vielleicht sogar zu der schönsten in diesem Jahr gezählt werden. Die Band um ihren fast schon unverschämt vor Energie strotzenden Frontmann Felix Brummer lies  so gut wie nichts aus, um ihrem Publikum zu zeigen: Wenn wir spielen, dann nur mit euch gemeinsam. Ob nun auf einer fahrbaren Mini-Stage mitten im Publikum oder auf Händen liegend beim Stagediving-Wettrennen. Neben Späßen wie diesen machten Kraftklub aber auch einfach gute Musik.
Kaum eine Band schafft den Spagat zwischen großer Party und musikkünstlerischem Anspruch so gut wie die Chemnitzer. Vor allem lyrisch sind ihre Songs ein Spektakel. Den ein oder anderen Ohrwurm gibt’s inklusive. So auch wieder mit Blick auf ihr neues Album „Keine Nacht für Niemand“. Insgesamt kommen die Songs etwas experimentierfreudiger daher, ein bisschen mehr Rap, ein bisschen langsamerer Rock, aber alles in allem „Kraftklub“, wie man sie kennt. Volle Kraft voraus und nie auch nur ein halbes Blatt vor dem Mund.
Macht „Kraftklub“ so weiter, werden sie wohl nicht zum letzten Mal auf dem Taubertal-Festival zu Gast gewesen sein. Sie selbst haben vor tausenden Zuschauern zumindest schon einmal Interesse bekundet. Es wäre dann ihr vierter Besuch. Nach dem Auftritt in diesem Jahr ist man geneigt zu sagen: Nur zu.   ww/og

Ein Auftritt voller Ausrufezeichen

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Rothenburger Metal-Band „Conclusion of an Age“ beeindruckte auf dem „Taubertal“

ROTHENBURG – Zum ersten Mal in der 24-jährigen Geschichte des Festivals war das „Taubertal“ am Samstagnachmittag für eine Dreiviertelstunde ziemlich fest in Rothenburger Hand. Und das zu Recht, wie Kevin Di Prima, Micha Mangold, Philip Deuer, Julian und Michael Kaiser mit einem mutigen, kraftvollen und schlussendlich höchst souveränen Auftritt auf der „Sounds For Nature“-Bühne bewiesen. Ein Erlebnis nicht nur für die Fans der Band, sondern vor allem auch für diese selbst.

„Conclusion of an Age“ fühlten sich auf Anhieb wohl auf der Taubertal-Bühne. Erst 2014 gegründet überzeugte die Rothenburger Band mit starken Texten, eingängigen Melodien und einer professionell ausgefeilten Bühnenshow.

Mit Shows auf dem „Metal Hammer Paradise“-Festival an der Ostsee und dem Tennenbronner „Metal-acker“ war die junge Rothenburger Metal-Band freilich vorbereitet auf das, was sie erwarten könnte auf einer großen Bühne, wie die „Sounds-For-Nature“-Bühne zweifelsohne eine ist. Und dennoch – auch darauf dürften sie vorbereitet gewesen sein – ist ein Auftritt auf dem „Taubertal“ als eines der größten und beliebtesten deutschen Rockfestivals nochmal eine andere Hausnummer.

Man hätte es den Jungs also nicht verdenken können, wäre die eine oder andere Songzeile etwas vorsichtiger ins Mikro gewandert oder hätten die Finger am Plektrum an mancher Stelle kurz gezittert. Doch nichts dergleichen geschah. Von der ersten Sekunde an standen „Conclusion of an Age“ auf der Bühne, als tourten sie seit Jahren von Festival zu Festival. So etwas wie Lampenfieber ist ihnen offensichtlich völlig fremd. Man muss demzufolge nicht übertreiben, um festzustellen, dass es einige etabliertere Bands nicht in dem Maß schafften eine Bindung zum Publikum aufzubauen, wie die fünf Musiker aus der Tauberstadt.
Freilich spielte dabei auch der Heimvorteil seine Rolle, aber um es kurz zu machen: Diese Art adrenalingeladener Ausrast-Atmosphäre war nicht zuletzt gemessen an der Auftrittszeit, die beim Großteil des Festivalvolkes wohl arg mit dem vorabendlichen Aufenthalt im Campingstuhl kollidierte, ein ziemliches Brett. Oder anders ausgedrückt: Ganz schön großes Kino. Wie im Film dürften sie sich oben auf der Bühne wohl auch gefühlt haben in ihren 45 Minuten Auftrittszeit und ganz besonders als sie merken durften, dass der Funke aufs Publikum beinahe mühelos übersprang.

„Conclusion of an Age“ rissen mit: Von Beginn an gingen im Publikum die Hände nach oben. Fotos: Götz

Still stand so schon beim ersten Song kaum jemand mehr. Nicht vor der Bühne. Und auch nicht auf der Bühne. Ob nun Micha Mangold am Bass oder Julian und Michael Kaiser an den Gitarren, hatte man sie gerade noch links auf der Bühne vor Augen, standen sie schon wieder rechts. Mal gemeinsam, mal allein. Mal vorne ganz nah am Publikum, mal hinten bei Schlagzeuger Philip Deuer, der in seiner gewohnten und so herrlich lässig-aggressiven Art der Band ihr Fundament „drummte“.

Auf diesem tobten sich vor allem Julian und Michael Kaiser ein ums andere Mal mit traumwandlerisch sicher gespielten Soli aus. Und wenn Kevin Di Prima gerade mal nicht die Menge zum „Tanz“ aufforderte, dann manövrierte er seine Stimme immer wieder bis ans obere Ende des hörbaren Frequenzbereichs.
Alles in allem zeigten „Conclusion of an Age“ an diesem Nachmittag in beeindruckender Art und Weise, dass sie die großen Bühnen sogar besser bespielen können als die kleinen. Und, dass sie sowohl brachial, laut und kraftvoll nach vorne gehen können als sich auch vor düsteren, leisen und fast geheimnisvoll klingenden Melodien nicht scheuen. Übrigens auch nicht vor den großen Weltthemen unserer Zeit, wie ihre Texte hier und da verrieten.
Zumindest aus ihrer Sicht vielleicht noch wichtiger: Sie haben sich für mehr empfohlen, bewiesen, dass sie abliefern können, wenn sie gefordert sind. Wer weiß, ob es da nicht schon nächstes Jahr ein Wiedersehen gibt. Als Band zumindest dürfte man von Erlebnissen wie diesem wohl nie genug bekommen. og

 


Rasantes Finale

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Taubertal-Festival 2018 findet würdigen Abschluss

ROTHENBURG – Zum Finale erreichte die Stimmung auf dem Taubertal-Festival ihren absoluten Höhepunkt. Auf der Eiswiese drängten sich die Freunde von Pop, Rock, Rap und Ska. Sie feierten mit ihren Stars einen denkwürdigen Abend, der am besten nie zu Ende gehen sollte. Und wir waren mittendrin.

Blau, Rot, Grün, Gelb: Farbe ist Trumpf bei den Lichtspielen von „Marteria“ auf der Hauptbühne zum Finale des Taubertal-Festivals 2018. Fotos: RoRot

Mit einem wahren Feuerwerk begann der erste Headliner, die Düsseldorfer Gruppe „Broilers“. Die Punkrock-Band mit Leadsänger und Gitarrist Sammy Amara, Gitarrist Ronald „Ron“ Hübner, Schlagzeuger Andreas „Andi“ Brügge, Bassistin Ines Maybaum, Christian „Chris“ Kubczak an Key- board, Piano und Orgel legte vor und heizte für „Marteria“, die auf der Hauptbühne als Höhepunkt und Schlusspunkt angesagt sind, schon mal ordentlich ein.

„Faber“… wer ist das eigentlich, der da auf der Sounds-For-Nature-Bühne weißweinschlürfend Massen zum Wechsel auf die kleinere Bühne bewegt? Texte mit Ecken und Kanten, Witz, Politik und Provokation umwoben von Melodien, die nicht eindeutig einer Sparte zuzuordnen sind. Irgendwo zwischen Folk, Rock, Indie und Chanson.

Neues im Gepäck
Singer-Songwriter Julian Pollina alias „Faber“ ist mit Band und seinem aktuellen Album „Sei ein Faber im Wind“ im Gepäck aus der Schweiz angereist. „Nur die wirklich blöden Fische schwimmen gegen den Strom. Sei eine Fahne im Wind.“

Spieglein, Spieglein: Bei der Bühnendeko von „Faber“ dominiert dieses Requisit in mehrfacher Ausfertigung.

Keine Frage: „Faber“ hebt sich deutlich von den meisten anderen Festival-Bands ab. Bühnendeko mit Goldvorhängen und großen Spiegeln. Deutlich mehr Instrumente in Richtung Akustik. Anders sein ist ja bei einem Indie-Festival  genau der Punkt. Die Festivalgemeinde zeigt sich begeistert und „Marteria“ gilt schon lange als nicht mehr wegzudenken aus der deutschen Rapszene. Marten Laciny ist vielseitig talentiert: Er war Spieler der U-17-Fußball-Nationalmannschaft, erfolgreiches Male-Modell in den USA und ist schließlich doch der Musik treu geblieben. Der Rostocker bewies am Sonntagabend als Headliner im Tal ein weiteres Mal mit einer großartigen Show, dass er sich perfekt darauf versteht, sein Publikum zu entertainen und mitzureißen.

Dabei vergisst er nicht, dass er Teil einer bestens zusammenwirkenden Mannschaft auf der Bühne ist,  Er stellt alle einzeln vor, koordiniert und führt Regie im Tal. Ein absolut würdiger Höhepunkt zum Beschluss der jüngsten Ausgabe des Taubertal-Festivals. RoRot

Diskurs statt Damoklesschwert

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Symposium „Rap Rock Recht“ wurde seinem aufklärerischem Anspruch gerecht

ROTHENBURG – Harte Gitarrenriffs, wummernde Bässe und ein Gesang der durch Mark und Bein geht waren am Wochenende nicht nur auf der Eiswiese zu hören, sondern auch in der Johanniterscheune des Mittelalterlichen Kriminalmuseums. Denn die Referenten des ersten Symposiums „Rap Rock Recht“ hatten einige Hörbeispiele mitgebracht, um die Problematik rund um die mögliche Diskrepanz zwischen Kunstfreiheit und Menschenwürde anschaulich darzustellen.

Bestritten das Symposium (v.l.): Dr. Mustafa Oglakcioglu, Dr. Wolfgang Schild, Dr. Markus Hirte, Dr. Christian Rückert und Dr. Florian Knauer.

Ein rundum positives Zeugnis wurde dieser außergewöhnlichen Veranstaltung von den Besuchern ausgestellt. Nicht nur juristisches Fachpublikum und Journalisten (namhafter Blätter) zog es in die Johanniterscheune, sondern – entgegen einiger Unkenrufe im Vorfeld – auch Vertreter der jüngeren Generation, wenn auch nicht so sehr Zielgruppe des „Gangsta-Raps“.

Die ausschließlich mit Juristen hochkarätig besetzte Riege der Vortragenden schaffte es, die Spannungen in dem Verhältnis von Recht und Musik dem Publikum ohne juristische Fachsimpelei näherzubringen. Was auch daran lag, dass die weite Welt der Musik für sie nicht bloß graue Theorie ist, sondern sie selbst gerade auch die im Mittelpunkt der Tagung stehenden Stilrichtungen privat hören.
Zunächst war es an Hausherr Dr. Markus Hirte, aufzuzeigen, dass bestimmte Themen in der Musik keine Erscheinungen der Neuzeit sind, sondern auf eine lange Geschichte zurückblicken können, etwa die Darstellung von Verbrechen. Im 16. Jahrhundert wurden Nachrichten neben den sich durch den Buchdruck rasant verbreitenden Flugblättern und Pamphleten durch umherfahrende Sänger und Barden übermittelt. Da ihnen meist Bänke oder Tische als Bühne dienten, wurden sie als Bänkelsänger bezeichnet.
Mit dem Aufkommen der Zeitungen, die über die großen politischen Ereignisse rascher informieren konnten, musste sich das Repertoire der Bänkelsänger notgedrungen ändern: „Mord und Totschlag bestimmen immer stärker den Bänkelsang“, erklärt Dr. Markus Hirte. Diese einfachen Jahrmarktlieder über Tragisches und Mordtaten sind als Moritate bekannt. Sie zeichnen sich durch Moralisierungen und das Bemühen um hochgestochene Reflexionen aus. Ein beliebtes Sujet war der Schinderhannes – Rebell gegen Fremdherrschaft und Fürstenwillkür par excellence.
Die Konkurrenz durch Rundfunk, Film und Illustrierte drängten jedoch Bänkelsang und Moritate rasch vom Markt. Erst die modernen Autoren des frühen 20. Jahrhunderts nahmen sich ihrer an und entkleideten dessen „trivialen Gehalt und dessen Form von allem Ulk und Parodie“, so Dr. Markus Hirte. Berthold Brecht etwa entwickelte die Moritate mit „gezielt und effektiv gesetzten Schockeffekten“ weiter.
Moritate der Gegenwart
Der Leiter des Kriminalmuseums schlug mit Rammstein die Brücke zur Gegenwart. Die sechsköpfige Formation ist eine der umstrittensten deutschen Bands. Grenzüberschreitungen  sind für sie Stilmittel. Das bewusste „Kokettieren mit Tabus“, ziehe sich durch alle Alben, erklärt er. Dabei gibt es so gut wie keinen menschlichen Abgrund, dem sie sich noch nicht in musikalischer Weise angenommen hätten. Da das lyrische Ich oftmals im Kontext von Verbrechen stehe, könne Rammstein exemplarisch für die Moritate der heutigen Zeit stehen. Wenn man die lange Geschichte der Behandlung des Verbrechens betrachtet, so Dr. Markus Hirte, könne man „etwas Gelassenheit bei heutigen Grenzüberschreitungen an den Tag legen“. In einer lebendigen Demokratie sei ein gesellschaftlicher Diskurs erfolgsversprechender als das Verbot oder das Damoklesschwert des Strafrechts, ist er überzeugt. Dennoch werden in der Praxis des Öfteren die Gerichte bemüht – meist geht es jedoch nicht zugunsten der klagenden Partei aus.
Gefahr des Reputationsverlusts 
„Gangsta-Rapper“ halten sich jedoch mit gegenseitigen Anzeigen vornehm zurück, weil dies sonst einen Reputationsverlust nach sich ziehen könnte, erklären Dr. Mustafa Oglakcioglu und Dr. Christian Rückert in ihrem gemeinsamen Vortrag. Der „Spaß“ hört für sie erst dann auf, wenn Familienmitglieder Zielscheibe von Beleidungen werden.
Egal ob man persönlich diesem Musik-Genre etwa abgewinnen kann, Gangsta-Rap ist Kunst im Sinne des Grundgesetzes, hielten die Referenten fest. Die Kunstfreiheit ist nach Artikel 5 der Verfassung ein schrankenlos gewährtes Grundrecht, das nur von anderen Gütern mit Verfassungsrang eingeschränkt werden kann, etwa der Ehre im Rahmen des Allgemeinen Persönlichkeitsrechts.
Dem Richter obliegt die Aufgabe, die beiden konkurrierenden Rechtsgüter gegeneinander abzuwägen. Um etwa festzustellen, ob eine Aussage tatsächlich ehrverletzend war, muss diese aus der Perspektive eines „objektiven, vernünftigen Empfängers“ und nicht aus der des Betroffenen ausgelegt werden, unterstreicht Dr. Christian Rückert. Er und sein Mitreferent sind überzeugt, dass dies stets ein mit der jeweiligen Kunstform vertrauter Empfänger sein muss.

Mit Bild und Ton wurde das Thema von Dr. Christian Rücker (li.) und Dr. Mustafa Oglakcioglu in der Johanniterscheune veranschaulicht. Fotos: Sensation RED Photography Tim Kiertscher & Jeanette Strobel

Denn darin liegt auch ein wenig der große, teilweise ausufernde Aufschrei um die Textzeile von Kollegah und Farid Bang begründet. Kenner der Gangsta-Rap-Szene würden diese Diskussion als heuchlerisch ansehen. In den Tiefen dieses Genres tummeln sich nämlich viel mehr und viel krassere Textzeilen, die keine gesellschaftliche oder strafrechtliche Reaktion nach sich ziehen, weil sie schlicht und ergreifend nur wenigen bekannt sind – oder aber halt nicht verstanden werden, weil sie auf Englisch sind. Das Unglück für Farid Bang und Kollegah war, dass sie mit der Nominierung und Auszeichnung für und mit dem wichtigs-dten deutschen Musikpreis einen breiteren Bekanntheitsgrad erlangten. Grundsätzlich müsse bei der Abwägung zwischen Kunstfreiheit und Allgemeinem Persönlichkeitsrecht die Trennung der künstlerischen Einkleidung vom Aussagekern („Was will der Rapper tatsächlich sagen?“) erfolgen, so die Referenten.

Am Beispiel einer Textzeile des Rappers Bushido zeichneten sie die Argumentation des Gerichts nach, die der Klage des damaligen amtierenden Bürgermeisters von Berlin, Klaus Wowereit, nicht stattgab. Dieser sah sich von dem Rapper beleidigt. Das Gericht jedoch legte die vermeintliche Beleidigung als Stilmittel des Vergleichs aus.
Ebenso aufschlussreich war die Gegenüberstellung dieser Textzeile mit dem Schmähgedicht des Satirikers Jan Böhmermann, das seinerseits ebenfalls medial hohe Wellen schlug. Der ein oder andere Zuhörer mag seine ursprüngliche Meinung darüber durch diesen Griff revidiert haben. Denn die direkten, eindeutigen Beleidigungen in dem Schmähgedicht übtreffen gefühlsmäßig die Aussage des Gangsta-Rap-Textes.
Mit zweierlei Maß messen?
Man musste sich unweigerlich im Stillen für sich die Frage stellen, ob man nicht doch mit zweierlei Maß misst, in der Form, dass man bei manchen strittigen Aussagen ein Auge zudrückt, weil der Adressat ein Despot ist, während man die Aussagen eines Gangsta-Rappers mit entsprechendem Ruf und Gebaren reflexartig und pauschal als unter der Gürtellinie empfindet.
Professor Dr. Florian Knauer wagte in seinem anschließenden Vortrag den Sprung vom nationalen Strafrecht zum Völkerstrafrecht und versuchte die Lücke in der Beziehung von Letzterem zur Musik zu schließen. Diese sei nämlich in der deutschsprachigen Wissenschaft noch nicht in gebotener Weise untersucht worden. Er beschäftigte sich mit einer zweigeteilten Fragestellung. Zum einen wollte er herausfinden, ob und inwieweit Musik ein Mittel zur Begehung von Völkerrechtsverbrechen sein kann. Hierfür schaute er sich den ruandischen Musiker Simon Bikindi näher an. Dieser wurde vom Internationalen Strafgerichtshof für Ruanda wegen drei seiner Lieder wegen Anheizung zur Begehung von Völkermord angeklagt. Beschäftigt heißt in diesem Fall, dass er sich extra für das Symposium auf den Weg nach Afrika machte, um den Künstler persönlich dazu zu befragen.
Sensibilisieren und einwirken
Andererseits interessierte ihn, in welchem Maße Musik die Öffentlichkeit für Völkerrechtsverbrechen sen-sibilisieren und auf diese Weise der Begehung weiterer Völkerrechtsverbrechen entgegenwirken könne. Hierfür betrachtete er  die amerikanische Band „System of a Down“, deren Mitglieder allesamt armenische Wurzeln haben, – und dabei insbesondere den  Frontmann Serj Tankian.
Ein Kritikpunkt von Dr. Florian Knauer an der bisherigen wissenschaftlichen Beschäftigung mit dem Thema betrifft den alleinigen Fokus auf die Texte der zur Disposition stehenden Lieder. Er spricht sich dafür aus auch die musikalischen Aspekte genauer unter die Lupe zu nehmen. Zudem ist es ihm ein Anliegen, Schlüsse für die Rechstpraxis daraus zu ziehen. Dieser neue Ansatz hat durchaus das Potenzial Völkerstrafrechtsgeschichte zu schreiben und den internationalen Strafgerichtshof bei seiner Arbeit zu beeinflussen.
Den öffentlichen Festvortrag des Symposiums bestritt Professor Dr. Wolfgang Schild, der im Laufe des Nachmittags auch die Diskussionen im Anschluss an die jeweiligen Vorträge moderiert hatte. Er selbst referierte dann zum Thema „Musikalischer Hexensabbat“.  Das verbrecherische Treiben der Hexenleute am Sabbat, als Verehrung des teuflischen Buhlens und meist auch als Tanz mit ihm oder untereinander phantastiert und unter der Folter gestanden, bietet sich in der Kunst für eine szenische Darstellung geradezu an. Neben dem Chorgesang konnte auch die (erotische) Wildheit der Tänzer durch eine entsprechende Musik unterstrichen werden. mes

 

Es kann losgehen

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Stadt und Neuansiedler Teknor Apex handelseinig

ROTHENBURG – Der Baubeginn des Europäischen Werkes der Teknor Apex im neuen Industriegebiet steht kurz bevor. Das kunststoffproduzierende Unternehmen hat mit der Stadt Rothenburg den Kauf einer fünf Hektar großen Gewerbefläche besiegelt.

Das neue Industriegebiet an der Ansbacher Straße mit Gewerbegrundstück Teknor Apex (rot markiert) und Erweiterungsfläche (blau). Fotos: Flight Pictures/Stadt Rothenburg

Der Verkaufspreis wurde vom Stadt­rat entschieden. Maßstab war, dass sich die Kosten für den Grunderwerb refinanzieren, wie Oberbürgermeister Walter Hartl auf Nachfrage der Redaktion erläuterte. Sowohl die fünf Hektar große Fläche, wie auch die Flächen für mögliche Erweiterungen, die sich das Unternehmen hat reservieren lassen, waren im Besitz der Stadt. Mit dem Erwerb des jetzigen Grundstücks fließt ein Betrag von mehr als einer Million Euro in den Stadtsäckel.

In mehreren Bauabschnitten möchte das Unternehmen den Standort erweitern. Es investiert mehrere Millionen Euro. Im ersten Bauabschnitt werden im neuen Industriegebiet fünf Hektar mit einem Verwaltungs- und Entwicklungsgebäude und einer Fertigungshalle bebaut, mit bereits existierenden Maschinen. Mit drei neuen Anlagelinien für die Aufbereitung von Folien und Platten soll die Produktion effektiv verdoppelt werden. Weitere vier Hektar Fläche sind als Erweiterungsflächen bereits reserviert, wie es heißt.
Der Bauplan ist genehmigt. Bei der Gestaltung des Werks hätte sich der eine oder andere optisch wie architektonisch einen Hingucker gewünscht an der Einfallsstraße ins Stadtgebiet. Schönes Beispiel ist der Küchenarbeitsplattenhersteller Lechner. Die Struktur und Charakteristik des Gebäudes fällt schon von der Autobahn aus ins Auge wegen seiner Ausstrahlung: moderne Stilelemente vor historischer Stadtkulisse mit Türmen und Mauern. Auch der benachbarte Kunststoff-Spezialist Ebalta, der sich mit Teknor eigentlich nicht ins Gehege kommt, wie betont wird, und das Rotabene Medienhaus haben mit ihrer Industriearchitektur der Produktions- und Fertigungsstätten Akzente in der städtebaulichen Entwicklung gesetzt. Im nördlichen Teil des Stadtgebietes ist das Autohaus Korn mit seiner aufsehenerregenden Glashalle zu nennen.
Bei Teknor heißt es zu dem Thema: Man habe sich an den hohen Anforderungen an Gestaltung orientiert, die am Standort Rothenburg im Vergleich andernorts „über das übliche Maß hinausgehen“. Mit dem neuen Werk direkt an der Autobahn will sich das Unternehmen insbesondere den zentraleuropäischen Markt intensiver erschließen und die Nähe zu den Kunden für eine flexible und schnellere Zusammenarbeit nutzen. In den verschiedenen Schlüsselsektoren wie Automobile, Industrie, Werkzeuge, Medizinische Verwendungen und Elektronik gewinnen die Faktoren Flexibilität und Zeit zunehmend an Bedeutung. In enger Zusammenarbeit zwischen der Stadt und Teknor wurden in den letzten Wochen und Monaten alle Voraussetzungen erörtert, Anträge bearbeitet sowie die entsprechenden Bauleitplanungen vorbereitet und terminiert, sodass der ehrgeizige Zeitplan mit Produktionsstart im Herbst 2019 eingehalten werden

Bei der Vertragsunterzeichnung: Oberbürgermeister Walter Hartl (von rechts), Teknor-Geschäftsführer Walter Baumann und Marketingdirektor Markus Krippner.

kann. Oberbürgermeister Hartl war es ein besonderes Anliegen, die Ansiedlung in Rothenburg zügig zu ermöglichen.

Aktuell sind in Steinsfeld und Tauberzell 130 Fachkräfte beschäftigt. In den kommenden Jahren soll die Anzahl der Mitarbeiter „signifikant steigen, um das neue Werk vollständig unterstützen zu können“, heißt es in der Pressemitteilung. Auch das Angebot an neuen Ausbildungsplätzen soll sukzessiv aufgebaut werden. Es war ein besonderes Anliegen für Teknor, das neue Werk in guter Reichweite der Mitarbeiter zu belassen, um sich Fachwissen und Fähigkeiten und damit Know-how im Unternehmen zu sichern. Bei der Belegschaft überwiegt die Erleichterung, dass die Arbeitsplätze in der Region erhalten bleiben und sogar noch ausgebaut werden sollen.
Der Mutterkonzern Teknor Apex zählt mit insgesamt  2200 Mitarbeitern zu einem der weltweiten Marktführer in der Aufbereitung von Kunststoffen. 1924 gegründet und als Familienunternehmen in dritter Generation geführt, werden in der Zentrale in Pawtucket, Rhode Island (USA) und an dreizehn weiteren Standorten recyclefähige Kunststoffe für die Automobil- und Elektroindustrie, für Haushaltsgeräte, Lebensmittel und Medizin produziert.
2016 wurde die PTS – Plastic-Technologie-Service GmbH, die bisher in Steinsfeld technische Thermoplaste und thermoplastische Elastomere herstellt sowie ein Vertriebs- und Marketingbüro in Tauberzell betreibt, von dem US-amerikanischen Strategen erworben und ist nun als Teknor Germany GmbH rechtlich im Handelsregister zu finden als eigenständiges Tochterunternehmen.
Das Multimillionen-Bauprojekt ist eines der bedeutendsten Neuinvestitionen in der Region. Die Stadt Rothenburg freut sich, dass die Wahl dieses innovativen und multinational aufgestellten Unternehmens nach intensiver Standortsuche auf das neue Industriegebiet gefallen ist. Rothenburg konnte mit dem Autobahnanschluss und wichtigen Punkten zum Thema Infrastruktur punkten.   ks/sis

Die Muse Wein

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Fränkische Rebsorten und kulinarische Spezialitäten genießen

ROTHENBURG – Erfolgsfaktor Qualität: Das Weindorf als stimmungsvolles Fest im August zwischen Rathaus und Jakobs-Kirche hat sich einen Namen gemacht und erfährt wachsenden Zuspruch. Vor allem, wenn das Wetter mitspielt, wie zum sonnigen Start in die zehnte Auflage.

Stilvolles Ambiente mit Licht schaffen: gesellige Gemütlichkeit und Wohlfühlen im Rothenburger Weindorf. Fotos: Schäfer

Einheimische sowie Gäste aus dem Umland und Touristen erleben Kultur und Geselligkeit im reizvollen Terrain der Altstadt. Bis Sonntagabend gibt es noch die Möglichkeit, die vielfältige Auswahl von Weinen zu kosten zu Schmankerl und Spezialitäten. Fünf Rothenburger Gastronomiebetriebe mit ihren Partnerunternehmen und das Weingut „Glocke“ als einziger ortsansässiger Winzerbetrieb, kredenzen köstliche Tropfen in feinen Gläsern und servieren frisch zubereitete Köstlichkeiten schön angerichtet auf dem Teller.

Die gepflegte Esskultur setzt eigene Akzente und prägt den Gesamteindruck des Weindorfes. Da schmecken die Produkte besonders gut. Für jeden Gaumen ist etwas dabei: von süß bis säuerlich, von lieblich, würzig bis deftig. Die Gäste haben die Qual der Wahl angesichts der Wein- und Speisekarte. Fleisch, Wild, Geflügel, aber auch Käsespätzle, Kartoffelgerichte, und italienische Antipasti. Sogar die süßen Naschkatzen oder edelherben Schleckermäuler kommen nicht zu kurz.

Tagsüber lässt sich im Weindorf an sonnigen Plätzen oder beschattet von Sonnenschirmen und Pagodenzeltdächern wohlsein, am Abend unter Mond und Sternenhimmel zwischen stimmungsvoll beleuchteten Fassaden. Mit warmen Tönen schafft Beleuchtungskünstler Harald Köhler „La dolce vita“ am Grünen Markt und lässt die benachbarte Jakobs-Kirche in unterschiedlichen Farben erstrahlen. Zu später Stunde leuchtete die Stadtkirche in Regenbogenfarben. Auch in Feuerkessel und Lichthof setzt er architektonische Details gezielt in Szene.

Jeden Abend ziehen Musikanten an den Tischen und Bänken vorbei und unterhalten das Publikum mit volkstümlichen Klassikern. Handgemachte Musik ohne Verstärker mit Akkordeon, Gitarre und Tuba von Günther Hochreiner aus Oberdachstetten, Jürgen Strauß aus Schillingsfürst und dem Trio „Franken-Vollgas“.

OB Hartl (4.v.re) dankt Gastronomen: Rothenburg wurde als Genussort ausgezeichnet.

Aus den Reihen der Gründungsmitglieder des Weindorfes ist Ende 2015 die kulinarische Initiative „Genießen ob der Tauber“ entstanden, darunter zehn Mitgliedsbetriebe aus Rothenburg und Umgebung. Sie war ausschlaggebend, dass Rothenburg Mitte Mai im feierlichen Rahmen in der Würzburger Residenz von der Bayerischen Staatsministerin für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten als einer von 100 Genussorten Bayerns prämiert wurde. Eine unabhängige Fachjury hatte die über dreihundert Bewerbungen bewertet. Das Weindorf, Führungen durch die Weinberge und stilvolle Weinproben, die den Genuss als außergewöhnliches Erlebnis erlebbar machen, spielten bei der Bewertung eine wichtige Rolle.

Oberbürgermeister Walter Hartl überreichte den teilnehmenden Betrieben von „Genießen ob der Tauber“ die Urkunden für die Auszeichnung Rothenburgs zum „Genussort Bayerns“ zur Eröffnung des Weindorfes als besondere Geste der Anerkennung. Er dankte den Gastronomen und Winzern für die Vermarktung „qualitativ hochwertiger Regionalprodukte“ und wünschte „macht weiter so“. Auf dem Weindorf entstanden auch Aufnahmen für eine einzigartige Rothenburg-Videoproduktion für den asiatischen Markt. sis

Die Spezies Mann

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Herren der Schöpfung im Spannungsfeld von Identität

ROTHENBURG – Das gagdichte Sommerspiel „Wir sind mal kurz weg“ um vier unterschiedliche Typen, die sich zufällig auf dem Jakobsweg treffen, um einen irgendwie gearteten Sinn in ihrer Existenz zu finden, entwickelt sich zu einem zweiten Publikumsmagnet im Toppler Theater. Die laufende Saison steuert auf einen neuen Besucherrekord zu, wenn das laue Wetter in den nächs­ten eineinhalb Wochen weiter so gut mitspielt.

Zuschauermagnet: die Sommerkomödie über die Verunsicherung der Männer und über ihre Männlichkeit. Fotos: Schäfer

Die Erforschung menschlicher Gefühlswelten aus der Mitte des Lebens von Tilmann von Blomberg und Bärbel Arenz  ist ein mitreißendes Spektakel und beschert der Rothenburger Freilichtbühne häufig ausverkaufte Vorstellungen. Auch das Zwei-Personen-Stück „Sechs Tanzstunden in sechs Wochen“ von Richard Alfieri  als erste Eigenproduktion der diesjährigen Spielzeit lief gut.

„Es sieht ganz danach aus, dass wir  einen neuen Besucherrekord erreichen“, gibt sich Erich Landgraf von der Theaterleitung optimistisch. Die zum Vergleich herangezogene Messlatte von 4250 Zuschauern im letzten Jahr ist schon jetzt fast erreicht. Zehn Vorstellungen bis zum Saisonende am Mittwoch, 29. August, bieten eine reelle Chance für einen neuen Durchbruch. Erich Landgraf führt diese gute Aussicht auf die beiden diesjährigen Stücke „mit ihren hevorragenden Inszenierungen und exzellenten Besetzungen zurück“. Bühnenmusik und Gesang verstärken den Sinnenreiz der Männer-Komödie.
Das durch Desorientiertheit zusammengeschweißte Pilger-Quartett singt sich mit umgedichteten Ohrwürmern aus alten Pop-Zeiten in die Herzen des Publikums. Niemand bleibt davon unberührt. Ein Spiel mit Schwere und Leichtigkeit über unschöne Wahrheiten um männliche Wechseljahre respektive privater und beruflicher Neuorientierung, gepaart mit nachlassender Leistung. Tatsächlich dreht sich die Handlung um die Verniedlichung von Kernproblemen, die unterhaltsam dargeboten werden, unter der Regie von Katja Wolff.
Männer in der Midlife-Crisis sind Zielscheibe der frechen Revue. Herren der Schöpfung,  die sich nicht öffnen, haben eine Menge Probleme. Es geht um Haarausfall und die Prostata, um verflossene Ehefrauen und nervende Geliebte, Erektionsprobleme und andere Verfallserscheinungen. Beim Aufeinandertreffen von Geschäftsmann, Frauenheld, Lebenskünstler und Moralapostel werden zunächst Revierverhalten und Hackordnung geklärt. Doch weil auf dem Jakobsweg mitten in der Pampa Büro, Statussymbol und Frauen weit weg sind, schälen sich aus den Ausreißern der Jammerlappen oder der verletzte Junge heraus.
Die Männer beginnen, über ihre Ängste und Träume zu reden und lassen durchschimmern, wie es um ihr Herz bestellt ist. Bisher verstanden die Protagonisten nicht, wie sie dort landen konnten, wo sie heute stehen. Aber sie haben auch nicht nach den Ursachen darüber geforscht, sondern sich abgefunden und durchgehalten. Das beginnt sich am Lagerfeuer zu ändern.
Drei der vier Schauspieler in dem Stück sind verheiratet. Stefan Gossler, der auf der Bühne den Obsthändler Haluk mimt und von seinem Schwager und Arbeitgeber unterdrückt wird, bereits seit 44 Jahren. Seine Frau kennt er aus der Schulzeit. 2016 hat er den „Uwe“ im Erfolgsstück „Drei Morde, Küche Bad“ am Toppler Theater gespielt. Der 63-Jährige scheint von der Midlife-Crisis wenig betroffen: „Wenn es sie gibt, halte ich sie für hinnehmbar“. sagt er.

Eine Sitzplatzreservierung ist ratsam: Das Toppler Theater steuert auf einen neuen Besucherrekord zu.

Stephan Schill, der den selbstgefälligen Macho auf der Bühne verkörpert und mit Geld, Job und junger Geliebter protzt, und Dirk Witthuhn als verbitterter Lehrer, leben ebenfalls in einer Ehe und damit in einem wesentlichen Bereich von Mannsein. Der Jüngste im Bunde, Alexander Wipprecht. ist unverheiratet, wie in seiner Rolle  als Lebenskünstler und Softie, der sich nicht binden will. „Zu 99 Prozent lernen Männer wie Frauen nicht den Partner kennen, den sie sich vorgestellt haben, weil es diese Person gar nicht gibt.“

Männer haben weit mehr gemeinsam, als der einzelne Mann es meist vermutet. Zu leben heißt zu leisten. Das Durchhalten und Aushalten gehört zum Mannsein, wie das Rasieren am Morgen.
Nach dem Verlassen des Elternhauses stürzt er sich in seine Arbeit und klotzt ran. Er will Erfolg haben und gutes Geld verdienen. Denn ein „richtiger“ Mann definiert sich und seinen Wert zuerst über Erfolg und Geld. Deshalb stürzt er sich in das Machen und Tun. Dieser einseitige Leistungsweg wird für die meisten Männer zum Lebensweg. Leben heißt für sie, es zu etwas bringen. Von dieser Spur kommen sie so schnell auch nicht herunter.
Erst eine Krise des Körpers, der Psyche oder der Beziehung, Arbeitslosigkeit oder die Pensionierung wirft sie aus dieser Spur. Der Mann versteht sich vor allem als der arbeitende Mann. Hat er nichts zu tun, kann er mit sich nichts anfangen und ist verzweifelt. Das alles beruht weder auf Schicksal, sondern auf Unwissenheit und auf alten eingefahrenen Mustern des Denkens und Verhaltens. Aber Männer können verstehen lernen, warum sie diesen Weg gegangen sind und sich in eine tiefe Krise hineinmanövriert haben.
Daran sind weder Wirtschaft noch Politik und schon gar nicht die Frauen schuld. Auch wenn betroffene  Männer sich so fühlen als hätten „Andere“ ihr Leben versemmelt und nicht sie selbst.  Das Thema „Männer“ ist ein wichtiges Thema. Sehr viele Entscheidungen in allen Bereichen des Lebens werden durch Männer getroffen, die ihren rationalen Verstand zum Chef gemacht haben.
Mit der Frage „Wann ist der Mann ein Mann?“ beschrieb Herbert Grönemeyer in einem Lied die tiefe Verunsicherung der Männer über ihr Mannsein und über die Männlichkeit. Frauen sind schon länger auf der Suche nach einem neuen Selbstverständnis und aus den alten Mustern und Rollen ihrer Mütter ausgestiegen. Sie besuchen Selbstfindungskurse, machen Yoga, meditieren und lesen Lebensbücher auf der Suche nach dem wahren Frau-Sein im tieferen Sinn. sis

Neuen Anlauf wagen?

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Das Ringen um nachhaltige Lösungen geht weiter

ROTHENBURG – Wünsche, Träume, Pläne: Neue Interessenten wecken Hoffnungen für die Nutzung des  brachliegenden Brauhausgeländes. Der Stadtrat unternahm deshalb kürzlich  eine Besichtigungsfahrt nach Würzburg, die neue optimistischere Blickwinkel entstehen ließ. Im Herbst läuft die Option für die KPB-Planungsgruppe Berlin aus, deren Vorhaben im Sand verlaufen ist, auf dem Areal ein Fünf-Sterne-Hotel zu errichten.

Problemfall Brauhausgelände: Viele hatten die Hoffnung schon aufgegeben, jetzt sind neue Lösungen in Sicht. Fotos: Schäfer

Die Berliner Planungsgruppe um Reinhard Bauermeister hat die Kaufoption über 650000 Euro für  das Brauhausgelände mit dem markanten Industriebau, aber teils einsturzgefährdetem Gewölbeuntergrund, nicht ausgeübt. Es gibt auch keine Anzeichen dafür. Die Stadt zieht deshalb eine Neuorientierung in Erwägung und lotet die Chancen am Markt aus. Eine  einheimische Investorengruppe hat der Stadt bereits einen Vorschlag für ein realisierbares Gesamtkonzept  unterbreitet. Es gliedert  sich in drei Nutzungsbreiche: für den Wohnungs-,  Arbeits- und Betreuungsbedarf. Es sollen Wohnungen für Ein-Personen-Haushalte, für junge Familien und für Senioren mit ihren jeweiligen Anforderungen geschaffen werden, aber auch gewerbliche Räume als Laden, Büro oder Praxis. Ebenso ist an die Schaffung kleinerer Appartements mit Serviceleitung gedacht für Werktätige und Studenten des Hochschulcampus.

Bei der Investorengruppe handelt sich um die namhaften Unternehmen Stein (Wachsenberg), Kehrberger (Ansbach) und Dr. Hahn (Bad Windsheim). Die Risiken sehen die Investoren im Bereich der Altlasten des Brauereibetriebs und in den Auffüllungen der Kellerebenen. Schriftlich haben sie dazu erklärt: „Wir würden hierfür ein Gutachten erstellen lassen, um Klarheit zur baulichen Situa­tion zu schaffen. Außerdem kümmern wir uns um die Umsiedlung der Fledermäuse“. Die Tiere stehen unter Naturschutz und könnten im Rahmen praktizierter Schutzbemühungen unter fachmännischer Hilfe in Ersatzquartiere umgelenkt werden. Trotz der  zu erwartenden hohen Kosten für Altlasten, Bau- und Abrissmaßnahmen bietet die Investorengruppe der Stadt für das Objekt einen „fairen Kaufpreis“ an.
Doch der Kreis hat sich erweitert. Nach Würzburg fuhr der Stadtrat aus zwei Gründen. Unabhängig voneinander haben ein Hotelprofi und ein Architekt aus der Domstadt Interesse an einer Entwicklung des Brauhausgeländes bekundet. Dagmar Wagenpfahl-Lagrange, eine gebürtige Ochsenfurterin, ist Investorin und Inhaberin des 120-Betten-Hotels Kapellenberg in Eibelstadt mit gehobenem Drei-Sterne-Standard und managt als Direktorin das nagelneue Edel-Hotel Melchior Park auf dem Gelände der ehemaligen Leighton-Barracks im neuen Stadtteil Hubland. Im diesem Würzburger Hotelbetrieb sind auch ihre Schwester und deren Mann tätig.
Das im September 2017 neu eröffnete 235-Betten-Haus nahe der Würzburger Innenstadt ist das Sieger-Ergebnis eines Architektenwettbewerbs und stammt vom Büro Gerber Architekten aus Dortmund. Finanziert hat das 4-Sterne-Hotel die Freier Besitzgesellschaft mit Sitz in Rottendorf. Deren Chef ist der deutsche Milli­ar­där Bernd Freier, Gründer der Modemarke s.Oliver. Rund 24 Millionen Euro sollen in das Objekt geflossen sein.
Das viergeschossige Melchior Park Hotel auf dem 1,1 Hektar großen Areal des ehemaligen US-Casinos ist im Zusammenhang mit dem neuen Stadtteil Hubland entstanden. Im Untergeschoss des Hotelbetriebes befindet sich eine Tiefgarage und der Wellnessbereich mit Pool, Saunen und Fitnessraum.

Im Dornröschenschlaf versunken: Der Wildwuchs auf dem Areal vor der Klingentorbastei nimmt Überhand.

Hoteliersfrau Dagmar Wagenpfahl-Lagrange sieht im Rothenburger Brauhausgelände ein interessantes Entwicklungspotenzial. „Es gibt Ideen“, sagte sie, „aber wir stehen erst am Anfang.“ Auf Wunsch von Oberbürgermeister Walter Hartl traf sie sich inzwischen mit dem Architekten und Geschäftsführer der Würzburger Bürgerbräu Projektentwicklungs GmbH, Roland Breunig, der schon konkretere Überlegungen zum Brauhausgelände hat, um Möglichkeiten einer Zusammenarbeit auszuloten. Seine Pläne seien bereits soweit gediehen, dass er sie demnächst dem Rothenburger Stadtrat vorstellen werde, hat Dagmar Wagenpfahl-Lagrange dem offen geführten Gespräch mit ihm entnommen. Der Architekt gehörte mit der Sektkellerei Höfer zur Investorengruppe, die das ehemalige  Bürgerbräu-Gelände mit seinen historischen und denkmalgeschützten Gebäuden in der Zellerau teilweise von der Stadt Würzburg übernommen und mit Auflagen zu einem Kultur- und Dienstleistungszentrum entwickelt hat. Die bisherigen Nutzungen – Basketballzentrum, Sektkellerei, Museum – blieben erhalten. Das gesamte Gelände sollte insgesamt mehr in sein Umfeld integriert werden mit Parkanlagen, Parkplätzen und Festplatz. Die alte Bausubstanz wurde weitestgehend saniert und erhalten. Der Architekt und Projektentwickler will seine Pläne zum Brauhaus demnächst dem Stadt­rat vorstellen. Er war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.

Vielleicht ist dem Brauhausgelände doch noch eine Entwicklungsgeschichte mit gutem Ende vergönt. Seit der Stilllegung des Brauereibetriebs „Brauhaus Rothenburg“ in den 70er Jahren, gab es viele Überlegungen und Aktivitäten, das „Filetstück“ vor der Klingentorbastei zu neuem Leben  zu erwecken. Gründe für das Scheitern waren das Fehlen einer schlüssigen und umsetzbaren Gesamtkonzeption sowie die fehlende Finanzkraft der Investoren.
Wie lange das denkmalgeschützte Brauhaus-Gebäude von 1899 und die unterirdischen Gewölbekomplexe auf dem Hanggelände dem Dämon des Verfalls noch standhalten, ist eine berechtigte Frage. Immer wieder wurden Stimmen laut, das Areal flächendeckend dem Erdboden gleichzumachen. Doch zur Stadtentwicklung gehört auch ein sensibler und angemessener Umgang mit baulichen Zeugnissen der Vergangenheit bei einer Folgenutzung – zum Erhalt kulturhistorischer Werte. sis

Die wollen nur spielen

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Jugendzentrum lud zum interaktiven Rollentausch ein

ROTHENBURG – Nach monatelanger Planung, Vorbereitung und Vorfreude konnte das Team des Rothenburger Jugendzentrums (JUZ) mit immerhin 13 Teilnehmern nach Seukendorf, in den dort ansässigen Jugendtreff fahren. Dort begannen sie ihr gemeinsam erarbeitetes „LARP“, also ein Rollenspiel in Echtzeit.

Die Teilnehmer aus Rothenburg, Veitsbronn und Seukendorf ersannen eine fiktive Welt. Foto: privat

Was ist eigentlich ein „LARP“? Das fragten sich auch fast alle Jugendliche, die von dieser Idee hörten. Der Jugendtreff Veitsbronn, Seukendorf und das JUZ Rothenburg wollten etwas ganz Neues machen. Also wurde nach großem Vorbild, wie der „ConQuest“ – des weltgrößten Live-Rollenspiels, das über fünf Tage geht – monatelang geplant.

Das Akronym „LARP“ steht für „Live Action Role Playing“ und lässt die daran Teilnehmenden in eine andere Welt und andere Rollen eintauchen und andere Charaktere spielen. So wurden aus den Jugendlichen und jungen Erwachsenen schnell mal verwegene Abenteurer, geldgierige Söldner, starke Krieger, hinterlistige Diebe, Schamanen oder kräuterkundige Waldläufer.

Und natürlich hieß es dementsprechend auf einmal statt „Hi“, einfach „Seid gegrüßt ihr edlen Leut’“. Die Atmosphäre musste selbstverständlich auch stimmen – so wurden Tonkrüge, Holzvesperbretter, Zelte und vieles mehr im Voraus besorgt und entsprechend bedruckt.

Noch bevor das Wochenende startete, wurde ein komplett von den engagierten JUZ-Mitarbeitern ausgearbeitetes „LARP-Buch“ den Jugendlichen übergeben. Dieses enthielt sämtliche Eckdaten zur Rollenspiel-Welt, den Regeln, den Systemen und vieles mehr. Darunter befand sich eine geheimnisvolle Einladung von dem erhabenen Herrscher und König Cedrik von Froysal. Dieser forderte die vielen Abenteurer auf, nach Seukendorf zu reisen. Von dort aus sollten sie einen wichtigen Beitrag leisten, um das Land vor einer bevorstehenden Katastrophe zu retten.

Kritik und ernste Themen

König Cedrik wäre stolz auf die Teilnehmer gewesen – wäre er nicht in seinem prunkvollen Schloss gesessen und hätte rein gar nichts zur Rettung seines Landes beigetragen und mitbekommen – neben viel Witz und Phantasie fließt in diese fiktive Welt ein hohes Maß an Gesellschaftskritik und ernsten Themen mit ein.

Nicht selten wurden die Spieler hierbei vor moralisch schwierige Entscheidungen gestellt und mussten genau abwägen, wofür sie sich entscheiden und welche Konsequenzen sie erwarten könnten. Folgende Fragen trieben sie dabei um: Kann meine Figur damit umgehen? Ist der Dorfschmied vielleicht doch nicht die Person, wofür er gehalten wurde? Habe ich das Richtige getan?

Mit viel Humor, Raffinesse, Kampfgeist und Ausdauer wurden viele Rätsel, Aufgaben und auch die Hauptaufgabe gelöst. Nicht selten passierten unvorhergesehene, kreative und sehr lustige Gegebenheiten, die die Verantwortlichen zuerst so nicht vorher sehen konnten. So wurde schon mal eine Truhe vom Händler erstanden, welche noch andere Gruppen gerne gehabt hätten und wie es das mittelalterliche Leben so wollte, wurde diese Gruppe gleich mal zum Kampf aufgefordert. Die Truhe wechselte ihren Besitzer, doch der wichtige Inhalt war vor dem Kampf schon an einem sicheren Ort versteckt – ganz schön gewieft von den Spielern! An den Abenden blieb Zeit für Gespräche und die Taverne. Zudem besuchte ein Feuerkünstler die Gruppe.

Positives Resümee

Die Geschichte endet nicht in Seukendorf – sie fing dort erst richtig an. Geplant ist ein weiterführendes „LARP“ in Rothenburg – dort wird man König Cedrik das erste Mal persönlich begegnen und weiter an der Rettung des Landes arbeiten. Das Resümee des Wochenendes war auf jeden Fall sehr positiv. Die Teilnehmer sind bereits fleißig am planen, welche Rollen sie das nächste Mal spielen und schneidern an ihren Gewandungen.

Für Interessierte besteht noch die Möglichkeit, als Spieler, aber auch als Helfer mit fest vorgegebener Rolle mitzumachen, um das Erlebnis für die anderen Spieler noch intensiver zu gestalten. Das Team des Jugendzentrums steht für Fragen hierzu bereit. eb


Freude über tiefe Freundschaft

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Städtepartnerschaft Susdal–Rothenburg beging ersten Akt der 30-Jahrfeier

ROTHENBURG – 30 Jahre Städtepartnerschaft zwischen Rothenburg ob Tauber und Susdal in Russland. Das musste gefeiert werden. Dazu reiste kürzlich eine 75-köpfige Delegation aus Rothenburg in die russische Partnerstadt. Für viele darunter gab es beeindruckende Begegnungen mit langjährigen Freunden. Aber auch die erstmalig mitgereisten Rothenburger kamen begeistert zurück. Die Herzlichkeit und die Gastfreundschaft, die ihnen von den russischen Freunden entgegengebracht wurden, waren überwältigend.

Beim Festzug zu den Jubiläumsfeierlichkeiten in Susdal: Die Rothenburger Reisegruppe hat einen Ehrenplatz ganz vorne. Unter dem Applaus der Zuschauer schwenken Teilnehmer Deutschland-Fähnchen, die ihre russischen Freunde beschafft hatten. Fotos: privat

Rothenburg zählt zu den Pionieren deutsch-russischer Städtepartnerschaften. Als diese 1988 unterzeichnet wurde, herrschte zwischen Ost und West Kalter Krieg. Die Machtblöcke standen sich noch feindlich gegenüber. Es war also ein schwieriges Unterfangen, als Oskar Schubart, der damalige Rothenburger Oberbürgermeister, nach einer Russlandreise, die ihn unter anderem auch nach Susdal als Station auf dem sogenannten Goldenen Ring kulturhistorisch besonders interessanter Ziele führte, die Idee einer Städtepartnerschaft entwickelte.

Er, der die Schrecken des Zweiten Weltkrieges noch als Soldat erlebt hatte, wollte damit einen aktiven Beitrag zur Völkerverständigung leisten. Es gelang ihm, den Stadtrat von seiner Idee zu überzeugen.
Vorbehalte über Bord
Auch in Susdal war man zu diesem Schritt bereit. Die politischen Hindernisse konnten überwunden werden, so dass er kurz vor Ende seiner Amtszeit die Urkunde noch unterzeichnen konnte. Oberbürgermeister Herbert Hachtel setzte dieses Bemühen als einen Beitrag der aktiven Friedensarbeit fort.
Zwischenzeitlich sind dadurch zahlreiche private Freundschaften entstanden. Selbst Ehen wurden geschlossen. Der Verein für Städtepartnerschaften, der regelmäßige Besucherreisen und Spendenaktionen durchführt, hatte daran einen großen Anteil.
Wichtiger Grundstein
Allen aktiven und ehemaligen Vorsitzenden und Beiräten des Vereins dankte Oberbürgermeister Walter Hartl im Rahmen der Festveranstaltung für dieses Engagement. Ebenso den Schulleitern und den Lehrerinnen und Lehrern der Oskar-von-Miller-Realschule für den regelmäßigen Schüleraustausch mit der Susdaler Mittelschule I.
Dadurch haben vor allem auch junge Menschen die Möglichkeit, die jeweils andere Kultur kennen und schätzen zu lernen, als wichtigen Grundstein für die Verständigung zwischen den Nationen und ein friedvolles Miteinander.
Sein besonderer Dank galt aber auch der Bevölkerung, den Stadtoberhäuptern und dem Susdaler Stadtrat für ihren aktiven Beitrag zur Vertiefung der Partnerschaft. Besonders erfreulich war, dass auch einige der Pioniere der Städtepartnerschaft sich mit auf den Weg nach Susdal gemacht hatten.
Sie wurden am Festabend auf die Bühne gebeten, um von ihren Erlebnissen zu berichten. So der frühere Dekan Johannes Rau, Edwin Abt, Irmgard Gruber, Ursula Ilgenfritz, wie auch Herbert Eger und Ulrich Kößer, die sich ebenfalls schon viele Jahre für Susdal und die Städtefreundschaft engagieren.
Bürgermeister Kurt   Förster, der in seiner Funktion als Vorsitzender des Städtepartnerschaftsvereins ebenfalls um ein Grußwort gebeten wurde, unterstrich bei dieser Gelegenheit erfreut, dass es sich um eine sehr lebendige Partnerschaft handelt.
Er dankte besonders auch den früheren Vereinsvorsitzenden Irmgard Gruber und Helmut Rienecker sowie den Beiräten für die hervorragende Unterstützung und betonte die gute Zusammenarbeit mit dem Susdaler Partnerschaftskomitee.
Die Jubiläumsfeierlichkeiten waren in das Susdaler Stadtfest eingebunden. Für den Festzug erhielten die Rothenburger Gäste Deutschlandfähnchen und marschierten hinter der Musikkapelle an der Spitze des Zuges. Es sei beeindruckend gewesen, die positiven Reaktionen der Besucher zu erleben, die die Straße säumten, berichten Mitglieder der Reisedelegation.

Oberbürgermeister Walter Hartl (2.v.li.) und Bürgermeister Kurt Förster (re.) während der Ansprachen.

Ceska Lipa mit im Boot

Im Rahmen der Jubiläumsveranstaltung zum Bestehen der Verbindung mit Rothenburg wurde auch eine neue Partnerschaft geschlossen. Susdal und die tschechische Stadt Ceska Lipa unterzeichneten die Urkunden. Oberbürgermeister Walter Hartl wünschte dieser neuen Verbindung tiefe Freundschaften, wie sie sich in den 30 Jahren zwischen der Susdaler und der Rothenburger Bevölkerung entwickelt haben.
Musiker der Hans-Sachs-Gilde waren mit nach Susdal gekommen. Sie spielten dort auf und bereicherten – als Vertreter der Rothenburger Historienvereine – auch in ihren Kostümen als Aushängeschild den Umzug. Der Abschied nach einem intensiven Festwochenende fiel allen schwer. Kleiner Trost, der es aber dann doch etwas leichter machte: Bereits zu den Reichsstadttagen gibt es ein Wiedersehen. Dann wird in Rothenburg das Jubiläum der Partnerschaft mit Susdal gefeiert. eb/-ww-

Alles andere als nach Schema F

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Hospizbegleitung ist Interaktion von Mensch zu Mensch – 11 Ehrenamtliche in Ausbildung

ROTHENBURG – Für die Mitmenschen in ihrer schwersten Zeit da zu sein ist eine unschätzbar wertvolle Aufgabe. Die Hospizbegleiter des Rothenburger Hospizvereins nehmen diese Tag für Tag aufs Neue an. Dass man dabei auch sehr viel über sich selbst erfährt und für sein eigenes Leben mitnimmt, können Katja Sendel, Alexandra Hahn und Ida Burger nur bestätigen. Sie lassen sich gerade zu Hospizbegleiterinnen ausbilden.

Uschi Memhardt (li.), Koordinatorin des Hospizvereins, mit ihren Hospizhelfer-Auszubildenden Katja Sendel, Alexandra Hahn und Ida Burger. Foto: Scheuenstuhl

Zwar wird es noch ein wenig dauern bis sie eine Begleitung alleine übernehmen dürfen, doch bereits in ihrem kürzlich absolvierten Prakikum haben sie einen realitätsnahen Einblick von ihrem zukünftigen ehrenamtlichen Engagement bekommen. 20 Stunden durfte jeder der insgesamt elf Teilnehmer in einer Einrichtung, etwa dem Haus Gottesweg, der Tagespflege oder dem ambulanten Pflegedienst, unter fachkundiger Anleitung der Mitarbeiter deren Arbeit kennenlernen.

Die Ausbildung zum Hospizbegleiter beinhaltet sehr viel Theorie, deshalb ist es „so wichtig“, findet Ida Burger, auch bereits in dieser Zeit etwas von der Praxis mitzubekommen. Und zur großen Freude von Uschi Memhardt, der Koordinatorin des Rothenburger Hospizvereins, hat die „Azubis“ diese Erfahrung nicht abgeschreckt. Ganz im Gegenteil. Sie alle drei sind fest entschlossen auch nach Beendigung der Ausbildung im November in die Begleitung zu gehen.
Dieses eine Jahr war für sie eine sehr intensive Zeit. Sie kamen mit vielen bislang unbekannten Themenfeldern in Berührung, beispielsweise die rechtlichen Aspekte bei der Begleitung, die einzelnen Sterbephasen, aber auch unterschiedliche Bestattungsformen. Nachhaltig beeindruckt hat die drei auch die Kurseinheit über Nahtod-Erfahrungen.
Mehr Leben geben
Mögen diese Themen zwar vor allem das Ende des Lebens in den Fokus rücken, so zielt das ureigenste Anliegen der Hospizbewegung jedoch in ers­ter Linie darauf ab, den „Tagen mehr Leben zu geben“, wie Uschi Memhardt erklärt. Für die jeweilige Begleitung ist deshalb weniger maßgeblich, was bei dem oder der zu Begleitenden körperlich oder geistig nicht mehr geht, sondern was ihm oder ihr Freude bereitet.
Wichtig ist, dass sich zwischen den beiden Beteiligten eine Beziehung aufbaut. Denn die Begleitung beginnt meist nicht nur direkt vor dem Ende des Lebens, wie oft fälschlicherweise angenommen wird. Sie kann durchaus auch über Jahre hinweg andauern. Dabei einfach nach Schema-F vorzugehen ist nicht möglich, sagt Katja Sendel. Denn die Begleitung ist eine zutiefst individuelle Interaktion von Mensch zu Mensch.
Gewinn für beide Seiten
Folglich ist es auch nicht verwunderlich, dass beide Beteiligten einen Gewinn aus der gemeinsamen Zeit ziehen können. Bereits während der Ausbildung startet bei den angehenden Hospizbegleitern der Reflexionsprozess. „Man setzt sich auch viel mit sich selbst auseinander“, erklärt Katja Sendel und Alexandra Hahn ergänzt: „Man lernt dabei, auf sich zu schauen und zu achten.“
Die Hospizarbeit lebt vom Austausch, ist sie überzeugt. Deshalb wird es zum einen regelmäßige Supervisionen geben wenn sie dann tatsächlich in die Begleitung gehen. Zum anderen ist der Kontakt bei  der Begleitung nicht nur auf Hospizbegleiter und dem zu Begleitenden begrenzt. Auch die Angehörigen und das Umfeld werden miteinbezogen, betont Uschi Memhardt. Die Hospizbegleiter sind da etwa auch gefragt, ihnen die Ängste  vor dem Schreckensgespenst „Sterben“ zu nehmen.
Dass der Tod und die Zeit unmittelbar davor in der Gesellschaft immer noch mit Tabus behaftet sind, merkten auch die Hospizbegleiter-Azubis hautnah. Der direkte Bekanntenkreis zeigte sich nämlich mitunter etwas reserviert angesichts ihrer Ankündigung, ausgerechnet in diesem Bereich  tätig zu werden. Zwar lobten sie dieses ehrenamtliche Engagement. Aber dann näher auf das Thema eingehen, wollten die Wenigsten. Viele Freunde meinen, dass sie diese Tätigkeit nicht machen könnten, sagt Ida Bauer. Die vermeintliche Begründung: „Da wäre ich viel zu sensibel dafür.“ Doch genau dies sei die ideale Voraussetzung, weiß  Uschi Memhardt.
„Sobald ich in Pension bin möchte ich etwas mit Begleitung machen“, nahm sich Ida Burger vor, als sie durch Besuche bei ihrer Mutter den Betrieb in einem Altenheim aus der Sicht einer Angehörigen mitbekam. Sie empfindet es als „schönes Gefühl“ einfach etwas für und mit einem anderen Menschen zu tun, „ohne dass sich dieser verpflichtet fühlt, eine Gegenleistung zu erbringen“. Dies sah ihr Ehemann genauso, so dass er sich kurzerhand ebenfalls zum Hospizbegleiter ausbilden lässt.
Alexandra Hahn hatte als Pflegefachkraft bereits gewisse Berührungspunkte mit dem Thema. Doch ein bewusster Umgang mit Sterben, so sagt sie, komme in ihrem Berufsalltag nicht vor. Sie möchte sich vor allem für einen anderen Umgang mit Sterbenden stark machen.
Auch Katja Seidel hatte als gelernte Krankenpflegerin, die dann in die Betreuung wechselte, regelmäßig mit dem Abschnitt vor dem Lebensende zu tun. Ihr ist es wichtig, „etwas Sinnvolles“ zu machen und ihre Zeit für Mitmenschen einzusetzen. Die meisten Teilnehmer der Schulung haben keinen pflegerischen Hintergrund, unterstreicht Uschi Memhardt.
Großer Bedarf
Da jeder zu Begleitende anders ist, sollten auch die Hospizbegleiter im Idealfall ein entsprechendes Spektrum an Altersstufen, Religionen, gesellschaftlichen Hintergründen und Interessen abdecken. Für den Hospizverein ist es eine „große Herausforderung“ den Bedarf an Begleitung mit den einsatzfähigen Begleitern abzudecken. Somit wird dies sicherlich nicht die letzte Schulung sein. mes

Rege Bautätigkeit

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Stadt und Diakonie schaffen besonderen Wohnraum

ROTHENBURG – Stadtentwicklung mit hoher Bautätigkeit: Die Planungen für die Schaffung von rund fünfzehn Sozialwohnungen und für das neue etwa zehn Hektar große Wohngebiet „Himmelweiher“ laufen bereits. Außerdem entstehen Wohnungen für Menschen mit Behinderung.

Auf dem ehemaligen Aldi-Parkplatz in der Erlbacher Straße entstehen Wohnungen für Menschen mit Behinderung. Fotos: Schäfer

Für den ehemaligen Aldi-Parkplatz an der Erlbacher Straße ist eine gute Lösung gefunden. Die Diakonie Neuendettelsau mit ihrem qualitativ hochwertigen Angeboten und Dienstleistungen am Standtort Rothenburg erwirbt das Gelände von der Stadt zum Bau von Wohnungen für Menschen mit Behinderung. Das Gelände befindet sich im Umgriff der Altstadt und unweit der modernen Werkstatt, in der Menschen mit Behinderung in den Abteilungen Industrielle Fertigung, Eigenfertigung und Dienstleistung tätig sind.

Die Beschäftigten montieren für verschiedene Hersteller oder Zulieferer aus dem Gesundheitswesen, der Industrie oder für Spielwarenhersteller verschiedene Produkte. Mittels moderner Maschinen können auch Arbeitsgänge in der Metallbearbeitung erledigt werden: das Ablängen von Stahl und Alumaterialien, Bohren, Fräsen, Senken oder Gewindeschneiden. Auch Schweißarbeiten werden übernommen.
Die Schneiderei verfügt über Nähmaschinenarbeitsplätze, eine Farben-Strickmaschine und einen Arbeitsbereich zum T-Shirt-Druck. Die Garten- und Landschaftspflegegruppe pflegt kommunale und gewerbliche Grünflächen in der Region. Das Führerschein-Projekt der Werkstatt begleitet einige Beschäftigte auf dem Weg zum eigenen Führerschein für die Rasentraktoren und weitere Fahrzeuge. Zu deren Wartung und Reparatur verfügt das Team über Wartungs- und Reparaturplätze in der Werkstatt. Weitere Arbeitsplätze gibt es in den Bereichen Wohnen, Hauswirtschaft oder Haustechnik.
In der Bleiche-Siedlung befindet sich die Förderstätte für Erwachsene mit schwerer oder mehrfacher Behinderung, die keine Tätigkeit in der Werkstatt ausüben können, aber denen eine sinnstiftende Beschäftigung ermöglicht wird. Dass die Diakonie weiteren Wohnraum schafft für Menschen mit Behinderung, die sich weitgehend selbst versorgen können, ist eine erfreuliche Entwicklung. Schon bisher gibt es Kleingruppen, die in gemieteten Einfamilienhäusern untergebracht sind. Die Hilfeleistungen orientieren sich am persönlichen Bedarf und unterstützen die Bewohner dabei, ein selbstbestimmtes Leben zu führen. Mit dem Neubau schafft die Diakonie neuen Wohnraum für den speziellen Bedarf. Ein Segen für Menschen mit Behinderung in eigenen vier Wänden zu wohnen.
Die Stadt hatte die rund dreitausend Quadratmeter große Parkfläche von Aldi im letzten Jahr erworben und damit die Gelegenheit beim Schopf gepackt, Einfluss auf die Entwicklung von Wohnnutzung in diesem altstadtnahen Bereich zu nehmen. Das Gelände mit dem ehemaligen Aldi-Marktgebäude erwarb die Fitnesskette „Clever fit“ und baute die Halle zum Sportstudio um. Oberhalb der Freizeiteinrichtung und des vorgesehenen Diakonie-Neubaus besitzt die Stadt Rothenburg eine Wiesenfläche, die für den sozialen Wohnungsbau vorgesehen ist – für diejenigen Menschen, die auf günstigen Wohnraum angewiesen sind.
Es sollen etwa fünfzehn Wohnungen entstehen, sagt Stadtbaudirektor Michael Knappe. Das Objekt befindet sich bereits in Planung und wird momentan mit der Regierung von Mittelfranken abgestimmt, denn sozialer Wohnungsbau wird staatlich gefördert. Im Herbst wird das Projekt dem Bauausschuss zur Entscheidung vorgestellt. Momentan befindet sich der Stadtrat in der langen Sommerpause. Baubeginn soll im nächsten Jahr sein, wenn alles glatt läuft.

Zwischen Schweinsdorfer Straße und dem Rewe-Markt weist die Stadt Rothenburg ein neues, zehn Hektar großes Baugebiet aus: „ Am Himmelweiher“.

Als Modell hat auch das neue Baugebiet „Am Himmelweiher“ im östlichen Stadtgebiet zwischen Schweinsdorfer Straße und Rewe-Markt schon Gestalt angenommen. Als Naherholungsgebiet soll es  einen großen Weiher als Mittelpunkt bekommen, der durch Regenwasser gespeist wird. Deshalb auch der Name „Himmelweiher“. Die Nachfrage nach Wohnraum ist groß – vor allem nach günstigen Angeboten. „Wir könnten jede städtische Wohnung zweimal vermieten“, sagt der Stadtbaudirektor.

Verdichten – um jeden Preis?
In der freien Wirtschaft nehmen Angebot und Nachfrage eine zentrale Rolle ein. Private Bauträger orientieren sich vielmehr am Markt und gestalten ihre Preispyramide entsprechend. Bei Mietwohnungen in Rothenburg liegt die Kaltmiete zwischen 5,50 und 8,24 Euro für den Quadratmeter nach dem aktuellen Preisniveau. Für besondere Lagen und repräsentative Architektur im Altstadtgebiet zahlen Leute, die sich das leisten können, auch zehn Euro für den Quadratmeter.
Die Nachfrage in der Stadt ist heute größer denn je und hat ein raum- und siedlungsplanerisches Umdenken ausgelöst. Der Trend geht zum verdichteten Bauen. Geeignet für die Umnutzung großer Flächen, aber weit weniger in alten, gewachsenen Stadt- und Vorstadtquartieren. Das Risiko von Verdichtungen ist groß, durch größere Ersatzneubauten, bei denen Geschossigkeit und Grenzabstände maßgebend sind, die städtebauliche und architektonische Qualität hintenanzustellen.
Die Herausforderung besteht darin, Lösungen zu finden, dass gute bestehende Quar­tier­eigenschaften erhalten bleiben, ohne Neues zu verhindern. Wo Bauland knapp und entsprechend begehrt ist, ist der Wunsch nach Verdichtung groß. Man stößt auf das Dilemma, wo und wie die Prioritäten zwischen Verdichten und Idylle gesetzt werden. Renditeorientierte Investoren haben komplexe Absichten. Welche Bedingung stellt die Stadt für verdichtetes Bauen: eine hohe architektonische und städtebauliche Qualität? sis

Spenden für Uchiko

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Rothenburger Partnerstadt von Naturkatastrophe betroffen

ROTHENBURG – Partnerstadt in Not: Starke Regenfälle führten Ende Juni und Anfang Juli zu verheerenden Überschwemmungen und Erd­rutschen im Westen und Süden Japans. Mehr als 100 Todesopfer sind zu beklagen. Die wirtschaftlichen Schäden sind enorm.

Starker Regen führte vielerorts zu Überschwemmungen und Erdrutschen. Fotos: privat

Damit sind die Überschwemmungen die schlimmste Naturkatastrophe in Japan seit dem Erdbeben und Tsunami im März 2011. Im Mittelpunkt der internationalen Berichterstattung stand die Region um Hiroshima. Von den Überschwemmungen stark betroffen war aber auch die Rothenburger Partnerstadt Uchiko. Glücklicherweise haben dort keine Menschen ihr Leben verloren. Die Sachschäden belaufen sich aber auf mehr als 15 Millionen Euro.

Aufgrund der sintflutartigen Regenfälle und der damit einhergehenden Überschwemmungen und Erdrutsche wurden zahlreiche Häuser, Straßen und Felder zerstört. Viele Bauern beklagen den Verlust ihrer kompletten Ernte. Zahlreiche Menschen stehen angesichts der enormen Schäden vor dem wirtschaftlichen Ruin. Staatliche Hilfen und Versicherungen decken jedoch nur einen geringen Teil der Kosten für den Wiederaufbau, die insgesamt in die Milliarden gehen, ab.

Die Infrastruktur wie Straßen und Brücken muss ebenfalls wieder Instand gesetzt werden.

Die Stadt Rothenburg bittet deshalb um Spenden für ihre Partnerstadt Uchiko. Das hierfür eingerichtete Spendenkonto lautet: DE52 7655 0000 0703 1950 40, Betreff: Japan-Hilfe Uchiko, 4.3651.0001. eb

2030 nur noch grüner Strom

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Stadtwerke Rothenburg mit ehrgeizigen Zielen im regenerativen Energie-Sektor unterwegs

ROTHENBURG – Spätestens im Jahr 2030 wollen die Stadtwerke den derzeit auf 35 Gigawattstunden geschätzten Energiebedarf ihrer Haushalts- und Gewerbekunden zu 100 Prozent aus grünem Strom decken. Dieses ehrgeizige Ziel ist bei der Vorstellung des Geschäftsberichts zum Ausdruck gebracht worden.

Sommer und Sonne schüren zur Freude der Stadtwerke den Energieumsatz der Photovoltaik-Anlage auf dem Dach des Betriebsgebäudes am Steinweg. Am Display von links Thomas Dürr (Geschäftsführer Technik), Pressesprecherin Eva Baum, Dieter Brünner (Sprecher der Geschäftsführung und Erich Weber (Geschäftsführer Markt). Foto: Weber

Nach den bekanntgegebenen Zahlen haben die Stadtwerke Rothenburg GmbH (SWR) mit den wesentlichen Geschäftszweigen Strom, Gas, Wasser und Wärme ein überaus ordentliches Jahr hinter sich. „Auf der Grundlage einer erprobt soliden Unternehmenspolitik in Verbindung mit der Erschließung von neuen Geschäftsfeldern (Erneuerbare Energien, Wärmecontracting, Fernwärmeversorgung) und der Ausweitung des Energievertriebs auf das gesamte Bundesgebiet“ sei wieder ein gutes Ergebnis erwirtschaftet worden, heißt es.

Auch im zurückliegenden Geschäftsjahr haben die SWR weiter in Projekte zur Erzeugung regenerativer Energien investiert. Sie beteiligte sich mit jeweils 10,7 Prozent an der Windpark Falkenberg GmbH mit drei Windenergieanlagen des Typs General Electric (GE) 2.75-120 mit insgesamt 8250 Kilowatt (kW) Leistung auf der Schwäbischen Alb in Baden-Württemberg und der SolarWind Projekte GmbH, die bereits über ein eigenes Erneuerbare-Energien-Portfolio verfügt mit einer Enercon Windenergieanlage in Schleswig Holstein, drei Solarparks in Bayern und Thüringen sowie sieben Solar-Dachanlagen in Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg.

Schon 2300 Haushalte „grün“

Allein durch verschiedene Beteiligungen an Windparks und Solaranlagen in ganz Deutschland konnten die Rothenburger Stadtwerke als Tochter der Stadtwerke Heidenheim zum Ende des Geschäftsjahres 2017 ihrem Erneuerbaren-Energie-Portfolio über 7 Millionen Kilowattstunden (kWh) umweltschonenden Strom gutschreiben. Damit können über 2300 Haushalte mit einem Durchschnittsbedarf von 3000 kWh ein Jahr lang mit regenerativem Strom versorgt und fast 7000 Tonnen CO2 gegenüber der Erzeugung in einem Braunkohlekraftwerk eingespart werden.

Zum Investitionsbudget hinzu kommen die regelmäßigen Investitionen für den Netzausbau und die Instandhaltung der Energie- und Trinkwassernetze samt Anlagen sowie die laufenden Aufwendungen zur Modernisierung und Attraktivierung des RothenburgBads. Insgesamt seien im Geschäftsjahr 2017 bei Umsatzerlösen von 18,9 Millonen Euro rund 5,0 Millionen Euro in die Zukunft des Unternehmens gesteckt worden.

Nach ihren eigenen Angaben hat die Gesellschaft nach Verlustabdeckung des defizitären Bäderbetriebs (925 000 Euro als Minus) ein Ergebnis nach Steuern von 869000 Euro ( Vorjahr 1,029 Millionen Euro). Der Jahresüberschuss beträgt 938000 Euro (Vorjahr 1,062 Millionen Euro).

Neue GmbH gegründet

Trotz verschiedener Tarifpreissenkungen sei eine positive und eindrucksvolle Entwicklung des Ergebnisses zu verzeichnen, betonen die Stadtwerke. Sie beziehen das vor allem auf die gewöhnliche Geschäftstätigkeit. Hier sei das Ergebnis rund 91 Prozent besser als 2014, dem Jahr bevor ab April 2015 die vereinbarten Betriebs- und Geschäftsführung mit der Stadtwerke Heidenheim AG und den ersten Synergien griffen.

Im vergangenen Geschäftsjahr ist außerdem mit der Gründung der SWR Energie.Service.Bau GmbH als 100prozentige Tochter der SWR ein wichtiger Schritt getan worden. Das Unternehmen ist im Energiegroßhandel und (Online-)Vertrieb tätig, ermöglicht die Einkaufsbündelung von Bauleistungen, erbringt Energiedienstleistungen aller Art, bietet Betriebsführungen an sowie Ingenieur-, Bau- und sonstige Dienstleistungen auf dem angestammten Sektor. Außerdem ist sie für den Gastronomiebetrieb in Bädern und die damit in Zusammenhang stehenden Dienstleistungen zuständig.

Merklich gestiegen ist in den zwölf Monaten 2017 die nutzbare Stromabgabe. Nach 34,6 Millionen Kilowattstunden (kWh) waren es nun 37,3 Millionen kWh. Die Veränderung wird im Wesentlichen auf einen höheren Stromabsatz an Sondervertragskunden zurückgeführt. Außerhalb des eigenen Netzgebiets seien neue Abnehmer dazugewonnen worden, betont Dieter Brünner alsSprecher der Geschäftsführung. Der Stromabsatz an die Kunden im eigenen Netz liegt in etwa auf dem Vorjahresniveau. Der Netzabsatz Strom wird mit 63,7 Millionen kWh angegeben. 2016 lag er bei 65,7 Millionen kWh.

Seit Einführung der Marke „RothenburgEnergie“ konnten in Rothenburg ob der Tauber etwa 425 Kunden gewonnen bzw. zurückgewonnen werden. Durch den Ausbau des bundesweiten Vertriebs, welcher im Januar 2016 anlief, konnten mittlerweile 1.037 Haushalts- und Gewerbekunden gewonnen werden. Hinzu kommen 55 Industriekunden aus 13 verschiedenen Bundesländern mit einem jährlichen Bedarf von insgesamt rund 10 Mio. Kilowattstunden. Zum Vergleich: In Rothenburg ob der Tauber gibt es derzeit 36 Kunden mit einem vergleichbaren Stromverbrauch.

Witterungsbedingt

In der Sparte Gas haben die Stadtwerke eine nutzbare Abgabe von 86,6 Millionen kWh erzielt (Vorjahr 88,4 Millionen kWh). Im Bereich der Haushalts- und Gewerbekunden seien im Geschäftsjahr 2017 im Vergleich zum Vorjahr witterungsbedingt etwas niedrigere Absätze zu verzeichnen gewesen, heißt es von Seiten der Stadtwerke. Der Netzabsatz Gas habe nach Angaben des Versorgungsbetriebs bei 125,9 Millionen kWh gelegen (Vorjahr 122,9 Millionen kWh).

Die nutzbare Trinkwasserabgabe ist nach den vorliegenden Zahlen der Stadtwerke mit 707000 Kubikmeter (Vorjahr 726000 Kubimeter), zwar etwas zurückgegangen. Sie entspreche jedoch den durchschnittlichen Abgabemengen der letzten Jahre, wird betont. Die Wärmeabgabe ist nach den bekanntgegebenen Daten mit 6,1 Millionen kWh (Vorjahr 6,4 Millionen kWh) leicht zurückgegangen.

„Auch im Jahr 2017 haben wir wieder viel erreicht, der bundesweite Vertrieb konnte weiter ausgebaut und das Portfolio der Erneuerbaren Energien erweitert werden. Auch die Attraktivierung des RothenburgBades ist in vollem Gange. Weiterhin konnten zum 1. Januar 2018 die Energie- und Trinkwasserpreise sowie die Badpreise für unsere Kunden stabil gehalten werden. Es war daher ein gutes Geschäftsjahr 2017 mit einem ausgezeichneten Ergebnis, über das wir nun berichten dürfen“, fasst Dieter Brünner den Jahresabschluss zusammen.

Im Rahmen eines Energiekonzeptes, das bis zum Jahr 2030 den Aufbau eines eigenen Beteiligungsportfolios an Erzeugungsanlagen zur Stromgewinnung aus erneuerbaren Energien vorsieht, sollen bei entsprechender Wirtschaftlichkeit der Investitionen weitere eigene Erzeugungskapazitäten aufgebaut werden, um den Stromverbrauch aller Haushalts- und Gewerbekunden (derzeit rund 35 Gigawattstunden, GWh) im Netzgebiet abdecken zu können. Hierfür ist bis zum Jahr 2030 ein Gesamtbudget an Eigenmitteln in der Höhe von 15 Millionen Euro vorgesehen. Für Beteiligungsprojekte sind davon inzwischen bereits rund 2,3 Millionen Euro in Anspruch genommen.

Für das RothenburgBad gibt es ein mehrstufiges Erneuerungs- und Attraktivierungskonzept. Im laufenden Jahr liegt der Akzent auf Neugestaltung des Außenbereichs und des Eingangsbereiches samt Foyers, auf Sanierung der gesamten Sanitäranlagen sowie flankierender Gewerke.

Im Jahr 2017 waren die Schwerpunkte der Modernisierung die Sanierung des Hallenbad-Daches sowie die Erneuerung der Decke in der Schwimmhalle und im Eingangsbereich. Außerdem wurden die Brandschutzmaßnahmen verbessert. Unter anderem durch den Bau einer Fluchttreppe vom Hallenbad in den Außenbereich.

Die Neugestaltung der Außenanlage ist mit einem neuen, verbesserten Beleuchtungskonzept verbunden. Die Beete mit ihrer Bepflanzung und die angrenzenden Grünflächen sowie die Begrünung rund um das Fluchttreppenhaus sollen den Eingangsbereich offen, freundlich und ansprechend gestalten. „Wir bitten die Kritiker doch zu warten, bis alles fertig ist,“ meint Pressesprecherin Eva Baum. Was 2019 folgen könnte im RothenburgBad? Das befindet sich derzeit noch in der Planung. -ww-

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